Breviarium Romanum

Rund um den traditionellen römischen Ritus und die ihm verbundenen Gemeinschaften.
Benutzeravatar
Senensis
Beiträge: 2490
Registriert: Freitag 14. August 2009, 12:37

Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Senensis »

Moment. Pius X. (Autor von Pascendi..!) ein liturgischer Modernist? Das ist eine mir neue These. Wie belegst Du das?

- Was im Augenblick dagegensteht, ist erstens, daß ich keine der älteren Ausgaben besitze; zweitens, daß sie um einiges umfangreicher und komplizierter zu beten sind. Die Kalendariumsregeln sind doch deutlich komplizierter.

Vielleicht möchtest Du mir trotzdem noch erklären, was in dem ursprünglichen Posting andersherum war, bzw. worauf Du Dich bezogst... ?
et nos credidimus caritati

Benutzeravatar
Protasius
Moderator
Beiträge: 7124
Registriert: Samstag 19. Juni 2010, 19:13

Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Protasius »

Senensis hat geschrieben:Moment. Pius X. (Autor von Pascendi..!) ein liturgischer Modernist? Das ist eine mir neue These. Wie belegst Du das?

- Was im Augenblick dagegensteht, ist erstens, daß ich keine der älteren Ausgaben besitze; zweitens, daß sie um einiges umfangreicher und komplizierter zu beten sind. Die Kalendariumsregeln sind doch deutlich komplizierter.

Vielleicht möchtest Du mir trotzdem noch erklären, was in dem ursprünglichen Posting andersherum war, bzw. worauf Du Dich bezogst... ?
Wenn es dich nicht stört vom Bildschirm zu beten, finden sich Breviere aus der Zeit vor Pius X. problemlos im Internet.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Benutzeravatar
ad-fontes
Beiträge: 9523
Registriert: Sonntag 28. Juni 2009, 12:34

Re: Breviarium Romanum

Beitrag von ad-fontes »

Senensis hat geschrieben:Moment. Pius X. (Autor von Pascendi..!) ein liturgischer Modernist? Das ist eine mir neue These. Wie belegst Du das?

- Was im Augenblick dagegensteht, ist erstens, daß ich keine der älteren Ausgaben besitze; zweitens, daß sie um einiges umfangreicher und komplizierter zu beten sind. Die Kalendariumsregeln sind doch deutlich komplizierter.

Vielleicht möchtest Du mir trotzdem noch erklären, was in dem ursprünglichen Posting andersherum war, bzw. worauf Du Dich bezogst... ?
Erlaube mir, einen Berufeneren zu zitieren:
When we speak of the “Roman Office,” it is this 15-year-old structure which is meant, and not one individual form of it (such as the Tridentine Office), but rather the totality expressed in the rites of dioceses and religious orders. In this sense it can be said that the Roman Office originated in the IVth or Vth century, was mortally wounded around 19, and ceased to exist in 197.
In sum : the second legacy of the Roman Office is a reasonable combination of the two ancient systems resulting in a clear, practical and meaningful distribution of the psalms which is easy to grasp and remember.
This was the first time in a long history when the clergy began to feel that we could “freely” dispose of the 15 years of Roman tradition. And thus they became, as it were, prepared for the rejection of the Roman liturgy as a whole.
Auf S.1ff. werden die Unterschiede zum Reformbrevier erklärt.

http://media.musicasacra.com/publicatio ... office.pdf
Zuletzt geändert von ad-fontes am Mittwoch 20. Januar 2016, 15:52, insgesamt 1-mal geändert.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

Benutzeravatar
ad-fontes
Beiträge: 9523
Registriert: Sonntag 28. Juni 2009, 12:34

Re: Breviarium Romanum

Beitrag von ad-fontes »

ad-fontes hat geschrieben:
Senensis hat geschrieben:
ad-fontes hat geschrieben:Warum lautet bei der Com. ss. Innocentium in der II. vesper von der Oktav S. Joh. Ev. die Ant. Hi sunt, die doch eigentlich zu den Laudes gehört, und nicht Innocentes pro Christo?
Mein Brevier (1928) gibt zur besagten "zweiten Vesper" folgendes an:
Vesperae de sequenti. Das heißt, die Vesper ist ursprünglich die erste vom Oktavtag der Unschuldigen Kinder, und nicht die zweite von Johannes.
Weiters wird für diese Vesper folgendes angegeben:
In I Vesperis omnia ut infra ad Laudes.
Das heißt, sie hat dieselben Texte wie die Laudes und daher auch die Ben.ant. der Laudes (Hi sunt).
Das war früher andersrum, also vor dem Reformbrevier Pius X.
Es blieb anscheinend beim Vorrang des Johannes (Vesperae de sequenti), Vesper vom folgenden Tag und nicht vom Oktavtag der Innoc., weil die dies octava der Apostel der Dignität nach dem einfachen Duplex vorgeht.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

Benutzeravatar
Siard
Beiträge: 8547
Registriert: Dienstag 25. August 2009, 22:31
Wohnort: Die Allzeit Getreue

Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Siard »

Senensis hat geschrieben:Moment. Pius X. (Autor von Pascendi..!) ein liturgischer Modernist? Das ist eine mir neue These. Wie belegst Du das?
Die ist nicht neu, die kenne ich schon seit Jahren. Und seine massiven Eingriffe in die Liturgie sind letztlich die Grundlage für die Eingriffe Pius' XII und Pauls VI.

