Offen gestanden - ich bin schockiert - schon über den Titel des Threads.
Denn ich gehöre zu denen, die streiken bzw. sich an den Aktionen beteiligen.
In einem anderen Forum habe ich exemplarisch dargelegt, worum es mir geht.
Es geht mir nicht, um meine persönliche Karriere als Priesterin. In meinem Beruf bin ich zufrieden und glücklich und - wenn morgen der Papst bei mir anruft und mich fragt, ob er mich weihen soll - weiß ich nicht, was ich antworten würde. Zugegebenermaßen ruft der Papst auch eher selten bis gar nicht bei mir an. In der Tat gibt es zahllose Aufgabengebiete, in denen ich meine Kompetenzen für das Reich Gottes einsetzen kann - von der Flüchtlingshilfe über die Lokalpolitik bis zur Firmkatechese. Das muss nicht als Priesterin sein.
Meine Motivation ist eine andere: Ich erlebe in meiner Gemeinde vor Ort und an vielen anderen Orten einen dramatischen Rückgang des kirchlichen Lebens und unhaltbare Zustände. ...
Nicht nur der Missbrauchskandal, sondern ganz konkret zahlreiche hochproblematische Priester - psychisch krank, überfordert, Doppelleben, frauenfeindlich, politisch rechts, mangelnde Deutschkenntnisse, einfach für die Anforderungen einer Leitungsfunktion nicht geeignet etc. - nicht alle - aber doch relativ viele. Inzwischen ist man in der Gemeinde vor Ort doch froh, wenn der neue Pfarrer einfach nur "normale Macken hat", und weder Alkoholiker noch offen in einer Beziehung lebend, noch psychisch krank ist.
Eine DBK, deren Zerstrittenheit offensichtlich ist, ein Ex-Bischof, der bei der AFD sprechen will (Mixa) und vom eigenen Bistum zurückgepfiffen wird ..
Die Sonntagsmessen sind oft "runterzelebriert", strahlen Unlust, mangelndes Engagement des Zelebranten etc. aus. Kirchliche Mitarbeiter haben Angst vor Denunziation durch ultrafromme Briefeschreiber, sobald sie sich kritisch äußern...
In einer solchen Kirche kann und will ich nicht mehr leben - und das entspricht auch nicht mehr dem "Zeitgeist", denn der suchende Mensch von heute wählt aus, welche Angebote er wahrnimmt, ihm ist die "Sonntagspflicht" herzhaft egal....
In der momemtanen Struktur geht die Kirche kaputt, weil es ihr als klerikale Männerkirche einfach nicht mehr gelingt, glaubwürdig zu sein.
Die Kirche braucht engagierte Menschen, die das Reich Gottes verkündigen, die in der heutigen Zeit eine "Parallelgesellschaft" zu Egoismus, Populismus und sozialer Härte aufbauen. Sie braucht "Arbeiter im Weinberg".
Ich hätte die Kompetenzen für Liturgie, Leitung und Seelsorge, wäre auch bereit, zölibatär zu leben und darf all dies nicht einbringen. Gleichzeitig sehe ich, wie die Kirche, die ich auch liebe, vor die Wand fährt. Das tut sehr, sehr weh.
Ich möchte nicht, dass wir 2060 eine Kirche des "heiligen Rests" in einer komplett kapitalistischen Gesellschaft haben, in der nur noch der Egoismus herrscht. Ich möchte eine lebendige Kirche, die das Wort Gottes verkündet, die den Menschen den liebenden Gott vermittelt.
Diese Kirche braucht uns Frauen - auch in Ämtern. Deswegen engagiere ich mich bei Maria 2.0.
So ... und jetzt warte ich auf den Shitstorm und die Beleidigungen. Denn schließlich habe ich mich als "Emanze und anderes Weibsbild" geoutet...
Laura
"Die römisch-katholische Kirche ignoriert Begabungen, verachtet Wissen und verbietet sich Visionen. Sie hat sich an Frauen versündigt und versündigt sich weiter. Diskriminierung ist ihr harter, aber hohler Markenkern." (Christiane Florin)