Geistliche Anreden/Titel und Grüsse im Mittelalter?

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Pit
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Geistliche Anreden/Titel und Grüsse im Mittelalter?

Beitrag von Pit »

Hallo "Kreuzgangster",

ich habe eine Frage und vieleicht kann mir jemand weiterhelfen.
Nächsten Samstag werde ich - so das Wetter mitspielt - auf dem "Mittelalterlich Spektaculum" (www.spectaculum.de) in Telgte sein.
Während des Tages werden mir nicht nur so manche "Ritter", "Adligen" und "Bauern" etc. begegnen, sondern auch "Geistliche Herren", genauer Reeancter, die ebensolche darstellen. Da ich seit manchen Jahren versuche, beim "Spectaculum" ein wenig "mitzuleben" benutze ich gegenüber den Aktiven die "Luther-" oder auch "Marktsprache".
Aber wie rede ich dann z.B. einen "Abt", "Ordensbruder" oder auch einen "Bischof" korrekt an?
Mit den bekannten Anreden (Exellenz,Eminenz etc.) oder gab es im Mittelalter noch andere?
Wie grüsse ich einen hohen geistlichen Herrn (eben den Reenacter in Darstellung desselben) korrekt?
Schon deshalb, weil ich mich dem Fahrenden Volk - also den deutlich niedrigrangigeren Personen näher fühle. ;-)

In diesem Sinne
Pax vobiscum und Gehabt Euch wohl,
Pit
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Peregrin
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Re: Geistliche Anreden/Titel und Grüsse im Mittelalter?

Beitrag von Peregrin »

Pit hat geschrieben: Aber wie rede ich dann z.B. einen "Abt", "Ordensbruder" oder auch einen "Bischof" korrekt an?
Mit den bekannten Anreden (Exellenz,Eminenz etc.) oder gab es im Mittelalter noch andere?
Wie grüsse ich einen hohen geistlichen Herrn (eben den Reenacter in Darstellung desselben) korrekt?
Schon deshalb, weil ich mich dem Fahrenden Volk - also den deutlich niedrigrangigeren Personen näher fühle. ;-)
Etiquette ist nur für Höflinge. Das niedere Volk gestaltet seine Anreden nach eigenem Gutdünken, wobei es sich sowieso nicht gehört, Höhergestellte einfach anzuquatschen. Dabei sind lateinischstämmige Prädikate wie "Exzellenz" dem Volk wohl eher nicht auf die Zunge gekommen. Für den Herrenstand war "Herr" grundsätzlich jedenfalls nicht verkehrt; wenn's respektvoll sein sollte, für Ritter und Adelige "gnädiger Herr", für Fürsten und Bischöfe "euer Gnaden", für Prälaten und Äbte "hochwürdigster Herr", für Pfarrer und sonstige geistliche Funktionäre "hochwürdiger Herr", darunter dann eher "ehrwürdiger" irgendwas, zB für wandernde Ordensbrüder "ehrwürdiger Bruder", einen älteren Einsiedler "ehrwürdiger Vater". Aber das hängt dann auch vom Kontext ab, die Letztgenannten sind ja möglicherweise aus dem gleichen Stand, mit denen kann man unter Umständen auch vertrauter verkehren.

(Du als Modernist spielst Mittelalter? :hmm: )
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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Pit
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Beitrag von Pit »

Hallo Peregrin,

ich spiele nicht Mittelalter, und zwar aus zwei Gründen:
1. Ich bin kein Reenactor obwohl ich Sympathien dafür empfinde, und
2. die Reeanactor, zumindest die, die einen gewissen Wert auf Authentizität legen, also die meisten, spielen nicht Mittelalter, sondern versuchen bis zu einem gewissen Grad die jeweilige Zeit darzustellen.
Schau mal hier:
www.mittelalterdarstellung.de
www.die-vaganten.de

Und das sind nur einige Beispiele.
Warum ich mich dafür interessiere?
Das Mittelalter war eine der faszinierensten Epochen der Geschichte, mir gefällt auf den Mittelaltermärkten (zumindest den ernstzunehmenden) die Atmosphäre und - ja, ich habe ein gewisses Faible für die "Marktsprache"! :-)

Und welcher Satz an einem Stand für - sagen wir mal: Met - hört sich besser an?
"modern": "Was möchten se denn trinken?"
"mittelalterlich" "Nun, edler Herr (merke:Marktbesucher gelten direkt als "adlig"), was ist Euer Begehr?
Darf ich Euch einen Becher meines gar köstlichen Mets kredenzen?"

