Petersfasten

Ostkirchliche Themen.
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Robert Ketelhohn
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Petersfasten

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Wer kann mal etwas über das Petersfasten erzählen? (Grund, Dauer, Regeln?)
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Mary
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Re: Petersfasten

Beitrag von Mary »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Wer kann mal etwas über das Petersfasten erzählen? (Grund, Dauer, Regeln?)
Hallo, Robert,

du meinst das Apostelfasten?
Nun....

Grund: Damit wir unsere Figur wieder unter Kontrolle bringen nach der Osterzeit :D
Ne, ernsthaft, wir bereiten uns vor auf das Fest der Apostelfürsten Petrus und Paulus am 29. Juni (alter Kalender, entspricht 12.7. des neuen Kalenders) Das Apostelfasten gibt es schon sehr früh (6.Jh.). Grund jeden Fastens (wie auch Gebet und Almosengeben) ist, " to make us better able to carry out the two great commandements of our Saviour, that is, to love God and to love our neighbour." (Fr. Hopko). Also gewissermassen ein "Trainingslager" auf unserm Weg...
Dauer: Vom Montag nach dem Fest Allerheiligen, das wir am Sonntag nach Pfingsten feiern, bis zum Fest der Apostelfürsten. Heisst, dass die Dauer jedes Jahr anders ist, von sechs Wochen (wie dieses Jahr) bis zu zwei Wochen, je nach Osterdatum und je nach Kalender, dem die eigene Gemeinde folgt.
Regeln ziemlich locker, d.h. strenger Verzicht auf Fleisch, Fisch und Milchprodukte und Eier und Öl nur am Mittwoch und Freitag, an den andern Tagen meist Wein und Öl erlaubt, am Wochenende auch Fisch.

Lg Maria, die nun erstmal eine fastenfreie Woche vor sich hat... :klatsch: der Grill wird schon angefeuert
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Niels
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Re: Petersfasten

Beitrag von Niels »

Mary hat geschrieben:Hallo, Robert,

du meinst das Apostelfasten?
:ja:

Danke für Deinen informativen Beitrag! :ja:
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songul
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Re: Petersfasten

Beitrag von songul »

Ein ebenso informativer Kommentar aus dem "Boten" der russ. Auslandskirche:

