Glaubensabweichler in Orden?

Klöster, Klerus, Laienschaft. Besondere Nachfolge.
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Barbara
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Beitrag von Barbara »

Kantorin hat geschrieben:In den Beiträgen wurde betont, dass die Ordensleute nicht irgendwelche spinnerten Weltabgewandten sind, die geschützt hinter dicken Mauern leben, sondern ganz normale Menschen mit Charakter, Stärken, Schwächen und ihrer Berufung, die auf die Menschen zugehen und sich für deren Nöte, Bedürfnisse und Denkweise interessieren. Feuerlaufen und feministische Feuerfeiern waren natürlich für die Filmemacher ein gefundenes Fressen, da konnten sie wohl nicht widerstehen, das etwas reißerisch zu verwursten und dort einen Schwerpunkt im Beitrag zu setzen.
O, Kantorin, ich danke [Punkt] :kiss: :kiss: :kiss:
Ich hätte es nicht besser auf den Punkt bringen können. Man konnte es also auch von außen so erkennen, nicht nur mit Insiderwissen!
:freude:
(P.S.: Leben des Brian muss ich auch mal wieder sehen: Folgt der Sandale! Es ist seine [Punkt])
Peti hat geschrieben:Man darf aber auch nicht vergeßen, daß in einem Internetforum immer wieder Suchende vorbeischauen werden.
:jump: :jump: :jump:
Viele junge Frauen kommen inzwischen über das Internet zu uns. Und hier ist so viel von Bekehrung die Rede... Aber diese geschieht m.E. eher durch die Glaubwürdigkeit der Zeugen, als durch die der Lehre.
"Frau, wen suchst du?" (Joh 20,15)

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Leguan
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Beitrag von Leguan »

Barbara hat geschrieben:Und hier ist so viel von Bekehrung die Rede... Aber diese geschieht m.E. eher durch die Glaubwürdigkeit der Zeugen, als durch die der Lehre.
Das ist mal ein Satz, dem man zustimmen kann.
Wenn jemand die Glaubwürdigkeit hier aufgrund des Umgangstons gefährdet sieht, so kann ich das verstehen. Allerdings möchte ich dann gleichzeitig auch dafür um Verständnis werben, daß manche die Glaubwürdigkeit von Ordensschwestern durch feministische Feuertänze und Relativismus gefährdet sieht.

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Barbara
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Beitrag von Barbara »

ad_hoc hat geschrieben:Das ist tatsächlich ein Unterschied: Vor Geistlichen und Ordensangehörigen habe ich wirklich mehr Respekt, wenn sie nach außen als solche erkennbar sind.
Ich habe, als ich auf Deine Kritik antwortete, tatsächlich lange überlegt, wie und was ich schreibe. Und ich fühle mich auch unwohl hierbei. Denn selbstverständlich habe ich auch vor Dir als Ordensangehörige Respekt.
Hallo ad_hoc!
Nun, dieser Einstellung begegne ich öfter. Ehrlich gesagt macht sie mich etwas ratlos, manchmal führt sie sogar zu unangenehmen Situationen. Einmal hat mir z.B. in einer überfüllten Kirche jemand seinen Sitzplatz angeboten - dabei stand schon bevor ich gekommen war an derselben Stelle eine Frau meines Alters mit ihrem kleinen Kind (die beiden haben den Platz dann auch gerne genommen).
Ich weiß nicht genau, was da gerade passiert. jemand will mir etwas Gutes tun, mir Respekt erweisen, nennt mich sogar ehr-würdig. Das ist natürlich sehr schön, ich freue mich immer, wenn in unserem Land Priester und Ordensleute noch wertgeschätzt werden. Aber wieso geschieht das? Wir sind doch nicht mehr wert als andere! Wenn du, ad_hoc, schreibst, der Respekt stünde mir zu, dann klingt das ein bisschen, als stünde er mir mehr zu als den anderen hier. Aber das kannst du wohl kaum meinen, denn in jedem Menschen begegnet Dir doch Christus, (und sei es hier auch nur virtuell) keinem von ihnen steht weniger Respekt zu als mir.
Das weiß natürlich jeder von denen, die mich so besonders behandeln ebenso gut, aber warum betonen sie es dann so? Manchmal denke ich, da projiziert jemand Wünsche, Erwartungen und Hoffnungen auf mich, die mit meiner Person gar nichts zu tun haben und "ehrt" eher mein Kleid und eine bestimmte Rolle als mich. Aber es ist schon seltsam, es dann so deutlich formuliert zu sehen: "vor dir als Ordensangehörige" Ich weiß wirklich nicht, was ich davon halten soll. :hmm:
(Deswegen mag ich es auch nicht, wenn jemand, der meinen Namen kennt, mich nur mit "Schwester" anredet. Dann habe ich immer das Gefühl, er spricht mit meinem Schleier. Aber das nur als freundlicher Gruß an einen Bürokollegen, der hier mitliest.:huhu:)
ad_hoc hat geschrieben:Hinzu kommt, dass Du aufgrund Deiner Beiträge den Eindruck hinterlässt, als hätte die innere Loslösung von der Welt noch nicht so richtig stattgefunden, was nun ja nicht heißt, dass man sich von der Welt vollkommen löst. Aber sollte man nicht Gott mehr an sich selbst und durch die eigene Person nach außen wirken lassen?

