Haß macht frei

Sonstiges und drumherum.
Ina
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Haß macht frei

Beitrag von Ina »

Heute erreichte mich eine Mail, die Beantwortung fällt mir insofern schwer, weil ich anderer Meinung bin, wie die Absenderin.
Sie schreibt:

Die "Du [Punkt] Hass macht frei [Punkt] Nur unverarbeiteter Hass rumort in den Menschen und ist Ursache für Gewalt jeglicher Art. Hass in dem Moment, wo er berechtigt ist, denn es ist berechtigt einen Menschen in dem Moment zu hassen, wo er einen Schaden zufügt und man selbst ohnmächtig ist aufgrund von Machtverhältnissen, denke einfach an Folterung. Wenn man da nicht hassen würde, würde man seine Gefühle vollends unterdrücken. Hass und Wut in dem Moment, wo sie entsteht und verbalisiert hifft Gewalt zu verhindern, weil der verdrängte Hass ist, der Gewalt erzeugt, da brauchst Du nur zu schauen auf die gewalttätigen Jugendlichen, welche den Hass auf ihre Eltern nicht fühlen und ihn verschieben, weil sie von der Liebe der Eltern abhängig sind. Keiner interessiert sich dafür, WARUM die jugendlichen so viel Gewalt besitzen und schieben es auf die Medien und Computerspiele. Aber die Gewalttäter sind in der Familie, aber das möchte keiner wissen, weil das vierte Gebot allgegenwärtig ist.

Ich ( die Frau, die mir die Email schickte) zitiere Alice Miller aus ihrem neuen Buch "Dein gerettetes Leben" Kapitel "Der Betrug tötet die Liebe" Seiten 46/47:

"Das könnte erklären, weshalb Kristian (ein Betroffener) weiter an seinen Symptomen leidet. Seine Wut auf Gustav( dem Auslöser) ist erlaubt, und die Verachtung für Pädophile wird von der Gesellschaft geteilt. Nicht aber die Wut auf die Eltern. Diese verbotene Wut bleibt im Körper eingesperrt und produziert Angstträume und Symptome, ohne dem Bewusstsein des Erwachsenen zugänglich zu sein. Was bleibt, ist die Sehnsucht nach den guten Eltern, sie erhält sämtliche Illusionen.

Die Genannten sind keine Ausnahme. Ich erhalte immer wieder Bücher von Autoren, die von unerhörten Grausamkeiten in ihrer Kindheit berichten und schon auf den ersten Seiten versichern, dass sie den Eltern alles verziehen haben. In all diesen Fällen zeigt sich eindeutig der Wiederholungszwang, der Zwang, den einst erfahrenen Betrug weiterzugeben. Er äußert sich vor allem in der religiösen Behauptung, dass die Vergebung eine Heilung bewirke, was aber die Fakten eklatant widerlegen. Wer predigen muss, ist nicht frei.

Will ich damit sagen, dass die Vergebung der am Kind begangenen Verbrechen nicht nur unwirksam, sondern auch schädlich ist ? Ja, genau das will ich tatsächlich sagen. Denn der Körper versteht keine moralischen Vorschriften. Er kämpft gegen die Verleugnung der wahren Emotionen und für das Zulassen der Wahrheit ins Bewusstsein. Dies wurde dem Kind verwehrt, es musste sich belügen und für die Verbrechen der Eltern blind bleiben, um zu überleben. Der Erwachsene muss dies nicht tun, und wenn er des dennoch tut. zahlt er dafür einen hohen Preis, mit dem Verlust der Gesundheit, oder er lässt andere dafür zahlen, seine Kinder, Patienten, Untergebene, u.s.w. " - Zitat ende."

Weiter schreibt Alice Miller aus ihrem o. neuen Buch Kapitel "Wie kommt das Böse in die Welt" Seite 55:

"(... ) Denn jedes Kind lernt durch Nachahmung. Sein Körper lernt nicht das, was wir ihm mit Worten beibringen wollten, sondern das, was dieser Körper erfahren hat. Daher lernt ein geschlagenes, verletztes Kind zu schlagen und zu verletzen, während das beschützte und respektierte Kind lernt, Schwächere zu respektieren und zu beschützen. Weil es nur diese Erfahrung kennt. "

Hiermit sind die Briefauszüge beendet.


Es fällt mir schwer, der Absenderin verständlich zu machen, dass Heilung, wirklich innere Heilung, nur durch Vergebung ermöglicht werden kann.

Meine Frage nun, stimmt ihr mit der Aussage überein, dass Hass frei macht? Wie denkt ihr über Vergebung und innere Heilung?

