Jeder sollte zuerst einmal erklären, was er unter Vollform, Normalform und Grundform versteht. Sonst brauchen wir hier nicht weiter zu diskutieren.Juergen hat geschrieben:Die Vollform ist nicht zwingend identisch mit der Normalform.Niels hat geschrieben:Ganz kurz:
Die Vollform der römischen Liturgie ist nicht die Privatmesse…
Grundform des römischen Ritus
Re: Römische Privatmesse
„Was den Gegenstand des Glaubens betrifft, hat sich das Konzil nichts Neues ausgedacht, noch hat es Altes ersetzen wollen." (Papst Benedikt XVI.)
Re: Römische Privatmesse
Für mein Verständnis: Vollform ist ein Idealfall, der alle Elemente berücksichtigt. Grundform ist die notwendige Struktur, entsprechend reduziert. Normalform das, was sich in der Praxis als üblich entwickelt hat.
Re: Römische Privatmesse
Das Levitenamt ist älter als die Missa lecta (siehe man obiger Link). Letztere ist die Notform, wo weder Diakon und Subdiakon noch eine Schola zur Verfügung stehen.mensch hat geschrieben:Die ist ungefähr 1000/1100 entstanden?Niels hat geschrieben:Ganz kurz:
Die Vollform der römischen Liturgie ist nicht die Privatmesse (=des Gesanges beraubt, missa lecta), sondern das Levitenamt mit Scholagesang, wo grundsätzlich alles gesungen wird (Ordinarium, Proprium; Lesungen, Orationen).
„Was den Gegenstand des Glaubens betrifft, hat sich das Konzil nichts Neues ausgedacht, noch hat es Altes ersetzen wollen." (Papst Benedikt XVI.)
Re: Römische Privatmesse
Ich fasse meine Sicht der Dinge mal folgendermaßen zusammen: Das levitierte Hochamt ist das Ideal und daher auch für das Konventamt in Klosterkirchen und das Hochamt in Pfarrkirchen die anzuwendende Form. Die stille Messe ist eine Form, die für Nebenmessen zu verwenden ist, wie die Frühmesse in Pfarrkirchen oder die Privatmesse von Patres, die nicht Hebdomadar für das Konventamt sind. Aus der Sicht des Priesters ist die Stillmesse also der Normalfall, es sei denn er ist mit dem Hochamt dran (wenn wir jetzt mal idealisiert annehmen, der Priester sei in einer Gemeinschaft oder Pfarrei mit mehreren Priestern). Außerdem wäre die stille Messe anzuwenden in den Fällen, wo man kein Hochamt feiern kann, z.B. in Pfarrkirchen unter der Woche in Ermangelung einer Schola.
Die Norm wäre dann sozusagen das Levitenamt, der Normalfall die stille Messe.
Die Norm wäre dann sozusagen das Levitenamt, der Normalfall die stille Messe.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009
Re: Römische Privatmesse
Vollform ist die Form die das Maximale, was an liturgischen Vollzügen immer möglich ist. Die Betonung liegt auf "immer möglich", d.h. in einer Osternacht ist zwar mehr möglich, aber sie wird dadurch nicht zur Vollform. Die Vollform wäre eher ein Pontifikalamt.iustus hat geschrieben:Jeder sollte zuerst einmal erklären, was er unter Vollform, Normalform und Grundform versteht. Sonst brauchen wir hier nicht weiter zu diskutieren.
Die Grundform ist die Normalform.
Gruß Jürgen
Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Re: Römische Privatmesse
Ich bin immer skeptisch bei diesem Thema, denn die Modernisten in meinem Umkreis weisen immer sehr vorwurfsvoll darauf hin, dass die Privatmesse im Messbuch vorne steht. Deshalb, so sagen sie, ist das "Maß der Dinge" (in dem Sinne meinen sie "Grundform") in der außerordentlichen Form die Messe ohne Volk, eine reine Klerikerliturgie. So eine Liturgie ist nach heutigem verbreiteten Empfinden natürlich höchst verwerflich.Juergen hat geschrieben:Vollform ist die Form die das Maximale, was an liturgischen Vollzügen immer möglich ist. Die Betonung liegt auf "immer möglich", d.h. in einer Osternacht ist zwar mehr möglich, aber sie wird dadurch nicht zur Vollform. Die Vollform wäre eher ein Pontifikalamt.iustus hat geschrieben:Jeder sollte zuerst einmal erklären, was er unter Vollform, Normalform und Grundform versteht. Sonst brauchen wir hier nicht weiter zu diskutieren.
Die Grundform ist die Normalform.
„Was den Gegenstand des Glaubens betrifft, hat sich das Konzil nichts Neues ausgedacht, noch hat es Altes ersetzen wollen." (Papst Benedikt XVI.)