Also;
Gehabt Euch wohl, werter Herr,
Euer Pit

Gruß, Pit
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Linus
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Re: Geistliche Anreden/Titel und Grüsse im Mittelalter?

Beitrag von Linus »

Peregrin hat geschrieben:Das niedere Volk gestaltet seine Anreden nach eigenem Gutdünken, wobei es sich sowieso nicht gehört, Höhergestellte einfach anzuquatschen.
Wobei auch "niederes Volk" relativ ist: Kronprinz Rudolf durfte Kaiser Franz Josef,seinen Vater, auch nicht ansprechen, er musste warten bis ihm dieser das Wort erteilte. Und das war nicht im Mittelalter sondern im 19. Jahrhundert.


Es lebe das spanische Hofzeremoniell! :mrgreen:
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Pit
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Re: Geistliche Anreden/Titel und Grüsse im Mittelalter?

Beitrag von Pit »

Was Du über das Spanische Hofzeremoniell schreibst stimmt - leider. Übrigens war es offenbar u.A. dieses strenge Zeremoniell, daß den Kronprinz in den Freitod trieb.
Und welche Meinung die Kaiserin Elisabeth (die "Sissi") über das Hofzeremoniell (also die Etikette zwischen "Nieder"adel und Hochadel) in Wien hatte, ist ja bekannt.
Aber im Mittelalter (historisch betrachtet etwa 500 - 1500 n.Chr.) war es so, daß es sehr klare Regeln gab, wie ein Mensch niederen Standes einem Menschen aus höherem Stand gegenüber aufzutreten hatte.

Gruß, Pit
Linus hat geschrieben: ...
Wobei auch "niederes Volk" relativ ist: Kronprinz Rudolf durfte Kaiser Franz Josef,seinen Vater, auch nicht ansprechen, er musste warten bis ihm dieser das Wort erteilte. Und das war nicht im Mittelalter sondern im 19. Jahrhundert.


Es lebe das spanische Hofzeremoniell! :mrgreen:
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Irenaeus
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Re: Geistliche Anreden/Titel und Grüsse im Mittelalter?

Beitrag von Irenaeus »

Pit hat geschrieben:Hallo "Kreuzgangster",

ich habe eine Frage und vieleicht kann mir jemand weiterhelfen.
Nächsten Samstag werde ich - so das Wetter mitspielt - auf dem "Mittelalterlich Spektaculum" (www.spectaculum.de) in Telgte sein.
Während des Tages werden mir nicht nur so manche "Ritter", "Adligen" und "Bauern" etc. begegnen, sondern auch "Geistliche Herren", genauer Reeancter, die ebensolche darstellen. Da ich seit manchen Jahren versuche, beim "Spectaculum" ein wenig "mitzuleben" benutze ich gegenüber den Aktiven die "Luther-" oder auch "Marktsprache".
Aber wie rede ich dann z.B. einen "Abt", "Ordensbruder" oder auch einen "Bischof" korrekt an?
Mit den bekannten Anreden (Exellenz,Eminenz etc.) oder gab es im Mittelalter noch andere?
Wie grüsse ich einen hohen geistlichen Herrn (eben den Reenacter in Darstellung desselben) korrekt?
Schon deshalb, weil ich mich dem Fahrenden Volk - also den deutlich niedrigrangigeren Personen näher fühle. ;-)

In diesem Sinne
Pax vobiscum und Gehabt Euch wohl,
Pit
Das mit der korrekten Anrede ist so eine Sache :-) .
Ich bewege mich recht häufig auf solchen historischen Veranstaltungen und habe zu meinem Leidwesen festgestellt, dass die Darsteller besonders geistlicher Ämter selbst nicht wissen, wie sie sich korrekt anzusprechen gefühlt haben sollen....

die Jungs wissen oft selbst nicht, wie man sie ansprechen soll.