Fragend grüßt Ina

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Linus
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Beitrag von Linus »

Innere Heilung - auch außerhalb des Bußsakraments - tut not. Konkret. Um Entschuldigung bitten (nicht sich selbst entschuldigen, das geht eigentlich gar nicht. Eigenes Unrecht eingestehen und um Verzeihung bitten fremdes freimütig - vor Gott - vergeben.
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pierre10
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Beitrag von pierre10 »

Hallo Ina,

Hass bedeutet für einen Menschen immer eine Riesenbelastung. Wobei ich Hass als eine Steigerung der Wut ansehe. Es ist dabei unerheblich, was dieses ganz negative Gefühl auslöste, ich kenne Menschen, die andere hassen ohne dass sie konkrete Gründe angeben können. So kann es auch sein, dass der Hass als ein Element des eigenen Lebens gesehen wird, an dessen Verlust (des Hasses) man lieber nicht denken will.

Bitte vergiss nicht, Hass ist das negative Gegenstück zur Liebe und kann genau deshalb nicht frei machen.

Wie nun vom Hass wegkommen? Es gibt sicher kein allgemein gültiges Gesetz, aber in manchen Fällen haben Gespräche mit verständnisvollen Menschen dazu geführt, dass Hass anders gesehen werden konnte und langsam sich abbaute.

Hass bedeutet meist Abhängigkeit, von diesem Gefühl, vom Verhalten der gehassten Person, also macht er nicht frei.

Liebe Gedanken
Pierre
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Leguan
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Re: Hass macht frei

Beitrag von Leguan »

Ina hat geschrieben:Meine Frage nun, stimmt ihr mit der Aussage überein, dass Hass frei macht?
Ich muß sagen, das habe ich noch nie gehört (oder in Betracht gezogen).
Klar, es gibt Menschen, die meinen, sie seien frei, wenn sie ihrem Haß freien Lauf lassen, weil sie eine Zügelung von Haß als Unfreiheit interpretieren.
Aber zu meinen, der Haß an sich würde frei machen, widerspricht doch den elementarsten Erfahrungen. Haß treibt, und was treibt, kann nicht frei machen.

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Zum Haß: Mindestens einmal wird wohl jeder von uns in einem frommen Buch gelesen haben: "Verabscheue Deine Sünden! Hasse Deine Sünden!"
Ganz so meine Denkweise ist das aber auch nicht. Richtig hassen, so denke ich, kann man nur eine Person. Verabscheuen ist was anderes, verabscheuen kann ich Hähnchen. Und Sünden kann man aus ganzer Seele bereuen, aber hassen…
Zur Befreiung: Haß macht genauso wenig frei wie Arbeit. Gott allein befreit.

Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

Ich habe mal nachgesehen, ob Hass wirklich zum Grundgefühl Wut gehört, und es ist wirklich so, dass es dazu gehört.
Aber: Das Gefühlsspektrum von Wut ist so groß, dass nicht jedes "Untergefühl" frei macht.
Ich zähle mal einige auf, du kannst deine Bekannte ja fragen, ob sie meint, dass diese Gefühle alle frei machen würden:
Widerwille, Mißmut, Abneigung, Destrukivität, Feindseligkeit, , Rachsucht, Verbitterung, Geingschätzung, Bitterkeit, Bosheit, Verachtung, Gemeinheit, Erbitterung, Mißachtung, Quälerie, Gehässigkeit

Sind dies Gefühle, die frei machen?
Und Alice Miller wird immer die kleinen Nuancen sehen, wenn sie etwas schreibt, ich habe selber Bücher von ihr.


Beim Grundgefühl Wut, steht auf meinen Arbeitsblättern dann extra nochmals Wut und Hass dabei.
Wut kann/ muss man verabreiten, manchmal muss man lernen, damit umzugehen, damit dieser nicht in Gewalt umschlägt.

Es kann sein, dass man manchmal durch eine starke Verletzung hasst, dabei darf man aber nicht stehen bleiben, da muss man durch.
Wut macht frei, wenn sie richtig verarbeitet wird.
Hass führt zu Verbitterung.... , wenn man darin stecken bleibt.

Raphael

Beitrag von Raphael »

De Satz "Haß macht frei!" ist - für sich alleine genommen - eine satanische Verdrehung der Wahrheit!

Haß ist die Abwesenheit von Liebe; eine Gegenbild von ihr, mindestens jedoch ein defizitärer Entwurf.
Da allein die Liebe frei macht, kann also der Haß nur unfrei machen.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Raphael hat geschrieben:De Satz "Haß macht frei!" ist … eine satanische Verdrehung der Wahrheit
Diese Alice Miller war mir bislang nicht bekannt. Der erste und ohne Zweifel treffende Eindruck aufgrund obiger Zitate lautet so, wie Raphael es eben formuliert hat. Das ist teuflische Lüge.

Man müßte das freilich etwas ausführlicher auseinandersetzen, wozu ich jetzt leider keine Zeit habe. Was die Frau schreibt, widerspricht nicht nur dem Glauben (nun gut, Christin wird sie ohnehin kaum sein, das riecht eher nach klassischer Talmud-Ethik), es widerspricht auch der menschlichen, der psychologischen Erfahrung.

Die wirkliche, die vollkommene Freiheit liegt in der vollkommenen Hingabe. Zu vergeben heißt, die eigenen Haßgefühle kreuzigen zu lassen. Hingabe am Kreuz: die einzige Freiheit. Das ist jener Autorin natürlich Anstoß und Ärgernis. Aber die Wahrheit.


