Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Rund um den traditionellen römischen Ritus und die ihm verbundenen Gemeinschaften.
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Berolinensis
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Re: Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Beitrag von Berolinensis »

Wobei es vielen Orden ja auch gar nicht schnell genug gehen konnte mit der Anpassung an den römischen Ritus. Und bei der Liturgiereform haben sie dann oft ohne Zwang - s. die Dominikaner - den römischen Ritus komplett übernommen. Was natürlich jetzt den Vorzug hat, daß man zum alten Ritus schlicht als dem Eigenritus, nicht als einer früheren Form desselben zurückkehren kann.

HeGe
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Re: Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Beitrag von HeGe »

So richtig widerspruchsfrei ist dieses Schreiben aber im Übrigen auch nicht. Denn ein Ordenspriester, der irgendwo als Pfarrer wirkt, kann in seiner Pfarrei ja nach dem MR 1962 zelebrieren, soviel er möchte, da hat sein Oberer kein Mitspracherecht, trotz Gehorsamsgelübdes. Wieso das bei den Ordensriten nun anders sein soll, ist schon etwas merkwürdig. :achselzuck:
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cantus planus
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Re: Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Beitrag von cantus planus »

Das Motu Proprio ist ja nicht über jeden Zweifel erhaben. Ich würde es als Durchgang zu einem höheren Ziel begreifen. Prof. Kunzler hat sich während eines Vortrages mal hervorragend zur Ritus- und Kalenderfrage geäußert. Das ist hier noch nicht ganz ausgegoren. Ebenso ist ja die Frage des Bestattungsritus vollkommen ungeklärt.

Vergessen wir nicht, dass die Bischöfe dieses Jahr laut MP zum Erfahrungsaustausch geladen sind. Ich bin gespannt, was dann kommt.
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Berolinensis
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Re: Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Beitrag von Berolinensis »

HeGe hat geschrieben:So richtig widerspruchsfrei ist dieses Schreiben aber im Übrigen auch nicht. Denn ein Ordenspriester, der irgendwo als Pfarrer wirkt, kann in seiner Pfarrei ja nach dem MR 1962 zelebrieren, soviel er möchte, da hat sein Oberer kein Mitspracherecht, trotz Gehorsamsgelübdes. Wieso das bei den Ordensriten nun anders sein soll, ist schon etwas merkwürdig. :achselzuck:
Ja ist das so? Heute vielleicht ja, weil die Orden ihre Eigenriten weitgehend aufgegeben haben. Früher hat ein Domininkaner, auch in einer Ordenspfarrei, selbstverständlich im Dominikanerritus zelebriert und braucht für eine ausnahmsweise Zelebration im römischen Ritus die Erlaubnis seines Obern: Die Feier des Eigenritus war Recht und Pflicht. Im übrigen muß man wahrscheinlich sagen, daß die Generalobern der Orden so etwas wie capi rito sind, also was der Erzbischof von Mailand für den ambrosiansichen oder der von Toledo für den mozarabischen sind. Rom überwacht das zwar, aber die eigentliche Autorität über diese Riten liegt bei den Orden. Dazu paßt es dann, daß auch nur diese über die Verwendung ihrer Eigenriten (und gar früherer Formen davon) entscheiden. Wie das bei den Dominikanern läuft, kann man bei P. Thompson nachlesen: http://dominican-liturgy.blogspot.com/s ... can%2Rite
Ups. Ich sehe gerade (hatte das länger nicht mehr angesehen), daß P. Thompson das ganz anders darstellt, und zwar unter Bezugnahme auf eine offenbar entgegengesetzte Auskunft der Kommission vom letzt Jahr, noch von Msgr. Perl unterzeichnet. Das zeigt leider wieder einmal die etwas chaotische Situation bei der Kommission. Wie das nun aufzulösen ist?