Probiers mal aus:

Werfe ihnen ein fröhliches "Laudetur Iesus Christus" zu und erwarte ihre Antwort: wenn daraufhin nicht ein ebenso fröhliches "In aeternum! Amen" erschallt, kannst Du schon davon ausgehen, daß der Geistliche nicht besonders in seiner Rolle verfestigt ist. :mrgreen:

Ansonsten ist eine Anrede im heutigen Sinne auch angemessen. Für Äbte: "Ehrwürdiger Vater" (das lateinische Pendant fällt mir grade nicht ein...war das "Pater Abbas"?), für einen Priestermönch "Pater" und für einen Bruder/einfachen Mönch: "Frater", Bischöfe werden gerne mit "Eminentissimum Dominum" hofiert... (zweifelsohne ein wenig übertrieben - aber das mögen sie!) - und vergiss nicht, ihren Ring zu küssen :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen: an der Reaktion darauf erkennt man oft, wes Geistes Kind sie sind :mrgreen: - den Spaß mache ich mir immer, wenn ich einen treffe....

Und vielleicht wirst Du feststellen, dass diese Menschen auf die korrekte Anrede sehr überrascht reagieren werden, da sie sie in der Regel nicht mehr hören 8oder von vorneherein nicht kennen)... vielmehr werden sie Anrufe, wie "Sch.... Christen" oder "ver... Euch" kennen...

Viel Spaß und Kraft (laß dich nicht von den Heiden irritieren! Die wollen nur spielen!)

wünscht, Irenaeus
Per Deum omnia fieri possunt.
Benedicamus Domino!
PAX

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Irenaeus
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Re: Geistliche Anreden/Titel und Grüsse im Mittelalter?

Beitrag von Irenaeus »

Pit hat geschrieben:Hallo "Kreuzgangster",

ich habe eine Frage und vieleicht kann mir jemand weiterhelfen.
Nächsten Samstag werde ich - so das Wetter mitspielt - auf dem "Mittelalterlich Spektaculum" (www.spectaculum.de) in Telgte sein.
Während des Tages werden mir nicht nur so manche "Ritter", "Adligen" und "Bauern" etc. begegnen, sondern auch "Geistliche Herren", genauer Reeancter, die ebensolche darstellen. Da ich seit manchen Jahren versuche, beim "Spectaculum" ein wenig "mitzuleben" benutze ich gegenüber den Aktiven die "Luther-" oder auch "Marktsprache".
Aber wie rede ich dann z.B. einen "Abt", "Ordensbruder" oder auch einen "Bischof" korrekt an?
Mit den bekannten Anreden (Exellenz,Eminenz etc.) oder gab es im Mittelalter noch andere?
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Schon deshalb, weil ich mich dem Fahrenden Volk - also den deutlich niedrigrangigeren Personen näher fühle. ;-)

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Pit
Das mit der korrekten Anrede ist so eine Sache :-) .
Ich bewege mich recht häufig auf solchen historischen Veranstaltungen und habe zu meinem Leidwesen festgestellt, dass die Darsteller besonders geistlicher Ämter selbst nicht wissen, wie sie sich korrekt anzusprechen gefühlt haben sollen....

die Jungs wissen oft selbst nicht, wie man sie ansprechen soll.


Probiers mal aus:

Wirf ihnen ein fröhliches "Laudetur Iesus Christus" zu und erwarte ihre Antwort: wenn daraufhin nicht ein ebenso fröhliches "In aeternum! Amen" erschallt, kannst Du schon davon ausgehen, daß der Geistliche nicht besonders in seiner Rolle verfestigt ist. :mrgreen:

Ansonsten ist eine Anrede im heutigen Sinne auch angemessen. Für Äbte: "Ehrwürdiger Vater" (das lateinische Pendant fällt mir grade nicht ein...war das "Pater Abbas"?), für einen Priestermönch "Pater" und für einen Bruder/einfachen Mönch: "Frater", Bischöfe werden gerne mit "Eminentissimum Dominum" hofiert... (zweifelsohne ein wenig übertrieben - aber das mögen sie!) - und vergiss nicht, ihren Ring zu küssen :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen: an der Reaktion darauf erkennt man oft, wes Geistes Kind sie sind :mrgreen: - den Spaß mache ich mir immer, wenn ich einen treffe....

Und vielleicht wirst Du feststellen, dass diese Menschen auf die korrekte Anrede sehr überrascht reagieren werden, da sie sie in der Regel nicht mehr hören (oder von vorneherein nicht kennen)... vielmehr werden sie Anrufe, wie "Sch.... Christen" oder "ver... Euch" kennen...

Viel Spaß und Kraft (laß dich nicht von den Heiden irritieren! Die wollen nur spielen!)

wünscht, Irenaeus
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John Grantham
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Re: Geistliche Anreden/Titel und Grüsse im Mittelalter?

