Pfarrer des Amtes enthoben

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Ecce Homo
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Pfarrer des Amtes enthoben

Beitrag von Ecce Homo »

Kölner Stadtanzeiger vom 12.09.08:
[...]

KÖLN/MECKENHEIM - Zum ersten Mal hat der Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner einen Pfarrer seines Amtes enthoben: Michael Jung, leitender Pfarrer im Seelsorgebereich Meckenheim, sei am Freitag mit sofortiger Wirkung von seinem Posten entbunden worden, teilte das Presseamt des Erzbistums mit. Diese Amtsenthebung, die nach den Vorschriften des Kirchenrechts erfolgt sei, sei „die Ultima Ratio“ nach längeren Auseinandersetzungen, erklärte Pressesprecherin Patricia Jungnickel. Jung, 42 Jahre alt und gebürtiger Kölner, hat seit 2005 in Meckenheim fünf Pfarreien mit knapp 12 000 Mitgliedern betreut. Er wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Vorgang äußern
Die Gründe für den ungewöhnlichen Schritt hat das Erzbistum in einem „Proklamandum“ formuliert, das am Wochenende in den Gemeinden verlesen werden soll. Demnach hat Jung die im Frühjahr 2008 angesetzte bischöfliche Visitation (Besuch) im Dekanat Meckenheim / Rheinbach für seinen Seelsorgebereich verweigert, obwohl er dazu verpflichtet gewesen sei. Er habe Mitarbeiter „zur Illoyalität angehalten“, indem er ihnen die Teilnahme an der Visitation untersagt habe. Zudem habe Jung das Erzbistum „öffentlich und schriftlich“ der Veruntreuung bezichtigt, weil die Diözese auf Kosten seines Seelsorgebereiches Geld eingespart habe - eine vakante Kaplanstelle sei nicht zeitnah wieder besetzt worden, so seine Kritik. Schließlich habe der Pfarrer die Strukturreform im Erzbistum „nicht wie notwendig mitgetragen“. Er habe im Laufe des Konfliktes „ein völlig inakzeptables und unangemessenes Verhalten in Wort und Tat“ an den Tag gelegt und alle Angebote zur Konfliktlösung verweigert.

[...]
Au weia -
was geht da ab? :shock:
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Der Bonner Generalanzeiger von heute (13.09.08):
[...]

"Herr Kardinal Joachim Meisner hat mit sofortiger Wirkung am 12. September 2008 Herrn Pfarrer Michael Jung seines Amtes als Pfarrer im Seelsorgebereich Meckenheim nach can. 1745 § 3 des kirchlichen Gesetzbuches enthoben."

Diese Nachricht ließ der Erzbischof am Freitagvormittag an die Presse weiterleiten. Offensiv ging das Erzbistum mit diesem Vorgang an die Öffentlichkeit, der so selten ist, dass Christoph Heckeley vom Presseamt des Erzbistums sich an keinen weiteren Fall erinnern kann.

Während sich der Betroffene am Freitag auf Anfrage des General-Anzeigers nicht äußern wollte ("Ich sage nur diesen einen Satz: Bitte berichten Sie nicht, um Schaden von der Kirche und vom Kardinal fernzuhalten."), war man beim Erzbistum auskunftsbereit: Die Amtsenthebung von Michael Jung sei mit dem Überreichen der Urkunde am Freitagmorgen sofort in Kraft getreten.

Er müsse das Pfarrhaus nun räumen, über seine weitere berufliche Perspektive sei noch nichts entschieden. Überbringer der Urkunde sei der Euskirchener Kreisdechant Bernhard Auel gewesen, der bis zur Neubesetzung der leitenden Pfarrerstelle im Seelsorgebereich Meckenheim als Pfarrverweser eingesetzt sei.

Die Gläubigen im Seelsorgebereich werden über diese "heikle Personalangelegenheit" (Heckeley) an diesem Sonntag informiert: In Form eines "Proklamandums", das in der Messe verlesen werden soll (siehe Info).

[...]

