Martyrologium Romanum des usus antiquior

Rund um den traditionellen römischen Ritus und die ihm verbundenen Gemeinschaften.
Benutzeravatar
Berolinensis
Beiträge: 4988
Registriert: Mittwoch 9. September 2009, 16:40

Martyrologium Romanum des usus antiquior

Beitrag von Berolinensis »

Da es mit den Themen und ihre Einordnung ein bißchen Kraut und Rüben geht, eröffne ich mal neu hier.

Im Mart. Rom. vom 21.2. (das ja heute gelesen wird) findet sich der folgende Eintrag, der doch einen interessanten Gegensatz zum interreligiösen Dialog von heute darstellt:

Damasci sancti Petri Mavimeni, qui, cum diceret Arabibus quibusdam ad se ægrotum venientibus: "Omnis qui fidem Christianam catholicam non amplectitur, damnatus est, sicut et Mahumet, pseudopropheta vester", ab illis est necatus.

Benutzeravatar
Damasus
Beiträge: 230
Registriert: Dienstag 6. Dezember 2005, 14:04
Wohnort: Bistum Münster

Re: Martyrologium Romanum des usus antiquior

Beitrag von Damasus »

Dass der Heilige den Arabern die klare katholische Lehre - heute im Dialogzeitalter vielleicht besser mit "Position" zu bezeichnen :blinker: - aufzeigt, ist doch durchaus ein guter Schritt. Dialog kann man doch eigentlich nur führen, wenn man sich seines eigenen Standpunktes sicher ist udn daraus auch keinen Hehl macht.

Für Christen ist ja völlig klar, dass Mohammed ein falscher Prophet war. Das heißt ja nicht, dass es nicht auch im Isalm Dinge gibt, die löblich sind, wie etwa Fasten und Allmosen, solange sie aus einem Akt der Mitmenschlichkeit bzw der Nächstenliebe heraus praktiziert werden.

Interessant ist doch aber, dass diese Araber ja wohl den heiligen Petrus von Majuma besuchten, als er krank war. Sie werden ja dann wohl näher bekannt gewesen sein - wieso haben sie ihn dann gemeuchelt - war ihnen nicht klar, dass er Christ war??
In Christo sunt omnes thesauri sapientiæ et scientiæ absconditi. (Col 2,3)

Benutzeravatar
Bernado
Beiträge: 3961
Registriert: Sonntag 28. Juni 2009, 17:02
Wohnort: Berlin

Re: Martyrologium Romanum des usus antiquior

Beitrag von Bernado »

Damasus hat geschrieben:Interessant ist doch aber, dass diese Araber ja wohl den heiligen Petrus von Majuma besuchten, als er krank war. Sie werden ja dann wohl näher bekannt gewesen sein - wieso haben sie ihn dann gemeuchelt - war ihnen nicht klar, dass er Christ war??
Nun, er hat ihren Propheten in die Hölle geschickt - und damit, wie man heute sagen würde - und auch bereits damals wissen konnte - einen gewissen Mangel an Sensibilität bewiesen. Wenn sich die Geschichte so abgespielt hat, wie es das Martyrologium in seiner Knappheit andeutet.

Im Prinzip weiß die Kirche schon immer, daß ein kräftiger Tritt vor's Schienbein nicht die beste Methode ist, sich Freunde zu machen. Sie sagt übrigens auch, daß es uns nicht zusteht, mit Gewissheit darüber zu befinden, ob eine konkrete Person verdammt ist, und der hl. Josaphat apud Indos = Bodhisatv = Gautama Buddha stand zumindest bis in die 20er Jahre am 27. November im Martyrologium. Als Heiliger.

Meine Sympathien für den Islam sind ziemlich begrenzt, aber ich habe es immer zu schätzen gewusst, daß Sultan Malik el Kamil von Ägypten den hl. Franziskus drei Tage lang vor seinem Hofstaat predigen ließ und ihn dann im Vollbesitz seiner Glieder, Kopf inklusive, wieder nach Hause schickte.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

Benutzeravatar
Damasus
Beiträge: 230
Registriert: Dienstag 6. Dezember 2005, 14:04
Wohnort: Bistum Münster

Re: Martyrologium Romanum des usus antiquior

Beitrag von Damasus »

Bernado hat geschrieben:
Damasus hat geschrieben:Interessant ist doch aber, dass diese Araber ja wohl den heiligen Petrus von Majuma besuchten, als er krank war. Sie werden ja dann wohl näher bekannt gewesen sein - wieso haben sie ihn dann gemeuchelt - war ihnen nicht klar, dass er Christ war??
Nun, er hat ihren Propheten in die Hölle geschickt - und damit, wie man heute sagen würde - und auch bereits damals wissen konnte - einen gewissen Mangel an Sensibilität bewiesen. Wenn sich die Geschichte so abgespielt hat, wie es das Martyrologium in seiner Knappheit andeutet.

