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Hl. Messe im 12./13. Jahrhundert

Verfasst: Dienstag 20. April 2004, 22:01
von huhu
Hallo Leute!

1. Wie war der Gottesdienst im 12./13. Jh.? Ablauf? Vielleicht mit ein paar kurzen Erklärungen (auf Deutsch wäre mir am liebsten)?
2. Wie waren die lateinischen „Standarttexte“? Bei der Wandlung z. B., Begrüßung, Segen?

Freue mich auf Eure Antworten und vielen Dank im Voraus! :ja:

Eure huhu

Verfasst: Mittwoch 21. April 2004, 16:47
von Stefan
Also, ich glaube das 12. Jahrhundert wird schwierig...

Hat es einen speziellen Grund, warum Du das wissen möchtest? Vielleicht kann jemand nachforschen...

Verfasst: Mittwoch 21. April 2004, 17:58
von Juergen
Das ist beides etwas schwierig zu beantworten.
Man kann von zwei Seiten daran gehen
1. in die Alten Bücher gucken
2. in die Messerklärungen aus der Zeit gucken

Ersteres ist nicht so einfach,
zweiteres schon, da vieles im Migne (PL) enthalten ist, wie die Erklärungen eines
- Johannes Beleth - Rationale divinorum dofficiorum (PL 202, 13-166)
- Rupert v. Deutz - De divinis officiis (PL 170, 11-332)
- Papst Innozenz III - De sacro altaris mysterio (PL 217, 773-916)
- die Erklärungen des Wilhelm Durandus - Rationale divinorum officiorum (zuletzt Hrsg. v. Ch. Barthélemy, Paris 1854)
etc.
etc.

Bei den Originaltexten ist es wohl sehr schwierig an Sachen heranzukommen.
Zu nennen wäre da in die Zeit passend etwa
- Missale secundum usum Romanae Curiae (Papst Honorius III.)

Verfasst: Mittwoch 21. April 2004, 19:53
von huhu
Hallo!
Erstmal danke für die Antworten.
Ich brauche diese Infos für ein Theaterstück, daß in dieser Zeit spielen wird. Auch unter anderem für die Erarbeitung des eigentlichen Stückes (in dessen Mittelpunkt ein Mönch stehen wird).
Mit "Migne (PL)" kann ich leider nix anfangen ... :nein:

Verfasst: Mittwoch 21. April 2004, 19:59
von Juergen
Du hast Recht, die Welt lebt nicht von den Abkürzungen allein ;)

PL bedeutet:

Jaques-Paul Migne: Patrologia cursus completus. Series Latina. Paris 1841-1865; 221 Bände.

Es gibt auch ein Projekt dazu im Internet

Enthalten sind lateinische Texte von Tertullian bis Papst Innozenz III.

Verfasst: Donnerstag 22. April 2004, 10:05
von Niels
Wieder aufgelegt:
Adolph Franz: Die Messe im Deutschen Mittelalter (Nachdruck von 1902)

Soweit ich weiß, fallen in diese Zeit die Einführung der Offertoriumsgebete (vielleicht aber schon 11.Jh?) und das Schlußevangelium (Johannesprolog).
Näheres später.

Verfasst: Freitag 23. April 2004, 14:07
von huhu
Danke Niels!
Das klingt schon mal sehr interessant.
Näheres später.
Schreibst Du es noch - würde mich freuen! :ja:

Verfasst: Montag 26. April 2004, 22:58
von Niels
Hallo Huhu,

vielleicht wirst Du hier fündig.

Verfasst: Sonntag 9. Mai 2004, 21:13
von huhu
danke niels
so in etwa hatte ich mir das gedacht ;)

Verfasst: Montag 10. Mai 2004, 16:48
von Niels
Hier wird man bestimmt auch fündig:
Arnold Angenendt: Geschichte der Religiosität im Mittelalter, wbg Darmstadt (bereits mehrere Auflagen)

Vortridentinischer Messritus

Verfasst: Freitag 2. Dezember 2005, 10:04
von holzi
Grüß Gott allemiteinander,

ich hab jetzt in den letzten Tagen einige Diskussionen mitgelesen, wo die Befürworter und Gegner der Tridentinischen Messe bzw. NOM sich recht munter gegenseitig fast schon der Ketzerei bezichtigt hatten. Mich würde nun interessieren, welche Liturgie vor dem Konzil von Trient gegolten hat und ob es nach 1563 auch derartige Flamewars :mrgreen: gegeben hat?