WARUM DAS APOSTELFASTEN, DAS MUTTERGOTTESFASTEN
UND DAS WEIHNACHTSFASTEN EINGERICHTET WURDEN

Außer der großen Fastenzeit werden von alters her in rechter Weise und aus guten Gründen noch andere Fastenzeiten, nämlich das Apostelfasten, das Gottesmutterfasten und das Weihnachtsfasten eingehalten. Bei dem Propheten Zacharias heißt es: So spricht der Herr der Heeresscharen: «Die Fasttage im vierten, fünften, siebten, zehnten Mond, die sollen jetzt dem Judahaus zur Freude und zum Jubel werden, zu frohen Festgezeiten! Doch liebt die Wahrheit und den Frieden!» (Zach. 9,19). Hier nannte Gott der Herr entsprechend den vier Jahreszeiten auch vier Fasten für das Haus Juda, d.h. für uns Christen. Denn wir sind das neue Haus Juda, und unser Herr Jesus Christus nahm aus dem Hause Juda Menschengestalt an, und denjenigen, die an Seinen Namen glauben, gab Er die Macht, Seine Kinder zu sein, und deshalb bezeichnen wir uns auch als das Haus Juda. So wie es im Jahr vier Jahreszeiten gibt, d.h. Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter, so bringen wir auch die heilige große vierzigtäge Fastenzeit als den zehnten Teil des ganzen Jahres Gott dem Herrn als Geschenk dar, was nach der Prophetie des Zacharias das erste Fasten wäre. Das zweite Fasten begeht man zu der Zeit des Jahres, als die heiligen Apostel nach der Herabkunft des Heiligen Geistes über sie fasteten, und dieses Fasten heißt bei uns Orthodoxen Apostelfasten, weil wir bei diesem Fasten bis zum Festtag der heiligen ruhmreichen Apostelfürsten Petrus und Paulus fasten. Nicht willkürlich hält die Kirche dieses Fasten ein. Sie ahmt die heiligen Apostel nach, welche nach dem Empfang des Hochheiligen und Lebenspendenden Geistes, der sie geistig erleuchtete und entzückte, unter Fasten und Gebet zur Verkündigung des Evangeliums von Jerusalem aus in verschiedene Richtungen auszogen, wie die Apostelgeschichte (3,2) erzählt. Und indem wir dieses Fasten aufrechterhalten, eifern wir ihnen nach als den Lehrmeistern und Erleuchtern unserer Seelen, bringen zur Sommerzeit Gott dem Herrn dieses Geschenk dar und empfangen die allerreinsten Geheimnisse Christi zur Rettung unserer Seelen und Leiber. Das dritte Fasten im Herbst erfolgt zu Ehren des Entschlafens der Gottesmutter, in Nachahmung Ihrer und als Ausdruck der Liebe zu Ihr; es beginnt am ersten Augusttag und setzt sich bis zum fünfzehnten fort. Die Gottesmutter Selbst fastete und betete unaufhörlich, als sie sich zum Übergang ins ewige Leben vorbereitete, worüber auch die Kirchenschriftsteller berichten. Deshalb verfügte die Kirche entschieden, daß die Gläubigen bis zum Tag der Erinnerung an das Entschlafen der Allerheiligsten Gottesmutter zu fasten und sich auf den Empfang der allreinen Mysterien Christi vorzubereiten haben. Und so wie wir auf diese Weise in der Herbstzeit Gott dem Herrn ein Opfer darbringen, Ihm für alle Seine Wohltaten danken, so bezeugen wir auch in der Tat wahre Liebe zur Allerreinsten Jungfrau und Gottesgebärerin. Das vierte Fasten im Winter in der Zeit vor der Geburt Christi wird in Erinnerung daran begangen, wie der Sohn Gottes aus Seinem unaussprechlichen Erbarmen für das Menschengeschlecht freiwillig Mensch wurde, um uns aus der Knechtschaft des Teufels zu befreien, mit dem Vater zu versöhnen und uns durch Sein Kommen das Heil zu bringen. Zum Gedächtnis an diese Seine unaussprechlichen Wohltaten trug die heilige Kirche des Ostens ihren Kindern auf, vor der Geburt Christi, wie auch zu anderen Fastenzeiten zu fasten und die allerreinsten Sakramente zu empfangen. Wenn wir alle diese vier Fastenzeiten einhalten, dann erfüllen wir ebenso wie die oben erwähnte Anweisung des Zacharias über die vier Fasten auch das Gesetz und das Geheiß Gottes – aus Dankbarkeit für alles, was Gott uns schenkt, Ihm den Anfang aller vier Jahreszeiten zu weihen, d.h. von Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter. Indem wir Gott durch Fasten und Gebet wohlgefällig sind, leisten wir darüber hinaus gleichzeitig dem Feind unserer Seelen Widerstand, welcher nach dem Wort Christi nur durch Beten und Fasten ausgetrieben werden kann (Mt 17,21).

