Wise Guy hat geschrieben:Mich erinnert das ganze an die Losungen aus der Evangelischen Kirche ...
Tja, daran hab ich auch gleich gedacht – an das bekannte Losungs-Büchlein mit Bibelversen plus Liedvers/Gebet für jeden Tag. Herausgeber der Losungen ist die Herrnhuter Brüdergemeine, eine kleine, aus den Böhmischen Brüdern und dem Pietismus entstandene evangelische Freikirche.
Die Losungen werden aus einer Sammlung von weit über tausend alttestamentlichen Bibelversen "gezogen", „ausgelost“, und liegen schon drei Jahre vor ihrem Erscheinen fest. Beispiel: 2004 wurden die Losungen für 2007 gezogen. Ein Pfarrer hält vor dem Losen eine kurze Ansprache. Im abschließenden Gebet bittet er darum, dass Gott das Losungsziehen segnen und der Heilige Geist führen möge.
Nach der Andacht bleiben vier Personen im Raum. Sie holen sich ihr Arbeitsmaterial: eine Silberschale, einen Holzkasten mit nummerierten Altes-Testament-Bibelstellen-Kärtchen (die in die Silberschale gelegt werden), zwei Karteikästen mit Karten, auf denen die entsprechenden Bibelstellen im vollen Wortlaut geschrieben stehen, einen Kalender für das Jahr 2007 , Papier und Stifte. Zwei sorgen für das Protokoll, einer hat die Karteikästen vor sich, der andere steht am Tischende vor der Silberschale. Der 1. Januar 2007 wird aufgerufen. Derjenige, der am Tischende steht, greift in die Silberschale und nimmt ein erstes nummeriertes Bibelstellen-Kärtchen heraus. Der andere sucht nach der dazugehörenden Karteikarte und liest den Bibelvers vor - die Losung für den 1. Januar 2007 steht damit fest. Auf diese Weise werden an einem einzigen Vormittag die Losungen für jeden Tag des Jahres 2007 fast drei Jahre vor dessen Beginn ausgelost. Gelost wird, wie gesagt, immer nur der alttestamentliche Vers. Es ist die Aufgabe des Losungsbearbeiters oder der Bearbeiterin, in den kommenden Monaten der Losung einen neutestamentlichen Bibelvers zuzuordnen (plus Liedstrophe/Gebet), so, wie sie dann im Losungsbuch stehen.
Für das Losen entschied sich eine General-Synode der Brüdergemeine im Jahre 1764 kurz nach dem Tod ihres Gründers, des Grafen Zinzendorf. "Es ist ein allgemeiner Wunsch, dass sie ausgeloset und also aus der Hand des Heilands angenommen werden", heißt es im Sitzungsprotokoll. Hinterher werde man dann sehen, wie genau sie auf die jeweiligen Gegebenheiten gepasst hätten.
Diese Treffsicherheit ist in der Tat schon mehrfach aufgefallen. So lautete etwa das - schon Jahre zuvor gezogene - Losungswort am 3. Juli 1990, dem Tage der innerdeutschen Währungsumstellung: "Der Herr macht arm und macht reich".
Seltsam, seltsam – als gewachsener Kathole konnte ich schon immer mit dem evangelischen Bibel-Losungsbüchlein viel anfangen, während mir diese neukatholische Sache mit dem „Heiligen-Auslosen“ irgendwie befremdlich vorkommt, hmmmm ... Dieses „Heiligen-Auslosen“ gehört für mich in einen Zusammenhang, wo es mir einen Kick oder oder auch drei Kicks zu katholisch zugeht ... übertrieben-katholisch, fehlen nur noch ein paar private Marienerscheinungen ... aber ok, kann auch mein eigenes Defizit sein, hängt vielleicht auch damit zusammen, dass ich bei vielen, die da heilig gesprochen wurden, beim genauen Durchlesen ihrer Lebens- und Heiligsprechungs-Geschichte so meine kritischen Anfragen/Bedenken habe, wer da und warum eigentlich „heilig“ gesprochen wurde, also eine gewisse Distanz zu Heiligen (bei aller Sympathie z. B. für das Fest Aller-Heiligen!!) ... und außerdem, mal ganz abgesehen davon: Jedem Tierchen sein Pläsierchen ... wenn jemand vom „Heiligen-Auslosen“ profitiert – alles klar!
Uli
www.textdienst.de/woran_christen_glauben.htm