Litteratur-Quiz (Beiträge aus 2005/06)

Gespräche über ausgewählte litterarische Texte.
Inabikari
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Beitrag von Inabikari »

Der Ausschnitt ist aus "Fritz Kochers Aufsätze" von Robert Walser.

Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Inabikari hat geschrieben:Der Ausschnitt ist aus "Fritz Kochers Aufsätze" von Robert Walser.
:jump: :jump: :jump:

Bravo! Hätte nicht gedacht, daß das so schnell jemand erkennt. Wobei Walser ja eigentlich unverkennbar ist. ;)

Over to you.

SD
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Inabikari
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Neues Litteratur-Rätsel

Beitrag von Inabikari »

@Stephen Dedalus: Der Halbsatz "als es uns beliebt" erinnerte mich an die Sprache von Robert Walser, und da ich einen Band mit einer Auswahl aus seinem Werk habe, war der Rest einfach.

Hier also die neue litterarische Rätselnuß:

>> Im Pfarrhaus stand der Pastor am Wohnzimmerfenster und beobachtete die Menschengruppe auf der anderen Seite der Bucht. Der Junge, den er mit der Nachricht losgeschickt hatte, war bereits seit einiger Zeit aus dem Blickfeld verschwunden, aber nichts gab zu erkennen, dass der Botschaft Folge geleistet worden wäre.
"Ich sollte vielleicht selber losgehen und mit G. sprechen", sagte der Pastor unruhig zu seiner Frau, die in einem bequemen Lehnstuhl hinter ihm saß und an einem weißen Tuch stickte.
Sie blickte über die Brille von ihrer Handarbeit hoch und schüttelte energisch den Kopf.
Der Pastor war unschlüssig. "Meines Erachtens sollte die Obrigkeit diese Informationen so schnell wie möglich erhalten", erklärte er besorgt.
"Nein, du gehst mir keinen Schritt aus dem Haus", erklärte die Pastorsgattin kategorisch. "Es kommt nicht in Frage, dass du da in dem Dreck bei G.s Baracke herumstiefelst", fügte sie hinzu.
"Wenn es nicht regnet, ist es doch da am Ufer gar nicht so schlimm. Ich kann die alten Galoschen über die Schuhe ziehen", sagte der Pastor.
"Erinnerst du dich nicht, wie du einmal in dem Tran ausgerutscht bist und dir die Hose runiert hast?"
Pastor Hannes erinnerte sich und kapitulierte. Jetzt sah er auch, dass der Bevollmächtigte drüben mit einem schweren Eimer in der Hand unterwegs war. Der Junge folgte ihm dicht auf den Fersen.
"Da kommt wenigstens der Bevollmächtigte. Ich hoffe bloß, daß er auf dem Weg hierher ist. Den Gemeindevorsteher sehe ich aber nicht. Er hat also offensichtlich keine Zeit."<<

Der Ausschnitt stammt aus einem Roman eines noch lebenden männlichen Autors. Das Buch wurde aus einer germanischen Sprache übersetzt und erlebte auf Deutsch mindestens 3 Auflagen. Die Handlung spielt im Jahr 1960.

Viel literarischen Spürsinn wünscht
Inabikari

Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Per Olov Enquist?
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Inabikari
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Beitrag von Inabikari »

Stephen Dedalus schrieb: "Per Olov Enquist?"

Nein, weder dieser Autor noch diese Sprache.

Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Hm, viel bleibt ja nicht mehr ...

Niederlande
Norwegen
Dänemark

Island schließe ich mal aus, das ist eher unwahrscheinlich.

Lebende nl. Autoren kenne ich wenige. Leon de Winter ist es bestimmt nicht, allenfalls Maart 't Haart.

Dänemark - Fehlanzeige.
Außer Peter Hoeg fällt mir keiner ein, und der scheint es auch nicht zu sein.

Also Norwegen
Erik Fosne Hansens - oder wie heißt der? Von dem habe ich mal was gelesen. Klang aber etwas anders.
Jan Fosse?

Du siehst, ich bin ratlos...
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Viktor Arnar Ingólfsson: "Das Rätsel von Flatey"?

:hmm:
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Inabikari
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Ecce Homo löst Litteratur-Quiz

Beitrag von Inabikari »

@Stephen Dedalus: Warum ist Island eher unwahrscheinlich? Die Isländer sind doch eine Nation mit regem literarischem Leben!

