Lefebvre Interview aus dem Jahr 1978

Rund um den traditionellen römischen Ritus und die ihm verbundenen Gemeinschaften.
Gerhard
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Lefebvre Interview aus dem Jahr 1978

Beitrag von Gerhard »

http://www.kreuz.net/article.6987.html

Sind denn die betroffenen Dokumente des 2. Vatikanischen Konzils gültig, wenn Lefebvre nicht unterschrieben hat?

Ich muss zugeben, dass ich für einige Positionen der FSSPX doch Verständnis habe. Bin ich damit vom Glauben abgefallen? ;)
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Linus
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Beitrag von Linus »

Natürlich. Das Konzil in seiner Gesamtheit entscheidet - nicht der Papst als Person, und auch nicht der Bischof Fitzi aus Hinterbrennesselgstetten.
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overkott
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Beitrag von overkott »

Ironie der Kirchengeschichte:

Es gibt wohl kaum einen, der das Vatikanum II in den von Lefebvre kritisierten Kernpunkten so radikal gelebt hat wie er selbst: Kaum einer hat von der Gewissensfreiheit und Religionsfreiheit so intensiv Gebrauch gemacht, kaum einer hat die Unfehlbarkeit des Papstes so in Frage gestellt wie er.

Aber der Umgang mit dem Interview zeigt auch, dass das Konzil von ihren Vertretern noch längst nicht gelebte Wirklichkeit war.

Deutlich wird an dieser Geschichte noch mal, wie tiefgreifend und stressig der Umbruch durch das Konzil für die Kirche war.

Durch seine überzogene Reaktion hat Lefebvre eine Rekonziliation mit der Tradition zu seinen Lebzeiten verhindert. Benedikt XVI. öffnet behutsam die Türen.

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Leguan
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Beitrag von Leguan »

overkott hat geschrieben:Es gibt wohl kaum einen, der das Vatikanum II in den von Lefebvre kritisierten Kernpunkten so radikal gelebt hat wie er selbst: Kaum einer hat von der Gewissensfreiheit und Religionsfreiheit so intensiv Gebrauch gemacht, kaum einer hat die Unfehlbarkeit des Papstes so in Frage gestellt wie er.
So ein Quatsch.
Wenn der Papst sagt "alles neu, macht der Mai" ist das noch lange nicht unfehlbar.

maliems
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Beitrag von maliems »

overkott hat geschrieben: Durch seine überzogene Reaktion hat Lefebvre eine Rekonziliation mit der Tradition zu seinen Lebzeiten verhindert. Benedikt XVI. öffnet behutsam die Türen.
Lefebvre wußte: man muss Angst vor den Intrigen des Staatssekretariates haben.

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Leguan hat geschrieben:Wenn der Papst sagt "alles neu, macht der Mai" ist das noch lange nicht unfehlbar.
Wenn es in einer Enzyklika steht, könnte es auch mal ein lehramtliches Dokument sein.
Linus hat geschrieben:Natürlich. Das Konzil in seiner Gesamtheit entscheidet - nicht der Papst als Person, und auch nicht der Bischof Fitzi aus Hinterbrennesselgstetten.
Ich kenne mich da nicht so aus und bin dankbar für wohlmeinendes Entgegenkommen: Lefebvre war offizieller Teilnehmer des 2. Vaticanums, an dem über 3.000 Personen teilgenommen haben. Er unterschreibt als Erzbischof wichtige Dokumente nicht, da er dies nicht verantworten kann - die Dokumente sind dennoch gültig? Warum ist dann diese Unterschrift erforderlich gewesen?
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ar26
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Beitrag von ar26 »

Wie hat bitteschön Erzbischof Lefebvre von der "Religionsfreiheit" Gebrauch gemacht. Er blieb bei dem, was er vorher geglaubt und gemacht hat. Sollte man etwa meinen, daß was vor dem Konzil katholisch war, war hinterher nur noch von der Religionsfreiheit gedeckt? Hat sich das Katholische gewandelt? Doch keine Hermeneutik der Kontinuität?

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Linus
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Beitrag von Linus »

Lefebvre war offizieller Teilnehmer des 2. Vaticanums, an dem über 3.000 Personen teilgenommen haben. Er unterschreibt als Erzbischof wichtige Dokumente nicht, da er dies nicht verantworten kann - die Dokumente sind dennoch gültig? Warum ist dann diese Unterschrift erforderlich gewesen
Sag mal: ist Lefebvre der Papst oder gar: das Konzil gewesen. Nein. Seine Unterschrift war nicht nötig (Wer hat dir diesen Floh ins Ohr gesetzt?) Ist ja keine Komnmunistische Veranstaltung, das Konzil (genauso wie das Konklave) wo 100 % Zustimmung erfolgen muß. Ein einfaches Mehrheitsquorum (oder von mir aus auch mehr) reicht da.
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Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Lieber ar26,

warum soll Lefebvre von einer Religionsfreiheit Gebrauch gemacht haben? Als Konzilsteilnehmer hat er sich sicherlich der gestellten Aufgabe mit dem ihm eigenen Verständnis gewidmet.

Meine Frage ist: Welche Gültigkeit haben Dokumente, die im Sinne des Sensus fidei erstellt, aber nicht von allen Teilnehmern unterzeichnet wurden? Das muss doch kirchenrechtlich gelöst sein.

@Linus: Ich habe nicht behauptet, dass die Beschlüsse u.ä. einstimmig gefasst werden müssen.
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Linus
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Beitrag von Linus »

Gerhard hat geschrieben: @Linus: Ich habe nicht behauptet, dass die Beschlüsse u.ä. einstimmig gefasst werden müssen.
Wo ist dann das Problem?
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Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Das Problem ist, das wir innerhalb der römisch-katholischen Kirche eine unter Umständen schismatische Bewegung haben.
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Linus
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Beitrag von Linus »

Das schon garnicht: Wenn sie schismatisch ist, ist sie definitionsgemäß draußen.
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Beitrag von Gerhard »

So weit ich da informiert bin, ist das bei der FSSPX nicht klar. Siehst Du das anders?
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Linus
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Beitrag von Linus »

Gerhard hat geschrieben:So weit ich da informiert bin, ist das bei der FSSPX nicht klar. Siehst Du das anders?
Ja es ist irgendwie unklar. Ich neige zu sagen: durch die schismatischen Weihen sind zwar die Geweihten draußen nicht aber das Volk, das deren Liturgie mitfeiert. Denn die Gemeinschaft der Piusbrüder ist nichts ohne Gemeinschaft des Gottesvolkes.
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Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

:hmm: Warum sind die Geweihten draußen? Durch die Exkommunikation Lefebvres?
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Linus
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Beitrag von Linus »

Beide Teile an der Tat (eben der Weihespendung) sind betroffen. Spender umnd Empfänger
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Beitrag von Gerhard »

Linus hat geschrieben:Denn die Gemeinschaft der Piusbrüder ist nichts ohne Gemeinschaft des Gottesvolkes.
Ich denke, die Piusbrüder kommen nach eigenem Verständnis auch ganz gut ohne das "Gottesvolk" aus.
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Linus
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Beitrag von Linus »

Gerhard hat geschrieben:
Linus hat geschrieben:Denn die Gemeinschaft der Piusbrüder ist nichts ohne Gemeinschaft des Gottesvolkes.
Ich denke, die Piusbrüder kommen nach eigenem Verständnis auch ganz gut ohne das "Gottesvolk" aus.
Dann wären sie definitiv draußen.

Wo ein Bischof da Kirche und umgekehrt: Wo Kirche da Bischof, fehlt der Bischof gibtts keine Kirche fehlt die Kirche ist kein Bischof vonnöten.
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Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Msgr. Bernard Fellay ist Generaloberer und durch Marcel Lefebvre zum Weihbischof geweiht. Die 450 Priester sind kirchenrechtlich gültig geweiht und nach eigener Darstellung keine Schismatiker. Diese Meinung vertritt auch der bekannte Kirchenrechtler Prof. Dr. Georg May.

http://www.fsspx.org/ger/Bruderschaft/c ... dersch.htm
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iustus
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Beitrag von iustus »

Gerhard hat geschrieben:Diese Meinung vertritt auch der bekannte Kirchenrechtler Prof. Dr. Georg May.

... sein Brief ist hier zitiert:

http://www.fsspx.info/news/news.php?show=942

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