Katholischer Traditionalismus und Kirchenkrise

Rund um den traditionellen römischen Ritus und die ihm verbundenen Gemeinschaften.
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ad-fontes
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Re: Was ist denn eigentlich ein "Tradi"?

Beitrag von ad-fontes »

Florianklaus hat geschrieben:
ottaviani hat geschrieben:es geht hier ganz bewußt um die TraditionalISTEN würde ich sagen nicht um die Konservativen die auch schon mit einer lat NOM Messe mit römischer Kasel und II Hochgebet zufrieden sind das wäre dann eben "Traditionell"
Wenn schon, dann bitte Hochgebet I !
Bloß nicht (auf deutsch)! :regel:
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

Raimund J.
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Re: Was ist denn eigentlich ein "Tradi"?

Beitrag von Raimund J. »

Melody hat geschrieben:Also ich kann dem Wikipedia-Artikel - wie meistens bei derartigen Themen - absolut nichts abgewinnen, sondern halte ihn für viel zu kurz gefassten Unsinn.
Du kannst ihn doch jederzeit verbessern! Auf geht's ... ;)
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
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lifestylekatholik
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Re: Was ist denn eigentlich ein "Tradi"?

Beitrag von lifestylekatholik »

ottaviani hat geschrieben:leider gibt es 150& Katholiken die meinen von einem Fernseher in der Wohznung oder von der oben zitierten Modefrage hängt es ab ob jemand katholisch ist oder nicht
Tut es das nicht? :auweia:

Diese Liberalalalas hier im Forum! :roll:
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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ad-fontes
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Re: Was ist denn eigentlich ein "Tradi"?

Beitrag von ad-fontes »

Raimund Josef H. hat geschrieben:
Melody hat geschrieben:Also ich kann dem Wikipedia-Artikel - wie meistens bei derartigen Themen - absolut nichts abgewinnen, sondern halte ihn für viel zu kurz gefassten Unsinn.
Du kannst ihn doch jederzeit verbessern! Auf geht's ... ;)
Hab ich schon..ach so, ich dachte, du meinst "HG I" :D :pfeif:
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

Linuxfreak
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Re: Was ist denn eigentlich ein "Tradi"?

Beitrag von Linuxfreak »

Für mich ist ein Tradi, der immer über alles meckert (Liturgie, Jugendgottesdienste, Abtreibung,..) und vor lauter Jammern das wichtigste des christlichen Glaubens vergisst: Jesus Christus, Nächstenliebe und Selbstakzeptanz, usw.
Linuxfreak

Tritonus
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Re: Was ist denn eigentlich ein "Tradi"?

Beitrag von Tritonus »

Linuxfreak hat geschrieben:Für mich ist ein Tradi, der immer über alles meckert (Liturgie, Jugendgottesdienste, Abtreibung,..) und vor lauter Jammern das wichtigste des christlichen Glaubens vergisst: Jesus Christus, Nächstenliebe und Selbstakzeptanz, usw.
Na immerhin, dann bin ich ein Semi-Tradi: Über Liturgie habe ich auch schon mal gemeckert und wenn ich an Abtreibung denke, überkommt mich hilflose Wut.

Ob ich deshalb als Tradi angesehen werde, hängt vom Milieu ab: Für die Mehrheit bin ich ein unverbesserlicher Fundi und Tradi (weil ich nicht immer ihrer Meinung bin), die "richtigen Tradis" glauben dagegen, ich sei "vom Zeitgeist infiziert" (weil ich nicht immer ihrer Meinung bin).

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taddeo
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Re: Was ist denn eigentlich ein "Tradi"?

Beitrag von taddeo »

Willkommen im Club! ... So scheint es allen normalen Katholiken zu gehen. :huhu:

Linuxfreak
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Re: Was ist denn eigentlich ein "Tradi"?