@Ecce homo: Ja, richtig! Diese Lösung kam schnell. Haben Sie den Roman gelesen? Ich mag ihn besonders, weil das Leben auf einer kleinen isländischen Insel sehr anschaulich geschildert wird und die Einsprengsel mit Ereignissen aus alten isländischen Sagas mit ihrem oft trocken-makabren Humor sehr amüsant sind.

Ecce homo, jetzt ist es an Ihnen, eine neue Aufgabe zu stellen!

Inabikari

Stephen Dedalus
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Re: Ecce Homo löst Litteratur-Quiz

Beitrag von Stephen Dedalus »

Inabikari hat geschrieben:@Stephen Dedalus: Warum ist Island eher unwahrscheinlich? Die Isländer sind doch eine Nation mit regem literarischem Leben!
Relativ gesehen wahrscheinlich ja, aber in absoluten Zahlen ... ;)
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Ecce Homo
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Re: Ecce Homo löst Litteratur-Quiz

Beitrag von Ecce Homo »

Leider war es echt nur ein Schuss ins Blaue - geraten... aber der Auszug klang gut und ich denke, dass ich mir das Buch mal ausleihe... :ja:

(Frage: Seit wann siezen wir uns hier im Forum? :hmm:)
Inabikari hat geschrieben: Ecce homo, jetzt ist es an Ihnen, eine neue Aufgabe zu stellen!
Leider - aber bitte:

Das ist der Anfang eines ins deutsche übersetzen Buches.
Wer hat geschrieben: Die heiße Julisonne stand schon tief im Westen und tauchte das Wasser der [Bucht*] in ihren warmen, roten Glanz. Die Oberfläche des Wassers schien trüb, aber als ich kopfüber hineinsprang, umgab es mich mit einer durchsichtigen Klarheit. Da geschah es. Plötzlich spürte ich, wie mein Kopf auf etwas Hartes, Unnachgiebiges aufprallte.
*Name der Bucht weggelassen, da sonst leicht findbar...

Na, wie sieht es aus? ;)
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Inabikari
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Beitrag von Inabikari »

Zwei Fragen:

1. Handelt sich um eine Übersetzung?
2. Lebt der Autor/die Autorin noch?

Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Zu 1.: Ja. Sagte ich oben schon... ;D
--- wurde auch verfilmt ---

Zu 2.: Ich habe nichts Gegenteiliges bisher gelesen... ;)
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Inabikari
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Beitrag von Inabikari »

Es ist der Anfang des Buches "Joni" von Joni Eareckson Tada, nicht wahr?

Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Inabikari hat geschrieben:Es ist der Anfang des Buches "Joni" von Joni Eareckson Tada, nicht wahr?
Hey, gut! :jump: Wie kommst du drauf? Ich habe das Buch als ich klein war, kennengelernt - es hat mich damals schon sehr fasziniert - den Film möchte ich irgendwann einmal sehen... ;)
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Inabikari
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Neues Litteratur-Rätsel

Beitrag von Inabikari »

Hier also das neue Rätsel. Es handelt sich um den Beginn eines ca. 840 Seiten starken Romans von einem schon verstorbenen deutschen Autor:



"Waterlo war geschlagen. Es dauerte geraume Zeit, bis die Nachricht in die äußerste Ecke des Elsaß drang. Hüningen deckte dort den Übergang bei Basel.

Die Feste stammte wie Neubreisach und Kehl aus den Tagen, als Ludwig der Vierzehnte sich am Rhein festsetzte, Jetzt wurde sie von zwei Pelotons, einer Handvoll Zöllner und einem Haudegen von Kommandant gehalten. Der Belagerer dieses Barbanègre war Erzherzog Johann. Er sicherte für alle Fälle die Rückzugslinie nach München, das Millionenheer der Österreicher und Russen stand tief in Frankreich.

Als Hauptquartier diente dem Erzherzog das alte Basel. Es verpflegte überdies sein Heer und lieh ihm Waffenhilfe. Barbanègre hätte mehr als einen Grund gehabt, die Stadt aufs Korn zu nehmen. Mit Mauern, Türmen, Wällen spiegelte sie sich im resedafarbenen Strom. Der Franzose schonte sie und wußte, weshalb er es so hielt: Beliefern mußte sie auch ihn.

