Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

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Moser
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Re: Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

Beitrag von Moser »

"Die aktiven Rechte gelten dann nicht mehr"

http://www.domradio.de/aktuell/8419/di ... -mehr.html
Pater Hans Langendörfer hat geschrieben: Die Deutsche Bischofskonferenz ist hier, wenn man so will, der Gesetzgeber dieses Dekretes, aber sie kann nur als Gesetzgeber tätig werden, wenn dies in Übereinstimmung mit den Autoritäten in Rom geschieht. Konkret ist da die sogenannte Bischofskongregation zuständig, die sich um Bischöfe und Bischofskonferenzen zu kümmern hat. Die muss dieses O.K. geben, und dieses ist erfolgt. Insofern ist dieses Dekret eine Gesetzgebung der deutschen Bischöfe, für die Deutsche Bischofskonferenz in voller und ungeteilter, unbezweifelbarer Einigkeit und Unterstützung durch Rom.
[...]
Es ist Quatsch anzunehmen, man könne nur aus der Organisation Kirche austreten und trotzdem katholisch bleiben.
[...]
Derjenige, der aus der Kirche austritt, begibt sich durch diesen Austritt außerhalb der aktiven Mitgliedsrechte in der katholischen Kirche. Das ist wie überall, wo man austritt. Man kann dann eben nicht mehr wie ein Mitglied zum Beispiel, was man vielleicht lange gerne getan, die heilige Kommunion empfangen[...]

Kirchenjahr
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Re: Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

Beitrag von Kirchenjahr »

Da scheint einigen Bischöfen das Muffensausen erreicht zu haben, so pünktlich vor der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts.

Vom Papst erwarte ich in der Angelegenheit gar nichts.

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Gamaliel
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Re: Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

Beitrag von Gamaliel »

Rom bricht in der Kirchensteuerfrage ein

Daraus:
Dass dies einer praktischen Exkommunikation gleichkommt zeigt sich besonders deutlich an einer weiteren Bestimmung des Dekretes, welche das kirchliche Begräbnis einer „aus der Kirche ausgetretenen Person" betrifft.

Dieses kann nur dann nicht verweigert werden, wenn die Person „vor ihrem Tod irgendein Zeichen der Reue gezeigt hat." Es stellt sich die Frage, was die Person bereuen soll? Keine Kirchensteuer bezahlt zu haben?
Auf welche Stelle im Evangelium soll man die Deutschen Bischöfe jetzt hinweisen? Auf Mt 10, 8: „Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben", oder soll man doch gleich an Mt 6, 24 erinnern: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon"?

civilisation
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Re: Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

Beitrag von civilisation »

Einige Überschriften aus den Medien zum Dekret des Vatikans über den „Kirchenaustritt“

Katholische Bischöfe: Austritt aus der Kirche hat Konsequenzen (Focus Online)

Katholische Kirche: Bischofskonferenz will Beichte nur gegen Steuer geben (Die Welt)

Harte Konsequenzen bei Kirchenaustritt (BILD)

Wer aus der Kirche will, kriegt Post vom Pfarrer (tagesschau.de)

Katholische Kirche: Austritt führt weiterhin zum Verlust kirchlicher Rechte (FAZ)

Können Kirchensteuer-Verweigerer katholisch sein? (Der Westen)

Bischöfe schreiben Folgen eines Kirchenaustritts fest (Spiegel Online)

Bischofskonferenz sanktioniert Kirchenaustritte: Kein Glaube ohne Kirchensteuer (Süddeutsche.de)

Den halben Kirchenaustritt gibt es nicht (domradio.de)

Katholische Bischöfe ächten Steuerverweigerer (Die Welt)

ZdK-Präsident: Kirchenaustritts-Dekret birgt pastorale Chance (Münchner Kirchenradio)

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Libertas Ecclesiae
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Re: Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

Beitrag von Libertas Ecclesiae »