Raphaela hat geschrieben:… ob sie meint, daß diese Gefühle alle frei machen …
Hier wäre erst mal der Begriff des Hasses zu definieren: als Gefühlsregung? als Willensakt? als aus dem einen oder andern folgendes Tun?

Was „Gefühle“ betrifft: Die machen niemals „frei“. Entweder wir beherrschen sie (was keine stoische ἀπάϑεια bedeutet), oder sie verknechten uns.

Ist mit Haß die bewußte Willensentscheidung gemeint, so handelt es sich um den bösen, verkehrten, sündhaften Willen. Durch solche eine schwere Sünde versklaven wir uns selbst, verdingen wir uns als Knechte beim Teufel.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Christian
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Beitrag von Christian »

Hass kann nicht frei machen. Jeder kennt den Spruch "Blind vor Hass". Hass mach uns Mensch zu Gefangenen. Es ist ein Fehler Hass mit Wut gleichzusetzen. Wut ist ein Gefühl in einem bestimmten Moment und unter Umständen ausdruck von Hilflosigkeit. Der Hass dagegen nimmt uns Menschen über Jahre , wenn nicht sogar ein ganzes Leben lang , gefangen.

Liebe Ina schreibe deiner Bekannten sie irrt . Die Liebe befreit , der Hass jedoch zerstört das Leben des Hassenden und des Gehassten.

Gruß,

Christian
Erst das Lazarett zeigt was Krieg ist.
Erich Remaque

Ina
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Beitrag von Ina »

Danke, ja, ich werde dieser Frau in den nächste Tagen antworten. Ich muss meine Gedanken erstmal sortieren und nicht unüberlegt antworten. Deinem posting stimme ich aber voll zu.

LG, Ina

Ina
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Beitrag von Ina »

Linus hat geschrieben: Um Entschuldigung bitten (nicht sich selbst entschuldigen, das geht eigentlich gar nicht. Eigenes Unrecht eingestehen und um Verzeihung bitten fremdes freimütig - vor Gott - vergeben.
Die Menschen, die dieser Frau von Kindheit an Böses angetan haben, leben noch und sehen überhaupt keinen Grund, sich zu entschuldigen.
(Es geht um schwere seelische Grausamkeiten.)

LG, Ina

sofaklecks
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Schundliteratur

Beitrag von sofaklecks »

Die Auszüge, die mitgeteilt sind, sind, mit Verlaub, dumme Schundliteratur.

Dumm, weil das Gegenteil des Behaupteten evident ist: Wer hasst, ist von diesem Gefühl abhängig, es bestimmt sein Denken und Handeln. Wie die Autorin darauf kommt, nur der "verdrängte Hass" erzeuge Gewalt, ist nicht nachvollziehbar.

Und Schund, weil hier Menschen suggeriert wird, sie kämen weiter, wenn sie ihre negativen Erfahrungen nicht verarbeiten, sondern ausleben. Eine tolle Ausrede für alle, deren Erwartungen enttäuscht werden. Und ein Irrweg für die, denen Gewalt angetan wurde und die sie mit Hass beantworten.

Das sind die Ausreden für die Selbstmordattentäter. Jeder kennt die Abfolge, dass solche Gefühle erst das Denken und dann das Handeln bestimmen. Ja, richtig, Hassgefühle entstehen und es mag sein, dass in einzelnen Fällen man sich dafür auch nicht schämen muss. Aber man muss sich dafür schämen, wenn man es nicht verarbeitet. Dazu ist man als Mensch in der Lage, dass man den Quantensprung aus dem instinktiven Ablauf des Tieres in die Einsicht von Gut und Böse schaffen kann.

Und selbst wer das nicht kann, sollte zumindest sehen,wohin solche Verhaltensweisen führen. Hass will Rache. Und wer Rache übt, muss immer zwei Gräber schaufeln. Eins für sich mit.

Das Pamphlet dient offenbar der Rechtfertigung von Gefühlen enttäuschter Partner ("Der Betrug tötet die Liebe"). Sollte man es vielleicht im Zölibat-Strang nutzbringend verwenden können?

sofaklecks

Ina
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Re: Schundliteratur

Beitrag von Ina »

sofaklecks hat geschrieben:Die Auszüge, die mitgeteilt sind, sind, mit Verlaub, dumme Schundliteratur.

Dumm, weil das Gegenteil des Behaupteten evident ist: Wer hasst, ist von diesem Gefühl abhängig, es bestimmt sein Denken und Handeln. Wie die Autorin darauf kommt, nur der "verdrängte Hass" erzeuge Gewalt, ist nicht nachvollziehbar.

sofaklecks
Die "Hassaussagen" stammen eigentlich aus literarischen Ergüssen von Alice Miller. Sie, A.M. hat unzählige Anhänger...ich habe etliches von ihr gelesen und kam zu dem Entschluss, dass sie zwar hervorragend anprangert und auf gesellschaftliche Not-und Missstände zeigt, jedoch auf keine Heilungswege auch nur im geringsten Ansatz hinweist.