Schönen Tag noch allen
Konrad

Verfasst: Freitag 2. Dezember 2005, 10:51
von Inquisitore
Vor dem missale Pius V' gab es lokal eigene Riten, von denen einige auch noch mehr oder minder erhalten sind (Dominikaner, ambrosianischer Ritus von Mailand etc sind die berühmtesten). Allerdings war der Ritus Roms für viele eine Vorbild, sodaß mahr und mehr Bistümer dazu übergingen, von sich auch ihre eigenen Riten fallen zu lassen und den römischen übernahmen.
Unter Pius V wurde dieser Ritus - auch wegen der protestantischen Gefahr - als verbindlihc definiert, außer eine Diözese oder ein orden hat einen eigenen Ritus welcher 200 Jahre oder älter ist.

Das ist die "Kurzvariante" ;)

Verfasst: Freitag 2. Dezember 2005, 11:38
von holzi
Inquisitore hat geschrieben:Das ist die "Kurzvariante" ;)
Und wo kann ich die "lange" nachlesen? ;)

Verfasst: Freitag 2. Dezember 2005, 12:25
von Stephen Dedalus
holzi hat geschrieben:
Inquisitore hat geschrieben:Das ist die "Kurzvariante" ;)
Und wo kann ich die "lange" nachlesen? ;)
Die lange ist seeeeeehr kompliziert. Da würde ich mal in ein gutes Liturgiebuch schauen. Irgendwo ist mir mal ein Titel begegnet "Die Messe im deutschen Mittelalter" (ich glaube, das war im Verlag nova et vetera).

Aus englischer Sicht kann ich sagen, daß es eine gewisse Vielfalt an Meßriten vor dem 16. Jahrhundert gab. Der römische Ritus war in England nicht sehr verbreitet, am üblichsten war der Sarum Rite, auch Hereford Rite etc. Außerdem wurde teilweise die Messe nicht mal in Latein gehalten: so habe ich gehört, daß in Irland noch Gälisch als Gottesdienstsprache benutzt wurde.

Die große Vereinheitlichung kam dann einerseits durch die tridentinische Messe, die plötzlich das römische Meßformular zur Norm erhob und andererseits durch das Book of Common Prayer für die anglikanischen Gemeinden, das die Englische Sprache zur Norm machte (und damit ironischerweise in seinem Bemühen um die Landessprache in der Liturgie diese in Irland überhaupt erst abschaffte, denn Englisch war für die Iren eine Fremdsprache ...).

Das erste BCP von 1549 orientierte sich in Aufbau und Texten daher auch nicht direkt am römischen Meßritus, sondern am englischen Sarum Rite.

Gruß
Stephen

Verfasst: Freitag 2. Dezember 2005, 12:48
von holzi
Stephen Dedalus hat geschrieben: ...
Die große Vereinheitlichung kam dann einerseits durch die tridentinische Messe, die plötzlich das römische Meßformular zur Norm erhob und andererseits durch ...
Also kurz gesagt ist als tridentinischer Ritus der genormte römische Ritus zu verstehen und das Konzil von Trient hat diesen auch "nur" als verbindlich erklärt und nicht etwas etwas neues kreiert, oder?

Verfasst: Freitag 2. Dezember 2005, 12:51
von FioreGraz
holzi hat geschrieben:
Stephen Dedalus hat geschrieben: ...
Die große Vereinheitlichung kam dann einerseits durch die tridentinische Messe, die plötzlich das römische Meßformular zur Norm erhob und andererseits durch ...
Also kurz gesagt ist als tridentinischer Ritus der genormte römische Ritus zu verstehen und das Konzil von Trient hat diesen auch "nur" als verbindlich erklärt und nicht etwas etwas neues kreiert, oder?
"Gesäubert" haben sie ihn auch noch.

