Nein, aber die Leute in HK geben sich schon redlich Mühe, den Ritus von 1970 so zu feiern, wie er im Lichte der Kontinuität zu feiern wäre. Damit nehmen sie schon eine gewisse Sonderstellung ein. Und über dreierlei dürfen wir uns keine Illusionen machen:Libertas Ecclesiae hat geschrieben:Aber das, was in Heiligenkreuz zelebriert wird, ist ja wohl nicht der Ordo von 1965 !?taddeo hat geschrieben:Mit dogmatischer Sicherheit wohl nicht, aber wenn es jemals eine liturgische Ordnung gab, die dem Willen der Konzilsväter irgendwie nahekam, dann war das wohl der sogenannte "1965er" Ordo, der allerdings nie über das Experimentalstadium hinauskam, weil dann schon Bugninis ehrenwerte Gesellschaft am neuen Ordo strickte.Libertas Ecclesiae hat geschrieben:Kann man denn mit Sicherheit sagen, wie die Liturgie auszusehen hat, die den Konzilsvätern vorschwebte?
Außerdem schwebte den Konzilsvätern keine Zelebration versus populum vor.
1) Ad Poupulum war zwar nicht vorgeschrieben, aber durchaus gewollt - so entsprach es der Horizontalität der ganzen Anlage der Liturgie
2) Das gilt auch für das Latein. Offiziell abgeschafft wurde es nicht, und die Lat. Editio Typica blieb theoretisch maßgeblich. Aber gewollt (s. Ansprachen von Papst Paul zur Einführung des NO) war umfassender Gebrauch der Muttersprachen bei Aufgabe der Gregorianik, und man approbierte massenweise Übersetzungen, die die Lehre entstellten. Es war ein Ziel der Reformer, angebliche "nationale" oder "völkische" Spiritualitäten noch viel stärker in die Theologie der Eucharistie einfließen zu lassen, als das schließlich geschehen ist.
3) Auch der Bruch in den eher äußeren Dingen, den wir in Einheit mit dem Papst heute vielfach bedauern, war gewollt - je weiter von Rom entfernt, umso mehr. Zumindest die Kerntruppe der Reformer - und das war eben nicht nur Bugnini, sondern ein großer Teil der theologischen Eliten - war tatsächlich verblendet genug, anzunehmen, die Kirche sei 1500 Jahre lang so ziemlich in jeder Beziehung in die Irre gegangen und sie seien berufen und fähig, das Schiff Petri mit einer Gewaltanstrengung wieder auf die richtige Bahn zu bringen.
Ich hacke ja nun auch gerne auf Bugnini rum, aber der Mastermeind war er nicht - erher der bereitwillige Executor von Zeitgeistern, die sich nicht so ins Rampenlicht drängten. Und damit meine ich nicht in erster Linie die Freimaurer.
Im übrigen bin ich auch der Meinung, daß die Konzilsväter bei SC eher an so etwas wie die Bücher von 1965 dachten - deshalb ließen die Bischöfe die Missa normativa ja auch durchfallen. Aber die Ziele der hardcore-Reformer waren von Anfang an viel weiter gesteckt, und sie sahen auch 1970 nur als Zwischenstation. Die Vorstellungen der Avantgarde gingen bis zur weitgehenden Abschaffung der Messe überhaupt und dem Übergang zu Gemeindegottesdiensten, die von der Gemeinde selbst gestaltet und den aus ihr gewählten Vorstehern geleitet werden. Männer wie Joseph Gelineau SJ nahmen da kein Blatt vor den Mund. Quelle.