Traditionalistisch-trotzdem liberal?

Rund um den traditionellen römischen Ritus und die ihm verbundenen Gemeinschaften.
Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

Vielleicht sollten die beiden letzten Beiträge eher bei "Anekdoten rund um die Kirche" stehen? ;D

Ich habe jedenfalls lachen müssen, kann diese ganzen Sachen nicht so ganz ernst nehmen.

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Die Mariaviten sind durchaus eine ernstzunehmende Sache. Vor allem im Nachhinein betrachtet. Ich bin nicht die einzige, die findet, daß zwischen den Schriften von Feliksa "Mateczka" Kozlowska und Faustyna Kowalska kaum ein Unterschied besteht. Aber die Mateczka wurde namentlich exkommuniziert (als erste Frau!) und Faustyna heiliggesprochen. (Wobei man bedenken muß, daß das "Tagebüchlein" auch mal auf dem Index stand…)
???

Kurt
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Re: Traditionalistisch-trotzdem liberal?

Beitrag von Kurt »

Petur hat geschrieben:"Liberale Traditionalisten"?
Liberal im liberalen Sinne ist nicht liberal.
aber die Gemeinschaft laesst auch verheiratete Maenner zum priesterlichen Dienst und Geschiedene zur Kommunion.
Geschiedene hat die Katholische Kirche schon immer zur Kommunion zugelassen, und verheiratete Priester gibt es auch in ihr.
Die Konfessionskunde ist eines meiner Hobbys.
Nun, ein Traditionalist ist ja nicht einer, der nur die tridentinische Messer feiert und dem sonst alles egal ist (das ist ein Folklorist), sondern einer, dem die Kontinuität in der Glaubenslehre wichtig ist, und der diese Kontinuität in der Alten Messe eher verwirklicht sieht als in der Neuen Messe. Er sähe die übrigens auch in den byzantinischen Riten verwirklicht.

Ein Liberaler ist nicht einer, der tut und lässt was er will (das ist ein Libertinist), sondern einer, der anderen ihre Meinung zwar lässt, sie von seiner eigenen aber zu überzeugen trachtet. In diesem Sinne ist alle Traditionalisten liberal.

HeGe
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Re: Traditionalistisch-trotzdem liberal?

Beitrag von HeGe »

Kurt hat geschrieben:
Petur hat geschrieben:"Liberale Traditionalisten"?
Liberal im liberalen Sinne ist nicht liberal.
Ein großer Philosoph. :ja:

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Petur
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Re: Traditionalistisch-trotzdem liberal?

Beitrag von Petur »

Kurt hat geschrieben:
Petur hat geschrieben:"Liberale Traditionalisten"?
Liberal im liberalen Sinne ist nicht liberal.
aber die Gemeinschaft laesst auch verheiratete Maenner zum priesterlichen Dienst und Geschiedene zur Kommunion.
Geschiedene hat die Katholische Kirche schon immer zur Kommunion zugelassen, und verheiratete Priester gibt es auch in ihr.
Die Konfessionskunde ist eines meiner Hobbys.
Nun, ein Traditionalist ist ja nicht einer, der nur die tridentinische Messer feiert und dem sonst alles egal ist (das ist ein Folklorist), sondern einer, dem die Kontinuität in der Glaubenslehre wichtig ist, und der diese Kontinuität in der Alten Messe eher verwirklicht sieht als in der Neuen Messe. Er sähe die übrigens auch in den byzantinischen Riten verwirklicht.

Ein Liberaler ist nicht einer, der tut und lässt was er will (das ist ein Libertinist), sondern einer, der anderen ihre Meinung zwar lässt, sie von seiner eigenen aber zu überzeugen trachtet. In diesem Sinne ist alle Traditionalisten liberal.
Sie denken anscheinend an die wiederverheirateten Geschiedenen, obwohl der entsprechende Text der Webseite im wortwörtlichen Sinne ein bisschen missverständlich formuliert ist (mein Kommentar leider auch). Man soll hinter den Zeilen lesen.

Was die Sache der verheirateten Priester in der r.k. Kirche betrifft, redest Du vorbei. Jedermann weiss, worum es hier geht, Du auch.

Hast Du Dir die Webseite überhaupt angesehen?

Deine Ansichten über den Liberalismus im Allgemeinen und den angeblichen Liberalismus der Traditionalisten kann ich nicht teilen.
Der gesunde Liberalismus ist mehr als das. Zum Beispiel Dialog.

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Petur
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Re: Traditionalistisch-trotzdem liberal?

