Breviarium Romanum

Rund um den traditionellen römischen Ritus und die ihm verbundenen Gemeinschaften.
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Protasius
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Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Protasius »

Was sind denn jetzt diese Löcher?
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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Protasius
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Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Protasius »

Die Rubricae Generales besagen ja
[i]Rubricae Generales[/i] hat geschrieben:157. Jeder Diözesankleriker und Ordensleute beiderlei Geschlechts, die unter welchem Titel auch immer zum göttlichen Offizium verpflichtet sind, die an einem Offizium im Chor oder in Gemeinschaft nach einem anderen Kalender oder Ritus teilnehmen, haben auf diese Weise ihre Pflicht für diesen Teil des Offiziums erfüllt. Dasselbe gilt, wenn jemand an einer Votivvesper zu irgendeiner äußeren Feierlichkeit teilnimmt, sofern diese Vesper vollständig und gemäß den Rubriken gefeiert wurde.
Darf man dann eigentlich, sofern man in Gemeinschaft oder im Chor ist, auch das vorpianische Brevier, also das tridentinische bis 1911 beten?
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Bernado
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Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Bernado »

Protasius hat geschrieben:Die Rubricae Generales besagen ja
[i]Rubricae Generales[/i] hat geschrieben:157. Jeder Diözesankleriker und Ordensleute beiderlei Geschlechts, die unter welchem Titel auch immer zum göttlichen Offizium verpflichtet sind, die an einem Offizium im Chor oder in Gemeinschaft nach einem anderen Kalender oder Ritus teilnehmen, haben auf diese Weise ihre Pflicht für diesen Teil des Offiziums erfüllt. Dasselbe gilt, wenn jemand an einer Votivvesper zu irgendeiner äußeren Feierlichkeit teilnimmt, sofern diese Vesper vollständig und gemäß den Rubriken gefeiert wurde.
Darf man dann eigentlich, sofern man in Gemeinschaft oder im Chor ist, auch das vorpianische Brevier, also das tridentinische bis 1911 beten?
Pius X. hat die alt Psalmenordnung, die bis 1911 galt, ausdrücklich verworfen und angeordnet, nur den neugeordneten Psalter zu verwenden. Quelle leider im Moment nicht zur Hand. Aber danach müßte die alte Psalmenordnung eigentlich abgetan sein.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

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Gamaliel
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Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Gamaliel »

Protasius hat geschrieben:Darf man dann eigentlich, sofern man in Gemeinschaft oder im Chor ist, auch das vorpianische Brevier, also das tridentinische bis 1911 beten?
Wer ist "man"? Ein Laie, ein brevierpflichtiger Kleriker,...?

In welcher kanonisch errichteten Gemeinschaft wird denn das Brevier (im Chor) noch in der von Dir angesprochenen Weise gebetet, sodaß man sich ihm eventuell anschließen könnte?

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Protasius
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Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Protasius »

Wahrscheinlich in keiner und als Laie darf ich ja beten wie ich will; die Frage war relativ theoretisch, aber da ich diese Rubrik vor einiger Zeit für die deutsche Übersetzung der Generalrubriken selber übersetzt habe, kam mir die Idee dazu.
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Westmalle
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Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Westmalle »

Ich habe eine Frage zu folgendem Thema, das hier bereits kurz behandelt wurde:
Breviarium Romanum hat geschrieben:V. Benedicite. R. Deus.
ad-fontes wollte es damals wie folgt ergänzen:
ad-fontes hat geschrieben:Benedicite Deum - Deus benedicat
Berolinensis wies jedoch auf eine alte Übersetzung im Schott hin:
Schott-Messbuch hat geschrieben:V. Sprecht das Segenswort. R. Gott möge segnen.
Weiß jemand von euch welche "Deutung" von Benedicite-Deus nun richtig ist?

Einerseits scheint mir die Version "Preiset Gott - Gott segne (dich/euch") als Chiasmus sehr logisch und schön zu sein.

Andererseits hatte ich bei den Zisterziensern in Mariawald gelernt, dass "benedicite" eine Segensbitte ist: Wenn der Abt beim Kapitel eine Ansprache halten wollte, dann bat er den Konvent zuerst um den Segen und wir antworteten "Deus [benedicat]" - oder: Wenn man untertags mit jemandem reden wollte, dann sprach man ihn an mit "benedicite" und mit dem Segen "Deus [benedicat]" wurde das Silentium unterbrochen.

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Senensis
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Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Senensis »

Ich weiß zwar offiziell nichts drüber, aber die Mariawalder Deutung scheint mir gut in den allgemeinen Kontext zu passen. Es wird oft um einen Segen gebeten: Jube, domne, benedicere usw.
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Germanus
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Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Germanus »

Die offizielle zisterziensische Segensformel oder -bitte lautet allerdings "Benedicite" - "Dominus" (und nicht "Deus"): In dieser Form existiert sie seit undenklichen Zeiten. Das orientalische Mönchtum kennt sie so ebenfalls, zumindest im Griechischen [Ευλογειτε - ο κυριος (Akzente bei mir nicht vorhanden...], Slavischen [Благословите...] etc., weshalb man in den französischen Klöstern, entsprechend übersetzt, sagt: "Bénissez!" - "Le Seigneur", weshalb es tatsächlich eher eine Aufforderung ist, das Folgende unter den Segen Gottes zu stellen.
Gruß G.
"Her, denke an mui, wenn diu met duinem Ruike kümmes." (Lk 23,42)

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Westmalle
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Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Westmalle »

Germanus hat geschrieben:Die offizielle zisterziensische Segensformel oder -bitte lautet allerdings "Benedicite" - "Dominus" (und nicht "Deus").
Das ist richtig (übrigens auch bei den Benediktinern und Prämonstratensern und vielleicht noch anderswo). Ich wollte in das Thema nur nicht noch einen anderen Begriff reinbringen. Das war natürlich falsch. :tuete:

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ad-fontes
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Re: Breviarium Romanum

Beitrag von ad-fontes »

Bezogen aufs alte, vorpianische Brevier:

Wird es privat absolviert und ist die Antiphon identisch mit dem ersten Vers des ersten Psalms, wird dieser nicht noch einmal wiederholt. Sehe ich das richtig?

Etwas merkwürdig finde ich, dass auf officiumdivinum.org die Ant. in der Freitagslaudes ausgeschrieben ist mit "Dómine audívi * auditiónem tuam et tímui", während es doch auditum nach dem Ps. Romanum heißen müßte (Ant., nicht Text)!?

Die Versikel "Dominus det nobis suam pacem." kommt auf officiumdivinum nicht vor. Am Ende der Komplet steht im gedruckten Brevier etwas dazu.

Aber so ganz habe ich noch nicht verstanden, wie sich Fidelium animae, Dominus det und Divinum auxilium zueinander verhalten bzw. in welcher Reihenfolge (vor oder nach der marianischen Ant.) sie in den jeweiligen Horen gebetet werden.

Kann mir jemand weiterhelfen?
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Protasius
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Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Protasius »

Bezüglich der Versikel um die marianische Antiphon. Die Laudes (und auch jede andere Hore außer der Komplet) endet mit Benedicamus Domino und Fidelium animae. Falls man das Gebet an dieser Stelle abbrechen will, folgt nach einem stillen Pater noster der Versikel Dominus det nobis suam pacem, die marianische Antiphon mit Versikel und Oration und schlußendlich Divinum auxilium. In choro macht man bei Dominus det und Divinum auxilium ein Kreuzzeichen. Extra chorum ist die Antiphon nur nach der Komplet und nach den Laudes (falls man das Offizium dann unterbricht, sonst nach der Hore, mit der man aufhört) verpflichtend, in choro hingegen stets beim Verlassen des Chores.

Bei der Komplet hingegen folgt die marianische Antiphon direkt auf den Segen Benedicat nos, ohne daß noch Fidelium animae gebetet würde. Nach der Antiphon mit Versikel und Oration folgt dann Divinum auxilium, stilles Pater noster, Ave Maria und Credo sowie ex usu das Gebet Sacrosanctae des heiligen Bonaventura (in meiner Edition steht es vor dem Psalterium).

Bezüglich der Freitagslaudes. Die Antiphon wird, da das feriale Psalterium nur an Ferien und Vigilien, also sub ritu simplici vorkommt, vor dem Psalm nur intoniert; da die Intonation Domine identisch ist mit dem Anfang des Canticums, geht es mit audivi auditionem tuam weiter. Der altlateinische Text audivi auditum kommt in der Antiphon vor, die aber nur nach dem Canticum vollständig gesungen wird.
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ad-fontes
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Re: Breviarium Romanum

Beitrag von ad-fontes »

Vielen Dank - das macht es klarer! :)

Auf officiumdivinum.org ist mir aufgefallen das Dominus vobiscum - Et cum spiritu tuo fehlt bzw. stattdessen Domine Exaudi.. steht. Liegt das daran, dass man von ausgeht, dass die beter Laien sind?

Leider nicht der passende Strang, aber dazu habe ich auch noch eine Frage. Ist die Antwort für Bischof, Priester und Diakon reserviert? Wenn beim Friedensgruß ein Laie zum anderen spricht: "Friede mit dir", wäre die Antwort "Und mit deinem Geiste" unzulässig? Gibt es dazu überhaupt eine Norm?

Zurück zum Brevier:
Seit wann findet sich die marianische Ant. Sub tuum praesidiuum zum Schluß der Laudes (nicht im BR, aber doch in einigen Ordensbrevieren)?

Laut Hartmann ist der Pileolus bei Inklinationen abzunehmen, also auch beim Gloria patri am Ende der Psalmen. Gilt das auch für den Introitus, den Lavabopsalm in der Messe. Beim Introituspsalm müßte er ja dann zweimal abgenommen werden, wenn er nicht nur assistiert!?

Woher kommt der Name Duplex eigentlich? Weil an solch hohen Festen sowohl das feriale als auch das Festtagsoffizium gebetet wurde?
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Protasius
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Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Protasius »

Simplexfeste haben eine Vesper, nämlich die am Vorabend. Dabei werden die Antiphonen vor den Psalmen nur intoniert, wie an Ferialtagen auch. Semiduplexfeste haben zwei Vespern, am Vorabend und am Abend des Festtages selbst, wobei die Antiphonen vor den Psalmen ebenfalls nur intoniert werden. Duplexfeste haben zwei Vespern, bei denen die Antiphonen nicht nur nach dem Psalm, sondern auch davor vollständig gesungen werden (was auch für Matutin und Laudes gilt; in den kleinen Horen hingegen werden die Antiphonen vor den Psalmen auch an Festtagen nur intoniert).

Der Gruß Dominus vobiscum ist denen vorbehalten, die die Diakonenweihe oder eine höhere erhalten haben. Subdiakone, Minoristen, Nonnen, Laien verwenden dagegen Domine exaudi orationem meam, worauf mit Et clamor meus ad Te veniat geantwortet wird; es geht dabei um die Grußformel, nicht um die Antwort. Beim Friedensgruß antwortest du auf Pax tecum immer mit Et cum spiritu tuo, auch wenn der die Pax überbringende nur Subdiakon ist.

Ich habe gerade mal bei Baldeschi nachgesehen, der Pileolus ist demzufolge von denen, die in choro assistieren, nur bei Genuflexionen, beim Evangelium, beim Incarnatus est im Credo, beim Inzensiertwerden, vom Sanctus bis nach der Kommunion sowie bei Empfang und Geben der Pax (was ich komisch finde, weil das ja noch vor der Kommunion ist und man keinen Pileolus trägt) und beim Schlußsegen des Zelebranten. Während des Introitus trägt man den Pileolus also auch bei der Inklination während des Gloria Patri. Die Entblößung des Hauptes bezieht sich außer in den oben genannten Fällen also nur auf das Birett.
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Fragesteller
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Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Fragesteller »

Berolinensis hat geschrieben:
Rubricæ Generales 4 hat geschrieben:Dies liturgicus ... decurrit a media nocte ad mediam noctem.
Protasius hat geschrieben:Simplexfeste haben eine Vesper, nämlich die am Vorabend.
Ich gehe bei Dir davon aus, dass Du weißt, was Du schreibst, stehe aber gerade verständnismäßig auf dem Schlauch, wie das zusammenpasst. Ich dachte, es sei normal, dass die Vesper am Tag selbst diesem zugerechnet wird, und die Vorabendvesper sei das Supplement für Sonn- und besondere (Duplex?) Festtage?

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Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Salmantizenser »

Fragesteller hat geschrieben:
Berolinensis hat geschrieben:
Rubricæ Generales 4 hat geschrieben:Dies liturgicus ... decurrit a media nocte ad mediam noctem.
Protasius hat geschrieben:Simplexfeste haben eine Vesper, nämlich die am Vorabend.
Ich gehe bei Dir davon aus, dass Du weißt, was Du schreibst, stehe aber gerade verständnismäßig auf dem Schlauch, wie das zusammenpasst. Ich dachte, es sei normal, dass die Vesper am Tag selbst diesem zugerechnet wird, und die Vorabendvesper sei das Supplement für Sonn- und besondere (Duplex?) Festtage?
Müsste mich dem Anschließen, Simplexfeste haben doch soweit ich weiß nur ihre Vesper am Abend des Festes, während die Semiduplex eine Vesper am Vorabend und Abend haben. Abgesehen natürlich davon, dass diese Einteilung seit 1955 leider obsolet ist und jene Ordnung gilt, die der Fragesteller beschreibt.

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Protasius
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Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Protasius »

Salmantizenser hat geschrieben:
Fragesteller hat geschrieben:
Berolinensis hat geschrieben:
Rubricæ Generales 4 hat geschrieben:Dies liturgicus ... decurrit a media nocte ad mediam noctem.
Protasius hat geschrieben:Simplexfeste haben eine Vesper, nämlich die am Vorabend.
Ich gehe bei Dir davon aus, dass Du weißt, was Du schreibst, stehe aber gerade verständnismäßig auf dem Schlauch, wie das zusammenpasst. Ich dachte, es sei normal, dass die Vesper am Tag selbst diesem zugerechnet wird, und die Vorabendvesper sei das Supplement für Sonn- und besondere (Duplex?) Festtage?
Müsste mich dem Anschließen, Simplexfeste haben doch soweit ich weiß nur ihre Vesper am Abend des Festes, während die Semiduplex eine Vesper am Vorabend und Abend haben. Abgesehen natürlich davon, dass diese Einteilung seit 1955 leider obsolet ist und jene Ordnung gilt, die der Fragesteller beschreibt.
Der Tag fängt am Vorabend an (Gen 1,5 Es ward Abend, und es ward Morgen, der erste Tag); darum fängt die Sabbatruhe der Juden ja mit Sonnenuntergang am Freitagabend an und die Byzantiner kennen meines Wissens gar keine zweite Vesper. Daß Feste mit nur einer Vesper diese am Abend des Festtages selbst haben, gibt es erst seit 1955. Auf New Liturgical Movement gab es vor vier Jahren eine Serie, die die Reformen des Breviarium Romanum vom Konzil von Trient bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil darstellt. Auf die Reformen von 1955, darunter die Unterdrückung der ersten Vesper für die meisten Feste, geht dieser Beitrag ein.

Der Widerspruch zwischen meinen Ausführungen und denen von Berolinensis liegt daran, daß deine Frage aufgrund der Duplex-, Semiduplex- und Simplexfeste sich offensichtlich auf die alten Rubricae generales bezog (vom Konzil von Trient bis Pius XII.), während Berolinensis die unter Johannes XXIII. neu geschriebenen Generalrubriken zitiert.
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Salmantizenser
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Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Salmantizenser »

Protasius hat geschrieben:Der Tag fängt am Vorabend an (Gen 1,5 Es ward Abend, und es ward Morgen, der erste Tag); darum fängt die Sabbatruhe der Juden ja mit Sonnenuntergang am Freitagabend an und die Byzantiner kennen meines Wissens gar keine zweite Vesper. Daß Feste mit nur einer Vesper diese am Abend des Festtages selbst haben, gibt es erst seit 1955. Auf New Liturgical Movement gab es vor vier Jahren eine Serie, die die Reformen des Breviarium Romanum vom Konzil von Trient bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil darstellt. Auf die Reformen von 1955, darunter die Unterdrückung der ersten Vesper für die meisten Feste, geht dieser Beitrag ein.

Der Widerspruch zwischen meinen Ausführungen und denen von Berolinensis liegt daran, daß deine Frage aufgrund der Duplex-, Semiduplex- und Simplexfeste sich offensichtlich auf die alten Rubricae generales bezog (vom Konzil von Trient bis Pius XII.), während Berolinensis die unter Johannes XXIII. neu geschriebenen Generalrubriken zitiert.
Du hast natürlich recht, Simplexfeste enden mit der Non - das kommt davon, wenn man zu lange nach der modernen Art und Weise gebetet hat....

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Senensis
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Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Senensis »

:glubsch: Es gibt einfach viel zu vieles, was einem vorenthalten wird. Natürlich. So ergibt alles mehr Sinn.
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Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Fragesteller »

Protasius hat geschrieben:
Salmantizenser hat geschrieben:
Fragesteller hat geschrieben:
Berolinensis hat geschrieben:
Rubricæ Generales 4 hat geschrieben:Dies liturgicus ... decurrit a media nocte ad mediam noctem.
Protasius hat geschrieben:Simplexfeste haben eine Vesper, nämlich die am Vorabend.
Ich gehe bei Dir davon aus, dass Du weißt, was Du schreibst, stehe aber gerade verständnismäßig auf dem Schlauch, wie das zusammenpasst. Ich dachte, es sei normal, dass die Vesper am Tag selbst diesem zugerechnet wird, und die Vorabendvesper sei das Supplement für Sonn- und besondere (Duplex?) Festtage?
Müsste mich dem Anschließen, Simplexfeste haben doch soweit ich weiß nur ihre Vesper am Abend des Festes, während die Semiduplex eine Vesper am Vorabend und Abend haben. Abgesehen natürlich davon, dass diese Einteilung seit 1955 leider obsolet ist und jene Ordnung gilt, die der Fragesteller beschreibt.
Der Tag fängt am Vorabend an (Gen 1,5 Es ward Abend, und es ward Morgen, der erste Tag); darum fängt die Sabbatruhe der Juden ja mit Sonnenuntergang am Freitagabend an und die Byzantiner kennen meines Wissens gar keine zweite Vesper. Daß Feste mit nur einer Vesper diese am Abend des Festtages selbst haben, gibt es erst seit 1955. Auf New Liturgical Movement gab es vor vier Jahren eine Serie, die die Reformen des Breviarium Romanum vom Konzil von Trient bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil darstellt. Auf die Reformen von 1955, darunter die Unterdrückung der ersten Vesper für die meisten Feste, geht dieser Beitrag ein.

Der Widerspruch zwischen meinen Ausführungen und denen von Berolinensis liegt daran, daß deine Frage aufgrund der Duplex-, Semiduplex- und Simplexfeste sich offensichtlich auf die alten Rubricae generales bezog (vom Konzil von Trient bis Pius XII.), während Berolinensis die unter Johannes XXIII. neu geschriebenen Generalrubriken zitiert.
OK, danke. Das ist ja ein absolut schwerwiegender Eingriff in die Tagesstruktur, hätte ich nicht gedacht.

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ad-fontes
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Re: Breviarium Romanum

Beitrag von ad-fontes »

Ich finde es seltsam, dass im Sactorale-Teil des pianischen Breviers (vor Pius X.), Edition Pustet, - anscheinend regelmäßig - die Versikel, die dem Capitulum bzw. Hymnus folgt, nach der Benedictus-Antiphon gedruckt ist.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Protasius »

ad-fontes hat geschrieben:Ich finde es seltsam, dass im Sactorale-Teil des pianischen Breviers (vor Pius X.), Edition Pustet, - anscheinend regelmäßig - die Versikel, die dem Capitulum bzw. Hymnus folgt, nach der Benedictus-Antiphon gedruckt ist.
Das ist die richtige Reihenfolge, wenn der Heilige nur kommemoriert wird; das Sanctorale enthält ja sehr viele Simplexheilige, die in einem Officium ritu semiduplici oder höher nur kommemoriert wurden, also z.B. an Sonntagen oder beweglichen Festen. Zudem hatte Leo XIII. für die Ferialtage per annum Votivoffizien zugelassen, die sub ritu semiduplici gefeiert wurden; die den Wochentagen zugewiesenen Votivmessen (Kreuzmesse am Freitag, Engelmesse am Dienstag etc.) sind die Überbleibsel dieser Praxis. Da ein Ferialoffizium länger dauert als ein Votivoffizium, kann man sich denken, was die meisten Kirchen mit Chorgebet gemacht haben, wenn ein grüner Werktag anstand und die Sonntagsmesse nicht nachgeholt werden mußte (also die Messe vom Sonntag und das Offizium vom Werktag gefeiert werden mußte, weil der Sonntag durch ein Duplex-Fest verdrängt wurde).
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Fragesteller »

Protasius hat geschrieben:
Salmantizenser hat geschrieben:
Fragesteller hat geschrieben:
Berolinensis hat geschrieben:
Rubricæ Generales 4 hat geschrieben:Dies liturgicus ... decurrit a media nocte ad mediam noctem.
Protasius hat geschrieben:Simplexfeste haben eine Vesper, nämlich die am Vorabend.
Ich gehe bei Dir davon aus, dass Du weißt, was Du schreibst, stehe aber gerade verständnismäßig auf dem Schlauch, wie das zusammenpasst. Ich dachte, es sei normal, dass die Vesper am Tag selbst diesem zugerechnet wird, und die Vorabendvesper sei das Supplement für Sonn- und besondere (Duplex?) Festtage?
Müsste mich dem Anschließen, Simplexfeste haben doch soweit ich weiß nur ihre Vesper am Abend des Festes, während die Semiduplex eine Vesper am Vorabend und Abend haben. Abgesehen natürlich davon, dass diese Einteilung seit 1955 leider obsolet ist und jene Ordnung gilt, die der Fragesteller beschreibt.
Der Tag fängt am Vorabend an (Gen 1,5 Es ward Abend, und es ward Morgen, der erste Tag); darum fängt die Sabbatruhe der Juden ja mit Sonnenuntergang am Freitagabend an und die Byzantiner kennen meines Wissens gar keine zweite Vesper. Daß Feste mit nur einer Vesper diese am Abend des Festtages selbst haben, gibt es erst seit 1955. Auf New Liturgical Movement gab es vor vier Jahren eine Serie, die die Reformen des Breviarium Romanum vom Konzil von Trient bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil darstellt. Auf die Reformen von 1955, darunter die Unterdrückung der ersten Vesper für die meisten Feste, geht dieser Beitrag ein.

Der Widerspruch zwischen meinen Ausführungen und denen von Berolinensis liegt daran, daß deine Frage aufgrund der Duplex-, Semiduplex- und Simplexfeste sich offensichtlich auf die alten Rubricae generales bezog (vom Konzil von Trient bis Pius XII.), während Berolinensis die unter Johannes XXIII. neu geschriebenen Generalrubriken zitiert.
Ein paar Nachfragen hierzu:
-Bezog sich die Tagsdauer von Vesper bis Vesper auch auf das Fasten und andere nichtliturgische Datierungsfragen?
-Verstehe ich recht, dass diese Tagesdauer mit Ausnahme der Feste mit zwei Vespern und der 1955 geschaffenen Sonderfälle auch noch in der heutigen "außerordentlichen Form" gilt?
-Verstehe ich recht, dass die Tage semiduplex aufwärts nach der zweiten Vesper vorbei sind und ie Zeit bis Mitternacht einschließlich Komplet in jedem Fall wieder zum Folgestag gehört, dass also die Liturgierefom diese Tage sozusagen "verlängert" hat (Mitternacht bis Mitternacht + Zeit ab der ersten Vesper)?
-Gibt es im neurituell westlichen Sektor noch Ordensliturgien o. ä., die die alte Tageseinteilung zugrunde legen?

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Protasius
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Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Protasius »

Fragesteller hat geschrieben:Ein paar Nachfragen hierzu:
-Bezog sich die Tagsdauer von Vesper bis Vesper auch auf das Fasten und andere nichtliturgische Datierungsfragen?
Nein; ich habe zwar von Byzantinern gelesen, die ab dem Vorabend fasten, um sich so auf die Kommunion vorbereiten, aber das Fasten wurde in der lateinischen Kirche von Mitternacht zu Mitternacht gezählt (wenigstens in den letzten Jahrhunderten; für die frühe Kirche und das Mittelalter weiß ich nicht genug).
-Verstehe ich recht, dass diese Tagesdauer mit Ausnahme der Feste mit zwei Vespern und der 1955 geschaffenen Sonderfälle auch noch in der heutigen "außerordentlichen Form" gilt?
Nein. Die Sonderfälle, die 1955 entstanden sind (Simplexfeste ohne Vesper), sind entfallen (jetzt nur noch Kommemoration in den Laudes). Eine erste Vesper gibt es nur an Hochfesten, Herrenfesten, die auf einen Sonntag fallen, und Sonntagen.
-Verstehe ich recht, dass die Tage semiduplex aufwärts nach der zweiten Vesper vorbei sind und ie Zeit bis Mitternacht einschließlich Komplet in jedem Fall wieder zum Folgestag gehört, dass also die Liturgierefom diese Tage sozusagen "verlängert" hat (Mitternacht bis Mitternacht + Zeit ab der ersten Vesper)?
Nein, die Komplet gehört noch zum eigentlichen Festtag; falls kein gleich- oder höherrangiges Fest folgt - dann wäre die Vesper (und damit auch die Komplet) vom folgenden Fest (bzw. bei Gleichwertigkeit ab dem Kapitel der Vesper vom folgenden Fest, wenn man den Rubriken bis Pius XII. folgt) -, ist die Komplet vom selben Tag, das Antependium hätte also noch dieselbe Farbe. Für einen Byzantiner wäre der Tag dann wohl liturgisch vorbei, aber die Lateiner haben ja die zweite Vesper eingeführt.

Ein Simplexfest geht von der ersten Vesper bis zur Non. Ein Vigiltag geht von der Matutin bis zur Non. Ein Ferialtag geht von Matutin bis Komplet. Sonntage und Feste ab Semiduplex aufwärts gehen von der ersten Vesper bis zur Komplet am nächsten Tag. Wenn mehrere höhere Feste an direkt aufeinanderfolgenden Tagen sind, wird es etwas komplizierter und man kommemoriert das folgende Fest, oder feiert ab dem Kapitel die Vesper vom nächsten Tag oder feiert die Vesper ganz vom folgenden Tag und kommemoriert in den letzten beiden Fällen das vorangehende Fest; hängt halb davon ab, ob die Feste gleichrangig sind oder eines der beiden höherrangig ist (bei den höchsten Festen entfällt ggf. die Kommemoration). Die Prinzipien sind eigentlich recht einfach, aber wegen des mit der Zeit sehr voll gewordenen Heiligenkalenders wurde die Anwendung immer komplizierter. Rubricarum instructum war meines Erachtens gut gemeint, aber mit der Abweichung vom hergebrachten Tagesablauf der falsche Weg. (Genauso bin ich der Meinung, daß die Brevierreform unter Pius X. gut gemeint, aber mit der Abkehr vom traditionellen Psalter der falsche Weg war.)
-Gibt es im neurituell westlichen Sektor noch Ordensliturgien o. ä., die die alte Tageseinteilung zugrunde legen?
Das weiß ich nicht; ich meine gehört zu haben, daß der ambrosianische Ritus (wieder?) der alten Tageseinteilung folgt.
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Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Fragesteller »

Danke sehr! (Demnach ist dann aber der Tagesablauf von 0-24 nichts ganz Neues, sondern entspricht dem Standard des Ferialtags, den die Liturgiereform verallgemeinert hat. Oder verstehe ich wieder etwas falsch?)

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ad-fontes
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Re: Breviarium Romanum

Beitrag von ad-fontes »

Gibt es die alten Rubricae generales auch auf Deutsch?

Wenn in der Pontifkalvesper der Bischof mit Mitra sitzt, behält er sie bei der Inklination zum Gloria Patri auf (das Birett wird ja immer abgenommen)?
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Protasius
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Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Protasius »

ad-fontes hat geschrieben:Gibt es die alten Rubricae generales auch auf Deutsch?
Die 62er Rubricae generales gibt es auf Deutsch unter http://www.moskopf.net/datenflorian/Rub ... latio.html. Die älteren Generalrubriken habe ich auf Deutsch noch nicht gesehen.
Wenn in der Pontifkalvesper der Bischof mit Mitra sitzt, behält er sie bei der Inklination zum Gloria Patri auf (das Birett wird ja immer abgenommen)?
Ja, die bleibt auf. Grund ist vielleicht, daß der Bischof die Mitra nicht selbst absetzt; die Assistenten nehmen ja dann gerade selber ihr Birett ab.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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ad-fontes
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Re: Breviarium Romanum

Beitrag von ad-fontes »

Weiß jemand, was die alte Rangbezeichnung Festum trium lectionum inhaltlich bedeutete? Ein Simplexfest mit drei Lektionen oder wurden nur die Matutin vom Heiligen genommen (mit Com. in den übrigen Horen) oder besagt das, daß nur die dritte Lektion vom Heiligen war, alles übrige aus dem Psalterium/ferial?
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Protasius
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Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Protasius »

