Die Theologie von Joseph Ratzinger im Lichte der Tradition

Rund um den traditionellen römischen Ritus und die ihm verbundenen Gemeinschaften.
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Bernado
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Re: Die Theologie von Joseph Ratzinger im Lichte der Tradition

Beitrag von Bernado »

Raphael hat geschrieben:Meines Wissens ist der vetus ordo niemals verboten worden - auch nicht durch die Einführung des novus ordo - und insofern ist das angeführte Zitat aus den Lebenserinnerungen des Papstes ungenau.
Er ist niemals formell und explizit "verboten" worden. Allerdings wurde "von der höchsten Autorität" ganz klar gesagt, daß das neue Missale das alte (zu dem kein Bruch bestehen solle) "ablösen" soll und daß die wenigen Priester, die aus Alters- oder Krankheitsgründen weiterhin nach den alten Büchern zelebrieren wollten, dafür eine Erlaubnis ihres Bischofs benötigten.

Für alle praktischen Zwecke war das ein Verbot. Als solches war es auch gemeint, und als solches wurde es aufgenommen und umgesetzt. Aber: Das alles bewegte sich (schlimm genug) nur im Rahmen des "disziplinarischen". Das alte Missale wurde nicht etwa deshalb praktisch "verboten", weil es eine "übewundene und als falsch erkannte Lehre" enthalten hätte - daß es das nicht geben kann, war damals noch allen klar. Es wurde verbindlich außer Gebrauch gesetzt, weil die höchste Autorität das so angeordnet hatte.

Erst das "Lehramt der Theologen" insbesondere aber bei weitem nicht nur in Deutschland und Nordamerika hat daraus in Vertiefung des sinnlich schon deutlich genug wahrnehmen Bruches auch einen theologischen Bruch konstruiert. Natürlich nicht aus heiterem Himmel. Schon das Consilium für die Liturgiereform empfand Opfertheologie und Ekklesiologie des Canon Romanus als so überholt, daß sie ihn nicht ins neue Missale aufnehmen wollten.

Zum Zweiten:
Angenommen, die Einführung des novus ordo würde als ein Bruch anzusehen sein, dann wäre dies "nur" ein Bruch in der Liturgiegeschichte, nicht aber in der Lehrtradition der katholischen Kirche insgesamt.
Aus dem oben gesagten ist zu ersehen, daß man das so nicht auseinandernehmen kann: Lex orandi - lex legendi. Und man sieht es ja auch in der Praxis: Dadurch, daß die Reformer die äußere Form der Liturgie in der Praxis vielfach völlig gegen die Tradition gestellt haben, ist es ihnen gelungen, auch das, was von der Lehre der Kirche bei den Menschen ankommt, tiefgreifend zu verändern.

Die Lehre selbst ist davon, wie man am KKK in einer vernünftigen Übersetzung sehen kann, nicht wirklich betroffen.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

iustus
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Re: Die Theologie von Joseph Ratzinger im Lichte der Tradition

Beitrag von iustus »

Bernado hat geschrieben:Die Lehre selbst ist davon, wie man am KKK in einer vernünftigen Übersetzung sehen kann, nicht wirklich betroffen.
Ja, ja. Die Glaubenslehre und die Glaubenspraxis. Vgl. dazu http://www.summorum-pontificum.de/meinu ... bach.shtml:
Martin Mosebach hat geschrieben:Man könnte mir entgegenhalten, daß ich übertreibe; man könnte mir nun vorhalten, daß trotz aller Verwüstung des Kultes die Lehre der Kirche über das Opfermysterium unangetastet sei. Schon Papst Paul VI., der Reformator selbst, habe den sakralen Opfercharakter der Heiligen Messe erneut bestätigt; sein Nachfolger Papst Johannes Paul II. habe das gleiche getan und der neue Katechismus enthalte die unverkürzte Lehre über die Liturgie, wie sie der Tradition der Kirche entspreche. Das ist richtig; was das oberste Lehramt über die Heilige Messe sagt, ist altes katholisches Glaubensgut. Daß der Katechismus erscheinen konnte, daß er trotz der zahllosen Kompromisse in der Formulierung, trotz wolkiger Lyrismen, die sich über die neuralgischen Punkte schieben, eine Sammlung überlieferter katholischer Glaubenslehre geworden ist, kann man in unserer Zeit geradezu als ein Wunder ansehen. Man muß sich etwas weniger schämen, Katholik zu sein, seitdem diese Sammlung erschienen ist.

Aber was bedeutet sie für den Alltag und den Festtag unserer Kirche?

Zar Nikolaus I. der strenge Zensurvorschriften einführte, nahm Bücher, die über tausend Seiten lang seien, von der Zensurpflicht ausdrücklich aus: solche Werke würden ohnehin von niemandem gelesen. Ich möchte aber gar nicht auf die unbestreitbare Tatsache hinaus, daß der neue Katechismus ein Werk ist, das in unseren Priesterseminaren allenfalls zu Zwecken der Belustigung einmal durchgeschaut wird. Ich bin kein Theologe und kein Kanonist; ich muß als Schriftsteller die Welt aus einem anderen Winkel betrachten. Wenn ich wissen möchte, was einer glaubt, dann hilft es mir nicht, in seiner Vereinssatzung, verzeihen Sie den Ausdruck, nachzuschauen. Ich muß mir den Menschen ansehen, seine Gebärden, seine Blicke, seine unbeobachteten Momente. Erlauben Sie mir bitte, Ihnen dazu ein Beispiel zu nennen: (...)