Ich hoffe, dass diese Loslösung von der Welt auch nicht so bald passieren wird. Es würde der dominikanischen Spiritualität völlig widersprechen.
Gott wurde Mensch. Er kam zu uns Menschen und in unsere Welt um uns seine Barmherzigkeit zu zeigen. Deshalb ging der Heilige Dominikus seinerseits zu den Menschen, die dieser Barmherzigkeit besonders bedurften und verkündete ihnen die Menschwerdung Gottes. Das ist es, was wir auch heute versuchen.
Ich stimme dir völlig zu, wenn du sagst, man solle Gott an sich wirken lassen. - Nur eine Frage: Wer ist "man"? Ich? Du? Jeder?
Ich halte es für ein weit verbreitetes Phänomen, dass Menschen von Geistlichen/Ordensleuten die Hingabe und Konsequenz in Tugendhaftigkeit und Frömmigkeit erwarten, die sie selber nicht leben können oder wollen. Ich habe mich daran gewöhnt und finde diese Erwartung nicht mal falsch. Nur mag ich sie mir nicht gerne um die Ohren hauen lassen. :nein:
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Staubkorn
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Re: Glaubensabweichler in Orden?

Beitrag von Staubkorn »

Hier ist wieder "Staubkorn". :P
Ich denke über die Worte von ad_hoc nach. Respekt nicht vor jeden Menschen? Die Bibel "neu" übersetzt...Liebe Deinen Nächsten vor dem Du Respekt hast.
Ansonsten: Kein Kommentar mehr!
Ein Altvater wurde gefragt: "Was ist Demut?"
Er antwortete: "Demut ist, wenn du einem Bruder vergibst, der gegen dich gesündigt hat, noch bevor er selbst zu dir kommt und dich um Vergebung bittet."

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Peregrin
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Re:

Beitrag von Peregrin »

Barbara hat geschrieben:Manchmal denke ich, da projiziert jemand Wünsche, Erwartungen und Hoffnungen auf mich, die mit meiner Person gar nichts zu tun haben und "ehrt" eher mein Kleid und eine bestimmte Rolle als mich.
Na sicher ist das zunächst einmal funktionsbezogen. Wir hoffen auf euer Gebet und dereinst auf eure Fürsprache und bieten dafür im Durchschnitt nicht besonders viel. Da kann man wenigstens ein bißchen Achtung drantun.
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sr.meike
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te deum

Beitrag von sr.meike »

Also ich bin aus der Reihe auch ausgestiegen, zu dünn, wozu auch hier dikutierte Elemente beitrugen. Wundert mich etwas, dass die Ordensleitungen eine solche Schwerpunktlegung in einem öffentlichen Beitrag akzeptieren.
Ich finds schade, dass manche Klöster nicht mehr dazu beitragen, dass der geistliche Grundwasserspiegel wieder steigt, Menschen die Bibel kennen lernen, mit Jesus in Beziehung treten. Selbstfindung können andere genauso gut anbieten, soziales Engagement ist zwar wichtig, aber nicht Kerngeschäft der Kirche, das empfinde ich als zu einseitig.
Sehr positiv empfand ich da das Interview mit Sr.Hanna Maria Ehlers (http://www.gloria.tv/?video=dxyqhn45or3dqowxgbcl): jesuszentriert, persönlich. Nicht spektakulär, aber tief. Gut, dass ich Ordensgemeinschaften kenne, die eindeutiger leben und wirken.
Grüßle, Sr.Meike