Benutzeravatar
Senensis
Beiträge: 2490
Registriert: Freitag 14. August 2009, 12:37

Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Senensis »

Protasius hat geschrieben:
Senensis hat geschrieben:Moment. Pius X. (Autor von Pascendi..!) ein liturgischer Modernist? Das ist eine mir neue These. Wie belegst Du das?

- Was im Augenblick dagegensteht, ist erstens, daß ich keine der älteren Ausgaben besitze; zweitens, daß sie um einiges umfangreicher und komplizierter zu beten sind. Die Kalendariumsregeln sind doch deutlich komplizierter.

Vielleicht möchtest Du mir trotzdem noch erklären, was in dem ursprünglichen Posting andersherum war, bzw. worauf Du Dich bezogst... ?
Wenn es dich nicht stört vom Bildschirm zu beten, finden sich Breviere aus der Zeit vor Pius X. problemlos im Internet.
Doch, es stört mich.
Und was war in dem ursprünglichen Posting andersherum.
Siard hat geschrieben:
Senensis hat geschrieben:Moment. Pius X. (Autor von Pascendi..!) ein liturgischer Modernist? Das ist eine mir neue These. Wie belegst Du das?
Die ist nicht neu, die kenne ich schon seit Jahren. Und seine massiven Eingriffe in die Liturgie sind letztlich die Grundlage für die Eingriffe Pius' XII und Pauls VI.
Ich sagte: mir neu, lieber Siard. Ganz bewußt.
Nun ist der Ausdruck Modernist ja nicht beliebig verwendbar. Es kommt schon auch noch ein wenig darauf an, in welchem Geist und aus welcher Motivation heraus jemand eine Reform unternimmt, nicht wahr? Und welchen Geist diese Reform atmet?
et nos credidimus caritati

Benutzeravatar
Siard
Beiträge: 8547
Registriert: Dienstag 25. August 2009, 22:31
Wohnort: Die Allzeit Getreue

Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Siard »

Senensis hat geschrieben:Ich sagte: mir neu, lieber Siard. Ganz bewußt.
Es sollte kein Widerspruch sein, sondern eine Erklärung. :(

Benutzeravatar
Senensis
Beiträge: 2490
Registriert: Freitag 14. August 2009, 12:37

Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Senensis »

Dankeschön.

Der Brescheneffekt ist mir natürlich bekannt. Ich bezweifle trotzdem, ob man Pius X., und sei es nur im liturgischen Bereich, "Modernismus" im engeren Sinn unterstellen kann (im Unterschied beispielsweise zu Ratzinger/Benedikt XVI).

Ist eine Reform prinzipiell nicht rechtmäßig (wenn ja, wie wird das begründet?) oder kommt es darauf an, wie eine Reform durchgeführt wird? Wenn letzteres, wie könnte eine "ideale" Reform aussehen?
et nos credidimus caritati

Benutzeravatar
ad-fontes
Beiträge: 9523
Registriert: Sonntag 28. Juni 2009, 12:34

Re: Breviarium Romanum

Beitrag von ad-fontes »

Senensis hat geschrieben:Dankeschön.

Der Brescheneffekt ist mir natürlich bekannt. Ich bezweifle trotzdem, ob man Pius X., und sei es nur im liturgischen Bereich, "Modernismus" im engeren Sinn unterstellen kann (im Unterschied beispielsweise zu Ratzinger/Benedikt XVI).

Ist eine Reform prinzipiell nicht rechtmäßig (wenn ja, wie wird das begründet?) oder kommt es darauf an, wie eine Reform durchgeführt wird? Wenn letzteres, wie könnte eine "ideale" Reform aussehen?
Ein Zerstörer auf jeden Fall, dessen Werk aber auf fruchtbaren Boden fiel, was zeigt wie degeneriert die "RKK" (Klerus wie Volk) damals bereits war.

Pius X. maßte sich an, etwas ausdrücklich zu verbieten, was 1500 Jahre das Leben unzähliger Heiliger geprägt hat. Dieses Argument gilt nämlich nicht nur für die Alte Messe (SP), die ja bekanntlich nie förmlich verboten wurde (nach BXVI), sondern auch für das Offizium.

Zur Zeit des hl. Papstes Gregor des Großen wäre eine solche Maßnahme undenkbar gewesen. Volk und Klerus von Rom hätten einen solchen Pontifex wie einen Wolf, der in den Schafsstall einbricht, mit Knütteln davongejagt.

(Auf deine Fragen gehe ich bei nächster Gelegenheit ein; Volkssprachliche Breviere ist das erste was mir dazu einfällt; viel zu ändern - an Texten - ist nicht nötig, im Geist, an der Einstellung etwas zu ändern, hingegen viel: die Wurzel des Übels ist das legalistische Denken; hier hätte man viel von der Orthodoxie lernen können: grundsätzlich alles beim Alten belassen, aber situativ anpassen, zum Beispiel durch Auslassung. Das wäre nach rk-Vorgabe aber bereits eine lässliche Sünde; - für den Kleriker, der zum Breviergebet verpflichtet ist, obwohl es doch das Gebet der ganzen weströmischen Lokalkirche und der mit ihr im Ritus und Jurisdiktion verbundenen übrigen Ortskirchen ist bzw. war.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

Benutzeravatar
Protasius
Moderator
Beiträge: 7124
Registriert: Samstag 19. Juni 2010, 19:13

Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Protasius »

ad-fontes hat geschrieben:
Senensis hat geschrieben:Dankeschön.