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Bernado
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Re: Die Theologie von Joseph Ratzinger im Lichte der Tradition

Beitrag von Bernado »

iustus hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben:Die Lehre selbst ist davon, wie man am KKK in einer vernünftigen Übersetzung sehen kann, nicht wirklich betroffen.
Ja, ja. Die Glaubenslehre und die Glaubenspraxis. Vgl. dazu http://www.summorum-pontificum.de/meinu ... bach.shtml:
Aber genau das sage ich doch auch. Und trotzdem bleibt es nicht nur tröstlich, sondern unendlich wichtig, daß der Glaubenskern erhalten bleibt - auch wenn viele ihn nicht mehr annehmen. Non praevalebunt!

Ich sage doch auch nicht, daß Vatikan II und das, was sich daran anschloss, den Weg gewiesen habe, wie der Glaube in der modernen Gesellschaft zu erhalten und zu verbreiten sei. Aber ich stelle fest, daß die Kirche diesen Glauben auch nicht aufgegeben hat.
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Gamaliel
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Re: Die Theologie von Joseph Ratzinger im Lichte der Tradition

Beitrag von Gamaliel »

Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, wie sich erwachsene Menschen in kindlicher Naivität auf die traditionellen Brosamen stürzen, die ihnen die Modernisten hingeworfen haben. Während am gleichen Buffet ein stattliches Angebot modernistischer Irrlehren präsentiert wird, freuen sie sich über ein paar traditionelle Speisereste und loben die für das gesamte Buffet Verantwortlichen unablässig für ihre traditionelle Kochkunst.

Diese mit „Speck fängt man Mäuse“-Taktik ist freilich schon am letzten Konzil erfolgreich praktiziert worden und es fehlt bis heute nicht an Halbkonservativen, die ihr immer noch auf den Leim gehen.

Deshalb ist es auch heutzutage überaus wichtig, im Geiste von Pius X. den Modernisten „vor der ganzen Kirche klar und deutlich die Maske herunterzureißen“. Die Priesterbruderschaft St. Pius X. leistet hier wertvolle Dienste.

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Bernado
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Re: Die Theologie von Joseph Ratzinger im Lichte der Tradition

Beitrag von Bernado »

Gamaliel hat geschrieben:Deshalb ist es auch heutzutage überaus wichtig, im Geiste von Pius X. den Modernisten „vor der ganzen Kirche klar und deutlich die Maske herunterzureißen“. Die Priesterbruderschaft St. Pius X. leistet hier wertvolle Dienste.
Au fein.

Zu meinen Studentenzeiten war es auch unser Höchstes, dem bourgeoisen Klassenfeind die Maske vom Gesicht zu reißen. Mann, haben die (die Klassenfeinde) gelacht.

Mir wird imer deutlicher, daß die selbsternannten Hüter der Tradition in einer Zeitschleife zwischen 1860 und 1960 gefangen sind. Immerhin ein paar Jährchen länger als ihre Gegenstücke, die sich mit den Jahren 1950 - 1980 begnügen müssen.

Und täglich grüßt das Murmeltier.
Zuletzt geändert von Bernado am Sonntag 7. August 2011, 00:36, insgesamt 1-mal geändert.
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iustus
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Re: Die Theologie von Joseph Ratzinger im Lichte der Tradition

Beitrag von iustus »

Gamaliel hat geschrieben:Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, wie sich erwachsene Menschen in kindlicher Naivität auf die traditionellen Brosamen stürzen, die ihnen die Modernisten hingeworfen haben. Während am gleichen Buffet ein stattliches Angebot modernistischer Irrlehren präsentiert wird, freuen sie sich über ein paar traditionelle Speisereste und loben die für das gesamte Buffet Verantwortlichen unablässig für ihre traditionelle Kochkunst.
Das liegt daran, dass diese Erwachsenen Menschen Wert darauf legen, in dem Haus zu speisen, dass von Christus selbst erbaut wurde - und nicht in einem kleinen Anbau, in denen es zwar ausschließlich die traditionellen Gerichte gibt, die von den dortigen Gastgebern nach den alten Rezepten gekocht werden, wo aber die Gastgeber nicht mehr auf den Stellvertreter Christi hören.

iustus
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Re: Die Theologie von Joseph Ratzinger im Lichte der Tradition

Beitrag von iustus »

Gamaliel hat geschrieben:Während am gleichen Buffet ein stattliches Angebot modernistischer Irrlehren präsentiert wird,
Hier stellt sich mir - ganz im Sinne des Threadthemas - die Frage, ob Du der Ansicht bist, dass der "Küchenchef", der Heilige Vater, diese modernistischen Irrlehren präsentiert, oder Kellner.

iustus
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Re: Die Theologie von Joseph Ratzinger im Lichte der Tradition

Beitrag von iustus »

Bernado hat geschrieben:
Ich sage doch auch nicht, daß Vatikan II und das, was sich daran anschloss, den Weg gewiesen habe, wie der Glaube in der modernen Gesellschaft zu erhalten und zu verbreiten sei. Aber ich stelle fest, daß die Kirche diesen Glauben auch nicht aufgegeben hat.
Ich wollte Dir in keiner Weise widersprechen, sondern bekräftigen, dass die Lehre stimmt und dass das, was daraus gemacht wird, in dieser Lehre keine Stütze findet.