Ebenfalls daraus:
Rom hat dieses Dekret gebilligt, der Kompromiss besteht einzig in der Vermeidung des Begriffes der „Exkommunikation". Dies stellt eine vollständige Preisgabe der Position des Päpstlichen Rates für die Interpretation des Gesetzestexte von 2006 dar.
Eines muss man jedenfalls feststellen: Im Fall der Schwangerenkonfliktberatung hatte Papst Johannes Paul II. gegenüber den Deutschen Bischöfen mehr Rückgrat, Konsequenz und Autorität bewiesen als der jetzige deutsche Papst Benedikt XVI. in der Frage der Kirchensteuer.
:heul:

civilisation hat geschrieben:Einige Überschriften aus den Medien zum Dekret des Vatikans über den „Kirchenaustritt“

[...]

ZdK-Präsident: Kirchenaustritts-Dekret birgt pastorale Chance (Münchner Kirchenradio)
:nuckel:
„Die letzte Messe ist noch nicht gelesen.“
(Jelena Tschudinowa)

Kirchenjahr
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Re: Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

Beitrag von Kirchenjahr »

Was passiert eigentlich, wenn ein Schweizer in der Schweiz den Kirchenaustritt erklärt, dem Pfarrer / Bischof in einem Gespräch auffrichtig seinen Glauben bekundet und der Schweizer dann ein oder zwei Jahre später nach Deutschland zieht?

Das Partikalarrecht ist nicht nur illegitim sondern auch noch unsinnig.

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overkott
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Re: Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

Beitrag von overkott »

Die Kirche hat klargestellt, dass ein Kirchenaustritt nach dem Willen des vatikanischen Rates für Gesetzestexte nicht mehr automatisch die Exkommunikation nach sich zieht, sondern, wie die Bischöfe jetzt betonen, dass lediglich die Sakramente nicht mehr empfangen werden dürfen. Hintergrund dafür ist der Fall des Freiburger Kirchenrechtlers Zapp, der aus der Kirche ausgetreten war, sich aber als weiterhin gläubiges Kirchenmitglied bezeichnet. Das Erzbistum Freiburg verhandelt den Fall vor der weltlichen Gerichtsbarkeit. Am Mittwoch wird sich das Leipziger Bundesverwaltungsgericht damit befassen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich das Gericht für unzuständig erklärt und am 26. September den Fall zurücküberweist.

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Niels
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Re: Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

Beitrag von Niels »

'Kirchliche Reformen bei uns beginnen – leider – beim Geld'. Kommentar von Prof. Hubert Windisch: http://www.kath.net/detail.php?id=38183
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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taddeo
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Re: Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

Beitrag von taddeo »

Niels hat geschrieben:'Kirchliche Reformen bei uns beginnen – leider – beim Geld'. Kommentar von Prof. Hubert Windisch: http://www.kath.net/detail.php?id=38183
Wie man es auch dreht und wendet, diese Entscheidung der DBK ist auf mittlere Frist ein gewaltiges Eigentor, Ihr werdet sehen.
Sie ist sicherlich rechtmäßig, denn das Kirchensteuersystem ist Konkordatsmaterie und hebelt dadurch die Wirkung des allgemeinen Kirchenrechts aus, das den "Kirchenaustritt" anders regelt. Aber das Zementieren des Status Quo der Deutschen Bürokraten-Kirche (DBK) stärkt all jene Kräfte innerhalb und außerhalb der Katholischen Kirche, die sich das nicht mehr ewig werden bieten lassen. Man wird umso stärker darauf dringen, die Kirchensteuer komplett abzuschaffen. Ich denke, daß ich das noch selber erleben werde.

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Niels
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Re: Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

Beitrag von Niels »

Da könntest Du recht haben, taddeo.
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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overkott
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Re: Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

Beitrag von overkott »

Zweckpessimismus könnte letztlich schiefgehen.

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Pelikan
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Re: Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

Beitrag von Pelikan »

michaelis hat geschrieben:Zudem drückt sich das Dekret der DBK mal wieder - wohl weislich - um das Problem der Austritte von unter 16-jährigen herum.

