Er ist niemals formell und explizit "verboten" worden. Allerdings wurde "von der höchsten Autorität" ganz klar gesagt, daß das neue Missale das alte (zu dem kein Bruch bestehen solle) "ablösen" soll und daß die wenigen Priester, die aus Alters- oder Krankheitsgründen weiterhin nach den alten Büchern zelebrieren wollten, dafür eine Erlaubnis ihres Bischofs benötigten.Raphael hat geschrieben:Meines Wissens ist der vetus ordo niemals verboten worden - auch nicht durch die Einführung des novus ordo - und insofern ist das angeführte Zitat aus den Lebenserinnerungen des Papstes ungenau.
Für alle praktischen Zwecke war das ein Verbot. Als solches war es auch gemeint, und als solches wurde es aufgenommen und umgesetzt. Aber: Das alles bewegte sich (schlimm genug) nur im Rahmen des "disziplinarischen". Das alte Missale wurde nicht etwa deshalb praktisch "verboten", weil es eine "übewundene und als falsch erkannte Lehre" enthalten hätte - daß es das nicht geben kann, war damals noch allen klar. Es wurde verbindlich außer Gebrauch gesetzt, weil die höchste Autorität das so angeordnet hatte.
Erst das "Lehramt der Theologen" insbesondere aber bei weitem nicht nur in Deutschland und Nordamerika hat daraus in Vertiefung des sinnlich schon deutlich genug wahrnehmen Bruches auch einen theologischen Bruch konstruiert. Natürlich nicht aus heiterem Himmel. Schon das Consilium für die Liturgiereform empfand Opfertheologie und Ekklesiologie des Canon Romanus als so überholt, daß sie ihn nicht ins neue Missale aufnehmen wollten.
Zum Zweiten:
Aus dem oben gesagten ist zu ersehen, daß man das so nicht auseinandernehmen kann: Lex orandi - lex legendi. Und man sieht es ja auch in der Praxis: Dadurch, daß die Reformer die äußere Form der Liturgie in der Praxis vielfach völlig gegen die Tradition gestellt haben, ist es ihnen gelungen, auch das, was von der Lehre der Kirche bei den Menschen ankommt, tiefgreifend zu verändern.Angenommen, die Einführung des novus ordo würde als ein Bruch anzusehen sein, dann wäre dies "nur" ein Bruch in der Liturgiegeschichte, nicht aber in der Lehrtradition der katholischen Kirche insgesamt.
Die Lehre selbst ist davon, wie man am KKK in einer vernünftigen Übersetzung sehen kann, nicht wirklich betroffen.