Darin sind einige "von den vielen Beweggründen" aufgeführt, die den Erzbischof zur Amtsenthebung veranlassten. Konkret wird dem 43-jährigen Pfarrer zum Beispiel vorgeworfen, die bischöfliche Visitation - laut Heckeley kirchenrechtlich vorgeschrieben - "ausdrücklich verweigert" zu haben.

Im Verlauf der dreieinhalbjährigen Amtszeit Jungs habe es "aus den Gemeinden verschiedentlich Unmutsäußerungen" gegeben. Heckeley bestätigte, dass dazu die Beschwerden über das Verhalten des Pfarrers am Tag der Abstimmung über die Abwahl der damaligen Bürgermeisterin zählen.

Damals gab er im Gottesdienst sein persönliches Wahlverhalten bekannt, was ihm als Parteinahme und Versuch der Beeinflussung angekreidet wurde. Darüber allein stolpert ein Pfarrer jedoch noch nicht. Vielmehr summierten sich aus der Sicht des Erzbischofs die Vorgänge über einen längeren Zeitraum, von einer "Entwicklung" ist die Rede.

So veröffentlichte Pfarrer Jung in einem Pfarrbrief den Vorwurf der Veruntreuung gegen den Erzbischof, weil er mutmaßte, die vakante Kaplanstelle solle nicht neu besetzt und das Geld eingespart werden. Zwei Pfarrer habe der Kardinal in dem Konflikt hinzugezogen, die vom Priesterrat in der Erzdiözese zu Pfarrkonsultatoren bestellt sind.

[...]

Die Erklärung in Auszügen:

"Von den vielen Beweggründen, die den Erzbischof zur Amtsenthebung veranlasst haben, seien folgende angeführt:

Pfarrer Jung hat die im Frühjahr 2008 angesetzte bischöfliche Visitation im Dekanat Meckenheim/Rheinbach für seinen Seelsorgebereich ausdrücklich verweigert, obwohl er als leitender Pfarrer zu deren Durchführung verpflichtet ist. In diesem Zusammenhang hat er Mitarbeiter im Seelsorgebereich zur Illoyalität angehalten, indem er ihnen die Beteiligung an der bischöflichen Visitation ausdrücklich untersagte.

Herr Pfarrer Jung hat öffentlich und schriftlich das Erzbistum Köln des Tatbestandes der Veruntreuung bezichtigt. Danach soll das Erzbistum Köln auf Kosten des Seelsorgebereiches Meckenheim willentlich Geld eingespart haben. (...)

Im Verlaufe der noch nicht langen Amtszeit von Herrn Pfarrer Jung hat es aus den Gemeinden verschiedentlich Unmutsäußerungen bezüglich seines Verhaltens als Priester und Seelsorger gegeben. Herr Pfarrer Jung legte im Laufe des Konfliktes ein völlig inakzeptables und unangemessenes Verhalten in Wort und Ton an den Tag.

Verschiedentlich hat der Erzbischof ihn aufgefordert, auf sein Pfarreramt zu verzichten und ihm Konfliktlösungen angeboten. Herr Pfarrer Jung hat sich dem immer verweigert und zeigte sich zu keinem Zeitpunkt in irgendeiner Weise verständig und kooperationsbereit.

Darüber hinaus hat Pfarrer Jung die für die gesamte Erzdiözese geltenden Strukturreformen "Wandel gestalten - Glauben entfalten, Perspektive 2020" nicht wie notwendig mitgetragen. (...)

Der Erzbischof bittet die Gläubigen des Seelsorgebereiches herzlich um ihr Verständnis für die auch für ihn schmerzliche Entscheidung."
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ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Ob das Verhalten des neuen Limburger Bischofs den Kölner Kardinal zu seinem engagierten Handeln motivierte?

Jedenfalls, wenn das um sich greift, wird Zollitsch in der Bischofskonferenz einen schweren Stand haben. Und das wäre nur zu begrüßen. Oder er macht ebenfalls eine Kehrtwende.

Gruß, ad_hoc
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obsculta
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Beitrag von obsculta »

ad_hoc hat geschrieben:
Jedenfalls, wenn das um sich greift, wird Zollitsch in der Bischofskonferenz einen schweren Stand haben. Und das wäre nur zu begrüßen. Oder er macht ebenfalls eine Kehrtwende.

