Der Text ist nicht ganz so schwurbelig wie man das von der ÖBK gewohnt ist (hat Rom dafür gesorgt?), aber durchaus blaß und kraftlos. Beispielhaft einige Punkte:
Wer vom christlichen Glauben, dessen Seele die christliche Liebe ist, spricht, der sollte unbedingt auch vom normalen Mittel sprechen, durch das diese Liebe wiedererworben wird: Reue und Beichte. Doch davon liest man natürlich nichts bei den österreichischen Hirten; auch nicht davon, daß dieses "verlorene Sakrament" (Prälat G. May) im Jahr des Glaubens von jedem Einzelnen dringend wiedergefunden werden sollte.
Die Bischöfe geben zwar immerhin das Unleugbare zu, nämlich massives Absinken des religiösen Wissens, dramatischer Priestermangel, enormer Gläubigenschwund, deutlicher Rückgang des Sonntagsmeßbesuchs,... allein darüber, welche Rolle sie als verantwortliche Bischöfe dabei spielten und spielen, erfährt man nichts. Wenn sich der Glaube vor allem an Vorbildern und "persönlichen Zeugen" entzündet, dann sollten die Bischöfe erklären, warum sie und die unter ihrer Leitung arbeitenden Priester in den letzten 5 Jahren so schlechte Vorbilder waren, daß Österreich inzwischen zu einem "Missionsland" geworden ist, das der Neuevangelisierung bedarf.
Die windelweichen Worte an die Ehebrecher und Konkubinarier sind auch kein Ruhmesblatt. Statt die klare Lehre der Kirche über Unzüchtige,... herauszustellen (was bei einem Hirtenbrief, der extra zur Glaubensvertiefung einlädt und eigens dieses Thema anspricht, ja wohl nicht zuviel verlangt ist) und die Ehebrecher und Sünder zur Umkehr aufzurufen, wird von "Barmherzigkeit" geschwafelt, als wenn damit ein Freibrief zur Fortsetzung des sündhaften Zustands gemeint wäre.
Richtig gestellt ist immerhin diese Frage:
Wir ermutigen daher dazu, den Zeichen nachzugehen, die Gott uns gibt, wenn etwa an manchen Orten, in manchen Gemeinden und Gemeinschaften die geistlichen Berufungen blühen. Ist es nicht sinnvoll, solche Beispiele näher anzusehen und zu fragen, was wir daraus lernen können?
Tja, was lernen die österreichischen Bischöfe seit Jahrzehnten daraus?