Denn diese sind nach kirchlichem Recht ja nicht "strafmündig". Zumal es ja bei unter 14-jährigen dazu noch eine "Tat" der Eltern ist.
Die Antwort -- so abenteuerlich sie anmutet -- scheint zu sein, daß das Dekret das, was es schlicht als "Rechtsfolgen" bezeichnet, tatsächlich nicht als Strafen verstanden wissen will. Der Sekretär der DBK im von Moser verlinkten Interview:
Wir reden nicht von Exkommunikation im strafrechtlichen Sinn der Kirche, sondern wir reden von Folgen, die gleichwohl in der Sache selbst weitestgehend identisch sind mit den bisherigen Folgen. Aber, und das ist mir wichtig zu sagen, das ist keine Strafe, sondern wir stellen fest: Derjenige, der aus der Kirche austritt, begibt sich durch diesen Austritt außerhalb der aktiven Mitgliedsrechte in der katholischen Kirche.

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taddeo
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Re: Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

Beitrag von taddeo »

overkott hat geschrieben:Zweckpessimismus könnte letztlich schiefgehen.
Das ist kein Zweckpessimismus, mein Lieber.

Das Ziel dieser - wie aller anderen - Aktionen der DBK ist doch ganz eindeutig, daß sich möglichst an den bestehenden Verhältnissen nichts ändern soll. Maximale Geldversorgung, maximale Bürokratieversorgung, maximale Beamtenkirche. Jeder, der sich in dieser Mentalität einrichten kann, wird bestens bedient, solang er nach der doktrinellen Pfeife des Teutonenkatholizismus tanzt.

Stiefkinder dieses Systems sind alle diejenigen, die sich dem Landeskirchensystem und seinen Exponenten nicht ausliefern wollen, die "katholisch" für sich nur mit dem Zusatz "römisch-" akzeptieren können, die einfach nur in dem Sinn katholisch bleiben wollen, wie ihre Eltern und Großeltern das auch schon waren. Solche Leute findet man sowohl unter den "Konzilskatholiken" als auch unter den sogenannten "Traditionalisten". Für diese Klientel aber wird kein Pfennig an Kirchensteuermitteln vergeudet, obwohl das die Leute sind, bei denen Geldbeutel UND Herz an der Kirche hängen. Ich habe das Beispiel schon öfters gebracht, aber ich wiederhole es gerne: Ich möchte es nur zu gerne noch erleben, daß ich in einer Kirche meines Bistums einen Sonntagsgottesdienst besuchen kann, der nach Geist UND Form vollständig den Vorgaben der Liturgiekonstitution des II. Vatikanischen Konzils, des Meßbuches und der einschlägigen liturgischen Vorschriften entspricht. Für einen Beitragszahler sollte es eigentlich normal sein, von seinem Verein die vereinbarte satzungsmäßige Gegenleistung zu erhalten. Ich warte darauf seit Jahrzehnten umsonst.

Da die Kirche rein zahlenmäßig immer mehr an Bedeutung verliert, wird es über kurz oder lang zu einer Bereinigung des heutigen Finanzierungssystems kommen, das von einer gesellschaftlichen Bedeutung der Kirche ausging, die es längst nicht mehr gibt. Die Kirche kann sich nun drauf einstellen, oder sie kann es einfach ignorieren (momentan tut sie letzteres). Wer wird wohl der "Gorbatschow" sein, der dem "Honecker" Zollitsch dereinst das Parteifreundebussi auf die Bäckchen drückt und ihm dabei sagt "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben"? Papst Benedikt wohl nicht mehr, obwohl er Gelegenheit gehabt hätte. Aber die Zeit war noch nicht reif.

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overkott
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Re: Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

Beitrag von overkott »

Sicher gibt es exexkommunizierte Bischöfe, die sich weder um Kirchensteuer, noch um den Sakramentenempfang große Sorgen machen. Diese Spannung wird sowohl am Tiber wahrgenommen wie am Oberrhein und zwar auf beiden Ufern. Die Bischöfe wollen in aller Freiheit keinen Flächenbrand entfachen, sondern mahnen in ernster Sorge um die Seelen der Gläubigen, Konsequenzen zu bedenken und nicht leichtfertig aus der Kirche auszutreten.

