Ordensfeste - (nicht nur Bilder von) Einkleidung und Co.

Klöster, Klerus, Laienschaft. Besondere Nachfolge.
Benutzeravatar
Pit
Beiträge: 8120
Registriert: Freitag 23. April 2004, 17:57

Beitrag von Pit »

Hallo HeGe,

nun, ich bin der festen Überzeugung, daß es auf die Gesamtsituation ankommt.
In der Verwaltung, innerhalb des Hauses (des Konvents) spricht selbstredend nichts dagegen, daß der Habit getragen wird.
Andererseits:
Wenn z.B. ein Franziskaner in einer Behindertenwerkstatt (oder auch einer "normalen") an einer Maschine arbeiten und Habit tragen würde, wäre das verantwortungslos - wegen der Gefährdung seiner Sicherheit (Stichwort: Arbeitsschutz).
Oder ein Kapuzinerbruder, der in der Drogenszene gearbeit hatte, erzählte mir mal, wenn er den Junkies gegenüber im Habit ankommen würde, würde er von denen zwei Tage lang keinen mehr sehen, denn irgendwann hätten die meisten mal miese Erfahrungen mit "der Kirche" gemacht.

Gruß, Pit

HeGe hat geschrieben:
Ein Bild von der neuen Leitung der Waldbreitbacher Franziskanerinnen, vor kurzem gewählt. Immerhin trägt die Oberin noch einen Schleier. :roll:
carpe diem - Nutze den Tag !

HeGe
Moderator
Beiträge: 15079
Registriert: Montag 6. Oktober 2003, 18:56

Beitrag von HeGe »

Bitte, vielleicht mag es begründbare Ausnahmen geben. Aber wenn von 5 Schwestern einer Ordensleitung nur noch eine auf den ersten Blick als Schwester zu erkennen ist, ist das keine begründbare Ausnahme mehr.

Man muss doch nicht so tun, als hätten die Schwestern früher nur auf der faulen Haut gelegen und würden erst jetzt anfangen zu arbeiten, weshalb es jetzt nötig ist, die Ordenskleidung abzulegen. Früher haben die doch auch in Ordenskleidung (wenn auch in Arbeitskleidung, aber immer noch als Ordensschwester erkennbar) die Felder bestellt, ihre Gärten gejätet und die Viecher versorgt. Da war der Schleier sicher manchmal störender, als bei diesen Manager-Schwestern von heute.
- Nutzer nicht regelmäßig aktiv. -

Umbra
Beiträge: 15
Registriert: Mittwoch 1. März 2006, 13:53
Wohnort: Erzbistum Paderborn

Beitrag von Umbra »

Pit hat geschrieben: Andererseits:
Wenn z.B. ein Franziskaner in einer Behindertenwerkstatt (oder auch einer "normalen") an einer Maschine arbeiten und Habit tragen würde, wäre das verantwortungslos - wegen der Gefährdung seiner Sicherheit (Stichwort: Arbeitsschutz).
Hallo Pit,

Natürlich kommt es immer auf die Situation an, aber das mit dem Arbeitsschutz ist so eine Sache, klar sollte man nicht unbedingt was wallendes tragen, aber selbst wenn er zur Arbeit nen Blaumann trägt, kann er sich ja nach der Arbeit umziehen. Einen Grund nur zivil zu tragen ist sowas *IMHO* nicht.

Ich bin ja z.B. Ärztin und wenn ich jetzt ins Kloster gehe, kann es ja sein, dass ich vielleicht nochmal ärztlich tätig werde. Im OP müsste ich OP-Kleidung tragen, aber sonst gäbe es doch keinen Grund.
Pit hat geschrieben: Oder ein Kapuzinerbruder, der in der Drogenszene gearbeit hatte, erzählte mir mal, wenn er den Junkies gegenüber im Habit ankommen würde, würde er von denen zwei Tage lang keinen mehr sehen, denn irgendwann hätten die meisten mal miese Erfahrungen mit "der Kirche" gemacht.
Grade den Grund (der immer wieder angeführt wird) finde ich schwierig. Ob das was bringt dadrüber zu diskutieren finde ich fraglich, aber das Priester oder Ordensleute Menschen vergraulen wenn sie als solche erkennbar sind habe ich eigentlich noch nicht erlebt, im Gegenteil, ich habe schon mehr als einmal erlebt, dass ein Mönch oder eine Schwester angesprochen wurden und oft von Leuten die begannen: "eigentlich habe ich ja mit Kirche nichts am Hut".