Ralf

Re: Die Theologie von Joseph Ratzinger im Lichte der Tradition

Beitrag von Ralf »

Sempre hat geschrieben:Die Tradition ist bereits ausgelegt, nämlich durch das zuständige Lehramt.
Traditionsauslegung ist nie abgeschlossen, Tradition wächst immer (wie der Name schon sagt).

Und: wer ist denn aktuell zuständig?

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Bernado
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Re: Die Theologie von Joseph Ratzinger im Lichte der Tradition

Beitrag von Bernado »

Ralf hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:Die Tradition ist bereits ausgelegt, nämlich durch das zuständige Lehramt.
Traditionsauslegung ist nie abgeschlossen, Tradition wächst immer (wie der Name schon sagt).

Und: wer ist denn aktuell zuständig?
Gute Frage - und ich muß wahrscheinlich nicht Dir antworten, wenn ich sage: Das aktuell vonGott gegebene Lehramt - mit allen Schwächen und Fehlern, die Menschen als seine Träger nun mal haben.

Es wäre übrigens höchst interessant, einmal eine Kirchengeschichte der Konzilien unzter dem Aspekt zu schreiben, wie spätere Konzilien im Lauf der Zeit frühere korrigiert haben. Nicht in Gegensatz und Bruch, aber eben in Weiterentwicklung und Berücksichtigung geänderter Rahmenbedingungen. Ansatzpunkte dazu finden sich in dem (bedingt) empfehlenswerten Werk von Geoffrey Hull: "The banished Heart", das letztes Jahr in zweiter und wesentlich erweiterter Auflage erschienen ist.
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Sempre
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Re: Die Theologie von Joseph Ratzinger im Lichte der Tradition

Beitrag von Sempre »

Ralf hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:Die Tradition ist bereits ausgelegt, nämlich durch das zuständige Lehramt.
Traditionsauslegung ist nie abgeschlossen, Tradition wächst immer (wie der Name schon sagt).
Das ändert nichts daran, dass die Tradition, soweit sie bereits verbindlich ausgelegt ist, bereits verbindlich ausgelegt ist. Das jeweils aktuelle Lehramt ist an verbindliche Lehren gebunden.

Der aktuelle Zustand, in dem ein Konzil einem verbindlichen Syllabus einen weniger verbindlichen Antisyllabus entgegensetzt hat, ist katastrophal. Kaum war das geschehen, begann die rapide und systematische Zerstörung der Kirche. Das Vertrauen in das Lehramt der Kirche ist fast komplett verschwunden. Und bis heute haben die Päpste diesen extrem destruktiven Zustand nicht beendet.

Ralf hat geschrieben:Und: wer ist denn aktuell zuständig?
Der Papst in Rom behauptet die Existenz einer korrekten Auslegung der Konzilstexte. Schlimm, dass die überhaupt einer Auslegung bedürfen. Normalerweise sollten sie Auslegung sein und nicht Auslegung erheischen. Der regierende Papst ist zuständig. Nicht aber für die Behauptung der Existenz einer korrekten Auslegung der Konzilstexte, sondern für die Vorlage einer solchen - soweit tatsächlich existent.

Gruß
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Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

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Gamaliel
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Re: Die Theologie von Joseph Ratzinger im Lichte der Tradition

Beitrag von Gamaliel »

Bernado hat geschrieben:Mir wird imer deutlicher, daß die selbsternannten Hüter der Tradition in einer Zeitschleife zwischen 1860 und 1960 gefangen sind.
Es wird Dir vermutlich nicht unbekannt sein, daß eine solche Sichtweise (die Jahreszahlen müßte man halt etwas anpassen) auch von den Modernisten vor 100 Jahren gepflegt wurde. Der damalige Papst hat eine solche Sichtweise (und auch die Folgerungen, die gewisse Herrschaften dann daraus in ihrem zeitgeistigen Anpassungsdrang gezogen haben) mit ziemlich deutlichen Worten zurückgewiesen.

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Sempre
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Re: Die Theologie von Joseph Ratzinger im Lichte der Tradition

Beitrag von Sempre »

Ralf hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:Die Tradition ist bereits ausgelegt, nämlich durch das zuständige Lehramt.
Traditionsauslegung ist nie abgeschlossen, Tradition wächst immer (wie der Name schon sagt).

Und: wer ist denn aktuell zuständig?
Wetzer und Welte’s Kirchenlexikon hat geschrieben:Allein ein nicht minder verhängnißvoller Mißgriff wäre es, wollte man die Tradition mit dem lebendigen Lehramt geradezu identificiren und ersterer ihre Selbständigkeit gegenüber letzterem rauben; denn über den ihr übergebenen Traditionsschatz kann die lehrende Kirche ebenso wenig frei und souverän schalten und walten, wie über die ebenfalls ihrer Obhut anvertraute heilige Schrift. Das Lehramt ist eben an die objectiv gegebene, in Schrift und Tradition verkörperte Glaubenshinterlage auf Schritt und Tritt gebunden und kann keine Glaubensentscheidung treffen, die nicht durch den Inhalt des Depositums vollständig verbürgt ist, wie noch jüngst das Vaticanum gelegentlich der Definition der päpstlichen Unfehlbarkeit nachdrücklich hervorgehoben hat (vgl. Vatican. Sess. IV, Const. de eccles. cap. 4, bei Denzinger n. 1679).
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Juergen
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Re: Die Theologie von Joseph Ratzinger im Lichte der Tradition

Beitrag von Juergen »