Beitrag von John Grantham »

Peregrin hat geschrieben:(Du als Modernist spielst Mittelalter? :hmm: )
So sagt das alte Sprichwort: "It's a nice place to visit, but I wouldn't want to live there."

Cheers,

John
(der leidenschaftlich gerne übers Mittelalter liest und solche Feste besucht...aber niemals in dem Zeitalter leben möchte)
Der Beweis, dass Gott einen Sinn für Humor hat: Er hat die Menschheit geschaffen.
[ Alt-Katholisch/Anglikanisch in Hannover ]

Petra
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Beitrag von Petra »

Wie sind denn auf diesen Mittelalterveranstaltungen die hygienischen Anlagen? Falls man mal seinen Schleier zurechtrücken möchte und so.

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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Petra hat geschrieben:Wie sind denn auf diesen Mittelalterveranstaltungen die hygienischen Anlagen? Falls man mal seinen Schleier zurechtrücken möchte und so.
Natürlich original, dh Grube vorm Haus. :D
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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Irenaeus
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Beitrag von Irenaeus »

Peregrin hat geschrieben:
Petra hat geschrieben:Wie sind denn auf diesen Mittelalterveranstaltungen die hygienischen Anlagen? Falls man mal seinen Schleier zurechtrücken möchte und so.
Natürlich original, dh Grube vorm Haus. :D
Schön wärs..... :mrgreen:
neee, in der Regel gibts für die Touris die leckeren Dinger aus Dixiland......

die sind übrigens nicht mittelaltergewandtauglich, die Trompetenärmel dümpeln regelmässig da, wo sie nicht rein sollen... eine gewisse Technik schleift sich aber im Laufe der Jahre ein :-).

Es gibt allerdings vereinzelt echte mittelalterliche Donnerbalken in den Ritterlagern, das wird aber von den Veranstaltern der (zwar ordnungsgemäß verscharrten, aber immer noch da seienden) Hinterlassenschaften wegen oft nicht gerne gesehen :mrgreen: :mrgreen:
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Pit
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Re: Geistliche Anreden/Titel und Grüsse im Mittelalter?

Beitrag von Pit »

Da ist einiges Wahres dran!
Wie sagte Gisbert Hiller, Veranstalter des Mittelalterlich Spectaculum einmal so treffend:
Wenn unsere Mittelaltermärkte in allem so wären wie im Mittelalter, würden die meisten Besucher den Gestank nicht aushalten.

Recht hatte er.

Gruß, Pit
John Grantham hat geschrieben:
So sagt das alte Sprichwort: "It's a nice place to visit, but I wouldn't want to live there."

Cheers,

John
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Pit
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Beitrag von Pit »

Hallo Irenaeus,

auf welchen Veranstaltungen bist Du denn so anzutreffen und was hälst Du von denen: www.spectaculum.de ?

Gruß, Pit
oder besser: Gehabt Euch wohl, Hoher Herr!
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Irenaeus
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Beitrag von Irenaeus »

Pit hat geschrieben:Hallo Irenaeus,

auf welchen Veranstaltungen bist Du denn so anzutreffen und was hälst Du von denen: www.spectaculum.de ?

Gruß, Pit
oder besser: Gehabt Euch wohl, Hoher Herr!
Hallo Pit,
die Hiller-Märkte sind mir wohlbekannt, da war ich früher mal, im Moment aber nicht.
Sie sind, meiner Meinung nach, sehr gut organisiert, aber mir persönlich ein wenig zu steril. Genau wie KZK oder Fogelvrei.... wobei KZK eine besondere Stellung einzuräumen ist, sie versuchen wenigstens, eine Stimmung wie zu Luthers Zeiten hervorzurufen... ganz nett!

Ich habe in Kaltenberg angefangen (1989) und bin dann über Satzvey und Co quer durch die Szene getingelt.