In seiner «54. Antwort» schrieb Simeon von Saloniki auf die Frage: Wann nahm das vierzigtägige Fasten (vor der Geburt Christi) seinen Anfang und wer führte es ein, die heiligen Apostel oder die Gottesgebärerin? – «Diese Fasten (außer dem großen Fasten) wurden nach alter Überlieferung eingerichtet, wie der geübte Brauch es beweist, und es handelt sich bei ihnen um eine uralte Festlegung, denn sie sind in der ‘Einigungsurkunde’ erwähnt (die in dem Nomokanon, Bl. 253 abgedruckt ist) sowie in dem Jerusalemer Typikon, das von dem seligen Sabbas und Johannes, dem Damaszenischen Theologen zusammengestellt wurde. Beide Väter und Kirchenlehrer verfaßten dieses Typikon, der erste nach dem vierten Ökumenischen Konzil, und der zweite zwischen dem sechsten und dem siebten. Als nämlich infolge des Einfalls der Heiden das Typikon des hl. Sabbas zerstört wurde, stellte ihn der große Johannes wieder her und schrieb ihn erneut nach der alten Weise. Jedes dieser Fasten hat einen besonderen Sinn. Das vierzigtägige (vorweihnachtliche) symbolisiert das Fasten des Moses, der nach 40 Tagen und Nächten Fasten von Gott die auf Steintafeln eingeritzten Gesetze erhielt. Und wenn wir vierzig Tage fasten, empfangen wir das Lebendige Wort, das nicht auf Steintafeln geschrieben, sondern aus der Jungfrau geboren und Fleisch geworden ist, wodurch wir an Seinem Göttlichen Fleisch teilhaben.

Das Apostelfasten wurde zu Ehren der Apostel eingerichtet, und zu recht: Weil wir einerseits durch sie großen Segen erhielten, und sie andererseits für uns Vorbilder im Fasten, der Enthaltsamkeit und dem Gehorsam sogar bis zum Tode waren. Außerdem sollen wir nach der apostolischen Überlieferung, die beim hl. Clemens niedergelegt ist, nach dem Tag der Herabkunft des Heiligen Geistes eine Woche feiern, danach aber fasten, damit wir von der reichlichen Speise nicht erschlaffen, sondern durch dieses Fasten die Apostel, die es uns weitergaben, ehren lernen.

Das Fasten im August (Entschlafen der Gottesmutter) wurde zu Ehren der Mutter des Wortes Gottes eingerichtet, welche, als sie sich ihres baldigen Eingangs in die Ewigkeit bewußt wurde, wie immer für uns wirkte und fastete, obwohl sie, die ja heilig und völlig rein war, das Fasten eigentlich nicht nötig hatte. So betete Sie insbesondere für uns, als Sie sich anschickte, von dem hiesigen in das zukünftige Leben überzugehen und als Ihre selige Seele sich durch den Göttlichen Geist bald mit Ihrem Sohn vereinigen würde. Und deshalb müssen auch wir fasten und Ihr lobsingen, Ihr Leben nachahmen, um Sie so zum Beten für uns zu bewegen. Manche sagen übrigens auch, daß dieses Fasten anläßlich zweier Feste eingerichtet wurde, nämlich der Verklärung und der Entschlafens. Auch ich halte es für unbedingt nötig, sich dieser beiden Feste zu erinnern, des einen, weil es uns Erleuchtung, und des anderen, weil es uns Erbarmen und Fürsprache schenkt.
Quelle:

Noch als ergänzende Erklärung zur Einstellung zum Fasten und zur Praxis:

....Durch das Essen von der verbotenen Frucht kommt zum Ausdruck, wie sich die Menschen von Gott abwandten, und der Tod damit in die Geschichte eindringen konnte. Durch das Fasten des Herrn in der Wüste und seine Abwehr des Versuchers ist der Anfang gemacht zur Überwindung des Todes. Der Versucher konnte den Gottessohn nicht von seinem Plan der Rückführung der Menschheit ins Paradies abbringen. Die Versuchung des Herrn in der Wüste ist ein verzweifelter, letzter Anlauf des Todes, den Herrn des Lebens vor dem Eindringen in das Totenreich abzuwehren. Doch ER errang schon in der Versuchung in der Wüste den Sieg durch Gebet und Fasten. Er zeigt uns mit seinem Beispiel, wie das Fasten uns losbrechen kann aus der Abhängigkeit von den materiellen Dingen, um frei zu sein für Gott und seine Heilsordnung. Das Fasten ist also nicht nur Sitte und ein moralisches Handeln, sondern vereint mit dem Gebet eine wirksame Waffe in unserem geistlichen Kampf gegen die Sünde.

