Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Rund um den traditionellen römischen Ritus und die ihm verbundenen Gemeinschaften.
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Sempre
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Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Beitrag von Sempre »

Am 25. April 2011 war der 20. Todestag von Dom Antônio de Castro Mayer, und am 18. Januar 2012 ist der 10. Jahrestag des Dekrets Animarum Bonum, das die Apostolische Personaladministration St. Johannes Maria Vianney errichtet. Die Personaladministration wird gelegentlich als Vorbild für eine mögliche Versöhnung der FSSPX mit Rom angesehen.

Der Geschichte der Diözese Campos, ihrem dritten Diözesanbischof Dom Antônio de Castro Mayer, seinem Glauben und Denken, seiner Priestervereinigung vom hl. Johannes Maria Vianney, seinen Nachfolgern, der Errichtung der Apostolischen Personaladministration und deren Entwicklung seitdem sei dieser Strang gewidmet.



Zunächst zur Biographie Dom Antônios.

Der Vater Dom Antônios stammte aus Stettfeld bei Bamberg. Von ihm sagte Dom Antônio, hat er seinen größten Schatz geerbt, den Glauben. Dom Antônio war eines von 12 Kindern und wurde 1904 in Campinas geboren, einer Industriemetropole ca. 100km nördlich von São Paulo mit damals vielleicht einigen zigtausend und heute ca. 3 Million Einwohnern. Mit 7 verlor er den Vater, mit 12 begann seine Ausbildung bei den Prämonstratensern, mit 23 wurde er von Basílio Kardinal Pompilj, dem Generalvikar Seiner Heiligkeit Papst Pius XI. für das Bistum Rom zum Priester geweiht.


Dom Antônio als Seminarist an der Gregoriana in Rom.

Danach lehrte er dreizehn Jahre lang Philosophie, Geschichte der Philosophie und Dogmatik am Seminar von São Paulo. Seit 1940 war er Generalassistent der Katholischen Aktion, seit 1942 Generalvikar der Catedral Metropolitana von São Paulo. In den folgenden Jahren bekleidete er weitere Ämter u.a. an der Päpstlichen Katholischen Universität von São Paulo.

1948 wird er zum Bischof geweiht, und 1949 übernimmt er die Diözese Campos, nördlich von Rio de Janeiro. Er sorgt sich besonders auch um die Katechese, die Ausbildung, richtet Seminare ein und lehrt selbst als Bischof Philosophie und später Kirchenrecht.



Nach der Teilnahme am Zweiten Vatikanischen Konzil, wo er als einer der Führer des Coetus Internationalis Patrum engagiert gegen die Modernisten kämpft, hält er in Campos unbeirrt an der traditionellen Lehre und Liturgie fest, legt Wert auf Orthodoxie und Orthopraxie und kämpft in Wort, Schrift und Tat gegen die Neuerer.


Soweit für's erste. Demnächst mehr zum Kampf Dom Antônios gegen den Homem que se faz Deus (den Menschen, der sich zum Gott macht), gegen die Religião do Homem (Religion des Menschen), die anstelle der Pflichten des Menschen, dessen Rechte, Wohlsein, Freude und Spaß betont. Dann auch zur weiteren, später traurigen Entwicklung in Campos.

Gruß
Sempre
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

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ottaviani
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Re: Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Beitrag von ottaviani »

Ja Dom Antonio und Campos ist ein gutes Beispiel für mehrere Dinge:
1.) Was möglich war wenn ein Bischof wirklich wollte bis 1981 keine konziliare Reform er blieb einfach der Bischofskonferenz fern hätten im deutschen Sprachraum z-b. nur die Bischöfe Graber und Stimpfle diese Stärke gehabt
2.) auch nach seinem erzwungenen Rücktritt und den Einbruch des Modernismus hat Dom Antonio getan was zu tun war er hat die Gläubigen nicht im Stich gelassen
3.) Er hat als Mitkonsekrator 1988 großen Anteil an der Operation Überleben
jetzt aber leider zu den Negativen Punkten
Nach dem Tod von Dom Antonio weihten die Bischöfe der FSSPX einen Nachfolger dieser erkrante schwer da schlug die Stunde von Dom Rifan er der 1988 sehr klar und scharf gegen die konziliaren Neuerungen Stellung genommen hatte sagte zu allem Ja und Amen als Em Hoyos mit der Bischofswürde winkte mittlerweile konzelebrierte er bereits den NOM und natürlich ist kein kritisches Wort mehr zu hören und natürlich wurden wie üblich nicht alles eingehalten was Rom versprochen hatte der Priestervereinigung wurde auch eine Möglichkeit des Wirkens außerhaob von Campos versprochen was natürlich nicht eingehalten wurde die Lödung wie Sie in Campos gefunden wurde ist eine Wahrnung für die FSSPX

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Protasius
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Re: Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Beitrag von Protasius »

ottaviani, deine Beiträge sind furchtbar schwer zu lesen; kannst du nicht wenigstens Punkte zum Abtrennen der Sätze benutzen?
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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Sempre
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Re: Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Beitrag von Sempre »


Das Wappen Dom Antônios, des "Löwen von Campos"

Der Wahlspruch Dom Antônios, Ipsa conteret (sie selbst wird [den Kopf der Schlange] zertreten), ist dem Protoevangelium (Gen. 3,14f) entnommen, das die Überwindung Satans durch den Kreuzestod Jesu Christi und die Mitwirkung seiner jungfräulichen Mutter an der Erlösung prophezeit. Das ist seine Devise, sein Glaube, seine unumstößliche Hoffnung. Der Heiligsten Jungfrau ist er tief ergeben, der Siegerin über alle Häresien. Als Bischof von Campos ordnet er an, dass alle Priester nach den leoninischen Gebeten am Ende der Messe drei Ave Maria für die Erhaltung des Glaubens und die Ausmerzung der Häresien in der Diözese beten.

Wie ottaviani oben als ersten Punkt erwähnt, gelingt es Dom Antônio, nach dem Konzil seine Diözese in der Tradition zu bewahren. Er ist nicht unvorbereitet, er hatte bereits in den 1940er und 1950er Jahren gegen die seita modernista (die modernistische Sekte) gekämpft, hatte diverse Kongregationen in seine Diözese geholt, mit denen er die Pastoral neu organisierte und dabei besonderen Wert auf die Ausbildung legte. Er kümmerte sich um die Ausbildung aller, von den Kindern an.

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Am 12. September 1969 reagiert Dom Antônio als einer der ersten auf das neue Missale Pauls VI., das bald in Kraft treten soll, und schickt ein Gesuch an den Hl. Vater, in dem er darlegt, dass die Änderungen den Glauben und die Frömmigkeit nicht fördern, sowie auch Verunsicherungen bringen, weil suggeriert wird, dass es nichts in der Kirche gebe, was unveränderbar sei, nicht einmal das Heiligste Messopfer. Der NOM heizt den Glauben nicht nur nicht an, er löscht den Glauben an zentrale Glaubenswahrheiten, wie die Realpräsenz, das Sühneopfer und das hierarchische Priestertum. Er verfolgt einen neuen, anderen Zweck als die traditionelle Liturgie.

Dom Antônio verweigert nicht einfach stumm die Einführung des NOM oder die Annahme der neuen Lehren des Zweiten Vatikanums oder des Papstes selbst. Am 25. Januar 1974 schickt er mehrere Studien zu entsprechenden Themen an den Hl. Vater und bittet um Korrektur derselben. Weiterhin fragt er untertänigst an, ob dieses sein Vorgehen seinen Pflichten als Bischof gemäß ist. Die Antwort aus Rom ist kurz und knapp: Der Eingang seiner Schreiben an den Hl. Vater wird bestätigt.

Ohne Einwände aus Rom setzt er also die Tradition in seiner Diözese fort.

Dabei muss Dom Antônio seine Diözese zusätzlich gegen massive Angriffe der Marxisten und Modernisten verteidigen. Sie schmieden etwa Pläne, die Diözese zu teilen, um sein Werk zu stoppen. Das Seminar in São Sebastião de Varre-Sai soll von ihm abgeschnitten werden. Er transferiert das Seminar nach Campos und vereitelt so die hinterlistigen Intrigen.

1981 wird Dom Antônio gegen seinen Wunsch emeritiert. Zu seiner letzten hl. Messe in der Kathedrale von Campos erscheinen Heerscharen von Gläubigen. Der neue Bischof von Campos, Dom Carlos Alberto Navarro, verfolgt und entfernt nun alle Priester, die weiterhin die Tradition bewahren wollen, aus ihren Pfarreien. Diese wenden sich an Dom Antônio, der mit ihnen das Werk der Tradition fortsetzt. Die Priestervereinigung vom hl. Johannes Maria Vianney wird gegründet. Dom Antônio kann den großen Teil der Priester und mehrere zigtausende Laien der Diözese Campos, die den traditionellen Glauben bekennen, nicht im Stich lassen. Unter erschwerten Bedingungen geht er seiner Pflicht weiter nach. Wie immer kümmert er sich um die Herde, um Gemeinden, Kongregationen, Priesterausbildung und -weihen; und er bekämpft die Feinde, nun auch den neuen Diözesanbischof, in Wort und Briefen.

Das Alter mit seinen Beschwerden konnte dem klaren Geist des Philosophieprofessors nichts anhaben. Wie der Carioca Dom Lorenço Fleichman O.S.B. im Vorwort zu O pensamento de Dom Antônio de Castro Mayer (Das Denken von ...) berichtet, erklärte Dom Antônio anlässlich der Bischofsweihen 1988 in Ecône: Die Gewissenspflicht erzwingt meine Anwesenheit bei dieser Zeremonie: das Bekenntnis des katholischen Glaubens vor der gesamten Kirche, sowie speziell vor den hier Anwesenden: vor Seiner Exzellenz Monsenhor Marcel Lefebvre, wie auch vor den Priestern, Seminaristen, Ordensleuten und Gläubigen aus der ganzen Welt. Einer seiner Priester, die ihn begleiteten, wusste: er war überzeugt, eine Todsünde zu begehen, wenn er den Weihen fernbliebe.