Heute bevorzuge ich Bankette und kleinere Veranstaltungen, die von Vereinen organisiert werden, da man sich da nicht hauptsächlich vom Kommerz, sondern von der Freude an der historischen (ok, mehr oder weniger guten) Darstellung leiten läßt. Ich arbeite auch gerne für Museen, die Themenabende anbieten, da habe ich auch schon querBeet alles mögliche gemacht, vom mittelalterlichen Klosterleben (mein Lieblingsthema :-) ) bis zu Francois Villon und dem österreichischen Scholi... das genialste aber war mal ein Bankett in Kaltenberg, das ich mit einem Freund zusammen gemacht habe, die Gesellschaft waren Werbefritzen, die fürs Fernsehen die Spots machten. da haben wir alle möglichen Werbemelodien auf Dudelsack und Drehleier/ Bouzouki gespielt und gesungen, dass es krachte... das war ein Spaß!
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Pit
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Beitrag von Pit »

Nun, um mal gleich die Insiderthemen "weiterzuspinnen":
Meiner Meinung nach war es absolut richtig, daß sich Hiller organisatorisch von fogelvrey getrennt hat.
Die Orga der Fogelvreien hatte - so sehe ich das - de facto den Kommerz im Hinterkopf, während er (also Hiller) immer versucht, eine bewusst familientaugliche Veranstaltung zu bieten. Und die "A-Frage" ist sowieso so eine Sache,denn man kann sich dem Mittelalter nur so weit möglich annähern, mehr nicht,oder?

Aber ich habe auch schon "Mittelaltermärkte" erlebt, auf denen neben einem Stand mit historisch-korrekten Waren eine - leider kein Witz- "Frittenschmiede" stand, und dann bekomme ich einfach zuviel.

Gruß, Pit
Irenaeus hat geschrieben: ...
Hallo Pit,
die Hiller-Märkte sind mir wohlbekannt, da war ich früher mal, im Moment aber nicht.
Sie sind, meiner Meinung nach, sehr gut organisiert, aber mir persönlich ein wenig zu steril. Genau wie KZK oder Fogelvrei....
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Petra
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Beitrag von Petra »

Irenaeus hat geschrieben:
Peregrin hat geschrieben:
Petra hat geschrieben:Wie sind denn auf diesen Mittelalterveranstaltungen die hygienischen Anlagen? Falls man mal seinen Schleier zurechtrücken möchte und so.
Natürlich original, dh Grube vorm Haus. :D
Schön wärs..... :mrgreen:
neee, in der Regel gibts für die Touris die leckeren Dinger aus Dixiland......

die sind übrigens nicht mittelaltergewandtauglich, die Trompetenärmel dümpeln regelmässig da, wo sie nicht rein sollen... eine gewisse Technik schleift sich aber im Laufe der Jahre ein :-).

Es gibt allerdings vereinzelt echte mittelalterliche Donnerbalken in den Ritterlagern, das wird aber von den Veranstaltern der (zwar ordnungsgemäß verscharrten, aber immer noch da seienden) Hinterlassenschaften wegen oft nicht gerne gesehen :mrgreen: :mrgreen:
Aha, gut dass wir darüber gesprochen haben. 8)

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Irenaeus
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Beitrag von Irenaeus »

Petra hat geschrieben:
Irenaeus hat geschrieben:
Peregrin hat geschrieben:
Petra hat geschrieben:Wie sind denn auf diesen Mittelalterveranstaltungen die hygienischen Anlagen? Falls man mal seinen Schleier zurechtrücken möchte und so.
Natürlich original, dh Grube vorm Haus. :D
Schön wärs..... :mrgreen:
neee, in der Regel gibts für die Touris die leckeren Dinger aus Dixiland......

die sind übrigens nicht mittelaltergewandtauglich, die Trompetenärmel dümpeln regelmässig da, wo sie nicht rein ollen... eine gewisse Technik schleift sich aber im Laufe der Jahre ein :-).

Es gibt allerdings vereinzelt echte mittelalterliche Donnerbalken in den Ritterlagern, das wird aber von den Veranstaltern der (zwar ordnungsgemäß verscharrten, aber immer noch da seienden) Hinterlassenschaften wegen oft nicht gerne gesehen :mrgreen: :mrgreen:
Aha, gut dass wir darüber gesprochen haben. 8)
Möchtest du Einzelheiten wissen?
frag mich! :mrgreen:
ich kenne auch englische Dixies, die sind dunkelgrün und von "Andrew Wood" und um einiges besser als unsere, die haben sogar eine Gangschaltung! :mrgreen:
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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Wann ist eigentlich die Anrede "Euer Liebden" für Fürsten und sogar für (weltliche) Kurfürsten außer Gebrauch gekommen? Im Dreißigjaährigen Krieg war diese Anrede noch üblich.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

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Pit
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Beitrag von Pit »

War die Anrede wirklich einmal in Gebrauch?
Eine ehrliche Frage meinerseits, da sie mir garnichts sagt.
Nebenbei war zur Zeit des 30-jährigen Krieges das Mittelalter lange vorbei.