Beitrag von Linuxfreak »

Tritonus hat geschrieben: Ob ich deshalb als Tradi angesehen werde, hängt vom Milieu ab: Für die Mehrheit bin ich ein unverbesserlicher Fundi und Tradi (weil ich nicht immer ihrer Meinung bin), die "richtigen Tradis" glauben dagegen, ich sei "vom Zeitgeist infiziert" (weil ich nicht immer ihrer Meinung bin).
Das kommt mir bekannt vor. Einer stempelt den anderen ab. Ich finde das so schrecklich. Würde man doch mal den anderen so akzeptieren, wie er ist. Vor lauter kritisieren und schlecht machen, vergessen wir ihn: Jesus!
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ChrisCross
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Re: Was ist denn eigentlich ein "Tradi"?

Beitrag von ChrisCross »

Linuxfreak hat geschrieben:
Tritonus hat geschrieben: Ob ich deshalb als Tradi angesehen werde, hängt vom Milieu ab: Für die Mehrheit bin ich ein unverbesserlicher Fundi und Tradi (weil ich nicht immer ihrer Meinung bin), die "richtigen Tradis" glauben dagegen, ich sei "vom Zeitgeist infiziert" (weil ich nicht immer ihrer Meinung bin).
Das kommt mir bekannt vor. Einer stempelt den anderen ab. Ich finde das so schrecklich. Würde man doch mal den anderen so akzeptieren, wie er ist. Vor lauter kritisieren und schlecht machen, vergessen wir ihn: Jesus!
Wir machen nicht schlecht, wir mahnen. Das gehört eben dazu, wenn uns Jesus dazu auffordert, die Sünder zu bekehren und die wahre Lehre zu verkünden. Wie könnten wir auch unter Christen den Irrtum dulden, wenn doch unser Herr von sich selbst sagt, er sei die Wahrheit?
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Melody
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Re: Was ist denn eigentlich ein "Tradi"?

Beitrag von Melody »

Linuxfreak hat geschrieben:Für mich ist ein Tradi, der immer über alles meckert (Liturgie, Jugendgottesdienste, Abtreibung,..) und vor lauter Jammern das wichtigste des christlichen Glaubens vergisst: Jesus Christus, Nächstenliebe und Selbstakzeptanz, usw.
Linuxfreak hat geschrieben:Das kommt mir bekannt vor. Einer stempelt den anderen ab. Ich finde das so schrecklich. Würde man doch mal den anderen so akzeptieren, wie er ist. Vor lauter kritisieren und schlecht machen, vergessen wir ihn: Jesus!
Du widersprichst Dir meines Erachtens selbst.

Du sagst auf der einen Seite, Du findest es schrecklich, andere abzustempeln, und auf der anderen Seite unterstellst Du, dass diejenigen Gläubigen, die sich für den Schutz des ungeborenen Lebens einsetzen und denen die Missstände in der Liturgie Bauchweh bereiten, keine Nächstenliebe hätten... woher willst DU denn das wissen?! :hae?:
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Lucillus
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Re: Was ist denn eigentlich ein "Tradi"?

Beitrag von Lucillus »

@Linuxfreak

Abtreibung, Jugendgottesdienste und Liturgie in diesem Zusammenhang in einem Atemzug zu nennen finde ich unheimlich.

Im Kern geht es den ,,Tradis'' durchaus um die Liebe zu Christus.
Nur hat Abtreibung nichts, aber auch rein gar nichts mit Liebe gegenüber dem Gott des Lebens zu tun. Also mecker ich weiter gegen sie an. Und Liturgie hat auf Gott ausgerichtet zu sein. Zu dieser gehören nach meiner festen Überzeugung auch Jugendgottesdienste.

Ob diese ,,Wir fassen uns jetzt an und singen Lieder'' - Liturgie aber zu einer innigeren Christusbeziehung führt ist doch fragwürdig geworden.
Jedenfalls hat diese ,,pastorale Form'' weder dazu geführt dass die Kirchen voller werden noch dass sich die Menschen in großer Zahl zur Kirche bekehren.

Und wer das ändern will muss sich halt dagegen äußern, oft auch laut.

Man motzt ja nicht um des Motzens willen. Zumindest die meisten.

Tritonus
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Re: Was ist denn eigentlich ein "Tradi"?