Aus meiner eigenen Erfahrung hatte ich eigentlich auch immer den Eindruck, dass auch "kirchenferne" Menschen (vielleicht sogar noch mehr als kirchennahe) das Gefühl haben, "naja so ohne Schleier ist es ja gar nicht so richtig ne Schwester". (O-Ton) Wollen die Ordensleute das?

In einem Männerkloster das ich gut kenne und in dem ich ein paar mal zu Besuch war, geht einer der Mönche auch immer in zivil in den Chor. Als ein Gast nach dem Mittagschor beim Mittagessen dann meinte "Das ist ja toll das die Mönche sogar ihren Hausmeister mit in den Chor nehmen" habe ich mich fast verschluckt ;D

Ich habe mich aber auch mal mit amerikanischen Schwestern unterhalten, die mir erklärten, dass sie nach dem Konzil halt ihre Konstitutionen noch einmal angeschaut haben und dann gelesen haben, dass der Ordensgründer festgelegt hat, die Schwestern sollen angemessene Witwenkleidung tragen. Daraufhin haben sie dann den Habit abgelegt. Das kann ich als Begründung noch viel eher verstehen.

Insgesamt denke ich das er schon wichtig ist.

LG
Umbra

Benutzeravatar
Melody
Beiträge: 4263
Registriert: Mittwoch 22. März 2006, 16:05
Wohnort: in der schönsten Stadt am Rhein... ;-)

Beitrag von Melody »

Auch ich halte Ordenstracht wie Priesterkleidung für außerordentlich wichtig in unserer Zeit.

Ich hab schon als protestantischer Teenager immer voll Bewunderung und Ehrfurcht katholischen Ordensschwestern im Bayernurlaub hinterhergeschaut...

Noch heute erfreut es mein Herz, wenn ich mitten im Großstadtgetümmel, neben lauter mehr oder minder nackten Frauen, eine Ordensfrau in ihrer Tracht erblicke... es gibt keinen schöneren Anblick...

Es zeigt: Da ist ein Mensch, der sein Leben ganz und gar Gott geschenkt hat. Es ist ein Zeugnis. Und eines, das ermutigt, dazu. Außerdem würde ich so jemandem doch viel eher vertrauen.

Und was Priesterkleidung angeht, meine ich, mich zu erinnern, dass einer, der seine Kleidungsgewohnheiten vor einigen Jahren geändert hat, mir erzählte, dass er nun die Erfahrung macht, viel häufiger angesprochen zu werden, eben weil er nun als Priester erkennbar ist.
Wenn man da zusammen ein Zugabteil teilt etc., nutzt man vielleicht die Gelegenheit, die "schlechten Erfahrungen", die man früher mal mit Kirche machte, zu revidieren...

Ich denke, so etwas trifft auf Priesterkleidung wie Ordenstracht gemeinsam zu.

schwester meike
Beiträge: 15
Registriert: Freitag 8. April 2005, 15:09
Kontaktdaten:

Beitrag von schwester meike »

Also ich bin auch als "Betroffene" für die Ordenskleidung. Ich will damit ausdrücken, dass ich zu Gott gehöre und zur konkreten Gemeinschaft. Für beides schäme ich mich nicht! Bin auch noch nie schräg angesprochen worden. Ganz im Gegenteil, manchmal wird man als Schwester besonders nett behandelt, kriegt schon mal freien Eintritt oder so.
Wenn die Arbeit es erfordert zieh ich auch Hosen an, keine Frage. Auch zum Radfahren oder Inlinern. Aber grundsätzlich stimme ich HeGe zu, Ordenskleidung ist praktischer als viele denken.
Sicher schafft die Ordenskleidung für manche Leute auch Distanz, meinem Erleben nach überwiegt aber das Vertrauen. Ich denke, man kann beides begründen.

@ umbra: Wirst du demnächst eintreten? Wenn ja wo? oder war das mehr eine grundsätzliche Überlegung?

