Hallo ifugao, herzlich willkommen im Kreuzgang!
Ich hab mir die Diskussion in dem angegebenen Link kurz durchgeschaut. Auf die scheinbare Hauptfrage, warum der Gebrauch von Kondomen von der Kirche grundsätzlich verboten wird, kann ich Dir in aller Kürze folgende Antwort geben:
Nach "Humanae vitae" und den übrigen einschlägigen amtlichen Lehräußerungen muß der Geschlechtsakt grundsätzlich offen für die Zeugung von Nachkommenschaft sein. Alles, was diese Offenheit auf "unnatürliche" Weise behindert, ist verboten. Dazu gehört sowohl der medizinische Eingriff in die Fortpflanzungsfähigkeit (zB Pille, Spirale, aber auch Sterilisation), als auch das Kondom. (Nur als Bemerkung am Rande: daß es auch Sexualpraktiken gibt, die eine Zeugung von vornherein ausschließen, wie Oralverkehr, wird in der offiziellen Lehre nicht berücksichtigt bzw. nicht ausdrücklich erwähnt; ob die dann automatisch unter "unnatürlich" fallen, kann ich aus dem Stand nicht sagen.)
Als "natürliche" Weise, die Fortpflanzung zu verhindern, gelten neben der Enthaltsamkeit lediglich alle Methoden, die unfruchtbaren Zeiten im weiblichen Zyklus zu nutzen (Stichwort "Natürliche Empfängnisregelung"), weil dadurch ein von der Natur bereits vorgegebenes Prinzip ausgenützt wird.
Etwas anderes wäre es allerdings, wenn ein Mittel, das AUCH zur Verhütung einer Schwangerschaft geeignet ist (zB Pille), aus unmittelbaren therapeutischen Gründen verwendet werden müßte (zB zur Behandlung von Hormonstörungen). In diesem Fall wäre die Anwendung erlaubt, die verhütende Wirkung würde sozusagen als moraltheologischer Kollateralschaden in Kauf genommen, solange sie nicht im Vordergrund der Therapie steht. - Inwieweit sich das auch auf den Kondomgebrauch übertragen ließe, die ja eigentlich nur zum Sex gebraucht werden können und kaum für anderweitige medizinische Zwecke, ist die Frage.
Soweit der offizielle Lehrstandpunkt; daß der natürlich heftigst diskutiert wurde und wird, steht auf einem anderen Blatt, auf diese Auseinandersetzung will ich mich aber ausdrücklich nicht einlassen, ich bin kein professioneller Moraltheologe.