Beitrag von Tritonus »

Lucillus hat geschrieben:Ob diese ,,Wir fassen uns jetzt an und singen Lieder'' - Liturgie aber zu einer innigeren Christusbeziehung führt ist doch fragwürdig geworden.
Jedenfalls hat diese ,,pastorale Form'' weder dazu geführt dass die Kirchen voller werden noch das sich die Menschen in großer Zahl zur Kirche bekehren.

Und wer das ändern will muss sich halt dagegen äußern, oft auch laut.
Das unterschreibe ich so, wie es da steht. Aber die Beschreibung trifft m.E. nicht genau den "typischen" Tradi (falls es den gibt).

Denn wenn mich bestimmte zirzensische Liturgiedarbietungen stören -- und sie stören mich tatsächlich -- und ich daran etwas ändern will, dann besteht doch, soweit ich das verstehe, nur dann eine Aussicht auf Änderung, wenn ich in meiner "ganz normalen" Gemeinde bleibe und dort, falls erforderlich, Kritik übe. Eine Aussicht auf Änderung schwindet doch -- weil der Meckerfritze endlich weg ist --, sobald ich mich in eine Tradi-Gemeinschaft mit lauter Gleichgesinnten zurückziehe. Bedeutet ein Rückzug in ein frommes, konfliktarmes Reservat nicht in Wirklichkeit, dass ich innerlich den Rest der Kirche schon aufgegeben habe?

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Sempre
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Re: Was ist denn eigentlich ein "Tradi"?

Beitrag von Sempre »

Tritonus hat geschrieben:Bedeutet ein Rückzug in ein frommes, konfliktarmes Reservat nicht in Wirklichkeit, dass ich innerlich den Rest der Kirche schon aufgegeben habe?
Dass Tradis konfliktscheu seien, ist jetzt hier in diesem Forum m.E. keine Idee, die allgemein verbreitet wäre.
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

Tritonus
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Re: Was ist denn eigentlich ein "Tradi"?

Beitrag von Tritonus »

@Sempre

Sorry. Das, was sich liest wie ein Vorwurf, war nur als (zugegeben: ziemlich grobes) Mittel zur Verdeutlichung und Zuspitzung der Frage gedacht. Ich frage wirklich, nicht rhetorisch.

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Lucillus
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Re: Was ist denn eigentlich ein "Tradi"?

Beitrag von Lucillus »

Tritonus hat geschrieben:
Lucillus hat geschrieben:Ob diese ,,Wir fassen uns jetzt an und singen Lieder'' - Liturgie aber zu einer innigeren Christusbeziehung führt ist doch fragwürdig geworden.
Jedenfalls hat diese ,,pastorale Form'' weder dazu geführt dass die Kirchen voller werden noch das sich die Menschen in großer Zahl zur Kirche bekehren.

Und wer das ändern will muss sich halt dagegen äußern, oft auch laut.
Das unterschreibe ich so, wie es da steht. Aber die Beschreibung trifft m.E. nicht genau den "typischen" Tradi (falls es den gibt).

Denn wenn mich bestimmte zirzensische Liturgiedarbietungen stören -- und sie stören mich tatsächlich -- und ich daran etwas ändern will, dann besteht doch, soweit ich das verstehe, nur dann eine Aussicht auf Änderung, wenn ich in meiner "ganz normalen" Gemeinde bleibe und dort, falls erforderlich, Kritik übe. Eine Aussicht auf Änderung schwindet doch -- weil der Meckerfritze endlich weg ist --, sobald ich mich in eine Tradi-Gemeinschaft mit lauter Gleichgesinnten zurückziehe. Bedeutet ein Rückzug in ein frommes, konfliktarmes Reservat nicht in Wirklichkeit, dass ich innerlich den Rest der Kirche schon aufgegeben habe?
Ich persönlich habe in meiner alten Gemeinde meinen Pfarrer ja auf meine Bedenken aufmerksam gemacht, gefruchtet hat da nichts. Erinnere mich da an meine Firmung: Der Mann hatte mich gefragt ob ich mir zur Firmung ein spezielles Lied wünsche. Ich erbat ,,Veni Creator Spiritus'' - hat er komischerweise sofort abgelehnt weil es zu lange dauere. Eine Messe nach dem Missale Romanum von 1962 hätte mir diese Art Pfarrer nie genehmigt.
Da müssen schon mehr Gemeindemitglieder ebenfalls deiner Meinung sein und eine kritische Masse erreicht werden. Dann wäre der Pfarrer eigentlich verpflichtet zu reagieren. Ich kenne ein Haufen Priester die gar keine würdevolle Zelebration im Sinne der Tradition mehr wollen sondern den Standpunkt vertreten: ,,Alles muss sich ändern''.

Aber seien wir doch mal realistisch. Viele Gemeinden haben doch auch kaum noch eine Jugendarbeit, vielleicht ein paar Ministranten. Aber sonst wars das. Der Rest besteht aus Omas und Opas die sich an den status quo gewohnt haben.
Wie soll auf breiter Front da gegengesteuert werden können?

Insofern finde ich es nicht schlimm, sich in eine Tradi-Gemeinschaft zu begeben. Das muss nicht heißen sich komplett zu isolieren und abzuschotten. Aber auf diese Art und Weise wachen die Bischöfe hoffentlich endlich mal auf wenn klarer wird, dass Entertaining vor dem Ambo und Ringelfieps mit anfassen nicht ankommt. Man bestraft halt die Formen die nicht gewollt werden und solidarisiert sich mit gleichgesinnten. Dann werden wir ja sehen aus welcher Ecke der gläubige Nachwuchs kommt. Die Priesterseminare zeigen heut schon wie die Uhr tickt....

in dem Zusammenhang passt doch, was König Eduard 1. im Film Braveheart mal sagte...

Wenn wir sie (hier: die Ultramodernisten) nicht hinaus werfen können, dann züchten wir sie eben hinaus. :breitgrins:

Was ich eben geschrieben habe, war jetzt sehr ,,Tradi'', ich weiß....

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lifestylekatholik
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Re: Was ist denn eigentlich ein "Tradi"?

Beitrag von lifestylekatholik »

Tritonus hat geschrieben:Eine Aussicht auf Änderung schwindet doch -- weil der Meckerfritze endlich weg ist --, sobald ich mich in eine Tradi-Gemeinschaft mit lauter Gleichgesinnten zurückziehe. Bedeutet ein Rückzug in ein frommes, konfliktarmes Reservat nicht in Wirklichkeit, dass ich innerlich den Rest der Kirche schon aufgegeben habe?
Meine Sichtweise ist eine andere. Ich war ursprünglich in einer Gemeinde, die ganz in Ordnung war. Der Pfarrer feiert inzwischen sogar regelmäßig (so ca. fünf Mal im Jahr) die normale Sonntagsmesse auf Latein. Der beständig zitierte Rahner in den Predigten hat zwar genervt, aber wen interessieren schon Predigten.

Dann bin ich einmal -- mehr oder weniger zufällig -- andernorts in meiner Stadt in eine alte Messe geraten. Da ging plötzlich die Sonne auf, und ich wusste: Das ist katholisch. Das ist meine Heimat. Nachdem ich dann eine Zeit lang sonntags beide Messen besucht habe, habe ich es für mich inzwischen geklärt und die NOM-Messe völlig aufgegeben.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Reinhard
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Re: Was ist denn eigentlich ein "Tradi"?

Beitrag von Reinhard »

lifestylekatholik hat geschrieben:Dann bin ich einmal -- mehr oder weniger zufällig -- andernorts in meiner Stadt in eine alte Messe geraten. Da ging plötzlich die Sonne auf, und ich wusste: Das ist katholisch. Das ist meine Heimat. Nachdem ich dann eine Zeit lang sonntags beide Messen besucht habe, habe ich es für mich inzwischen geklärt und die NOM-Messe völlig aufgegeben.
Besser könnte es doch gar nicht sein: Du hast in dieser Form Deine Heimat gefunden, aber im Kern bleibst Du doch nur ein Katholik, der Gott liebt und seine Beziehung zu Ihm lebt !

Das ist es doch: die Form soll dem Glauben, der Beziehung zu Ihm dienen, und nicht zum Selbstzweck werden.
Anders ausgedrückt: Traditionalismus ist, recht verstanden, ein Rahmen, der meinem Glauben hilft. Mehr nicht, weniger nicht.

Es ist nicht der Glaube selbst ! - Denn der spielt sich doch auf ganz persönlicher Ebene, im intimen Zusammensein zwischen Gott und mir ab.

Diese Unterscheidung ist sehr wichtig: Denn wenn wir die verwischen, dann sprechen wir einander schnell den Glauben ab, nur weil wir mit dem Stil des Anderen nichts anfangen können.

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lifestylekatholik
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Re: Was ist denn eigentlich ein "Tradi"?

Beitrag von lifestylekatholik »

Reinhard, dein Posting verstehe ich nicht. Worum geht es? :hmm:
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Reinhard
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Re: Was ist denn eigentlich ein "Tradi"?

Beitrag von Reinhard »

Wie drücke ich das anders aus, ohne dass es missverständlich wird ....

Vielleicht so: es geht mir um die Unterscheidung von Form und Inhalt des Glaubens.

Der Inhalt des Glauben wäre: Gott liebt uns, Er spricht zu uns, wir hören, antworten mit Worten (dem Gebet), mit unserer Widerliebe, leben mit Ihm. Da gehört alles mögliche dazu, wechselnde Gefühle, Austausch, Klagen vor Gott, sich korrigieren, zweifeln, Tun und Lassen, um Vergebung bitten, eben alles was eine Beziehung so ausmacht.
Du hattest mal geschrieben:
Wahrscheinlich war das ein Wink mit dem Zaunpfahl vom Alten da oben, der dich vor dem Jochkurs bewahren wollte.
Solche Dinge erlaubt sich der alte Halunke mit mir regelmäßig. :tuete:
Da steht doch eine persönliche Vertrautheit mit dem Ewigen dahinter, die nur in einer lange und intensiv gelebten Beziehung mit dem Ewigen wachsen kann.
(kann ich übrigens sehr gut nachvollziehen, ich kenne sowas selber !)

Die Form wäre dann die Art, wie Du betest, was Du liest, um Ihm näher zu kommen, welche Liturgie, was Dir sonst hilft, in Deinem Glauben zu leben. Bis dahin, ob Du kniest, oder wie Du mit Gott im Gebet sprichst.
Das alles gehört dazu, zum Glauben, aber es könnte auch anders sein, zu einer anderen Zeit in Deinem Leben, oder bei einem anderen Menschen.
Vielleicht kann man sogar sagen: der Inhalt des Glaubens ist ewig, die Form ist zeitgebunden.
(aber da bin ich mir nicht ganz sicher, das ist erstmal "ins Unreine" formuliert)

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martin v. tours
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Re: Was ist denn eigentlich ein "Tradi"?

Beitrag von martin v. tours »

Hallo lifestylekatholik
Dein Beitrag spiegelt exakt meine persönlichen Erfahrung wieder.Ablehnen tue ich den ordentlichen Ritus nicht, aber ich besuche ihn nur mehr wenn es zum selben Zeitpunkt oder Ort keine alte Messe gibt.
Bei der neuen Messe,speziell wenn Sie schlampig zelebriert wird, habe ich immer ein Gefühl als würde man mit - he Du, Kumpel Gott -feiern
Die alte Messe vermittelt mir mehr ein Gefühl von richtig verstandener Gottesfurcht (hat mehr mit Ehrfurcht denn mit Angst zu tun).

martin v. tours
Nach dem sie nicht erreicht hat, daß die Menschen praktizieren, was sie lehrt, hat die gegenwärtige Kirche beschlossen, zu lehren, was sie praktizieren.
Nicolás Gómez Dávila

ad_hoc
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Re: Was ist denn eigentlich ein "Tradi"?