Der Brescheneffekt ist mir natürlich bekannt. Ich bezweifle trotzdem, ob man Pius X., und sei es nur im liturgischen Bereich, "Modernismus" im engeren Sinn unterstellen kann (im Unterschied beispielsweise zu Ratzinger/Benedikt XVI).

Ist eine Reform prinzipiell nicht rechtmäßig (wenn ja, wie wird das begründet?) oder kommt es darauf an, wie eine Reform durchgeführt wird? Wenn letzteres, wie könnte eine "ideale" Reform aussehen?
Ein Zerstörer auf jeden Fall, dessen Werk aber auf fruchtbaren Boden fiel, was zeigt wie degeneriert die "RKK" (Klerus wie Volk) damals bereits war.

Pius X. maßte sich an, etwas ausdrücklich zu verbieten, was 1500 Jahre das Leben unzähliger Heiliger geprägt hat. Dieses Argument gilt nämlich nicht nur für die Alte Messe (SP), die ja bekanntlich nie förmlich verboten wurde (nach BXVI), sondern auch für das Offizium.

Zur Zeit des hl. Papstes Gregor des Großen wäre eine solche Maßnahme undenkbar gewesen. Volk und Klerus von Rom hätten einen solchen Pontifex wie einen Wolf, der in den Schafsstall einbricht, mit Knütteln davongejagt.

(Auf deine Fragen gehe ich bei nächster Gelegenheit ein; Volkssprachliche Breviere ist das erste was mir dazu einfällt; viel zu ändern - an Texten - ist nicht nötig, im Geist, an der Einstellung etwas zu ändern, hingegen viel: die Wurzel des Übels ist das legalistische Denken; hier hätte man viel von der Orthodoxie lernen können: grundsätzlich alles beim Alten belassen, aber situativ anpassen, zum Beispiel durch Auslassung. Das wäre nach rk-Vorgabe aber bereits eine lässliche Sünde; - für den Kleriker, der zum Breviergebet verpflichtet ist, obwohl es doch das Gebet der ganzen weströmischen Lokalkirche und der mit ihr im Ritus und Jurisdiktion verbundenen übrigen Ortskirchen ist bzw. war.
Genaugenommen hat er nicht verboten das alte Brevier zu beten; er hat nur festgelegt, daß man in diesem Fall der Brevierpflicht nicht nachkommt.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Benutzeravatar
ad-fontes
Beiträge: 9523
Registriert: Sonntag 28. Juni 2009, 12:34

Re: Breviarium Romanum

Beitrag von ad-fontes »

Mit degeneriert meine ich wie wenig fest in der Tradition verwurzelt und autoritätshörig (blinder Gehorsam).
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

Benutzeravatar
ad-fontes
Beiträge: 9523
Registriert: Sonntag 28. Juni 2009, 12:34

Re: Breviarium Romanum

Beitrag von ad-fontes »

Für Priester ausserhalb eines Konvents hätte es gereicht, die Brevierpflicht zu lockern, beispielsweise nur zu Laudes und Vesper oder zu Prim und Komplet zu verpflichten ( und freistellen, ob L/V oder P/K), dazu eine kleine Hore zur Auswahl.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

Benutzeravatar
Niels
Beiträge: 24027
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 11:13

Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Niels »

ad-fontes hat geschrieben:Für Priester ausserhalb eines Konvents hätte es gereicht, die Brevierpflicht zu lockern, beispielsweise nur zu Laudes und Vesper oder zu Prim und Komplet zu verpflichten ( und freistellen, ob L/V oder P/K), dazu eine kleine Hore zur Auswahl.
:!: :!: :!:

Exakt.
Dann hätte man sich die traditionswidrige "Reform" sparen können.
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

Benutzeravatar
Protasius
Moderator
Beiträge: 7124
Registriert: Samstag 19. Juni 2010, 19:13

Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Protasius »

Niels hat geschrieben:
ad-fontes hat geschrieben:Für Priester ausserhalb eines Konvents hätte es gereicht, die Brevierpflicht zu lockern, beispielsweise nur zu Laudes und Vesper oder zu Prim und Komplet zu verpflichten ( und freistellen, ob L/V oder P/K), dazu eine kleine Hore zur Auswahl.
:!: :!: :!:

Exakt.
Dann hätte man sich die traditionswidrige "Reform" sparen können.
Die unierten Priester unterliegen ja mW auch nicht der Brevierpflicht.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Benutzeravatar
ad-fontes
Beiträge: 9523
Registriert: Sonntag 28. Juni 2009, 12:34

Re: Breviarium Romanum

Beitrag von ad-fontes »

Protasius hat geschrieben:
Niels hat geschrieben:
ad-fontes hat geschrieben:Für Priester ausserhalb eines Konvents hätte es gereicht, die Brevierpflicht zu lockern, beispielsweise nur zu Laudes und Vesper oder zu Prim und Komplet zu verpflichten ( und freistellen, ob L/V oder P/K), dazu eine kleine Hore zur Auswahl.
:!: :!: :!:

Exakt.
Dann hätte man sich die traditionswidrige "Reform" sparen können.
Die unierten Priester unterliegen ja mW auch nicht der Brevierpflicht.
So ist es! Dafür geht - zumindest in der russischen Tradition- der sonn- und festtäglichen Göttlichen Liturgie die Vesper und die Nachtwachen am Vorabend und Othros (Morgengebet) voraus. Und selbst wenn an ihnen nicht alle Gläubigen teilnehmen, so doch zumindest die Kommunikanten, die ja in gewisser Weise Mitliturgen sind. Somit ist es quasi Besitzstand der ganzen Kirche, des Volkes Gottes. Da wird so schnell kein Hierarch was ändern.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

Benutzeravatar
ad-fontes
Beiträge: 9523
Registriert: Sonntag 28. Juni 2009, 12:34

Re: Breviarium Romanum

Beitrag von ad-fontes »

Protasius hat geschrieben:
ad-fontes hat geschrieben:
Senensis hat geschrieben:Dankeschön.

Der Brescheneffekt ist mir natürlich bekannt. Ich bezweifle trotzdem, ob man Pius X., und sei es nur im liturgischen Bereich, "Modernismus" im engeren Sinn unterstellen kann (im Unterschied beispielsweise zu Ratzinger/Benedikt XVI).

Ist eine Reform prinzipiell nicht rechtmäßig (wenn ja, wie wird das begründet?) oder kommt es darauf an, wie eine Reform durchgeführt wird? Wenn letzteres, wie könnte eine "ideale" Reform aussehen?
Ein Zerstörer auf jeden Fall, dessen Werk aber auf fruchtbaren Boden fiel, was zeigt wie degeneriert die "RKK" (Klerus wie Volk) damals bereits war.

Pius X. maßte sich an, etwas ausdrücklich zu verbieten, was 15 Jahre das Leben unzähliger Heiliger geprägt hat. Dieses Argument gilt nämlich nicht nur für die Alte Messe (SP), die ja bekanntlich nie förmlich verboten wurde (nach BXVI), sondern auch für das Offizium.

Zur Zeit des hl. Papstes Gregor des Großen wäre eine solche Maßnahme undenkbar gewesen. Volk und Klerus von Rom hätten einen solchen Pontifex wie einen Wolf, der in den Schafsstall einbricht, mit Knütteln davongejagt.

(Auf deine Fragen gehe ich bei nächster Gelegenheit ein; Volkssprachliche Breviere ist das erste was mir dazu einfällt; viel zu ändern - an Texten - ist nicht nötig, im Geist, an der Einstellung etwas zu ändern, hingegen viel: die Wurzel des Übels ist das legalistische Denken; hier hätte man viel von der Orthodoxie lernen können: grundsätzlich alles beim Alten belassen, aber situativ anpassen, zum Beispiel durch Auslassung. Das wäre nach rk-Vorgabe aber bereits eine lässliche Sünde; - für den Kleriker, der zum Breviergebet verpflichtet ist, obwohl es doch das Gebet der ganzen weströmischen Lokalkirche und der mit ihr im Ritus und Jurisdiktion verbundenen übrigen Ortskirchen ist bzw. war.
Genaugenommen hat er nicht verboten das alte Brevier zu beten; er hat nur festgelegt, daß man in diesem Fall der Brevierpflicht nicht nachkommt.
Daher erklären Wir vor allem in Kraft dieses Rundschreibens die Ordnung des Psalteriums, wie sie gegenwärtig im Römischen Brevier vorliegt, für abgeschafft und verbieten seinen Gebrauch vom 1. Januar 1913 an ganz und gar. Wir befehlen, dass in allen Kirchen des Welt- und Ordensklerus, in den Klöstern, Orden und Kongregationen und in allen religiösen Gemeinschaften ohne Ausnahme, wo sie nach Pflicht oder Herkommen das kanonische Stundengebet nach dem Römischen Brevier, wie es von Pius V. herausgegeben und von Klemens VIII., Urban VIII. und Leo XIII. neu durchgesehen ist, verrichten, von diesem Tage an die neue Ordnung des Psalteriums, wie Wir sie mit ihren Regeln und Rubriken bestätigt und in der Vatikanischen Druckerei zu veröffentlichen befohlen haben, gewissenhaft eingehalten werde.
http://www.kathpedia.com/index.php?titl ... _(Wortlaut)

Im Gegensatz zu zeitgenössischen Verlautbarungen aus dem Vatikan alles andere als zweideutig, nicht? Oder kennst du ein Brevier in der Tradition Pius V., das nach 1913 neu aufgelegt wurde?
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

Benutzeravatar
Protasius
Moderator
Beiträge: 7124
Registriert: Samstag 19. Juni 2010, 19:13

Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Protasius »

Da hatte ich den Wortlaut nicht korrekt im Kopf. Aber die Dominikaner haben noch bis 1925 das alte Psalterium benutzt, bevor es auch für diesen Orden ein neues nach römischem Muster gab. Bei den Prämonstratensern bin ich nicht ganz sicher, vermute aber, daß es da erst mit dem neuen Brevier von 1930 das neue Psalterium gab.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Benutzeravatar
ad-fontes
Beiträge: 9523
Registriert: Sonntag 28. Juni 2009, 12:34

Re: Breviarium Romanum

Beitrag von ad-fontes »

Protasius hat geschrieben:Da hatte ich den Wortlaut nicht korrekt im Kopf. Aber die Dominikaner haben noch bis 1925 das alte Psalterium benutzt, bevor es auch für diesen Orden ein neues nach römischem Muster gab. Bei den Prämonstratensern bin ich nicht ganz sicher, vermute aber, daß es da erst mit dem neuen Brevier von 1930 das neue Psalterium gab.
Auch wenn's nicht ganz zum Thema paßt: bei den Benediktiner gab's ab 1915 den Reformkalender (radikales Ausmisten der Heiligen, um möglichst viele Ferien zu schaffen), der ein Vorbote des 1970er Kalender ist.