HeGe
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Re:

Beitrag von HeGe »

Barbara hat geschrieben:Andere stehen der Kirche eher fern, nicht aber dem katholischen Glauben.
Vielleicht wärst du so freundlich, uns zu erklären, wie das geht. M.E. schließt das eine das andere aus.
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Peregrin
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Re: te deum

Beitrag von Peregrin »

sr.meike hat geschrieben:Also ich bin aus der Reihe auch ausgestiegen, zu dünn, wozu auch hier dikutierte Elemente beitrugen. Wundert mich etwas, dass die Ordensleitungen eine solche Schwerpunktlegung in einem öffentlichen Beitrag akzeptieren.
Wurden die vor Ausstrahlung überhaupt noch gefragt? Oft ist es ja so, daß sich die Opfer nur die Augen reiben können über das, was die TV-Fuzzis mit ihren Äußerungen gemacht haben.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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Leguan
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Re: te deum

Beitrag von Leguan »

Peregrin hat geschrieben:die höllandischen Dominikaner
Der ist guuuut! :D :D :D


---
Edit: Oh, Verzeihung. Jetzt habe ich den obigen Beitrag verändert, statt mit einem Zitat darauf zu antworten. Der komplette Zusammenhang findet sich in den Zitaten im Beitrag eins tiefer. Bitte um Entschuldigung. cantus planus, Moderator (kurzsichtig).
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overkott
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Re: te deum

Beitrag von overkott »

Leguan hat geschrieben:
Peregrin hat geschrieben:
sr.meike hat geschrieben:Also ich bin aus der Reihe auch ausgestiegen, zu dünn, wozu auch hier dikutierte Elemente beitrugen. Wundert mich etwas, dass die Ordensleitungen eine solche Schwerpunktlegung in einem öffentlichen Beitrag akzeptieren.
Wurden die vor Ausstrahlung überhaupt noch gefragt? Oft ist es ja so, daß sich die Opfer nur die Augen reiben können über das, was die TV-Fuzzis mit ihren Äußerungen gemacht haben.
Also die höllandischen Dominikaner haben ja mal in einem offenen Brief die "Feier der Eucharistie" durch Laien (und damit die faktische Abschaffung des Amtspriestertums) gefordert.
Die Ordensleitung war in einer Stellungnahme "überrascht und verwundert" über diese Forderung, mehr aber auch nicht. Von daher kann ich mir nicht vorstellen, daß sie ein Problem mit irgendwelchen Feuertänzchen hätte.
Die Leitung hat sich gesagt, schicken wir die Gute an den Bahnhof, da kann sie nicht viel falsch machen.

ad_hoc
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Re: Glaubensabweichler in Orden?

Beitrag von ad_hoc »

Barbara hat u. a. geschrieben:
Ich weiß nicht genau, was da gerade passiert. jemand will mir etwas Gutes tun, mir Respekt erweisen, nennt mich sogar ehr-würdig. Das ist natürlich sehr schön, ich freue mich immer, wenn in unserem Land Priester und Ordensleute noch wertgeschätzt werden. Aber wieso geschieht das? Wir sind doch nicht mehr wert als andere! Wenn du, ad_hoc, schreibst, der Respekt stünde mir zu, dann klingt das ein bisschen, als stünde er mir mehr zu als den anderen hier. Aber das kannst du wohl kaum meinen, denn in jedem Menschen begegnet Dir doch Christus, (und sei es hier auch nur virtuell) keinem von ihnen steht weniger Respekt zu als mir.
Hallo Barbara
Es liegt vielleicht in jedem Menschen (speziell hier am gläubigen Laien), an anderen das zu bewundern und zu respektieren, was sie glauben, selbst nicht zu besitzen. Ich denke nicht, dass man den Priester oder die Nonne respektiert, weil sie ein geistliches Gewand tragen, ich bin davon überzeugt, man verbindet damit etwas, was man mehr oder weniger (oder vermeintlicherweise in den eigenen Standespflichten) nicht oder noch nicht erreicht zu haben glaubt.