Gruss, Sr.Meike

Umbra
Beiträge: 15
Registriert: Mittwoch 1. März 2006, 13:53
Wohnort: Erzbistum Paderborn

Beitrag von Umbra »

Hab ich mich verraten ;)

Ja werde ich, so Gott will an Mariä Himmelfahrt und ich freu mich :)
Wenn Ihr mich in Euer Gebet, grade auch jetzt, wo ich es noch in der Familie bekannt geben muss, einschliessen könntet, wäre ich sehr glücklich.
Das "wo" kann ich ja per PN beantworten. Es ist ein Cistercienserinnenkloster.

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Pit hat geschrieben:Wenn z.B. ein Franziskaner in einer Behindertenwerkstatt (oder auch einer "normalen") an einer Maschine arbeiten und Habit tragen würde, wäre das verantwortungslos - wegen der Gefährdung seiner Sicherheit (Stichwort: Arbeitsschutz).
Kommt auf die Maschine an, würde ich sagen. Aber das ist kaum das Thema.
Pit hat geschrieben:Oder ein Kapuzinerbruder, der in der Drogenszene gearbeit hatte, erzählte mir mal, wenn er den Junkies gegenüber im Habit ankommen würde, würde er von denen zwei Tage lang keinen mehr sehen, denn irgendwann hätten die meisten mal miese Erfahrungen mit "der Kirche" gemacht.
Wenn ich von den berühmten »miesen Erfahrungen mit "der Kirche"« lese – die offenbar jeder hierzulande gemacht hat oder haben will –, dann kommt mir erst mal das Frühstück hoch. Diese Leier ist ja unerträglich.

Aus intensiven Pfarrkarteileichenbesuchserfahrungen – allerdings weniger auf dem Drogenstrich denn in randstädtischen, kleingartengeprägten Kleinbürgersiedlungen – kenne ich solche »miesen Erfahrungen« recht gut. Grob zusammengefaßt sind immer zwei Bedingungen erfüllt:

1. Es liegt völliges Unverständnis dessen vor, was die Kirche ist und wozu wir ihrer bedürfen.

2. Irgendeine „Kirchenperson“ (Pfarrer, Pfarrsekretärin, der zufällig im Pfarrgemeinderat sitzende Beinahe-Nachbar von drei Straßen weiter und noch mal um die Ecke, die Ex des neuen Mannes, die es frevelhafterweise nicht unterläßt, weiter zur Kirche zu gehen, »obwohl sie weiß, daß sie uns da trifft – das macht sie nur, um uns zu demütigen … jetzt gehen wir auch nicht mehr hin … seit acht Jahren nicht oder so«) ist dem eigenen Hochmut empfindlich in die Quere gekommen.

Deinem Kapuzenbruder glaube ich ehrlich gesagt nicht, daß er es jemals bei seiner Junkie-Klientel mit Kutte versucht hat. Das sind nämlich auch durchaus nicht die Kreise mit solchen »miesen Erfahrungen mit "der Kirche"«. Der Mann hat vermutlich eher selber ein Problem mit seiner Ordensidentität. Vielleicht hätte er besser Sozialarbeiter werden sollen.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
Pit
Beiträge: 8120
Registriert: Freitag 23. April 2004, 17:57

Beitrag von Pit »

Zwei Anmerkungen dazu:

1. Was spricht bitte dagegen, daß Jugendliche, die aus welchen Gründen auch immer, in der Drogen"szene" "gelandet" sind, vorher (auch schon während sie Drogenprobleme hatten) schon mal Erfahrungen mit der Kirche gemacht haben, und wieviele dieser Jugendlichen, die sich in der "Szene" aufhalten (oft Strassenkinder) "leben" in der Bundesrepublik mehr oder weniger auf der Strasse, gehen Morgens zur Schule und sind allenfalls Abends zum Schlafen zu Hause ?

2. Er hat kein Problem mit seiner Ordensidentiät und arbeitet als Sozialarbeiter - oder welche Leute sorgen sich wohl darum, daß Strassenkinder hierzulande ärztliche Versorgung bekommen und - irgendmöglich wieder aus der "Szene" `rausgeholt werden ?
Er ist übrigens kein "Kapuzenbruder" sondern Kapuziner.