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ottaviani
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Re: Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Beitrag von ottaviani »

Wieso ist die Frage des Bestattungsritus ungeklärt?
ich zitiere
Artikel 5 § 3. Fidelibus seu sacerdotibus id petentibus, parochus celebrationes, hac in forma extraordinaria, permittat etiam in adiunctis peculiaribus, uti sunt matrimonia, exsequiae aut celebrationes occasionales, verbi gratia peregrinatione

HeGe
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Re: Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Beitrag von HeGe »

Berolinensis hat geschrieben:Ja ist das so? Heute vielleicht ja, weil die Orden ihre Eigenriten weitgehend aufgegeben haben. Früher hat ein Domininkaner, auch in einer Ordenspfarrei, selbstverständlich im Dominikanerritus zelebriert und braucht für eine ausnahmsweise Zelebration im römischen Ritus die Erlaubnis seines Obern: Die Feier des Eigenritus war Recht und Pflicht. Im übrigen muß man wahrscheinlich sagen, daß die Generalobern der Orden so etwas wie capi rito sind, also was der Erzbischof von Mailand für den ambrosiansichen oder der von Toledo für den mozarabischen sind. Rom überwacht das zwar, aber die eigentliche Autorität über diese Riten liegt bei den Orden. Dazu paßt es dann, daß auch nur diese über die Verwendung ihrer Eigenriten (und gar früherer Formen davon) entscheiden. Wie das bei den Dominikanern läuft, kann man bei P. Thompson nachlesen: http://dominican-liturgy.blogspot.com/s ... can%2Rite
Ups. Ich sehe gerade (hatte das länger nicht mehr angesehen), daß P. Thompson das ganz anders darstellt, und zwar unter Bezugnahme auf eine offenbar entgegengesetzte Auskunft der Kommission vom letzt Jahr, noch von Msgr. Perl unterzeichnet. Das zeigt leider wieder einmal die etwas chaotische Situation bei der Kommission. Wie das nun aufzulösen ist?
Ich bezog mich natürlich nur auf die heutige Situation.

Die beiden Aussagen von Msgr. Perl widersprechen sich aber m.E. nicht zwingend, nur die gezogenen Schlussfolgerungen. Denn Msgr. Perl hat in seiner ersten Aussage ja nur gesagt: "Therefore there is no difficulty from our side about priests of the Order of Preachers celebrating the Dominican Rite in use in 1962." P. Thompson führt ja dann anschließend aus, dass es dann Interpretation des "Western Province Provincial and his Council" war, dass damit auch die Erlaubnispflicht des Ordens entfallen sei. Lediglich dieser Interpretation widerspricht nun die zweite Aussage Msgr. Perls.
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Berolinensis
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Re: Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Beitrag von Berolinensis »

Aber immerhin sagt ja Msgr. Perl "applies to the other Latin rites as well", womit nach dem Kontext die Ordensriten umfaßt sind, und ist un doch prima facie das glatte Gegenteil dessen, was Msgr. Pozzo jetzt schreibt. Ist es denn zu viel verlangt, daß man mal nachsieht, wie man letztes Jahr auf ähnliche Anfragen geantwortet hat? :ikb_wallbash:

Was die andere Frage betrifft: Hatte ich schon verstanden, aber aus den dargelegten Gründen, weil nämlich die Eigenriten so eng mit den Orden verknüpft sind, finde ich hier eine unterschiedliche Regelung durchaus nicht befremdlich.

HeGe
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Re: Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Beitrag von HeGe »

Berolinensis hat geschrieben:Aber immerhin sagt ja Msgr. Perl "applies to the other Latin rites as well", womit nach dem Kontext die Ordensriten umfaßt sind, und ist un doch prima facie das glatte Gegenteil dessen, was Msgr. Pozzo jetzt schreibt. Ist es denn zu viel verlangt, daß man mal nachsieht, wie man letztes Jahr auf ähnliche Anfragen geantwortet hat? :ikb_wallbash:
Ich verstehe das anders. Die Dominikaner sind hier aber möglicherweise aber ein schlechtes Beispiel, nach dem dort laut der Aussage des von Dir zitierten Blogs ja schon seit 1969 die Möglichkeit der Ordensleitung bestand, einzelnen Priestern die Erlaubnis zur Feier des Ordensritus zu erteilen. Das scheint aber in anderen Orden oder bei anderen Eigenriten anders gewesen sein.

Ich verstehe das so, dass die Eigenriten offensichtlich nach der Liturgiereform grundsätzlich verboten und nur mit Einzelfallerlaubnis der Kurie (!) weiter verwendbar waren. Dieses grundsätzliche Verbot von Seiten der Kurie ist mit dem MP nun tatsächlich weggefallen, was Msgr. Perl in seinem ersten Schreiben sagt, so dass die Erlaubnisbefugnis wieder generell an die Orden zurückgefallen ist, was er in seinem zweiten Schreiben sagt und wie es bei den Dominikanern schon der Fall war. Diese Erlaubnispflicht von Seiten des Ordens besteht aber weiterhin.
Berolinensis hat geschrieben:Was die andere Frage betrifft: Hatte ich schon verstanden, aber aus den dargelegten Gründen, weil nämlich die Eigenriten so eng mit den Orden verknüpft sind, finde ich hier eine unterschiedliche Regelung durchaus nicht befremdlich.
Wie gesagt, ich halte die Ordensdisziplin hier auch für einen bedenkenswerten Faktor und wie P. Thompson in dem von Dir zitierten Beitrag sagt, ist es auch trotz einer eventuell bestehenden generellen Erlaubnis ohnehin eine Frage des Anstands und der Höflichkeit, sich dennoch vorher mit dem örtlichen Oberen oder dem Provinzial abzustimmen.
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Berolinensis
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Re: Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Beitrag von Berolinensis »

HeGe hat geschrieben:Ich verstehe das so, dass die Eigenriten offensichtlich nach der Liturgiereform grundsätzlich verboten und nur mit Einzelfallerlaubnis der Kurie (!) weiter verwendbar waren.
Woraus entnimmst du das? Hast du dafür irgendwelche Anhaltspunkte?

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cantus planus
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Re: Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Beitrag von cantus planus »

Nach aller Fachliteratur, die ich jemals zu diesem Thema gewälzt habe, scheint es mir eher so, dass es den Orden gar nicht schnell genug gehen konnte, ihre Eigenriten über Bord zu werfen und den römischen Ritus zu übernehmen. Restriktive Verbote gab es dann innerhalb der Orden gegenüber widerspenstigen Mitgliedern. Man sollte auch heute nicht glauben, dass der OP-Ritus unumstritten wäre, auch, wenn er von einer relativ großen und vor allem aktiven Gruppe zelebriert wird. In anderen Konventen ist man dazu durchaus anderer Meinung.
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HeGe
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Re: Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Beitrag von HeGe »

Berolinensis hat geschrieben:
HeGe hat geschrieben:Ich verstehe das so, dass die Eigenriten offensichtlich nach der Liturgiereform grundsätzlich verboten und nur mit Einzelfallerlaubnis der Kurie (!) weiter verwendbar waren.
Woraus entnimmst du das? Hast du dafür irgendwelche Anhaltspunkte?
Ich habe befürchtet, dass Du mich das fragst. :D

Nein, da kann ich Dir jetzt keine konkrete Fundstelle nennen. Ich habe das angenommen, da nur so die Erlaubnis an die Dominikaner von 1969 und die erste Aussage von Msgr. Perl zum MP einen logischen Sinn machen. Denn wieso sollte es einen ausdrücklichen Erlaubnisvorbehalt für die Ordensleitung ausgestellt von Seiten der Ritenkongregation für etwas geben, was ohnehin jedem erlaubt ist? Dieses Schreiben macht nur Sinn, wenn es erstens ein generelles Verbot gibt und zweitens die Befugnis zur Lockerung dieses Verbots nicht ohnehin bei den Orden liegt.
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Re: Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Beitrag von Berolinensis »