Beim Priester und bei der Nonne (selbstverständlich auch beim Mönch) ist es wohl so, dass man von der Entschiedenheit beeindruckt ist, mit der jemand sich für diesen Weg entschieden hat und sich dazu bekennt. Und selbstverständlich verbindet man damit eine gewisse Geborgenheit, sich in der Nähe eines solchen Menschen zu befinden.
Um so mehr schmerzt es dann aber auch, wenn ein solcher Mensch, trotz seines nach außen hin getragenen Bekenntnisses, sich scheinbar nicht mit der notwendigen Einstellung zeigt, sondern eine zu starke Weltbezogenheit zutage treten läßt.
Natürlich gibt es Orden, die in der Welt ihre Aufgabe haben. Das ändert aber nichts daran, dass der Glaube von ihnen in der rechten und richtigen Art und Weise und in der notwendigen Würde vertreten wird. Das ist jetzt allgemein gesprochen!

Davon zu unterscheiden ist selbstverständlich der Respekt gegenüber jedem Menschen, den ein Christ in Bezug auf jedes Geschöpf Gottes empfinden sollte. Das betrifft also nicht nur den Menschen, sondern die ganze Schöpfung.
Und hier beginnen meine Schwierigkeiten. Es fällt mir sehr schwer, Menschen zu respektieren, die nur zum Leidwesen anderer zu existieren scheinen, die, wenn sie den Mund aufmachen, nur Unwahrheiten, schuldhafte Unbildung und was weiß ich alles, entlassen. Zumindest aber bemühe ich mich darum mir einzureden, dass ich weniger den Menschen nicht respektiere, als seine Handlungen und Reden.
Es wäre natürlich alles einfacher, wenn wir vollkommen wären.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

Raphael

Re: Re:

Beitrag von Raphael »

HeGe hat geschrieben:
Barbara hat geschrieben:Andere stehen der Kirche eher fern, nicht aber dem katholischen Glauben.
Vielleicht wärst du so freundlich, uns zu erklären, wie das geht. M.E. schließt das eine das andere aus.
Das meint wohl soviel wie: Jesus ist gut, Kirche ist schlecht!

sofaklecks
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Re: Glaubensabweichler in Orden?

Beitrag von sofaklecks »

Nein, das meint:

Man kann von katholischen Glauben begeistert und genau deshalb von der katholischen Kirche, so wie sie einem begegnet, enttäuscht sein.

Ich verstehe nur nicht, weshalb das auf der einen Seite so unmöglich sein soll, wenn es auf der anderen ganz selbstverständlich ist. Was in der Sakramentskapelle wohlgepflegte Tradition ist, kann doch so unkatholisch nicht sein. Oder etwa doch?

sofaklecks

Raphael

Re: Glaubensabweichler in Orden?

Beitrag von Raphael »

sofaklecks hat geschrieben:Nein, das meint:

Man kann von katholischen Glauben begeistert und genau deshalb von der katholischen Kirche, so wie sie einem begegnet, enttäuscht sein.

Ich verstehe nur nicht, weshalb das auf der einen Seite so unmöglich sein soll, wenn es auf der anderen ganz selbstverständlich ist. Was in der Sakramentskapelle wohlgepflegte Tradition ist, kann doch so unkatholisch nicht sein. Oder etwa doch?

sofaklecks
Diese Anwandlungen aus den Tradi-Kreisen muß man wohl auf dem Hintergrund von folgendem sehen:
Denn ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will.
(Römer 7, 19)
Eine Strategie mit dem von Paulus geschilderten menschlichen Unvermögen klarzukommen, ist die Ausprägung von Selbsthaß. Das meint nicht Selbstzerknirschung angesichts der eigenen Sünde, sondern ein vollständiges Ablehnen der eigenen Befindlichkeiten. In marxistischen Kreisen ist dieser Zustand auch unter dem Begriff "Entfremdung" bekannt.
Wenn man jedoch von sich selbst entfremdet ist, ist der Schritt zur Entfremdung von der Kirche nicht sehr groß. :/

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Barbara
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Re: Glaubensabweichler in Orden?