Gruß, Pit

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Deinem Kapuzenbruder glaube ich ehrlich gesagt nicht, daß er es jemals bei seiner Junkie-Klientel mit Kutte versucht hat. Das sind nämlich auch durchaus nicht die Kreise mit solchen »miesen Erfahrungen mit "der Kirche"«. Der Mann hat vermutlich eher selber ein Problem mit seiner Ordensidentität. Vielleicht hätte er besser Sozialarbeiter werden sollen.[/align][/color]
carpe diem - Nutze den Tag !

Benutzeravatar
Leguan
Altmoderator
Beiträge: 1924
Registriert: Samstag 4. März 2006, 14:30

Beitrag von Leguan »

Pit hat geschrieben: Er ist übrigens kein "Kapuzenbruder" sondern Kapuziner.
Das erinnert mich an den Nachwuchsbeauftragten der Kapuziner:
Ja, im nächsten Jahr will ich bei der »Nacht der Berufe« in Frankfurt einen Stand haben. Außerdem werde ich zur Agentur für Arbeit gehen und gucken, ob das Berufsbild des Ordensmannes überhaupt im Computer drin ist. Das ist ja ein anständiger Beruf, mit dem man sich zeigen kann.
http://www.zeit.de/2006/23/C-Kapuziner_xml

Also in der tiefsten Bronx in New York gibt es auch Franziskaner, und die laufen da mit Habit und Tonsur rum, und sagen genau das Gegenteil. Nämlich daß die Jugendlichen deswegen merken, daß sie es ernst meinen.

HeGe
Moderator
Beiträge: 15079
Registriert: Montag 6. Oktober 2003, 18:56

Beitrag von HeGe »

Umbra hat geschrieben:Hab ich mich verraten ;)

Ja werde ich, so Gott will an Mariä Himmelfahrt und ich freu mich :)
Wenn Ihr mich in Euer Gebet, grade auch jetzt, wo ich es noch in der Familie bekannt geben muss, einschliessen könntet, wäre ich sehr glücklich.
Das "wo" kann ich ja per PN beantworten. Es ist ein Cistercienserinnenkloster.
Erfreulich zu lesen. Ich werde für dich beten. :freude:
- Nutzer nicht regelmäßig aktiv. -

Benutzeravatar
Pit
Beiträge: 8120
Registriert: Freitag 23. April 2004, 17:57

Beitrag von Pit »

Hallo Leguan,

sorry, wenn mein Beitrag missverständlich herübergekommen sein sollte. Ich habe nur geschrieben, daß der von mir konkret erwähnte Kapuzinerbruder die beschriebenen Erfahrungen gemacht hatte. Nicht mehr oder weniger. Das selbstverständlich andere Ordenschristen unter den jeweiligen (unterschiedlichen) Bedingungen diese oder jene Erfahrungen mit dem tragen der Ordenskleidung gemacht haben, ist unbestritten.
Und meine Kritik bezüglich des Beitrages von Robert Ketelhohn bezog sich auch nicht auf den Ordenshabit (z.B. der Kapuziner) sondern auf Roberts Bemerkung, dieser besagte "Kapuzenbruder" hätte sicher noch nicht solche ablehnenden Erfahrung in Sachen Ordenstracht bei seiner "Junkie-Klientel" gemacht.
An Roberts Stelle würde ich nicht so pauschalierend über einen Menschen reden/schreiben, den er nicht persönlich kennt.
Und wenn er oder ein anderer eher traditionell eingestellter Katholik über die "Kapuzenbrüder" etc. herzieht, scheint es normal zu sein. Aber wehe, es zieht dann mal ein "NOM-Christ" über die "Tradispinner" oder dergleichen her. Dann ist das direkt eine Beleidigung der heiligen Mutter Kirche etc. etc.
Sorry, vieleicht verstehen das einige Menschen auf Grund ihrer "christlichen Nächstenliebe" nicht, aber wenn ein Ordenschrist zeitweise während seiner Arbeit als Streetworker keinen Habit trägt, aber es vieleicht schafft, Jugendliche, die drogenabhängig sind, aus dieser beschissenen Lage herauszuholen, und ihnen sowohl ein Dach überm Kopf als auch eine Arbeitsstelle zu beschaffen, dann frage ich mich schon, was wichtiger ist:
diese Jugendlichen aus ihre Lage herauszuhelfen oder als Ordenschrist immer (!) den Habit zu tragen?