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taddeo
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Re: Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

Beitrag von taddeo »

overkott hat geschrieben:Die Bischöfe ... mahnen in ernster Sorge um die Seelen der Gläubigen, Konsequenzen zu bedenken und nicht leichtfertig aus der Kirche auszutreten.
Du erlaubst, daß ich da leise Zweifel anmelde? :hmm:

Ich bin mir nicht arg sicher, ob es hierzulande tatsächlich noch Bischöfe gibt, die um die Seelen der Gläubigen besorgt sind. Wetten möchte ich darauf jedenfalls nicht.

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Maurus
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Re: Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

Beitrag von Maurus »

taddeo hat geschrieben:
Niels hat geschrieben:'Kirchliche Reformen bei uns beginnen – leider – beim Geld'. Kommentar von Prof. Hubert Windisch: http://www.kath.net/detail.php?id=38183
Wie man es auch dreht und wendet, diese Entscheidung der DBK ist auf mittlere Frist ein gewaltiges Eigentor, Ihr werdet sehen.
Sie ist sicherlich rechtmäßig, denn das Kirchensteuersystem ist Konkordatsmaterie und hebelt dadurch die Wirkung des allgemeinen Kirchenrechts aus, das den "Kirchenaustritt" anders regelt. Aber das Zementieren des Status Quo der Deutschen Bürokraten-Kirche (DBK) stärkt all jene Kräfte innerhalb und außerhalb der Katholischen Kirche, die sich das nicht mehr ewig werden bieten lassen. Man wird umso stärker darauf dringen, die Kirchensteuer komplett abzuschaffen. Ich denke, daß ich das noch selber erleben werde.
Die Frage ist, ob die DBK eine andere verantwortbare Wahl hatte. Die kassieren die Kirchensteuer ja nicht, um sie in Geldspeichern zu lagern. Die Einnahmen sind in den vielen Einrichtungen etc. wahrscheinlich fest verplant. Aus diesen Verpflichtungen wird die Kirche nicht ohne weiteres herauskommen. Es ist eben ein Unterschied, ob man schon immer arm war, oder ob man verarmt ist.

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taddeo
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Re: Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

Beitrag von taddeo »

Maurus hat geschrieben:Die Frage ist, ob die DBK eine andere verantwortbare Wahl hatte.
Die hätte sie auf jeden Fall gehabt: http://www.kreuzgang.org/viewtopic.php?p=446656#p446656

Das wäre nicht mal schwierig gewesen, weil die ganze Bürokratie schon vorhanden ist, und zwar auf beiden Seiten. Man hätte nur die Richtung der Meldungen umkehren müssen. Dann wär das ganze im Einklang mit dem allgemeinen kanonischen Recht gewesen, ohne daß sich per Saldo für das Steueraufkommen was geändert hätte.

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overkott
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Re: Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

Beitrag von overkott »

Maurus hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
Niels hat geschrieben:'Kirchliche Reformen bei uns beginnen – leider – beim Geld'. Kommentar von Prof. Hubert Windisch: http://www.kath.net/detail.php?id=38183
Wie man es auch dreht und wendet, diese Entscheidung der DBK ist auf mittlere Frist ein gewaltiges Eigentor, Ihr werdet sehen.
Sie ist sicherlich rechtmäßig, denn das Kirchensteuersystem ist Konkordatsmaterie und hebelt dadurch die Wirkung des allgemeinen Kirchenrechts aus, das den "Kirchenaustritt" anders regelt. Aber das Zementieren des Status Quo der Deutschen Bürokraten-Kirche (DBK) stärkt all jene Kräfte innerhalb und außerhalb der Katholischen Kirche, die sich das nicht mehr ewig werden bieten lassen. Man wird umso stärker darauf dringen, die Kirchensteuer komplett abzuschaffen. Ich denke, daß ich das noch selber erleben werde.
Die Frage ist, ob die DBK eine andere verantwortbare Wahl hatte. Die kassieren die Kirchensteuer ja nicht, um sie in Geldspeichern zu lagern. Die Einnahmen sind in den vielen Einrichtungen etc. wahrscheinlich fest verplant. Aus diesen Verpflichtungen wird die Kirche nicht ohne weiteres herauskommen. Es ist eben ein Unterschied, ob man schon immer arm war, oder ob man verarmt ist.
Der Vorteil beim Zweckpessimismus ist, dass man im befürchteten Fall immer sagen kann: Ich hab's ja gewusst.