Beitrag von Petur »

Kurt hat geschrieben:
Petur hat geschrieben:"Liberale Traditionalisten"?
Nun, ein Traditionalist ist ja nicht einer, der nur die tridentinische Messer feiert und dem sonst alles egal ist (das ist ein Folklorist), sondern einer, dem die Kontinuität in der Glaubenslehre wichtig ist, und der diese Kontinuität in der Alten Messe eher verwirklicht sieht als in der Neuen Messe. Er sähe die übrigens auch in den byzantinischen Riten verwirklicht.
Lieber Kurt, deshalb ist das Fragezeichen nach dem Ausdruck. Ich glaube nicht, dass sie nur einfache Folkloristen wären, aber auch nicht, dass sie Traditionalisten im eigentlichen Sinne des Wortes sind.

Kurt
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Re: Traditionalistisch-trotzdem liberal?

Beitrag von Kurt »

Petur hat geschrieben:Was die Sache der verheirateten Priester in der r.k. Kirche betrifft, redest Du vorbei. Jedermann weiss, worum es hier geht, Du auch.

Hast Du Dir die Webseite überhaupt angesehen?
Mal zitiert man zuviel, mal zu wenig (fast wie bei Loriot) ;D

Aus Deinem Link:
"Sie beruft zum Priesteramt nicht nur jene, die glauben die Berufung zum Zölibat zu haben, sondern auch Familienväter, nach Brauch und Apostolischem Herkommen, wie es beibehalten ist in allen Christlichen Kirchen, einschliesslich den an Rom angeschlossenen Uniaten."

Sie schreiben's also selber. Mir geht es aber darum, das eine oder andere Klischee über die Katholische Kirche geradezurücken.
Deine Ansichten über den Liberalismus im Allgemeinen und den angeblichen Liberalismus der Traditionalisten kann ich nicht teilen.
Der gesunde Liberalismus ist mehr als das. Zum Beispiel Dialog.
Die Ismen des 19.+20. Jahrhunderts kann ich generell nicht für gesund halten. (Liberal zu sein ist etwas anderes, als Liberalist zu sein.)
Ich habe in den letzten Jahren glücklicherweise die Erfahrung gemacht, dass - nicht zuletzt durch das päpstliche Motu Proprio, welches sich jüngst zum ersten Mal jährt - Menschen, welche ihre Klischees über die der Tradition verbundenen Gemeinschaften überwunden haben, erstaunt aber froh erkannt haben, dass eben in diesen Kreisen ein gesunder Dialog stattfindet; nämlich einer, der die eigene und die fremde Position sehr genau kennt.

Kurt
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Re: Traditionalistisch-trotzdem liberal?

Beitrag von Kurt »

Petur hat geschrieben:Lieber Kurt, deshalb ist das Fragezeichen nach dem Ausdruck. Ich glaube nicht, dass sie nur einfache Folkloristen wären, aber auch nicht, dass sie Traditionalisten im eigentlichen Sinne des Wortes sind.
Ach, Folklorismus ist ja auch nur eine Hülse, wie viele Begriffe, die der Verständigung dienen sollen, sie aber meist erschweren. Zunächst einmal sind sie religiöse, und zwar christliche Menschen, die einer bestimmten Spiritualität folgen. Natürlich strahlen sie durch ihre Vorliebe für die Alte Messe auf mich persönlich eine größere Sympathie aus als jene römischen Katholiken, denen liturgisches Gespür völlig abgeht. Aber schrieb ja schon an anderer Stelle, dass es in Glaubensfragen und der Wahrheitssuche nicht nach dem Maßstab der Sympathie gehen kann.

Um eine Schublade für diese Leute zu kreieren: Sie sind vielleicht Freikirchler mit einer gewissen Affinität zur Tradition. Fraglich ist, wozu die Affinität dienen soll. Vielleicht zur Legitimationsverstärkung?

maliems
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Beitrag von maliems »

anneke6 hat geschrieben:Ich bin nicht die einzige, die findet, daß zwischen den Schriften von Feliksa "Mateczka" Kozlowska und Faustyna Kowalska kaum ein Unterschied besteht. Aber die Mateczka wurde namentlich exkommuniziert (als erste Frau!) und Faustyna heiliggesprochen. (Wobei man bedenken muß, daß das "Tagebüchlein" auch mal auf dem Index stand…)


man müsste einmal die akten des seligsprechungsprozesses bzw. der exkommunikation studieren.

warum haben die theol. doktorarbeiten heutzutage nicht einen so interessanten inhalt. dann würde ich sie mir sogar kaufen und lesen.

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