Daß die Predigerbrüder ihren wunderbaren Ritus entsorgten, unbegreiflich!

Völlig unverständlich ist für mich insbesondere, daß selbst die Karthäuser ihre altehrwürdige Liturgie nach 1970 (wann war das genau, um 1980?) aufgaben, insbesondere den Meßordo, der an sich schon durch seine Schlichtheit den Reformvorgaben des Konzils (TM) entsprach.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

Benutzeravatar
Protasius
Moderator
Beiträge: 7124
Registriert: Samstag 19. Juni 2010, 19:13

Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Protasius »

ad-fontes hat geschrieben:
Protasius hat geschrieben:Da hatte ich den Wortlaut nicht korrekt im Kopf. Aber die Dominikaner haben noch bis 1925 das alte Psalterium benutzt, bevor es auch für diesen Orden ein neues nach römischem Muster gab. Bei den Prämonstratensern bin ich nicht ganz sicher, vermute aber, daß es da erst mit dem neuen Brevier von 1930 das neue Psalterium gab.
Auch wenn's nicht ganz zum Thema paßt: bei den Benediktiner gab's ab 1915 den Reformkalender (radikales Ausmisten der Heiligen, um möglichst viele Ferien zu schaffen), der ein Vorbote des 1970er Kalender ist.
Das kann ich angesichts der Vielzahl von Heiligen, die sich seit Pius V. (der auch radikal ausmistete) im Generalkalender angesammelt haben, durchaus nachvollziehen. Zu Zeiten Pius' X. gab es ja kaum noch feriale und dominicale Offizien. Wenn er den Grundsatz, daß die 150 Psalmen in einer Woche gebetet werden sollen, beibehalten wollte, blieben als Optionen entweder weniger Heilige oder eine andere Verteilung der Psalmen auf Feste und Ferien; da damals auch von vielen Bischöfen eine Erleichterung der Bürde des Breviergebets gewünscht wurde (eine dominicale Matutin mit 18 Psalmen und neun Lesungen ist ja sowohl zeitlich lang als auch geistig sehr anstrengend, wenn man stets mit wachem Herzen dabei sein will).
Daß die Predigerbrüder ihren wunderbaren Ritus entsorgten, unbegreiflich!
Die Eigenheiten, die den Dominikanerritus vom römischen unterscheiden, blieben ja erhalten: Versus sacerdotalis, stets neuntes Responsorium in der Matutin, Responsorium prolixum in der Vesper, Veni Redemptor gentium als Vesperhymnus zu Weihnachten, viel mehr Proprium im Completorium ...
Völlig unverständlich ist für mich insbesondere, daß selbst die Karthäuser ihre altehrwürdige Liturgie nach 1970 (wann war das genau, um 1980?) aufgaben, insbesondere den Meßordo, der an sich schon durch seine Schlichtheit den Reformvorgaben des Konzils (TM) entsprach.
Wikipedia schreibt, daß es 1981 passiert sei.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Benutzeravatar
ad-fontes
Beiträge: 9523
Registriert: Sonntag 28. Juni 2009, 12:34

Re: Breviarium Romanum

Beitrag von ad-fontes »

Niels hat geschrieben:
ad-fontes hat geschrieben:Für Priester ausserhalb eines Konvents hätte es gereicht, die Brevierpflicht zu lockern, beispielsweise nur zu Laudes und Vesper oder zu Prim und Komplet zu verpflichten ( und freistellen, ob L/V oder P/K), dazu eine kleine Hore zur Auswahl.
:!: :!: :!:

Exakt.
Dann hätte man sich die traditionswidrige "Reform" sparen können.
Danke!

Da Senensis nach "Verbesserungswünschen" hat, hier meine Liste:
- Wiederherstellung des originalen Wortlauts der Hymnen, wie ihn die Benediktiner, Zisterzienser und Trappisten bewahrt hatten (mit Ausnahme der paar Jahre im 17. Jh., wo sie Urban VIII. Kurzfristig folgten);
- Prüfung, welche Heiligenfeste im Rang herabgestuft werden könnten, Aufwertung der Sonntage nach Ostern zu dom. II. cl;
- Psalmen und AT-Cantica de feria occurente an Simplexfesten;
- wenn an einem Simplexfest keine Historia vorliegt, Lect. der Matutin I-III de feria occurente mit 3. Resp. Mit Gloria Patri statt Te Deum, ebenso an den Ferien T.P.;
- Streichung des verkürzten Psalms 30 in der Komplet;
- Ersetzung der bisherigen Preces, durch welche, die das Anliegen nennen (Pro...), dann Versikel, insbes. - statt in Prim und Komplet - in Laudes (ad libitum) und Vesper;
- Reduzierung der Suffragia sanctorum (auf eine Com. für die Gottesmutter).
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

Benutzeravatar
ad-fontes
Beiträge: 9523
Registriert: Sonntag 28. Juni 2009, 12:34

Re: Breviarium Romanum

Beitrag von ad-fontes »

@Protasius: Den Ferien und Sonntagen hätte man durch Einführung der Rangstufe Memoria, wie ihn die Dominikaner bewahrt hatten und der Benediktinerorden 1915 einführte, durchaus zu mehr Geltung verhelfen können. Simplexfeste zu Gedächtnissen und einige Semid.feste zu Simplexfesten etc.