Gruß
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Gamaliel
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Re: Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Beitrag von Gamaliel »

Sempre hat geschrieben:Wie der Carioca Dom Lorenço Fleichman O.S.B. im Vorwort zu O pensamento de Dom Antônio de Castro Mayer (Das Denken von ...) berichtet, erklärte Dom Antônio anlässlich der Bischofsweihen 1988 in Ecône: Die Gewissenspflicht erzwingt meine Anwesenheit bei dieser Zeremonie: das Bekenntnis des katholischen Glaubens vor der gesamten Kirche, sowie speziell vor den hier Anwesenden: vor Seiner Exzellenz Monsenhor Marcel Lefebvre, wie auch vor den Priestern, Seminaristen, Ordensleuten und Gläubigen aus der ganzen Welt. Einer seiner Priester, die ihn begleiteten, wusste: er war überzeugt, eine Todsünde zu begehen, wenn er den Weihen fernbliebe.
Nachstehend das öffentliche Glaubenszeugnis, das Msgr. de Castro Mayer 1988 ablegte:



Ansprache von S. E. Bischof Antonio de Castro Mayer im Anschluß an die Predigt von S.E. Erzbischof Marcel Lefebvre bei der Bischofskonsekration am 30.Juni 1988 in Ecône hat geschrieben:
Exzellenz, hochwürdigster Herr Erzbischof Marcel Lefebvre!
Hochwürdige Herren!
Sehr geehrte Seminaristen!
Geliebte Brüder!

Meine Anwesenheit bei dieser Zeremonie beruht auf einer Gewissenspflicht: dem Bekenntnis des katholischen Glaubens vor der gesamten Kirche und ganz besonders vor Ihnen allen, die Sie hier versammelt sind, vor S.E. Erzbischof Marcel Lefebvre ebenso wie vor den Priestern, den Seminaristen, den Ordensleuten und den Gläubigen aus der ganzen Welt.

Der hl. Thomas von Aquin lehrt, daß zwar keine Pflicht besteht, den Glauben bei allen Gelegenheiten öffentlich zu bekennen. Wenn der Glaube aber in Gefahr ist, muß man ihn ohne Zögern bekennen, selbst unter Einsatz des eigenen Lebens.

Das ist die Situation, in der wir uns heute befinden. Wir erleben eine Krise, die in der Geschichte der Kirche ohne Beispiel ist, eine Krise, die die Kirche in ihrem Innersten trifft, im Wesenskern ihrer Substanz, dem heiligen Meßopfer und dem katholischen Priestertum, zwei Geheimnisse, die ihrem Wesen nach zu einer Einheit verbunden sind. Denn ohne das Priestertum gibt es kein heiliges Meßopfer, und damit wäre jeglicher Kult undenkbar. Diese Einheit ist auch das Fundament, auf dem das Königtum Unseres Herrn Jesus Christus über die Gesellschaft errichtet wird.

Weil nun heute die Erhaltung des Priestertums und der heiligen Messe auf dem Spiel steht, bin ich, trotz aller Bitten und Pressionen, hier, um meine Pflicht zu erfüllen, den Glauben öffentlich zu bekennen.

Es ist überaus schmerzlich, die beklagenswerte Blindheit so vieler Mitbrüder im Bischofsamt und im Priesteramt feststellen zu müssen, welche die gegenwärtige Krise und die Notwendigkeit, dem herrschenden Modernismus zu widerstehen, um die Sendung, mit der uns Gott betraut hat, getreulich zu erfüllen, nicht sehen oder nicht sehen wollen.

So möchte ich hier meine aufrichtige und tiefe Verbundenheit mit der Haltung S.E. Erzbischof Marcel Lefebvres zum Ausdruck bringen, die seine Treue zur Kirche aller Zeiten von ihm verlangt. Wir trinken beide aus derselben Quelle, der einen, heiligen, katholischen, apostolischen und römischen Kirche.

Möge uns die allerseligste Jungfrau Maria, unsere Herrin, die uns in Fatima mütterlich den Ernst der heutigen Stunde vor Augen geführt hat, die Gnade erwirken, mit dieser unserer Haltung den Gläubigen zu Hilfe kommen und sie aufklären zu können, damit sie sich von den verhängnisvollen Irrtümern befreien können, denen sie verfallen sind und die leider von vielen Personen vertreten werden, die die Fülle des Heiligen Geistes empfangen haben.

Gott, Unser Herr, segne Erzbischof Marcel Lefebvre und sein Werk.
(Wer über die Bischofsweihen diskutieren möchte, mag dies bitte im bereits bestehenden Thread tun.)

iustus
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Re: Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Beitrag von iustus »

Sempre hat geschrieben:Am 12. September 1969 reagiert Dom Antônio als einer der ersten auf das neue Missale Pauls VI., das bald in Kraft treten soll, und schickt ein Gesuch an den Hl. Vater, in dem er darlegt, dass die Änderungen den Glauben und die Frömmigkeit nicht fördern, sowie auch Verunsicherungen bringen, weil suggeriert wird, dass es nichts in der Kirche gebe, was unveränderbar sei, nicht einmal das Heiligste Messopfer. Der NOM heizt den Glauben nicht nur nicht an, er löscht den Glauben an zentrale Glaubenswahrheiten, wie die Realpräsenz, das Sühneopfer und das hierarchische Priestertum. Er verfolgt einen neuen, anderen Zweck als die traditionelle Liturgie.
Ist das Hervorgehobene Deine Aussage oder die von Dom Antônio?

NB: Der NOM kann keine Zwecke verfolgen, sondern bspw. die, die ihn kreierten oder die, die ihn feiern.

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Gamaliel
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Re: Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Beitrag von Gamaliel »

Licht auf die weitere Entwicklung der Priestergemeinschaft vom hl. Johannes Maria Vianney und insbesondere des zukünftigen Apostolischen Administrators Msgr. Rifan wirft die theologische Stellungnahme, die P. Rifan im Namen seiner Mitbrüder 1988 im Hinblick auf die Bischofsweihen abgegeben hat.

Die Stellungnahme wurde im Mitteilungsblatt der FSSPX abgedruckt und kann hier auf den Seiten 19-23 nachgelesen werden: Theologische Stellungnahme.

iustus
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Re: Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Beitrag von iustus »

Sempre hat geschrieben:Am 12. September 1969 reagiert Dom Antônio als einer der ersten auf das neue Missale Pauls VI., das bald in Kraft treten soll, und schickt ein Gesuch an den Hl. Vater, in dem er darlegt, dass die Änderungen den Glauben und die Frömmigkeit nicht fördern, sowie auch Verunsicherungen bringen, weil suggeriert wird, dass es nichts in der Kirche gebe, was unveränderbar sei, nicht einmal das Heiligste Messopfer.
Wo er Recht hatte, hatte er Recht.

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Sempre
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Re: Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Beitrag von Sempre »

iustus hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:Am 12. September 1969 reagiert Dom Antônio als einer der ersten auf das neue Missale Pauls VI., das bald in Kraft treten soll, und schickt ein Gesuch an den Hl. Vater, in dem er darlegt, dass die Änderungen den Glauben und die Frömmigkeit nicht fördern, sowie auch Verunsicherungen bringen, weil suggeriert wird, dass es nichts in der Kirche gebe, was unveränderbar sei, nicht einmal das Heiligste Messopfer. Der NOM heizt den Glauben nicht nur nicht an, er löscht den Glauben an zentrale Glaubenswahrheiten, wie die Realpräsenz, das Sühneopfer und das hierarchische Priestertum. Er verfolgt einen neuen, anderen Zweck als die traditionelle Liturgie.
Ist das Hervorgehobene Deine Aussage oder die von Dom Antônio?
Dom Antônio wörtlich:
Dom Antônio de Castro Mayer hat geschrieben:Além disso, como saliento nas folhas juntas, o “Novus Ordo” não só não afervora, senão que extenua a fé nas verdades centrais da vida católica, como a presença Real de Jesus na SS. Eucaristia, a realidade do Sacrifício propiciatório, o sacerdócio hierárquico.
Außerdem, wie ich im Anhang deutlich mache, feuert der “Novus Ordo” den Glauben an die zentralen Wahrheiten des katholischen Lebens wie die Realpräsenz Jesu in der Heiligsten Eucharistie, die Realität des Sühneopfers, das hierarchische Priestertum, nicht nur nicht an, sondern schwächt ihn vielmehr ab.
Über den Zweck der Messe schreibt er im Anhang einen eigenen Abschnitt. Das zu übersetzen führte jetzt hier zu weit.

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Sempre
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Re: Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Beitrag von Sempre »

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Dom Licínio Rangel

Mit dem Tod Dom Antônios 1991 wird Dom Licínio Rangel der Obere der Priestervereinigung vom hl. Johannes Maria Vianney. Er war seit den frühen 1970ern Rektor beider Diözesanseminare gewesen und 1981 von Johannes Paul II. zum Monsenhor ernannt worden. Am 28. Juli 1991 weihen ihn Bernard Tissier de Mallerais, Alfonso de Galarreta und Richard Williamson zum Bischof, um den Fortbestand der Priestervereinigung vom hl. Johannes Maria Vianney sicherzustellen. Seine Exkommunikation wird “festgestellt” und er leitet die Priestervereinigung zehn Jahre lang.

Im Jahr 2000 folgen mehr als 6000 Katholiken aus allen fünf Kontinenten dem Aufruf der Piusbruderschaft, sich in Rom zu versammeln, um die Jubiläumsablässe zu erwerben. Auch Dom Licínio aus Campos schickt eine Gesandtschaft, während er selbst gesundheitlich schwer angeschlagen zuhause bleiben muss.


