Erster Volksaltar im Petersdom

Rund um den traditionellen römischen Ritus und die ihm verbundenen Gemeinschaften.
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ad-fontes
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Erster Volksaltar im Petersdom

Beitrag von ad-fontes »

Das erste Mal, daß ein Behelfsaltar/provisorischer Altar im Petersdom aufgestellt wurde, war am 16.4.1961 anläßlich der Bischofsweihe von Card. Acacio Coussa.

Bei dieser Feier wurde wohl auch das erste Mal Ritenvermischung praktiziert, was ich aus der Gewandung des Papstes schließe.

Mich würden weitere Details zu diesem Ereignis und eine Bewertung interessieren (wäre das nicht ein "schönes" Thema für NLM?).
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Lycobates
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Re: Erster Volksaltar im Petersdom

Beitrag von Lycobates »

ad-fontes hat geschrieben:Das erste Mal, daß ein Behelfsaltar/provisorischer Altar im Petersdom aufgestellt wurde, war am 16.4.1961 anläßlich der Bischofsweihe von Card. Acacio Coussa.

Bei dieser Feier wurde wohl auch das erste Mal Ritenvermischung praktiziert, was ich aus der Gewandung des Papstes schließe.

Mich würden weitere Details zu diesem Ereignis und eine Bewertung interessieren (wäre das nicht ein "schönes" Thema für NLM?).
Gewiß ein interessantes Thema, aber nichts Neues.

Zunächst wurde diese Weihe wohl eher nach melkitischem (also byzantinischem mit arabischem Einschlag, in diesem Falle vermutlich rein byzantinisch) Ritus vollzogen. Die beiden Mitkonsekratoren (Perniciaro und Mele) waren Italo-Albaner, deren Liturgie griechisch abläuft (jedenfalls noch 1961). Von einer "Ritenmischung" kann doch wohl keine Rede sein, jedenfalls was das gebrauchte Formular angeht. Ein Papst (und jene, denen es der Papst eigens erlaubt) hat, sofern er die Liturgiesprachen meistert, sonst wird er es sein lassen, das Privileg in allen Riten zu zelebrieren, auch Angehörige eines anderen Ritus nach seinem eigenen zu ordinieren oder zu konsekrieren. Aber keine Mischung.

Da wäre zu fragen, ob nach melkitischem Ritus für den Konsekrandus ein Eigenaltar vorgesehen ist, da wäre ich im Moment überfragt. Dann wäre es normal, diesen eigens (provisorisch) herzurichten.

Für die Weihen nach lateinischem Ritus ist dies aber die Regel. Im Pontificale heißt es dazu:
Ornantur duae capellae, major pro Consecrante, et minor pro Electo. Et in majori quidem, super altari parato, ut est moris, erit crux in medio, et ad minus quatuor candelabra. (....) In capella vero minore pro Electo, quae a majore debet esse distincta, paratur altare cum cruce et duobus candelabris, et super illud Missale, et Pontificale (...)
Es reicht ein (großer) Altar für den Konsekrator, aber es wird immer ein kleinerer für den Konsekrandus eigens hergerichtet, bei vielen Konsekrandi oft nur verschiedene Betschemel und eine schmale Tischplatte (natürlich mit Altarsteinen und Tobaleae), wie hier zu sehen, 196:

https://www.youtube.com/watch?v=OjwIoNQmQzc

Das ist aber kein "Volksaltar", denn diese Altäre schauen alle, jedenfalls grundsätzlich, in dieselbe Richtung.
Ganz normale Praxis.
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taddeo
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Re: Erster Volksaltar im Petersdom

Beitrag von taddeo »

Danke, Lycobates, für diese sehr informativen Ausführungen! :daumen-rauf:
(Daß der Papst immer in jedem katholischen Ritus zelebrieren darf, wußte ich, aber der Rest war mir einigermaßen neu.)

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Lycobates
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Re: Erster Volksaltar im Petersdom

Beitrag von Lycobates »

Noch ein paar Ergänzungen.

Ich muß meine Aussage unten dahingehend korrigieren, daß der Altar des Electus nicht unbedingt in dieselbe Richtung schaut wie der des Konsekrators. Das hängt von der Örtlichkeit ab. Einmal ist es an der Epistelseite, einmal an der Evangelienseite.