Bzw. mein Vorschlag bzgl. der Simplexfeste s.o.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

Benutzeravatar
Protasius
Moderator
Beiträge: 7124
Registriert: Samstag 19. Juni 2010, 19:13

Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Protasius »

ad-fontes hat geschrieben:@Protasius: Den Ferien und Sonntagen hätte man durch Einführung der Rangstufe Memoria, wie ihn die Dominikaner bewahrt hatten und der Benediktinerorden 1915 einführte, durchaus zu mehr Geltung verhelfen können. Simplexfeste zu Gedächtnissen und einige Semid.feste zu Simplexfesten etc.

Bzw. mein Vorschlag bzgl. der Simplexfeste s.o.
Wenn man sich mal anschaut, wieviele Tage des Jahres sub ritu semiduplici oder höher gefeiert wurden, dann landet man 1907 bei 280 Tagen (72 Semiduplex, 133 Duplex, 25 Duplex majus, 27 Duplex II. classis, 23 Duplex I. classis) [feste und bewegliche Feste sowie Oktaven zusammengezählt] (aus der Catholic Encyclopedia). Nicht dazugezählt sind die Tage, die wegen Translation eines Festes festiv gefeiert werden.

Und es hat einen tieferen Sinn, daß die Benediktiner im 1934er Antiphonale Monasticum Cantica festiva eingeführt haben, die ad libitum anstelle der alten Cantica ferialia mit ihrem Bußcharakter genommen werden durften. Auch fühlt es sich für mich komisch an, wenn man eine Festtagslaudes mit dem 50. Psalm beginnt, und ich weiß, daß ich damit nicht allein bin.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Benutzeravatar
ad-fontes
Beiträge: 9523
Registriert: Sonntag 28. Juni 2009, 12:34

Re: Breviarium Romanum

Beitrag von ad-fontes »

Die sonntägliche Mette mit ihren drei Nokturnen und 18 Psalmen gibt eine gutes Beispiel ab für eine gelungene Reform. Als irgendwann im 5. oder 6. Jh. die ursprünglich 24 Psalmen als zu anstrengend empfunden worden (falls es überhaupt auf einer Empfindung beruht), verkürzte man die zweite und dritte Nokturn um jeweils drei Psalmen, die man in die feriale Prim verlegte.

Und was dann sonnabends in unbeheizten Kirchen 1500 Jahre gesungen wurde, soll uns in Kirchen mit Heizung oder im warmen Stübbchen zu langwierig sein?

Und falls doch, dann freut man sich umso mehr auf das nächste okkurierende Duplexfest. Und in der Messe würde das Schlußevangelium (vom Sonntag) laut und in Volkssprache verlesen und die Orationen vom Sonntag werden kommemoriert. Mit wenigen Handgriffen und den bewährten Kalenderregeln käme auch das Offizium vom Tag des Herrn zu seinem Recht.

Ergo, die Unterdrückung der Sonntagsoffizien von ihrer Anzahl war richtig diagnoziert - im Widerspruch dazu steht hingegen, die Vermehrung der Ideen-Feste an Sonntagen in der Folgezeit, aber die Reform Pius X. führte nicht nur zu weniger Psalmen, sondern auch zum Wegfall des Sermo, kostbarer patristischer Litteratur.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

Benutzeravatar
ad-fontes
Beiträge: 9523
Registriert: Sonntag 28. Juni 2009, 12:34

Re: Breviarium Romanum

Beitrag von ad-fontes »

Protasius hat geschrieben:
ad-fontes hat geschrieben:@Protasius: Den Ferien und Sonntagen hätte man durch Einführung der Rangstufe Memoria, wie ihn die Dominikaner bewahrt hatten und der Benediktinerorden 1915 einführte, durchaus zu mehr Geltung verhelfen können. Simplexfeste zu Gedächtnissen und einige Semid.feste zu Simplexfesten etc.

Bzw. mein Vorschlag bzgl. der Simplexfeste s.o.
Wenn man sich mal anschaut, wieviele Tage des Jahres sub ritu semiduplici oder höher gefeiert wurden, dann landet man 1907 bei 280 Tagen (72 Semiduplex, 133 Duplex, 25 Duplex majus, 27 Duplex II. classis, 23 Duplex I. classis) [feste und bewegliche Feste sowie Oktaven zusammengezählt] (aus der Catholic Encyclopedia). Nicht dazugezählt sind die Tage, die wegen Translation eines Festes festiv gefeiert werden.