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Einmarsch des Klerus der Tradition in den Vatikanstaat, A.D. 2000

Die “schismatische Pest”, das “selbsternannte Lehramt”, die “Feinde des Konzils und der neuen Mahlordnung” erregen in Rom einiges Aufsehen. So sehen also Widerständler in echt aus. Sie beten für den Papst und demonstrieren eine Haltung und Würde, die auf nachkonziliaren kirchlichen “Events” selten zu finden ist. Darío Kardinal Castrillón Hoyos, der Präfekt der Kongregation für den Klerus, hatte eben erst die Leitung der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei übernommen. Auch seine Überraschung ist groß. Er lädt die vier “exkommunizierten” Bischöfe zum Essen ein. Es beginnt das Zeitalter der Abkommen.

Dom Licínio Rangel kann wegen fortgesetzter schwerer Krankheit selbst nicht verhandeln. Er schickt Pe. Fernando Arêas Rifan, der sich offenbar gut mit Kardinal Castrillón Hoyos versteht. Am 18. Januar 2002 ist die klandestine Zeit der Priestervereinigung beendet und die Apostolische Personaladministration St. Johannes Maria Vianney dekretiert. Die Exkommunikation Dom Licínio Rangels und alle sonstigen Zensuren aller Beteiligten sind aufgehoben. Dom Licínio Rangel wird zum Titularbischof von Zarna ernannt. Pe. Fernando Arêas Rifan wird im Juni desselben Jahres von Kardinal Castrillón Hoyos zum Bischof geweiht und zum Titularbischof von Cedamusa ernannt. Dom Licínio Rangel erliegt im Dezember 2002 seiner Krankheit.

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Dom Fernando Arêas Rifan (links), gerade eben von Kardinal Castrillón Hoyos (rechts) zum Bischof geweiht (Video)

Es beginnt ein neuer Abschnitt, den viele der Tradition verbundene Katholiken in Brasilien von Anfang am mit einer Skepsis sehen, die sich als Klarsicht erweisen wird. Einzig die Frage, wie Kardinal Castrillón Hoyos Dom Fernando Arêas Rifan weichgespült hat, bleibt offen. Diese Frage kann man wohl getrost den Petrusbrüdern überlassen, die sich um einen “eigenen Bischof” haben betrügen lassen.

Vor wenigen Tagen schreibt unavox.it (italienisch, hier portugiesisch) zum Abkommens-Hype des ersten Jahrzehnts des dritten Jahrtausends eine sehr gute Zusammenfassung der aktuellen Lage. Papst Benedikt XVI. hat in Wort und Tat mehr als deutlich gemacht, dass die Kirche nicht etwa an einem Mangel an Einigkeit der Piusbruderschaft mit Rom leidet. Es geht auch nicht nur um die Liturgie. Es geht um die Lehre und vielerlei mehr Kasperltheater. Alle “Ecclesia Dei Gemeinschaften” haben ihren Widerstand aufgegeben. Vereint mit weiteren “konservativen Kräften”, deren wesentliche Eigenschaft darin besteht, Papageien des jeweils regierenden Heiligen Vaters zu sein, ganz gleich ob der gerade die alte Liturgie in die Tonne wirft oder wieder herauskramt, harren sie dessen, was da kommen mag. Nachdem der Hl. Vater die Piusbrüder zu Gesprächen eingeladen hat, kommen auf einmal allerlei Verteidiger der Tradition aus allerlei Verstecken hervorgekrochen, in denen sie anscheinend 45 Jahre lang angekettet waren. Man hat neue Modewörter wie Kontinuität und Hermeneutik und verwendet diese nicht etwa, um die Krise der Kirche zu bekämpfen. Nein, die Piusbrüder müssen Hermeneutik und Kontinuität unterschreiben und in die Tat umsetzen. Die Piusbrüder müssen die Kastanien aus dem Feuer holen, in dem sie selbst sie seit 45 Jahren haben verkohlen lassen.

Der Autor unterschlägt zwar, dass Papst Benedikt XVI. mit seinem dialektischen Denken selbst Teil des Problems ist, kommt aber der Sache sonst recht nahe. Insbesondere was Petrusbrüder, Campos, Institut vom Guten Hirten, Benediktiner von Le Barroux usf. angeht. Er legt dar, dass der Virus der Seuche, die in der Kirche herrscht, die tapfer blind gehorsamen Ecclesia-Dei-Ärztetrupps selbst verseucht, die angetreten sind, die Seuche in Einheit mit der Seuche zu bekämpfen. Die Pestbekämpfer werden selbst von der Pest zerfressen.

Aber zurück zum Erbe von Dom Antônio de Castro Mayer, sprich zu Dom Fernando Arêas Rifan. Seit Rifan Bischof von Cedamusa ist, zeigt er nicht einen Funken von dem Geist seines einstigen Bischofs Dom Antônio de Castro Mayer. Ganz am Anfang ein wenig internationalen Aktivismus, ansonsten verbreitet nicht er die Tradition in der kranken Kirche, sondern der Virus befällt ihn selbst. Nicht nur, dass er zum mehr oder weniger gelungenen Papagei des Hl. Vaters geworden ist, er leugnet die eigene Vergangenheit, dichtet die Geschichte um, reinigt schließlich sein Seminar von allen Schriften aus den Zeiten Dom Antônios und erklärt, dass es viele Riten gibt, dass man in perfekter Einheit mit der Kirche für den traditionellen Ritus eine Präferenz haben darf, den NOM nicht ablehnen darf, dass alle Riten orthodox seien. Demnächst ein paar Beispiele zu seinem peinlichen Wandel vom Paulus zum Saulus.

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ottaviani
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Re: Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Beitrag von ottaviani »

Danke für die Ausführliche Darstellung da Dir das Tippen offenbar wesentlich leichter fällt als mir

die Entwicklung in Campos muß der FSSPX eine Warnung sein

HeGe
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Re: Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Beitrag von HeGe »

Sempre hat geschrieben:Es beginnt ein neuer Abschnitt, den viele der Tradition verbundene Katholiken in Brasilien von Anfang am mit einer Skepsis sehen, die sich als Klarsicht erweisen wird. Einzig die Frage, wie Kardinal Castrillón Hoyos Dom Fernando Arêas Rifan weichgespült hat, bleibt offen. Diese Frage kann man wohl getrost den Petrusbrüdern überlassen, die sich um einen “eigenen Bischof” haben betrügen lassen.

Vor wenigen Tagen schreibt unavox.it (italienisch, hier portugiesisch) zum Abkommens-Hype des ersten Jahrzehnts des dritten Jahrtausends eine sehr gute Zusammenfassung der aktuellen Lage. Papst Benedikt XVI. hat in Wort und Tat mehr als deutlich gemacht, dass die Kirche nicht etwa an einem Mangel an Einigkeit der Piusbruderschaft mit Rom leidet. Es geht auch nicht nur um die Liturgie. Es geht um die Lehre und vielerlei mehr Kasperltheater. Alle “Ecclesia Dei Gemeinschaften” haben ihren Widerstand aufgegeben. Vereint mit weiteren “konservativen Kräften”, deren wesentliche Eigenschaft darin besteht, Papageien des jeweils regierenden Heiligen Vaters zu sein, ganz gleich ob der gerade die alte Liturgie in die Tonne wirft oder wieder herauskramt, harren sie dessen, was da kommen mag. Nachdem der Hl. Vater die Piusbrüder zu Gesprächen eingeladen hat, kommen auf einmal allerlei Verteidiger der Tradition aus allerlei Verstecken hervorgekrochen, in denen sie anscheinend 45 Jahre lang angekettet waren. Man hat neue Modewörter wie Kontinuität und Hermeneutik und verwendet diese nicht etwa, um die Krise der Kirche zu bekämpfen. Nein, die Piusbrüder müssen Hermeneutik und Kontinuität unterschreiben und in die Tat umsetzen. Die Piusbrüder müssen die Kastanien aus dem Feuer holen, in dem sie selbst sie seit 45 Jahren haben verkohlen lassen.

Der Autor unterschlägt zwar, dass Papst Benedikt XVI. mit seinem dialektischen Denken selbst Teil des Problems ist, kommt aber der Sache sonst recht nahe. Insbesondere was Petrusbrüder, Campos, Institut vom Guten Hirten, Benediktiner von Le Barroux usf. angeht. Er legt dar, dass der Virus der Seuche, die in der Kirche herrscht, die tapfer blind gehorsamen Ecclesia-Dei-Ärztetrupps selbst verseucht, die angetreten sind, die Seuche in Einheit mit der Seuche zu bekämpfen. Die Pestbekämpfer werden selbst von der Pest zerfressen.
Wenn ich alleine diesen Abschnitt lese, weiß ich, dass eine Rückkehr solcher Leute in die Kirche nahezu ausgeschlossen ist. Diese sind mittlerweile genauso weit von einer gesunden Sichtweise auf die Kirche entfernt, wie es auf der anderen Seite WSK-Anhänger sind. Und zu dieser Arroganz gegenüber den Ecclesia-Dei-Gemeinschaften sage ich besser nichts, was ich hinterher bereue. Den Fürsten dieser Welt wird diese Zerstrittenheit sicher freuen.
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iustus
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Re: Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Beitrag von iustus »

HeGe hat geschrieben:Wenn ich alleine diesen Abschnitt lese, weiß ich, dass eine Rückkehr solcher Leute in die Kirche nahezu ausgeschlossen ist. Diese sind mittlerweile genauso weit von einer gesunden Sichtweise auf die Kirche entfernt, wie es auf der anderen Seite WSK-Anhänger sind.
Sehe ich ganz genauso.

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Sempre
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Re: Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Beitrag von Sempre »

HeGe hat geschrieben:Wenn ich alleine diesen Abschnitt lese, weiß ich, dass eine Rückkehr solcher Leute in die Kirche nahezu ausgeschlossen ist.
Dom Fernando Arêas Rifan schafft Deinen Sorgen Abhilfe. Er zeigt, dass nichts unmöglich ist. Gestern noch Verteidiger der Tradition. Heute Kasperle in der Missa Show oder der Missa Confete (Konfetti).