cantus planus hat geschrieben:Nach aller Fachliteratur, die ich jemals zu diesem Thema gewälzt habe, scheint es mir eher so, dass es den Orden gar nicht schnell genug gehen konnte, ihre Eigenriten über Bord zu werfen und den römischen Ritus zu übernehmen.
Genau, das hab ich ja oben gesagt (fast wörtlich ;D )
HeGe hat geschrieben:Ich habe das angenommen, da nur so die Erlaubnis an die Dominikaner von 1969 und die erste Aussage von Msgr. Perl zum MP einen logischen Sinn machen. Denn wieso sollte es einen ausdrücklichen Erlaubnisvorbehalt für die Ordensleitung ausgestellt von Seiten der Ritenkongregation für etwas geben, was ohnehin jedem erlaubt ist? Dieses Schreiben macht nur Sinn, wenn es erstens ein generelles Verbot gibt und zweitens die Befugnis zur Lockerung dieses Verbots nicht ohnehin bei den Orden liegt.
Tja, das setzt voraus, daß alle Antworten der Kommission logisch und durchdacht sind. Auch dafür habe ich keinerlei Anhaltspunkte ;D (Wir hatten das ja bei der anderen Antwort neulich schin mal, auch mit der Rechtstechnik haben sie so ihre Schwierigkeiten.) M.E. gab es ein solches Verbot von Rom aus nicht, sondern die von mir und cantus beschriebene Selbstaufgabe (auch wenn die geschilderte Entwicklung praktisch von den römischen Autoritäten gefördert sein worden mag).

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cantus planus
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Re: Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Beitrag von cantus planus »

Berolinensis hat geschrieben:Genau, das hab ich ja oben gesagt (fast wörtlich ;D )
Es ist ein Zeichen großer Klugheit, mich schon im Vorhinein zu zitieren. :breitgrins:

(Sorry. Ich hatte deinen Beitrag nicht gesehen.)
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HeGe
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Re: Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Beitrag von HeGe »

Berolinensis hat geschrieben:Tja, das setzt voraus, daß alle Antworten der Kommission logisch und durchdacht sind. Auch dafür habe ich keinerlei Anhaltspunkte ;D (Wir hatten das ja bei der anderen Antwort neulich schin mal, auch mit der Rechtstechnik haben sie so ihre Schwierigkeiten.) M.E. gab es ein solches Verbot von Rom aus nicht, sondern die von mir und cantus beschriebene Selbstaufgabe (auch wenn die geschilderte Entwicklung praktisch von den römischen Autoritäten gefördert sein worden mag).
Da kann ich Dir jetzt wie gesagt nicht belegbar widersprechen, weder zu Deiner ersten, noch zu Deiner zweiten Aussage. :D

Aber irgendwo muss es doch damals bei der Einführung des neuen Messbuches irgendeine Aussage gegeben haben, inwieweit die Eigen- oder Ortsriten davon betroffen sind. :hmm:

Vielleicht hat ja jemand anders noch andere Informationen, ansonsten werde ich bei Gelegenheit mal etwas in die Richtung forschen.
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Berolinensis
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Re: Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Beitrag von Berolinensis »

HeGe hat geschrieben:Da kann ich Dir jetzt wie gesagt nicht belegbar widersprechen, weder zu Deiner ersten, noch zu Deiner zweiten Aussage. :D

Aber irgendwo muss es doch damals bei der Einführung des neuen Messbuches irgendeine Aussage gegeben haben, inwieweit die Eigen- oder Ortsriten davon betroffen sind. :hmm:

Vielleicht hat ja jemand anders noch andere Informationen, ansonsten werde ich bei Gelegenheit mal etwas in die Richtung forschen.
Sacrosanctum Concilium 4 hatte jedenfalls noch ganz klar gesagt:
Sacrosanctum Concilium declarat Sanctam Matrem Ecclesiam omnes Ritus legitime agnitos aequo iure atque honore habere, eosque in posterum servari et omnimode foveri velle
Und in Nr. 3 wird klargestellt, daß zwar die Prinzipien der Konstitution auch für die anderen Riten gelten sollen, aber die prakttischen Anordnungen (Unterdrückung der Prim etc.) nicht.