Nein, dieses von Dir zitierte Pamphlet betrifft nicht enttäuschte Partner, sondern Menschen, die mehr oder weniger schwer seelischen Grausamkeiten ( keine nähere Def.) ausgesetzt waren.

LG, Ina

Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

Ina hat geschrieben: Die Menschen, die dieser Frau von Kindheit an Böses angetan haben, leben noch und sehen überhaupt keinen Grund, sich zu entschuldigen.
(Es geht um schwere seelische Grausamkeiten.)

LG, Ina
Da lese ich zwischen den Zeilen eine ganze Menge heraus...
Daher nochmals an dich - aber auch an die anderen:
Alice Miller meint nicht, dass Hass frei macht, sie unterscheidet ganz deutlich zwischen Wut und Hass.
Und zu deiner Bekannten: Ich kann mir vorstellen, was passiert ist, möchte aber nicht lange hier darauf eingehen.
Deine Bekannte wird gerade in der Phase sein, in der Hass aufsteigt. - Nicht, weil ihr Böses angetan worden ist und die Menschen sich nicht entschuldigen, sondern, weil erst jetzt all das, was verdrängt war, ans Licht kommt. - Auch der verdrängte und doch offensichtliche Hass. Aber: Sie wird diesen irgendwann überwinden können.

Jeder, der hier von Schundliteratur redet oder von vorschneller Vergebung spricht, hat nicht das durchgemacht, was deine Bekannte durchgemacht hat, kann sich nicht in sie versetzten.
Daher auf solche Aussagen nicht mehr eingehen. Mein Vorschlag: Per pn an mich weiter korrespondieren.

Vielleicht noch etwas: Das Problem, was deine Bekannte jetzt hat, ist z. B. vielen Opfern von Missbrauch und Ähnlichem vor Gericht zum Verhängnis geworden:
Richter und Anwälte können sich in sie versetzen, finden, dass alles nicht so schlimm ist und geben dann noch einem Opfer die Schuld. Ich persönlich habe vor einiger Zeit durch ehrenamtlich Arbeit Opfer kennengelernt, die gerade durch solche schweren seelsisch Grausamkeiten schon mit Mitte 30 behindert sind (es gibt auch seelisch Behinderte) oder Renter. - Aber der Gro der Bevölkerung macht leider vor diesen Realitäten die Augen zu.

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Flamme
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Beitrag von Flamme »

Nur unverarbeiteter Hass rumort in den Menschen und ist Ursache für Gewalt jeglicher Art.
Es gibt keinen "verarbeiteten Hass". Wer etwas verarbeitet hat, hasst nicht mehr.
Wenn man da nicht hassen würde, würde man seine Gefühle vollends unterdrücken.
Hass ist nicht die Anerkennung der eigenen Gefühle, sondern deren Unterdrückung. Als Eingangstor mag Wut nützlich sein, um aus innerer Erstarrung rauszukommen, aber dort langfristig in Form von Hass stehen zu bleiben, nicht. Die entscheidenden Gefühle liegen darunter, der Schmerz, die Ohnmacht, die Verletztheit etc., die in der damaligen Situation empfunden wurden. Mit Wut und Hass schützt man sich davor, denen ins Auge zu sehen.
Diese Gefühle anzusehen, als gewesen aber vorbei anzunehmen, loszulassen, in Gottes Hände zu legen, lässt den Hass verschwinden, man braucht ihn dann nicht mehr, weil es nichts mehr zu schützen gibt. Das wäre ein möglicher (Um)weg für jemanden, der direkt zum Vergeben sich nicht bereit sieht. Unterstützung dabei, diesen schwierigen Dingen ins Gesicht zu sehen, kann hilfreich sein.
Die Menschen, die dieser Frau von Kindheit an Böses angetan haben, leben noch und sehen überhaupt keinen Grund, sich zu entschuldigen.
(Es geht um schwere seelische Grausamkeiten.)
Die gute Nachricht ist, dass man so etwas in sich selbst heilen kann, und das unabhängig davon, wie die anderen Beteiligten dazu stehen. Sie ist jetzt nicht mehr abhängig von ihnen - es sei denn, sie klammert sich an sie, wie sie es mit ihrem Hass tut.

Die schlechte Nachricht ist, dass das Rauskommen aus der Opferrolle und das Übernehmen von Verantwortung für die eigenen Gefühle eine schwierige Sache ist (und nicht sehr populär in einer pop-psychologisch geprägten Welt). Manche sterben lieber, als das zu tun.

Aber möglich ist es. Hilfreich dafür ist, den Blick zu weiten und zu sehen, dass diese Menschen damals aufgrund eigener Erfahrungen und "Schriften an den inneren Wänden" gehandelt haben. Sie wußten es nicht besser. Sie haben getan, was sie für richtig hielten. Sie waren selbst gefangen in diesen Mustern. Kann man jemanden für Unwissenheit und Irrtum schuldig befinden?
"... denn sie wissen nicht, was sie tun" - das gilt auch für diese Menschen (und deren Vorfahren, sowas ist meistens eine lange Kette, die darauf wartet, unterbrochen zu werden).