Pe. Fernando Arêas Rifan im zweiten Jahrtausend:
Wir können unglücklicherweise nicht an den liturgischen Feiern teilnehmen, da es sich um den neuen Messritus handelt, der einen mehrdeutigen, protestantisierenden und ökumenischen Charakter hat, und daher Gott, unseren Herrn, beleidigt.
aus: `Porque somos católicos' (Weil wir katholisch sind), Seite 88
Es gibt schwerwiegende Gründe des Glaubens, die neue Messe nicht zu akzeptieren
aus: `Missa nova ou Missa Tradicional' (Neue Messe oder Traditionelle Messe), Seite 1


Dom Fernando Arêas Rifan im dritten Jahrtausend, nun mit Mitra:
Viele Gruppen verwendeten diese Liturgie [den alten Ritus] um gegen die Autorität anzugehen, um gegen die Autorität des zweiten Vatikanischen Konzils anzugehen, um gegen die Messe anzugehen, die heute in der Kirche in Kraft ist, gegen den Papst - klar, dass sie einen schlechten Ruf erlangt hat.
(Dom Fernando Arêas Rifan im TV-Interview, RedeVida, 21. September 2007)
Hier [auf diesem Bild] wieder in Florianópolis, als wir dort waren [beim eucharistischen Kongress 2006], auf Einladung des [Erz] Bischofs [Dom Murilo Krieger]. Da habe ich teilgenommen. Hier [auf diesem Bild] bin ich in der Messe mit den Bischöfen. Schauen Sie hier, die andere Messe [nicht die traditionelle], ich bin auch in der anderen Messe, nicht nur in meiner.
(Dom Fernando Arêas Rifan im TV-Interview, RedeVida, 21. September 2007)


http://www.youtube.com/v/7L5-omoU590
(Dom Fernando Arêas Rifan konzelebriert bei einem NOM-Spektakel am 8. September 2004 in Aparecida S.P. Bei 1:06 der rechte der beiden Köpfe im Hintergrund direkt unter dem hochgehobenen Deckel der Bundeslade; Dom Rifan in groß bei 0:03; Konfettishow)

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Re: Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Beitrag von Sempre »

Dom Antônio de Castro Mayer hat geschrieben:
Neue Kirche, neues Gebet
Durch den Glauben heftet sich der Mensch an Gott. Deswegen hat die Religion als Basis und Fundament den Glauben. Dies wiederum verlangt eine Entsprechung zwischen dem Gottesdienst und dem Inhalt des Glaubens, wie es das liturgische Sprichwort Lex credendi legem statuat supplicandi (s. Enzyklika Mediator Dei) ausdrückt - der Glaube ist es, der die Normen des Gottesdienstes bestimmt. Ein Korollar dieses Prinzips ist dies andere: so, wie sich durch die Akte des Gottesdienstes, des Opfers und der Gebete sich der Glaube, der bekannt wird, manifestiert; so kann gleichermaßen durch eine Änderung der Akte des Gottesdienstes eine Verzerrung und selbst eine Änderung des Glaubens erreicht werden.

Die Geschichte der Kirche illustriert, was wir versichern. Die Heilige Kirche hat ihre Liturgie im Lauf der Jahrhunderte genau zu dem Zweck mit neuen Elementen bereichert, um den Glauben gegen die Häresien zu sichern, die nach und nach auftauchten. Ihrerseits bemühten sich die Ketzer, aus der Heiligen Liturgie Elemente zu destillieren, die ihre Irrtümer unterstützten, damit die unaufmerksamen Gläubigen ihre Häresien annähmen. Die lutheranische Messe wie die anglikanische Messe sind funkelnde Beispiel für Manöver dieser Art.

Aktuell befindet sich die Kirche in einer Situation, die analog zu diesen vergangenen Zeiten ist. Zunächst befinden wir uns in einer neuen Kirche, also mit einem neuen Glauben. Das Zeugnis stammt aus einer Ansprache von Paul VI. auf dem Konzil. Kardinal Benelli nannte sie die "Konzilskirche". Es handelt sich um eine evolutive Kirche, die sich andauernd modifiziert, um sich dem Fluß der Geschichte anzupassen, der nie umkehrt. Schon jetzt bezeifelt niemand mehr, dass diese Kirche nicht die Katholische Kirche der Tradition ist, die auf die Zeit der Apostel zurückgeht.

Es geht jetzt also darum, das Volk davon zu überzeugen, dass diese die wahre Kirche ist, die Kirche Jesu Christi. Es gab direkte Versuche, den Gläubigen neue und fremde Konzepte der Glaubensdogmen einzuschärfen. Zum Beispiel die Definition - oder Beschreibung - der Messe in der Nr. 7 der allgemeinen Einführung zum Novus Ordo Pauls VI. Solche Versuche stießen jedoch an den sensus fidei, den katholischen Hausverstand, der den Gläubigen von der Beständigkeit der Kirche überzeugt, immer die gleiche, immer ihr selbst gleich, wie ihr göttlicher Gründer, immer der gleiche, gestern, wie heute, wie immer: Christus heri et hodie ipse et in saecula (Hebr. 13,8)

Man versucht nun also den indirekten Weg: den Glauben ändern, indem man das Gebet revolutioniert. Das offenbart uns die Ausgabe von Oremos hermanos [Lasset uns beten, Brüder], die von den Verantwortlichen der liturgischen Abteilung der CELAM [lateinamerikanische Bischofskonferenz] und dem argentinischen Episkopat, D. Romeo Alberti aus Apucarana, D. Moisés Blancoud aus Rio do Cuarto, Präsident der liturgischen Kommission Argentiniens, halboffiziell präsentiert wurde. Der Zweck des neuen Gebetshandbuchs besteht darin, die Änderung der Mentalität des Gläubigen zu bewirken, vom alten zum neuen Glauben, dem Glauben, der von der neuen postkonziliaren Kirche verlangt wird. Glauben besteht gemäß dem Handbuch nicht mehr darin, offenbarte Wahrheiten anzunehmen, entsprechend zu praktizieren und die entsprechenden immer gleichen Riten durchzuführen. Glauben heute, nach dem Vaticanum II, nach Medelin und Puebla, bedeutet, die Evolution der Geschichte zu akzeptieren und sich in jedem Moment mit Christus zu vereinen, der in der Geschichte dieses bestimmten Momentes lebt. Das ist der Glauben von hier und jetzt, der mit den Variationen des "hier" und "jetzt" variiert. Gerade so, wie von St. Pius X. als Modernismus zensuriert (s. "Roma", Nr. 78, Buenos Aires, Juni 1983).
(Monitor Campista, 04/09/1983; aus O pensamento de Dom Antônio de Castro Mayer, Editora Permanência; meine Übersetzung)

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Re: Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Beitrag von Sempre »

Dom Fernando Arêas Rifan in vollständiger Einheit mit dem mehrdeutigen, protestantisierenden und ökumenischen Ritus

http://www.youtube.com/v/kk_KhRG8J4c

Der große und souveräne Gott der neuen Religion hat sich klein gemacht zu einem Stück Brot. Die beiden lasziven Stimmen singen:
Wunder der Liebe (Juliana de Paula)

Wie gut, Dich in meinem Herzen zu empfangen
Dich zu berühren, dich in meinen Händen zu haben
Dich liebevoll willkommen zu heißen
Und mit dir eins zu sein

Mit dir eine perfekte Kommunion haben
Leib und Blut, Wein und Brot
Wunder der Liebe
Quelle des Lebens

Oh mein Jesus, Eucharistie
Ich empfange dich in Kommunion
Und das, ohne es zu verdienen
Du kommst und nimmst Wohnung in meinem Herzen

Ich bete dich an, mein Jesus
Süßes Geheimnis in meinem Herzen
Wie ein Gott, so groß und souverän
Sich klein macht, ein Stück Brot
Nur aus Liebe
Gruß
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Kirchenjahr
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Re: Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Beitrag von Kirchenjahr »

Sempre hat geschrieben:Es beginnt ein neuer Abschnitt, den viele der Tradition verbundene Katholiken in Brasilien von Anfang am mit einer Skepsis sehen, die sich als Klarsicht erweisen wird. Einzig die Frage, wie Kardinal Castrillón Hoyos Dom Fernando Arêas Rifan weichgespült hat, bleibt offen. Diese Frage kann man wohl getrost den Petrusbrüdern überlassen, die sich um einen “eigenen Bischof” haben betrügen lassen.
Woher das geänderte Auftreten bei Bischof Rifan kommt, ist nicht ersichtlich. Das muss nicht unbedingt an Kardinal Castrillón Hoyos liegen. Ich meine, ein Teil der Probleme liegt in der Geschichte der Priestervereinigung vom hl. Johannes Maria Vianney. Als Erzbischof Lefebvre (ob zu Recht oder zu Unrecht / objektiv oder nur subjektiv - das kann hier offen bleiben) wegen fortgeschrittenen Alters und mangelden Vertrauens in die römische Kurie aufgrund eines von ihm gemeinten Notstands mit Bischof Castro Mayer (selbst fortgeschrittenen Alters) vier Bischöfe konsekretierte, hat er damit, wie von ihm beabsichtigt, objektiv der FSSPX als Priestervereinigung den Fortbestand gesichert. Für die Konsekration von Bischof Rangel bestand diese objektive Notwendigkeit nicht, da statt der vormals zwei alten Bischöfe vier junge Bischöfe vorhanden waren. Ob die Bischofsweihe für das treue Verhalten von Bischof Castro Mayer als Belohnung gedacht war, weiß ich nicht. Das wäre aber für einen Notstand nicht gerade ein treffliches Argument. Aus meiner Sicht war die Weihe Bischof Rifans völlig unstreitig ein schismatischer Akt. Um diese Exkommunikation zu lösen bedurfte es notwendigerweise eine Annährung an den Papst, ein schwieriges Unterfangen aus der Sicht der Tradition und da kann man dann auch schon mal über das Ziel hinaus schießen.