Im Prinzip weiß die Kirche schon immer, daß ein kräftiger Tritt vor's Schienbein nicht die beste Methode ist, sich Freunde zu machen. Sie sagt übrigens auch, daß es uns nicht zusteht, mit Gewissheit darüber zu befinden, ob eine konkrete Person verdammt ist, und der hl. Josaphat apud Indos = Bodhisatv = Gautama Buddha stand zumindest bis in die 20er Jahre am 27. November im Martyrologium. Als Heiliger.

Meine Sympathien für den Islam sind ziemlich begrenzt, aber ich habe es immer zu schätzen gewusst, daß Sultan Malik el Kamil von Ägypten den hl. Franziskus drei Tage lang vor seinem Hofstaat predigen ließ und ihn dann im Vollbesitz seiner Glieder, Kopf inklusive, wieder nach Hause schickte.
Ich habs mal irgendwo gehört, der Sultan hätte sich ob der Predigt des hl. Franziskus gut vorstellen können zu konvertieren, allein das rohe Verhalten der Kreuzritter, die sich wohl alles andere als edel und christlich verhielten, soll ihn abgeschreckt bzw abgehalten haben.

Eine letzte Gewissheit über den Verbleib einer einzelnen Seele können wir auf Erden natürlich nicht haben. Aber ich denke schon, dass man bei Einigen eine mit an Sicherheit gerenzende Wahrscheinlichkeit annehmen darf, dass sie sich nicht in der ewigen Schau Gottes befinden, sonden im Feuersee ihr kümmerliches Dasein fristen. Ob dem hl. Petrus auf seinem Krankenlager eine Art Jenseitsvision zuteil wurde, in der er Mohamed neben dem Reichen aus Lk 16 sah, weiß ich nicht, aber ich glaube schon, dass es genügend Anhaltspunkte gibt, dass Mohamed nicht zur Communio sanctorum gehört.

Auch in den 30ern stand am 27. November ein Heiliger Namens Josaphat zusammen mit einem Heiligen Barlaam. Was sollte mich aber zu der Vermutung bringen, dass sich unter diesem Josaphat Buddha verbergen soll???? Schreibt das der hl. Johannes Damascenus?? :hae?:
In Christo sunt omnes thesauri sapientiæ et scientiæ absconditi. (Col 2,3)

Benutzeravatar
Bernado
Beiträge: 3961
Registriert: Sonntag 28. Juni 2009, 17:02
Wohnort: Berlin

Re: Martyrologium Romanum des usus antiquior

Beitrag von Bernado »

Damasus hat geschrieben:Ich habs mal irgendwo gehört, der Sultan hätte sich ob der Predigt des hl. Franziskus gut vorstellen können zu konvertieren, allein das rohe Verhalten der Kreuzritter, die sich wohl alles andere als edel und christlich verhielten, soll ihn abgeschreckt bzw abgehalten haben.
Das halte ich für eine fromme Legende - aber ich habe nichts gegen Legenden, im Gegenteil. Die meisten davon enthalten mehr Wahres als jede moderne Biographie eines Politkers oder Kirchenmannes.
Damasus hat geschrieben:Ich glaube schon, dass es genügend Anhaltspunkte gibt, dass Mohamed nicht zur Communio sanctorum gehört.
Ich auch - trotzdem würde ich ein Gespräch mit Moslems nicht mit der Mitteilung eröffnen, daß ihr Prophet zweifellos in der Hölle braten muß. Der. Hl Franziskus hat es jedenfalls nicht getan. Einige seiner frühen Gefolgsleute übrigens schon - die fuhren nach Algier (oder war es Tunis), stellten sich auf den Markt und riefen das in angelerntem Arabisch in die Menge, um auf diese Weise schnell zu einer Märtyrerkrone zu kommen. Was regelmäßig auch gelang. (Einer, dem es nicht gelang, war der hl. Antonius, der durch Schiffbruch von seinem Ziel abgehalten wurde) Es muß damals in einigen Randgruppen in der Kirche eine ähnliche Stimmung geherrscht haben, wie wir sie heute unter islamischen Selbstmordattentätern antreffen.

