Vesper

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Justus
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Vesper

Beitrag von Justus »

Was ist eine Vesper?

Anastasis

Re: Vesper

Beitrag von Anastasis »

Justus hat geschrieben:Was ist eine Vesper?
Eine Gebetszeit aus dem kirchlichen Stundengebet, die am Nachmittag oder am frühen Abend gebetet wird.
Nach der allgemeinen kirchlichen Form besteht eine Vesper aus der liturgischen Eröffnung, einem Hymnus, zwei Psalmen und einem neutestamentlichen Canticum, einer Schriftlesung mit Antwortvers (Responsorium), Magnificat (Lobgesang Marias, Lk 1,46-55), Fürbitten, Vater unser, Tagesgebet und Segen. Die meisten Texte sind je nach Wochentag jeweils verschieden vorgegeben.
Im Chorgebet der Orden kann die Form leicht abweichen.

Das Stundengebet ist für Priester und Ordensleute verpflichtend, allen anderen empfohlen. Die Vesper ist eine der Hauptgebetszeiten des Stundengebets.

Justus
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Beitrag von Justus »

Und was genau ist das Stundengebet? Ich habe es mir immer so vorgestellt, dass man zu jeder vollen Stunde ein Gebet verrichtet. So ist das wohl nicht zu verstehen?

Anastasis

Beitrag von Anastasis »

Justus hat geschrieben:Und was genau ist das Stundengebet? Ich habe es mir immer so vorgestellt, dass man zu jeder vollen Stunde ein Gebet verrichtet. So ist das wohl nicht zu verstehen?
Nein, so nicht.

In der frühen Kirche haben sich schon bald bestimmte Zeiten - also "Stunden" - für das persönliche oder gemeinschaftliche Gebet herausgebildet, erst in den Gemeinden, wo es teils Zusammenkünfte gab, teils das persönliche Gebet zu Hause empfohlen wurde (kann man z.B. in der "Traditio apostolica" nachlesen, die im 3. Jahrhundert in Rom entstanden ist) und dann natürlich auch in den Klöstern. Nach dem Psalmwort "sieben Mal am Tag singe ich dein Lob wegen deiner gerechten Entscheide" (Ps 119,164) sind z.B. in der Regel des heiligen Benedikt sieben Gebetszeiten am Tag und zusätzlich nach einem andern Psalmwort ("Um Mitternacht stehe ich auf, um dich zu preisen wegen deiner gerechten Entscheide", Ps 119,62) eine Gebetswache in der Nacht vorgesehen:

in der Nacht die Vigilien,
bei Sonnenaufgang die Laudes,
zur ersten Stunde (ca. 7 h) die Prim,
zur dritten (ca. 9 h) die Terz,
zur sechsten (etwa Mittag) die Sext,
zur neunten (ca. 15 h) die Non,
gegen Abend die Vesper,
zum Tagesabschluß die Komplet.

Dabei wurden alle Psalmen mindestens einmal in der Woche gebetet.
Diese Gebete wurden dann in ihrem ganzen Umfang auch für Priester verpflichtend, die aber wegen ihrer Aufgaben in der Gemeinde nicht die Zeiten einhalten konnten, sondern alles irgendwann, wenn sie Zeit hatten, beteten.
Bei der Liturgiereform der 60er/70er Jahre hat man da einiges geändert - aus der Vigil wurde eine "Lesehore", die nicht auf eine Tageszeit festgelegt ist; die Prim fiel ganz weg; von den drei Horen (= Gebetszeiten) Terz, Sext und Non muß nur noch eine gebetet werden. Dafür sollen die Horen wieder zu den entsprechenden Zeiten gebetet werden, also die Laudes am Morgen, die Vesper am Spätnachmittag oder frühen Abend, dazwischen eine der kleinen Horen (die, die der Zeit, zu der man betet, am ehesten entspricht), die Komplet zum Tagesabschluß.

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Reinhard Gonaus
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Beitrag von Reinhard Gonaus »

Anastasis hat geschrieben:
(...)
bei Sonnenaufgang die Laudes,
zur ersten Stunde (ca. 7 h) die Prim,
zur dritten (ca. 9 h) die Terz,
zur sechsten (etwa Mittag) die Sext,
zur neunten (ca. 15 h) die Non,
gegen Abend die Vesper,
zum Tagesabschluß die Komplet.
(...)
Für die Hand des Laien zum einsamen oder auch gemeinsamen Gebet:
Kleines Stundenbuch, herausgegeben von den Liturgischen Instituten Salzburg, Trier und Zürich, in den Verlagen Benziger, Einsiedeln u. Köln, Herder, Freiburg und Basel, Friedrich Pustet, Regensburg, Herder, Wien, St. Peter, Salzburg, Veritas, Linz. ISBN-Nr. weiß ich nicht.

Teil 1: Im Jahreskreis
Teil 2: Advent und Weihnachtszeit
Teil 3: Fastenzeit und Osterzeit
Teil 4: Die Gedenktage der Heiligen

Persönliche Anmerkung: Das ist Beten mit Saft und Kraft!
Reinhard
--
Wir werden nie herausfinden, warum einer, der schnarcht,
sich selbst nicht schnarchen hören kann. (Mark Twain)

Peter
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Beitrag von Peter »

Ich habe hier einige Beispiele, wie das im Stundenbuch konkret aussieht.

Das erste ist ein kleines Schmakerl: Als ich zum Glauben kam, gab mir unser Pfarrer sein altes, provisorisches «Neues Stundenbuch» mit der Empfehlung, eventuell nur einen Psalm zu beten.

Wer das Stundenbuch kennt, dem wird die andere Bibelübersetzung auffallen, und daß am Ende des Psalms jeweils noch ein kurzes Gebet angefügt ist, die sogenannte «Psalmenoration», die jeweils noch den Inhalt des Psalms aufnimmt.

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Dann folgen zwei Seiten aus dem sogenannten «Kleinen Stundenbuch», auch wieder zum Sonntag der ersten Woche (Das Stundengebet folgt einem Vier-Wochen-Turnus):

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PeterG
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Beitrag von PeterG »

Anfängern im Stundengebet sage ich immer: Das Wichtigste im Text ist das *. Da haben wir nämlich Pause (noch nicht Luft holen, sondern einen Moment die Leere aushalten), und Gott spricht (manchmal ;)

Gruß,
Peter VII.
Nemo invitus bene facit, etiamsi bonum est quod facit. - Wider Willen handelt niemand gut, selbst wenn das, was er tut, gut ist. (Augustinus, Confessiones)

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