Ich sehe es auch nicht so, dass sich die Petrusbrüder um einen Bischof haben betrügen lassen. Einen eigenen Bischof für Sakramentenspendung und Sukzesion benötige ich nur dann, wenn ich nicht in Gemeinschaft zur Gemeinschaft der Bischöfe stehe. Ein Bischof dient nicht dazu, bei nicht gewünschtem Verhalten des Papstes oder der Ortsbischöfe, vorübergehend oder auf Dauer eine Art Parallelkirche aufzubauen. Dieser Bischof dient erst recht nicht der Drohkulisse einer Trennung oder Unabhängigkeit von Papst oder Ortsbischöfen.

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Re: Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Beitrag von ottaviani »

das Verhalten von Mgr Tifan liegt alleine in seiner Enntscheidung und sein Verhalten ist eine Warnung für die FSSPX er verschleudert das Erbe von Mgr de Castro _Mayer wir sehen hier genau wiwe sich der Vatikan eine "Lösung" vorstellt und das ist absolut abzulehnen

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Re: Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Beitrag von Melody »

Warum wird eigentlich immer wieder das Gerücht gestreut, dass Bischof Rifan konzelebriert hätte?! Ich meine, ich weiß ja nicht, ob er es mittlerweile getan hat, aber in der Hl. Messe, um die es seinerzeit ging, tat er es jedenfalls nicht. Zumindest hat er selbst das so gesagt. Zwischen Teilnahme und Konzelebration besteht ein Unterschied.

http://www.kreuz.net/article.2995.html (vom 6. April 26)
Bischof Rifan nahm auch zu Gerüchten Stellung, wonach er am 8. September 24 aus Anlaß der Krönung der Patronin von Brasilien, Unserer Lieben Frau von Aparcida, bei einer Messe im Neuen Ritus konzelebriert haben soll.

Er habe an den Feierlichkeiten zwar in bischöflichem Ornat teilgenommen – so Mons. Rifan – jedoch nicht konzelebriert. Er hätte jedoch auch keine Sünde begangen, wenn er konzelebriert hätte, meinte der Bischof.
Seid Ihr denn überzeugt, dass er mit dieser Aussage gelogen hat?! Woran will man denn festmachen, ob er nun einfach im Ornat dort teilgenommen oder tatsächlich konzelebriert hat?!
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Re: Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Beitrag von Sempre »

Melody hat geschrieben:Warum wird eigentlich immer wieder das Gerücht gestreut, dass Bischof Rifan konzelebriert hätte?! Ich meine, ich weiß ja nicht, ob er es mittlerweile getan hat, aber in der Hl. Messe, um die es seinerzeit ging, tat er es jedenfalls nicht. Zumindest hat er selbst das so gesagt. Zwischen Teilnahme und Konzelebration besteht ein Unterschied.

http://www.kreuz.net/article.2995.html (vom 6. April 26)
Bischof Rifan nahm auch zu Gerüchten Stellung, wonach er am 8. September 24 aus Anlaß der Krönung der Patronin von Brasilien, Unserer Lieben Frau von Aparcida, bei einer Messe im Neuen Ritus konzelebriert haben soll.

Er habe an den Feierlichkeiten zwar in bischöflichem Ornat teilgenommen – so Mons. Rifan – jedoch nicht konzelebriert. Er hätte jedoch auch keine Sünde begangen, wenn er konzelebriert hätte, meinte der Bischof.
Seid Ihr denn überzeugt, dass er mit dieser Aussage gelogen hat?! Woran will man denn festmachen, ob er nun einfach im Ornat dort teilgenommen oder tatsächlich konzelebriert hat?!
Die Geschichte wird u.a. so erzählt: Auf eine besorgte Nachfrage von P. Aulagnier Anfang 26 antwortend, ob er denn konzelebriert habe, erklärte er, er habe `nicht aktiv teilgenommen', er habe bloß `den Anschein erweckt' (Je n'ai pas participé activement, j'ai fait semblant.) Im Fernsehn erweckt er allen Anschein, nichts anderes als die vielen anderen konzelebrierenden Bischöfe zu tun. Was denn sonst er da am Altar gemacht hat, hat er nicht erklärt.

Die Frage, was er denn dort nun tat, ist aber bereits im Frühjahr 26 obsolet, als er auf dem Eucharistischen Kongress in Florianópolis konzelebriert. 27 erzählt er selbst stolz im TV-Interview davon, wie ich oben berichtet habe. Weitere Konzelebrationen sind hier dokumentiert. Dom Fernando Arêas Rifan erklärt auch im TV (ebendort), dass die traditionelle Liturgie bloß seine Präferenz sei und der NOM völlig akzeptabel.

Das Video in meinem vorigen Beitrag ist vom Eucharistischen Kongress in Campos 28.

Nach welchen Kriterien Dom Fernando Arêas Rifan den NOM zelebriert, konzelebriert oder simuliert, ist mir nicht bekannt. In der Kathedrale von Campos feiern Priester der Administration von Dom Rifan jedenfalls ebenfalls den NOM. Ohne Mulherada (Weibsvolk) im Altarraum geht es natürlich nicht (Video) und nach Reform der Reform sieht das ganze auch nicht aus.

Gruß
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Re: Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Beitrag von Sempre »

Kirchenjahr hat geschrieben:Woher das geänderte Auftreten bei Bischof Rifan kommt, ist nicht ersichtlich. Das muss nicht unbedingt an Kardinal Castrillón Hoyos liegen.
Man kann darüber wohl nur spekulieren. Dom Rifan sitzt jetzt halt auch in der Bischofskonferenz und viele kümmern sich darum, ihn zu integrieren (bzw. aus traditioneller Sicht, ihn zu infizieren). An den theologischen Fakultäten wird die Geschichte von Campos aufgearbeitet, die aktuellen Worte, Schreiben und Taten analysiert, der Fortschritt des Integrationsprozesses bewertet, und in der Glaskugel gelesen, dass der Modernismus die Herzen zwar erreicht, aber vielleicht noch nicht vollständig durchdrungen hat.

Kirchenjahr hat geschrieben:Ich meine, ein Teil der Probleme liegt in der Geschichte der Priestervereinigung vom hl. Johannes Maria Vianney. Als Erzbischof Lefebvre (ob zu Recht oder zu Unrecht / objektiv oder nur subjektiv - das kann hier offen bleiben) wegen fortgeschrittenen Alters und mangelden Vertrauens in die römische Kurie aufgrund eines von ihm gemeinten Notstands mit Bischof Castro Mayer (selbst fortgeschrittenen Alters) vier Bischöfe konsekretierte, hat er damit, wie von ihm beabsichtigt, objektiv der FSSPX als Priestervereinigung den Fortbestand gesichert. Für die Konsekration von Bischof Rangel bestand diese objektive Notwendigkeit nicht, da statt der vormals zwei alten Bischöfe vier junge Bischöfe vorhanden waren.
Das haben Dom Licínio Rangel und Dom Fernando Arêas Rifan selbst mindestens bis 2000 überhaupt nicht so gesehen.

Kirchenjahr hat geschrieben:Ob die Bischofsweihe für das treue Verhalten von Bischof Castro Mayer als Belohnung gedacht war, weiß ich nicht. Das wäre aber für einen Notstand nicht gerade ein treffliches Argument.
Natürlich nicht. Darum geht es auch nicht. Viele Tradis hier in Brasilien haben sich über den recht plötzlichen Wandel der Positionen Dom Rifans gewundert. Dazu werden dann allerlei Überlegungen angestellt.

Kirchenjahr hat geschrieben:Aus meiner Sicht war die Weihe Bischof Rifans völlig unstreitig ein schismatischer Akt. Um diese Exkommunikation zu lösen bedurfte es notwendigerweise eine Annährung an den Papst, ein schwieriges Unterfangen aus der Sicht der Tradition und da kann man dann auch schon mal über das Ziel hinaus schießen.
Für Dom Antônio de Castro Mayer wäre alles andere eine schwere Pflichtverletzung gewesen.

Kirchenjahr hat geschrieben:Ich sehe es auch nicht so, dass sich die Petrusbrüder um einen Bischof haben betrügen lassen. Einen eigenen Bischof für Sakramentenspendung und Sukzesion benötige ich nur dann, wenn ich nicht in Gemeinschaft zur Gemeinschaft der Bischöfe stehe. Ein Bischof dient nicht dazu, bei nicht gewünschtem Verhalten des Papstes oder der Ortsbischöfe, vorübergehend oder auf Dauer eine Art Parallelkirche aufzubauen. Dieser Bischof dient erst recht nicht der Drohkulisse einer Trennung oder Unabhängigkeit von Papst oder Ortsbischöfen.
Das aber hatten die Petrusbrüder selbst aber doch anders gesehen!?

Gruß
Sempre

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Campos dos Goytacazes, 2009 (Vergrößern)
Danke
Dom Antônio und Monsenhor Lefebvre
für die Treue zum wahren Glauben und der wahren Heiligen Messe.
Gerechtigkeit wurde hergestellt, denn wir wurden nie exkommuniziert noch waren wir schismatisch.
Dank auch den vier Bischöfen der FSSPX, die 1988 legal geweiht wurden.
Deo Gratias!
Es lebe unsere liebe Frau, Mater Ecclesiae.
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Re: Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Beitrag von Sempre »

Pe. Fernando Arêas Rifan anläßlich der Bischofsweihe von Dom Licínio Rangel in São Fidelis RJ am 28.07.1991 als Dolmetscher.