Wenn dem Baron des Kaiserreiches die Vorräte ausgingen, pochte er mit ein paar trefflich berechneten Kugeln an ein Tor. Die Handelsherren wurden alsbald beim Erzherzog vorstellig, schickten einen Unterhändler nach Hüningen und vernahmen, was dort benötigt wurde, Tuch oder Leder, Brot oder Wein. Sie beschafften es, dann durfte der Erzherzog wieder schießen. Warum auch nicht, man hatte Zeit, und die Entscheidung fiel weit von hier."


Viel Vwergnügen beim Raten wünscht
Inabikari

kephas
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Beitrag von kephas »

Ecce Homo hat geschrieben:
Inabikari hat geschrieben:Es ist der Anfang des Buches "Joni" von Joni Eareckson Tada, nicht wahr?
Hey, gut! :jump: Wie kommst du drauf? Ich habe das Buch als ich klein war, kennengelernt - es hat mich damals schon sehr fasziniert - den Film möchte ich irgendwann einmal sehen... ;)
Das Buch ist um Längen besser als der Film (hab es auch vor sehr langer Zeit gelesen und war damals begeistert, vom Film eher weniger).

Ecce Homo
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Re: Neues Litteratur-Rätsel

Beitrag von Ecce Homo »

Inabikari hat geschrieben:Hier also das neue Rätsel. Es handelt sich um den Beginn eines ca. 840 Seiten starken Romans von einem schon verstorbenen deutschen Autor:
Könnten wir bitte noch einen Tipp haben? *lechz* ;)
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Inabikari
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Beitrag von Inabikari »

Der Titel des gesuchten Romans besteht aus einem Wort, einem heute nicht mehr sehr gebräuchlichen Vornamen. Dieser Protagonist stellt sozusagen exemplarisch den Europäer des 19. Jahrhunderts dar.

Über den Autor sagt ein Literaturlexikon: "Deutscher Romancier, der sich selbst als 'Außenseiter' fühlte, der in der gläsernen Kälte vielfiguriger Gesellschaftsromane die gläserne Oberfläche der Wohlstandgesellschaft spiegelt. --- Seine Romane ohne Schatten haben das Dritte Reich unterlaufen. - Nach 1945 ist er wirkungslos geblieben. Die junge Generation konnte mit ihm nichts mehr anfangen."

Dennoch wurden in den letzten Jahrzehnten etliche Werke des in den 1960er Jahren Verstorbenen neu aufgelegt.

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Walter
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Beitrag von Walter »

Fortunat von Otto Flake?
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Inabikari
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Lösung des Litteratur-Rätsels

Beitrag von Inabikari »

Walter schrieb: "*Fortunat* von Otto Flake?"

Ja, richtig! Ich empfehle die Lektüre dieses historisch sehr aufschlußreichen Romans ganz nachdrücklich! (Ich lese ihn gerade zum 3. Mal.)

Walter, jetzt ist es wieder an Dir, eine neue Aufgabe zu stellen!

Inabikari

Radulf
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Beitrag von Radulf »

Darf ich noch eine Zwischenfrage stellen?

Ich würde gern wissen, ob es irgendwelche inhaltliche Übereinstimmungen zwischen "Fortunat" und dem Volksbuch "Fortunatus" aus dem 16. Jh gibt, die den Titel des neueren Werkes erklären würden.

Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

:doh:

An Otto Flake hatte ich zuerst gedacht, aber dann bin ich mit meiner Suche bei Hortense oder die Rückkehr nach Baden-Baden hängengeblieben, und das paßte zeitlich nicht. Warum bin ich nicht auf den Fortunat gekommen??
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Inabikari
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Beitrag von Inabikari »

@Radulf:

In einem Nachwort zum "Fortunat" gibt Otto Flake zu erkennen, daß er um die Verwendung dieses Vornamens bei Eichendorff und Tieck und im Volksbuch vom Fortunat von Famagusta durchaus weiß, stellt aber keine direkten Bezüge zu diesen literarischen Werken her; der Protagonist des Romans, Jakob Kestenholz, erhält den zweiten Vornamen Fortunat bzw. Fortuné (sein illegitimer Vater ist der französische Kommandant der Festung Hüningen), weil er nach Aussage der Hebamme mit den Eihäuten, der "Glückshaube", geboren wurde, was beim Volk als Glückszeichen galt.