Auf diesem Photo (in der Lateranbasilika) zw. 1958 und 1963 sind die provisorisch errichteten Altäre der Electi deutlich links zu sehen. Der Konsekrator sitzt unter dem Baldachin am Papstaltar.

Bis zum Offertorium zelebrieren die Konsekrandi an ihrem eigenen Altar, danach konzelebrieren sie mit ihrem Konsekrator an dessen Altar (wie das konkret bei einer großen Anzahl Konsekrandi abläuft, weiß ich allerdings nicht genau, eine solche Massenweihe habe ich noch nicht erlebt).

Bild

Ein weiteres Beispiel, gefunden in einem spanischen Blog:
1917, Weihe Eugenio Pacellis durch Papst Benedikt XV. in der Sixtinischen Kapelle, Pacellis eigens errichteter Altar hier an der Epistelseite.

Bild


Und, sehr interessant, aus derselben Quelle, ein Plan des Chores der Kathedrale von Sevilla im 17. Jh., speziell für eine Bischofsweihe hergerichtet.

Bild

Der Altar des Electus ist hier an der Evangelienseite aufgebaut.

Von "Volksaltären" im modernen Sinne ist hier natürlich keine Rede!
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Niels
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Re: Erster Volksaltar im Petersdom

Beitrag von Niels »

Hochinteressant. Vielen Dank, Lycobates! :daumen-rauf:
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Pirmin
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Re: Erster Volksaltar im Petersdom

Beitrag von Pirmin »

Niels hat geschrieben:Hochinteressant. Vielen Dank, Lycobates! :daumen-rauf:
Hochinteressant, vor allem auch die sieben Altarkerzen. Das Kreuz, welches vor dem in der Mitte stehenden Altarleuchter stehen soll, kann man auf dem eindrucksvollen Foto jedoch leider nur erahnen.

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Lycobates
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Re: Erster Volksaltar im Petersdom

Beitrag von Lycobates »

Pirmin hat geschrieben: vor allem auch die sieben Altarkerzen. Das Kreuz, welches vor dem in der Mitte stehenden Altarleuchter stehen soll, kann man auf dem eindrucksvollen Foto jedoch leider nur erahnen.
Hier sieht man das Kreuz besser.
Das Photo, an gleicher Stelle, ist zehn Jahre früher, 197, Weihe Giacomo della Chiesas (später Papst Benedikt XV.) durch Papst Pius X.

Ich kann es leider nicht einfügen, hier der Link:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... ict_XV.jpg
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Pirmin
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Re: Erster Volksaltar im Petersdom

Beitrag von Pirmin »

Lycobates hat geschrieben:
Pirmin hat geschrieben: vor allem auch die sieben Altarkerzen. Das Kreuz, welches vor dem in der Mitte stehenden Altarleuchter stehen soll, kann man auf dem eindrucksvollen Foto jedoch leider nur erahnen.
Hier sieht man das Kreuz besser.
Das Photo, an gleicher Stelle, ist zehn Jahre früher, 197, Weihe Giacomo della Chiesas (später Papst Benedikt XV.) durch Papst Pius X.

Ich kann es leider nicht einfügen, hier der Link:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... ict_XV.jpg
Perfetto.

[Der Brauch wurde von Kardinal Giacomo Stefaneschi (127–1343) festgeschrieben und gilt auch heute noch in der außerordentlichen Form, sofern ein Bischof das Pontifikalamt feiert.]

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Sempre
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Re: Erster Volksaltar im Petersdom

Beitrag von Sempre »

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[bild=800]https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/b5/PiusXbenedict_XV.jpg/800px-PiusXbenedict_XV.jpg[/bild]
800 ist maximale Breite/Höhe.
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

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Lycobates
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Re: Erster Volksaltar im Petersdom

Beitrag von Lycobates »

Pirmin hat geschrieben:
Lycobates hat geschrieben:
Pirmin hat geschrieben: vor allem auch die sieben Altarkerzen. Das Kreuz, welches vor dem in der Mitte stehenden Altarleuchter stehen soll, kann man auf dem eindrucksvollen Foto jedoch leider nur erahnen.
Hier sieht man das Kreuz besser.
Das Photo, an gleicher Stelle, ist zehn Jahre früher, 197, Weihe Giacomo della Chiesas (später Papst Benedikt XV.) durch Papst Pius X.

