Fragen zur Beichte/Beichtpraxis

Rund um den traditionellen römischen Ritus und die ihm verbundenen Gemeinschaften.
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Florianklaus
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Re: Fragen zur Beichte/Beichtpraxis

Beitrag von Florianklaus »

Gilt das Beichtgeheimnis eigentlich nur für den Beichtvater? Darf das Beichtkind Dritten über das Beichtgespräch berichten?

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taddeo
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Re: Fragen zur Beichte/Beichtpraxis

Beitrag von taddeo »

Florianklaus hat geschrieben:Gilt das Beichtgeheimnis eigentlich nur für den Beichtvater? Darf das Beichtkind Dritten über das Beichtgespräch berichten?
Das Beichtgeheimnis gilt sowohl für den Beichtvater als auch für alle anderen dritten Personen, die irgendwie "mitgehört" haben (sei es der Dolmetscher bei einer fremdsprachigen Beichte, oder die Putzfrau draußen vor dem Beichtstuhl, oder die NSA).
Der einzige, der berechtigt ist, Inhalte der Beichte weiterzugeben, ist der Pönitent selber. Inwieweit das klug ist, ist die andere Frage.

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Florianklaus
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Re: Fragen zur Beichte/Beichtpraxis

Beitrag von Florianklaus »

taddeo hat geschrieben:
Florianklaus hat geschrieben:Gilt das Beichtgeheimnis eigentlich nur für den Beichtvater? Darf das Beichtkind Dritten über das Beichtgespräch berichten?
Das Beichtgeheimnis gilt sowohl für den Beichtvater als auch für alle anderen dritten Personen, die irgendwie "mitgehört" haben (sei es der Dolmetscher bei einer fremdsprachigen Beichte, oder die Putzfrau draußen vor dem Beichtstuhl, oder die NSA).
Der einzige, der berechtigt ist, Inhalte der Beichte weiterzugeben, ist der Pönitent selber. Inwieweit das klug ist, ist die andere Frage.
Vielen Dank für Deine Antwort. Kannst Du mir vielleicht nach sagen, woraus sich das ergibt? Ist das ein Umkehrschluß aus dem kirchenrechtlich nur für den Beichtvater formulierten Verbot?

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taddeo
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Re: Fragen zur Beichte/Beichtpraxis

Beitrag von taddeo »

Florianklaus hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
Florianklaus hat geschrieben:Gilt das Beichtgeheimnis eigentlich nur für den Beichtvater? Darf das Beichtkind Dritten über das Beichtgespräch berichten?
Das Beichtgeheimnis gilt sowohl für den Beichtvater als auch für alle anderen dritten Personen, die irgendwie "mitgehört" haben (sei es der Dolmetscher bei einer fremdsprachigen Beichte, oder die Putzfrau draußen vor dem Beichtstuhl, oder die NSA).
Der einzige, der berechtigt ist, Inhalte der Beichte weiterzugeben, ist der Pönitent selber. Inwieweit das klug ist, ist die andere Frage.
Vielen Dank für Deine Antwort. Kannst Du mir vielleicht nach sagen, woraus sich das ergibt? Ist das ein Umkehrschluß aus dem kirchenrechtlich nur für den Beichtvater formulierten Verbot?
Das Beichtgeheimnis dient dem Schutz des Pönitenten. Dieser kann aber zB ausdrücklich oder de facto den Beichtvater von der Geheimhaltung entbinden, etwa indem er außerhalb einer Beichte mit ihm über dieselben Dinge spricht - eigentlich dürfte der Priester da keinerlei Wissen einfließen lassen, das er nur aus der Beichte hat, was natürlich dann so nicht möglich ist. Wenn also der Pönitent den Priester vom Beichtgeheimnis entbinden kann, ist er wohl selber auch nicht daran gebunden.

Das ist zumindest die Rechtsauffassung nach heutigem Stand. Da Du die Frage in der Sakramentskapelle stellst, könnte vielleicht Gamaliel die Antwort noch hinsichtlich des alten Rechts präzisieren. Ich glaube aber kaum, daß sich da irgendwas geändert hat.

