Diskussion über Bischöfe und ihren Kurs

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cantus planus
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Re: Diskussion über Bischöfe und ihren Kurs

Beitrag von cantus planus »

Ich will jetzt nicht einfach Geruechte kochen, aber ich kan doch soviel sagen, dass es in Muenchen hinter vorgehaltener Hand schon etwas Enttaeuschung gibt. Ebenso waren in Trier nicht wenige froh, dass der Bischof versetzt wurde. Aber natuerlich gibt es auch andere Stimmen. Zum Thema Marx hatte ich vor laengerer Zeit schon etwas gesagt: viewtopic.php?p=3362#p3362

Bischof Wiesemann ist mir als Weihbischof bekannt. Das koennte so ein Fall wie Schwarz in Linz sein: der war in Wien ein hervorragender Weihbischof (besonders als Ausgleich zu WB Kraetzl), ist aber als Bischof einer eigenen Dioezese einfach zu schwach.
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Kilianus
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Re: Diskussion über Bischöfe und ihren Kurs

Beitrag von Kilianus »

Was Bischof Wiesemann bzw. die Diözese Speyer und den alten Ritus angeht: Es gibt im Moment eine Sonntag-Abend-Messe in der ao. Form in Dirmstein. Dahinter steht eine Gruppe, die schon eine längere Tradition hat. Sie geht auf Abbé Arnette zurück, einen streitbaren Priester, der in seiner Pfarrei - einer Vorortgemeinde von Frankenthal - die Liturgiereform wohl weitgehend ignoriert, teilweise offenbar mit Mischformen (Stufengebet auf Deutsch und von der gesamten Gemeinde gesprochen) experimentiert (und damit einen Teil der Gläubigen vertrieben, im übrigen aber eine Personalgemeinde herangezogen) hat. Er wurde - ich meine Ende der 1980er Jahre - dann entsorgt, mußte auch sein Pfarrhaus räumen - ein Konflikt, der zum Teil wohl auch vor weltlichen Gerichten ausgetragen wurde.

Er durfte dann aber im abgelegenen Eiselthum (in Abstimmung mit den dortigen Pfarrer) tridentisch weiterfeiern, und zu seiner Beerdigung soll auch der damalige Bischof Anton Schlembach gekommen sein. Nach seinem Tod wurde die Gemeinde von einem Priester der FSSP weiterbetreut, der wiederum auch in der normalen Pfarrseelsorge mitgewirkt hat.

Nach Summorum pontificum hat die Diözese den Vertrag mit der FSSP nicht verlängert. Hintergrund war neben angeblichen Konflikten um das Wirken des FSSP-Priesters wohl auch, daß der damalige Generalvikar (bzw. ständige Vertreter des Diözesanadministrators, das fällt in die Zeit der Vakanz des bischöflichen Stuhls) seine Begeisterung für die alte Form entdeckt hatte und sich der Sache selbst annehmen wollte.

Die Gemeinde bekam auch eine nicht ganz so abgelegene Kirche: Sie feiert (auch jetzt noch) immer sonntagabendlich in der Pfarrkirche von Dirmstein. Dort gab es allerdings - vom Pfarrer geschürt - heftige Widerstände, die allerdings teilweise wohl auch damit zu tun hatten, daß die Pfarrei vor vollenendete Tatsachen gestellt wurde. Jedenfalls hatte der Pfarrer zunächst angekündigt, seine Kirche einfach zuzusperren. Ein ausgesprochen deutlich formulierter Brief aus Speyer hat ihn dann zum Umdenken bewegt.

Als Dauerlösung bekommt die Gemeinde (geplant ab Ostern, es wird aber wohl Pfingsten) eine Kirche im Zentrum von Neustadt/Weinstraße, in der dann praktisch ausschließlich außerordentlich gefeiert wird. Erleichtert wurde diese Entscheidung wohl auch von weiteren Faktoren: Es handelt sich um eine Simultankirche mit Mauer zwischen derzeit kaum genutztem katholischem Chorraum und protestantischem Langhaus. Die Protestanten hätten die Mauer gerne abgerissen, hätten dann die Kirche komplett genutzt - aber die katholische Seite hätte weiter ihren Teil der Baulast gehabt. (Daß man der in Neustadt bestehenden FSSPX-Niederlassung Konkurrenz machen wolle, wurde immer bestritten. Und bin sogar geneigt, das zu glauben.)

Das alles geht wohl nicht unbedingt auf Bischof Wiesemann selbst zurück, die Weichen wurden - wie gesagt - zum Teil schon vor seiner Amtszeit gestellt. Er hab sich aber zumindest nicht in den Weg gestellt. Und es scheint kein Problem für ihn zu sein, daß nebem einem Ex-Generalvikar auch sein eigener Sekretär in der außerordentlichen Form zelebriert.