Gruß, Pit
Ewald Mrnka hat geschrieben:Wann ist eigentlich die Anrede "Euer Liebden" für Fürsten und sogar für (weltliche) Kurfürsten außer Gebrauch gekommen? Im Dreißigjaährigen Krieg war diese Anrede noch üblich.
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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Pit hat geschrieben:War die Anrede wirklich einmal in Gebrauch?
Eine ehrliche Frage meinerseits, da sie mir garnichts sagt.
Nebenbei war zur Zeit des 30-jährigen Krieges das Mittelalter lange vorbei.

Gruß, Pit
Ewald Mrnka hat geschrieben:Wann ist eigentlich die Anrede "Euer Liebden" für Fürsten und sogar für (weltliche) Kurfürsten außer Gebrauch gekommen? Im Dreißigjaährigen Krieg war diese Anrede noch üblich.
Ja, Pit, es gab die Anrede sicher noch in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

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Pit
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Re:

Beitrag von Pit »

Peregrin hat geschrieben:
Petra hat geschrieben:Wie sind denn auf diesen Mittelalterveranstaltungen die hygienischen Anlagen? Falls man mal seinen Schleier zurechtrücken möchte und so.
Natürlich original, dh Grube vorm Haus. :D
Es wird nur MA dargestellt(!) !
Nun, was Toiletten betrifft, bei denen, die ich kenne Dixies für die Besucher.
Am Besten an eine Heerlagergruppe wenden- die haben meistens nett eingerichtete, geräumige Mittelalterzelte, die so hoch sind, daß man darin stehen kann.
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cantus planus
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Re: Geistliche Anreden/Titel und Grüsse im Mittelalter?

Beitrag von cantus planus »

Vielleicht war das am 15. August 2007 noch anders. :breitgrins:
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Pit
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Re: Geistliche Anreden/Titel und Grüsse im Mittelalter?

Beitrag von Pit »

cantus planus hat geschrieben:Vielleicht war das am 15. August 2007 noch anders. :breitgrins:
Mag sein, ich kann nur von Veranstaltungen des Mittelalterlich Spectaculum (http://www.spectaculum.de) reden- die kenne ich.
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cantus planus
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Re: Geistliche Anreden/Titel und Grüsse im Mittelalter?

Beitrag von cantus planus »

Da wollte ich immer mal hin. Telgte ist nicht weit von meiner Heimatstadt entfernt. Aber bisher ist immer noch etwas dazwischengekommen. Dafür nehme ich regelmäßig an der Osnabrücker Wallfahrt nach Telgte teil. :ja:
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lifestylekatholik
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Re: Geistliche Anreden/Titel und Grüsse im Mittelalter?

Beitrag von lifestylekatholik »

cantus planus hat geschrieben:Da wollte ich immer mal hin. Telgte ist nicht weit von meiner Heimatstadt entfernt. Aber bisher ist immer noch etwas dazwischengekommen.
Wozu denn das? Solche »Mittelalterspektakel« sind wie Novus-Ordo-Messen: Du weißt, wie's sein sollte und wunderst dich, warum's so banal bleibt. Dann kuckst du dir die Leute an und merkst, dass die gar nicht an dem, worum's eigentlich gehen sollte, interessiert sind, sondern ebensogut auch hätten in den Heidepark fahren können.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Lioba
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Re: Geistliche Anreden/Titel und Grüsse im Mittelalter?

Beitrag von Lioba »

Da hast du noch keine echten Freaks kennengelernt- am besten solche, die auch alltags in Gewandung rumlaufen.
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
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lifestylekatholik
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Re: Geistliche Anreden/Titel und Grüsse im Mittelalter?

Beitrag von lifestylekatholik »

Lioba hat geschrieben:Da hast du noch keine echten Freaks kennengelernt- am besten solche, die auch alltags in Gewandung rumlaufen.
Du meinst Priester in Soutane?
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Irenaeus
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Re: Geistliche Anreden/Titel und Grüsse im Mittelalter?