Wenn die Tradition genauso aufgeschrieben und lesbar wäre wie die Schrift, wäre die Tradition auch Schrift und nicht mehr Tradition. :pfeif:


Und wo wir schon bei Tradition sind...
Bezüglich des hin und wieder zu hörenden Vorwurfs, daß das Konzil angeblich keine dogmatischen Beschlüsse gefasst habe: das hat auch Tradition.
Gruß Jürgen

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Ralf

Re: Die Theologie von Joseph Ratzinger im Lichte der Tradition

Beitrag von Ralf »

Sempre hat geschrieben:
Ralf hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:Die Tradition ist bereits ausgelegt, nämlich durch das zuständige Lehramt.
Traditionsauslegung ist nie abgeschlossen, Tradition wächst immer (wie der Name schon sagt).
Das ändert nichts daran, dass die Tradition, soweit sie bereits verbindlich ausgelegt ist, bereits verbindlich ausgelegt ist. Das jeweils aktuelle Lehramt ist an verbindliche Lehren gebunden.
Wer entscheidet denn, was verbindlich ist? Es gibt eine Reihe Canones der frühen Konzile (angefangen von dem Apostelkonzil in Jerusalem mit den drei Vorschriften, die nicht mehr alle gelten), die im Laufe der Zeit revidiert worden sind.

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Bernado
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Re: Die Theologie von Joseph Ratzinger im Lichte der Tradition

Beitrag von Bernado »

Gamaliel hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben:Mir wird imer deutlicher, daß die selbsternannten Hüter der Tradition in einer Zeitschleife zwischen 1860 und 1960 gefangen sind.
Es wird Dir vermutlich nicht unbekannt sein, daß eine solche Sichtweise (die Jahreszahlen müßte man halt etwas anpassen) auch von den Modernisten vor 100 Jahren gepflegt wurde. Der damalige Papst hat eine solche Sichtweise (und auch die Folgerungen, die gewisse Herrschaften dann daraus in ihrem zeitgeistigen Anpassungsdrang gezogen haben) mit ziemlich deutlichen Worten zurückgewiesen.
Ja. Aber da ich mich nichtg in die Gefangenschaft Deiner Zeitschleife begeben habe, kann ich diesmn Einwand recht gelassen entgegnen.

Für mich sind sowohl der offiziell aufgestellte Syllabus (eine Liste von Zitaten aus päpstlichen Enzykliken, kein Dogma, obwohl auch Dogmen enthalten bzw. angesprochen sind) als auch ein nicht offiziell als solcher aufgestellter Antisyllabus Dokumente, die ich mit Verpflichtung zu wohlwollender Würdigung ansehe, aber letztlich (soweit nicht dogmenbewehrt) als Ausfluß zeitabhängigen Denkens betrachte und kritisch auf ihre Anwendbarkeit auf die heutige Zeit überprüfe. Ohne meinerseits meinen Ergebnissen überzeitliche Gültigkeit zusprechen zu wollen.
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Bernado
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Re: Die Theologie von Joseph Ratzinger im Lichte der Tradition

Beitrag von Bernado »

Juergen hat geschrieben:Und wo wir schon bei Tradition sind...
Bezüglich des hin und wieder zu hörenden Vorwurfs, daß das Konzil angeblich keine dogmatischen Beschlüsse gefasst habe: das hat auch Tradition.
Hat es sie denn gefasst? Ich sehe keine - schon allein aus formalen Gründen nicht: Erstens hat es keine Sätze offiziell zu Dogmen erklärt, und zweitens hat es selbst zu Gegenständen, denen die Väter erkennbar hohes Gewicht beimessen wolltgen, Sätze geäußert, die keinen eindeutigen Inhalt haben. Das ist m.E. nicht dogmenfähig.
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phylax
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Re: Die Theologie von Joseph Ratzinger im Lichte der Tradition

Beitrag von phylax »

Juergen hat geschrieben:Wenn die Tradition genauso aufgeschrieben und lesbar wäre wie die Schrift, wäre die Tradition auch Schrift und nicht mehr Tradition. :pfeif:
:daumen-rauf:
Es muß möglich sein, das, was sich an Tradition angehäuft hat, auch mal zu überprüfen. Letztendlich waren die Produzenten dieser Tradition auch Christen wie Du und Ich -oder meinetwegen Gelehrte mit der geistigen
Ausstattung heutiger Gelehrter - warum sollten sich ihre Thesen nicht einer Diskussion stellen.
Zuletzt geändert von Hubertus am Samstag 13. August 2011, 10:32, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Zitat repariert.
Von Gott kommt mir ein Freudenschein,/ wenn Du mich mit den Augen Dein/ gar freundlich tust anblicken

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Juergen
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Re: Die Theologie von Joseph Ratzinger im Lichte der Tradition

Beitrag von Juergen »

Bernado hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:Und wo wir schon bei Tradition sind...
Bezüglich des hin und wieder zu hörenden Vorwurfs, daß das Konzil angeblich keine dogmatischen Beschlüsse gefasst habe: das hat auch Tradition.
Hat es sie denn gefasst? Ich sehe keine - schon allein aus formalen Gründen nicht: Erstens hat es keine Sätze offiziell zu Dogmen erklärt, und zweitens hat es selbst zu Gegenständen, denen die Väter erkennbar hohes Gewicht beimessen wolltgen, Sätze geäußert, die keinen eindeutigen Inhalt haben. Das ist m.E. nicht dogmenfähig.
Du hast den Witz nicht verstanden.