Gruß, Pit
Leguan hat geschrieben:
Also in der tiefsten Bronx in New York gibt es auch Franziskaner, und die laufen da mit Habit und Tonsur rum, und sagen genau das Gegenteil. Nämlich daß die Jugendlichen deswegen merken, daß sie es ernst meinen.
carpe diem - Nutze den Tag !

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Pit hat geschrieben:Sorry, vielleicht verstehen das einige Menschen auf Grund ihrer "christlichen Nächstenliebe" nicht, aber wenn ein Ordenschrist zeitweise während seiner Arbeit als Streetworker keinen Habit trägt, aber es vieleicht schafft, Jugendliche, die drogenabhängig sind, aus dieser beschissenen Lage herauszuholen, und ihnen sowohl ein Dach überm Kopf als auch eine Arbeitsstelle zu beschaffen, dann frage ich mich schon, was wichtiger ist: diesen Jugendlichen aus ihre Lage herauszuhelfen oder als Ordenschrist immer (!) den Habit zu tragen?
Vielleicht verstehst du – wie üblich – vieles nicht.

Du urteilst dennoch schnell über deine Gesprächspartner. Du ordnest sie in deine selbstgebastelten Schubladen ein. Dabei packst duUnterschiedlichstes unterschiedslos zusammen. Du suchst krampfhaft Bestätigung für deine Schubladenetiketten, du versuchst solche Bestätigung durch merkwürdigste Fragestellungen oder Umfragen herauszukitzeln. Das ganze wirkt auf mich überaus intrigant. Schreibst du eigentlich auch Beschwerdebriefe an die Bischöfe deiner Schubfachinsassen?

Zur Sache. (Oder besser: zum Nebengeleis dieses Strangs, denn das eigentliche Thema war was ganz anderes.) Ich hatte oben erläutert, weshalb die Begründung deines Kapuzenbruders, weshalb er seine Kapuzenkutte auf der Straße nicht trage, überaus unplausibel ist, weshalb ich sie für eine Schutzbehauptung halte, mit welcher er anderes verdeckt, wahrscheinlich auch vor sich selbst.

Mir scheint daher Anlaß zu der Vermutung zu bestehen, er habe Probleme mit seiner Ordensidentität. Ein verbreitetes Phänomen übrigens heutzutage. Um nichts anderes ging es mir oben.

Wenn ich jetzt zusätzlich die Drogenabhängigen in den Blick nehme – weil du darauf abhebst, es gehe ja bloß um sie –, muß ich dir sagen, daß der als solcher erkennbare Ordensmann ein Zeichen ist, das gewiß auch zum Anstoß werden kann, um so mehr aber zum Rettungsanker. Wenn ein Priester oder Ordensbruder sich gewissermaßen in Räuberzivil einschleicht und dann irgendwann mal beiläufig erzählt, er sei nebenbei auch Geistlicher: wie glaubwürdig, wie authentisch ist er dann eigentlich noch? Der Klerikerstand als Belanglosigkeit?

Oder er verheimlicht seinen Ordensberuf ganz. „Trennung von Beruf und Privatleben“, oder wie? So jemand hätte – verzeih – seinen Ordensberuf ganz gewiß vollständig verfehlt. Gewaltig der Schaden, wenn’s dann doch noch ungewollt herauskäme, wer er eigentlich ist. Wohlgemerkt: der Schaden für seine drogenabhängigen Klienten.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
Linus
Beiträge: 15072
Registriert: Donnerstag 25. Dezember 2003, 10:57
Wohnort: 4121 Hühnergeschrei

Beitrag von Linus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Deinem Kapuzenbruder glaube ich ehrlich gesagt nicht, daß er es jemals bei seiner Junkie-Klientel mit Kutte versucht hat. Das sind nämlich auch durchaus nicht die Kreise mit solchen »miesen Erfahrungen mit "der Kirche"«. Der Mann hat vermutlich eher selber ein Problem mit seiner Ordensidentität. Vielleicht hätte er besser Sozialarbeiter werden sollen.
Apropos Kapuzenbruder dasd erinnert mich an die CFR's http://www.franciscanfriars.com/ inklusive Plattenlabel http://www.francescoproductions.com/index.asp
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

Benutzeravatar
Pit
Beiträge: 8120
Registriert: Freitag 23. April 2004, 17:57

Beitrag von Pit »

Nun, vieleicht habe ich Dich tatsächlich missverstanden.