Beitrag von ad_hoc »

Hallo Reinhard

Hörst Du Dir zeitweise freireligiöse Predigten im Fernsehen an?

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

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Lucillus
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Re: Was ist denn eigentlich ein "Tradi"?

Beitrag von Lucillus »

@Reinhard
Vielleicht kann man sogar sagen: der Inhalt des Glaubens ist ewig, die Form ist zeitgebunden.
Die äußere Gestalt einer Sache, eines Vorgangs enthüllt aber die innere Wahrheit des Angeschauten. Eine Form darf damit nicht(!) einfach zeitgebunden sein, sondern hat in einer, die Ewigkeit des Glaubens unterstreichenden Art und Weise diesem zu dienen. Wahre Liturgie wird damit zu einem Versuch die himmlische Liturgie auf Erden abzubilden. So erfährt wie der Glaube auch die Form einen sichtbar überzeitlichen Charakter.

Etliche fühlen das vor allem in der MT.
Da verschwindet der Unterschied von Form und Inhalt, dem Glauben - vielmehr geht beides ineinander über und ist aufeinander bezogen.

Auch wie ich denke der Kern dessen, was Martin Mosebach in ,,Häresie der Formlosigkeit'' mitteilen wollte.

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Libertas Ecclesiae
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Re: Was ist denn eigentlich ein "Tradi"?

Beitrag von Libertas Ecclesiae »

Armin Schwibach fürt einen neuen Begriff ein. Er unterscheidet, bezogen auf Roberto de Mattei und dessen „ungeschriebene Geschichte des II. Vatikanischen Konzils“, zwischen „Traditionalist“ und „Traditionist“:
Roberto de Mattei gehört zu den der Tradition verbunden katholischen Intellektuellen, ohne dabei als „Traditionalist“ eingeordnet und somit in eine Ecke gestellt werden zu können. Für Denker wie de Mattei bedarf es eines neuen Begriffs, der gerade die vielfältigen Entwicklungen der letzten Jahre innerhalb der Kirche am besten zusammenfasst: de Mattei ist ein „Traditionist“. Aus dem großen Atem der Tradition schöpfend und zutiefst dem Heiligen Stuhl und dem Papst verbunden nimmt der Historiker kein Blatt vor den Mund, wenn es darum geht, sich aufrecht mit der aktuellen Krise der Kirche auseinanderzusetzen.
Quelle
„Die letzte Messe ist noch nicht gelesen.“
(Jelena Tschudinowa)

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Re: Was ist denn eigentlich ein "Tradi"?

Beitrag von ottaviani »

daraus wird schon noch ein echter Traditionalist den auch er scheitert am "neuen-konziliaren Rom"

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lifestylekatholik
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Re: Was ist denn eigentlich ein "Tradi"?

Beitrag von lifestylekatholik »

Libertas Ecclesiae hat geschrieben:Armin Schwibach fürt einen neuen Begriff ein. Er unterscheidet, bezogen auf Roberto de Mattei und dessen „ungeschriebene Geschichte des II. Vatikanischen Konzils“, zwischen „Traditionalist“ und „Traditionist
Deutsch mangelhaft.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Re: Was ist denn eigentlich ein "Tradi"?

Beitrag von Vir Probatus »

Ich versuche durch reines Mitlesen dieses Threads, der nun schon über 100 Beitrage hat, zu erfahren, was denn nun ein "Tradi" ist, weil es mich wirklich interessiert.

Ein Antwort habe ich aber bisher nicht gefunden.
„Die Kirche will herrschen, und da muss sie eine bornierte Masse haben, die sich duckt und die geneigt ist, sich beherrschen zu lassen. Die hohe, reich dotierte Geistlichkeit fürchtet nichts mehr als die Aufklärung der unteren Massen.“ (J.W. von Goethe)

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martin v. tours
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Re: Was ist denn eigentlich ein "Tradi"?

Beitrag von martin v. tours »

Weil es auch keine gibt.
10 Ärzte bedeutet auch 10 Diagnosen.

Aber trotzdem, schön das wir darüber geredet haben
8)
martin v. tours
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Re: Was ist denn eigentlich ein "Tradi"?

Beitrag von Linus »

martin v. tours hat geschrieben:Weil es auch keine gibt.
10 Ärzte bedeutet auch 10 Diagnosen.

Aber trotzdem, schön das wir darüber geredet haben
8)
martin v. tours

Das ist wenigstens noch zuordenbar. Schlimmer sind die Theologen 3 (niederländische) Theologen 5 Meinungen. :blinker:
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

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Re: Was ist denn eigentlich ein "Tradi"?

Beitrag von Libertas Ecclesiae »

lifestylekatholik hat geschrieben:
Libertas Ecclesiae hat geschrieben:Armin Schwibach fürt einen neuen Begriff ein. Er unterscheidet, bezogen auf Roberto de Mattei und dessen „ungeschriebene Geschichte des II. Vatikanischen Konzils“, zwischen „Traditionalist“ und „Traditionist
Deutsch mangelhaft.
Ja schon, aber auf den Inhalt kommt es schließlich an. Der Begriff „Traditionalist“ ist ideologisch vorbelastet. Das mag man gut finden oder nicht. Aber er taugt (leider) nicht zur inhaltlichen Abgrenzung. Und das Wort „Traditionist“ gibt es im Deutschen eigentlich nicht. Da hast Du durchaus Recht. Ich würde einfach von „traditionsverbundenen Katholiken“ sprechen.
„Die letzte Messe ist noch nicht gelesen.“
(Jelena Tschudinowa)

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Linus
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Re: Was ist denn eigentlich ein "Tradi"?

Beitrag von Linus »

TraVerKa? :kugel:
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
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Melody
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Re: Was ist denn eigentlich ein "Tradi"?

Beitrag von Melody »

Gerade im Nachbarthread gelesen:

Betreff: Summorum pontificum
ottaviani hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:"Es kommt auf die Intention an", wie Du selber gestern so schön gesagt hast. ;D
o.k. ich präzisiere der klassische Tradi= der will mit NOM und allen "nachkonziliarem" nix zu tun haben ich meine nicht den neo konservativen Papalisten der den alten Ritus als behübschung religiöser Art schätzt sondern den wirklichen Tradi der eisern nach dem alten Kalender lebt und auch alte Forschriften wie Fastengebote und Abstinenz hält
Das ist doch mal ne Antwort, wenn auch in einem anderen Strang... ;-)

Seit Eröffnung meines Strangs am 11. Januar muss ich im übrigen sagen, dass ich mich selbst mehr und mehr EHER als "Traditionalist" sehe (obwohl ich immer sagte, ich mag keine Schubladen, aber manch Aussagen hier und anderswo schieben mich innerlich mehr und mehr in diese Position), auch wenn mir klar ist, dass "echte Tradis" nur den Kopf über mich schütteln würden...
Ich trage fast ausnahmslos Hosen, bin oftmals mit normaler Bluejeans in der Hl. Messe usw. usf..., und, ja, ich gehe vereinzelt immer noch in den NOM, auch wenn ich es eigentlich am liebsten nicht mehr tun würde, aber an manchen Tagen ist mir eine Hl. Messe sehr wichtig, und es lässt sich nicht immer einrichten, dann eine bessere Möglichkeit zu finden.

Aber ich möchte mich doch langsam abgrenzen von denjenigen, die im alten Ritus tatsächlich nur etwas "Äußeres" zu sehen scheinen. Hauptsache alter Ritus, und der Rest scheint egal zu sein, so mein Eindruck. Und das gilt für mich nicht.
Ich lege Wert darauf, dass das Gesamtbild stimmig ist.

An meinem eigenen Gesamtbild muss ich natürlich ebenso noch arbeiten... das ist mir durchaus bewusst... ;-)
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Re: Was ist denn eigentlich ein "Tradi"?

Beitrag von Florianklaus »

Melody hat geschrieben:Ich trage fast ausnahmslos Hosen, bin oftmals mit normaler Bluejeans in der Hl. Messe
:panisch:

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