Ich wollte sagen, daß die Tatsache, daß ein Konzil keine dogmatischen Beschlüsse fasst, Tradition hat. - Das war eine Anspielung auf das erste Konzil von Lyon 1245. ;)
Auch dort wurden ein paar Dekrete verfasst, aber keine dogmatischen Beschlüsse.

Während man hier und da mal die Behauptung liest, daß das II. Vaticanum kein "richtiges" Konzil gewesen sei, WEIL keine feierlichen dogmatischen Definitionen vorgelegt wurden, liest man selbiges vom I. Konzil von Lyon nie.
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Maurus
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Re: Die Theologie von Joseph Ratzinger im Lichte der Tradition

Beitrag von Maurus »

Juergen hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:Und wo wir schon bei Tradition sind...
Bezüglich des hin und wieder zu hörenden Vorwurfs, daß das Konzil angeblich keine dogmatischen Beschlüsse gefasst habe: das hat auch Tradition.
Hat es sie denn gefasst? Ich sehe keine - schon allein aus formalen Gründen nicht: Erstens hat es keine Sätze offiziell zu Dogmen erklärt, und zweitens hat es selbst zu Gegenständen, denen die Väter erkennbar hohes Gewicht beimessen wolltgen, Sätze geäußert, die keinen eindeutigen Inhalt haben. Das ist m.E. nicht dogmenfähig.
Du hast den Witz nicht verstanden.

Ich wollte sagen, daß die Tatsache, daß ein Konzil keine dogmatischen Beschlüsse fasst, Tradition hat. - Das war eine Anspielung auf das erste Konzil von Lyon 1245. ;)
Auch dort wurden ein paar Dekrete verfasst, aber keine dogmatischen Beschlüsse.

Während man hier und da mal die Behauptung liest, daß das II. Vaticanum kein "richtiges" Konzil gewesen sei, WEIL keine feierlichen dogmatischen Definitionen vorgelegt wurden, liest man selbiges vom I. Konzil von Lyon nie.
Das Gedächtnis der "Tradition" reicht in der Regel bestenfalls bis zum Konzil von Trient zurück, meist ist aber um 1800 schon Schluss. Für Teile der "Tradition" hätten Bullen wie "Unam sanctam" ja auch ungünstige Konsequenzen.

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Sempre
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von Sempre »

taddeo hat geschrieben:
Marion hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:Worte des Schöpfers vor den himmlischen Heerscharen und der hl. Birgitta:
Nunc ergo conquæror super te, caput Ecclesiæ meæ, qui sedes in sede mea …

So klage ich denn über dich, du Oberhaupt meiner Kirche, der du sitzest auf meinem Stuhle, den ich Petrus und seinen Nachfolgern übergeben habe, um darauf zu sitzen in dreifacher Würde mit dreifachem Ansehen; erstlich, damit sie die Macht hätten, die Seelen zu binden und von der Sünde zu lösen; zweitens, damit sie den Büßenden den Himmel öffneten; drittens, um den Verfluchten und Verächtern meiner Gebote den Himmel zu verschließen.

Du aber, der du die Seelen lösen und mir vorstellen solltest, du bist wahrhaft der Mörder der Seelen. Ich habe Petrus als Hirten und Hüter aller meiner Schafe eingesetzt, du aber bist ein Zerstreuer und Zerreißer derselben. Du bist ärger, als Lucifer; denn dieser war neidisch auf mich und trachtete nach nichts weiter, als mich zu töten, um an meiner Statt zu herrschen, du bist aber um so schlimmer, weil du nicht nur mich tötest, indem du mich durch deine argen Werke von dir stoßest, sondern auch die Seelen tötest durch dein böses Beispiel. Ich habe die Seelen mit meinem Blute losgekauft und dieselben dir als meine treuen Freunde anvertraut, du aber übergiebst sie wiederum dem Feinde, von welchem ich sie losgekauft hatte.

Du bist ungerechter, als Pilatus, welcher außer mir niemand zum Tode verurteilte, du aber richtest nicht allein mich, als ob ich ein machtloser und nichtswürdiger Mensch wäre, sondern verurteilst auch unschuldige Seelen und lässest die Schuldigen frei. Du bist grausamer, als Judas, welcher nur mich verkaufte, du aber verkaufst nicht mich allein, sondern auch die Seelen meiner Auserwählten um schnöden Gewinn und für einen leeren Namen. Du bist abscheulicher, als die Juden. Diese kreuzigten nur meinen Leib, du aber kreuzigst und strafst die Seelen meiner Auserwählten, denen deine Bosheit und Übertretung bitterer ist, als jegliches Schwert.

Und deshalb, weil du Lucifer ähnlich, ungerechter als Pilatus, grausamer als Judas, und abscheulicher als die Juden bist, beklage ich mich mit Recht über dich.
Danke lifestylekatholik für diese Zeilen.