Gruß, ad_hoc
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer aber vielleicht
gibt es erste Frühlingsanzeichen?

LG Obsculta

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ich würde mich da vorerst jeden Urteils enthalten. Nach den Berich-
ten, auf die oben hingewiesen wurde, scheint es vor allem um persön-
liche Konflikte zu gehen.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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ottaviani
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Beitrag von ottaviani »

bin gespannt was die Erzdiözese dem hochwürdigen Herren jetzt anbietet

Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

Laut den Pfarrnachrichten (auf Pfarrnachrichten gehen und dann Ausgabe 12-2008) musste der Pfarrer schon seit über einem Jahr auf den Kaplan warten. Dies hat er in einer Art und Weise veröffentlicht, die ich nicht gerade toll empfinde....

regina 32
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Beitrag von regina 32 »

Nun, wenn er seit über einem Jahr allein alles machen musste und dabei für so viele Teilgemeinden zuständig war. Kein Wunder, wenn da Frust aufkommt.

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Leguan
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Beitrag von Leguan »

Das ist übrigens der gleiche, der hier mal mit Irenaei Truppe aneinandergeraten ist.

Raimund J.
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Beitrag von Raimund J. »

So wie der Fall derzeit vermittelt wird, hat es für mich einen etwas seltsamen Beigeschmack. Denn anscheinend kann und wird ein Priester der ausdrücklich konservative und katholische Grundsätze vertritt und damit vielleicht auch manchmal bei seiner Gemeinde aneckt viel schneller und leichter "abserviert" werden als einer der zwar regelmässig gegen Papst, Bischof und katholische Grundsätze mault aber dafür eine "liberale" Fan-Gemeinde hat.
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
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overkott
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Beitrag von overkott »

Ob die Amtsenthebung von der Rücktrittswelle mit Beck und Pflüger beflügelt war? In dieser Woche hat es jedenfalls reichlich gekracht. Insbesondere der 18.9. dürfte sich nicht sehr förderlich auf friedliche Lösungen ausgewirkt zu haben. Das mögen alles Äußerlichkeiten sein. Doch die Umstände sind einfach nicht zu übersehen.

Der Erzbischof wird es sich nicht leicht gemacht haben. Denn eine Amtsenthebung ist peinlich für alle Beteiligten. Da stellt sich natürlich die Frage nach der Personalführung und einem gelungenen Krisenmanagement.

Der Pfarrer von Meckenheim hat offenbar grobe Fehler gemacht. Von politischem Kanzelmissbrauch ist die Rede, von öffentlicher Illoyalität seinem Dienstherrn gegenüber, von schweren Disziplinarvergehen. Das kann sich kein Beamter leisten.

Aber wurde wirklich alles getan, um eine Eskalation zu vermeiden? Wurden wirklich alle Disziplinarmaßnahmen ausgeschöpft? Hätte es nicht vielleicht auch eine Versetzung oder eine vorübergehende Beurlaubung getan?

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ich würde mich da vorerst jeden Urteils enthalten. Nach den Berich-
ten, auf die oben hingewiesen wurde, scheint es vor allem um persön-
liche Konflikte zu gehen.
Eine kluge Aussage, die man nur unterstreichen kann.
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overkott
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Beitrag von overkott »

Die persönlichen Konflikte parallel zum Papstbesuch öffentlich auszutragen ist jedenfalls kein Geschenk an den Heiligen Vater.

