Apokryphen ?

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Mystiker
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Apokryphen ?

Beitrag von Mystiker »

Mahlzeit , Leudz ,

was ist von den Apokryphen & dem Barnabas Evangelium zu halten ?

Ein etwas verunsicherter Gläubige :ikb_blowup:

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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Barnabasevangelium 16. Jhdt. (vorher ist nichts von ihm bekannt), aufgrund des Inhalts aber frühestens 7. Jhdts, wahrscheinlich islamischer Einflusskreis.

Die Apokryphen allgemein sind schriften die in den verschiedensten Strömungen gedient haben, oft gnostischer NAtur, relativ bis sehr spät entstanden, nicht authentisch sind. Wurden in den Kanon nicht aufgenommen, weil sie entegenen der Überlieferung und der Lehre der Kriche stehen nicht allgemein verbreitet waren, aus später Zeit stammten (die Kirchenväter waren nicht deppert) etc.
Interresante Schriften man sollte sich aber nicht ungefestigt im Glauben drübertrauen.
Sagen wirs mal so es ist ne SAchertorte von der man weiß das ein paar Stück davon vergiftet sind.

LG
Fiore
Einer ist Gesetzgeber und Richter, er, der die Macht hat, zu retten oder zu verderben. Wer aber bist du, daß du den Nächsten richtest? (Jak4,12)
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Samuel
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Beitrag von Samuel »

Mein lieber Mystiker,

du hast nun in drei Postings drei Anfragen gestellt und auch schon einige Anregungen erhalten.
Ehrlich gesagt vermisse ich eine Reaktion von dir von der Art "Tolle Anregung, da werde ich mich informieren" oder "Aber das ist mir immer noch völlig unklar..."
Das würde es mir leichter machen zu glauben, dass du an den Themen wirklich interessiert bist und nicht nur wahllos ein paar Lawinen lostrittst.

Uwe Schmidt
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Beitrag von Uwe Schmidt »

Die echten, christlichen Evangelien wurden zwischen 60 und 100n.Chr. geschrieben, danach begann die etwa 300-jährige Phase der apokryphen, nur christlich angehauchten, aber nicht echt-christlichen "Evangelien", das erste dieser Sorte ist das Thomas-"Evangelium" von 110n.Chr., das wie der Koran aus 114 Suren, aus 114 Versen besteht.
Mit dem Christentum haben diese Machwerke nichts zu tun.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Mystiker hat geschrieben:was ist von den Apokryphen & dem Barnabas Evangelium zu halten ?
Wir hatten das Thema kürzlich erst. Schau doch auch einmal nebenan
nach.

Zum „Barnabasevangelium“ hat Fiore schon was gesagt (ich kannte
das gar nicht). Hat also nichts mit den eigentlichen, alten Apocryphen
zu tun. Zu denen gehört dagegen der Barnabasbrief, eine nicht kano-
nische (also nicht zur Bibel gehörige) und darum auch „apocryph“ ge-
nannte, aber ganz orthodoxe Schrift der Urkirche.

Es gibt also kirchliche und andersgläubige, nicht-kirchliche „Apocry-
phen“ in der Regel gnostischer Herkunft. Der Begriff ist insofern nicht
sehr erhellend. Näheres nebenan.
Uwe Schmidt hat geschrieben:Thomas-"Evangelium" von 110n.Chr
Na, das siedele ich eher Ende des zweiten Jahrhunderts an.
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HeGe
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Beitrag von HeGe »

Ach, Leute, versucht es doch nicht zu rechtfertigen. Jeder aufgeklärte Mensch der Post-68er-Generation weiß doch, dass die Kirche wahllos irgendwelche Texte genommen hat, die ihr passten, sie dann noch etwas zurechtverändert hat und den Rest irgendwo in der Wüste verbuddelt hat. Da helfen auch eure einlullenden Erklärungsversuche nichts. Die Kirche ist ein reiner frauendiskriminierender Machtverein, der in den letzten 2000 Jahren nichts besseres zu tun hatte, als die Leute zu unterdrücken und dumm zu halten. Aber heute bricht die Wahrheit der Urkirche, die die wahre Kirche ist, die Christus wollte, und die uns alles erlaubt, was wir wollen, wieder durch. Bald wird eure Volksverdummung ein Ende haben. Ha! :roll:
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HeGe
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Beitrag von HeGe »