Es fällt mir schwer, der Absenderin verständlich zu machen, dass Heilung, wirklich innere Heilung, nur durch Vergebung ermöglicht werden kann.
Man kann das Vergeben nicht "fordern", weder von sich selbst, noch von anderen. (Damit möchte ich nicht sagen, dass du das tust, aber sie empfindet es vielleicht so.)
Möglicherweise gibt es weitere Gründe, die sie Vergebung ablehnen lassen.
Vielleicht scheint ihr, sie würde das Geschehene gutheißen, indem sie verzeiht, und damit diese Menschen ins Recht setzen und sich selbst ins Unrecht.
Oder sie würde sich durch die damit verbundene Öffnung in größere Gefahr für weitere seelische Verletzungen bringen.
Vielleicht merkt sie nicht, dass Hassen so absurd ist, als würde man selbst Gift trinken und erwarten, dass der, den man hasst, davon tot umfällt.
Vielleicht hat sie die Illusion, mit ihrem Hass eine Art "Kontrolle" auszuüben über diese Menschen, oder es ihnen damit "heimzuzahlen", sich zu rächen - während es denen in Wahrheit wahrscheinlich nicht gleichgültiger sein könnte.
Hast du sie schon mal gefragt, was sie mit "Vergebung" assoziiert?

lg
Flamme

sofaklecks
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Sorry

Beitrag von sofaklecks »

Sorry, ich halte meine Aussage aufrecht.

Ich habe das schon mehrmals gelesen.

Der Thread heisst nicht "Wut macht frei", sondern Hass macht frei. Wut über etwas ist zwar auch ein schlechter Steuermann, aber ein guter Motor. Hass nicht.

Aber gut, ich finde mich mit der Rolle des oberflächlichen Juristen ab. "Hätsch halt was rechts glernt", tät mein Vater, Gott hab ihn selig, sagen. Nur halt nicht Populärpsychologe. Das nicht.

sofaklecks

sofaklecks
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Nachtrag

Beitrag von sofaklecks »

Verlagsinfo zu einem der Bücher der Dame, nur mal so erwähnt:

"Als Gott den Garten Eden erschuf dachte er sich ein grausames Szenario aus: Er schenkte Adam und Eva den Baum der Erkenntnis, verbot ihnen aber, von dessen Früchten zu kosten. Den Ungehorsam seiner Kinder bestrafte der Über-Vater mit schwerem Leid. Dieses Paradies, in dem Fügsamkeit als Tugend, Neugierde als Sünde und Unkenntnis von Gut und Böse als Idealzustand gelten, hat fatale Ähnlichkeiten mit dem, was am Anfang nahezu jeden Lebens steht und gemeinhin das »Paradies der Kindheit« genannt wird: Sobald ein Kind nicht die Gebote der gottgleichen Eltern befolgt, wird es bestraft, wenn nicht gezüchtigt, und ihm obendrein eingeredet, dies alles sei nur zu seinem Besten. Was aber geschieht mit dem Zorn und Schmerz, die es unterdrücken muss, wenn es die psychische und physische Misshandlung auch noch als eine Wohltat annehmen soll?"



sofaklecks

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pierre10
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Beitrag von pierre10 »

Ina hat geschrieben:Danke, ja, ich werde dieser Frau in den nächste Tagen antworten. Ich muss meine Gedanken erstmal sortieren und nicht unüberlegt antworten. Deinem posting stimme ich aber voll zu.

LG, Ina
Liebe Ina,

Hass bedeutet oft, dass nach Abklingen der schlimmsten Hass-Gedanken eine Form des Grolls übrig bleibt. Und nun haben kluge Leute (Mediziner und Psychologen) herausgefunden, dass Menschen, die Jahrelang mit Groll umgehen, eine gesteigerte Tendenz zu Krebskarnkheiten haben, es scheint so zu sein, dass jahrelanger Groll am Grollenden nagt.

Ein wichtiger Grund, zu Lieben statt zu hassen und auf keinen Fall zu grollen.

Pierre
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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

@ Pierre:
Hast Du nicht auch bemerkt, daß häufig die schlimmste Giftspritze des Dorfes sehr alt wird? So eine alte, verbitterte, haßerfüllte Frau, die mit Dreistigkeit daran arbeitet, anderen das Leben schwer zu machen. Die obwohl sie vollständig durchgeknallt ist, schlau genug ist, es so hinzudrehen, daß sie trotz der Bemühungen des ganzen Dorfes nicht entmündigt wird?
Ich kannte mehrere dieser "alten Hexen".

Ina
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Beitrag von Ina »

Jomei, ich kannte auch so alte "Drachen" - schon merkwürdig, dass sie so lange lebten und nicht an ihrer eigenen Bitterkeit eingingen.