Nun, ich werde in einigen wenigen Sätzen noch mal schreiben, worum es mir gibg:

1. Der erwähnte Kapuziner trägt während seiner Arbeit als Streetworker keinen Habit, um nicht Junkies, die negative Kirchenerfahrungen gemacht haben, abzuschrecken. Viele, die ihn kennen (und oft schätzen) wissen trotzdem, daß er Ordenschrist ist.
Ansonsten ist er oft im Habit anzutreffen.

2. Ich finde es grundsätzlich absolut in Ordnung, wenn ein Ordenschrist Habit trägt, aber es ist nicht das Wesentliche. Da wären z.B. die Jesuiten, die keine Ordenskleidung besitzen, trotzdem aber unmissverständlich zu ihrer Ordensmitgliedschaft stehen, was ich auch sehr schätze.

3. Ich habe eben nur das Beispiel dieses (!) Kapuziners gebracht. Ich kenne eine Franziskanerschwester, die sich hier lange Zeit
um Obdachlose gekümmert hat, und die oft gerade auf Grund der Ordenskleidung, die sie trug sehr offen und positiv von den "Pennern" angesprochen wurde.

4. Probleme mit seiner Ordensidentität hat er sicher nicht, sonst wäre er nach über 20 Jahren nicht mehr im Orden.

Gruß und Bitte um Verzeihung, wenn ich Dir "auf den Schlips getreten haben sollte".

Pit
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Zur Sache. (Oder besser: zum Nebengeleis dieses Strangs, denn das eigentliche Thema war was ganz anderes.) Ich hatte oben erläutert, weshalb die Begründung deines Kapuzenbruders, weshalb er seine Kapuzenkutte auf der Straße nicht trage, überaus unplausibel ist, weshalb ich sie für eine Schutzbehauptung halte, mit welcher er anderes verdeckt, wahrscheinlich auch vor sich selbst.

Mir scheint daher Anlaß zu der Vermutung zu bestehen, er habe Probleme mit seiner Ordensidentität.

Wenn ich jetzt zusätzlich die Drogenabhängigen in den Blick nehme – weil du darauf abhebst, es gehe ja bloß um sie –, muß ich dir sagen, daß der als solcher erkennbare Ordensmann ein Zeichen ist, das gewiß auch zum Anstoß werden kann, um so mehr aber zum Rettungsanker.

Oder er verheimlicht seinen Ordensberuf ganz. „Trennung von Beruf und Privatleben“, oder wie? So jemand hätte – verzeih – seinen Ordensberuf ganz gewiß vollständig verfehlt. [/align][/color]
carpe diem - Nutze den Tag !

Benutzeravatar
Linus
Beiträge: 15072
Registriert: Donnerstag 25. Dezember 2003, 10:57
Wohnort: 4121 Hühnergeschrei

Beitrag von Linus »

Pit hat geschrieben: 1. Der erwähnte Kapuziner trägt während seiner Arbeit als Streetworker keinen Habit, um nicht Junkies, die negative Kirchenerfahrungen gemacht haben, abzuschrecken.
Die von mir verlinkten bronx'bros. betreiben streetwork in kutte. (inklusive skateboard und drogenprävention) es geht also auch mit.(und das ist gut so)
2. Ich finde es grundsätzlich absolut in Ordnung, wenn ein Ordenschrist Habit trägt, aber es ist nicht das Wesentliche.
:shock: habitus übersetzt heißt das zuerst einmal soviel wie Haltung, Stellung und auch Aussehen, Gestalt. Dein Cappucino hat wohl ebendieses verloren. (schmeckt wohl auch schal)
Im Übrigen tragen die SJler einen Habit wenn sie denn mal korrekt gekleidet sind, und dieser ist schwarz.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