LG
Firoe

Verfasst: Freitag 2. Dezember 2005, 12:54
von holzi
FioreGraz hat geschrieben:
"Gesäubert" haben sie ihn auch noch.

LG
Fiore
Und das gab dann damals in den Internetforen auch Flamewars? ;D

Verfasst: Freitag 2. Dezember 2005, 13:04
von FioreGraz
Ich glaube nicht das es früher Flamewars gab, die Komunikationswege waren das nicht so gut und Rom in den Dörfern ein fernes Land, Zwar wurde in den Bischofsitzen und Co. die "Reform" "relativ" schnell durchgesetzt, aber der Dorfpfarrer wenn er den überhaupt lesen konnte und ihn überhaupt eine Nachricht mit der neuen vorschrift erreichte. (denn schlieslich würde das heute bedeuten jeden Priester das Werkl in die Hand zu drücken oder gar zur "Nachschulung")
Dadurch waren die Übergänge sehr fliesend und nicht apprupt wie bei der Reform unter Paul VI.
Denn erst ein neuer Pfarrer brachte den "neuen" Ritus.

LG
Fiore

Verfasst: Freitag 2. Dezember 2005, 15:17
von ottaviani
vor allem muß masn sagen war das ganze keine neuschöpfung wie der NOM sondern einige sachen wurden klar gestellt der Ritus den der Papst verwendete wurde sozusagen verbindlich wenn keine eigen Riten bestanden die älter als 200 jahre waren da wurde nichts angetastet

Verfasst: Freitag 2. Dezember 2005, 15:30
von Inquisitore
FioreGraz hat geschrieben: Dadurch waren die Übergänge sehr fliesend und nicht apprupt wie bei der Reform unter Paul VI.
Denn erst ein neuer Pfarrer brachte den "neuen" Ritus.
Naja, wenn ein "Neuer" kam war dann auch von heute auf morgen ein "anderer" Ritus...

Verfasst: Freitag 2. Dezember 2005, 15:36
von FioreGraz
Inquisitore hat geschrieben:
FioreGraz hat geschrieben: Dadurch waren die Übergänge sehr fliesend und nicht apprupt wie bei der Reform unter Paul VI.
Denn erst ein neuer Pfarrer brachte den "neuen" Ritus.
Naja, wenn ein "Neuer" kam war dann auch von heute auf morgen ein "anderer" Ritus...
Ja aber es haben sich dann nicht gleich ganze Landstriche "aufgeregt" (obwohl das Volk hätte sich das eh net getraut) und die alten Priester haben sich net aufgeregt die haben das gewohnte benutzt und die neuen den neuen Ritus, ganz einfach. DAs Volk war sowieso egal.

LG
Fiore

Wer regelt diese Riten ?

Verfasst: Montag 25. September 2006, 14:15
von michaelis
Mal eine grundsätzliche Frage zu diesen Riten:

Grundsätzlich bestehen ambrosianischer, mozzarabischer, kölner, dominikanischer und die anderen vortridentinischen Riten ja weiter. Und wie am Beispiel vor allem des ambrosianischen Ritus zu erkännen, werden sie auch weiterentwickelt oder reformiert.

Mal abgesehen davon, ob dies richtig ist und sinnvoll geschieht, stellt sich mir vor allem die Frage, wer ist für diese Riten der Verantwortliche? :hmm:

-) Der Papst allein wie beim römischen Ritus?
-) Der zuständige (Erz-)Bischof, also Mailand, Toledo, Köln oder der Ordensobere allein?
-) Der zuständige Bischof mit Zustimmung des Papstes?
-) ...

Ich hoffe ihr könnt mir helfen.

Verfasst: Mittwoch 27. September 2006, 13:29
von cantus planus
Hallo Michaelis,

nach meinem Wissen werden solche Sonderriten zunächst vom zuständigen Ordinarius (Bischof, Generalabt, o.ä.) approbiert. Das ist genau wie bei der Umsetzung römischer Beschlüsse in Deutschland. Da ist auch zunächst die Bischofskonferenz zuständig.

Im Normalfall muss aber die endgültige Genehmigung durch die vatikanische Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung erteilt werden. Die letzte Entscheidung liegt natürlich beim Papst.

Wenn jemand Genaueres weiß, nur her damit...