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Pe. Rifan und Mons. Tissier de Mallerais
Pe. Rifan und Mons. Fellay
Pe. Rifan und P. Schmidberger
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Re: Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Beitrag von Sempre »

Weiter oben hatte ich Dom Antônio de Castro Mayer zitiert, der sich kurz dazu äußert, worin der neue Glaube der neuen Kirche im Gegensatz zum wahren Glauben der Kirche Gottes besteht:
Dom Antônio de Castro Mayer hat geschrieben:Glauben besteht gemäß dem Handbuch nicht mehr darin, offenbarte Wahrheiten anzunehmen, entsprechend zu praktizieren und die entsprechenden immer gleichen Riten durchzuführen. Glauben heute, nach dem Vaticanum II, nach Medellin und Puebla, bedeutet, die Evolution der Geschichte zu akzeptieren und sich in jedem Moment mit Christus zu vereinen, der in der Geschichte dieses bestimmten Momentes lebt. Das ist der Glauben von hier und jetzt, der mit den Variationen des "hier" und "jetzt" variiert. Gerade so, wie von St. Pius X. als Modernismus zensuriert.
Der Glaube des hier und jetzt, der u.a. existentialistische Züge trägt, ist auch in den Schriften des Hl. Vaters, Benedikt XVI. zu finden, wie Mgr. Tissier de Mallerais ausgeführt hat. Das erwähne ich nicht in irgendeiner Art von persönlicher Abneigung gegen den Hl. Vater, Benedikt XVI., sondern zwecks Verständnis der Position der ungebrochenen Tradition, wie sie von Dom Antônio de Castro Mayer vertreten wurde, sowie der Hindernisse, was eine Einigung der Vertreter der Tradition mit Rom angeht. Eine Diskussion zu den Ausführungen Mgr. Tissiers wurde hier im Forum vor eine Weile angeleiert, verlief dann aber eher ganz an einem der Ränder des eigentlichen Themas und ist schließlich unter Theologie von Joseph Ratzinger im Lichte der Tradition gelandet. Inhaltliche Diskussionen dazu am besten dort. Hier weiter zu Dom Antônio de Castro Mayer und zu seinem Erbe.

Es ist leicht zu erkennen, dass nicht Dom Fernando Arêas Rifan das geistige Erbe von Dom Antônio de Castro Mayer vertritt (und nicht einmal sein eigenes). Er beruft sich bloß in Form von Lippenbekenntnissen und allerlei zweifelhaftem Gerede auf Dom Antônio. Andere folgen derweil weiter dem Glauben und Denken von Dom Antônio, dem Glauben und Denken der Kirche in Wort, Schrift und Tat.

So auch Dom Tomás de Aquino Ferreira da Costa. Dom Tomás de Aquino Ferreira da Costa ist der Obere der Benediktiner vom Mosteiro da Santa Cruz im Município (Kreis) Nova Friburgo RJ, ca. 12km von Campos entfernt (http://www.beneditinos.org.br). Das Kloster wurde 1987 von Le Barroux ausgehend gegründet und von Dom Antônio de Castro Mayer unterstützt. Auch seit 1988 ging es weiter den Weg von Mgr. Lefebvre und Dom Antônio de Castro Mayer, während Dom Gérard Calvet in Frankreich die Wege des Abkommens mit Rom beschritt.

Zur Geschichte des eingangs von Dom Antônio skizzierten neuen Glaubens schreibt Dom Tomás de Aquino Ferreira da Costa eine konzise Zusammenfassung in der Revista Eletrônica Mosteiro da Santa Cruz im Mai 211. Für einen Forenbeitrag mag das immer noch etwas länglich erscheinen, dient aber hoffentlich dem ein oder anderen Leser zum Verständnis dafür, was mit der Protestantisierung, der neuen Religion usf. gemeint ist, die Dom Antônio, Mgr. Lefebvre und die ihnen folgenden der Tradition verbundenen Katholiken ablehnen.
St. Pius X. schreibt am Ende des ersten Teils seiner lehramtlichen Enzyklika Pascendi, dass auf dem Weg, der zur Vernichtung der gesamten Religion führt, die Protestanten den ersten Schritt taten, die Modernisten den zweiten, und der nächste wird zum kompletten Atheismus führen. Studieren wir also zunächst den ersten Schritt, den die Protestanten taten, d.h. Luther und all jene die von ihm beeinflusst sind. Im folgenden untersuchen wir den zweiten Schritt, den Modernismus, seine Ursachen, seine Lehre. Schließlich folgt dann ganz kurz der Modernismus in den Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils.
I. Luther und seine Schüler
Sich gegen die lehramtliche Autorität der Kirche wendend, macht Luther aus der individuellen Freiheit den obersten Richter in religiösen Angelegenheiten. Mit seiner individuellen Gewissensfreiheit im Hören auf die Bibel öffnet er den Weg, wie Leo XIII. sagt, den endlosen Variationen, den Zweifeln und den Negationen, was die schwerwiegendesten Fragen angeht.

Er attackiert nicht nur die Kirche, sondern auch den Verstand selbst.

"Der Verstand, sagte er, ist dem Glauben direkt entgegengesetzt. [...] Unter den Gläubigen sollte er ausgemerzt und begraben werden (...) er ist die Hure des Dämonen. Er kann bloß alles, was Gott tat oder sagte, lästern." (1)

Luther attackiert - die Modernisten und Neomodernisten vorwegnehmend - die scholastische Methode, die die gesamte Solidität der katholischen Theologie ausmacht.

"Es ist unmöglich, die Kirche zu reformieren", sagt er, "wenn die scholastische Theologie und die Philosophie nicht komplett ausgerissen werden, wie auch das kanonische Recht". Und weiter: "Die Logik hat keinen Nutzen in der Theologie, denn Christus bedarf keiner menschlichen Erfindungen."

Dieser Schatz der Kirche, die scholastische Theologie und Philosophie wird immer von den Feinden der Kirche bekämpft werden. Descartes (1596-165), französischer Philosph, wenngleich katholisch, schätzt ebenfalls die Schloastik gering, und initiiert die moderne Philosophie [...]. Nach Descartes kommt Kant, Protestant, der die Philosophie mit seinem System prägen wird. Kant (1724-184) ist einer der Väter des Idealismus. Versuchen wir eine kurze Zusammenfassung seines Systems.

Nach Kant können wir bloß die Erscheinungen der Dinge kennen, bloß die den Sinnen zugängliche Realität, oder die Phänomene, wie er sagt. Für Kant ist die einzige wahre Wissenschaft die Physik. Die Physik betrifft nicht das Wesen der Dinge, sondern bloß das, was auf die Sinne wirkt. Das Wesen der Dinge ist nach Kant nicht erkennbar. Daher ist nach Kant die Philosophie keine Wissenschaft und wir können weder Gott, noch die Seele, nicht einmal die Offenbarung oder irgendeinen Eingriff Gottes im Leben der Menschen erkennen.

Dennoch versichert Kant, mittels der Moral, die Existenz Gottes, der Seele, des Himmels usf. "Ich habe die Vernunft zerstört, um dem Glauben Platz zu machen", sagt er. Indem er dies tut, entzieht Kant aber dem Glauben jegliches Fundament. Nach Kant ist die Existenz Gottes eine praktische Wahrheit. Man sollte sagen, dass Gott existiere, weil das nützlich ist, wenn man das auch nicht beweisen könne. Seine Existenz ist nützlich, ja sogar notwendig für die Moral. Das ist Kants einziges Fundament für die Existenz Gottes.

Auf diese Weise trennt Kant die Wahrheit in zwei Gruppen: die wissenschaftlichen Wahrheiten, d.h. die physikalischen Wahrheiten, und die moralischen Wahrheiten, d.h. die nicht-wissenschaftlichen Wahrheiten. Gott, die Wunder, die Offenbarung, nichts davon kann sicher gewusst werden, nichts davon ist Gegenstand der Wissenschaft. Und tatsächlich, so denkt die Mehrheit unserer Zeitgenossen unter dem Einfluss dieser Lehren.

Das Kantische System ist recht komplex. Betrachten wir vor allem seinen Agnostizismus, d.h. die Lehre, die bestreitet, dass wir das Wesen der Dinge erkennen können, dass wir bloß die sinnlichen Erscheinungen wahrnehmen. Wir werden diesen Agnostizismus im System der Modernisten wiederfinden. Gleichzeitig mit dem Agnostizismus lehrt Kant den Immanentismus, d.h. wir finden die Wahrheit in uns selbst, als ob sie unser Fabrikat wäre, und nicht die Übereinstimmung unserer Erkenntnis mit der Realität. Agnostizismus und Immanentismus werden die beiden Fundamente des Modernismus sein.

Nach diesem sehr kurzen Ausflug in die Philosphie Kants, schauen wir uns zwei protestantische Autoren an, die wir Vorläufer des Modernismus nennen können. Ernst Daniel Schleiermacher (1768- 1834) und David Friedrich Strauss (188-1874). Wie Kant sagt auch Schleiermacher, dass die Religion kein rationales Fundament habe. Die Wunder, die Erbsünde, die Göttlichkeit unseres Herrn, nichts davon habe ein rationales Fundament. Diesem Weg folgend sagt er, dass es belanglos ist, zu wissen, ob unser Herr Gott ist oder nicht, denn die Religion ist ein Gefühl, ein reines Gefühl.

"Du glaubst, dass damals, vor 19 Jahrhunderten, etwas außerhalb von dir für dich geschehen sei. Wir hingegen glauben, dass etwas in uns geschieht; wir haben unseren Glauben an Christus. Warum willst Du wissen, was Christus an sich ist, was die Offenbarung an sich ist, oder was das Wunder an sich ist? Diese Beurteilungen sind für die religiöse Seele völlig uninteressant."

Für Schleiermacher findet sich der Wert eines Dogmas, der Wert der Religion in seiner praktischen Nützlichkeit. Der Rest ist völlig belanglos. Auf diese Weise träumte er davon, alle protestantischen Bekenntnisse zu vereinen, sie in der Religion des Gefühls, in einer Religion ohne Dogma, ohne Doktrin, ohne jeglichen intellektuellen Inhalt zu vereinen.

Schleiermacher spricht von Gefühl, von bewegter und frommer Erfahrung, selbst die Bibel ist überhaupt nur eine Sammlung religiöser Erfahrungen, die in uns weitere religiöse Erfahrungen provozieren will.

Für ihn spielt das Dogma eine rein symbolische Rolle, um eher in weniger perfekter Weise die verschiedenen religiösen Erfahrungen auszudrücken. Das Dogma sollte die Menschen nicht trennen, denn das wichtige sei die Erfahrung, das religiöse Gefühl. Auf dieser Basis läßt sich ein Ökumenismus gründen, wie ihn die exaltiertesten Progressisten wünschen. Nach Schleiermacher schauen wir uns Strauss an.