Beitrag von Barbara »

Hallo ad_hoc!
Deinen letzten Beitrag kann ich endlich mal komplett verstehen und auch zustimmen. :)
Was das im Einzelnen konkret heißt, z.B. "dass der Glaube von ihnen in der rechten und richtigen Art und Weise und in der notwendigen Würde vertreten wird", steht natürlich auf einem anderen Blatt, aber ich denke, es ist okay, dass Menschen davon unterschiedliche Vorstellungen haben, meinst Du nicht auch?

@ HeGe:
zu Deiner Frage, was es heißen kann, sich dem katholischen Glauben verbunden zu fühlen, aber in der Kirche keine Heimat zu haben, habe ich schon einiges geschrieben. Ich meine damit nicht Menschen, die denken, christlicher Glaube sei ohne Gemeinschaft oder Verbindlichkeit zu haben, das geht natürlich gar nicht. "Jesus ja, Kirche nein" kann in die Richtung gehen, muss aber nicht. Es kann einfach sein, dass Du in der Form von Kirche, die Du in deiner Ortspfarre vorfindest, keinen Platz bekommst, aufgrund der Menschen, die den Ton angeben. Das fängt bei Kleinigkeiten an (die man noch übersehen oder umgehen kann, indem man in die Nachbarpfarre geht) und kann sich steigern bis dahin, das Menschen, die das Bedürfnis haben, in die Messe zu gehen, es nicht mehr tun, weil sie sich nicht willkommen fühlen. Das gibt es auch nicht nur am linken Rand: Die Pius-Brüder würden sich als sehr katholisch bezeichen, gehören aber eindeutig nicht zur katholischen Kirche.

@ Peregrin:
Das trifft den Kern des Problems. Die Fernsehleute schnippeln sich aus den Interviews das zusammen, was sie haben wollen. Diese Redakteurin wollte den Zusammenhang Inquisition damals - "Hexentanz" heute nahelegen. Na, das hat sie ja auch geschafft, so weit hergeholt das in der Realität auch ist. Ob man den Beitrag vorher hätte sehen und notfalls stoppen können, weiß ich nicht, denn es waren ja mehrere Gemeinschaften beteiligt. Bei Zeitungsartikeln machen wir das immer so...

@ Overkott:
Die Leitung hat sich gesagt, schicken wir die Gute an den Bahnhof, da kann sie nicht viel falsch machen.
Das finde ich nicht nur unfair und im Ton daneben, sondern auch ziemlich unqualifiziert: Ich möchte mal sehen, was für Arbeit Du in der Bahnhofsmission leisten würdest. Das ist kein leichter Job, und es ist wahrhaftig gut, dass Sr. Klarissa ihn so gut macht. Sich über sie lustig zu machen, weil sie auf einem ganz anderen Gebiet nicht Deinen Vorstellungen entspricht, finde ich beschämend!
"Frau, wen suchst du?" (Joh 20,15)

Raphael

Re: Glaubensabweichler in Orden?

Beitrag von Raphael »

Barbara hat geschrieben:Das gibt es auch nicht nur am linken Rand: Die Pius-Brüder würden sich als sehr katholisch bezeichen, gehören aber eindeutig nicht zur katholischen Kirche.
So eindeutig sieht das wohl selbst der Vatikan nicht! 8)
Schließlich gibt es Gespräche über den Status dieser Priesterbruderschaft und amtskirchliche Maßnahmen haben sich bisher immer "nur" gegen die einzelnen Mitglieder von FSSPX gerichtet. AFAIK jedoch niemals gegen die FSSPX als solche.

Der Bogen zum Threadthema würde sich spannen lassen, wenn man FSSPX als einen Orden der strengen Observanz ansehen würde; davon gibt es ja einige, die eindeutig innerhalb der kahtolischen Kirche stehen.

Kilianus
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Re: Glaubensabweichler in Orden?

Beitrag von Kilianus »

Diese Redakteurin wollte den Zusammenhang Inquisition damals - "Hexentanz" heute nahelegen. Na, das hat sie ja auch geschafft, so weit hergeholt das in der Realität auch ist.


Ich nehme an, Du spielst auf die Verdienste der Inquisition beim Verhindern von Hexenprozessen an?

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Barbara
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Re: Glaubensabweichler in Orden?