Germanus
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Re: Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Beitrag von Germanus »

Zumindest für die Zisterzienser gibt es die eindeutigen Dokumente, dass ein reformierter Zisterzienserritus für die Messfeier (und das Kalendarium etc.) den Generalkapiteln ocist/ocso noch 1969 vorgestellt worden ist. Es ist das ein Dokument von ca. 100 Seiten im Din A4-Format, mit einer eigenen Institutio generalis Missalis Cisterciensis, genau ausgearbeitet und dem römischen Vorbild angepasst, allerdings mit vielen Elementen, die dem "vortridentinischen" Zisterzienserritus (de facto also dem vor 1618 [o.ä....]) entnommen wurden. Warum diese Form nicht gedruckt wurde, kann ich nicht sagen. Es scheint, dass die römischen Funktionäre damals gesagt haben: Laßt doch das komplizierte Angepasse und bleibt bei der römischen Form, die ihr dann anpassen dürft, wie ihr wollt..... Heraus kam eine Miniform des erneuerten Zisterzienserritus, die im neuen Rituale (1998) enthalten ist, aber tatsächlich Spielraum für Interpretationen läßt. Keine sehr befriedigende Situation, zumal es heute Ausnahmen gibt, die noch den alten Zisterzienseritus feiern.
Gruß, G.
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Berolinensis
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Re: Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Beitrag von Berolinensis »

Germanus hat geschrieben:zumal es heute Ausnahmen gibt, die noch den alten Zisterzienseritus feiern.
Oh? Wo denn?

Germanus
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Re: Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Beitrag von Germanus »

Wenn ich das nur genauer wüßte, zumal es nicht ganz einfach ist, die "Rubriken" des alten Zist.ritus heute nachzuvollziehen. Ich weiß nur vom Hörensagen, dass es Mönche gibt, die ihn feiern - wie sie das tun, entzieht sich meiner Kenntnis. Der alte Ritus gehörte noch zu denen, deren "Ordo" mit seinen Riten durch Überlieferung fortbestanden hat. Ende des 19. Jahrhunderts wurde er von einem span. Zisterzienser im franz. Exil noch gefeiert, da die Spanier sich früh genug von Cîteaux losgesagt hatten, um die Romanisierung nicht mitmachen zu müssen ( :breitgrins: ). Wie oben gesagt, war das schon Mitte des 17. Jahrhunderts.
Ein anderes Problem, das die Unausgegorenheit der röm. Erlasse zeigt: Die Usus von Monte Cistello, denen man durch päpstliche Erlaubnis in Mariawald folgen darf, waren natürlich für das Missale Cisterciense konzipiert worden, das sich wiederum an die übrigen Gewohnheiten des (schon in den 50er Jahren reformierten) Zisterzienserritus hielt, wie Eigenkalender, Festgrade etc. Ich frage mich, wie diese "Biritualität" gelöst wird, wenn man sich nicht an das Zisterziensermissale hält für die Eucharistiefeier. Schließlich beziehen sich die Texte des Stundengebets auf die Texte der Lesungen und umgekehrt. Sollte man in Mariawald tatsächlich das Missale Romanum 1962 benutzen?? An so eine Möglichkeit hatte ich nie gedacht... (Das wäre wirklich eine neue Art von Reform...).
Gruß, G.
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ottaviani
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Re: Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Beitrag von ottaviani »

SICHER NICHT IN DER FORM VON 1963/1964

Germanus
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Re: Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Beitrag von Germanus »

Die nächste Stufe von Änderungen am Missale Cisterciense, auf das ich mich mit meiner Frage nach dem verwendeten Meßbuch bezog, kam erst 1965, nicht 1963/64. Es müßte also das alte Zisterziensermeßbuch mit entsprechenden Zugaben sein, das in Mariawald Verwendung findet? Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Riten vermischt werden.
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ottaviani
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Re: Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Beitrag von ottaviani »

Soweit ich weiß wurde damals der röm Ritus verwendet das ist bei Zisterziensern schon länger so

Germanus
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Re: Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Beitrag von Germanus »

Weiter oben hatte ich angemerkt, dass die Zisterzienser in ihren Kirchen das Missale Cisterciense benutzen mußten - bis zur Einführung des neuen römischen Ritus nach 1969. Die bibliographische Angabe zum entsprechenden Missale folgt hier:
Missale Cisterciense reformatum juxta decretum Sacrorum Rituum Congregationis diei 3 Julii 1869 confirmatum a Pio IX. Pont. Max. cura et praelo RR. DD. Benedicti Wuyts ... editum. [Westmalle] 1890.
Dazu kamen dann die eigens gedruckten Ergänzungen; eine der letzten z.B. mit dem Nihil obstat vom 8. Mai 1952 durch Erzb. A. Carinci als Sekretär der S.R.C. Meines Wissens (ich habe leider keine Zeit, die Verordnung zu suchen) war es verpflichtend, in den Klosterkirchen die Bücher des Eigenritus zu benutzen - also sowohl die zum Stundengebet, als auch die zur Meßfeier, da sich die Texte (seit längerer Zeit weniger die Riten in der Meßfeier, was wahr ist) z.T. von den römischen unterscheiden. Im Stundengebet sogar erheblich.
Daher mein Einwand, dass sich Ungereimtheiten ergeben, wenn Mariawald das falsche Meßbuch verwendet.
Gruß, G.
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Bernado
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Re: Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Beitrag von Bernado »

Germanus hat geschrieben:Daher mein Einwand, dass sich Ungereimtheiten ergeben, wenn Mariawald das falsche Meßbuch verwendet.
Ja, mit diesen Ungereimtheiten ist zu rechnen. Ich fürchte aber, sie sind unvermeidlich, denn ich bin mir ganz und gar nicht sicher, ob es in Mariawald jemanden gibt, der über die Kenntnisse verfügt. Falls es also zufällig eine größere ungedruckte Arbeit zum Thema geben sollte, wäre es keine schlechte Idee, eine Kopie davon in MW zugänglich zu machen.

Wenn ich es richtig verstanden habe, feiert man derzeit in Mariawald die hl. Messe nach dem Missale von 1962 ohne größere Modifikationen. Gleichzeitig hat man sich jedoch vorgenommen, den alten Zisterzienseritus zu erforschen und wo möglich zurückzugewinnen. Auf welcher Grundlage man dabei verfährt, weiß ich nicht. Daß bei diesem Versuch Ungereimtheiten in größerer Zahl auftreten, wird niemanden überraschen, der die Tiefe der Traditionszerstörung in den 60er Jahren auch nur ein wenig kennt. Trotzdem halte ich diesen Versuch für sinnvoll und zulässig, wenn er behutsam vorgenommen wird und sich aus der Gebetspraxis des Klosters insgesamt heraus entwickeln kann. Die Trappisten haben dazu vielleicht die besten Voraussetzungen unter allen Orden.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

Germanus
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Re: Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Beitrag von Germanus »

Tatsächlich hat die leise Umformung (meiner Meinung nach in eine weniger wegweisende Richtung :roll: ) schon Jahre vor dem 2. Vat. Konzil begonnen; kleine Weglassungen und die Abschaffung der Oktaven, Einführung von zusätzlichen Klassifizierungen - das alles war vor 1962 gegeben! Deshalb behagt es mir nicht, auf dem Missale Rom. 1962 zu bestehen, wo der Geist der Zisterzienserliturgie doch eher in der Gesamtheit des Lebens der einzelnen Gemeinde zu finden ist. Das geistliche Leben wird durch "Ungereimtheiten" aber eigentlich nicht gefördert. Es gibt genügend Studien zur Zisterzienserliturgie und zu ihrer Entwicklung, auch zu den rechtlichen Hintergründen. Ich stehe hinter der überlieferten Liturgie, aber bin etwas ungehalten über chaotische Zustände, die den Schuss nach hinten losgehen lassen könnten (das jetzt nicht unbedingt auf Mariawald bezogen, sondern auf manches Hin und Her). Dann bleibt eine typisch "römische" Befangenheit in Sachen Formalismus, die durch Jahrhunderte gewachsen ist und ihren Beitrag geleistet hat zu den Enfremdungen in der Liturgie, die sich nach 1970 erst richtig gezeigt haben.
Gruß, G.
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Re: Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Beitrag von Bernado »

