Jakobgutbewohner hat geschrieben: ↑Sonntag 27. November 2022, 22:32
Du wirkst auf mich soweit relativ gesprächsbereit, was ich gut finde. Ich bin mir aber unsicher, ob du meinen Hintergrund grob kennst. Also nochmal kurz: Ich bin nicht wegen Menschen "Christ" geworden (die Bezeichnung ist mir im Grunde völlig egal)
Das ist schon ein wichtiger Punkt: "Christ werden". In Apostelgeschichte 11,26 finden wir als erstes einen Hinweis darauf, dass die Jünger Christen genannt wurden. Es ist eine Fremdbezeichnung, die den Jüngern gegeben wurden. Das Pfingstereignis finden wir in Apostelgeschichte 2. D.h., die Bezeichnung Christen trat viel später nach der Kreuzigung bzw. Begründung der Kirche durch Ausschüttung des Heiligen Geistes auf. Heute verwendet man Christentum, um die Summe aller Gemeinschaften zu bezeichnen, die sich selbst Christen nennen.
Was war essentiell für das "Christentum" ? Die Nachfolge Jesu. Diese Nachfolge zeigte sich durch die Taufe. Mit der Taufe werden die Bausteine der Kirche gesetzt. Essentiell ist also Kirche, nicht die Bezeichnung Christ. Wir kommen zu einem ganz wichtigen Punkt, denn oft fragen Menschen "Muss ich Christ werden?" Nein, muss niemand: er muss sich taufen lassen und Kirche werden. Das ist die christliche Berufung. Wer sagt, er sei Christ, aber sich nicht taufen lässt, folgt nicht dem Befehl Christus und auch der Weisung der Apostel, die von Christus beauftragt wurden. Man kann nicht "Christ" sein und sich dem Taufbefehl verweigern. Eine Verweigerung der Kirche ist dem entsprechend, denn durch die Taufe wird man in die Kirche eingegliedert. In dieser Kirche lebt der heilige Geist, der von Christus gesendet wurde und der den Leib aufbaut. Warum also sollte jemand Kirche verweigern, der doch Leib Christi ist? Das sind wichtige Grundaspekte.
sondern wegen Gott in, wie man es hier z.B. wohl nennen würde, "mystischen Erfahrungen". Daraus bedingt sich sicherlich eine andere Herangehensweise an manches.
Wenn Du mit Herangehensweise meinst, dass Dein Weg zu Christus ein individueller ist, in Ordnung. Aber genau dann, wenn Dich Dein Weg zu Christus geführt hat, wäre es doch das richtige, ihn zu lieben und seine Weisungen zu erfüllen: das bedeutet, sich taufen zu lassen und alles zu befolgen, was der Geist eingibt: "höre was der Geist den Gemeinden sagt" heißt es in der Offenbarung. Denn bei Christus angefangen, gehen wir den gleichen Weg. Das ist, auf die Apostel und die Nachfolger der Apostel zu hören: "Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich; wer aber mich verachtet, der verachtet den, der mich gesandt hat." (Lk 10,16)
Christus geht hier also noch weiter: wer ihn verachtet, der verachtet, Gott, den Vater. Hier schließt sich also der Kreis Deiner Aussage, dass Du wegen Gott Christ geworden bist. Das ist der Punkt. Aus der Liebe zu Gott. Und Gott hat die Kirche als sein Instrument des Heiles gestiftet, als der Ort, an dem sich Gott und Mensch begegnen können.
Etwas, das du vielleicht "unverbindlich" findest, wirkt auf mich sozusagen ziemlich verbindlich
Verbindlich ist, was die Schrift uns sagt, und die Tradition, die in die Schrift eingeflossen ist: Lk 10,16
Christus gibt vor, dass seinen Aposteln gefolgt werden soll, und die Apostel bestimmten weitere Gemeindeleiter, auf die die Gläubigen hören sollen. Es wäre für mich unstimmig, wenn Du sagst, dass Gott Dich zu Christus geführt hat, ganz individuell, aber Du danach einen Weg getrennt vom Leib fortführst. Niemand hätte auf die Apostel hören müssen, wenn es sich doch darin erschöpft, irgendwie einfach in den Leib hineingebaut zu sein, aber offensichtlich war es Christus wichtig, dass die Kirche feste Strukturen hat, die den einzelnen Christen dann auch ermahnen können, wenn er in Irrlehren oder fehlender Gefolgschaft rutschen könnte - das NT, die apostolischen Väter und frühen Kirchenväter sind voll von Texten gegen die Irrlehrer. Das ist aber nur nötig, wo ein sichtbarer Leib existiert, in dem gelehrt wird.