Nach orthodoxer Auffassung ist Sünde nicht das Übertreten einer Regel, die Bestrafung zur Folge hat, sondern sie ist immer eine Veränderung des Lebens, das Gott uns gegeben hat. Deshalb wird uns der Sündenfall als ein Essensakt aufgezeigt. Essen bedeutet Leben. Essen ist es, das uns am Leben erhält. Hier ist die entscheidende Frage zu stellen: Was bedeutet „Leben“, was bedeutet „lebendig sein“? Für den Menschen heute hat der Begriff „Leben“ lediglich eine biologische Bedeutung. Aber für die Heilige Schrift und die christliche Tradition ist das Leben „vom Brot allein“ gleichbedeutend mit Tod. Denn das materielle, irdische Brot kann den Tod des Menschen nicht verhindern. Nicht das Brot, sondern Gott ist der „Spender des Lebens“. Wenn ER aber die Materie in Seinen Dienst stellt, wie in der Segnung der eucharistischen Gaben und des Wassers in der Taufe, dann bleibt selbst die Materie nicht einmal mehr in der Macht des Todes und wird zum Träger der Leben spendenden Kraft Gottes.

Die Fastenpraxis nach der Tradition der Orthodoxen Kirche bezieht sich auf alle Fleischspeisen, Milchprodukte und Fisch mit Ausnahme des Tintenfisches. Natürlich gilt das Fasten auch für den Aufwand und schränkt die Quantität ein. Die Fastenzeiten sind sieben Wochen vor Ostern (das Große Fasten), sieben Wochen vor dem Fest der Geburt Christi, vierzehn Tage vor dem Fest der Apostelkoryphäen Petrus und Paulus (29. Juni) und die gleiche Zeit vor dem Fest des Entschlafens der Gottesgebärerin (15. August). Im normalen Wochenzyklus sind der Mittwoch und Freitag Fastentage außer in den Wochen nach Weihnachten, Ostern, Pfingsten und in der Zöllner- und Butterwoche.

Es versteht sich von selbst, dass das Einhalten der Fastenregeln nicht vom Individuum bestimmt wird, sondern stets in Absprache mit dem geistlichen Vater geschieht, wenn besondere Umstände gegeben sind. Auch soll das Fasten kein Selbstzweck sein und mit der Intensivierung des Gebetes einhergehen.
Quelle:

Ich hoffe das ist dienlich.

LG Songul

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anneke6
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Re: Petersfasten

Beitrag von anneke6 »

Es gibt in vielen orthodoxen Kirchen Fastenkalender für das Jahr zu kaufen — ich habe auch einen, von unserem MP. Das Besondere am Apostelfasten ist, daß es manchmal von der entsprechenden Jurisdiktion gekürzt wird, wenn die Große Fastenzeit erst kurz zurückliegt.
???

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Nietenolaf
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Re: Petersfasten

Beitrag von Nietenolaf »

anneke6 hat geschrieben:Das Besondere am Apostelfasten ist, daß es manchmal von der entsprechenden Jurisdiktion gekürzt wird, wenn die Große Fastenzeit erst kurz zurückliegt.
Egal welche Jurisdiktion und welcher Kalender, das Apostelfasten beginnt immer exakt am Montag der zehnten Woche nach der Großen Fastenzeit. Das Besondere ist etwas anderes: nämlich dass diese Fastenzeit in Jurisdiktionen mit neuem Kalender unsinnigerweise komplett wegfallen kann. Ihr Beginn ist nämlich variabel (nach Allerheiligen), ihr Ende kalendarisch determiniert: der 29. Juni (12. Juli n.St.). Dieses Jahr werden's durch das frühe Ostern (euch ist aufgefallen, dass es das frühestmögliche Osterdatum war?) schöne 6 Wochen.