Die Kirche hat damals diskret, aber wirkungsvoll diesem Unfug ein Ende bereitet und den Tätigkeitsdrang der martyriumsbegeisterten Glaubenszeugen auf ein konstruktiveres Gebiet umgelenkt: sie sollten daran mitwirken, die von maurischen Piraten oder Raubrittern entführten Christensklaven freizukaufen - und wenn sie in diesem Zusammenhang ermordert wurden - was ebenfalls oft genug vorkam, so war das doch kein gezielter Selbstmord. Stichwort Mercedarier-Orden.
Damasus hat geschrieben:Auch in den 30ern stand am 27. November ein Heiliger Namens Josaphat zusammen mit einem Heiligen Barlaam. Was sollte mich aber zu der Vermutung bringen, dass sich unter diesem Josaphat Buddha verbergen soll???? Schreibt das der hl. Johannes Damascenus?? :hae?:
Das ist keine Vermutung, sondern die einfache Wahrheit: Die Geschichte von Jugend und Bekehrung des hl. Josaphat ist die inhaltliche eins-zu-eins-Übernahme des Lalitavistara-Sutra (1. od. 2. Jh.) von Jugend und Erleuchtung des Gautama Buddha, so wie Josaphat die durch mehrere Sprachen gewanderte und dem hebräischen Tal Josaphat angegliche Form des Titels Bodhisatva darstellt.

Als die in der Tat sehr anrührende und fromme Geschichte von Gautama Buddhas Erleuchtung irgendwann im 5. oder 6. Jahrhundert den damals noch christlichen Orient erreichte, war allen ohne lange Nachfrage klar: "Das ist einer von uns". Sie übernahmen die Geschichte und schrieben sie fort - den christlichen Lehrer Barlaam, der sehr viele sehr orthodoxe Reden hält, gibts in der buddhistischen Urfassung natürlich nicht. Der geht wohl auf Konto des hl. Johannes v. Damaskus.

Rudolf von Ems machte aus dem Stoff dann im 13. Jh. einen Roman, der ein absoluter Weltbestseller war mit Übersetzungen in alle damals bekannten Sprachen, Isländisch und Occitanisch inklusive. Die Araber brauchten die Übersetzung nicht, sie waren, als sie den Stoff des Lalitavistara im 7. oder 8. Jh.in Persien kennenlernten, genauso begeistert wie Johannes von Damaskus und machten ein eigenes Buch (Kutub al Judasaf oder so ähnlich) daraus. Und als Cesare Baronio im 16. Jh die erste Auflage des Martyrologium zusammenstellte (ha, endlich wieder on topic), war ihm völlig klar, daß dieser überaus tugendhafte und fromme Josaphat da reingehörte.

Daß Josaphat gleich Bodhisatva gleich Gautama Buddha war, wurde in Europa erst im 19. Jh. festgestellt und bis Ende des 19. Jh. von der Kirche bestritten, bis es nicht mehr zu bestreiten war. Irgendwann im 20. Jh. soll er dann stillschweigend aus dem Martyrologium entfernt worden sein (ich habe keine neuere Version zur Hand, um das zu überprüfen). Es ist mir aber auch ziemlich egal, schließlich fielen auch Dismas und Longinus, Veronika, der hl. Georg, Christophorus und andere der Säuberung zum Opfer, und das Urteil über die Seele des Asketen aus Lumbini liegt in Gottes Hand und nicht in der Hand ängstlicher Kulturrevolutionäre im Rom der 60er Jahre.

Heute hätten sie ihn wahrscheinlich gerne wieder drin - wenn auch aus den falschen Motiven.

Nur zur Abrundung sei erwähnt, daß das durchaus lesenswerte Lalitavistara-Sutra (von dem es sicher ein gutes Dutzend deutsche Übersetzungen gibt) natürlich im Zuge der Ausbreitung des Buddhismus auch nach China, Korea und Japan kam - die Globalisierung ist durchaus nicht so modern, wie sie sich manchmal darstellt. Und natürlich war sie auch nie eine Einbahnstraße: Spuren des nestorianischen Christentums sind auf den gleichen Wegen in buddhistischem Gewand bis nach Japan gekommen.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema