ad_hoc hat geschrieben:Das ist tatsächlich ein Unterschied: Vor Geistlichen und Ordensangehörigen habe ich wirklich mehr Respekt, wenn sie nach außen als solche erkennbar sind.
Ich habe, als ich auf Deine Kritik antwortete, tatsächlich lange überlegt, wie und was ich schreibe. Und ich fühle mich auch unwohl hierbei. Denn selbstverständlich habe ich auch vor Dir als Ordensangehörige Respekt.
Hallo ad_hoc!
Nun, dieser Einstellung begegne ich öfter. Ehrlich gesagt macht sie mich etwas ratlos, manchmal führt sie sogar zu unangenehmen Situationen. Einmal hat mir z.B. in einer überfüllten Kirche jemand seinen Sitzplatz angeboten - dabei stand schon bevor ich gekommen war an derselben Stelle eine Frau meines Alters mit ihrem kleinen Kind (die beiden haben den Platz dann auch gerne genommen).
Ich weiß nicht genau, was da gerade passiert. jemand will mir etwas Gutes tun, mir Respekt erweisen, nennt mich sogar ehr-würdig. Das ist natürlich sehr schön, ich freue mich immer, wenn in unserem Land Priester und Ordensleute noch wertgeschätzt werden. Aber wieso geschieht das? Wir sind doch nicht mehr wert als andere! Wenn du, ad_hoc, schreibst, der Respekt stünde mir zu, dann klingt das ein bisschen, als stünde er mir mehr zu als den anderen hier. Aber das kannst du wohl kaum meinen, denn in jedem Menschen begegnet Dir doch Christus, (und sei es hier auch nur virtuell) keinem von ihnen steht weniger Respekt zu als mir.
Das weiß natürlich jeder von denen, die mich so besonders behandeln ebenso gut, aber warum betonen sie es dann so? Manchmal denke ich, da projiziert jemand Wünsche, Erwartungen und Hoffnungen auf mich, die mit meiner Person gar nichts zu tun haben und "ehrt" eher mein Kleid und eine bestimmte Rolle als mich. Aber es ist schon seltsam, es dann so deutlich formuliert zu sehen: "vor dir als Ordensangehörige" Ich weiß wirklich nicht, was ich davon halten soll.
(Deswegen mag ich es auch nicht, wenn jemand, der meinen Namen kennt, mich nur mit "Schwester" anredet. Dann habe ich immer das Gefühl, er spricht mit meinem Schleier. Aber das nur als freundlicher Gruß an einen Bürokollegen, der hier mitliest.
)
ad_hoc hat geschrieben:Hinzu kommt, dass Du aufgrund Deiner Beiträge den Eindruck hinterlässt, als hätte die innere Loslösung von der Welt noch nicht so richtig stattgefunden, was nun ja nicht heißt, dass man sich von der Welt vollkommen löst. Aber sollte man nicht Gott mehr an sich selbst und durch die eigene Person nach außen wirken lassen?
Ich hoffe, dass diese Loslösung von der Welt auch nicht so bald passieren wird. Es würde der dominikanischen Spiritualität völlig widersprechen.
Gott wurde Mensch. Er kam zu uns Menschen und in unsere Welt um uns seine Barmherzigkeit zu zeigen. Deshalb ging der Heilige Dominikus seinerseits zu den Menschen, die dieser Barmherzigkeit besonders bedurften und verkündete ihnen die Menschwerdung Gottes. Das ist es, was wir auch heute versuchen.
Ich stimme dir völlig zu, wenn du sagst, man solle Gott an sich wirken lassen. - Nur eine Frage: Wer ist "man"? Ich? Du? Jeder?
Ich halte es für ein weit verbreitetes Phänomen, dass Menschen von Geistlichen/Ordensleuten die Hingabe und Konsequenz in Tugendhaftigkeit und Frömmigkeit erwarten, die sie selber nicht leben können oder wollen. Ich habe mich daran gewöhnt und finde diese Erwartung nicht mal falsch. Nur mag ich sie mir nicht gerne um die Ohren hauen lassen.