Tut mir leid, dass musste jetzt mal sein. Ich habe eben schon wieder diverse Leserbriefe gelesen, da ging mir echt die Hutschnur hoch. :nein:
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Uwe Schmidt
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Beitrag von Uwe Schmidt »

Robert, warum setzt du das Thomasevangelium um 180n.Chr. ca. an?

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »


viewtopic.php?p=8225#8225

(110 bis 210 ist so ungefähr der äußerste Rahmen. Die Wahrscheinlich-
keit spricht für die letzten beiden Jahrzehnte des zweiten Jahrhunderts.)
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Uwe Schmidt
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Beitrag von Uwe Schmidt »

Danke, das muss ich jetzt erstmal durcharbeiten.

Uwe Schmidt
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Beitrag von Uwe Schmidt »

Das Barnabasevangelium habe ich zufällig zuhause, als Faksimile-Ausgabe von CIRILLI/FRÉMAUX:"Évangile de Barnabé", Paris 1999 (2. verbesserte Aufl.).
Aus der Einleitung möchte ich die Meinung von GOLZIHER:"Die Richtungen in der islamischen Koranauslegung", Leiden 1920,S.342 zitieren, der den Text als "Gaukelei" bezeichnet hat. HENRI CORBIN hatte im Vorwort zur ersten Auflage von Cirilli/Frémaux geschrieben:
"Il s'agit d'un texte postérieur à l'islam"
"Es handelt sich um einen nachislamischen Text."
"Son auteur, est-il "un converti à l'islam"? Peut-être, mais ayant en même temps les préoccupations qui dépassent de beaucoup le niveau littéral de la religion à laquelle il se serait converti."
"Ist der Autor ein Islamkonvertit? Möglicherweise, aber dann einer, der sich die Fragen stellt, die bei Weitem die wörtliche Auslegung des Korans übertreffen."
"On imaginerait volontiers un élève de Pic de la Mirandole, un familier de l'Académie platonicienne de Florence que ses études orientales auraient conduit à compiler cet évangile pour son usage personnel..."
"Man könnte sich einen Schüler Picos della Mirandola vorstellen, der Kontakte zur Platonischen Akademie von Florenz hatte und den seine orientalischen Studien dazu verleitet hätten, dieses Evangelium zu seinem Privatgebrauch zu erstellen."
"Quel qu'il fût, le compilateur obéit à une intention qui, tout en étant en consonance, déborde largement le propos et les limites d'une Harmonia Evangelica."
"Wer immer es auch gewesen sein mag, der Kompilator verfolgte eine Absicht, die - obwohl in sich kohärent - den Zweck und die Grenzen einer Evangelienharmonie weit übertraf."
"Ce ne sont plus seulement les quatre évangiles canoniques qu'il s'agit d'harmoniser en un tout continu, mais un ensemble de thèmes en provenance des Livres saints, Bible et Qorân, et des traditions des trois grandes religions abrahamiques."
"Es ging ihm nicht mehr nur darum, die 4 kanonischen Evangelien in ein zusammenhängendes Ganzes zu vereinen, sondern gleich ein ganzes Bündel von Themen aus den Heiligen Schriften, Bibel und Koran, sowie der Traditionen der 3 großen abrahamitischen Religionen."
"Il oriente en tout cas la recherche vers la prophétologie shî'ite du Paraclet..."
"Der Kompilator/Autor müsste im Bereich der schiitischen Prophetologie des Parakleten (Trösters) gesucht werden."

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