Und es hat einen tieferen Sinn, daß die Benediktiner im 1934er Antiphonale Monasticum Cantica festiva eingeführt haben, die ad libitum anstelle der alten Cantica ferialia mit ihrem Bußcharakter genommen werden durften. Auch fühlt es sich für mich komisch an, wenn man eine Festtagslaudes mit dem 50. Psalm beginnt, und ich weiß, daß ich damit nicht allein bin.
Statt Ps. 50 wäre natürlich Ps. 92 zu nehmen, eventl. auch Cant. trium Puerorum statt der ferialen.

Die in Divinu afflatu vorgetragene Regel den Psalter innerhalb einer Woche zu beten, hat die Reform dann aber gründlich vergeigt!?!?

In den Wochen, in denen man der Regel nachkommt, ist die von dir inkriminierte Sonntagsmette ja nur die Ouverture.. :pfeif:

..solche Wochen gleichen einer Bergwanderung, aber ebenso freut man sich nach einer "lauen" Oktav auch wieder auf die nächste Tour..
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

Benutzeravatar
Protasius
Moderator
Beiträge: 7124
Registriert: Samstag 19. Juni 2010, 19:13

Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Protasius »

ad-fontes hat geschrieben:Die sonntägliche Mette mit ihren drei Nokturnen und 18 Psalmen gibt eine gutes Beispiel ab für eine gelungene Reform. Als irgendwann im 5. oder 6. Jh. die ursprünglich 24 Psalmen als zu anstrengend empfunden worden (falls es überhaupt auf einer Empfindung beruht), verkürzte man die zweite und dritte Nokturn um jeweils drei Psalmen, die man in die feriale Prim verlegte.

Und was dann sonnabends in unbeheizten Kirchen 1500 Jahre gesungen wurde, soll uns in Kirchen mit Heizung oder im warmen Stübbchen zu langwierig sein?

Und falls doch, dann freut man sich umso mehr auf das nächste okkurierende Duplexfest. Und in der Messe würde das Schlußevangelium (vom Sonntag) laut und in Volkssprache verlesen und die Orationen vom Sonntag werden kommemoriert. Mit wenigen Handgriffen und den bewährten Kalenderregeln käme auch das Offizium vom Tag des Herrn zu seinem Recht.

Ergo, die Unterdrückung der Sonntagsoffizien von ihrer Anzahl war richtig diagnoziert - im Widerspruch dazu steht hingegen, die Vermehrung der Ideen-Feste an Sonntagen in der Folgezeit, aber die Reform Pius X. führte nicht nur zu weniger Psalmen, sondern auch zum Wegfall des Sermo, kostbarer patristischer Litteratur.
Der Sermo fiel erst mit der Verkürzung der Sonntagsmette auf eine Nokturn unter Johannes XXIII. fort. Und das Schlußevangelium ist erst mit Pius V. kodifiziert worden, die Dominikaner haben stattdessen bis Mitte des 17. Jahrhunderts den Lobgesang der drei Jünglinge gebetet, und es gab einige Diözesanriten, die das Schlußevangelium in der Sakristei beteten, wie auch das Stufengebet teilweise in der Sakristei verrichtet wurde.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Benutzeravatar
ad-fontes
Beiträge: 9523
Registriert: Sonntag 28. Juni 2009, 12:34

Re: Breviarium Romanum

Beitrag von ad-fontes »

Der 12.01.2015 war ein Montag, der 7. Tag in der Epiphanieoktav. Divinumofficium.org gibt als Ant. Zum Bened. an:

Ant. Maniféste magnum est * pietátis sacraméntum, quod manifestátum est in carne, justificátum est in spíritu, appáruit Angelis, prædicátum est Géntibus, créditum est in mundo, assúmptum est in glória, allelúja.

Hingegen steht in meinem Brevier:
venient ad te, * qui detrahebant tibi, et adorabunt vestigia pedum tuorum.

Und als Ant. zum Magnif.
Admoniti Magi * in somnis, per aliam viam reversi sunt in regionem suam.

Unter die vi. Infra Octavam Epiphanie (vi. Weil der Sonntag nicht mitgerechnet wird).

Wie erklärt sich das? Und wann wird letzere Magnif.ant. Genommen, wo doch der Oktavtag von Epiphanie Vorrang hat zur I. Vesper ( und die Ant. Vom Fest genommen wird)?
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

Benutzeravatar
Protasius
Moderator
Beiträge: 7124
Registriert: Samstag 19. Juni 2010, 19:13

Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Protasius »

ad-fontes hat geschrieben:Der 12.01.2015 war ein Montag, der 7. Tag in der Epiphanieoktav. Divinumofficium.org gibt als Ant. Zum Bened. an:

Ant. Maniféste magnum est * pietátis sacraméntum, quod manifestátum est in carne, justificátum est in spíritu, appáruit Angelis, prædicátum est Géntibus, créditum est in mundo, assúmptum est in glória, allelúja.

Hingegen steht in meinem Brevier:
venient ad te, * qui detrahebant tibi, et adorabunt vestigia pedum tuorum.

Und als Ant. zum Magnif.
Admoniti Magi * in somnis, per aliam viam reversi sunt in regionem suam.

Unter die vi. Infra Octavam Epiphanie (vi. Weil der Sonntag nicht mitgerechnet wird).