Gott allein genügt vielleicht gar nicht so armen Karmeliterinnen, aber die Bischöfe haben doch handfeste Interessen, die nach weltlichen Maßstäben gar nicht so ungewöhnlich sind. Die ganze kirchenrechtliche Debatte samt Streit coram publico vor weltlichen Gerichten lässt jedenfalls an einer Entweltlichung der Kirche Zweifel aufkommen.

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Maurus
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Re: Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

Beitrag von Maurus »

taddeo hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Die Frage ist, ob die DBK eine andere verantwortbare Wahl hatte.
Die hätte sie auf jeden Fall gehabt: http://www.kreuzgang.org/viewtopic.php?p=446656#p446656

Das wäre nicht mal schwierig gewesen, weil die ganze Bürokratie schon vorhanden ist, und zwar auf beiden Seiten. Man hätte nur die Richtung der Meldungen umkehren müssen. Dann wär das ganze im Einklang mit dem allgemeinen kanonischen Recht gewesen, ohne daß sich per Saldo für das Steueraufkommen was geändert hätte.
Naja, Zusatzbürokratie würde das auf jeden Fall bedeuten.

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taddeo
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Re: Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

Beitrag von taddeo »

Maurus hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Die Frage ist, ob die DBK eine andere verantwortbare Wahl hatte.
Die hätte sie auf jeden Fall gehabt: http://www.kreuzgang.org/viewtopic.php?p=446656#p446656

Das wäre nicht mal schwierig gewesen, weil die ganze Bürokratie schon vorhanden ist, und zwar auf beiden Seiten. Man hätte nur die Richtung der Meldungen umkehren müssen. Dann wär das ganze im Einklang mit dem allgemeinen kanonischen Recht gewesen, ohne daß sich per Saldo für das Steueraufkommen was geändert hätte.
Naja, Zusatzbürokratie würde das auf jeden Fall bedeuten.
Wo denn? Man müßte eben nicht mehr persönlich beim Standesamt vorstellig werden, sondern zB beim Ordinariat in einem Büro, das künftig für solche "Austritte" zuständig ist - zB im Offizialat oder Generalvikariat. Da reicht ein einziger Priester, der eh schon da ist, samt Sekretärin als Ansprechpartner. Von dort geht das ganze ans Kirchensteueramt, von dort ans Finanzamt. Alle Daten dafür liegen diesen Behörden ohnehin vor. Wo ist also das Problem im Zeitalter von E-Mail etc.?

Pilgerer
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Re: Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

Beitrag von Pilgerer »

Wäre es möglich, im Ausland in einer katholischen Kirche Mitglied zu sein und dafür nicht in Deutschland? Müssen ausländische Katholiken in Deutschland Kirchensteuer bezahlen?
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

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taddeo
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Re: Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

Beitrag von taddeo »

Pilgerer hat geschrieben:Wäre es möglich, im Ausland in einer katholischen Kirche Mitglied zu sein und dafür nicht in Deutschland? Müssen ausländische Katholiken in Deutschland Kirchensteuer bezahlen?
Du mußt in Deutschland Kirchensteuer zahlen, wenn Du hier steuerpflichtig bist. Das gilt für In- wie für Ausländer.
Man kann nicht "Mitglied der katholischen Kirche in Deutschland oder im Ausland" sein. Entweder man ist katholisch oder man ist es nicht, das gilt dann im Himmel wie auf Erden, und dort überall.