Re: Römische Privatmesse
„Empfinden“ ist keine liturgische Kategorie.iustus hat geschrieben:…So eine Liturgie ist nach heutigem verbreiteten Empfinden natürlich höchst verwerflich.
Was das Volk betrifft:
Schau doch in die Rubriken. Das kommt praktisch gar nicht vor. Kommunionausteilung für das Volk ist weniger als eine Randnotiz. Oder fehlt es sogar ganz. Da bin ich auswendig überfragt. Die Predigt wird gar nicht erwähnt.
Gruß Jürgen
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Re: Römische Privatmesse
Das finde ich gut. Wichtig ist mir, dass die Stillmesse eben nicht als Idealform anzusehen ist - auch nicht theoretisch. Das ist aus ihrer Stellung im Messbuch mE nicht abzuleiten.Protasius hat geschrieben:Das levitierte Hochamt ist das Ideal und daher auch für das Konventamt in Klosterkirchen und das Hochamt in Pfarrkirchen die anzuwendende Form. Die stille Messe ist eine Form, die für Nebenmessen zu verwenden ist, wie die Frühmesse in Pfarrkirchen oder die Privatmesse von Patres, die nicht Hebdomadar für das Konventamt sind. Aus der Sicht des Priesters ist die Stillmesse also der Normalfall, es sei denn er ist mit dem Hochamt dran (wenn wir jetzt mal idealisiert annehmen, der Priester sei in einer Gemeinschaft oder Pfarrei mit mehreren Priestern). Außerdem wäre die stille Messe anzuwenden in den Fällen, wo man kein Hochamt feiern kann, z.B. in Pfarrkirchen unter der Woche in Ermangelung einer Schola.
Die Norm wäre dann sozusagen das Levitenamt, der Normalfall die stille Messe.
„Was den Gegenstand des Glaubens betrifft, hat sich das Konzil nichts Neues ausgedacht, noch hat es Altes ersetzen wollen." (Papst Benedikt XVI.)
Re: Römische Privatmesse
Getretener Quark wird breit, nicht stark.
Gruß Jürgen
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Re: Römische Privatmesse
Das II. Vatikanum über die tägliche Zelebration der Priester.
Dekret über „Dienst und Leben der Priester“ Nr. 13:
„Im Dienst am Heiligen, vor allem beim Messopfer, handeln die Priester in besonderer Weise an Christi Statt, der sich für das Heil der Menschen zum Opfer hingab. Darum sind sie aufgefordert, das nachzuahmen, was sie vollziehen, weil sie das geheimnisvolle Geschehen des Todes unseres Herrn vergegenwärtigen, sollen sie auch ihren Leib mit seinen Fehlern und Begierden zu ertöten trachten. Im Mysterium des eucharistischen Opfers, dessen Darbringung die vornehmliche Aufgabe des Priesters ist, wird beständig das Werk unserer Erlösung vollzogen; darum wird seine tägliche Feier dringlich empfohlen, sie ist auch dann, wenn keine Gläubigen dabei sein können, ein Akt Christi und der Kirche. Während sich so die Priester mit dem Tun des Priesters Christus verbinden, bringen sie sich täglich Gott ganz dar, und genährt mit dem Leib Christi, erhalten sie wahrhaft Anteil an der Liebe dessen, der sich seinen Gläubigen zur Speise gibt.“
+L.
Dekret über „Dienst und Leben der Priester“ Nr. 13:
„Im Dienst am Heiligen, vor allem beim Messopfer, handeln die Priester in besonderer Weise an Christi Statt, der sich für das Heil der Menschen zum Opfer hingab. Darum sind sie aufgefordert, das nachzuahmen, was sie vollziehen, weil sie das geheimnisvolle Geschehen des Todes unseres Herrn vergegenwärtigen, sollen sie auch ihren Leib mit seinen Fehlern und Begierden zu ertöten trachten. Im Mysterium des eucharistischen Opfers, dessen Darbringung die vornehmliche Aufgabe des Priesters ist, wird beständig das Werk unserer Erlösung vollzogen; darum wird seine tägliche Feier dringlich empfohlen, sie ist auch dann, wenn keine Gläubigen dabei sein können, ein Akt Christi und der Kirche. Während sich so die Priester mit dem Tun des Priesters Christus verbinden, bringen sie sich täglich Gott ganz dar, und genährt mit dem Leib Christi, erhalten sie wahrhaft Anteil an der Liebe dessen, der sich seinen Gläubigen zur Speise gibt.“
+L.
Christus mein Leben, Maria meine Hoffnung, Don Bosco mein Ideal!