Wie erklärt sich das? Und wann wird letzere Magnif.ant. Genommen, wo doch der Oktavtag von Epiphanie Vorrang hat zur I. Vesper ( und die Ant. Vom Fest genommen wird)?
Wo divinumofficium die Antiphon Manifeste her hat, weiß ich auch nicht.

Die Magnificat-Antiphon zum sechsten Tag in der Oktav wird genommen, wenn in der ersten Vesper des Sonntags in der Oktav die Oktav kommemoriert wird, falls der Sonntag auf den 12. oder 13. Januar fällt; in letzterem Falle würde er am Samstag antizipiert.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Benutzeravatar
ad-fontes
Beiträge: 9523
Registriert: Sonntag 28. Juni 2009, 12:34

Re: Breviarium Romanum

Beitrag von ad-fontes »

der Versus für die Comm. der Epiphanie in der Vesper des Vorabends ist auf div.off. wohl auch nicht korrekt:

Commemoratio Quinta die infra Octavam Epiphaniae
Ant. Omnes de Saba * venient, aurum et thus deferentes, alleluia, alleluia.

V. Vespertina orátio ascendat ad te, Dómine.
R. Et descendat super nos misericórdia tua.

Richtig wäre:
V. Adorate Deum, alleluja.
R. Omnes Angeli ejus, alleluja.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

Benutzeravatar
ad-fontes
Beiträge: 9523
Registriert: Sonntag 28. Juni 2009, 12:34

Re: Breviarium Romanum

Beitrag von ad-fontes »

Protasius hat geschrieben:Auch fühlt es sich für mich komisch an, wenn man eine Festtagslaudes mit dem 50. Psalm beginnt, und ich weiß, daß ich damit nicht allein bin.
Wie bewertest du, daß St. Benedikt offenbar keine Bedenken trug, Ps. 50 in den sonntäglichen Laudes beten zu lassen?
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

Benutzeravatar
Sarandanon
Beiträge: 1590
Registriert: Mittwoch 20. Februar 2013, 19:59
Wohnort: Katholisches Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland

Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Sarandanon »

Eine Verständnisfrage an die Experten hier im Forum:

Ich habe wohl in den Allgemeinen Rubriken zum Thema Feste etwas überlesen: Dort steht zu den Festen der 3. Kl., dass man díe Psalmen vom Wochentag nutzen soll.

Jetzt habe ich mich immer nach dem Satz der Commune gehalten, der besagt, dass man die Psalmen vom Sonntag nehmen soll.

Mach ich einen Gedankenfehler? Was ist richtig?
Dich, o Herr, kann nur verlieren, wer dich verlässt.
(Augustinus Aurelius)

Benutzeravatar
marcus-cgn
Beiträge: 858
Registriert: Mittwoch 2. Mai 2012, 14:45

Re: Breviarium Romanum

Beitrag von marcus-cgn »

Sarandanon hat geschrieben:Eine Verständnisfrage an die Experten hier im Forum:

Ich habe wohl in den Allgemeinen Rubriken zum Thema Feste etwas überlesen: Dort steht zu den Festen der 3. Kl., dass man díe Psalmen vom Wochentag nutzen soll.

Jetzt habe ich mich immer nach dem Satz der Commune gehalten, der besagt, dass man die Psalmen vom Sonntag nehmen soll.

Mach ich einen Gedankenfehler? Was ist richtig?
Es dürfte das Markenzeichen des 1962er Brevier sein, dass die ursprünglich für Simplex-Feste vorbehaltene Regel - nämlich die Psalmen vom Wochentag zu nehmen - auch auf die ehemaligen (gewöhnlichen) Duplex-Feste (heute Feste 3. Klasse) erstreckt wurde. Ich nehme mal an, dass der entsprechende Satz aus dem Commune Sanctorum nur für ganz- und teilkirchliche Feste 2. Klasse gilt.

Benutzeravatar
Protasius
Moderator
Beiträge: 7124
Registriert: Samstag 19. Juni 2010, 19:13

Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Protasius »

marcus-cgn hat geschrieben:
Sarandanon hat geschrieben:Eine Verständnisfrage an die Experten hier im Forum:

Ich habe wohl in den Allgemeinen Rubriken zum Thema Feste etwas überlesen: Dort steht zu den Festen der 3. Kl., dass man díe Psalmen vom Wochentag nutzen soll.

Jetzt habe ich mich immer nach dem Satz der Commune gehalten, der besagt, dass man die Psalmen vom Sonntag nehmen soll.

Mach ich einen Gedankenfehler? Was ist richtig?
Es dürfte das Markenzeichen des 1962er Brevier sein, dass die ursprünglich für Simplex-Feste vorbehaltene Regel - nämlich die Psalmen vom Wochentag zu nehmen - auch auf die ehemaligen (gewöhnlichen) Duplex-Feste (heute Feste 3. Klasse) erstreckt wurde. Ich nehme mal an, dass der entsprechende Satz aus dem Commune Sanctorum nur für ganz- und teilkirchliche Feste 2. Klasse gilt.
Das (Ferialpsalmen an Festen) ist bereits seit Pius X. so. Die Festpsalmen werden nur an Festen I. und II. Klasse genommen sowie bei den Festen III. Klasse, die eigene Antiphonen haben; ein Beispiel für letzteres wäre das Fest der hl. Agatha vor ein paar Wochen.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema