Ich habe nichts dazu sagen wollen, wie es weiter gehen kann. Ich habe mich nur auf den Vergleich bezogen. Er wird von der FSSPX recht häufig angeführt, ich halte ihn aus den beschriebenen Gründen für nicht zutreffend.cantus planus hat geschrieben:Gut, aber mit der Argumentation könnte "man es ja gleich bleiben lassen"... Ich bin fest davon überzeugt, dass in zwanzig Jahren von 10 Kirchen am Ort nur noch eine existieren wird. Auf dem Land weithin kaum noch. Es werden nur jene Gemeinden überleben, die Leute durch eine gepflegte und vorbildliche Liturgie, sorgfältige Katechese und aktives Gemeindeleben an sich binden. Die Leute suchen heute verstärkt Spiritualität, Rat und die Erfahrung des Göttlichen. Das ist zunächst sehr diffus, kann aber durch geistliche Begleitung fruchtbringend entwickelt werden.
Ich bin sicher, dass nur noch Domkirchen, Klöster und traditionalistische Niederlassungen übrigbleiben werden. Die breite Pfarreibasis wird untergehen. Ich sehe das zwar nicht positiv, aber beim derzeitigen Stand der Dinge muss man nüchtern sagen: "Es ist wohl besser so..."
Wie könnte es weitergehen? Nun ich denke, dass sich die Priesterzahlen auf einem konstant niedrigen Niveau einpendeln werden. Dies wird zwar allenthalben für irgendwelche Reformvorschläge instrumentalisiert, aber insbesondere die Basisgruppen WsK/IKvU etc haben nach meiner Einschätzung überhaupt kein Interesse daran, dass sich die Priesterzahlen wieder erholen, egal ob das nun durch Aufhebung des Zölibat und/oder Frauenordination geschähe. Denn diese Gruppierungen sind grundsätzlich gegen einen hervorgehobenen Priesterstand. Dieser würde nicht durch die Ordination von Frauen oder Verheirateten im allgemeinen verschwinden. Die Laientheologen haben sich ja jetzt bereits als Schattenstand etabliert und fordern gewisse Rechte selbstverständlich für sich ein. Deren Weihe würde das Gegenüber von Priestern und Laien in keiner Weise so einebnen, wie das den Radikalreformern vorschwebt. Ganz abgesehen davon wird Rom darauf ohnehin nicht eingehen, auch im Fall des Zölibat nicht, jedenfalls nicht auf absehbare Zeit.
Es bleibt also bei den Zahlen, wie es ist. Der Priesternachwuchs wird deutlich konservativer als die nun abtretende Generation von 60er-70er Geistlichen. Grund: Die Ablehnung des Priesterstands durch die Radikalreformer bedingt, dass aus deren Reihen kaum neue Priester hervorgehen. Die kommen immer nur von der anderen Seite, die das Priestertum nach wie vor in Ehren hält.
Selbstverständlich werden diese Zahlen nicht reichen. Hier wird es also interessant. Schwarzes Szenario: Die großen Stadtgemeinden werden wohl weiterhin mit Priestern besetzt werden können. Sie werden sich in begrenzter Weise um die umliegenden Vikarien und Kirchspiele kümmern können, doch dies wird abnehmen. Die abgelegeneren Gemeinden werden, falls sie sich halten, irgendwann automatisch den Radikalreformen zufallen. Deren Argumente fallen dort auf fruchtbaren Boden, wo sich nur noch selten ein Pfarrer einfindet und wo stattdessen ein Pfarrbeauftragter im Laienstand sitzt, der sich jede Woche mehr fragt, warum er denn "das alles" nicht dürfen soll, was ein Pfarrer darf. Oder der einfach jede Woche Hostien aus der Nachbarpfarrei holt und WoGoDis mit Kommunionspendung veranstaltet, weil das ja ohnehin "alles das gleiche ist". Diese Gemeinden werden irgendwann im Schisma landen.
Es bleiben die Stadtgemeinden, die nach einiger Zeit durch die Prägung mit glaubensstarken Priestern zu Inseln werden. Ab und an wird es hier und dort auch eine Kapelle der FSSPX geben, aber machen wir uns mal nichts vor, die Zahl der FSSPX-Geistlichen reicht noch heute kaum aus, um ein einziges Dekanat zu besetzen, die werden selbst bei starkem Wachstum kaum irgendwas ausrichten können. Sie bilden Inseln, wie die Stadtgemeinden.
Ich hoffe, dass es anders kommt, und das die Talsohle bald durchschritten sein wird und die in unseren Tagen ausgebildeten, wesentlich ideologiefreieren Priester das Ruder herumzureißen vermögen. Das setzt aber voraus, dass a) bei den Gläubigen irgendwann großflächig ein Bedürfnis entsteht, den Glauben genau kennenzulernen (und nicht bloß aus Gewohnheit sonntags zur Kirche zu rennen) und b) dass die Berufungsfeindlichkeit ein Ende habe, auf dass die Zahl der Priesterweihen steige. Darum sollten wir beten.