Re: Römische Privatmesse
Mit der Argumentationslinie habe ich häufig zu kämpfen. Die Privatmesse wäre als Grundform vorgeschrieben gewesen. Es geht dann auch über die Bewertung hinaus, sondern diese Kreise sagen, dass natürlich eine reine Klerikerliturgie nie im Sinne der Gemeindefeier war, deshalb einen Bruch mit den ersten Jahrhunderten darstelle und von daher eine Fehlentwicklung sei, die nicht mit den Zeugnissen der ersten Christen übereinstimme.iustus hat geschrieben:Ich bin immer skeptisch bei diesem Thema, denn die Modernisten in meinem Umkreis weisen immer sehr vorwurfsvoll darauf hin, dass die Privatmesse im Messbuch vorne steht. Deshalb, so sagen sie, ist das "Maß der Dinge" (in dem Sinne meinen sie "Grundform") in der außerordentlichen Form die Messe ohne Volk, eine reine Klerikerliturgie. So eine Liturgie ist nach heutigem verbreiteten Empfinden natürlich höchst verwerflich.
Zuletzt geändert von mensch am Montag 3. August 2015, 19:08, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Römische Privatmesse
(Hervorhebung durch Fettdruck von mit)Auszüge aus [i]Gottesdienst der Kirche[/i], Band 4 (Eucharistie), Seiten 214f. hat geschrieben: b) Die Stillmesse als neue Grundform
1…
So entwickelte sich vom 10. bis 13. Jh. jene Grundform der feierlichen Messe, die als levitiertes Hochamt mit Diakon und Subdiakon im wesentlichen unverändert bis zur Reform des Vaticanums II. fortbestand. Diese feierliche Grundform, die zunächst allein schriftlich festgehalten und so |215| zum Modell wurde, hat auch die Ordnung der stillen Messe geprägt, die seit dem frühen Mittelalter immer häufiger und schließlich zu einem von vielen Priestern sogar mehrmals täglich gefeierten Gottesdienst wurde.
2. Das zahlenmäßige Übergewicht der stillen Messen über die feierliche Messe, … hat schließlich zu einer gegenläufigen Tendenz geführt. Die Notwendigkeit, auch für die stille Messe eine feste und einheitliche Ordnung zu haben, wurde immer stärker empfunden…
3. Der vereinfachte Ritus hat dann aber ein solches Gewicht gewonnen, daß er zur neuen Grundform der Meßfeier wurde; er trat damit an die Stelle, welche grundsätzlich bis ins hohe Mittelalter die Feier des Bischofs mit Klerus und Volk eingenommen hatte. Eine Tradition von eineinhalb Jahrtausenden wurde offiziell beendet, als das Missale Pius V. im Anschluß an den Ordo Missae Burchards die Generalrubriken und den „Ritus servandus“ aufgrund der von diesem für die Messe „sine cantu et sine ministris“ festgelegten Ordnung übernahm…
…
Verkürzt:
Erst: Grundform = levitiertes Amt
dann: viele Stillmessen führten zur Anpassung und der neue Grundform = Stillmesse
Das galt dann bis Liturgiereform nach dem II. Vatikanum
q.e.d.
Gruß Jürgen
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Re: Römische Privatmesse
In wieso ist im Caeremoniale Episcoporum dann erst das feierliche Pontifikalamt und viel später die bischöfliche Stillmesse beschrieben? Gab es da einen Paradigmenwechsel rückwärts in den dreißig Jahren zwischen dem Missale Romanum und dem Caeremoniale Episcoporum?
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009
Re: Römische Privatmesse
Da kann ich nur spekulieren – und ich habe ehrlich gesagt auch keine Lust mehr, zu dem Thema irgendwas rauszusuchen und mit Arbeit zu machen – aber ich vermute, daß eben für den Bischof (wenn in Funktion des Bischof zelebriert) das feierliche Pontifikalamt das übliche ist.Protasius hat geschrieben:In wieso ist im Caeremoniale Episcoporum dann erst das feierliche Pontifikalamt und viel später die bischöfliche Stillmesse beschrieben? Gab es da einen Paradigmenwechsel rückwärts in den dreißig Jahren zwischen dem Missale Romanum und dem Caeremoniale Episcoporum?
Für die bischöfliche Stillmesse braucht man kein eigenes Buch. Das sieht man doch heutzutage im NOM auch. Wenn hier z.B. werktags das Kapitelsamt im Dom gefeiert wird, und ein Weihbischof „an der Reihe“ ist (jeder Domherr muß mal ran), dann gibt es eine ganz normale Messe, die sich von der eines anderen Priesters nicht unterscheidet.
Gruß Jürgen
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Re: Römische Privatmesse
Danke Jürgen, sowohl für die Referenz als auch die kurze Zusammenfassung. Das liest sich schon ganz anders als die häufige Behauptung, man hätte beim Konzil von Trient einfach die stille Messe zur Grundlage erklärt. Deine Ausführungen zeigen nochmal das historische Wachstum. Erstaunlich, wenn Leute, die Wert darauf legen dass der NOM gewachsen ist, das gleichzeitig der tridentinischen Messe absprechen.