So glasklar wie Du es hier auffaßt, ist die Stelle aber m.E. überhaupt nicht. Die Formulierungcantus planus hat geschrieben:Wir lesen klar: "Es geht nicht um [...], sondern um [...¨]. Wenn das keine klare Leugnung ist, weiss ich es auch nicht. Deutlicher kann ein Ausschluss, und zwar ein vollkommener!, gar nicht formuliert werden. Der Kontext - den zu berücksichtigen die Müller-Verteidiger wie eine Schallplatte mit Sprung permanent wiederholen - macht die Sache darüberhinaus nicht besser. Bemerkenswerterweise erklärt ja auch dieser Text nicht, was der Kontext an dem oben zuerst zitierten Satz ändert.Christoferuswerk hat geschrieben:„Es geht nicht um abweichende physiologische Besonderheiten in dem natürlichen Vorgang der Geburt - wie etwa die Nichteröffnung der Geburtswege, die Nichtverletzung des Hymen und der nicht eingetretenen Geburtsschmerzen - sondern um den heilenden und erlösenden Einfluß der Gnade des Erlösers auf die menschliche Natur, die durch die Ursünde ‚verletzt’ worden war.“
Dass die konkreten physischen Besonderheiten nicht dogmatisiert sind, hat nie jemand bestritten und das ist auch nicht das Thema. Hier wird pompös bewiesen, was nicht zu beweisen war.
"nicht gehen um" drückt zunächst nur aus, daß dieser Punkt nicht zentraler Bestandteil von
etwas ist. Auf das Dogma bezogen heißt das, daß die körperliche Dimension des Dogmas von
der immerwährenden Jungfräulichkeit nicht das Zentrum des Glaubenssatzes bildet. Daß eine
solche Formulierung zwar auch falsch verstanden werden kann, ist sicher zuzugeben. Aber
aufgrund des Wortlauts gleich "Häresie, Häresie!" zu rufen, ist halt genausowenig angezeigt.
Übrigens wundert mich, warum gerade diese Stelle immer so für Aufregung sorgt. Ich sehe
eher in anderen Punkten deutliche Anfragen, z.B. bei Müllers Erklärung der Wesensverwand-
lung, die mir zu ungenügend von der Transsignifikation abgegrenzt ist, und in der Ekklesio-
logie (Stichwort: "vereint in der 'sichtbaren Kirche'").
Eine klärende Stellungnahme wäre allerdings wünschenswert.cantus planus hat geschrieben:Dass der Erzbischof selber, statt mit einem einzigen Satz(!) klarzustellen, was klarzustellen ist, statt dessen viele Sätze von sich gibt und sich hartnäckig weigert, seine Aussagen zu präzisieren (und das noch mit Formulierungen, aus der reine Arroganz spricht), spricht ebenfalls Bände.
Warum sagt der Erzbischof nicht: "Es lag mir fern, eine physische Besonderheit bei der Geburt unseres Herrn Jesus Christus zu bestreiten. Ich bedauere, wenn ich an dieser Stelle missverständlich formuliert habe"? Mehr ist nicht notwendig. Kardinal Joseph Ratzinger hat vor Jahren die Grösse gehabt, die entsprechende Stelle, die bei ihm umstritten war (Jungfrauengeburt → "Mythos") in einem folgenden Buch mit einfachen Worten zu präzisieren. Für einen echten Wissenschaftler ist das auch keinerlei Problem. Für den Glaubenspräfekten selbst sollte es eine blanke Selbstverständlichkeit sein.