Ich kann es leider nicht einfügen, hier der Link:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... ict_XV.jpg
Perfetto.

[Der Brauch wurde von Kardinal Giacomo Stefaneschi (127–1343) festgeschrieben und gilt auch heute noch in der außerordentlichen Form, sofern ein Bischof das Pontifikalamt feiert.]
Interessanter Hinweis, danke!

Das Photo von 1917 ist in der Tat eindrucksvoll.
Ich glaube, es wurde während der Allerheiligenlitanei "geschossen".
Diese wird von den beiden Klerikern vorne links vom Blatt gesungen. Eine kleine Schola; es handelt sich um ein stilles Amt, nur die Litanei und das Te Deum werden immer gesungen.

Der Papst (Benedikt XV. mit Mitra) kniet mitten vor dem Altar. Man erkennt die weiße Schleppe der päpstlichen Chorsoutane. Sofort neben und hinter ihm die Diener (kein Diakon oder Subdiakon).
Der Konsekrand (Pacelli) liegt links von ihm, auf dem Kissen prosterniert.
Es knien, ebenfalls mit Mitra, an ihrem Schemel die beiden Mitkonsekratoren, rechts der ranghöhere, Erzbischof Giovanni Battista Nasalli Rocca di Corneliano, Eleemosynarius apostolicus (später Kardinal und Erzbischof von Bologna); links der Generalvikar Seiner Heiligkeit für den Vatikan, der Augustiner-Eremit Bischof Agostino Zampini.
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Lycobates
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Re: Erster Volksaltar im Petersdom

Beitrag von Lycobates »

Sempre hat geschrieben:

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[bild=800]https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/b5/PiusXbenedict_XV.jpg/800px-PiusXbenedict_XV.jpg[/bild]
800 ist maximale Breite/Höhe.
Danke!
Das von der maximalen Breite/Höhe hatte ich zwar gesehen, aber ich wüßte nicht, wie man das ändert.
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Lycobates
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Re: Erster Volksaltar im Petersdom

Beitrag von Lycobates »

Lycobates hat geschrieben:Noch ein paar Ergänzungen.

Auf diesem Photo (in der Lateranbasilika) zw. 1958 und 1963 sind die provisorisch errichteten Altäre der Electi deutlich links zu sehen. Der Konsekrator sitzt unter dem Baldachin am Papstaltar.

Bild
Ich habe inzwischen das Datum herausgefunden: 19. 4. 1962 (Gründonnerstag ! Daher trägt der Konsekrator weiß)

Bischofsweihe von Kardinal Alfredo Ottaviani, sowie von Alberto di Jorio, Francesco Bracci, Francesco Roberti, André-Damien-Ferdinand Jullien, Arcadio María Larraona Saralegui C.M.F., Francesco Morano, William Theodore Heard, Augustin Bea S.J., Antonio Bacci, Michael Browne O.P., Joaquín Anselmo María Albareda y Ramoneda O.S.B.

Mitkonsekratoren die Kardinäle Pizzardo, Kardinalbischof von Albano, und Aloisi Masella, Kardinalbischof von Palestrina und Erzpriester der Lateranbasilika (die ich hier auf dem Bild nicht sehe).
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Sempre
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Re: Erster Volksaltar im Petersdom

Beitrag von Sempre »

Lycobates hat geschrieben:Das von der maximalen Breite/Höhe hatte ich zwar gesehen, aber ich wüßte nicht, wie man das ändert.
Wie oben angegeben, indem man anstelle von [img]...[/img]:

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[img]https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/b5/PiusXbenedict_XV.jpg/800px-PiusXbenedict_XV.jpg[/img]
[bild=800]...[/bild] verwendet:

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[bild=800]https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/b5/PiusXbenedict_XV.jpg/800px-PiusXbenedict_XV.jpg[/bild]
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Lycobates
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Re: Erster Volksaltar im Petersdom

Beitrag von Lycobates »

Sempre hat geschrieben:
Lycobates hat geschrieben:Das von der maximalen Breite/Höhe hatte ich zwar gesehen, aber ich wüßte nicht, wie man das ändert.
Wie oben angegeben, indem man anstelle von [img]...[/img]:

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[img]https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/b5/PiusXbenedict_XV.jpg/800px-PiusXbenedict_XV.jpg[/img]
[bild=800]...[/bild] verwendet:

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[bild=800]https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/b5/PiusXbenedict_XV.jpg/800px-PiusXbenedict_XV.jpg[/bild]
Danke nochmals!
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Lupus
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Re: Erster Volksaltar im Petersdom

Beitrag von Lupus »

Für mich war der erste "Volksaltar" im Bereich des Petersdoms jener schreckliche Sperrholz-Vespertisch in der Sixtina zu Beginn des Pontifikats des gegenwärtig regierenden Papstes.
Ein liederlicheres Signal für die hl. Mutter Kirche konnte fast nicht ausgesandt werden!!

+L.
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Niels
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Re: Erster Volksaltar im Petersdom

Beitrag von Niels »

Den gab's aber unter seinem Vorgänger schon. :roll:
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Niels
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Re: Erster Volksaltar im Petersdom

Beitrag von Niels »

Erste Messe von Papst Benedikt mit den Kardinälen 2005:

Bild
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ad-fontes
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Re: Erster Volksaltar im Petersdom

Beitrag von ad-fontes »

Lycobates hat geschrieben:
ad-fontes hat geschrieben:Das erste Mal, daß ein Behelfsaltar/provisorischer Altar im Petersdom aufgestellt wurde, war am 16.4.1961 anläßlich der Bischofsweihe von Card. Acacio Coussa.

Bei dieser Feier wurde wohl auch das erste Mal Ritenvermischung praktiziert, was ich aus der Gewandung des Papstes schließe.

Mich würden weitere Details zu diesem Ereignis und eine Bewertung interessieren (wäre das nicht ein "schönes" Thema für NLM?).
Gewiß ein interessantes Thema, aber nichts Neues.

Zunächst wurde diese Weihe wohl eher nach melkitischem (also byzantinischem mit arabischem Einschlag, in diesem Falle vermutlich rein byzantinisch) Ritus vollzogen. Die beiden Mitkonsekratoren (Perniciaro und Mele) waren Italo-Albaner, deren Liturgie griechisch abläuft (jedenfalls noch 1961). Von einer "Ritenmischung" kann doch wohl keine Rede sein, jedenfalls was das gebrauchte Formular angeht. Ein Papst (und jene, denen es der Papst eigens erlaubt) hat, sofern er die Liturgiesprachen meistert, sonst wird er es sein lassen, das Privileg in allen Riten zu zelebrieren, auch Angehörige eines anderen Ritus nach seinem eigenen zu ordinieren oder zu konsekrieren. Aber keine Mischung.

Da wäre zu fragen, ob nach melkitischem Ritus für den Konsekrandus ein Eigenaltar vorgesehen ist, da wäre ich im Moment überfragt. Dann wäre es normal, diesen eigens (provisorisch) herzurichten.

Für die Weihen nach lateinischem Ritus ist dies aber die Regel. Im Pontificale heißt es dazu:
Ornantur duae capellae, major pro Consecrante, et minor pro Electo. Et in majori quidem, super altari parato, ut est moris, erit crux in medio, et ad minus quatuor candelabra. (....) In capella vero minore pro Electo, quae a majore debet esse distincta, paratur altare cum cruce et duobus candelabris, et super illud Missale, et Pontificale (...)
Es reicht ein (großer) Altar für den Konsekrator, aber es wird immer ein kleinerer für den Konsekrandus eigens hergerichtet, bei vielen Konsekrandi oft nur verschiedene Betschemel und eine schmale Tischplatte (natürlich mit Altarsteinen und Tobaleae), wie hier zu sehen, 196:

https://www.youtube.com/watch?v=OjwIoNQmQzc

Das ist aber kein "Volksaltar", denn diese Altäre schauen alle, jedenfalls grundsätzlich, in dieselbe Richtung.
Ganz normale Praxis.
Meine Quelle ist ein Bericht mit Photos in der Illustrierten "Bunte" aus der Zeit. Dort steht "Ikonen vor dem Bernini-Altar. Nach östlichem Brauch waren zwischen Altar und Volk prächtige Heiligenbilder aufgestellt worden. Sie symbolisieren die sogenannte Ikonenwand."

Auf dem Bild sieht man hinter den Ikonen den provisorischen Altar (auf einem Podest, das von allen Seiten über drei Stufen zugänglich ist), der von allen Seiten mit ca. 12 Bischöfen im byzantinischen Ornat umstellt ist. Auf ihm brennen sechs Kerzen auf recht hohen Leuchtern (an die mittleren Leuchter ist jeweils eine Ikone angelehnt).

Auf dem Bernini-Altar befinden sich auf der Evangelienseite eine Mitra, auf der Epistelseite zwei Tiaren. Sechs Kerzen brennen hier ebenfalls.

Der Papst sitzt währenddessen in Cappa und Mitra auf dem Thron.

Ein anderes Photo zeigt Johannes XXIII. am Altar, bekleidet mit Fano, Pallium und Tiara sowie Epimaniken.

Letzeres ist definitiv Ritenvermischung. Offenbar trägt S.H. die Tiara analog zum Stephanos (der Krone, oft "Mitra" genannt, im byzantinischen Ritus), aber entsprechen Tiara und Stephanos - liturgisch betrachtet - tatsächlich einander? BTW: Wann genau wurde die Tiara im päpstlichen Gottesdienst getragen?

Der Altar ist also keineswegs mit den Altären in den Weiheliturgien des römischen Ritus identisch. Ungewöhnlich bzw. dem Ostritus fremd sind auch die sechs Altarkerzen (stattdessen steht üblicherweise auf oder hinter dem Altar ein siebenarmiger Leuchter).

Die Funktion des Hauptaltares bestand augenscheinlich allein darin, als Ablage für den päpstlichen Kopfschmuck zu dienen (im römischen wie im byzantinischen Ritus nichts Ungewöhnliches, nur ist es dann auch der Altar, an dem zelebriert wird; ohnehin ist im byzantinischen Ritus - im Gegensatz zu einigen anderen orientalischen Riten - nur ein Altar pro Kirche zulässig).
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Niels
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Re: Erster Volksaltar im Petersdom

Beitrag von Niels »

@af
Bitte mal die besagten Fotos aus der "Bunten" abfotografieren und hier einstellen. Das wäre hilfreich.
Das geht ganz einfach über http://www.bilder-upload.eu
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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ad-fontes
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Re: Erster Volksaltar im Petersdom

Beitrag von ad-fontes »

Lupus hat geschrieben:Für mich war der erste "Volksaltar" im Bereich des Petersdoms jener schreckliche Sperrholz-Vespertisch in der Sixtina zu Beginn des Pontifikats des gegenwärtig regierenden Papstes.
Ein liederlicheres Signal für die hl. Mutter Kirche konnte fast nicht ausgesandt werden!!

+L.
Wohl wahr, allerdings geht der Trend - zumindest in Deutschland - ganz klar (oder besser glasklar 8) ) Richtung Glastisch (Patent für Smartphone- und Tabletinlay zwecks Steuerung der Musikeinspielung, mit Knopf für Glocken und Schellen, Raucherzeugung und Orationsprojektion..mit Extrapaket "Byzantium" für die fortlaufende Aktualisierung der digitalen Festtagsikone :pfeif: ) läuft..:tuete:
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Re: Erster Volksaltar im Petersdom

Beitrag von Niels »

Nicht rumquasseln, stell mal endlich die Fotos aus der "Bunten" ein. :blinker:
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Protasius
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Re: Erster Volksaltar im Petersdom

Beitrag von Protasius »

Man kann auch in einem frei verfügbaren e-Book (http://enricodante.blogspot.de/p/czytaj-online.html, im Zweifelsfall auf Download PDF gehen) ab Seite 85 Bilder der griechischen Bischofsweihe sehen, sowie die Texte der göttlichen Liturgie in griechischer bzw. lateinischer Sprache.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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Re: Erster Volksaltar im Petersdom

Beitrag von Lycobates »

ad-fontes hat geschrieben: Meine Quelle ist ein Bericht mit Photos in der Illustrierten "Bunte" aus der Zeit. Dort steht "Ikonen vor dem Bernini-Altar. Nach östlichem Brauch waren zwischen Altar und Volk prächtige Heiligenbilder aufgestellt worden. Sie symbolisieren die sogenannte Ikonenwand."