Auf das Eihautmotiv war Flake bei der Beschäftigung mit dem erfolgreichen Emporkömmling Mazarin gestoßen. Flake schrieb dann "die Geschichte eines Menschen von so glücklichem Naturell, daß er alles in allem ein harmonisches Leben führt - will sagen das eines Menschen, der mit den Problemen, Erschütterungen, Gefährdungen fertig werden wird."

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Walter
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Beitrag von Walter »

Das nächste Werk, so denke ich, ist, wieder etwas einfacher zu erraten: :ja:
Wer hat geschrieben:Und sehr liebte er die Kirchengesänge, namentlich die Marienlieder. Er liebte den festen strengen Gang dieser Gesänge, ihre immer wiederkehrenden Anflehungen und Lobpreisungen. Er konnte ihrem ehrwürdigen Sinn anbetend folgen und konnte auch, des Sinnes vergessend, nur die feierlichen Maße dieser Verse lieben und sich von ihnen erfüllen lassen, von den langgezogenen tiefen Tönen, von den vollen tönenden Vokalen, von den frommen Wiederholungen. Im innersten Herzen liebte er nicht die Gelehrsamkeit, nicht Grammatik und Logik, obwohl auch sie ihre Schönheit hatten, sondern mehr liebte er die Bilder- und Klangwelt der Liturgie.
γενηθήτω το θέλημά σου·

Radulf
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Beitrag von Radulf »

@Inabikari

Herzlichen Dank für die ausführliche Antwort!

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Beitrag von Ecce Homo »

Walter hat geschrieben:Das nächste Werk, so denke ich, ist, wieder etwas einfacher zu erraten: :ja:
Wer hat geschrieben:Und sehr liebte er die Kirchengesänge, namentlich die Marienlieder. Er liebte den festen strengen Gang dieser Gesänge, ihre immer wiederkehrenden Anflehungen und Lobpreisungen. Er konnte ihrem ehrwürdigen Sinn anbetend folgen und konnte auch, des Sinnes vergessend, nur die feierlichen Maße dieser Verse lieben und sich von ihnen erfüllen lassen, von den langgezogenen tiefen Tönen, von den vollen tönenden Vokalen, von den frommen Wiederholungen. Im innersten Herzen liebte er nicht die Gelehrsamkeit, nicht Grammatik und Logik, obwohl auch sie ihre Schönheit hatten, sondern mehr liebte er die Bilder- und Klangwelt der Liturgie.
*zucke mit den Schultern und um Tipp bitte* ;)
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Walter
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Beitrag von Walter »

Ecce Homo hat geschrieben:*zucke mit den Schultern und um Tipp bitte* ;)
Ok, aber erst mal nur einen kleinen: Es ist keine Übersetzung und aus einem Roman zitiert. :)
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Inabikari
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Beitrag von Inabikari »

"Narziß und Goldmund" von Hermann Hesse??

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Walter
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Beitrag von Walter »

Inabikari hat geschrieben:"Narziß und Goldmund" von Hermann Hesse??
:jump: Du scheinst ja wirklich alles zu kennen! :freude:
Ich wollte gerade als Erleichterung für die anderen die Zitatstelle noch ein wenig erweitern. :ja:
Hermann Hesse hat geschrieben:Und sehr liebte er die Kirchengesänge, namentlich die Marienlieder. Er liebte den festen strengen Gang dieser Gesänge, ihre immer wiederkehrenden Anflehungen und Lobpreisungen. Er konnte ihrem ehrwürdigen Sinn anbetend folgen und konnte auch, des Sinnes vergessend, nur die feierlichen Maße dieser Verse lieben und sich von ihnen erfüllen lassen, von den langgezogenen tiefen Tönen, von den vollen tönenden Vokalen, von den frommen Wiederholungen. Im innersten Herzen liebte er nicht die Gelehrsamkeit, nicht Grammatik und Logik, obwohl auch sie ihre Schönheit hatten, sondern mehr liebte er die Bilder- und Klangwelt der Liturgie.
Immer wieder unterbrach er auch für Augenblicke die zwischen ihm und den Mitschülern eingetretene Entfremdung. Auf Dauer war es ihm ärgerlich und langweilig, von Ablehnung und Kühle umgeben zu sein; immer wieder brachte er einen mürrischen Pultnachbarn zum Lachen, einen schweigsamen Bettnachbarn zum Plaudern, gab sich eine Stunde lang Mühe, warb und war lieb und gewann ein paar Augen, ein paar Gesichter, ein paar Herzen für eine Weile für sich zurück. Zweimal erreichte er durch solche Annäherungen, sehr gegen seine Absicht, daß er wieder aufgefordert wurde, mit »ins Dorf zu gehen«. Da erschrak er und zuckte rasch zurück. Nein, er ging nicht mehr ins Dorf, und es war ihm gelungen, das Mädchen mit den Zöpfen zu vergessen, ihrer nie mehr zu gedenken, oder doch beinahe nie mehr.
Also warten wir wieder mit Spannung auf Dein nächstes Rätsel. :mrgreen:
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Neues Litteratur-Rätsel

