Hieromonach hat geschrieben:Die Ansicht (hl. Augustinus) auch die außerhalb der Kirche gespendete Taufe ist gültig, wenn auch fruchtlos, erschüttert das Dogma von der einzig wahren Kirche theoretisch und praktisch. Er, Augustinus, übertreibt den Ritus auf Kosten des wahren und lebendigmachenden Glaubens und trägt die Gefahr in sich, der Zelebration des Sakrament ein Art magischer Energie zuzuschreiben.
Wenn ihr schon über Augustinus redet, darf ich den Mann mal selber
sprechen lassen:
S. Augustinus (Sermo ad Cæsariensis Ecclesiæ plebem 6; PL 43; Sp. 695) hat geschrieben:[Salutem homo] non potest habere nisi in Ecclesia catholica. Extra
catholicam Ecclesiam totum potest præter salutem. Potest habere
honorem, potest habere sacramenta, potest cantare Alleluja, potest
respondere Amen, potest Evangelium tenere, potest in nomine Patris
et Filii et Spiritus Sancti fidem habere et prædicare, sed nusquam nisi
in Ecclesia catholica salutem poterit invenire – [Das Heil] kann [der
Mensch] nicht haben außer in der katholischen Kirche. Außerhalb
der katholischen Kirche kann er alles außer dem Heil. Er kann Ehre
haben, er kann die Sakramente haben, er kann Alleluja singen, er
kann Amen antworten, er kann das Evangelium festhalten, er kann
im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes den
Glauben haben und verkündigen, doch nirgends außer in der katho-
lischen Kirche wird er das Heil finden können.
Mir scheint, daß wir hierin die Brücke zum ost-westlichen Verständnis
finden können; denn das ganze Hickhack oben scheint mir vor allem
am unterschiedlichen Begriffsverständnis zu liegen. Das Wort „gültig“
zum Beispiel ist offenbar solch ein Kommunikationshemmer.
Ich gebe euch mal ein Beispiel. Du hast drei Nüsse. Eine legst du in den
Kühlschrank, zwei setzt du im Garten in die Erde. Von diesen geht eine
auf, ein Bäumchen sprießt empor. Die andre im Garten geht treibt nicht,
denn sie war taub. Die im Kühlschrank treibt auch nicht, was aber nicht
an der Nuß liegt.
Die Ostler sagen nun: Nur im Garten gepflanzt ist im Garten gepflanzt.
Nur so ist’s „gültig“. Wir Westler sagen: Die Nuß ist ’ne Nuß. Auch im
Kühlschrank „gilt“ eine echte Nuß als Nuß, bloß daß nichts weiter aus
ihr wird.
Weiter sagen wir Westler: Die Nuß aus dem Kühlschrank kann ich
immer noch holen und in den Garten pflanzen; dann sprießt, wenn sie
nicht taub war oder im Kühlschrank faul geworden ist, ein Nußbäum-
lein heraus.
Ihr Ostler sagt dagegen: Die Nuß in den Kühlschrank zu legen ist un-
gültig; aber richtig, wenn wir sie wieder herausholen und einpflanzen,
dann kann sie noch treiben, das gewährt die Œkonomie.
Wenn die Nuß aber keine Nuß ist, sondern ein Ei, dann sprechen wir:
Ungültig, ungültig, das ist keine Nuß und „gilt“ nicht als Nuß. Ihr Ost-
ler wiederum lehnt es ab, eure Œkonomie auch aufs Ei anzuwenden
und es in den Garten zu pflanzen.
Mit anderen Worten: Wir sind uns im Prinzip völlig einig. Die einzige
Differenz kann im Einzelfall mal darin liegen, daß wir uns bei einem
völlig verdreckten Ding nicht gleich ohne weiteres einigen, ob es denn
eine Nuß sei oder aber ein Ei. (Das auseinanderzuhalten hat man sich
schon zu Nicæa gemüht; cf. dort e.g. die Canones 8 und 19).
(Statt der Nüsse und Eier könnt ihr auch das Gleichnis vom Sämann
adaptieren.)