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

cantus planus hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ich würde mich da vorerst jeden Urteils enthalten. Nach den Berich-
ten, auf die oben hingewiesen wurde, scheint es vor allem um persön-
liche Konflikte zu gehen.
Eine kluge Aussage, die man nur unterstreichen kann.
Sehen wir das mal anders:

Angeblich geht der Zirkus ha schon seit geraumer Zeit.
Da der Pfarrer, ob er im Recht ist oder nicht, sich grundsätzlich zunächst mal in der schwächeren Position befindet, wäre es klug von ihm gewesen, anstatt lärmend und agressiv im Pfarrbrief die von ihm als Mißstände empfundenen Kriterien in einem persönlichen Gespräch oder schriftlich mit dem zuständigen Bischof abzuklären.
Danach steht ihm immer noch der Beschwerdeweg offen; es muß ja nicht alles in der Öffentlichkeit abgeklärt werden, aber, gerade dies wollte er anscheinend.
Wie viele Pfarreien leiden denn unter Priestermangel. Da steht der lärmende Pfarrer nicht alleine da. Ob die anderen weniger ungehorsam, weniger agressiv und weniger widerspenstig sind?

Die Annahme, von Außenstehenden kluge Bemerkungen, Wertungen oder Urteile erwarten zu können, ist zumindest nicht unerheblich vom klugen Verhalten der Kontrahenten abhängig. Beim Fisch stinkt zuerst der Kopf.

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Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

regina 32 hat geschrieben:Nun, wenn er seit über einem Jahr allein alles machen musste und dabei für so viele Teilgemeinden zuständig war. Kein Wunder, wenn da Frust aufkommt.
Woher bei dem heutigen Priestermangel so schnell einen Kaplan nehmen?
Pfr. Jung ist bestimmt nicht der einzige, der davon betroffen ist und Köln ist auch nicht die einzige Diözese, in der es nicht möglich ist, dass eine Pfarrei sofort einen Kaplan bekommt.
Ich kenne in anderen Diözesen auch solche Fälle, weil einfach nicht genügend Priester da sind.
Zudem wird auf Mehreres geschaut, wie z. B.: Wieviel hauptamtliches Personal ist insgesamt da? Wen können wir dorthin senden, damit es auch menschlich klappt?....

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Jede Medaille hat zwei Seiten.

Natürlich ist es möglich, dass das Verhalten des Pfarrers unangemessen war. Natürlich hat der Pfarrer recht, wenn er die derzeitigen Strukturreformen anprangert. Die bringen nichts, sorgen nur für Unruhe - und schon jetzt knarzt das neue "System" an allen Ecken und Enden. In fünf Jahren haben wir die nächste Reform. Das verschweigt man den Gemeinden aus naheliegenden Gründen.

Ich kenne weder den Pfarrer, noch die Details des Falles. Ich könnte mich schlau machen, will ich aber gar nicht.

Ich werde den Pfarrer und unseren Kardinal in mein Gebet einschließen und hoffen, dass es doch noch eine gute Einigung gibt.
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Irenaeus
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Beitrag von Irenaeus »

Leguan hat geschrieben:Das ist übrigens der gleiche, der hier mal mit Irenaei Truppe aneinandergeraten ist.
Genau der ist es.

maliems
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Beitrag von maliems »

vor 2 wochen habe ich von einem pfarrer im erzbistum köln mitbekommen, der bei seiner abschiedsmesse in seiner ehemaligen pfarrei vor 500 leuten interkommunion mit einem ev. geistlichen, der in geistlicher kleidung steckte, praktiziert hat. der ev. geistliche hat sich die kommunion selbst genommen und aus dem kelch getrunken. offensichtlich, damit niemand sagen kann, ein kathole hätte sie ihm gereicht. das nenne ich heuchlertum.

der wird nicht amtsenthoben.

ich habe - das muss ich zugeben - diesen skandal nicht weitergegeben.

vielleicht ist das eine läßliche sünde, vielleicht eine schwere. der grund liegt in meiner persönlichen beziehung zu demjenigen, der mir diese information glaubwürdig gesteckt hat. ich fühle mich da gebunden wie anno dazumal helmut kohl und sein ehrenwort.