Johaennschen
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Re: Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

Beitrag von Johaennschen »

Ich höre immer nur von "römisch-katholisch" im Zusammenhang mit der Kirchensteuer.
Was ist, wenn man als Katholik den Ritus wechseln würde. :hmm:
Dann könnense ja nicht mehr "RK" in die Ecke von der Lohnsteuerkarte drucken, oder?
Den NOM würde man so auch gleich los. ;D
Das wäre vielleicht recht aufwendig, aber ginge das prinzipiell?

Danke. :)
Es gibt keine Dummheit, an die der moderne Mensch nicht imstande wäre zu glauben, sofern er damit nur dem Glauben an Christus ausweicht.
Nicolás Gómez Dávila

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Linus
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Re: Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

Beitrag von Linus »

wenn du griechisch katholisch bist, must du theoretisch auh zahlen. sobald du irgendwie mit dem Papst zu tun hast zählst du kirchensteuertechnisch als römisch katholisch
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

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taddeo
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Re: Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

Beitrag von taddeo »

Johaennschen hat geschrieben:Was ist, wenn man als Katholik den Ritus wechseln würde. :hmm:
Geht nur in eng begrenzten Ausnahmefällen. Jürgen hat das mal schön zusammengestellt:
http://www.kreuzgang.org/viewtopic.php?p=8281#p8281

civilisation
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Re: Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

Beitrag von civilisation »

Kirchenrechtler: "Es geht nur ums Geld."
Kirchensteuer-Dekret der Bischofskonferenz: „Weniger wert als Klopapier“
http://www.regensburg-digital.de/kirche ... /219212/
Ein Kirchenrechtler (Name der Redaktion bekannt), hat das Dekret für unsere Redaktion unter die Lupe genommen. Er hat schon mehrfach Gläubige vor der Apostolischen Signatur in Rom – der obersten katholischen Kirchengerichtsbarkeit – vertreten und kennt das kirchliche Gesetzbuch, den „Codex Iuris Canonici“, in- und auswendig. Zum Dekret der Bischofskonferenz sagt er: „Dieses Papier dient allein dazu, Gläubige an der Nase herumzuführen. Es hat keinerlei kirchenrechtliche Relevanz und ist inhaltlicher Murks.“

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Robert Ketelhohn
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Re: Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

Beitrag von Robert Ketelhohn »

:D

Ich bin zwar kein Kanonist, darf aber daran erinnern, was ich am Donnerstag
schon zu dem Dekret gesagt habe:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:»Nötige Akzeptanz« ist witzig ausgedrückt. In Wahrheit kann natürlich die
Bischofskonferenz nicht die Auslegung des Rats für die Gesetzestexte „über-
stimmen“. Materiell ist sie hinsichtlich der Streitfrage des „Austritts aus der
öffentlich-rechtlichen Körperschaft ohne Kirchenaustritt“ auch gar nicht zu-
ständig. Sie ist bloß formal zuständig, Dekrete von Bischofskonferenzen zu
rekognoszieren.

Freilich sollte sie diese dabei schon auf Rechtmäßigkeit prüfen. Diese Recht-
mäßigkeit ist aber nur dann gegeben, wenn die Meinung des Rats für die Ge-
setzestexte unangetastet bleibt, daß der „Austritt aus der öffentlich-rechtli-
chen Körperschaft“ unter ausdrücklicher Erklärung, damit nicht aus der Kir-
che auszutreten, vom Dekret der Bischofskonferenz nicht berührt ist.

Die Bischofskonferenz selbst wird allerdings das Gegenteil behaupten und
durchzusetzen versuchen. Darum bleibt Rom in der Pflicht, eine definitive
Klärung vorzunehmen.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

iustus
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Re: Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

Beitrag von iustus »

Ich hatte schon einmal auf Folgendes hingewiesen:

Es gibt, außer dem bekannten Schreiben vom 13. März 26 (http://www.vatican.va/roman_curia/ponti ... is_ge.html), ein weiteres Schreiben des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte vom 14. März 26 an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, in dem der Rat ausdrücklich erklärt, "dass die in der Bundesrepublik Deutschland und in anderen Nationen bestehende Rechtslage hinsichtlich des Austritts aus der Kirche durch diese Interpretation nicht berührt wird."

So Heribert Schmitz im "Archiv für Katholisches Kirchenrecht" (AfkKR), Heft 174/2 25, S. 55 f.

viewtopic.php?f=1&t=11334&p=383469&hili ... kr#p383469
„Was den Gegenstand des Glaubens betrifft, hat sich das Konzil nichts Neues ausgedacht, noch hat es Altes ersetzen wollen." (Papst Benedikt XVI.)

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taddeo
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Re: Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

Beitrag von taddeo »

civilisation hat geschrieben:Kirchenrechtler: "Es geht nur ums Geld."
Kirchensteuer-Dekret der Bischofskonferenz: „Weniger wert als Klopapier“
http://www.regensburg-digital.de/kirche ... /219212/
Ein Kirchenrechtler (Name der Redaktion bekannt), hat das Dekret für unsere Redaktion unter die Lupe genommen. Er hat schon mehrfach Gläubige vor der Apostolischen Signatur in Rom – der obersten katholischen Kirchengerichtsbarkeit – vertreten und kennt das kirchliche Gesetzbuch, den „Codex Iuris Canonici“, in- und auswendig. Zum Dekret der Bischofskonferenz sagt er: „Dieses Papier dient allein dazu, Gläubige an der Nase herumzuführen. Es hat keinerlei kirchenrechtliche Relevanz und ist inhaltlicher Murks.“
Auch Blödsinn.
Wieso sollte ein Dekret der Deutschen Bischofskonferenz im "Amtsblatt des Vatikan" (also wohl den Acta Apostolicae Sedis) veröffentlicht werden müssen, um Rechtskraft zu bekommen? Das ist absoluter Schmarrn. Es muß in jedem einzelnen Amtsblatt der deutschen Bistümer publiziert werden, sonst nichts.

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Robert Ketelhohn
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Re: Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

Beitrag von Robert Ketelhohn »

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Re: Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

Beitrag von Maurus »

taddeo hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Die Frage ist, ob die DBK eine andere verantwortbare Wahl hatte.
Die hätte sie auf jeden Fall gehabt: viewtopic.php?p=446656#p446656

Das wäre nicht mal schwierig gewesen, weil die ganze Bürokratie schon vorhanden ist, und zwar auf beiden Seiten. Man hätte nur die Richtung der Meldungen umkehren müssen. Dann wär das ganze im Einklang mit dem allgemeinen kanonischen Recht gewesen, ohne daß sich per Saldo für das Steueraufkommen was geändert hätte.
Naja, Zusatzbürokratie würde das auf jeden Fall bedeuten.
Wo denn? Man müßte eben nicht mehr persönlich beim Standesamt vorstellig werden, sondern zB beim Ordinariat in einem Büro, das künftig für solche "Austritte" zuständig ist - zB im Offizialat oder Generalvikariat. Da reicht ein einziger Priester, der eh schon da ist, samt Sekretärin als Ansprechpartner. Von dort geht das ganze ans Kirchensteueramt, von dort ans Finanzamt. Alle Daten dafür liegen diesen Behörden ohnehin vor. Wo ist also das Problem im Zeitalter von E-Mail etc.?
Aber taddeo, wir sind hier in Deutschland. Wenn eine Behörde, egal ob staatlich oder kirchlich, mehr arbeiten muss, dann werden erstmal neue Stellen geschaffen.

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taddeo
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Re: Kirchenaustritt und Glaubensabfall (Omnium in mentem)

Beitrag von taddeo »

Maurus hat geschrieben:Aber taddeo, wir sind hier in Deutschland. Wenn eine Behörde, egal ob staatlich oder kirchlich, mehr arbeiten muss, dann werden erstmal neue Stellen geschaffen.
;D
Ich kenne ja die Kirche hierzulande nun schon ein paar Jahrzehnte ziemlich gut von innen und bin daher davon ausgegangen, daß sich in einem normalen Ordinariat mühelos ein Priesterchen finden läßt, das mit dieser Aufgabe überhaupt erst eine Beschäftigung (und nicht nur einen Büroarbeitsplatz) bekommen würde. :pfeif:

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