@ Pierre: Ja, den Zusammenhang zwischen Krebs und ewig hinunter geschlucktem Ärger kannte ich :/ - der ist offensichtlich nicht von der Hand zu weisen...
Lieben Gruß, Ina
PS: ;D Denkst Du noch an den Frühling? Ich auf jeden Fall!

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Edi
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Beitrag von Edi »

Pierre hat geschrieben: Und nun haben kluge Leute (Mediziner und Psychologen) herausgefunden, dass Menschen, die Jahrelang mit Groll umgehen, eine gesteigerte Tendenz zu Krebskarnkheiten haben, es scheint so zu sein, dass jahrelanger Groll am Grollenden nagt.
Fachbegriff: Psycho-Neuro-Endokrino-Immunologie
Krebs hat mit dem Immunsystem einiges zu tun (natürlich nicht nur Krebs, auch viele andere Krankheiten.)

Ina
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Beitrag von Ina »

Flamme hat geschrieben:
Nur unverarbeiteter Hass rumort in den Menschen und ist Ursache für Gewalt jeglicher Art.
Es gibt keinen "verarbeiteten Hass". Wer etwas verarbeitet hat, hasst nicht mehr.


Man kann das Vergeben nicht "fordern", weder von sich selbst, noch von anderen. (Damit möchte ich nicht sagen, dass du das tust, aber sie empfindet es vielleicht so.)
Möglicherweise gibt es weitere Gründe, die sie Vergebung ablehnen lassen.
Vielleicht scheint ihr, sie würde das Geschehene gutheißen, indem sie verzeiht, und damit diese Menschen ins Recht setzen und sich selbst ins Unrecht.
Oder sie würde sich durch die damit verbundene Öffnung in größere Gefahr für weitere seelische Verletzungen bringen.
Vielleicht merkt sie nicht, dass Hassen so absurd ist, als würde man selbst Gift trinken und erwarten, dass der, den man hasst, davon tot umfällt.
Vielleicht hat sie die Illusion, mit ihrem Hass eine Art "Kontrolle" auszuüben über diese Menschen, oder es ihnen damit "heimzuzahlen", sich zu rächen - während es denen in Wahrheit wahrscheinlich nicht gleichgültiger sein könnte.
Hast du sie schon mal gefragt, was sie mit "Vergebung" assoziiert?

lg
Flamme

Vielen, vielen Dank. Du hast mir sehr weitergeholfen, denn ein "Knackpunkt" in der leidvollen Biographie der Frau liegt tatsächlich im Begriff des Vergeben könnens. LG, Ina

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pierre10
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Beitrag von pierre10 »

Ina hat geschrieben:Jomei, ich kannte auch so alte "Drachen" - schon merkwürdig, dass sie so lange lebten und nicht an ihrer eigenen Bitterkeit eingingen.

@ Pierre: Ja, den Zusammenhang zwischen Krebs und ewig hinunter geschlucktem Ärger kannte ich :/ - der ist offensichtlich nicht von der Hand zu weisen...
Lieben Gruß, Ina
PS: ;D Denkst Du noch an den Frühling? Ich auf jeden Fall!
Bei uns blühen die ersten Sträucher, hoffen wir, dass der Sturm in den nächsten Tagen nicht alles wegreißt.

Pierre
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pierre10
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Re: Sorry

Beitrag von pierre10 »

sofaklecks hat geschrieben:
Der Thread heisst nicht "Wut macht frei", sondern Hass macht frei. Wut über etwas ist zwar auch ein schlechter Steuermann, aber ein guter Motor. Hass nicht.

sofaklecks
Vielleicht sollten wir einmal darüber meditieren, warum uns die Fähigkeit zu hassen gegeben wurde. Wenn Hass das Gegenteil von Liebe ist, scheint mir dieses Gefühl besonders stark und auch zerstörerisch. Als positiv denkender Mensch macht mich manch Hass in meinem Umfeld traurig, vor allem, wenn ich sehe, wie sehr sich die "Hasser" selbst schaden.

Wut dagegen ist eine normale Reaktion auf oft nicht erfüllte Erwartungen und hat mit Hass kaum etwas gemeinsam.

Von einigen werde ich hier im Kreuzgang immer wieder angegriffen, das aber löst bei mir weder Wut noch Hass aus, eher ein Bedauern über die oft geringe Toleranz Andersdenkenden gegenüber.

Als Heranwachsender erlebte ich im Hitlerdeutschland staatlich geschürten Hass auf Juden, und manchmal, wenn ich die Neonazis im Fernsehen sehe, stelle ich mir Fragen.

Pierre
Grenzen im Kopf sind sehr hinderlich

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

sofaklecks hat geschrieben:
....Aber gut, ich finde mich mit der Rolle des oberflächlichen Juristen ab.
Ist Oberflächlichkeit in juristischen Bereichen überhaupt möglich, wenn die Gutachtentechnik erst mal in Fleisch und Blut übergegangen ist?


