Was macht demütig?

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lancelot
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Was macht demütig?

Beitrag von lancelot »

abgesplittet aus "Nachrichten aus den Bistümern". Edith

Edith hat geschrieben:Mein neuer Pfarrer ist jünger als ich.... eine Tatsache, an die ich mich erst noch gewöhnen muß... 8)

Pfarrer Neidl
Das macht demütig. Eins meiner früheren Gruppenkinder ist Priester geworden und ab und an bin ich in einer Messe, die er zelebriert. Das war auch gewöhnungsbedürftig.

Aber dafür darf ich dann als Kommunionhelfer meinen Eltern die Kommunion reichen. Was auch wieder demütig macht.

Edith
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Re: Was macht demütig?

Beitrag von Edith »

lancelot hat geschrieben:
Edith hat geschrieben:Mein neuer Pfarrer ist jünger als ich.... eine Tatsache, an die ich mich erst noch gewöhnen muß... 8)

Pfarrer Neidl
Das macht demütig. Eins meiner früheren Gruppenkinder ist Priester geworden und ab und an bin ich in einer Messe, die er zelebriert. Das war auch gewöhnungsbedürftig.

Aber dafür darf ich dann als Kommunionhelfer meinen Eltern die Kommunion reichen. Was auch wieder demütig macht.

Wieso macht das demütig?
Weil er jünger ist? ja und? Ich hab alle Nas lang jüngere Chefs, Ärzte, Dienststellenleiter etc pp. Oder auch jüngere Kollegen, die in einem Gebiiet die besseren fachleute sindd als ich. So what?

Ich höre mir unter Golfern auch regelmäßig den Srpuch an, Golf mache demütig. Ich denk dann immer, was für ein elitäres Problem! Mich "macht" mein Alltag demütig. Meine Grenzen.

Was mich zu der Frage bringt: was macht uns denn demütig?
Wir selber, oder andere?

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Mich machen (u.a.) meine erkannten Fehler demütig.
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.
T. Boesche-Zacharow

Edith
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Beitrag von Edith »

was mir an der Frage auffällt ist, daß es offenbar sehr verschiedene Definitionen des Wortes "Demut" gibt.

Ich halts (und wieder sei es mal gesagt) mit Teresa von Avila, die da sagte, Demut ist Wahrheit.

Die Wahrheit über sich selbst erkennen und annehmen. Sich nicht besser, aber auch nicht schlechter machen.

Humilitas hat mit Erde zu tun. Geerdet sein, Bodenhaftung behalten.

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lancelot
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Beitrag von lancelot »

Kann ich mich anschließen.

Mehr als "Mystik" (wie in einem anderen Thread gesagt) besteht "Demut" in einem Erkennen und Annehmen der Realität, meiner, der anderer und der Welt insgesamt.

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

In Demut steckt das Wörtchen "Mut".
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.
T. Boesche-Zacharow

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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Demut =

"Schwester der Armut" (Franz von Assisi);
"Selbstgericht des Menschen unter dem Gericht Gottes im Kreuz Jesu Christi" (Luther);
"restloses Eingehen auf den Willen Gottes" (Ignatius von Loyola);
"Streben nach dem letzten Platz" (Charles de Foucauld).

"Kirchliche Praxis hat aber nicht nur an die Demut zu appellieren, sondern selbst 'institutionelle Demut' zu üben. Sie ist Dienst am Wachstum der Gottesherrschaft und deshalb auch Dienst an den Menschen, die in Gottes Herrschaft ihre Vollendung finden sollen. Institutionelle Demut bedeutet Absage an ekklesiale Vereinnahmung und Selbstbehauptung, eine kirchliche 'Selbstlosigkeit' (O. Fuchs), die auf dem gläubigen Selbstbewusstsein gründet, von Gott als 'Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit' (LG 1) in Dienst genommen zu sein." (Jürgen Werbick, Art. Demut IV, in: LThK, Bd. 3, 3. Aufl., Sp. 93.)
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)

Edith
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Beitrag von Edith »

Julia Wolf hat geschrieben:In Demut steckt das Wörtchen "Mut".
aber nur in Deutsch.....
in den meisten anderen Sprachen, die ich halbwegs kenne.... gehts um Erde, Erdung, Bodenhaftung, Bodenständigkeit.