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Irenaeus
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Beitrag von Irenaeus »

maliems hat geschrieben:vor 2 wochen habe ich von einem pfarrer im erzbistum köln mitbekommen, der bei seiner abschiedsmesse in seiner ehemaligen pfarrei vor 500 leuten interkommunion mit einem ev. geistlichen, der in geistlicher kleidung steckte, praktiziert hat. der ev. geistliche hat sich die kommunion selbst genommen und aus dem kelch getrunken. offensichtlich, damit niemand sagen kann, ein kathole hätte sie ihm gereicht. das nenne ich heuchlertum.

der wird nicht amtsenthoben.

ich habe - das muss ich zugeben - diesen skandal nicht weitergegeben.

vielleicht ist das eine läßliche sünde, vielleicht eine schwere. der grund liegt in meiner persönlichen beziehung zu demjenigen, der mir diese information glaubwürdig gesteckt hat. ich fühle mich da gebunden wie anno dazumal helmut kohl und sein ehrenwort.
das ist kirchenrechtlich auch eine ganz andere Baustelle

Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Vom WDR:

[...]

Dann hat Kardinal Joachim Meisner den Pfarrer "nach can. 1745 § 3 des kirchlichen Gesetzbuches enthoben", wie es in einer Pressemitteilung hieß. Zu viel hatte sich der Pfarrer nach Ansicht des Kardinals zuschulden kommen lassen: Er habe bei der Bürgermeister-Wahl von der Kanzel herab verkündet, er werde gegen die umstrittene Kandidatin Yvonne Kemper stimmen. Und: Er habe Meisner in einem Pfarrbrief Veruntreuung vorgeworfen, weil dieser das Geld für eine vakante Kaplanstelle lieber einsparen wolle.

[...]

Das Maß war offensichtlich voll, als Jung einen Besuch des Weihbischofs verweigerte. Eine solche "Visitation" ist Routine, sagt eine Sprecherin des Erzbistums gegenüber WDR.de."Eigentlich ist das angenehm für alle, weil da Nähe hergestellt wird." Aus nicht näher bekannten Gründen weigerte Jung sich aber - und handelte sich damit endgültig den bischöflichen Zorn ein. Das Erzbistum verfasste ein "Proclamandum" mit sämtlichen Vorwürfen, das am Sonntag im Gottesdienst verlesen werden sollte, und setzte Jung vor die Pfarrhaustür.

[...]

Indes: Der Pfarrer mochte sich nicht in Demut üben, sondern setzte sich zur Wehr. Per einstweiliger Verfügung sorgte er dafür, dass das kirchenamtliche Proclamandum nicht verlesen werden durfte. Und statt das Pfarrhaus am Tag seiner Amtsenthebung zu räumen, verschanzte er sich hinter verschlossenen Türen. Der Kreisdechant Bernhard Auel, der bis zur Neubesetzung der Stelle die Gemeinden betreuen soll, zog ab, ohne die Schlösser auszutauschen.

Mehr noch: Jung hielt auch am Sonntag nach seiner Amtsenthebung Messen im Meckenheimer Seelsorgebereich ab. Der Kreisdechant, offensichtlich vom Widerstand des Pfarrers zermürbt, hatte ihm dafür seinen Segen gegeben. Und so konnten doch etliche Gemeindemitglieder den Gottesdienst mit ihrem streitbaren Hirten feiern. "Ich bin und bleibe rechtmäßiger Pfarrer in Meckenheim", verkündete der am Tag danach.

Worum es in dem Streit eigentlich geht, dazu wollte er sich aber nicht äußern. "Das sage ich nicht, nur dann, wenn Kardinal Meisner weiterhin auf seiner Position beharrt."

[...]

Das Erzbistum scheint überrascht von der Entwicklung: "Das war alles nicht absehbar", so eine Sprecherin gegenüber WDR.de. Ob es schon Gespräche mit den Gläubigen gegeben hat, konnte sie nicht sagen, und wo Michael Jung vorher als Pfarrer gearbeitet hat, wollte sie nicht sagen. Fest steht immerhin, dass Jung am Dienstag (16.09.08) in Köln erwartet wird - "zum klärenden Gespräch", wie es heißt. Frühestens am Mittwoch erfährt die Gemeinde, wer sich durchgesetzt hat: der Pfarrer oder sein Dienstherr. Der Zwist der Geistlichen hat jedenfalls jetzt schon die weltlichen Gerichte erreicht: Das Erzbistum hat seinerseits Widerspruch gegen die einstweilige Verfügung des Pfarrers eingelegt.
Hier wird die Sachlage etwas anders geschildert...
Au weia - letztlich nimmt die Kirche Schaden - egal, wie das hier konkret ausgeht oder nicht... :/
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Der Kölner Stadtanzeiger vom 16.09.08:
[...]