Beitrag von Irenaeus »

Bis hierhin ist Eure Diskussion echt klasse ;-) .. ich oute mich mal (nicht zum ersten Mal!) als regelmässiger Mittelaltermarkt-Teilnehmer, und kann zur Frage nach den sanitären Einrichtungen nur sagen: da gibts vom Dixie übers private Porta-Potti bis zum Kompostklo aloles, was man sich denken kann. Es soll sogra Toilettenwagen ( -kutschen?) geben oder fest installierte Porzellanschüsseln, auch Duschen hat man schon gesehen, ob die frei sind und in welchem Zstand, da schweigen wir höflich ;-). Händewaschen darf man sowohl in Eimern mit aus der Zisterne oder dem Bach selbst geschöpftem Wasser (ja, es ist echtes Wasser, kein Theaterwasser, das nicht naß ist oder sowas) als auch unterm Hahn mit fließendem...
Echte Freaks meiden natürlich die Porzellan-Abteilung und graben sich ihre Grube selbst, und errichten darüber natürlich den sagenhaften Donnerbalken. Aber dafür braucht man heute eine Genehmigung des Gesundheitsamts....

Zum Schleier-zurechtrücken oder Näschen pudern braucht man ja nur ein spiegelndes Glas, und das kann frau in fast jedem Schminkköfferchen der sogenannten "Burgfräuleins" finden. Nur mal beherzt fragen!
:kugel:

Übrigens treffe ich mich am Wochenende mit ein paar Freaks zum Mittelaltermarkt in Mendig. Werde mal am Montag über die Sanitär-Lage dort berichten :breitgrins:

bis dahin grüßt, Irenaeus
Per Deum omnia fieri possunt.
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Lioba
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Re: Geistliche Anreden/Titel und Grüsse im Mittelalter?

Beitrag von Lioba »

lifestylekatholik hat geschrieben:
Lioba hat geschrieben:Da hast du noch keine echten Freaks kennengelernt- am besten solche, die auch alltags in Gewandung rumlaufen.
Du meinst Priester in Soutane?
Stammt die Soutane in ihrer heutigen Form aus dem Mittelalter, dann gelten Priester natürlich auch.

Irenäus, mit "Schleier zurechtrücken" meinte Petra vermutlich das, was heutige Damen dezent mit "Näschen pudern" umschreiben- sprich die Verrichtung zwecks derer ein Donnerbalken errichtet wird.
;D
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M. v. Ebner- Eschenbach

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Irenaeus
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Re: Geistliche Anreden/Titel und Grüsse im Mittelalter?

Beitrag von Irenaeus »

Die Soutane in der heutigen Form gab es im Mittelalter noch nicht.

Das Näschen der Dame wird aber seit dem 13 Jh, gepudert..... arabische Pülverchen (oft bleihaltig) waren zu der der Zeit sehr "en Vogue"................
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Lioba
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Re: Geistliche Anreden/Titel und Grüsse im Mittelalter?

Beitrag von Lioba »

Nun, da die allgemeine Lebenserwartung damals geringer war hatte das Blei vermutlich nicht genug Zeit seine giftige Wirkung zu entfalten.Die sich pudernder Menschheit ist ja offensichtlich nicht ausgestorben.Trotzden fand ich den Vorschlag zum Schleier zurechtrücken bzw. Nase pudern in ein Zelt des Heerlagers zu gehen etwas gewagt. :blinker:
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
M. v. Ebner- Eschenbach

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Re: Geistliche Anreden/Titel und Grüsse im Mittelalter?

Beitrag von Irenaeus »

Lioba hat geschrieben:Nun, da die allgemeine Lebenserwartung damals geringer war hatte das Blei vermutlich nicht genug Zeit seine giftige Wirkung zu entfalten.Die sich pudernder Menschheit ist ja offensichtlich nicht ausgestorben.Trotzden fand ich den Vorschlag zum Schleier zurechtrücken bzw. Nase pudern in ein Zelt des Heerlagers zu gehen etwas gewagt. :blinker:

Wahrscheinlich waren die mittelalterlichen Damen bleiresistent! :breitgrins:
heute gibts ja auch schon bleifreies Gesichtsweiß.

und die Ritterschaft kann sich doch in der Ritterlichkeit üben, einer Dame in Not zu helfen, indem sie mit einem Spiegelchen aushilft. Und vielleicht ist dies eine mittelalterliche Art, zu flirten ... kommt ja auch drauf an, wie die Dame das Ganze umsetzt :-)
Per Deum omnia fieri possunt.
Benedicamus Domino!
PAX

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