Frage an die Griechisch-Könner: was heißt das in Griechisch... und wie ist da die Bedeutung?

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Demütig macht mich, wenn ich mal wieder die Meckertour drauf habe und jemandem begegne, der es wirklich dreckig geht.

Geronimo

Marlene
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Beitrag von Marlene »

Julia Wolf hat geschrieben:In Demut steckt das Wörtchen "Mut".
Ja, das führt aber in die Irre, wenn man das so sagt, denn das ist ein "Mut" in einer heute nicht mehr üblichen Bedeutung.

Demut < dien-muot

dien = dienen
muot = der Wille, die Absicht

Keine gelungene Übersetzung von humilitas ins Deutsche. Die von Edith angeführte Grundkomponente der Bedeutung geht völlig flöten.

Marlene
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Re: Was macht demütig?

Beitrag von Marlene »

Edith hat geschrieben:Was mich zu der Frage bringt: was macht uns denn demütig?
Wir selber, oder andere?
Ich denke, es ist das Erkennen der eigenen Grenzen und Schattenseiten. Das kann verschiedene Auslöser haben: nachdenken, die Begegnung mit einem Menschen ...

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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Edith hat geschrieben: Frage an die Griechisch-Könner: was heißt das in Griechisch... und wie ist da die Bedeutung?
Das NT benutzt für "demütig" das Wort "tapeinos" (niedrig, flach, unbedeutend, gering, schwach, , mutlos, niedergeschlagen, erniedrigt, erniedrigt, arm, gemein, demütig, gedemütigt), wobei dieses Wort in der Hl. Schrift, anders als es die Übersetzungsmöglichkeiten es vermuten lassen und wie es auch in der antiken Umgebung verbreitet war, eine positive Bedeutung gewinnt.
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Und doch denke ich braucht wahre Demut Mut (der wohl von Gott kommt), denn niederig, gering, am Boden, untergeordnet usw. zu sein, macht ja auch wehrlos.

Das halte ich nur aus, wenn ich entweder keine Wahl habe
oder wenn ich Mut habe.
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
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T. Boesche-Zacharow

Petra
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Beitrag von Petra »

Sehe ich genauso, Julia. :ja:

(Und die Einschätzung, dass man „mächtig“ oder„stark“ ist - das ist meistens eh nur Selbsttäuschung. Oder Selbstschutz vor dem Erkennen der Wahrheit.)

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Godjonga
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Beitrag von Godjonga »

Grüß Euch !

Im Kath.net-Forum sagte "Reto" mal Demut käme von "dienen" und Mut ...

Herzliche Grüße

Mathias
MPHCEV: Mater perfectam habebit curam et victoriam

Edith
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Beitrag von Edith »

Godjonga hat geschrieben:Grüß Euch !

Im Kath.net-Forum sagte "Reto" mal Demut käme von "dienen" und Mut ...

Herzliche Grüße

Mathias
demnach hätten alle demüten deutscher Zunge "Mut zum Dienen" wohinggegen alle andern "erdnah" bleiben.

Ich bin definitiv der Meinung, daß Bodenständigkeit der größere Mut ist.
Es ist die Tugend, der eigenen Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Ich kenne keine größere Herausforderung.

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Ich sehe den Widerspruch zwischen "Mut zum Dienen" und "erdnah" nicht.
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.
T. Boesche-Zacharow

Edith
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Beitrag von Edith »

Julia Wolf hat geschrieben:Ich sehe den Widerspruch zwischen "Mut zum Dienen" und "erdnah" nicht.
Von Widerspruch sagte ich ja auch nichts. :) Es sind eben nur verschiedene Schwerpunkte.