Auf dem Bild sieht man hinter den Ikonen den provisorischen Altar (auf einem Podest, das von allen Seiten über drei Stufen zugänglich ist), der von allen Seiten mit ca. 12 Bischöfen im byzantinischen Ornat umstellt ist. Auf ihm brennen sechs Kerzen auf recht hohen Leuchtern (an die mittleren Leuchter ist jeweils eine Ikone angelehnt).

Auf dem Bernini-Altar befinden sich auf der Evangelienseite eine Mitra, auf der Epistelseite zwei Tiaren. Sechs Kerzen brennen hier ebenfalls.

Der Papst sitzt währenddessen in Cappa und Mitra auf dem Thron.

Ein anderes Photo zeigt Johannes XXIII. am Altar, bekleidet mit Fano, Pallium und Tiara sowie Epimaniken.

Letzeres ist definitiv Ritenvermischung. Offenbar trägt S.H. die Tiara analog zum Stephanos (der Krone, oft "Mitra" genannt, im byzantinischen Ritus), aber entsprechen Tiara und Stephanos - liturgisch betrachtet - tatsächlich einander? BTW: Wann genau wurde die Tiara im päpstlichen Gottesdienst getragen?

Der Altar ist also keineswegs mit den Altären in den Weiheliturgien des römischen Ritus identisch. Ungewöhnlich bzw. dem Ostritus fremd sind auch die sechs Altarkerzen (stattdessen steht üblicherweise auf oder hinter dem Altar ein siebenarmiger Leuchter).

Die Funktion des Hauptaltares bestand augenscheinlich allein darin, als Ablage für den päpstlichen Kopfschmuck zu dienen (im römischen wie im byzantinischen Ritus nichts Ungewöhnliches, nur ist es dann auch der Altar, an dem zelebriert wird; ohnehin ist im byzantinischen Ritus - im Gegensatz zu einigen anderen orientalischen Riten - nur ein Altar pro Kirche zulässig).
Das ist sehr interessant.
Man müßte die Photos sehen, aber so wie es hier beschrieben ist, war dies definitiv eine byzantinische Messe, bei der vermutlich der westliche Hierarch nur vom Thron aus teilnahm (also nicht selber zelebrierte).

Der zweite Altar ist obligatorisch, da, daran denke ich erst jetzt, im Normalfall eine byzantinische Messe (mit Antimension) nicht auf einem konsekrierten westlichen Altar (wie dem Papstaltar, mit Reliquien) gefeiert werden darf (und umgekehrt).
Der zweite Altar erklärt sich also dadurch, meiner Meinung nach, daß es eine Messe nach byzantinischem Ritus war, für die eigens ein Altar mit Antimension bereitgestellt wurde.

Die Tiara ist kein liturgisches Objekt. Sie wurde nie bei der Feier der Messe getragen.
Der Papst trug sie beim (sehr feierlichen, sonst nicht) Einzug und Auszug zur feierlichen Pontifikalmesse (die nur selten, einige Male pro Jahr stattfand), sowie in der Regel zum Segen Urbi et Orbi (also außerhalb der Messe); sie wurde dem Papst beim Absteigen der Sedia vom assistierenden Kardinaldiakon abgenommen und dann auf den Altar abgestellt (an der Epistelseite).
Am Thron während der Messe trug der Papst Mitra (pretiosa, bzw. die leichtere auriphrygiata bei längerem Tragen).
Auch bei der Tiara gibt es eine zweite, weniger schwere. Wann genau welche von beiden zum Zuge kam, weiß ich leider nicht genau.

Ein solcher feierlicher Einzug (Papst Pius' XII. zum Pontifikalamt in der Minerva), hier (ab 4:), am Thron aber mit Mitra (6:3), leider wird weiter nichts von der Messe gezeigt; wenn der Papst (ab 7:25) für seine Ansprache zum Predigtstuhl getragen wird, trägt er bereits wieder normale Tageskleidung, die Messe ist zu Ende:
https://www.youtube.com/watch?v=EFgZ_KvIwB4
Zuletzt geändert von Lycobates am Mittwoch 24. August 2016, 14:35, insgesamt 1-mal geändert.
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Raphael

Re: Erster Volksaltar im Petersdom

Beitrag von Raphael »

ad-fontes hat geschrieben:
Lupus hat geschrieben:Für mich war der erste "Volksaltar" im Bereich des Petersdoms jener schreckliche Sperrholz-Vespertisch in der Sixtina zu Beginn des Pontifikats des gegenwärtig regierenden Papstes.
Ein liederlicheres Signal für die hl. Mutter Kirche konnte fast nicht ausgesandt werden!!