Pierre hat geschrieben:
.....und manchmal, wenn ich die Neonazis im Fernsehen sehe, stelle ich mir Fragen.
Vielleicht sollte man statt dessen auch mal den sogenannten Neonazis Fragen stellen, und selbst dann, wenn es nur um die Feststellung ginge, dass diese in der Regel kaum wissen, wovon sie reden.


Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

koenigstochter
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Beitrag von koenigstochter »

Ich will mal unterscheiden zwischen dem Begriff "Wut" und "Hass".
Hass ist etwas, das frisst sich ins Innerste und macht unglücklich.
Hass ist meiner Meinung nach so etwas wie unterdrückte Wut.
Unterdrückte Wut kann sich auch äussern in Depression.
Wobei Depressive meist nicht so wahrgenommen werden, wie Menschen die hassen.
Obwohl Dpression ist auch eine Form des Hasses.
Hass gegen sich selbst.
Herauszufinden, wen oder was man hasst, warum man das tut bringt immer eine Wut oder Trauer zum Vorschein, die berechtigt ist.
Und wenn man diese Wut (Trauer) mal ausdrücken darf ( sei es auch nur für sich selbst) ist es mit dem Hass schnell vorbei.
Also kurz gesagt:
Hass ist soetwas wie unterdrückte Wut.
Von Alice Miller halte ich übrigens sehr viel.
Ihr letztes Buch habe ich allerdings nicht gelesen.

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Flamme
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Beitrag von Flamme »

Abgesehen von der Diskussion über das Thema Hass steht für mich auch ganz wichtig die Frage im Raum:

Was braucht diese Frau jetzt?

Mir scheint wichtiger als sie "von der Wahrheit" zu überzeugen und sie irgendwo hin bringen zu wollen, dass sie sich angenommen und geliebt fühlen kann von dir, Ina, mitsamt ihren ganzen Problemen und Lasten, die sie mit sich rumschleppt, mit ihrem Nicht-Können und Nicht-Wollen. (Und das auch immer wieder ausdrücklich gesagt zu bekommen!) So predigst du ihr nicht die Wahrheit, sondern machst sie ihr am eigenen Leib spür- und erlebbar.

Die negativen Deutungen von Vergebung von oben stammen übrigens aus dem Kapitel "Die 20 wichtigsten Gründe, warum wird nicht verzeihen wollen" im Buch "Verzeihen ist die größte Heilung" von Gerald Jampolsky. Er ist Begründer des International Center for Attitudinal Healing

lg
Flamme

sofaklecks
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Was braucht sie

Beitrag von sofaklecks »

Als Angehöriger der oberflächlichen Juristenzunft würde ich sagen:

Ihr hilft nur eines, nämlich das Loslassen.

Alles Darumkreisen, alle Ursachenforschung, alles Bestehen auf Entschuldigung (besonders das) perpetuiert die Verletzung, macht die Wunden noch schmerzhafter. Und das, was das Ganze besonders perpetuiert, ist das Hass. Hass befreit nicht. Nie.

Gerade wenn einem etwas namenlos Böses angetan wurde, kann man sich von diesem Bösen nur durch Vergessen oder Vergeben befreien. Ansonsten büsst man selbst die Schuld der anderen ab.

Raus aus dem bisherigen Umfeld. Ganz neu anfangen. Nur das hilft.

sofaklecks

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Edi
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Re: Was braucht sie

Beitrag von Edi »

sofaklecks hat geschrieben:Gerade wenn einem etwas namenlos Böses angetan wurde, kann man sich von diesem Bösen nur durch Vergessen oder Vergeben befreien. Ansonsten büsst man selbst die Schuld der anderen ab.
So ist es. Vergeben und vergessen gehören zusammen, wobei aber ein Mensch schwere seelische Verletzungen sehr oft nicht bewältigt, wenn er nicht Gottes Gnade in Anspruch nimmt. Vergessen meint aber nicht unbedingt, dass man sich nicht mehr an etwas erinnern kann, sondern, dass es aus dem emotionalen Bereich getilgt wird.

Übrigens habe ich das alles selber auch schon erfahren, wenn auch vielleicht nicht ganz so intensiv wie andere. Ich bin aber auch schon von einer Verwandten über Jahre getriezt worden und immer wieder hat sie mir Steine in den Weg gelegt. Bewusste Vergebung und Entschuldigung meinerseits (mit Gottes Hilfe, anders hätte ich es gar nicht gekonnt) für meine daraufhin auch immer wieder aggressiven Reaktionen auf ihre Verhaltenweisen hat das Blatt von heute auf morgen gewendet. Seit damals - es ist lange her - hat sie sich übrigens auch geändert.

Es ist also nicht so, dass das alles nur Theorie bleiben muss.