Beitrag von Barbara »

Ich spiele darauf an, dass diese Redakteurin nicht viel Ahnung hatte und auf Effekthascherei aus war. Ich finde, die Inquisition ist in der Folge adäquat dargestellt worden.
"Frau, wen suchst du?" (Joh 20,15)

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Leguan
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Re: Glaubensabweichler in Orden?

Beitrag von Leguan »

sofaklecks hat geschrieben:Nein, das meint:

Man kann von katholischen Glauben begeistert und genau deshalb von der katholischen Kirche, so wie sie einem begegnet, enttäuscht sein.

Ich verstehe nur nicht, weshalb das auf der einen Seite so unmöglich sein soll, wenn es auf der anderen ganz selbstverständlich ist. Was in der Sakramentskapelle wohlgepflegte Tradition ist, kann doch so unkatholisch nicht sein. Oder etwa doch?

sofaklecks
Also jetzt sollten wir doch mal klare Begriffe definieren.
Ich denke, daß es durchaus einen Unterschied gibt, zwischen "der Kirche fernstehen" und "von der Kirche, so wie sie einem begegnet, enttäuscht sein.
Du wirst in der Sakramentskapelle wohl keinen finden, der mit "der Kirche fernstehen" passend beschrieben ist.
Vor 10 Jahren stand ich der Kirche fern. Heute bin ich manchmal von der Kirche, so wie sie mir begegnet, enttäuscht. Und das sind zwei völlig verschiedene Dinge.
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sofaklecks
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Nur ein Beispiel

Beitrag von sofaklecks »

Wenn jemand die katholische Kirche so beschreibt:
Was würden Sie denen antworten, die 1988 vorhersagten, die Bruderschaft St. Pius X. würde eine Parallelkirche schaffen? Hat nicht die Geschichte bewiesen, dass sie sich täuschten?

Denen antworte ich: Liebe Freunde, wo ist denn die Kirche? – Erkennen Sie doch den Baum an seinen Früchten! Wo sich Früchte finden lassen, da befindet sich die Kirche. Ich möchte damit nicht andeuten, dass die Kirche auf die Bruderschaft zusammengeschrumpft ist, sondern dass ihr Herz sich in der Bruderschaft befindet. Der wahre Glaube, die wahre Lehre, Sakramente, die nicht verfälscht sind: Das alles findet sich innerhalb der Priesterbruderschaft. Überall sonst herrscht Vermischung voller Kompromisse aufgrund des Liberalismus und der Schwäche des Geistes. Die Parallelkirche ist die neue Kirche des Zweiten Vatikanischen Konzils! Sein Geist, seine neue Religion oder besser gesagt das Fehlen jeglicher Religion.
ist das kein Fernstehen?

Wenn ich feststelle, die Kirche sei durch das Fehlen jeglicher Religion geprägt?

Weitere Zitate erspar ich uns hier.

sofaklecks

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Leguan
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Re: Nur ein Beispiel

Beitrag von Leguan »

sofaklecks hat geschrieben:Wenn jemand die katholische Kirche so beschreibt:
[...]
ist das kein Fernstehen?
Es wäre mir neu, daß Bischof Tissier in der Sakramentskapelle schreibt. ;D
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Kilianus
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Re: Nur ein Beispiel

Beitrag von Kilianus »

Leguan hat geschrieben:
sofaklecks hat geschrieben:Wenn jemand die katholische Kirche so beschreibt:
[...]
ist das kein Fernstehen?
Es wäre mir neu, daß Bischof Tissier in der Sakramentskapelle schreibt. ;D
Ich hoffe, er wäre schnell gesperrt. :mrgreen:
Wobei: Wenn man die FSSPX mal ein wenig unscharf mit unter Orden faßt, dann paßt der Beitrag doch hervorragend zum Thema...

Edit: Tippfehler korrigiert.
Zuletzt geändert von Kilianus am Dienstag 23. Dezember 2008, 23:42, insgesamt 1-mal geändert.