Beitrag von Inabikari »

@Walter:

In den letzten Jahren vor dem Abitur war "Narziß und Goldmund" eines meiner Lieblingsbücher, deshalb hatte ich so eine Ahnung, als ich Deine Aufgabe las. Leider befinden sich meine Gesammelten Werke von Hermann Hesse noch in einem unausgepackten Umzugskarton; ich konnte also meine Vermutung nicht verifizieren, wagte dann aber doch mal einen Schuß auf Verdacht...

Also, hier jetzt meine neue Aufgabe:

"Als ich auf der Zimmersuche bei ihr angeklingelt hätte, wäre der bare Schrecken in sie gefahren, denn aufs Haar gliche ich einem Schiffsoffizier, der auf einer ostindischen Linie fahre. Er sei einer Freundin anverlobt gewesen, die wenige Häuser weiter wohne. Vor einem Jahr habe er das Mädchen sitzenlassen, das heißt, er sei nie mehr zurückgekommen, auch kein Lebenszeichen habe er mehr geschickt. Sie, Madame, habe sich das Herzeleid der Freundin so zu Herzen genommen, daß sie auf eigene Faust nach dem Treulosen habe fahnden lassen, doch ohne Erfolg. Es hieße, er fahre noch bei derselben Kompagnie, aber ausschließlich in den indischen Gewässern. Als ich dann mit meinem vorstehenden Kinn - <un peu brutal, mais pas du tout de boxeur féroce> - die Treppe heraufgekommen sei, habe sie nur mit Mühe ihre Erregung meistern können, - da käme er also, der Liebesflüchtige, in der befremdenden Vermummung von Lodenmantel und Schlapphut - meinem damaligen weltschmerzlich-intellektualisierenden Ornat - zu ihr, um sie wohl zur Vertrauten seiner Ränke zu machen, und dann hätte sie auf halber Treppe erkannt, das Opfer einer Täuschung geworden zu sein."

Die Passage stammt aus dem Werk eines schon verstorbenen deutschen Autors, der in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts geboren wurde und in der 2. Hälfte dieses Jahrhunderts starb. Als er diesen seinen ersten Roman veröffentlichte, war der Autor schon 50 Jahre alt. Er arbeitete vor allem auch als Übersetzer.

Wer war's? Wie heißt das Werk?

Stephen Dedalus
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Re: Neues Litteratur-Rätsel

Beitrag von Stephen Dedalus »

Inabikari hat geschrieben: In den letzten Jahren vor dem Abitur war "Narziß und Goldmund" eines meiner Lieblingsbücher,
Wer vor dem Abitur nicht Hermann Hesse liest, ist unsensibel. Wer nach dem Abitur noch Hermann Hesse liest, ist unreif. ;)
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Inabikari
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Beitrag von Inabikari »

Da sich über das Wochenende nichts getan hat, gebe ich hier zwei Hinweise:

1. Der Autor hat u.a. auch aus dem Niederländischen und aus dem Portugiesischen übersetzt.

2. Im Titel des Werks trifft sich ein Begriff aus der Seefahrt/Meereskunde mit einem aus der Parapsychologie...

Vielleicht fällt's jetzt leichter!

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