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Linus
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Re: Fragen zur Beichte/Beichtpraxis

Beitrag von Linus »

Könntet ihr mir mal bitte sagen, wie das mit der Beleidigung Gottes durch die (vollzogene) Sünde zu verstehen ist? In meinen Augen bin ich Gott gegenüber völlig satisfaktionsunfähig, m.a.W ich könnte ihn selbst durch die schwerste Sünde nicht beleidigen. (genaso wie andersrum mein Lobpreis seine größe nicht mehren kann)
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
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Reinhard
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Re: Fragen zur Beichte/Beichtpraxis

Beitrag von Reinhard »

Linus hat geschrieben:Könntet ihr mir mal bitte sagen, wie das mit der Beleidigung Gottes durch die (vollzogene) Sünde zu verstehen ist?
Nein, denn ich würde es auch so sehen wie Du. (auch wenn ich nie die Burschenschaftssprache dafür verwenden würde ...) - Ich habe Gott als so überlegen groß und gnädig kennen gelernt, dass das einfach nicht passt.
Es ist auch mir jedes Mal ein Rätsel was sie meinen, wenn ich solche Redeweise höre. (sie ist mir vor allem bei traditionelle Katholiken begegnet)

Edit:
Ich würde eher sagen: unsere Sünde verletzt Gott. Gott liebt uns, und wer liebt, ist nicht nur stark, sondern macht sich auch verletzlich.

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Linus
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Re: Fragen zur Beichte/Beichtpraxis

Beitrag von Linus »

Mh Gott verletzen? Maximal die menschliche Natur in Christus - nicht aber die göttliche - die hat ja auch am Kreuz nicht gelitten. (Wohlwissend, dass die naturen untrennbar aber unvermischt zu verstehen sind)
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Reinhard
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Re: Fragen zur Beichte/Beichtpraxis

Beitrag von Reinhard »

Linus hat geschrieben:Mh Gott verletzen? ...
Nicht im Sinne von beschädigen, sondern im Sinne von wehtun.

Im KKK 1487 finde ich "Wer sündigt verletzt die Ehre und Liebe Gottes ..."
und gab es da nicht auch Stellen in der Bibel, wo Gott so was wie "es tut mir weh" sagt ? - ich finde allerdings im Moment keine.

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Marion
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Re: Fragen zur Beichte/Beichtpraxis

Beitrag von Marion »

1.) Dieses Bild zeigt schön, wie es uns möglich ist den Herrn zu beleidigen. Natürlich nur weil er es zuläßt und weil er sich unseretwegen (der großen Liebe die er zu uns hat) so klein macht, können wir ihm die Lange Nase zeigen, daß es allen auch sichtbar ist:

Bild


2) Heil'ge Mutter, drück die Wunden, die dein Sohn am Kreuz empfunden, tief in meine Seele ein.
Dieses Gebet hilft dabei, die unverschämte Größe der einzelnen Sünden als tatsächliche Beleidung zu erkennen. Es ist ja notwendig dies zu erkennen, um Reue über seine Sünden zu erwecken.

3) Wer einen König ungerechterweise beschimpft, beleigigt, seinen Anordungen nicht gehorcht ... wird schwerer bestraft, begeht eine größere Straftat, als einer der einen unbedeutenderen, der es möglicherweise sogar noch ein bisschen verdient hat beschimpft, beleidigt, seine Wünsche nicht erfüllt ... . Es ist nicht so, daß dadurch, daß jemand höher steht, die zugefügte Größe der Beleidigung abnimmt (also bei jemand der Unendlich Groß ist, die Beleidigung unendlich klein wird), gegenüber einem der niederer ist. Sie nimmt zu. Auch dadurch, daß Gott Wohltäter ist, uns nie irgendetwas ungerechtes antut - uns wirklich alles gibt was wir brauchen und oft noch viel mehr - wächst die "kleinste" Beleidigung in eine unendlich große.

Es geht hier übrigens nicht um die Größe des sich "Beleidigt fühlen", sondern die Größe, der Beleidigung selbst, der Unverschämtheit, der Unverfrorenheit, der Lieblosigkeit ... Gott lässt sich von uns natürlich nicht in die Beleidigte Leberwurstecke setzen.
Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat

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Marion
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Re: Fragen zur Beichte/Beichtpraxis

Beitrag von Marion »