Strauss interessiert sich wie sein Meister Ferdinand Christian Baur (1792-186) für das Studium der Heiligen Schriften und, der Theorie Kants folgend, für die praktische Wahrheit und die wissenschaftliche Wahrheit. Er stellt den Jesus der Geschichte dem Jesus der Evangelien gegenüber. Er schreibt über ein Leben Jesu, in dem er alle Wunder als Frucht der Phantasie der ersten christlichen Gemeinden zu erklären versucht. Demnach gibt es zwei Geschichten Jesu. Eine wahre ohne Wunder und eine mystische mit Wundern.
Der Modernismus in der katholischen Welt
Praktisch alle diese modernistischen Thesen wurden bereits von den Protestanten bekannt. In der katholischen Welt ließen sich einige Priester hinreißen, nicht zurückzustehen, hinter dem, was ihnen ein wissenschaftlicher Fortschritt der deutschen Protestanten erschien. Einige dieser Priester, schlecht ausgebildet und die Schloastik verachtend, stürzten sich in den Denkweise der Protestanten und der modernen Philosophen und übernahmen den großen Teil derer Thesen.

Aus diesem ganzen Haufen falscher Wissenschaft, morbider Neugier und Stolz wächst der Modernismus. Diverse andere Autoren in Frankreich wie in England und Italien wagen, denselben Weg zu gehen. Im Februar 193 verurteilt Leo XIII. ein erstes Buch von Loisy. In der Folge setzt das Heilige Offizium diverse Bücher desselben Autos auf den Index. 197 verurteilt St. Pius X. 65 modernistische These im Dekret Lamentabili. Im selben Jahr, am 8. September, wird die große Enzyklika Pascendi Dominici gregis veröffentlicht.

[...]
(meine Übersetzung; die Zitate sind ohne Kenntnis der Originale rückübersetzt)

Gruß
Sempre

Pascendi Dominici gregis auf domus-ecclesiae.de
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Gamaliel
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Re: Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Beitrag von Gamaliel »

Sempre hat geschrieben:Zur Geschichte des eingangs von Dom Antônio skizzierten neuen Glaubens schreibt Dom Tomás de Aquino Ferreira da Costa eine konzise Zusammenfassung in der Revista Eletrônica Mosteiro da Santa Cruz im Mai 2011.
[...]
(meine Übersetzung; die Zitate sind ohne Kenntnis der Originale rückübersetzt)
Eine ganz richtige Zusammenfassung. Danke für die Übersetzung! :daumen-rauf:

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Hubertus
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Re: Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Beitrag von Hubertus »

Gamaliel hat geschrieben:Danke für die Übersetzung! :daumen-rauf:
Dem möchte ich mich bei der Gelegenheit anschließen. Vielen Dank, das macht es viel leichter! :ja:
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

Kirchenjahr
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Re: Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Beitrag von Kirchenjahr »

Vielen Dank Sempre.

Ausgehend von dieser Betrachtungsweise erschließt sich mir wenigstens, warum in der Diskussion immer der Begriff der "Protestantsierung" fällt.

Der Protestantismus muss die römische Kirche ins Mark getroffen haben. Ich weiß aber auch nicht, warum in Trient kein Gang zurück gelegt worden ist, quasi ohne Scholastik zurück zu den Kirchenvätern und den ökumenischen Konzilien. Der Protestantismus ist und war was die Väter angeht sehr schwach auf der Brust und gegen die Spiritualität z. B. eines hl. Benedikts hätte Luther nur seine bekannten Parolen loslassen können.

Sicherlich ist Benedikt XVI kein großer Anhänger der klassischen Scholastik, was die Angelegenheit nicht erleichtert. Ich denke aber, es ist ein Trugschluss daraus zu schließen, er stehe für eine protestantischere oder modernistischere Theologie.

Was Bischof Rifan angeht, ist mir der Wandel gleichermaßen rätselhaft. Sempre erwähnte ja auch einen möglichen Einfluss der Bischofskonferenz. Eine solche würde z. B. einem Bischof Williamson bestimmt keine Angst machen.

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Re: Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Beitrag von Sempre »

Kirchenjahr hat geschrieben:Der Protestantismus muss die römische Kirche ins Mark getroffen haben. Ich weiß aber auch nicht, warum in Trient kein Gang zurück gelegt worden ist, quasi ohne Scholastik zurück zu den Kirchenvätern und den ökumenischen Konzilien.
Wir Katholiken glauben, dass die Kirche vom Heiligen Geist geleitet wird. Insbesondere der Papst und die Bischöfe, besonders dann, wenn mehrere davon versammelt, brauchen bloß den Heiligen Geist anzurufen, und schon erhalten sie Beistand.

Die Frage, warum in Trient kein Gang zurück gelegt worden ist, ist für den Katholiken damit klipp und klar beantwortet. Man kann sich aus Interesse, zwecks nützlichem Erkenntnisgewinn oder aus Wunder ob der Glorie der Wege des Herrn damit beschäftigen, warum in Trient dieser und nicht jener Weg eingeschlagen wurde. Man kann staunen, vielleicht auch begreifen - man kann aber auch zweifeln. Bezweifeln, dass die Verfluchung der Irrtümer selbst irrtumsfrei war. Man kann zweifeln, ob der Herr der Kirche tatsächlich beisteht. Das kann man - wie bei jedem ökumenischen Konzil und sowieso.

Dom Antônio de Castro Mayer hat nicht gezweifelt. Er hat am Zweiten Vatikanischen Konzil teilgenommen, sich für die notwendige Verurteilung von Irrtümern und gegen die Verbreitung von Irrtümern eingesetzt. Nach dem Konzil hat er Studien angefertigt und an den Papst gesandt, der ihn in kollegialer Weise ignorierte. Am Glauben gezweifelt hat er nicht, und ob des Konzils verzweifelt ist er auch nicht, denn das Konzil hat den Segen und die Unterschrift des Heiligen Geistes nicht nur nicht erbeten und nicht erhalten, sondern von Anfang an freiwillig darauf verzichtet. Es hatte nicht den Willen, verbindliche Lehren zu definieren. Klingt vielleicht komisch, Modernisten sind aber so.

Als aufmerksamer Hirte und Philosophiegeschichtler hat Dom Antônio de Castro Mayer sich natürlich auch für die historischen Umstände des Konzils interessiert:
Dom Antônio de Castro Mayer hat geschrieben:
Konzil der Freimaurer
Am 8. Dezember 1869 wurde in Rom das Erste Vatikanische Konzil eröffnet. Am selben Tag eröffnete Ricciardi, ein Abgeordneter aus Saboia, in Neapel das "Freimaurerische Antikonzil", an dem Freimaurer aus ganz Europa teilnahmen. Darunter Victor Hugo, Edgard Quinet, Michelet und bemerkenswerterweise Guiseppe Garibaldi, der Mann der Zerstörung der weltlichen Macht der Päpste. Papst Pius IX. beabsichtigte, den Glauben des katholischen Volkes gegen den Rationalismus und den Naturalismus zu stärken, die durch die Französische Revolution implantiert worden waren. Die Freimaurer hatten vor, dem Werk Pius IX. entgegenzutreten. Riccardi synthetisierte den Auftrag des freimaurerischen Konzils mit folgendem Satz: "Gegen die durch die Katholische Kirche und speziell durch das Papsttum repräsentierte Blindheit und Lüge wurde ein ewiger Krieg im Namen des heiligen Prinzips der Gewissensfreiheit erklärt."

Am 16. Dezember 1869 veröffentlichte das freimaurerische Konzil seine Beschlüsse: Autonomie des Staates gegenüber der Kirche, Abschaffung der Staatsreligion, religionsneutrale Erziehung und Ausbildung, Unabhängigkeit der Moral von der Religion.

Die italienische, katholische Zeitschrift Chiesa viva zieht in der Ausgabe vom November 1984 folgende Bilanz, was das freimaurerische Gegenkonzil von 1869 und das Zweite Vatikanische Konzil angeht, das weniger als ein Jahrhundert danach stattfand:
Wer unter den Dokumenten des Vatikanum II. den Abschnitt 75 der Konstitution Gaudium et Spes und speziell auch die Erklärung Dignitatis Humanae über die Religionsfreiheit bedenkt, kommt nicht umhin, zu bemerken, dass dieses Konzil alle wichtigen Prinzipien des "Gegenkonzils" von 1869 willkommen heißt, aus denen - ob es einem passt oder auch nicht - konsequenterweise die ideale Kontinuität der Opposition gegen das Vatikanum I. und den Syllabus folgt.
Und ein weiteres mal zeigt sich, dass das Vatikanum II. im Zentrum der Krise steht.
(Monitor Campista, 10/03/1985; meine Übersetzung)

Die Kirche betätigt sich als nützlicher Idiot der fehlgeleiteten Freimaurersekte, verleugnet ihre eigene Vergangenheit und zerstört sich selbst.