Außerdem gibt es noch eine samstägliche Messe in Schifferstadt. Dort hatte ein streitbarer Professor a.D., Kirchenanwalt und Grabesritter einen Gruppenantrag auf Sonntagsmessen nach summorum pontificum gestellt. Praktischerweise wurde eh grad ein Kaplan dorthin versetzt, der an seinem vorherigen Einsatzort schon Privatmessen in der ao. Form gefeiert hatte. Der Antragssteller hat sich damit vorerst zufriedengegeben.

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cantus planus
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Re: Diskussion über Bischöfe und ihren Kurs

Beitrag von cantus planus »

Das ist sicher richtig. Nur gehört zu einem guten Bischof schon etwas mehr, als nur die Außerordentliche Form zuzulassen. Bei manchen Tradis habe ich seit "Summorum Pontificum" den Eindruck, dass genau so die Liste abgehakt wird: Forma ex. ja = guter Bischof, Forma ex. nein = schlechter Bischof. Man sollte schon etwas gründlicher hinsehen.

(Was jetzt nicht auf dich bezogen ist, Kilianus! Ich weiss, dass du genauer hinsiehst.)

Ich habe den Eindruck, dass einige liberale Bischöfe genau diesen Kurs anwenden, um die Tradis erstmal zu befriedigen und die Konservativen zu beruhigen - und so von ganz anderen Dingen abzulenken, die wahrlich kritikwürdig sind. Es gab jüngst in einigen Diözesen sehr beunruhigende Weichenstellung (Osnabrück ist hier ja ausführlich dokumentiert, aber das gibt es auch andernorts), die man gar nicht kritisch genug beäugen kann!
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Juergen
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Re: Diskussion über Bischöfe und ihren Kurs

Beitrag von Juergen »

@Kilianus
So ganz scheint mir das mit der Messe i.d.a.o. Form nicht zu stimmen
--> http://cms.bistum-speyer.de/www2/index. ... ENT=21594
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Kilianus
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Re: Diskussion über Bischöfe und ihren Kurs

Beitrag von Kilianus »

Wo siehst Du den Widerspruch zu meiner Darstellung? :achselzuck:

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overkott
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Re: Nachrichten aus den Bistümern

Beitrag von overkott »

overkott hat geschrieben:In Limburg, Trier und Essen gibt es vergleichsweise junge Bischöfe. Das spricht junge Leute, das Mittelalter und Junggebliebene sicher an. Gut wäre wieder ein Bischof mit Herz für die Liturgie, Offenheit für die Anliegen der Gläubigen in seinem Sprengel und einem guten Draht zum Papst.
Ich sehe Interpetationsbedarf. Auch vergleichsweise junge Bischöfe sollten die Botschaft Jesu viel meditieren. Weisheit kommt manchmal erst mit dem Alter.

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overkott
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Re: Diskussion über Bischöfe und ihren Kurs

Beitrag von overkott »

cantus planus hat geschrieben:Das ist sicher richtig. Nur gehört zu einem guten Bischof schon etwas mehr, als nur die Außerordentliche Form zuzulassen. Bei manchen Tradis habe ich seit "Summorum Pontificum" den Eindruck, dass genau so die Liste abgehakt wird: Forma ex. ja = guter Bischof, Forma ex. nein = schlechter Bischof. Man sollte schon etwas gründlicher hinsehen.

(Was jetzt nicht auf dich bezogen ist, Kilianus! Ich weiss, dass du genauer hinsiehst.)

Ich habe den Eindruck, dass einige liberale Bischöfe genau diesen Kurs anwenden, um die Tradis erstmal zu befriedigen und die Konservativen zu beruhigen - und so von ganz anderen Dingen abzulenken, die wahrlich kritikwürdig sind. Es gab jüngst in einigen Diözesen sehr beunruhigende Weichenstellung (Osnabrück ist hier ja ausführlich dokumentiert, aber das gibt es auch andernorts), die man gar nicht kritisch genug beäugen kann!
Beten wir dafür, dass Bischof Ackermann mit Hw. Hasenhüttl eine gemeinsame Formel der Versöhnung und einen modus vivendi in der Kirche finden lässt. Hoffen wir auf die nötige Offenheit bei Herrn Hasenhüttl, ohne die Einheit in Vielfalt nicht möglich ist. Ich denke, dass wir die Hand an den Pflug legen und nach vorne schauen sollten.

ad_hoc
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Re: Diskussion über Bischöfe und ihren Kurs

Beitrag von ad_hoc »

Hasenhüttl steht mit seinem Verhalten und seinen Ergüssen außerhalb der katholischen Kirche. Was käme denn als modus vivendi heraus, würde Bischof Ackermann mit ihm nach einer gemeinsamen Formel der Versöhnung suchen? Verständnis des Hasenhüttl mit den Positionen der Kirche im Gegenzug zum Verständnis der Kirche zu den Spinnereien Hasenhüttls?
Überlegst Du überhaupt, was Du hier schreibst?
Deine Sicht einer Versöhnung in Einheit in Vielfalt ist verlogen und scheinheilig und vor allem machst Du sie an den falschen Prämissen fest.

ad_hoc
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cantus planus
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Re: Diskussion über Bischöfe und ihren Kurs

Beitrag von cantus planus »

Zum Thema "Hochwürden" übrigens, eine Anrede, die heute sowohl für Hasenhüttl als auch für Drewermann gebraucht wurde: beide sind aus der Kirche ausgetreten und haben ihren Abfall öffentlich gemacht. Man sollte also sorgfältig darüber nachdenken, ob diese Anrede hier angemessen ist.
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new
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Re: Diskussion über Bischöfe und ihren Kurs

Beitrag von new »

In der Anrede müssen wir schon unterscheiden zwischen Amt und Person. Und Priester ist jemand ewig.