Reinhard hat geschrieben:Es ist auch mir jedes Mal ein Rätsel was sie meinen, wenn ich solche Redeweise höre. (sie ist mir vor allem bei traditionelle Katholiken begegnet)
Diese "Redeweise" haben unsere heiligen Kirchenväter.
Chrysostomus hat geschrieben:Ihr wißt aber, daß die Beleidigungen nach der Person des Beleidigten qualifiziert werden. Z. B. wer einen [S. 58] Privatmann beleidigt, der hat sich verfehlt, aber nicht in reichem Grade wie der, welcher eine amtliche Person beleidigt; und wieder in höherem Grade fehlt, wer einen höher stehenden als wer einen niederen Beamten beleidigt. Wer aber den König beleidigt, hat sich noch weit mehr verfehlt. Die Beleidigung ist an und für sich dieselbe, aber sie wächst mit der Bedeutung der beleidigten Persönlichkeit. Wenn aber gegen den Majestätsverbrecher wegen der Würde der beleidigten Person eine äusserst hohe Strafe ausgesprochen wird, wie viel Talente wird erst der zahlen müssen, der gegen Gott gefrevelt hat? Also wenn wir denselben Frevel begehen gegen Gott wie gegen die Menschen, so ist das durchaus nicht der gleiche Fall, sondern so groß der Unterschied ist zwischen Gott und den Menschen, so groß ist auch der Unterschied zwischen dem einen und andern Frevel. Nun gibt es aber Sünden, welche nicht nur groß sind in Anbetracht der hochstehenden Persönlichkeit des Beleidigten, sondern schon in Anbetracht ihrer Natur. Und es ist ein schauerliches, wahrhaft furchtbares Wort, das ich jetzt aussprechen will; aber es muß gesagt sein, damit ich vielleicht auf solche Art eueren Sinn erschüttere und rühre: Es ist gewiß, daß wir die Menschen viel mehr fürchten als Gott, daß wir die Menschen viel mehr ehren als Gott.
http://www.unifr.ch/bkv/kapitel4499-1.h ... A3beleidig
Leo der Grosse hat geschrieben:...Die Hebräer und alle israelitischen Stämme schmachteten einst wegen ihrer Sünden und ihrer Gott zugefügten Beleidigungen unter der drückenden Herrschaft der Philister . Um nun ...
http://www.unifr.ch/bkv/kapitel335.htm- ... eleidigung
Irenäus hat geschrieben: „Es werden dir erlassen deine Sünden“4 . Der nämlich, der im Anfang von uns beleidigt wurde, der schenkte uns zum Schluß Verzeihung der Sünden.
http://www.unifr.ch/bkv/kapitel733.htm- ... A3beleidig
Cyprian von Karthago hat geschrieben:Gott verheißt dir Unsterblichkeit und ewiges Leben, wenn du von dieser Welt scheidest: und du zweifelst? Das heißt gar keine Ahnung von Gott haben, das heißt Christus, den Lehrmeister des Glaubens, durch die Sünde des Unglaubens beleidigen, das heißt
http://www.unifr.ch/bkv/kapitel263-3.h ... A3beleidig
Chrysostomus hat geschrieben:Und wenn ich es nicht vermöchte, so würde ich mich an andere Heilige wenden und ihre Fürbitte anrufen; und sie brächten dies gewiß zustande. Wen aber sollen wir jetzt anrufen, da Gott selbst von uns beleidigt wird? Siehe, welch verkehrte Zustände bei
http://www.unifr.ch/bkv/kapitel212-5.h ... A3beleidig
Ambrosius von Mailand hat geschrieben:In uns würde die Gnade dauernd bleiben, wenn kein Sündenfall sich in unsere Seele einschliche; da wir aber durch unsere Sünden ihn beleidigen, zeigt er sich unwillig, damit wir gedemüthigt werden. Wir werden aber gedemüthigt, damit
http://www.unifr.ch/bkv/kapitel2818-4.h ... A3beleidig
Chrysostomus hat geschrieben:was würden dann wir für eine Nachsicht verdienen, wenn wir der Sünden nach der Taufe nicht mehr gedächten? Was sagst du, Mensch? Du hast Gott beleidigt und vergißt es? Das ist eine zweite Beleidigung, eine zweite Verfeindung. Für welche Sünden willst du denn um Vergebung bitten?
http://www.unifr.ch/bkv/kapitel4454-2.h ... A3beleidig

Und hier noch etwas aus dem Buche "Manresa oder die geistlichen Übungen des heiligen Ignatius (von Loyola)", weil du ja die Ignatianischen Exerzitien schätzt
Die läßliche Sünde ist eine wirkliche Beleidigung Gottes. Daraus folgt, daß sie eine wirkliche Mißachtung der Majestät Gottes, eine wahre Undankbarkeit gegen seine Güte, eine tatsächliche Widersetzlichkeit gegen seinen Willen, und eine wirkliche Beleidigung aller seiner Vollkommenheiten in sich begreift. Zwar ist diese Beleidigung im Vergleich zur Todsünde gering, aber an sich betrachtet, ist sie sehr schwer, denn durch die läßliche Sünde wird die unendliche Majestät Gottes von einem niedrigen Geschöpfe und aus einem niedrigen Beweggrunde beleidigt.
http://books.google.com.br/books?id=QgI ... ng&f=false
Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat

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