Mary hat geschrieben:Regeln ziemlich locker, d.h. strenger Verzicht auf Fleisch, Fisch und Milchprodukte und Eier und Öl nur am Mittwoch und Freitag, an den andern Tagen meist Wein und Öl erlaubt, am Wochenende auch Fisch.

Diesen Satz verstehe ich nicht, bzw. was nun streng verboten ist und was nicht. Fisch z.B. ist (mit Ausnahmen) Di/Do auch "erlaubt".
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anneke6
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Re: Petersfasten

Beitrag von anneke6 »

Nietenolaf hat geschrieben:(euch ist aufgefallen, dass es das frühestmögliche Osterdatum war?)
Mir nicht. ;) Kalender und ich sind natürliche Freßfeinde. Ich mußte 15 Jahre alt werden bevor ich begriffen habe, daß sowohl Juli als auch August 31 Tage haben.
Was ist denn eigentlich die kürzte mögliche Dauer von Apostelfasten, sofern es nicht ganz weggefallen ist?
???

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Niels
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Re: Petersfasten

Beitrag von Niels »

anneke6 hat geschrieben:
Nietenolaf hat geschrieben:(euch ist aufgefallen, dass es das frühestmögliche Osterdatum war?)
Mir nicht. ;) Kalender und ich sind natürliche Freßfeinde. Ich mußte 15 Jahre alt werden bevor ich begriffen habe, daß sowohl Juli als auch August 31 Tage haben.
Was ist denn eigentlich die kürzte mögliche Dauer von Apostelfasten, sofern es nicht ganz weggefallen ist?
Der Grund ist folgender: der Julius hatte 31 Tage, und der Augustus durfte da in nichts nachstehen - beide waren ja "Caesaren" - also bekam er auch 31 Tage.
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anneke6
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Re: Petersfasten

Beitrag von anneke6 »

Mal wieder etwas dazugelernt.
Übrigens glaubte ich bis letzten Herbst auch, daß der Unterschied zwischen dem gregorianischen und dem julianischen Kalender 11 Tage wären. Ich ging von diesem Gemälde von Hogarth aus:

Auf dem schwarzen Stück Papier, das auf dem Boden liegt, steht: Give us our eleven days.
???

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Robert Ketelhohn
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Re: Petersfasten

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Dann wird das Bild nicht mehr ganz frisch sein. Der
Abstand wächst ja in vierhundert Jahren um drei Tage.
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Nassos
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Re: Petersfasten

Beitrag von Nassos »

Lieber Robert,

habe diesen Strang noch nicht gelesen, aber hier ist auch noch was.

Ähnliche Info gibt es dort auch bzgl. des Osternfastens und des Weihnachtsfastens.

Demnächst kommt entsprechendes für das Fasten zum 15. August.

Lieben Gruß,
Nassos
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Nassos
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Re: Petersfasten

Beitrag von Nassos »

Nietenolaf hat geschrieben:Dieses Jahr werden's durch das frühe Ostern (euch ist aufgefallen, dass es das frühestmögliche Osterdatum war?) schöne 6 Wochen.
:daumen-rauf:
Ohne Dich anzweifeln zu wollen: war es wirklich das frühestmögliche *kratzkratzkratz* ?
anneke6 hat geschrieben:Was ist denn eigentlich die kürzte mögliche Dauer von Apostelfasten, sofern es nicht ganz weggefallen ist?
Bei den Grekos leider 0 (genaugenommen -8: ich frage mich, ob das den Leuten, die das damals einführten klar war), wenn Ostern in den Mai reinfällt.
Niels hat geschrieben:Der Grund ist folgender: der Julius hatte 31 Tage, und der Augustus durfte da in nichts nachstehen - beide waren ja "Caesaren" - also bekam er auch 31 Tage.
Oder man benutzt die Doppelfaust...
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Nietenolaf
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Re: Petersfasten

Beitrag von Nietenolaf »