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Kantorin
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Re: Nur ein Beispiel

Beitrag von Kantorin »

sofaklecks hat geschrieben:(...) Überall sonst herrscht Vermischung voller Kompromisse aufgrund des Liberalismus und der Schwäche des Geistes. (...)
"Es ist nichts Liberales daran, einem anderen Menschen auf dem Weg, auf dem er unterwegs ist, entgegenzugehen und ihn in Sicherheit zu bringen. Wenn das liberal ist, dann ist Gott ein Liberaler. Es ist nichts Liberales daran, Leuten zu helfen, die falschen religiösen oder weltlichen Götzen und Bilder zu zerschlagen, die sie im Stich gelassen und ihnen über Jahre hinweg nichts zurückgegeben haben. Wenn es liberal ist, das zu tun, dann ist Gott ein Liberaler. Es ist nichts Liberales daran, die göttlichen Gaben der Kreativität, der Flexibilität und des Einfallsreichtums zu gebrauchen, um Türen des Verstehens und der Freude für die zu öffnen, die dringend erfahren müssen, dass in den Armen des Vaters in Wirklichkeit Barmherzigkeit und Fürsorge auf sie warten. Wenn das liberal ist, dann ist der Gott, der diese Welt geschaffen hat, ein Liberaler. Es ist nichts Liberales daran, selbst auf dem schmalsten Pfad zu gehen, der sich denken lässt, aber die Arme so weit auszubreiten, wie es nur geht, um so viele andere wie möglich darin einzuschließen und aufzunehmen. Wenn das liberal ist, dann sind die frömmsten Männer und Frauen, denen ich je begegnet bin, samt und sonders Liberale. Es ist nichts Liberales daran, weit hinten in der Expedition zu bleiben, um anderen die Schnürsenkel zu binden und die Dicken und Langsamen und Fußkranken zu ermutigen, statt triumphierend vorneweg zu marschieren, damit man als erster ans Endziel gelangt. Wenn das liberal ist, dann war Jesus der größte Liberale von allen."
(aus: Adrian Plass (1996): Die rastlosen Reisen des frommen Chaoten S. 170f.)
Mein huldreicher Gott kommt mir entgegen. (Psalm 59)

Kilianus
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Re: Glaubensabweichler in Orden?

Beitrag von Kilianus »

Damit hier keine Mißverständnisse aufkommen: Sofaklecks hat lediglich zitiert. Und zwar eine Meinung, mit der sich bekleckst zu haben er wahrlich nicht verdächtigt werden muß.

ad_hoc
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Re: Glaubensabweichler in Orden?

Beitrag von ad_hoc »

Hallo Kantorin

Du zitierst Adrian Plass.
Aber das, was er schreibt und worin er Recht hat, hat nichts mit dem Liberalismus zu tun, um den es tatsächlich geht.
Bei solchen Begriffsmißbräuchen lese ich normalerweise gar nicht mehr weiter.

Gruß, ad_hoc
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sofaklecks
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Sakramentskapelle

Beitrag von sofaklecks »

Natürlich ist alles, was ich zu diesem Thema jüngst geschrieben habe, verkürzt.

Ich verstehe auch Barbara nicht so, dass sie unter den der Kirche Fernstehenden erbitterte Gegner der Kirche versteht, sondern Menschen, die, aus welchen Gründen auch immer, von deren jetzigen Gestalt oder einzelnen Mitgliedern enttäuscht sind.

Bitte, ich gehe doch nie und nimmer davon aus, dass in der Sakramentskapelle erklärte Kirchenfeinde das Wort führen. Und meine Auffassung zur Alten Messe ist bekannt. Ich bekniee einen Pfarrer hier in der Gegend seit dem Motu proprio (leider bislang vergebens) in seiner hervorragend dafür geeigneten herrlichen Barockkirche eine Messe im alten Ritus zu feiern.

Was ich versucht habe, klarzumachen, ist, dass man öfter als man denkt in die Situation gerät, gerade weil man katholisch ist, manche Entwicklungen in der Kirche nicht als katholisch anzusehen und zwar aus der einen wie aus der anderen Sicht. Zu Unrecht, aber nachvollziehbar.

Ich wünsche gerade den Mitgliedern, die sich gerne in der Sakramentskapelle aufhalten, ein gesegnetes Weihnachtsfest. Für sie ist es gerade ein besonderes Fest, wenn sie feiern dürfen, dass Gott, auf dessen würdige Verehrung sie zu Recht grossen Wert legen, als armes Kind im Stall Mensch und damit einer von uns wurde.

Frohe Weichnachten allen!

sofaklecks

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