Gruß
Sempre

P.S.: Zur real-existierenden und darüberhinaus auch ohne Theologie- und Liturgiestudium sichtbaren "Kontinuität" gibt es seit Kurzem auf gloria.tv einen hörenswerten Vortrag von Prof. Walter Hoeres. Stichworte: Kontinuität, Konzilsastrologie, Rechtssicherheit bei der Beichte, Zollitschscher Gewerkschaftsschlager Solidarität, Umdeutung der Begriffe, Dialog und Rederitis, Genitiv-Theologie ...
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

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cantus planus
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Re: Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Beitrag von cantus planus »

Sempre hat geschrieben:
Wer unter den Dokumenten des Vatikanum II. den Abschnitt 75 der Konstitution Gaudium et Spes und speziell auch die Erklärung Dignitatis Humanae über die Religionsfreiheit bedenkt, kommt nicht umhin, zu bemerken, dass dieses Konzil alle wichtigen Prinzipien des "Gegenkonzils" von 1869 willkommen heißt, aus denen - ob es einem passt oder auch nicht - konsequenterweise die ideale Kontinuität der Opposition gegen das Vatikanum I. und den Syllabus folgt.
Wer jetzt die Nase rümpft und traditionalistische Verschwörungstheorien wittert, sei daran erinnert, dass niemand geringerer als Joseph Kardinal Ratzinger, heute Benedikt XVI., das Dokument "Gaudium et Spes" als "Antisyllabus" bezeichnete. Als ein Dokument also, das in weiten Teilen die im Syllabus Errorum Pius IX. veurteilten Irrtümer anerkennt und gutheißt.
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Kai
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Re: Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Beitrag von Kai »

Sempre hat geschrieben:Wir Katholiken glauben, dass die Kirche vom Heiligen Geist geleitet wird. Insbesondere der Papst und die Bischöfe, besonders dann, wenn mehrere davon versammelt, brauchen bloß den Heiligen Geist anzurufen, und schon erhalten sie Beistand.
II. Vat. Konzil?
"We have feminized the Church so much that it is not attractive to men."
(Eric Sammons)

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Sempre
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Re: Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Beitrag von Sempre »

Kai hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:Wir Katholiken glauben, dass die Kirche vom Heiligen Geist geleitet wird. Insbesondere der Papst und die Bischöfe, besonders dann, wenn mehrere davon versammelt, brauchen bloß den Heiligen Geist anzurufen, und schon erhalten sie Beistand.
II. Vat. Konzil?
Weiter unten in demselben Beitrag:
Sempre hat geschrieben:Dom Antônio de Castro Mayer hat nicht gezweifelt. Er hat am Zweiten Vatikanischen Konzil teilgenommen, sich für die notwendige Verurteilung von Irrtümern und gegen die Verbreitung von Irrtümern eingesetzt. Nach dem Konzil hat er Studien angefertigt und an den Papst gesandt, der ihn in kollegialer Weise ignorierte. Am Glauben gezweifelt hat er nicht, und ob des Konzils verzweifelt ist er auch nicht, denn das Konzil hat den Segen und die Unterschrift des Heiligen Geistes nicht nur nicht erbeten und nicht erhalten, sondern von Anfang an freiwillig darauf verzichtet. Es hatte nicht den Willen, verbindliche Lehren zu definieren. Klingt vielleicht komisch, Modernisten sind aber so.
Das Maß an Beistand durch den Heiligen Geist richtet sich nach der Lautstärke, mit der Papst und/oder Bischöfe danach rufen. Die Lautstärke liest der Dogmatiker an entsprechend strengen Formulierungen ab, die Papst und/oder Bischöfe verwenden, um Widerspruch zu verbieten. Das Vatikanum II. verzichtet auf solche Formulierungen und kündigt auch mehrfach explizit an, dass es darauf verzichtet. Die Väter erklären selbst sinngemäß "Hört mal, liebe Schafe und liebe Welt, wir wiederholen nur Altbekanntes, das aber in so süßen Flötentönen, dass es die Herzen der Menschen erweicht." Dann verkündet es leider doch nicht nur Altbekanntes, sondern verzapft Mehrdeutiges, Kritikwürdiges, teils auch Falsches. Laut dem regierenden Hl. Vater verzapft es bis heute weithin Missverstandenes. Laut dem italienischen Philosopen und speziell auch Ästhetiker, Enrico Maria Radaelli, ist das Verzapfte in Form und Inhalt häßlich. Dom Antônio de Castro Mayer hat damals Studien zu seinen Einwänden erstellt, die von Rom ignoriert wurden.

Gruß
Sempre
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Lutheraner
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Re: Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Beitrag von Lutheraner »

Sempre hat geschrieben: 1981 wird Dom Antônio gegen seinen Wunsch emeritiert. Zu seiner letzten hl. Messe in der Kathedrale von Campos erscheinen Heerscharen von Gläubigen. Der neue Bischof von Campos, Dom Carlos Alberto Navarro, verfolgt und entfernt nun alle Priester, die weiterhin die Tradition bewahren wollen, aus ihren Pfarreien. Diese wenden sich an Dom Antônio, der mit ihnen das Werk der Tradition fortsetzt. Die Priestervereinigung vom hl. Johannes Maria Vianney wird gegründet.
So viel ich weiß gehört diese Personaladministration weder zur FSSPX noch zur FSSP. Wird sie von der Katholischen Kirche finanziert? Wie ist das Verhältnis der Geistlichen untereinander? Ich könnte mir vorstellen, dass sie teilweise zur FSSP und teilweise zur FSSPX tendieren und dadurch die Streitigkeiten zwischen den beiden Priesterbruderschaften in die Personaladministration hineintragen. Ist der Bischof des Bistums Campos auch automatisch für die Personaladministration zuständig?
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Sempre
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Re: Widerstand und Versöhnung in Campos dos Goytacazes

Beitrag von Sempre »

Lutheraner hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:1981 wird Dom Antônio gegen seinen Wunsch emeritiert. Zu seiner letzten hl. Messe in der Kathedrale von Campos erscheinen Heerscharen von Gläubigen. Der neue Bischof von Campos, Dom Carlos Alberto Navarro, verfolgt und entfernt nun alle Priester, die weiterhin die Tradition bewahren wollen, aus ihren Pfarreien. Diese wenden sich an Dom Antônio, der mit ihnen das Werk der Tradition fortsetzt. Die Priestervereinigung vom hl. Johannes Maria Vianney wird gegründet.
So viel ich weiß gehört diese Personaladministration weder zur FSSPX noch zur FSSP.
So ist es. Sie wurde von Bischof emeritus Dom Antônio de Castro Mayer als Priestervereinigung gegründet und untersteht seit 2002 als Personaladministration dem Papst.

Lutheraner hat geschrieben:Wird sie von der Katholischen Kirche finanziert?
Sie wurde von Anfang an von den Gläubigen finanziert. Wie das inzwischen aussieht, weiß ich nicht. Könnte sein, dass sie an einer Art Finanzausgleich über die Bischofskonferenz teilnimmt. Aber, wie gesagt, ich weiß es nicht.

Lutheraner hat geschrieben:Wie ist das Verhältnis der Geistlichen untereinander? Ich könnte mir vorstellen, dass sie teilweise zur FSSP und teilweise zur FSSPX tendieren und dadurch die Streitigkeiten zwischen den beiden Priesterbruderschaften in die Personaladministration hineintragen. Ist der Bischof des Bistums Campos auch automatisch für die Personaladministration zuständig?
Die Personaladministration untersteht direkt dem Heiligen Stuhl. Die FSSP spielt hier in Brasilien keine Rolle. Die Piusbruderschaft heißt hier einfach die Bruderschaft.

Streit gibt es trotzdem. Der sieht z.B. so aus:


(Vergrößern)
Offener Brief an S.E. H.H. D. Fernando Arêas Rifan
D.D. Apostolischer Administrator der Apostolischen Administration St. Johannes der Täufer Maria Vianey.
Gelobt sein Unser Herr Jesus Christus
Sei gegrüßt, Maria
Deinen Segen
Wir Gläubige aus der Pfarrei Unser liebe Frau der Gnaden und St. Sebastian aus Varre-Sai RJ, innerhalb des Terretoriums der Diözese von Campos, erklären S.E. hiermit, dass wir nicht mit der Ungerechtigkeit übereinstimmen können, die S.E. gegen den H.H. Pater Elcio Muruci, Ex-Pfarrer, begangen haben. Er hatte S.E. gebeten, sich aus gesundheitlichen Gründen zeitweise von der Pfarrei zurückzuziehen. Als er wieder bereit war, wollte er zurückkehren. Er bat seine Koadjutoren, dem Volk anzukündigen, dass er wieder am Altar Unserer lieben Frau der Gnaden zelebrieren und donnerstags im Radio Katechismusstunden geben würde. S.E. ließen die Priester die Nachricht den Gläubigen nicht überbringen, und schrieben einen Brief an Pater Elico, dass es nicht gelegen sei, dass er am Altar Unserer lieben Frau der Gnaden zelebriere (den er gebaut hat), sowie ebenso, dass er Katechismusunterricht per Radio erteile, sowie auch, dass er sich in keiner Weise in die Pfarrei einzumischen habe.

Wir möchten S.E. mitteilen, dass wir nicht mit Pater Elcio übereinstimmen, insofern er S.E. gehorcht hat und uns seine Predigten und Katechesen vorenthält, die alle gehört haben und von allen einstimmig als sehr heilsam bezeichnet wurden. Ist das höchste Gesetz der Kirche nicht das Heil der Seelen?

Wir stimmen mit Padre Elcio auch darin nicht überein, dass er nicht einmal die Patres der [Pius-] Bruderschaft oder andere mit dieser verbundene Patres zuhause empfangen will. Pater Elcio hat gesagt, dass S.E. ihm verboten hat, sie zuhause zu empfangen. Wir stimmen auch mit Pater Elcio nicht überein, aus Gehorsam gegenüber S.E. den Posten als Pfarrer aus keinem anderen Grund niedergelegt zu haben.

Auch stimmen wir damit nicht überein, dass Pater Elcio in der Apostolischen Administration verbleibt, obwohl wir sehen, dass S.E. sich nach und nach auf Linie mit den progressistischen Bischöfen begibt.

Daher:
1.) Wir Eigentümer der Kapellen Unsere Liebe Frau der Erscheinung in Santa Fé und von St. Josef in Barra Funda lassen nicht mehr zu, dass die Patres der Apostolischen Administration in unseren Kapellen zelebrieren, die unser Eigentum sind.
2.) Wir Eigentümer der Kapellen bitten, dass die Patres der Bruderschaft vom Hl. Pius X. hier zelebrieren und uns betreuen.
3.) Wir bitten darum, dass unsere Namen aus der Apostolischen Administration entfernt werden.
Varre-Sai, 8 Mai 2008
Varre-Sai war der "Augapfel" von Dom Antônio de Castro Mayer. Dort errichtete er vor über 50 Jahren auch das erste Seminar der Diözese.

Gruß
Sempre
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