In der Sache stimme ich Dir vollständig zu, denke aber, daß es in der Praxis kaum einen anderen Weg gab und gibt als den jetzt eingeschlagenen. Die Rückkehr zu 62 war sicher aus politischen Gründen das Gegebene - Missale des Papstes Johannes XXIII. und "Messe der Konzilsväter" klingen nicht schlecht, das hat Gewicht. Und ein Zurückgehen vor 55 hätte sichr viele zusätzliche Fragen aufgeworfen.

Der große Nachteil der 62er Lösung - jetzt rein pragmatisch gesehen, ist m.E. der, daß das 62er Missale nie richtig im Klerus und den Gemeinden angekommen ist. Es gibt kaum einen Priester, der die darin niedergelegten Normen jemals befolgt und verinnerlicht hätte, einfach deshalb, weil 1962 schon das allgemeine Chaos mit wöchentlich neuen Ukasen aus Rom ausgebrochen war, so daß sich keiner mehr die Mühe machte, irgend etwas Rubrizistisches ernst zu nehmen. Was ja auch sehr berechtigt war - schon 65 kam das nächste Missale, Zwischenstufen nicht gerechnet. Und dann 69. Wenn spätere Kirchenhistoriker sich mit dieser Epoche befassen, werden sie die 1960er Jahre nicht nur als das Jahrzehnt eines fast vergessenen Konzils, sondern vor allem als das Jahrzehnt der drei Missale in Erinnerung bringen - nachdem das vorhergehende halbe Jahrtausend mit einem ausgekommen war.

Das entscheidende ist aber meiner Meinung nach wirklich, daß mit der Zulassung der "Bücher auf dem Stand von 1962" der Plan durchkreuzt ist, die Tradition endgültig abzuschneiden. sie kann nicht mehr delegitimiert werden. Sie jetzt auch wieder in ihrer alten Schönheit zurückzugewinnen (und dabei auch Raum für (fakultative) Entwicklungen zu geben, die sich dem einen oder anderen modernen Bewußtsein vielleicht leichter erschließen) ist eine Aufgabe für Jahrzehnte, vielleicht für ein Jahrhundert.
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Re: Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Beitrag von ottaviani »

Prämonstratenser nehmen Ordensritus wieder auf
http://www.katholisches.info/?p=7186

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Re: Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Beitrag von lifestylekatholik »

ottaviani hat geschrieben:Prämonstratenser nehmen Ordensritus wieder auf
http://www.katholisches.info/?p=7186
:hops: Ein neuer Frühling der Kirche? :breitgrins:
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Niels
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Re: Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Beitrag von Niels »

ottaviani hat geschrieben:Prämonstratenser nehmen Ordensritus wieder auf
http://www.katholisches.info/?p=7186
:daumen-rauf: :freude:
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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Re: Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Beitrag von maliems »

Ich freue mich. :huhu:

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Re: Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Beitrag von HeGe »

ottaviani hat geschrieben:Prämonstratenser nehmen Ordensritus wieder auf
http://www.katholisches.info/?p=7186
Sehr erfreulich! :daumen-rauf:

Dort steht:
katholisches.info hat geschrieben:Die 1121 vom Heiligen Norbert von Xanten gegründeten Regularkanoniker gehören zu den alten Orden der katholischen Kirche mit eigenem Ritus.
Hatten die Prämonstratenser tatsächlich einen eigenen Ritus? Wie sah der aus?
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cantus planus
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Re: Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Beitrag von cantus planus »

Die hatten sogar einen eigenen Choral. Da forscht gerade eine liebe Kollegin. Ich werde mich mal schlau machen. :ja:
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Re: Motu proprio für die nicht-römischen Riten?

Beitrag von ottaviani »

bhier ein interessanter Link
Achtung PDF und in Englisch
http://www.praemonstratensis.co.uk/O.Pr ... ofmass.pdf

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