Re: Wer regelt diese Riten ?

Verfasst: Mittwoch 18. Oktober 2006, 13:48
von Germanus
Wenn ich richtig informiert bin, dann haben die jeweiligen "Ritenfamilien" dafür zu sorgen, dass alles in geordneten Bahnen verläuft. Die Zisterzienser z.B. haben einen eigenen Ritus, älter als der der Dominikaner und Kartäuser. Da sich das Generalkapitel des Zisterzienserordens irgendwann im 17. Jahrhundert allerdinsg entschloss, lieber den römischen Ritus anzunehmen (warum wohl?), wurde fortan bei den liturgischen Büchern eben dieser Ritus zugrunde gelegt. Ausnahme: die Spanier, die eine eigene Spur fahren wollten und sehr autonom waren. Dort hat sich der alte Ritus bis ins 19. Jahrhundert erhalten. Als nun nach dem Röm. Konzil von 1962-1965 neue Bücher her mussten, und vor allem neue Ritualbücher, hat man von den Generalkapiteln des Zisterzienserordens (bzw. den Liturgiekommissionen des Ordens) eine Neubearbeitung des Zist.Ritus ausgearbeitet und in Rom bei der Kongregation für den Gottesdienst vorgelegt, zusammen mit dem neuen Text des Rituale. Zusammen mit diesem wurde also der Ritus novus cisterciensis approbiert. So läuft das, für Orden in diesem Fall. Allerdings war das für die gute familia cisterciensis auch kein großes Problem: der neue Ritus beschränkt sich im Gegensatz zu früher auf Kleinigkeiten, wenn man das verniedlichend sagen kann. Ein eigenes Liturgiebuch gibt es da z.B. noch nicht/nicht mehr. Doch im Grunde müsste der Prozess so ablaufen: der jeweilige Ordinarius ändert, legt es bei der Kongr. für den Gottesdienst vor und erhält die Approbation.
Sind alles interessante Fragen - vor allem, weil sie das Herzstück unseres Christenlebens betreffen. Liturgie ist ja gleichzeitig auch Einstehen für die Orthodoxie unseres Glaubens. Da kann man nicht einfach so rumfummeln und uralte Verhaltensweisen wiederbeleben, ohne auf die geänderten Lebensumstände zu achten... Andererseits kann an auch nicht einfach so tun, als wäre z.B. bis 1962 alles im Lot gewesen - keineswegs. Deshalb ist Kontrolle wichtig, aber immer im Blick auf die Verherrlichung Gottes hinter allem Tun.
Herzliche Grüße in XP!

michaelis hat geschrieben:Mal eine grundsätzliche Frage zu diesen Riten:

Grundsätzlich bestehen ambrosianischer, mozzarabischer, kölner, dominikanischer und die anderen vortridentinischen Riten ja weiter. Und wie am Beispiel vor allem des ambrosianischen Ritus zu erkännen, werden sie auch weiterentwickelt oder reformiert.

Mal abgesehen davon, ob dies richtig ist und sinnvoll geschieht, stellt sich mir vor allem die Frage, wer ist für diese Riten der Verantwortliche? :hmm:

-) Der Papst allein wie beim römischen Ritus?
-) Der zuständige (Erz-)Bischof, also Mailand, Toledo, Köln oder der Ordensobere allein?
-) Der zuständige Bischof mit Zustimmung des Papstes?
-) ...

Ich hoffe ihr könnt mir helfen.

Verfasst: Mittwoch 18. Oktober 2006, 17:01
von michaelis
Für den Fall der "Ordensriten" hatte ich ein solches Vorgehen
(Bearbeitung durch die Ordensoberen und Approbation durch Rom) vermutet.
Da ist ja auch der Verantwortliche für die "Ritenfamilie" auch leicht zu bestimmen.

Aber wie sieht das mit den "weltlichen" Riten aus?

Beim Ritus Coloniense geht das ja dem Namen nach auch noch: der Erzbischof von Köln.
Aber was ist mit dem ambrosianischem und dem mozzarabischen Ritus. Ist dort eindeutig der (Erz-)Bischof von Mailand bzw. Toledo der Verantwortliche?

Ritus, der älter als zweihunder Jahre alt war...