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Esperanto
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Re: Hass macht frei

Beitrag von Esperanto »

Ina hat geschrieben:Heute erreichte mich eine Mail, die Beantwortung fällt mir insofern schwer, weil ich anderer Meinung bin, wie die Absenderin.
Sie schreibt:

Die "Du [Punkt] Hass macht frei [Punkt] Nur unverarbeiteter Hass rumort in den Menschen und ist Ursache für Gewalt jeglicher Art. Hass in dem Moment, wo er berechtigt ist, denn es ist berechtigt einen Menschen in dem Moment zu hassen, wo er einen Schaden zufügt und man selbst ohnmächtig ist aufgrund von Machtverhältnissen, denke einfach an Folterung. Wenn man da nicht hassen würde, würde man seine Gefühle vollends unterdrücken. Hass und Wut in dem Moment, wo sie entsteht und verbalisiert hifft Gewalt zu verhindern, weil der verdrängte Hass ist, der Gewalt erzeugt, da brauchst Du nur zu schauen auf die gewalttätigen Jugendlichen, welche den Hass auf ihre Eltern nicht fühlen und ihn verschieben, weil sie von der Liebe der Eltern abhängig sind. Keiner interessiert sich dafür, WARUM die jugendlichen so viel Gewalt besitzen und schieben es auf die Medien und Computerspiele. Aber die Gewalttäter sind in der Familie, aber das möchte keiner wissen, weil das vierte Gebot allgegenwärtig ist.

Ich ( die Frau, die mir die Email schickte) zitiere Alice Miller aus ihrem neuen Buch "Dein gerettetes Leben" Kapitel "Der Betrug tötet die Liebe" Seiten 46/47:

"Das könnte erklären, weshalb Kristian (ein Betroffener) weiter an seinen Symptomen leidet. Seine Wut auf Gustav( dem Auslöser) ist erlaubt, und die Verachtung für Pädophile wird von der Gesellschaft geteilt. Nicht aber die Wut auf die Eltern. Diese verbotene Wut bleibt im Körper eingesperrt und produziert Angstträume und Symptome, ohne dem Bewusstsein des Erwachsenen zugänglich zu sein. Was bleibt, ist die Sehnsucht nach den guten Eltern, sie erhält sämtliche Illusionen.

Die Genannten sind keine Ausnahme. Ich erhalte immer wieder Bücher von Autoren, die von unerhörten Grausamkeiten in ihrer Kindheit berichten und schon auf den ersten Seiten versichern, dass sie den Eltern alles verziehen haben. In all diesen Fällen zeigt sich eindeutig der Wiederholungszwang, der Zwang, den einst erfahrenen Betrug weiterzugeben. Er äußert sich vor allem in der religiösen Behauptung, dass die Vergebung eine Heilung bewirke, was aber die Fakten eklatant widerlegen. Wer predigen muss, ist nicht frei.

Will ich damit sagen, dass die Vergebung der am Kind begangenen Verbrechen nicht nur unwirksam, sondern auch schädlich ist ? Ja, genau das will ich tatsächlich sagen. Denn der Körper versteht keine moralischen Vorschriften. Er kämpft gegen die Verleugnung der wahren Emotionen und für das Zulassen der Wahrheit ins Bewusstsein. Dies wurde dem Kind verwehrt, es musste sich belügen und für die Verbrechen der Eltern blind bleiben, um zu überleben. Der Erwachsene muss dies nicht tun, und wenn er des dennoch tut. zahlt er dafür einen hohen Preis, mit dem Verlust der Gesundheit, oder er lässt andere dafür zahlen, seine Kinder, Patienten, Untergebene, u.s.w. " - Zitat ende."

Weiter schreibt Alice Miller aus ihrem o. neuen Buch Kapitel "Wie kommt das Böse in die Welt" Seite 55:

"(... ) Denn jedes Kind lernt durch Nachahmung. Sein Körper lernt nicht das, was wir ihm mit Worten beibringen wollten, sondern das, was dieser Körper erfahren hat. Daher lernt ein geschlagenes, verletztes Kind zu schlagen und zu verletzen, während das beschützte und respektierte Kind lernt, Schwächere zu respektieren und zu beschützen. Weil es nur diese Erfahrung kennt. "

Hiermit sind die Briefauszüge beendet.


Es fällt mir schwer, der Absenderin verständlich zu machen, dass Heilung, wirklich innere Heilung, nur durch Vergebung ermöglicht werden kann.

Meine Frage nun, stimmt ihr mit der Aussage überein, dass Hass frei macht? Wie denkt ihr über Vergebung und innere Heilung?

Fragend grüßt Ina


Das ist auf dem psychologischen Stand von anno Tubak. Moderne Psychologen haben festgestellt, dass freies Hassausleben den Hass nur noch weiter schürt.

Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Diese Alice Miller war mir bislang nicht bekannt.
Den Namen habe ich schon mal fallen lassen, finde es aber auf die Schnelle nicht. Es ging dabei um die Jugend von Hitler

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pierre10
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Re: Hass macht frei

Beitrag von pierre10 »

Esperanto hat geschrieben: Das ist auf dem psychologischen Stand von anno Tubak. Moderne Psychologen haben festgestellt, dass freies Hassausleben den Hass nur noch weiter schürt.
Diese Aussage nutzt der Frau nicht. Wenn sie hasst und den Hass nicht loslassen kann oder will, ist er Bestandteil ihres Lebens. Ob anno dazumal oder heute.

Pierre
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