Meckenheim - Im Streit um die Amtsenthebung des Meckenheimer Pfarrers Michael Jung legt das Erzbistum Widerspruch gegen eine von Jung erwirkte einstweilige Verfügung ein. Diese verbietet es Kardinal Joachim Meisner oder einem seiner Vertreter unter Androhung von bis zu 250 000 Euro Ordnungsgeld oder Ordnungshaft von bis zu sechs Monaten, eine schriftliche Begründung (Proclamandum) für Jungs Amtsenthebung in den Gottesdiensten zu verlesen. Jung sieht sich nach eigenen Worten weiterhin als rechtmäßiger Pfarrer. Einer für Dienstag terminierten Vorladung nach Köln will er nicht nachkommen. Bistumssprecher Christoph Heckeley betonte, die Amtsenthebung sei wirksam. Jung dürfe zwar noch Gottesdienste halten, jedoch keine Sitzungen leiten oder anderweitig im Namen der Pfarrei tätig werden. Auf die Durchsetzung eines Hausverbots gegen Jung habe das Erzbistum allerdings verzichtet. Zuvor hatte der zuständige Kreisdechant Bernhard Auel in einem ersten Anlauf am vergangenen Freitag sogar die Polizei rufen lassen, um Jung zur Herausgabe der Hausschlüssel zu zwingen. Die Beamten lehnten aber ein Eingreifen ohne richterlichen Beschluss ab.

Die Auseinandersetzung ist in der fast 20-jährigen Amtszeit Meisners, aber auch bundesweit ohne Beispiel. Der Kardinal hatte mit der Amtsenthebung auf Jungs Weigerung reagiert, an einem bischöflichen Inspektionsbesuch (Visitation) in seiner Pfarrei teilzunehmen. Außerdem soll Jung Mitarbeiter zur Illoyalität angehalten und das Erzbistum der „Veruntreuung“ bezichtigt haben, weil es auf Kosten des Seelsorgebereichs Meckenheim willentlich Geld eingespart habe. Jungs Verhalten „in Wort und Ton“ sei „völlig inakzeptabel“, so das Erzbistum.

Die gewählten Mitglieder des Kirchenvorstandes der Pfarrgemeinde St. Johannes der Täufer stärkten dem Pfarrer in einer Erklärung den Rücken. Das Vorgehen des Erzbistums sei „sowohl inhaltlich als auch vom zeitlichen Ablauf äußerst befremdlich“, heißt es. So sei in dem „Proclamandum“ nicht die schwierige Situation erwähnt, die Jung bei Amtsantritt vorgefunden habe. Ebenso wenig werde „sein seelsorgerischer Einsatz zum Wohl der Gemeinde“ gewürdigt sowie „sein konsequentes Eintreten“ für das Strukturprogramm „Zukunft heute“. Das Vorgehen des Erzbistums beschädige nicht nur das Ansehen Jungs, sondern auch das der Kirche. Der Kirchenvorstand tritt für eine Rücknahme der Amtsenthebung ein und bietet dem Erzbistum ein Gespräch an.

[...]
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Ecce Homo hat geschrieben:Hier wird die Sachlage etwas anders geschildert...
Wieso? Ich kann da keinen Unterschied erkennen.

Das Verhalten des Pfarrers ist vollkommen unangemessen - sogar, wenn er im Recht wäre. Hier scheint es vor allem auch um eine gewisse Öffentlichkeitswirkung zu gehen.
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Ich meinte damit, dass hier noch mehr rauskommt, dass der Pfarrer unangemessener handelt... Vorher klang das irgendwie "harmloser" von seiner Seite aus - aber hier zeigt sich, dass da doch einiges von seiner Seite schief gelaufen ist... :/
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overkott
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Beitrag von overkott »

Wichtig ist, dass dieser Podcast alle Beteiligten hört, während hier manche den Eindruck erwecken, als habe ein Kardinal automatisch immer recht.