+L.
Wohl wahr, allerdings geht der Trend - zumindest in Deutschland - ganz klar (oder besser glasklar 8) ) Richtung Glastisch (Patent für Smartphone- und Tabletinlay zwecks Steuerung der Musikeinspielung, mit Knopf für Glocken und Schellen, Raucherzeugung und Orationsprojektion..mit Extrapaket "Byzantium" für die fortlaufende Aktualisierung der digitalen Festtagsikone :pfeif: ) läuft..:tuete:
Dafür gibt es auch eine Begründung: :pfeif:
Heidegger und das Ende der Metaphysik

Heidegger kritisiert an der bisherigen Metaphysik, dass sie nach dem Sein fragt und das Seiende meint.

Erforscht werden soll nur das Seiende und sonst - nichts.

Dieses Nichts ist für Heidegger wichtig. Es offenbart sich ihm in der Grundstimmung der Angst. Menschliches Dasein ist "Hineingehaltensein in das Nichts". Das Nichts wird zur Bedingung von Selbstsein und Freiheit. "Das Nichts ist mehr wert als das Sein":
  • Die Logik, die das Nichts zur harmlosen Verneinung macht löst sich auf.
  • Die Überlegenheit der Wissenschaft wird lächerlich, da sie nur das Seiende im Auge hat.
  • Das Sichloslassen in das Nichts ist das Freiwerden von den Götzen.
  • Nur der Mensch erfährt das Wunder, dass Seiendes ist.
  • Das Denken ist ein Ereignis des Seins, nicht umgekehrt.
(Quelle)

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Lycobates
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Re: Erster Volksaltar im Petersdom

Beitrag von Lycobates »

Protasius hat geschrieben:Man kann auch in einem frei verfügbaren e-Book (http://enricodante.blogspot.de/p/czytaj-online.html, im Zweifelsfall auf Download PDF gehen) ab Seite 85 Bilder der griechischen Bischofsweihe sehen, sowie die Texte der göttlichen Liturgie in griechischer bzw. lateinischer Sprache.
Das muß eine andere Gelegenheit gewesen sein. Die Bilder sind alle aus der Sixtinischen Kapelle, und ganz klar orientalisch, auch die Gewänder sämtlicher Hierarchen (wenn man für den Konsekrator vom Pallium und Fanone absieht).
Hier wird klar die Tiara statt des orientalischen Kopfschmuckes verwendet, ich vermute wegen Ähnlichkeit der äußerlichen Form.

Sehr schöne Bilder.
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taddeo
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Re: Erster Volksaltar im Petersdom

Beitrag von taddeo »

Niels hat geschrieben:Nicht rumquasseln, stell mal endlich die Fotos aus der "Bunten" ein. :blinker:
Das sollte ad-fontes aus urheberrechtlichen Gründen schön bleiben lassen. Falls die Bilder hier erscheinen, wird der Beitrag umgehend gelöscht.

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Niels
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Re: Erster Volksaltar im Petersdom

Beitrag von Niels »

Man kann doch da vorher anfragen. Was sollten die dagegenhaben?
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Niels
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Re: Erster Volksaltar im Petersdom

Beitrag von Niels »

Ich habe da (089-92500) gerade mal telefonisch angefragt. Dort ist angeblich niemand, der zuständig ist oder was zu sagen hat, erreichbar.
"Bitte versuchen Sie es morgen noch einmal."
Bild
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Re: Erster Volksaltar im Petersdom

Beitrag von taddeo »

Niels hat geschrieben:Ich habe da (089-92500) gerade mal telefonisch angefragt. Dort ist angeblich niemand, der zuständig ist oder was zu sagen hat, erreichbar.
"Bitte versuchen Sie es morgen noch einmal."
Bild
Bilder und Texte aus einem Printprodukt sind bis zum 31. Dezember nach dem 70. Todestag des Urhebers rechtlich geschützt und dürfen ohne ausdrückliche (schriftliche) Genehmigung des Rechteinhabers (Urheber oder Verlag) nicht anderweitig verwendet werden. Jedes größere Verlagshaus hat seine Hausjuristen, die solchen Urheberrechtsverletzungen nachgehen.
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Re: Erster Volksaltar im Petersdom