Verfasst: Mittwoch 18. Oktober 2006, 20:31
von thaddaeus06
Hallo,

ich bin längere Zeit Zisterziensermönch gewesen, der einen ehrwürdig alten, vortridentinischen Ritus kannte und kennt.

Pius V. hat bei der Einführung der unter ihm kodifizierten, tridentinischen Messe keinerlei Zwang ausgeübt, wie es heißt, abweichende Riten konnten beibehalten werden, wenn sie mindestens zweihunder Jahre alt waren.

So konnte der Ritus meines Ordens trotz der großen Reform im Orden bestehen. Kleine Teile des Ritus haben sich bis heute erhalten.

Aus dieser Schule kommend kann man nur schwer verstehen, wenn alte und ehrwürdige Riten mir nichtsdirnichts abgeschafft werden, besonders, wenn sie zu vollkommenen Kunstwerken liturgischen Ausdrucks gereift sind.

Gruß Johannes

Verfasst: Mittwoch 18. Oktober 2006, 20:38
von Germanus
michaelis hat geschrieben:Für den Fall der "Ordensriten" hatte ich ein solches Vorgehen
(Bearbeitung durch die Ordensoberen und Approbation durch Rom) vermutet.
Da ist ja auch der Verantwortliche für die "Ritenfamilie" auch leicht zu bestimmen.

Aber wie sieht das mit den "weltlichen" Riten aus?

Beim Ritus Coloniense geht das ja dem Namen nach auch noch: der Erzbischof von Köln.
Aber was ist mit dem ambrosianischem und dem mozzarabischen Ritus. Ist dort eindeutig der (Erz-)Bischof von Mailand bzw. Toledo der Verantwortliche?
Die Frage löst sich beim Blick auf die entsprechende liturgischen Bücher (ich habe leider auch nur die bibliographischen Daten zur Hand, wenn es um den Ambrosianischen und Altspanischen-Mozarabischen Ritus geht): die Liturgiebücher des Ambrosianischen Ritus werden durch den Erzbischof von Mailand und diejenigen des Altspanischen Ritus durch den Erzbischof von Toledo ediert (bei letzterem ist sogar die Spanische Bischofskonferenz vorgeschaltet...). Ähnlich wird es auch beim Ritus der Kirche von Lyon sein, der noch zu existieren scheint, zumindest in der Bischofskirche von Lyon, von dem ich allerdings nichts an der Hand habe. Um es genauer zu sagen: im Grunde scheint mir die Verantwortung über diese "lateinischen" Riten bei den jeweiligen Ordinarien zu liegen, die sich bei ihrem übergeordneten Bischof, also demjenigen der Kirche von Rom, dem dortigen Papst, die Approbation einholen. Eigentlich ein ganz sinnvolles und sogar recht altes System synodaler Ordnung und hierarchischer Struktur.

Verfasst: Mittwoch 18. Oktober 2006, 21:20
von Athanasius2
Germanus hat geschrieben:
Die Frage löst sich beim Blick auf die entsprechende liturgischen Bücher (ich habe leider auch nur die bibliographischen Daten zur Hand, wenn es um den Ambrosianischen und Altspanischen-Mozarabischen Ritus geht): die Liturgiebücher des Ambrosianischen Ritus werden durch den Erzbischof von Mailand und diejenigen des Altspanischen Ritus durch den Erzbischof von Toledo ediert (bei letzterem ist sogar die Spanische Bischofskonferenz vorgeschaltet...). Ähnlich wird es auch beim Ritus der Kirche von Lyon sein, der noch zu existieren scheint, zumindest in der Bischofskirche von Lyon, von dem ich allerdings nichts an der Hand habe. Um es genauer zu sagen: im Grunde scheint mir die Verantwortung über diese "lateinischen" Riten bei den jeweiligen Ordinarien zu liegen, die sich bei ihrem übergeordneten Bischof, also demjenigen der Kirche von Rom, dem dortigen Papst, die Approbation einholen. Eigentlich ein ganz sinnvolles und sogar recht altes System synodaler Ordnung und hierarchischer Struktur.
1. Der Mozarabische Ritus wurde "Novus Ordo"-isiert, aber wird noch in der Kathedrale von Toledo gefeiert und auch einige Male im vergangenen Dezennium im St. Petersdom in Rom, einmal sogar mit Johannes Paul II. als Hauptzelebrant.

2. Der Ritus von Lyon (11. Jahrhundert) existiert nicht mehr in der Bischofskirche von Lyon (=Messe von Paul VI. editio 1970), wird aber von einigen sehr wenigen Kartäusern in La Grande Chartreuse hochgehalten (in der alten Form nur noch privat, nicht für Beiwohnen durch Gläubige erlaubt), deren Ritus aber auch stark Novus Ordoisiert wurde, wenn auch an sich kleine Änderungen eingeführt wurden.

3. Der Ambrosianische Ritus in Mailand usw. ist - wie zu erwarten unter dem Régime von Martini - völlig modernisiert und abartigisiert, in schlechtem Sinne meine ich das. Quasi abgeschafft. Nur einige Gesänge und Responsorien sind erhalten worden im reformierten Ambrosianischen Ritus (1976 publiziert), werden aber kaum observiert. Die Priesterbruderschaft St. Pius X. in der Erzdiözese Mailand aber zelebriert nach dem überlieferten ambrosianischen Ritus. So tun es auch die Priester in einer in jenem Erzbistum gelegenen Indult-Kirche, und auch die sedisprivationistischen (Cassiciacum Thesis) Priester des Instituto Mater Boni Consilii die in Mailand eine ziemlich grosse Gruppe von Sedisprivationisten und Sedisvakantisten betreuen. Hier Bilder einer Zelebration im überlieferten, alten Ambrosianischen Ritus von einem Italienischen Monsignore (http://www.unavoce.org/ambrosian_rite_milan.htm).

Verfasst: Mittwoch 18. Oktober 2006, 21:24
von Athanasius2
FioreGraz hat geschrieben: Ja aber es haben sich dann nicht gleich ganze Landstriche "aufgeregt" (obwohl das Volk hätte sich das eh net getraut) und die alten Priester haben sich net aufgeregt die haben das gewohnte benutzt und die neuen den neuen Ritus, ganz einfach. DAs Volk war sowieso egal.

LG
Fiore
Ganz einfach: das "neue" Missale 1570 wich nur in Einzelteilen, in Kleinigkeiten, von den anderen lokalen Missalien ab. Somit war richtig kein Bruch da. Der Kanon blieb gleich, die Kommunionriten, nur das Stufengebet wurde länger.

Kaum ein Gläubiger der FSSPX würde sich aufregen, wenn etwa ein FSSPX-Priester auf einmal auch Ps. 65 beim Stufengebet rezitieren würde, oder ein längeres Gebet bei der hl. Kommunionsspendung beten würde, oder? Glauben Sie das man sich dort darüber aufregen würde?

Nun, ebenso war es 1570-1600 der Fall.

Verfasst: Donnerstag 19. Oktober 2006, 08:20
von Germanus
Athanasius2 hat geschrieben:
Germanus hat geschrieben:
Die Frage löst sich beim Blick auf die entsprechende liturgischen Bücher (ich habe leider auch nur die bibliographischen Daten zur Hand, wenn es um den Ambrosianischen und Altspanischen-Mozarabischen Ritus geht): die Liturgiebücher des Ambrosianischen Ritus werden durch den Erzbischof von Mailand und diejenigen des Altspanischen Ritus durch den Erzbischof von Toledo ediert (bei letzterem ist sogar die Spanische Bischofskonferenz vorgeschaltet...). Ähnlich wird es auch beim Ritus der Kirche von Lyon sein, der noch zu existieren scheint, zumindest in der Bischofskirche von Lyon, von dem ich allerdings nichts an der Hand habe. Um es genauer zu sagen: im Grunde scheint mir die Verantwortung über diese "lateinischen" Riten bei den jeweiligen Ordinarien zu liegen, die sich bei ihrem übergeordneten Bischof, also demjenigen der Kirche von Rom, dem dortigen Papst, die Approbation einholen. Eigentlich ein ganz sinnvolles und sogar recht altes System synodaler Ordnung und hierarchischer Struktur.
1. Der Mozarabische Ritus wurde "Novus Ordo"-isiert, aber wird noch in der Kathedrale von Toledo gefeiert und auch einige Male im vergangenen Dezennium im St. Petersdom in Rom, einmal sogar mit Johannes Paul II. als Hauptzelebrant.