Ecce Homo
Beiträge: 9540
Registriert: Montag 28. März 2005, 14:33

Beitrag von Ecce Homo »

Es ist zwar keine Einkleidung, aber ich kann euch diese herrlichen Bilder (Slideshow) einer ewigen Profess bei Karmelitinnen nicht vorenthalten... Mir kamen fast die Tränen, so schön war das... :ja:

(Auch wenn bei einigen die Ladezeit lange sein wird - es lohnt [Punkt] :ja: )
User inaktiv seit dem 05.06.2018.
Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

Benutzeravatar
Sacrifice
Beiträge: 7
Registriert: Sonntag 11. September 2005, 20:40

Beitrag von Sacrifice »

wow, danke ... so viele strahlende Gesichter. :freude:

Benutzeravatar
ghiaccio
Beiträge: 214
Registriert: Donnerstag 22. Juni 2006, 12:08

Beitrag von ghiaccio »

Ecce Homo hat geschrieben:Es ist zwar keine Einkleidung, aber ich kann euch diese herrlichen Bilder (Slideshow) einer ewigen Profess bei Karmelitinnen nicht vorenthalten... Mir kamen fast die Tränen, so schön war das... :ja:

(Auch wenn bei einigen die Ladezeit lange sein wird - es lohnt [Punkt] :ja: )
:ja:



.. eigentlich fehlen einem die Worte, man denkt ....

So schön,
dass man Dank sagen möchte:
Gott, für diese (ein- und ausdrucksvolle) Profess
denen die die Bilder so schön aufbereitet haben
dir, dass du es gefunden und hier eingestellt hast
(wie kommt man auf solch Seiten?)

... tante grazie

ghiaccio
Fröhlich sein, gutes tun und die Spatzen pfeiffen lassen
Hl Don Giovanni Bosco

Ecce Homo
Beiträge: 9540
Registriert: Montag 28. März 2005, 14:33

Beitrag von Ecce Homo »

ghiaccio hat geschrieben: So schön,
dass man Dank sagen möchte:
Gott, für diese (ein- und ausdrucksvolle) Profess
denen die die Bilder so schön aufbereitet haben
dir, dass du es gefunden und hier eingestellt hast
(wie kommt man auf solch Seiten?)

... tante grazie

ghiaccio
Wie ich dazu komme? Ich schreibe in einem amerikanischen Forum, wo es in einem großen Board nur über Berufungen und alles drumherum geht, und da wurde das heute eingestellt. Unsere Forencommunity hat dieses Jahr alleine 15 Eintritte in verschiedene Orden oder Seminarien... Letztes Jahr waren noch mehr... :jump: :ja:
User inaktiv seit dem 05.06.2018.
Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

Benutzeravatar
Angelo
Beiträge: 90
Registriert: Dienstag 5. Juli 2005, 13:40

Beitrag von Angelo »

Whow - danke :kiss:

Mir sind gerade beim Ansehen dieser Bilder die Tränen gekommen - die Freudentränen. Es ist sooooo schööööööön :freude:


Wahrscheinlich wird eine Freundin von mir noch heuer ihre ewige Profess ablegen; da werde ich wohl auch in vorderster Front mitheulen :roll:

Es ist immer wieder berührend, solche Szenen zu sehen. Viel schöner als jede (auch meine!) "weltliche" Hochzeit.

So, jetzt schau ich mir das ganze gleich nochmal an :ja:

Benutzeravatar
ghiaccio
Beiträge: 214
Registriert: Donnerstag 22. Juni 2006, 12:08

Beitrag von ghiaccio »

Ecce Homo hat geschrieben:[

Wie ich dazu komme? Ich schreibe in einem amerikanischen ... Unsere Forencommunity hat dieses Jahr alleine 15 Eintritte in verschiedene Orden oder Seminarien... Letztes Jahr waren noch mehr... :jump: :ja:

Aha, Dank für Info und Link!
15 Eintritte ... na das ist ja eine hoffnungsvolle Entwicklung, wer weiss, ob du .... *und schweig :sss:
Fröhlich sein, gutes tun und die Spatzen pfeiffen lassen
Hl Don Giovanni Bosco