Ein festum trium lectionum ist ein Simplexfest. Die dritte Lesung in der Matutin war dann de festo, die scriptura occurrentia kam in die ersten beiden Lesungen (zweite und dritte verknüpft). Bis zur Brevierreform unter Pius X. waren dann Laudes und Horen de festo (also mit Sonntagspsalmen in der Laudes), die Vesper am Vorabend hatte die ferialen Psalmen, war aber ab dem Kapitel einschließlich de festo. Zweite Vesper haben Simplexfeste nicht.

Nach der Brevierreform Pius' X. hatten große wie kleine Horen die ferialen Psalmen (natürlich die erste Psalmreihe, nicht die Bußpsalmreihe, bei der die Laudes mit Ps. 50 anfangen).
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ad-fontes
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Re: Breviarium Romanum

Beitrag von ad-fontes »

Protasius hat geschrieben:Ein festum trium lectionum ist ein Simplexfest. Die dritte Lesung in der Matutin war dann de festo, die scriptura occurrentia kam in die ersten beiden Lesungen (zweite und dritte verknüpft). Bis zur Brevierreform unter Pius X. waren dann Laudes und Horen de festo (also mit Sonntagspsalmen in der Laudes), die Vesper am Vorabend hatte die ferialen Psalmen, war aber ab dem Kapitel einschließlich de festo. Zweite Vesper haben Simplexfeste nicht.

Nach der Brevierreform Pius' X. hatten große wie kleine Horen die ferialen Psalmen (natürlich die erste Psalmreihe, nicht die Bußpsalmreihe, bei der die Laudes mit Ps. 50 anfangen).
Noch im Dominikanderkalendarium aus den 1930er Jahren (kann Link zu dem pdf auf die Schnelle nicht finden) wird zwischen Tres Lectiones, Novem Lectiones, Simplex, Semiduplex, Duplex und Totum Duplex unterschieden.

Demnach sind Festa trium lectionum und Fest simplicia doch zwei verschiedene Paar Schuhe (in den spätma., vor allem O.P. und O.T. Kalendarien)!?

Was dies im Einzelnen bedeutet od zu den MR-Rangstufen gleichzustellen ist, habe ich leider bislang nocht nichts gefunden..
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Protasius
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Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Protasius »

Ich kann ja nicht ahnen, daß du im Breviarium Romanum-Strang Fragen zu Dominikaner- und Diözesanriten stellst. Für die Dominikaner kann ich das sogar nachgucken, aber das muß bis morgen warten.
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Protasius
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Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Protasius »

Das dominikanische Simplexfest entspricht einem römischen Semiduplexfest. Die dominikanischen festa trium lectionum entsprechen römischen Simplexfesten, haben jedoch nur 9 Psalmen in der Matutin statt 12 wie in der ferialen; in der Osterzeit sind es sogar nur drei Psalmen. Duplexfeste sind bei beiden ungefähr gleich und Totum Duplex entspricht einem Duplex I. vel II. classis. Das gilt zum mindesten so bis 1925, als die Reform des römischen Breviers durch Pius X. auch auf das dominikanischen Brevier angewandt wurde. Aus der Zeit habe ich dann keine Breviarien, in denen ich in die Rubriken schauen könnte.

Nachtrag: Ein dominikanisches Simplexfest hat zwar drei Nokturnen wie ein römisches Semiduplexfest und festive Laudes, aber nur eine Vesper, die wie bei einem römischen Simplexfest gefeiert wird.
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Siard
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Re: Breviarium Romanum

Beitrag von Siard »

Protasius hat geschrieben:
Wenn in der Pontifkalvesper der Bischof mit Mitra sitzt, behält er sie bei der Inklination zum Gloria Patri auf (das Birett wird ja immer abgenommen)?
Ja, die bleibt auf. Grund ist vielleicht, daß der Bischof die Mitra nicht selbst absetzt; die Assistenten nehmen ja dann gerade selber ihr Birett ab.
Ist schon länger her, aber trotzdem:
Soweit ich mich erinnere, ist eine Inklinatio im Sitzen grundsätzlich nicht vorgesehen – auch, wenn man es manchmal anders sieht.

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