Die Frage ob Bischöfe sich an Summorum Pontificum halten oder nicht und in welcher Intensität ist natürlich durchaus ein Faktor. Es gab und gibt aber auch solche, die einfach breit alles zulassen von alter Messe bis "Discomessimulationen". Sehr erschreckend ist die Ernennung in Basel. Auch wenn der neue Bischof wohl so liberal ist, dass er der alten Messe keine Probleme machen wird, muss man sich schon einiges fragen wenn man seine ersten AUssagen liesst und sein Foto sieht.

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overkott
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Re: Diskussion über Bischöfe und ihren Kurs

Beitrag von overkott »

Lieber Bischof Ackermann,

mit Freude und Hoffnung habe ich gelesen, dass Sie der Bitte von Hw. Hasenhüttl nachgekommen sind und ihm einen brüderlichen Besuch abgestattet haben. Leider hat das Gespräch noch nicht zur erwünschten Versöhnung geführt. Der Schmerz darüber sitzt tief.

Wer sich vom Geist des Vierten Hochgebetes erfüllen lässt, den lässt nicht ruhen, dass Gott dem Menschen immer wieder seinen Bund angeboten hat.

In seiner Meditation über die Eucharistie "Jésus le pain de vie" im Baum des Lebens schreibt der hl. Bonaventura, XVI. Kapitel:

"C'est dans ce repas que la douceur admirable de la bonté du Sauveur brilla avec éclat, quand il mangea à la même table, au même plat avec ses pauvres Disciples et le traître Judas. C'est alors qu'eut lieu un exemple éclatant d'humilité, quand le Roi de gloire, ceint d'un linge, lava avec grand soin les pieds de pauvres pêcheurs et même de celui qui le trahissait."

Bonaventura erinnert seinen wachsenden Orden daran, dass die Liebe Jesu selbst dem Verräter galt. Zu leicht fällt es uns, immer im anderen den Abweichler zu sehen, und zu rituell geht uns das Schuldbekenntnis über die Lippen. Ist es nicht viel schlimmer gegen den Geist des Gesetzes zu verstoßen als gegen den Buchstaben? Ist der Geist der Versöhnung nicht Einheit in Vielfalt?

Weil Einheit in Vielfalt die Zukunft der Kirche ist, vertraue ich auf Ihr konziliares Geschick für eine konziliante Lösung mit Hw. Hasenhüttl zur Wiederaufnahme in die volle Gemeinschaft der Kirche. Ihr Bemühen ist begleitet von meinem Gebet um den Geist des Herrn und

meinen Segenswünschen
Ihr

Christoph Overkott

ad_hoc
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Re: Diskussion über Bischöfe und ihren Kurs

Beitrag von ad_hoc »

Overkotts erschütternde Ergüsse waren mir mal wieder ein Ärgernis.

Ich habe aber meine Stellungnahme zu seiner letzten Äußerung gelöscht.

Gruß, ad_hoc
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HeGe
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Re: Diskussion über Bischöfe und ihren Kurs

Beitrag von HeGe »

ad_hoc hat geschrieben:Overkotts erschütternde Ergüsse waren mir mal wieder ein Ärgernis.

Ich habe aber meine Stellungnahme zu seiner letzten Äußerung gelöscht.

Gruß, ad_hoc
Ich frage mich, ob Ovi vielleicht so seinen Lebensunterhalt verdient. Wenn er für jeden Beitrag, in dem er die Wörter "Bonaventura", "Hasenhüttl" oder "Viertes Hochgebet" erwähnt, einen gewissen Sponsorbeitrag bekommt, dürfte er diesen Monat ein gutes Einkommen gehabt haben. :narr:
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overkott
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Re: Diskussion über Bischöfe und ihren Kurs

Beitrag von overkott »

ad_hoc hat geschrieben:Hasenhüttl steht mit seinem Verhalten und seinen Ergüssen außerhalb der katholischen Kirche. Was käme denn als modus vivendi heraus, würde Bischof Ackermann mit ihm nach einer gemeinsamen Formel der Versöhnung suchen?
Der Gute Bischof geht verlorenen Priestern nach und sucht im Geist der Versöhnung eine Lösung. Was dabei herauskommt, hängt von Ackermann und Hasenhüttl ab. Was ihre Theologien wert sind, zeigt sich in ihrer Versöhnung.

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