Ecce Homo
Beiträge: 9540
Registriert: Montag 28. März 2005, 14:33

Beitrag von Ecce Homo »

ghiaccio hat geschrieben: Aha, Dank für Info und Link!
15 Eintritte ... na das ist ja eine hoffnungsvolle Entwicklung, wer weiss, ob du .... *und schweig :sss:
... Psssssst - ich bin schon an IHN vergeben... :ja: *schweig weiter* Bild Bild
User inaktiv seit dem 05.06.2018.
Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

Ecce Homo
Beiträge: 9540
Registriert: Montag 28. März 2005, 14:33

Beitrag von Ecce Homo »

User inaktiv seit dem 05.06.2018.
Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

Ecce Homo
Beiträge: 9540
Registriert: Montag 28. März 2005, 14:33

Beitrag von Ecce Homo »

User inaktiv seit dem 05.06.2018.
Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

Celestina
Beiträge: 90
Registriert: Mittwoch 14. April 2004, 17:51
Wohnort: Erzbistum Madrid

Beitrag von Celestina »

Danke, [Punkt]
Der Film ist echt toll! Schade, dass man nicht genau sehn kann, wie die Schleier gewechselt werden... Das interessiert mich ja brennend! :mrgreen:
Nicht der Mensch geht zu Gott, sondern Gott kommt zum Menschen. (Notker Füglister)

Ecce Homo
Beiträge: 9540
Registriert: Montag 28. März 2005, 14:33

Beitrag von Ecce Homo »

Bild
Hier ist ein *****wunderschönes***** Video einer feierlichen Profess bei den Dominikanern in Washington D.C. - ich wünschte von Herzen, dass es noch mehr solche Filme [Punkt] :) Bild Bild
User inaktiv seit dem 05.06.2018.
Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

Ecce Homo
Beiträge: 9540
Registriert: Montag 28. März 2005, 14:33

Beitrag von Ecce Homo »

User inaktiv seit dem 05.06.2018.
Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

Celestina
Beiträge: 90
Registriert: Mittwoch 14. April 2004, 17:51
Wohnort: Erzbistum Madrid

Beitrag von Celestina »

Ich finde es so schön, dass die Neuen dann richtig angezogen werden. Das ist so symbolisch.

Beim Schleier hätte ich ja fast Angst, dass ich zerstochen werde ;)

Wie gesagt, der Schleierwechsel bei der Zeitlichen Profess abläuft, interessiert mich brennend... Falls jemand Bescheid weiß...
Nicht der Mensch geht zu Gott, sondern Gott kommt zum Menschen. (Notker Füglister)

Benutzeravatar
Leguan
Altmoderator
Beiträge: 1924
Registriert: Samstag 4. März 2006, 14:30

Beitrag von Leguan »

So?

Die Seite ist höchst unübersichtlich, hier ist die Oberseite.

Ecce Homo
Beiträge: 9540
Registriert: Montag 28. März 2005, 14:33

Beitrag von Ecce Homo »

User inaktiv seit dem 05.06.2018.
Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

Celestina
Beiträge: 90
Registriert: Mittwoch 14. April 2004, 17:51
Wohnort: Erzbistum Madrid

Beitrag von Celestina »

Wunderschön, wirklich.

Das ist bestimmt ein tolles bis komisches Gefühl, wenn man sich den anderen zum ersten Mal im Habit präsentiert...

Bleibt der weisse Schleier also einfach drunter?
Nicht der Mensch geht zu Gott, sondern Gott kommt zum Menschen. (Notker Füglister)

Benutzeravatar
Tobias
Beiträge: 161
Registriert: Mittwoch 21. Juni 2006, 19:39
Wohnort: Hannover; Bistum Hildesheim

Beitrag von Tobias »

Ich war neulich bei einer monastischen Profess und Jungfrauenweihe zugegen. Allein das zusehen war toll.
Amor dei usque ad contemptum sui!

Dies irae, dies illa solvet saeclum in favilla: teste David cum Sybilla.
Quantus tremor es futurus, quando Judex est venturus, cuncta stricte discussurus!

Gesperrt Vorheriges ThemaNächstes Thema