Peter
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Beitrag von Peter »

Ich denke sofort an Guardinis Beschreibung der „Demut Gottes” in seinem Buch „Der Herr”. Darin führt er aus, im Wortsinn (welcher das auch immer sein mag) demütig könne nur Gott selber sein – eben indem er Mensch wird. Der Mensch könne nur wahr sein. (Wie du ja auch bereits Teresa zitiertest, Edith.)

Edith
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Beitrag von Edith »

Peter hat geschrieben:Ich denke sofort an Guardinis Beschreibung der „Demut Gottes” in seinem Buch „Der Herr”. Darin führt er aus, im Wortsinn (welcher das auch immer sein mag) demütig könne nur Gott selber sein – eben indem er Mensch wird. Der Mensch könne nur wahr sein. (Wie du ja auch bereits Teresa zitiertest, Edith.)
hmmm... Peter.... eine verwandte Seele :P .... :ja:

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Mariamante
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Demut lernt man durch Demütigungen

Beitrag von Mariamante »

Der Hl. Pfarrer von Ars (ein sehr demütiger Priester) sagte einmal: Demut lernt man nur durch Demütigungen.

Demütigungen verschiedener Art sind:;

1. Dass man mit seinen Schwächen leben muss, und manchen Fehler nicht sofort ausbessern kann. Auch Paulus kämpfte mit jenem Stachel im Fleisch, den er gerne los geworden wäre. Jesus aber sagte: Meine Gnade genügt dir und kommt in deiner Schwäche zur Wirkung.

2.Ob man in einer Gemeinschaft mit Mitarbeitern, Kollegenm, Vorgesetzten lebt- oder in einem Kloster in einer Gemeinschaft: Durch das Zusammenleben wird es sicher immer wieder Demütigungen geben,da die Verschiedenheit menschlicher Charakter bedingt, dass man hier gedemütigt und gerundet wird. Habe einmal gelesen: So lange jemand jung ist, soll er die Gemeinschaft suchen- und er wird (wie ein Kisel im Bach) durch die Auseinandersetzung mit anderen "gerundet". Wenn der Mensch dann gleichsam gereift und älter ist, kann er mit der Einsamkeit besser umgehen.

3. Und wenn man Demütigungen wirklich sucht, dann braucht man sich nur für die Ehre Gottes in besonderer Weise einsetzen. Es muss ja nicht gleich so weit gehen wie beim hl. Don Bosco, auf den m.E. fünf Mordanschäge verübt wurden, und den eigene Mitbrüder ins Irrenhaus einliefern wollten.
Gelobt sei Jesus Christus

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overkott
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Re: Was macht demütig?

Beitrag von overkott »

Man sollte nie demütiger sein, als es der Nächstenliebe gut tut.

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Niels
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Re: Was macht demütig?

Beitrag von Niels »

Ovi, was heißt das konkret? :detektiv:
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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overkott
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Re:

Beitrag von overkott »

Peter hat geschrieben:Ich denke sofort an Guardinis Beschreibung der „Demut Gottes” in seinem Buch „Der Herr”. Darin führt er aus, im Wortsinn (welcher das auch immer sein mag) demütig könne nur Gott selber sein – eben indem er Mensch wird. Der Mensch könne nur wahr sein. (Wie du ja auch bereits Teresa zitiertest, Edith.)
Sollte sich Gott als treu erweisen, dann gleicht er sich der potentiellen Wahrheit des Menschen an?

Wer nicht völlig bibelfern über Demut philosophieren möchte, sollte einmal mit der Mutter Jesu singen:
Er stürzt die Mächtigen vom Thron
und erhöht die Niedrigen.

Demut hat also etwas mit Ausgleich zu tun. Auch die Selbsterniedrigung verkündet die Schrift ja mit Aussicht auf Erhöhung. Übrigens hat sich Jesus nicht als Gott erniedrigt, sondern war ein demütiger Sohn, der sich auf seine Gottesebenbildlichkeit nichts eingebildet, sich anschließend aber auch nicht selbst über alle erhöht hat.

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