Meine Privatmeinung:Berolinensis hat geschrieben:Könnte man das nicht als sozusagen stillschweigende Bedingung des Gebets auffassen? Ich gebe zu, daß ich am Grab meiner Großeltern nicht nur für diese bete, sondern auch etwa wie folgt: "O ihr lieben Seelen meiner Großeltern, empfangt Linderung durch die Gnaden des hl. Meßopfers, das wir gefeiert haben: es kürze die Zeit eurer Läuterung ab, und bittet auch für mich und unsere ganze Familie, schon jetzt im Fegfeuer, besonders aber wenn ihr eingeht in Gottes Herrlichkeit an seinem Throne."Gamaliel hat geschrieben: Aber wenn, dann höchstens im allgemeinen. Woher willst Du denn wissen, daß die (verwandte) Person X im Fegefeuer ist und nicht in der Hölle?
Die (schmerzliche) Möglichkeit, daß die Seelen meiner Verstorbenen tatsächlich in der Hölle sind, schließe ich dabei nicht aus; dann aber ist ja auch mein Gebet für sie nutzlos, zu dem mich die Kirche - ohne eine ausdrückliche Bedingung der Art "wenn ihr nicht in der Hölle seid" - ja sogar auffordert. Hast du gegen eine solche Praxis Bedenken?
1. Mir selbst ist eine solche Praxis fremd, ich übe sie daher auch nicht.
2. Eine kirchliche Verurteilung einer solchen Praxis ist mir nicht bekannt, daher gibt es für mich keine Veranlassung mich dagegen auszusprechen bzw. anderen davon abzuraten. Ich halte aber fest, daß mir ebenfalls keine Gutheißung einer solchen Praxis durch die Kirche bekannt ist. Gutgeheißen ist von der Kirche nur eine allgemeine Anrufung der Armen Seelen um ihre Fürbitte (vgl. z.B. das von Papst Leo XIII. approbierte Gebet in Italienisch und Latein [ASS 22, S. 743ff]), nicht die von einzelnen konkreten Verstorbenen.
3. Aus theologischer Sicht sehe ich keinen großen "Nutzen" in der Anrufung eines konkreten Verstorbenen (vgl. die oben referenzierten Ausführungen des hl. Thomas zum Thema). Warum sich nicht in bewährter Weise an Gott, Maria oder die Heiligen wenden?
Selbstverständlich bete ich für die Armen Seelen, besonders für meine verstorbenen Verwandten, Freunde, Wohltäter,... und hoffe darauf, daß sie - sollten sie gerettet sein und dereinst in den Himmel eingehen - dann auch meiner Gedenken und mir mit ihrer Fürsprache zu Hilfe kommen.
Ich halte nochmals fest: Da eindeutige Entscheidungen der Kirche nicht vorzuliegen scheinen, steht es jedermann frei, für sich jene Praxis auszuwählen, die der persönlichen Frömmigkeit am meisten zusagt.