Auch das bestätigt, daß man sich auch nicht vor dem allergrausigsten Papst aus der Kirche verscheuchen lassen darf. Sonst reißt dieser ja nicht nur diejenigen die die Irrtümer nicht sehen in die Hölle, sondern die Sehenden dazuhin.
Falls Ihr solche Aussagen allen Ernstes auch auf den derzeit amtierenden Papst angewendet wissen wollt, dann habt Ihr nicht mehr alle Tassen im Schrank. Man kann sich da nur noch mit Grausen abwenden. :angewidert:
Allerlei Päpste mögen allerlei Sünden begangen haben. Wir haben aber nun seit ein paar Jahrzehnten Päpste, die nicht bloß ihre eigene Heiligkeit und ihr eigenes Seelenheil präjudizieren, sondern die zwar in recht frommem Anschein daherkommen, die aber die Lehre der Kirche kontrarieren und das Heil vieler Seelen riskieren. Was Assisi angeht, hat der regierende Hl. Vater, Benedikt XVI., die Sache seinerzeit ja selbst klar dargestellt und nicht teilgenommen. Heute aber feiert er die Greuel, die er damals kritisierte, anstatt sie zu beklagen. Ansonsten kümmert man sich in Rom kaum darum, dass allerorten Irrlehren verbreitet werden. Der Papst empfiehlt einem Philosophen, so zu tun, als ob es Gott gebe. Er empfiehlt Unaufrichtigkeit und Heuchelei und tut so, als sei der Antimodernisteneid, den er selbst geschworen hat, nicht das Papier wert, auf dem er geschrieben steht. Schließlich verkündet er ein natürliches, gottgegebenes Recht, Gott abzulehnen. Er biedert sich bei der UNO, bei den Mächtigen der Welt an. Er bittet in Assisi um Entschuldigung für angebliche frühere Fehler der Kirche Gottes, die natürlich nicht seiner neomodernistischen Religion des Menschen gefolgt ist. Er redet von einer Reinigung der Kirche, von einer Reinigung des Glaubens, und meint eine Anpassung an die verurteilten jüngeren Philosophien der Aufklärung. Er will die Kirche und ihren Glauben verhackstücken, schlimmer als die neue "Messe" ein verhackstücktes Etwas aus Bruchstücken der wahren Liturgie ist.

Wenn auch der restliche Episkopat einen oberflächlich besehen schlechteren Eindruck hinterlässt als Rom, so arbeitet Rom doch viel wirkungsvoller gegen den Glauben, gegen die Kirche und für die Welt und ihren Fürsten. Im Seewald-Interview hat der Papst sein Programm klar benannt: Einen Kern des Glaubens stellt er sich vor (vermutlich etwas im Sinne von Dominus Iesus, alles Heil geht von Christus aus) und dieser Kern ist kleinster gemeinsamer Nenner für ein illuminiertes, aufgeklärtes Panchristentum, das die kühnsten Träume von Schleiermacher in den Schatten stellt. Auf Kosten des wahren Glaubens natürlich. So wie Schleiermacher alle Protestanten in einer Synthese von Aufklärung und Protestantismus unter einem Dach versammel wollte, will Papst Benedikt XVI. alle Christen in einer Synthese von Aufklärung und gereinigtem Glauben vereinen. Der Stellvertreter des Herrn betätigt sich als Religionsingenieur, der die Tradition der Kirche komplett ignoriert und genau so, wie die 1789er Revoluzzer eine neue Welt gebastelt haben, eine neue Kirche basteln will. Das neue Pfingsten ist dabei das II. Vatikanum.

Bernado hatte einmal geäußert, man müsse auf das Aussterben der letzten Vertreter der Konzilsgeneration warten. Nur leider kommen danach deren Schüler, die nicht einmal mehr die Kirche kennen, wie sie war.
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lifestylekatholik
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von lifestylekatholik »

Sempre hat geschrieben:Was Assisi angeht, hat der regierende Hl. Vater, Benedikt XVI., die Sache seinerzeit ja selbst klar dargestellt und nicht teilgenommen. Heute aber feiert er die Greuel, die er damals kritisierte, anstatt sie zu beklagen.
Bei einer gerechten Beurteilung muss man allerdings feststellen, dass die diesjährige Veranstaltung wesentlich weniger ärgerniserregend war. Es gab keine gemeinsamen Gebete, es gab keine geplante, ausdrückliche Gotteslästerung durch heidnischen Götzendienst in Kirchen. (Dass die ganze Veranstaltung ärgerlich ist, hat auch der Papst in seinem Brief im Vorfeld, auf den ich bereits hingewiesen, eingestanden.)
Sempre hat geschrieben:Ansonsten kümmert man sich in Rom kaum darum, dass allerorten Irrlehren verbreitet werden.
Diesen Eindruck habe ich auch. Wobei es allerdings zunächst Aufgabe des Ortsbischofs ist, bei sich für Ordnung zu sorgen, nicht die Aufgabe Roms.
Sempre hat geschrieben:Der Papst empfiehlt einem Philosophen, so zu tun, als ob es Gott gebe. Er empfiehlt Unaufrichtigkeit und Heuchelei und tut so, als sei der Antimodernisteneid, den er selbst geschworen hat, nicht das Papier wert, auf dem er geschrieben steht.
Ich weiß nicht, worauf sich das bezieht und wäre für einen Hinweis dankbar.
Sempre hat geschrieben:Schließlich verkündet er ein natürliches, gottgegebenes Recht, Gott abzulehnen.
Hier kann eigentlich nur das gleiche Missverständnis vorliegen wie jüngst bei Linus.
Sempre hat geschrieben:Er biedert sich bei der UNO, bei den Mächtigen der Welt an.
Das ist sehr allgemein. Das müsstest du schon konkreter machen.
Sempre hat geschrieben:Er bittet in Assisi um Entschuldigung für angebliche frühere Fehler der Kirche Gottes, die natürlich nicht seiner neomodernistischen Religion des Menschen gefolgt ist.
Auch hier hätte ich gerne den konkreten kritisierten Wortlaut. Da ich Assisi von vornherein als Ärgernis eingestuft habe, habe ich mir wenig davon angekuckt oder durchgelesen.
Sempre hat geschrieben:Er redet von einer Reinigung der Kirche, von einer Reinigung des Glaubens, und meint eine Anpassung an die verurteilten jüngeren Philosophien der Aufklärung.
Auch hier bitte ich um den konkreten Text.
Sempre hat geschrieben:Er will die Kirche und ihren Glauben verhackstücken, schlimmer als die neue "Messe" ein verhackstücktes Etwas aus Bruchstücken der wahren Liturgie ist.
Bitte den konkreten Textnachweis.
Sempre hat geschrieben:Wenn auch der restliche Episkopat einen oberflächlich besehen schlechteren Eindruck hinterlässt als Rom, so arbeitet Rom doch viel wirkungsvoller gegen den Glauben, gegen die Kirche und für die Welt und ihren Fürsten.
Ich nehme an, das ist eine Schlussfolgerung aus den oben genannten Thesen, für die ich um die Belegstellen gebeten habe.
Sempre hat geschrieben:Im Seewald-Interview hat der Papst sein Programm klar benannt: Einen Kern des Glaubens stellt er sich vor (vermutlich etwas im Sinne von Dominus Iesus, alles Heil geht von Christus aus) und dieser Kern ist kleinster gemeinsamer Nenner für ein illuminiertes, aufgeklärtes Panchristentum, das die kühnsten Träume von Schleiermacher in den Schatten stellt. Auf Kosten des wahren Glaubens natürlich.
Auch hier bitte ich um den Quellenbeleg, da ich die Interviewbücher mit Seewald nicht gelesen habe.
Sempre hat geschrieben:So wie Schleiermacher alle Protestanten in einer Synthese von Aufklärung und Protestantismus unter einem Dach versammeln wollte, will Papst Benedikt XVI. alle Christen in einer Synthese von Aufklärung und gereinigtem Glauben vereinen. Der Stellvertreter des Herrn betätigt sich als Religionsingenieur, der die Tradition der Kirche komplett ignoriert und genau so, wie die 1789er Revoluzzer eine neue Welt gebastelt haben, eine neue Kirche basteln will. Das neue Pfingsten ist dabei das II. Vatikanum.
Das ist wieder so eine Generalthese, die wahrscheinlich eine Schlussfolgerung aus den oben genannten Thesen darstellt.
Sempre hat geschrieben:Bernado hatte einmal geäußert, man müsse auf das Aussterben der letzten Vertreter der Konzilsgeneration warten. Nur leider kommen danach deren Schüler, die nicht einmal mehr die Kirche kennen, wie sie war.
Die Zeugnisse der Väter, der Heiligen und des Lehramts bleiben.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Sempre
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von Sempre »

lifestylekatholik hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:Der Papst empfiehlt einem Philosophen, so zu tun, als ob es Gott gebe. Er empfiehlt Unaufrichtigkeit und Heuchelei und tut so, als sei der Antimodernisteneid, den er selbst geschworen hat, nicht das Papier wert, auf dem er geschrieben steht.
Ich weiß nicht, worauf sich das bezieht und wäre für einen Hinweis dankbar.
Das bezieht sich auf die Habermas-Ratzinger-Debatte, auf die weiter vorne im Strang eingegangen wurde, sowie auf die Rede Ratzingers 2005 in Subiaco, die sich ebenfalls weiter vorne im Strang findet.

lifestylekatholik hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:Schließlich verkündet er ein natürliches, gottgegebenes Recht, Gott abzulehnen.
Hier kann eigentlich nur das gleiche Missverständnis vorliegen wie jüngst bei Linus.
Nein, hier liegt kein Missverständnis vor. Der Hl. Vater vertritt tatsächlich die Ansicht, die Menschenrechte der UNO, die ein Recht auf Religionsfreiheit einschließen, wurzelten im Naturrecht. Zitate hier. Das ist falsch, da das Naturrecht nicht nur die letzten sieben Gebote abdeckt, sondern den gesamten Dekalog, wie Roberto de Mattei gerade ausgeführt hat.

lifestylekatholik hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:Er biedert sich bei der UNO, bei den Mächtigen der Welt an.
Das ist sehr allgemein. Das müsstest du schon konkreter machen.
S.o. Er lobt deren illuministischen Menschenrechtswahn, der vielfach verurteilt ist.

lifestylekatholik hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:Er redet von einer Reinigung der Kirche, von einer Reinigung des Glaubens, und meint eine Anpassung an die verurteilten jüngeren Philosophien der Aufklärung.
Auch hier bitte ich um den konkreten Text.
Das wurde in diesem Strang mehrfach zitiert und diskutiert. In einem Artikel in der FAZ (s. Seite 3ff) redet er von einem bereinigten Glauben und einer bereinigten modernen Philosophie, die zusammenpassten. Auch in Assisi redet er erneut von bereinigten Religionen. Dabei geht es um Bereinigung der wahren Religion, sowie in Assisi auch der falschen Religionen, u.a. durch die illuministische Menschenrechtsideologie.

lifestylekatholik hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:Er will die Kirche und ihren Glauben verhackstücken, schlimmer als die neue "Messe" ein verhackstücktes Etwas aus Bruchstücken der wahren Liturgie ist.
Bitte den konkreten Textnachweis.
S.o. Das was der Hl. Vater als Bereinigung bezeichnet, nenne ich Verhackstückung.

lifestylekatholik hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:Wenn auch der restliche Episkopat einen oberflächlich besehen schlechteren Eindruck hinterlässt als Rom, so arbeitet Rom doch viel wirkungsvoller gegen den Glauben, gegen die Kirche und für die Welt und ihren Fürsten.
Ich nehme an, das ist eine Schlussfolgerung aus den oben genannten Thesen, für die ich um die Belegstellen gebeten habe.
In erster Linie sehe ich das im Zusammenhang mit der von Benedikt XVI., der früher selbst den Bruch, den das Vatikanum II. vollzogen hat, klar identifiziert hat, heute auf einmal behaupteten Kontinuität, für die er jeden Beweis schuldig bleibt. Er selbst hat die Diskussion darum angeleiert, ignoriert aber bis heute Gesuche renommierter Glieder der Kirche nach rigoroser wissenschaftlicher Untersuchung der Angelegenheit.


lifestylekatholik hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:Im Seewald-Interview hat der Papst sein Programm klar benannt: Einen Kern des Glaubens stellt er sich vor (vermutlich etwas im Sinne von Dominus Iesus, alles Heil geht von Christus aus) und dieser Kern ist kleinster gemeinsamer Nenner für ein illuminiertes, aufgeklärtes Panchristentum, das die kühnsten Träume von Schleiermacher in den Schatten stellt. Auf Kosten des wahren Glaubens natürlich.
Auch hier bitte ich um den Quellenbeleg, da ich die Interviewbücher mit Seewald nicht gelesen habe.
In "Salz der Erde" skizziert er seine ökumenistische Vision so:
Joseph Ratzinger (Seewald, Salz der Erde) hat geschrieben:Daß jeder sozusagen versucht, über seinen eigenen Schatten zu springen und gläubig den eigentlichen Kern zu erfassen. Es ist schon viel getan, wenn keine weiteren Brüche eintreten.
Siehe zu "auf Kosten des wahren Glaubens" auch etwa die Ratzinger-Zitate hier und hier.

lifestylekatholik hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:So wie Schleiermacher alle Protestanten in einer Synthese von Aufklärung und Protestantismus unter einem Dach versammeln wollte, will Papst Benedikt XVI. alle Christen in einer Synthese von Aufklärung und gereinigtem Glauben vereinen. Der Stellvertreter des Herrn betätigt sich als Religionsingenieur, der die Tradition der Kirche komplett ignoriert und genau so, wie die 1789er Revoluzzer eine neue Welt gebastelt haben, eine neue Kirche basteln will. Das neue Pfingsten ist dabei das II. Vatikanum.
Das ist wieder so eine Generalthese, die wahrscheinlich eine Schlussfolgerung aus den oben genannten Thesen darstellt.
Nein. Siehe dazu die Ausführungen von Msgr. Tissier de Mallerais, Faith Imperiled by Reason: Benedict XVI's Hermeneutics, die zum Teil in diesem Strang diskutiert wurden.


P.S.: Zu den Assisi 2011 betreffenden Punkten gelegentlich im Assisi-Strang.
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

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overkott
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Re: Die Theologie von Joseph Ratzinger im Lichte der Tradition

Beitrag von overkott »

Die Theologie von J. Ratzinger kann von Leuten, die die Tradition als Traditionalisten für sich alleine reklamieren, natürlich nur unzureichend begriffen werden. Das fängt mit dem Verständnis von Caritas an. Für wen die Tradition erst im 16. Jahrhundert beginnt, wird zu sehr von der Spaltung im Bekenntnis geprägt sein, als dass er Gott als Caritas verstehen kann. Jedenfalls steht er in der Gefahr, die objektive Wandlung im Brot gegenüber der Wandlung im Herzen überzubetonen.

civilisation
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Re: Die Theologie von Joseph Ratzinger im Lichte der Tradition

Beitrag von civilisation »

Wir brauchen heute - mehr denn je - Vorbilder wie Caritas Pirckheimer.

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overkott
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Re: Die Theologie von Joseph Ratzinger im Lichte der Tradition

Beitrag von overkott »

Warum?

civilisation
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Re: Die Theologie von Joseph Ratzinger im Lichte der Tradition

Beitrag von civilisation »

Auf jeden Fall war die Äbtissin Caritas nicht so flatterhaft wie ovi. Bei ihr ist der rote Faden, ihre Beständigkeit, Beharrlichkeit, Mut einwandfrei zu erkennen.

Ovi wirkt demgegenüber - wie schon gesagt - flatterhaft, unstet, ungenau, ohne klares Profil ...

Ganz auch im Gegensatz zur Theologie von Joseph Ratzinger. :doktor:

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overkott
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Re: Die Theologie von Joseph Ratzinger im Lichte der Tradition

Beitrag von overkott »

Wir wollen jetzt nicht auf das Cari, Razi, Ovi-Niveau verfallen.

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Peti
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Re: Die Theologie von Joseph Ratzinger im Lichte der Tradition

Beitrag von Peti »

Peter Seewald über Papst Benedikt-ein schönes und interessantes Interview:

"Peter Seewald: Da ist vor allem eine beispiellose Kontinuität vom Beginn seines Wirkens an bis heute. Wer die frühen Texte liest, hat einen schon fertigen Ratzinger vor sich, der sich nicht mehr korrigieren muss, dessen Texte sich heute noch so modern lesen wie damals."

http://kleinewelt.xobor.de/t111f12-Pap ... tstag.html
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

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