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

overkott hat geschrieben:Wichtig ist, dass dieser Podcast alle Beteiligten hört, während hier manche den Eindruck erwecken, als habe ein Kardinal automatisch immer recht.
Es geht nicht nur ums Recht, sondern auch um Gehorsam und Treue. Du verwechselst Äpfel und Birnen.
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overkott
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Beitrag von overkott »

cantus planus hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Wichtig ist, dass dieser Podcast alle Beteiligten hört, während hier manche den Eindruck erwecken, als habe ein Kardinal automatisch immer recht.
Es geht nicht nur ums Recht, sondern auch um Gehorsam und Treue. Du verwechselst Äpfel und Birnen.
Ich habe sowohl festgestellt, dass es sich offenbar um ein schwerwiegendes Disziplinarvergehen handelt, als auch gefragt, ob vorher bereits alle Disziplinarmaßnahmen ausgeschöpft worden sind.

Vielleicht hat du noch nicht gelesen, was ich zu diesem Thema geschrieben habe.

Mit seiner neuerlichen Gesprächsverweigerung setzt sich der Pfarrer allerdings eher weiter ins Unrecht.

Grundsätzlich beruhen Gehorsam und Treue gerade im kirchlichen Bereich auf Gegenseitigkeit.

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Nach diesem Beitrag scheint es so, als ob wir der gleichen Ansicht wären. Aber was will dein Beitrag darüber dann sagen? Der Kardinal hat in diesem Fall vermutlich recht, also hat er recht.

Wer hat denn behauptet, dass ein Kardinal immer recht hätte?
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overkott
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Beitrag von overkott »

cantus planus hat geschrieben:Nach diesem Beitrag scheint es so, als ob wir der gleichen Ansicht wären. Aber was will dein Beitrag darüber dann sagen? Der Kardinal hat in diesem Fall vermutlich recht, also hat er recht.

Wer hat denn behauptet, dass ein Kardinal immer recht hätte?
Die Frage, ob alle Disziplinarmaßnahmen ausgeschöpft worden sind, ist nicht beantwortet.

Die Frage nach dem Zeitpunkt (Papstbesuch in Frankreich) auch nicht.

Sicher wäre es besser gewesen, so ein Verfahren überhaupt zu vermeiden.

Es stellt sich auch die Frage, wie sich die Kommunikationsstörung mit dem Pfarrer entwickelt hat.

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Dottore Cusamano
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Beitrag von Dottore Cusamano »

Was sich dieser Priester da erlaubt, ist eine Unverschämtheit. Dass er nun auch noch ein klärendes Gespräch verweigert, setzt dem Ganzen noch die Krone auf.

Er hat seinem Bischof treu und gehorsam zu dienen, denn die Pfarrer sind die Mitarbeiter des Ortsbischofs, die ihm helfen sollen seinen Hirtenamt bezüglich der Teilkirche, die dem Bischof anvertraut ist, auszüben. Sie sind (nicht mehr und nicht weniger) Helfer des Bischofs.

Ich bin froh, dass S.E. Kardinal Meisner ein solch inakzeptables Verhalten nicht durchgehen lässt. Unsere Hl. Kirche bräuchte mehr solcher Bischöfe in Zeiten so vieler untreuer und eitler Pfarrer.
"Da erhob sich ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen, und auch der Drache und seine Engel kämpften. Doch sie richteten nichts aus und es blieb kein Platz mehr für sie im Himmel." (Offb 12, 7-8)

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overkott
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Beitrag von overkott »

Das ist doch Priesternachwuchsabschreckung.

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Dottore Cusamano
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Beitrag von Dottore Cusamano »

Auf Priesternachwuchs, der falsche Vorstellungen vom Presbyterium und Flausen im Kopf hat, kann unsere Hl. Kirche gut verzichten.
"Da erhob sich ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen, und auch der Drache und seine Engel kämpften. Doch sie richteten nichts aus und es blieb kein Platz mehr für sie im Himmel." (Offb 12, 7-8)

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