Die Theologie von Joseph Ratzinger im Lichte der Tradition

Rund um den traditionellen römischen Ritus und die ihm verbundenen Gemeinschaften.
jakob
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Die Tradition aus der Sicht des Hl. Vaters

Beitrag von jakob »

Die Tradition, Grundlage und Richtschnur der Kirche

Sie ist "der große Fluss, der uns zum Hafen der Ewigkeit führt"

ROM, 26. April 2006 (ZENIT.org).- Benedikt XVI. nahm heute, Mittwoch, seine Katechesenreihe über die Beziehung zwischen Jesus Christus und seiner Kirche wieder auf. Er erklärte 50.000 Gläubigen aus aller Welt, die sich zur Generalaudienz auf dem Petersplatz versammelt hatten, was die Kirche unter "Tradition" versteht: die "Überlieferung der Heilsgüter, die aus der christlichen Gemeinde durch die Kraft des Heiligen Geistes eine kontinuierliche Aktualisierung der ursprünglichen Gemeinschaft macht".
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Liebe Brüder und Schwestern,

danke für eure Zuneigung! In der neuen, vor kurzem begonnenen Katechesenreihe versuchen wir, den ursprünglichen Entwurf der Kirche, die von Gott gewollt ist, zu verstehen, um so auch besser unseren Ort, unser christliches Leben in der großen Gemeinschaft der Kirche zu erfassen. Bis jetzt haben wir verstanden, dass die kirchliche Gemeinschaft vom Heiligen Geist hervorgebracht worden ist, von ihm gestützt und vom apostolischen Dienst behütet und gefördert wird. Und diese Gemeinschaft, die wir Kirche nennen, erstreckt sich nicht nur auf die Gläubigen eines gegebenen historischen Moments, sondern umfasst zugleich auch alle Zeiten und Generationen.

Wir haben also eine zweifache Universalität vor uns: eine "synchronische" Universalität – wir sind mit den Gläubigen in allen Teilen der Welt vereint – und auch eine so genannte "diachronische" Universalität, das heißt: Alle Zeiten gehören zu uns; auch die Gläubigen der Vergangenheit und die der Zukunft bilden mit uns eine einzige große Gemeinschaft.

Der Heilige Geist erscheint als Garant der aktiven Gegenwart dieses Geheimnisses in der Geschichte; als derjenige, der ihre Verwirklichung im Lauf der Jahrhunderte sicherstellt. Dank dem Paraclitus kann die Erfahrung des Auferstandenen, die die apostolische Gemeinde machte, als die Kirche geboren wurde, immer wieder neu von den folgenden Generationen erlebt werden, insofern sie im Glauben, im Gottesdienst und in der Gemeinschaft des Gottesvolkes, das in der Zeit pilgert, überliefert und aktualisiert wird. Und so erleben wir jetzt in der Osterzeit die Begegnung mit dem Auferstandenen nicht nur als etwas Vergangenes, sondern in der gegenwärtigen Gemeinschaft des Glaubens, der Liturgie, des Lebens der Kirche.

In dieser Überlieferung der Heilsgüter, die aus der christlichen Gemeinde durch die Kraft des Heiligen Geistes eine kontinuierliche Aktualisierung der ursprünglichen Gemeinschaft macht, besteht die apostolische Tradition der Kirche. Sie wird so genannt, weil sie aus dem Zeugnis der Apostel und der Gemeinde der Jünger zur Zeit der Ursprünge entstanden ist, weil sie unter der Leitung des Heiligen Geistes in den Schriften des Neuen Testaments und im sakramentalen Leben weitergegeben worden ist, und auch im Leben des Glaubens. Auf sie, auf diese Tradition, die die vollständige, allzeit aktuelle Wirklichkeit der Gabe Jesu ist, bezieht sich die Kirche ständig. Durch die ununterbrochene Sukzession des apostolischen Dienstes stellt sie ihre Grundlage und Richtschnur dar.

Jesus hat seine Sendung zu Lebzeiten noch auf das Haus Israel eingeschränkt. Er gab aber bereits zu verstehen, dass die Gabe nicht nur für das Volk Israel bestimmt war, sondern für die ganze Welt und alle Zeiten. Der Auferstandene vertraute dann ausdrücklich den Aposteln (vgl. Lk 6,13) die Aufgabe an, alle Nationen zu seinen Jüngern zu machen, und sicherte seine Gegenwart und seine Hilfe bis zum Ende der Zeiten zu (vgl. Mt 28,19f).

Der Universalismus des Heils erfordert des Weiteren, dass das Ostergedenken ohne historische Unterbrechung bis zur glorreichen Wiederkehr des Christus gefeiert wird (vgl. 1 Kor 11,26). Wer wird die Heil spendende Gegenwart des Herrn Jesus durch den Dienst der Apostel, die Häupter des eschatologischen Jerusalem (vgl. Mt 19,28), und durch das ganze Leben des Volkes des Neuen Bundes verwirklichen? Die Antwort ist klar: der Heilige Geist.

Die Apostelgeschichte zeigt– in Kontinuität mit dem Entwurf des Lukasevangeliums – auf lebendige Weise auf, wie der Heilige Geist die von Christus Berufenen und die Gemeinde, die von diesen zusammengeführt worden ist, durchdringt. Dank des Wirkens des Paraclitus können die Apostel und ihre Nachfolger die Sendung, die sie vom Auferstandenen erhalten haben, in der Zeit verwirklichen. "Ihr seid Zeugen dafür. Und ich werde die Gabe, die mein Vater verheißen hat, zu euch herab senden" (Lk 24,48f.). "Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde" (Apg 1,8). Und diese unglaubliche Verheißung zu Beginn verwirklichte sich bereits zu Lebzeiten der Apostel: "Zeugen dieser Ereignisse sind wir und der Heilige Geist, den Gott allen verliehen hat, die ihm gehorchen" (Apg 5,32).

Es ist also der Heilige Geist selbst, der vermittelst der Handauflegung und des Gebets der Apostel die neuen Missionare des Evangeliums weiht und entsendet (so zum Beispiel in Apg 13,3f. und 1 Tim 4,14).Während an einigen Stellen gesagt wird, dass Paulus die Presbyter in den Kirchen ernannte (vgl. Apg 14,23), wird an anderen Stellen bekräftigt, dass es der Heilige Geist ist, der die Hirten der Herde bestellt (vgl. Apg 20,28). Das Wirken des Heiligen Geistes und die Tätigkeit des Paulus ergeben sich so als völlig voneinander durchdrungen.

In der Stunde der feierlichen Entscheidungen im Leben der Kirche ist der Heilige Geist gegenwärtig, um sie zu führen. Diese leitende Anwesenheit des Heiligen Geistes ist besonders im Konzil von Jerusalem zu spüren, in dessen Schlussworten die Bekräftigung zu hören ist: "Denn der Heilige Geist und wir haben beschlossen…" (Apg 15,28). Die Kirche wächst und schreitet voran "in der Furcht vor dem Herrn und durch die Hilfe des Heiligen Geistes" (Apg 9,31). Diese andauernde Aktualisierung der tätigen Gegenwart des Herrn Jesus in seinem Volk wird vom Heiligen Geist gewirkt und kommt in der Kirche durch den apostolischen Dienst und die brüderliche Gemeinschaft zum Ausdruck; sie ist das, was im theologischen Sinn mit dem Begriff "Tradition" gemeint ist: Diese ist nicht die rein materielle Übermittlung dessen, was den Aposteln zu Beginn geschenkt worden war, sondern die wirksame Gegenwart des gekreuzigten und auferstandenen Herrn Jesus, der die von ihm gesammelte Gemeinde begleitet und im Heiligen Geist führt.

Die Tradition ist die Gemeinde, die sich im Lauf der Geschichte um die legitimen Hirten gesammelt hat – eine Gemeinschaft, die der Heilige Geist nährt. Und auf diese Weise stellt er die Verbindung zwischen der Erfahrung des apostolischen Glaubens, die in der ursprünglichen Gemeinde der Jünger gelebt wurde, mit der aktuellen Erfahrung Christi in seiner Kirche sicher. Mit anderen Worten: Die Tradition ist die organische Kontinuität der Kirche, heiliger Tempel von Gott Vater, errichtet auf dem Fundament der Apostel und zusammengehalten vom Schlussstein, Christus, durch das Leben spendende Wirken des Heiligen Geistes: "Ihr seid also jetzt nicht mehr Fremde ohne Bürgerrecht, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes. Ihr seid auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut; der Schlussstein ist Christus Jesus selbst. Durch ihn wird der ganze Bau zusammengehalten und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn. Durch ihn werdet auch ihr im Geist zu einer Wohnung Gottes erbaut" (Eph 2,19-22). Dank der Tradition, die durch den Dienst der Apostel und ihrer Nachfolger gewährleistet ist, erreichen das Wasser des Lebens, das aus der Seite Christi fließt, und sein heilendes Blut die Frauen und Männer aller Zeiten. So ist die Tradition die andauernde Gegenwart des Heilands, der kommt, um uns zu begegnen, um uns im Heiligen Geist durch den Dienst seiner Kirche zur Ehre des Vaters zu erlösen und zu heiligen.

Zusammenfassend können wir zum Abschluss sagen: Die Tradition besteht nicht in der Weitergabe von Dingen oder Worten, in der Überlieferung von einer Ansammlung toter Dinge. Die Tradition ist der lebendige Fluss, der uns mit den Ursprüngen verbindet, jener lebendige Fluss, in dem die Ursprünge immer gegenwärtig sind: der große Fluss, der uns zum Hafen der Ewigkeit führt. Und weil das so ist, verwirklicht sich in diesem lebendigen Fluss immer neu das Wort des Herrn, das wir am Anfang gehört haben: "Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt" (Mt 28,20).
Quelle

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Das kann sich jeder das herauslesen, was er möchte. Ich mag solche Texte nicht.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

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ottaviani
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Beitrag von ottaviani »

Es ist ja das bemühen der nachkonziliaren päpste sich nicht festzulegen um nach möglichkeit jedem recht zu geben

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

ottaviani hat geschrieben:Es ist ja das bemühen der nachkonziliaren päpste sich nicht festzulegen um nach möglichkeit jedem recht zu geben
Das ist auch eine Form von Lüge.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Ewald Mrnka hat geschrieben:
ottaviani hat geschrieben:Es ist ja das bemühen der nachkonziliaren päpste sich nicht festzulegen um nach möglichkeit jedem recht zu geben
Das ist auch eine Form von Lüge.
Oder gute Alte Tradition. Ich erinnere nur an Sixtus II. und Cyprian, während Staphanus I. hart blieb dultete Sixtus "diplomatisch". Dieses verhalten ist nicht ein Nachkonziliares Phänomen, sondern überhaupt ein politisches.

LG
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ottaviani
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Beitrag von ottaviani »

Nur seit dem Konzil ist es nicht eine Verhaltensweise der Päpste sonder DIE Verhaltensweise der Päpste

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

ottaviani hat geschrieben:Nur seit dem Konzil ist es nicht eine Verhaltensweise der Päpste sonder DIE Verhaltensweise der Päpste
Opportunisten, die sich immer ein hermeneutisch-dialektisches Hintertürchen offenlassen. Von wegen "Ja, ja, nein, nein...."

"Aber wie der Herr, so das Gescherr": Die Eminenz Lehmann ist ja auch so ein gelungenes Musterexemplar von Vieldeutigkeit.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
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overkott
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Beitrag von overkott »

FioreGraz hat geschrieben:
Ewald Mrnka hat geschrieben:
ottaviani hat geschrieben:Es ist ja das bemühen der nachkonziliaren päpste sich nicht festzulegen um nach möglichkeit jedem recht zu geben
Das ist auch eine Form von Lüge.
Oder gute Alte Tradition. Ich erinnere nur an Sixtus II. und Cyprian, während Staphanus I. hart blieb dultete Sixtus "diplomatisch". Dieses verhalten ist nicht ein Nachkonziliares Phänomen, sondern überhaupt ein politisches.

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Gamaliel
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Die Theologie von Joseph Ratzinger im Lichte der Tradition

Beitrag von Gamaliel »

Das Thema wurde aus viewtopic.php?f=2&t=9757 abgetrennt.
Holzi (Mod.)
Leseempfehlung

Bishop Bernard Tissier de Mallerais'

"Faith Imperiled by Reason: Benedict XVI's Hermeneutics"


http://www.truerestoration.blogspot.com ... erais.html

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Sempre
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Re: FSSPX & Rom: Auf dem Weg zur Einheit?

Beitrag von Sempre »

Da bin ich gerade dabei ...
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

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Marion
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Re: FSSPX & Rom: Auf dem Weg zur Einheit?

Beitrag von Marion »

Gamaliel hat geschrieben:
Leseempfehlung

Bishop Bernard Tissier de Mallerais'

"Faith Imperiled by Reason: Benedict XVI's Hermeneutics"


http://www.truerestoration.blogspot.com ... erais.html
Himmel, das ist ja richtig gruselig!

Hab aber erst ein Viertel durch.
Gibt es das zwischenzeitlich irgendwo auf Deutsch oder ne Zusammenfassung, oder Kommentare dazu?
Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat

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Gamaliel
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Re: FSSPX & Rom: Auf dem Weg zur Einheit?

Beitrag von Gamaliel »

@Marion

Da wirst Du Dich durchkämpfen müssen :cowboy:

Auf eine deutsche Übersetzung würde ich nicht warten, daß dauert erfahrungsgemäß Jahre, wenn überhaupt eine angefertigt wird.
Die englischsprachige Aufmachung ist in der Onlineversion schlicht eine Katastrophe, was die Lesbarkeit betrifft. Da sind jedoch schon entsprechende Hinweise an Stephen Heiner ergangen und ich glaube, er ist um eine Verbesserung bemüht. Dennoch rechtfertigt es der wichtige Inhalt, sich über diese Hürden hinwegzukämpfen.

Von Kommentaren weiß ich nichts. Wenn, dann gibt es die bestenfalls auf Französisch. (Die Ausführungen von Msgr. Tissier de Mallerais scheinen mir jedoch so deutlich, daß man dazu keinen Kommentar benötigt.)

Vielleicht lohnt es sich ja hier mal einen eigenen Thread zum Thema zu eröffen, wo dann das eine oder andere auf Deutsch besprochen werden könnte!?

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ottaviani
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Re: FSSPX & Rom: Auf dem Weg zur Einheit?

Beitrag von ottaviani »

aber warum gruselig?

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Marion
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Re: FSSPX & Rom: Auf dem Weg zur Einheit?

Beitrag von Marion »

Gamaliel hat geschrieben:@Marion

Da wirst Du Dich durchkämpfen müssen :cowboy:

......

Vielleicht lohnt es sich ja hier mal einen eigenen Thread zum Thema zu eröffen, wo dann das eine oder andere auf Deutsch besprochen werden könnte!?
Ja mach mal :)
Da sind einige Punkte erklärt die hier schon versucht wurden zu erklären - allerdings fast nur mit Spekulationen
Und roger, ja, ich kämpf weiter ;D
ottaviani hat geschrieben:aber warum gruselig?
Ich hatte die Hoffnung, daß alles nur ein "kleineres" Missverständnis ist. Also etwas wieder auf die schnelle geraderückbares ist. Der Boden auf dem die Irttümer gesäht sind und wachsen und weiterwachsen ist aber ganz schön dicke :erschrocken:
Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat

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ottaviani
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Re: FSSPX & Rom: Auf dem Weg zur Einheit?

Beitrag von ottaviani »

das ist mir schon lange klar die Fäulnis geht bis zur wurzel

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Robert Ketelhohn
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Re: FSSPX & Rom: Auf dem Weg zur Einheit?

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Bleibt mal auf dem Teppich und belegt derartige Vorwürfe, wenn schon,
dann bitte mit Fakten. (Ich vermute eher, daß bei Tissier einiges faul ist im
Staate Hirnundmark.)
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Sempre
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Re: FSSPX & Rom: Auf dem Weg zur Einheit?

Beitrag von Sempre »

Tissier schreibt über den Spagat Ratzingers: ein Bein in der Kirche, das andere in Welt. A.D. 2000 hat Ratzinger in der FAZ knapp formuliert, was sein zentrales Ansinnen ist: "[wir brauchen eine] Ethik des Universalen Friedens, der praktischen Nächstenliebe und der nötigen Überwindung des Eigenen" (teilhard.de). Als gälte es, die Welt und die Religionen, inklusive Christentum, zu befrieden. Als sei der christliche Auftrag nicht der, die frohe Botschaft zu verkünden, sondern Mittel und Wege zu finden, "Universalen Frieden" zu konstruieren. Ratzinger interessiert sich dafür, dass -so wie die Kirche im Vaticanum II- auch der Islam sich der Frischzellenkur mit dem Produktnamen Aufklärung unterzieht. *

Benedikts "Hermeneutik der Kontinuität" basiert auf der Idee, dass "Dogmen eine praktische und moralische Bedeutung haben, die unsere religiösen Bedürfnisse beantwortet, während ihre intellektuelle Bedeutung sekundär und untergeordnet ist". *

Dabei bleibt der wahre Glaube der Apostel auf der Strecke. Tissier beleuchtet die philosophischen Ideen hinter dem Ansinnen Benedikts.

Gruß
Sempre

(*) Bishop Bernard Tissier de Mallerais: Faith Imperiled by Reason, Benedict XVI’s Hermeneutics
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

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Berolinensis
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Re: FSSPX & Rom: Auf dem Weg zur Einheit?

Beitrag von Berolinensis »

Diese Aussagen finde ich enttäuschend. Wer Ratzingers Bücher gelesen hat, kann nicht ernsthaft zu dem Ergebnis kommen, daß dies seine Auffassung ist. Ein paar Interviewfetzen zurechtzuzimmern (eindeutige Aussagen in der unterstellten Richtung enthalten diese nicht), genügt dafür nicht. Ich habe den Eindruck einer Haltung des a priori-Mißtrauens. Das ist gegenüber dem Vicarius Christi gänzlich unangebracht.

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Niels
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Re: FSSPX & Rom: Auf dem Weg zur Einheit?

Beitrag von Niels »

So sehe ich das auch. :ja:
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Sempre
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Re: FSSPX & Rom: Auf dem Weg zur Einheit?

Beitrag von Sempre »

Berolinensis hat geschrieben:Diese Aussagen finde ich enttäuschend. Wer Ratzingers Bücher gelesen hat, kann nicht ernsthaft zu dem Ergebnis kommen, daß dies seine Auffassung ist. Ein paar Interviewfetzen zurechtzuzimmern (eindeutige Aussagen in der unterstellten Richtung enthalten diese nicht), genügt dafür nicht. Ich habe den Eindruck einer Haltung des a priori-Mißtrauens. Das ist gegenüber dem Vicarius Christi gänzlich unangebracht.
Und Roß und Reiter? Meinst Du mich oder sonstwen hier oder Tissier? Von welchen Interviewfetzen ist die Rede?

Gruß
Sempre
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iustus
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Re: FSSPX & Rom: Auf dem Weg zur Einheit?

Beitrag von iustus »

Mit dem Frieden ist nichts verloren, aber durch den Krieg kann alles verloren gehen
So Papst Pius XII. in einer Radioansprache am 24. August 1939 - als gälte es, die Welt und die Religionen, inklusive Christentum, zu befrieden. Als sei der christliche Auftrag nicht der, die frohe Botschaft zu verkünden, sondern Mittel und Wege zu finden, "Universalen Frieden" zu konstruieren.

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Gamaliel
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Re: FSSPX & Rom: Auf dem Weg zur Einheit?

Beitrag von Gamaliel »

Jemand, der mit dieser Ansprache nicht vertraut ist, kann mit einem einzigen Satz daraus nicht wirklich etwas anfangen. Du müßtest schon schildern um was es grundsätzlich in der Ansprache geht und in welchem näheren Kontext diese Aussage getätigt wurde.

In welchem Zusammenhang steht das mit der FSSPX und Rom?

iustus
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Re: FSSPX & Rom: Auf dem Weg zur Einheit?

Beitrag von iustus »

Da hast völlig recht! Vergleiche meinen mit Sempres Beitrag Sa, 22.50 Uhr ...

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Gamaliel
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Re: FSSPX & Rom: Auf dem Weg zur Einheit?

Beitrag von Gamaliel »

Also ich sehe, daß sich Pius XII. angesichts einer weltpolitisch sehr ernsten Situation in einem Apell an (gottlose) Politiker wendet, während Kardinal Ratzinger über die Rolle des Christentums (also auch den Auftrag des Katholizismus) nachdenkt. Gemäß diesem ganz unterschiedlichen Kontext, kann ich insofern an Sempre´s Ausführungen nichts Ungelegenes finden und sehe auch nicht recht, wo die Parallele zwischen den Zitaten sein soll (von einigen gleichen Vokabeln abgesehen).

Die Bemerkung, daß Kardinal Ratzinger dem Christentum/den Christen/den Katholiken nicht mehr zumutet, halte ich also für berechtigt.

iustus
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Re: FSSPX & Rom: Auf dem Weg zur Einheit?

Beitrag von iustus »

Gamaliel hat geschrieben:
Die Bemerkung, daß Kardinal Ratzinger dem Christentum/den Christen/den Katholiken nicht mehr zumutet, halte ich also für berechtigt.
Kardinal Ratzinger sagt in der zitierten Passage doch überhaupt nicht, dass dies alles sei, was er dem Christentum/den Christen/ den Katholiken zumutet. Deshalb ist die Bemerkung keineswegs berechtigt.

iustus
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Re: FSSPX & Rom: Auf dem Weg zur Einheit?

Beitrag von iustus »

Sempre hat geschrieben:Tissier schreibt über den Spagat Ratzingers: ein Bein in der Kirche, das andere in Welt. A.D. 2000 hat Ratzinger in der FAZ knapp formuliert, was sein zentrales Ansinnen ist: "[wir brauchen eine] Ethik des Universalen Friedens, der praktischen Nächstenliebe und der nötigen Überwindung des Eigenen" (teilhard.de).
Wo auf teilhard.de findet man denn dieses Zitat, insbesondere die Aussage Kard. Ratzingers, dass dies sein "zentrales Anliegen" sei?

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Gamaliel
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Re: FSSPX & Rom: Auf dem Weg zur Einheit?

Beitrag von Gamaliel »

iustus hat geschrieben:
Gamaliel hat geschrieben:Die Bemerkung, daß Kardinal Ratzinger dem Christentum/den Christen/den Katholiken nicht mehr zumutet, halte ich also für berechtigt.
Kardinal Ratzinger sagt in der zitierten Passage doch überhaupt nicht, dass dies alles sei, was er dem Christentum/den Christen/ den Katholiken zumutet. Deshalb ist die Bemerkung keineswegs berechtigt.
Da siehst Du wie wichtig der Gesamtkontext einer Aussage ist, in diesem Fall das Interview in der FAZ. ;)
iustus hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:Tissier schreibt über den Spagat Ratzingers: ein Bein in der Kirche, das andere in Welt. A.D. 2000 hat Ratzinger in der FAZ knapp formuliert, was sein zentrales Ansinnen ist: "[wir brauchen eine] Ethik des Universalen Friedens, der praktischen Nächstenliebe und der nötigen Überwindung des Eigenen" (teilhard.de).
Wo auf teilhard.de findet man denn dieses Zitat, insbesondere die Aussage Kard. Ratzingers, dass dies sein "zentrales Anliegen" sei?
Wenn Du z.B. mit der Suchfunktion des Browsers nach "Nächstenliebe" suchst, bist Du ratz-fatz an Ort und Stelle.

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Re: FSSPX & Rom: Auf dem Weg zur Einheit?

Beitrag von iustus »

Gamaliel hat geschrieben:
iustus hat geschrieben:
Gamaliel hat geschrieben:Die Bemerkung, daß Kardinal Ratzinger dem Christentum/den Christen/den Katholiken nicht mehr zumutet, halte ich also für berechtigt.
Kardinal Ratzinger sagt in der zitierten Passage doch überhaupt nicht, dass dies alles sei, was er dem Christentum/den Christen/ den Katholiken zumutet. Deshalb ist die Bemerkung keineswegs berechtigt.
Da siehst Du wie wichtig der Gesamtkontext einer Aussage ist, in diesem Fall das Interview in der FAZ. ;)
Da sind wir uns doch einig. Darauf wollte ich mit dem Pius-Zitat hinaus.

iustus
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Re: FSSPX & Rom: Auf dem Weg zur Einheit?

Beitrag von iustus »

Gamaliel hat geschrieben: Wenn Du z.B. mit der Suchfunktion des Browsers nach "Nächstenliebe" suchst, bist Du ratz-fatz an Ort und Stelle.
Klappt bei mir nicht. :achselzuck: Hatte ich schon versucht.

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Gamaliel
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Re: FSSPX & Rom: Auf dem Weg zur Einheit?

Beitrag von Gamaliel »

iustus hat geschrieben:Da sind wir uns doch einig. Darauf wollte ich mit dem Pius-Zitat hinaus.
In Ordnung, dann habe ich das falsch verstanden. Ich dachte, Du wolltest aufzeigen, daß Pius XII. auch nichts anderes sagt, als Kardinal Ratzinger.

iustus
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Re: FSSPX & Rom: Auf dem Weg zur Einheit?

Beitrag von iustus »

Gamaliel hat geschrieben:
iustus hat geschrieben:Da sind wir uns doch einig. Darauf wollte ich mit dem Pius-Zitat hinaus.
In Ordnung, dann habe ich das falsch verstanden. Ich dachte, Du wolltest aufzeigen, daß Pius XII. auch nichts anderes sagt, als Kardinal Ratzinger.
Ich behaupte nicht, dass er dasselbe sagt. Aber seine Aussage ist genauso anfällig für Missverständnisse. Wenn ich Euch recht verstehe, findet Ihr es doch bedenklich, den universalen Frieden als "das zentrale Anliegen" zu formulieren und damit Wichtigeres zu vernachlässigen? Falls Kard. Ratzinger dies tatsächlich so gesagt hätte, würde ich Euch zustimmen. Aber vielleicht ist es nur ein unbegründeter Vorwurf Tissiers. Er unterstellt Kard. Ratzinger der "universale Frieden" sei "dessen zentrales Anliegen". Ich glaube das nicht und finde es auch nicht auf der angegebenen Seite.

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Gamaliel
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Re: FSSPX & Rom: Auf dem Weg zur Einheit?

Beitrag von Gamaliel »

iustus hat geschrieben:[...]Aber vielleicht ist es nur ein unbegründeter Vorwurf Tissiers. Er unterstellt Kard. Ratzinger der "universale Frieden" sei "dessen zentrales Anliegen". Ich glaube das nicht und finde es auch nicht auf der angegebenen Seite.
Du mußt schon genau lesen, was Sempre geschrieben hat:
Sempre hat geschrieben:Tissier schreibt über den Spagat Ratzingers: ein Bein in der Kirche, das andere in Welt.

A.D. 2000 hat Ratzinger in der FAZ knapp formuliert, was sein zentrales Ansinnen ist: "[wir brauchen eine] Ethik des Universalen Friedens, der praktischen Nächstenliebe und der nötigen Überwindung des Eigenen" (teilhard.de).

[...]

Tissier beleuchtet die philosophischen Ideen hinter dem Ansinnen Benedikts.

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