Nun wenn die letzten 400 Jahre etwas anderes aussagen als davor, gibt es zwei Möglichkeitenottaviani hat geschrieben:man kann die dogmen der letzten 400 jahre nicht ausklammernRobert Ketelhohn hat geschrieben:Lieber Otti, wenn du einmal die römischen Beschlüsse der letzten anderthalb Jahrhunderte ausblendest und vom damaligen Status (a) die heutige orthodoxe Hierarchie und (b) die heutige katholische Hierarchie gerecht prüfst, wirst du die für uns traurige Feststellung machen, daß jene im Durchschnitt weitaus rechtgläubiger sind als die Unsern.
a ) Es gab einen Traditionsbruch und der gesamte Westen ist in Häresie verfallen, oder
b ) Es ist eben nicht so einfach auf Tradiart interpretierbar
Und genau das ist das "verquere" Traditonsverständnis, es wird die Auslegung von 400 Jahren als absolut richtig anerkannt ohne zu merken das sie dem gesamten geschichtlichen Kontext widerspricht.
Das zweite ist, wenn die Orthodoxen keine Mitglieder der Kirche sind und perse verdammt, wieso dann gültige Sakramente?
Eine Taufe die eingliedert und gleichzeitig ausgliedert? Die Vergegenwärtigung des Herrn als göttliches KAsperltheater?
Alleine letzteres zeigt den (Un)Geist der Tradis, versteht man die Eucharistie als absolutes erfülltes freiwilliges Handeln Gottes oder als magisches Mächtezwangspiel. Bei ersteren wären orthodoxe Sakramente nicht mehr als schönes Theater ohne Auswirkung, da aber an der Gültigkeit kein Zweifel besteht muß wohl das Heil dort auch möglich sein.
Wenn man aber von einem magischen Gotteszwang ausgeht (aufgrund des Ritus und der Korrecktheit ist alles gültig, bewirkt aber nichts) was ist dann das Opfer Christi? Er mußte sich ja dann Opfern und zwar nicht weil er uns Erlösen wollte sondern weil wir ihn dazu zwangen uns zu erlösen, weil wir es wollten. Das ist meines erachtens nicht anders als quasiheidentum im christlichen Mäntelchen und führt die Erlösung ad absurdum. Und das werfe ich auch vielen Tradis vor.
Über ästehtik, Aussage und erhabenheit , alte Messe, neue Messe, östlicher Ritus, westlicher Ritus lässt sich streiten nicht aber über Gültigkeiten und Kirchenmitgliedschaften außer man hört Paulus am Areopag nur halb zu und anstatt Christ zu werden räumte man halt nur alle Statuen aus dem Tempel und gibt Zeus einen anderen Namen.
Der Mensch entwicklet sich, auch in der Schrift ist das zu erkennen, Geisteshaltungen nur zu verurtleilen weil aus ihnen etwas schlechtes entsprungen ist ist an sich Blödsinn. Im endefeckt dies liese sich ja allen "Geisteshaltungen " vorwerfen und wie wir aus unserer Geschichte wissen auch dem Christentum. Paulus mahnt nicht umsonst "prüft und das gute behaltet" und nicht "verwerft von vornherein gleich mal alles neue, abweichlerische, nonkonforme".Ewald nahm's mir schon vorweg, ich will auch ergänzen, daß es mir unverständlich ist, wie man die Renaissance (nicht als Kunst, sondern als Geisteshaltung) gut finden kann. Sie geht Hand in Hand mit dem Humanismus und ist m.E. ein Verfall ins Heidentum und die Gottlosigkeit.
LG
Fiore