Beitrag von Niels »

Achwas.
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Lycobates
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Re: Erster Volksaltar im Petersdom

Beitrag von Lycobates »

ad-fontes hat geschrieben: Ein anderes Photo zeigt Johannes XXIII. am Altar, bekleidet mit Fano, Pallium und Tiara sowie Epimaniken.
Letzeres ist definitiv Ritenvermischung.
Die Epimaniken wären Ritenvemischung?
Fanone und Pallium (als päpstliches Privileg, und von daher erklärlich bei einem päpstlichen Konsekrator) sind westlich, das ist klar.
Aber die Epimaniken? das sind doch keine Chirotheken?
Damit kein Mißverständnis entsteht: die Epimaniken sind doch die Manschetten in der liturgischen Farbe des Obergewandes?
Die sind aber keineswegs westlich.

Wir müssen uns klar werden, ob wir hier von den in "Bunte" beschriebenen Feierlichkeiten im Petersdom am Bernini-Altar, oder aber von der byzantinischen Bischofsweihe in der Sixtina (aus der von Protasius verlinkten polnischen Laudatio Msgr. Dantes) reden.
Es würde sich schon lohnen, der Sache auf den Grund zu gehen.

Folgendes Bild geistert frei und unbeachtet im Internet herum, es kommt nicht aus einem Printprodukt, sondern ist ein Photo der Weihe in der Sixtina, wie es auch die frei verfügbare polnische e-book-Quelle bringt (als fotografia 2):

Bild

Ich erkenne Tiara, Fanone, Pallium, und sonst nur Orient, wenn man den guten Zeremoniar als Fremdkörper ausnimmt.
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Re: Erster Volksaltar im Petersdom

Beitrag von Lycobates »

Des Rätsels Lösung?

Wenn man hier
http://webdept.fiu.edu/~mirandas/bios1962.htm#Coussa
unter Coussa nachschaut, steht dort:
Elected titular archbishop of Gerapoli in Siria, February 26, 1961. Consecrated, Sunday April 16, 1961, Sistine chapel, the Vatican, by Pope John XXIII, assisted by Giovanni Mele, bishop of Lungro, for the Italo-Albanians of Continental Italy, by Giuseppe Perniciaro, titular bishop of Arbano, auxiliary and vicar general of the apostolic administrator of Piana degli Albanesi, by Archmandrite Théodore Minisci, higoumène of the Italo-Greek monastery of Grottaferrata, and by Archmandrite Ambroise Kassis, superior general of the Basilian Order of Aleppo. His episcopal motto was Misericordiam et veritatem diligit Dominus. Named pro-secretary of the S.C. for the Oriental Church on August 4, 1961.
"Gerapoli" ist natürlich Hierapolis auf Italienisch. Das haben die Amis nicht kapiert.

Also die Weihe nach byzantinischem Ritus fand in der Sixtina statt, mit zwei Mitkonsekratoren, wie die Bilder im polnischen e-book zeigen, und hier bereits gesagt wurde.

Weiter heißt es da:
Death. July 29, 1962, of peritonitis caused by appendicitis, in the hospital Salvator Mundi, Rome. The Byzantine divine liturgy, followed by a funeral service, was presided by Pope John XXIII in the patriarchal Vatican basilica on August 1, 1962. Temporarily buried in a crypt in the chapel of the S.C. for the Propagation of the Faith, next to Cardinal Pietro Fumasoni Biondi, Campo Verano cemetery, Rome. His remains were transferred to the church of S. Atanasio, Rome, his cardinalitial title, in May 1963.
Der Mann ist also leider früh gestorben.

Und das dürfte das sein, was in "Bunte" steht.
Eine byzantinische Begräbnisliturgie vor (nicht an: da kein Papst zelebriert) dem Bernini-Altar, im Petersdom, mit zahlreichen orientalischen Bischöfen, und Giovanni XXL, nicht zelebrierend (wie in der Sixtina), sondern lediglich vom Thron aus assistierend (daher wohl Mitra und Cappa, und keine Ritenvermischung, da er ja nur assistiert, nicht selber zelebriert).

Das ist mein bestes Angebot! ;)
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