2. Der Ritus von Lyon (11. Jahrhundert) existiert nicht mehr in der Bischofskirche von Lyon (=Messe von Paul VI. editio 1970), wird aber von einigen sehr wenigen Kartäusern in La Grande Chartreuse hochgehalten (in der alten Form nur noch privat, nicht für Beiwohnen durch Gläubige erlaubt), deren Ritus aber auch stark Novus Ordoisiert wurde, wenn auch an sich kleine Änderungen eingeführt wurden.

3. Der Ambrosianische Ritus in Mailand usw. ist - wie zu erwarten unter dem Régime von Martini - völlig modernisiert und abartigisiert, in schlechtem Sinne meine ich das. Quasi abgeschafft. Nur einige Gesänge und Responsorien sind erhalten worden im reformierten Ambrosianischen Ritus (1976 publiziert), werden aber kaum observiert. Die Priesterbruderschaft St. Pius X. in der Erzdiözese Mailand aber zelebriert nach dem überlieferten ambrosianischen Ritus. So tun es auch die Priester in einer in jenem Erzbistum gelegenen Indult-Kirche, und auch die sedisprivationistischen (Cassiciacum Thesis) Priester des Instituto Mater Boni Consilii die in Mailand eine ziemlich grosse Gruppe von Sedisprivationisten und Sedisvakantisten betreuen. Hier Bilder einer Zelebration im überlieferten, alten Ambrosianischen Ritus von einem Italienischen Monsignore (http://www.unavoce.org/ambrosian_rite_milan.htm).
Danke für diese informationen!
Doch zum Ritus der Kirche von Lyon wäre zu bemerken: zumindest die Zisterzienser und eben die Kartäuser hatten eben diesen Ritus übernehmen können, da ihre Klöster ja im Jurisdiktionsbezirk des Erzbischofs von Lyon lagen bzw. liegen. Ob nun der Ritus der Kartäuser wirklich mit dem der Kirche von Lyon auch später noch übereinstimmte? Jedenfalls konnte ein gelehrter Zisterzienser im Jahre 1929 (?) den Ritus seines Ordens mit dem der Kartäuser und dem der Dominikaner, der ebenfalls zur Familie gehört, vergleichen und einige Unklarheiten beseitigen.
Mir ist eingefallen, dass ich nicht weiß, ob die betreffenden Bischöfe (von Mailand und Toledo) vor der Herausgabe ihrer liturgischen Bücher wirklich erst in Rom um die Approbation anfragen müssen. Eigentlich ist den Bischöfen ja zugestanden, für ihre Diözese selbst zu entscheiden.
Die Frage des Novus Ordo ist so einfach nicht zu lösen. Sicher hatte die Reform ihren Sinn und auch Berechtigung. Der Ritus, den Papst Pius V. vorgeschrieben hatte, und der mit Änderungen bis zum "Novus Ordo" im allgemeinen röm.-lat. Gebrauch war, war ja auch nicht unbedingt sonderlich exakt im Beachten der liturgischen Traditionen... Das wäre zumindest zu Bedenken.

Verfasst: Donnerstag 19. Oktober 2006, 09:10
von maxl
Weiß vielleicht jemand, welcher Ritus in der Kartause von Marienau zelebriert wird, der Kartäuserritus oder der novus ordo oder eine im Zuge der Liturgiereform überarbeitete Form des alten Kartäuserritus?

Verfasst: Donnerstag 19. Oktober 2006, 10:54
von Athanasius2
maxl hat geschrieben:Weiß vielleicht jemand, welcher Ritus in der Kartause von Marienau zelebriert wird, der Kartäuserritus oder der novus ordo oder eine im Zuge der Liturgiereform überarbeitete Form des alten Kartäuserritus?
Offiziell:
eine im Zuge der Liturgiereform überarbeitete Form des alten Kartäuserritus

Praktisch gesehen, fürchte ich:
der novus ordo