Nassos hat geschrieben:Ohne Dich anzweifeln zu wollen: war es wirklich das frühestmögliche *kratzkratzkratz* ?
Ja, denn die Tag-und-Nachtgleiche im Frühjahr fällt frühestens auf den 21. März. Der Sonntag danach ist Pascha, wie Du weißt. Ist also der 21. März die Tag-und-Nachtgleiche und ein Sonntag, so ist Pascha eine Woche später am 28. März.
Dieses Jahr war Pascha am 22. März. Früher geht es nicht. Der 25. April wäre das spätestmögliche Datum.
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Nassos
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Re: Petersfasten

Beitrag von Nassos »

Nietenolaf hat geschrieben:
Nassos hat geschrieben:Ohne Dich anzweifeln zu wollen: war es wirklich das frühestmögliche *kratzkratzkratz* ?
Ja, denn die Tag-und-Nachtgleiche im Frühjahr fällt frühestens auf den 21. März. Der Sonntag danach ist Pascha, wie Du weißt. Ist also der 21. März die Tag-und-Nachtgleiche und ein Sonntag, so ist Pascha eine Woche später am 28. März.
Dieses Jahr war Pascha am 22. März. Früher geht es nicht. Der 25. April wäre das spätestmögliche Datum.
:patsch: es wird Zeit, diese leidliche Kalendergeschichte ein für alle mal zu regeln. :(
Bitte um Entschuldigung, ich hätte es mir ja denken können... :umkuck:

Gruß,
Nassos
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Nassos
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Re: Petersfasten

Beitrag von Nassos »

Nietenolaf,

weil ich gerade faul zum Rechnen bin:
wenn der 25. April das spätestmögliche Osterdatum ist, dann müsste Pfingsten dann auf den 13. Juni fallen, Allerheiligen auf den 20. Juni.

Wäre dann bei kürzestmöglichen Apostelfasten der Beginn auf Sommeranfang?
Das würde dann bedeuten, dass das kürzeste Apostelfasten nach dem AK 1 Woche dauern würde.

Irre ich?

Gruß,
Nassos
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Galilei
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Re: Petersfasten

Beitrag von Galilei »

Nassos hat geschrieben:Nietenolaf,

weil ich gerade faul zum Rechnen bin:
wenn der 25. April das spätestmögliche Osterdatum ist, dann müsste Pfingsten dann auf den 13. Juni fallen, Allerheiligen auf den 20. Juni.

Wäre dann bei kürzestmöglichen Apostelfasten der Beginn auf Sommeranfang?
Das würde dann bedeuten, dass das kürzeste Apostelfasten nach dem AK 1 Woche dauern würde.

Irre ich?

Gruß,
Nassos
Rein mathematisch stimmt es, wobei es vom 21. Juni bis zum 28. Juni genauer gesagt 8 Tage sind (oder ist der 28. Juni kein Fasttag mehr?).
Die maximale Dauer wäre 42 Tage (beim frühestmöglichen Ostertermin).

Für die Mischkalendarier verkürzt sich alles um 13 Tage, das Fasten dauert also höchstens 29 Tage. Das Fasten entfällt ganz, wenn das Osterfest nach julianischem Kalender auf den 20. April oder später fällt.

Mary
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Re: Petersfasten

Beitrag von Mary »

Nietenolaf hat geschrieben:
Mary hat geschrieben:Regeln ziemlich locker, d.h. strenger Verzicht auf Fleisch, Fisch und Milchprodukte und Eier und Öl nur am Mittwoch und Freitag, an den andern Tagen meist Wein und Öl erlaubt, am Wochenende auch Fisch.
Diesen Satz verstehe ich nicht, bzw. was nun streng verboten ist und was nicht. Fisch z.B. ist (mit Ausnahmen) Di/Do auch "erlaubt".[/color]
Nach meinem Kalender (russ. Auslandskirche) gibts Fisch am Sa und So, plus an drei Festtagen unter der Woche.
Donnerstag, 3.6. (=21.5.) Hll. Apostelgleiche Kaiser Konstantin und Helena
Donnerstag, 24.6. (=11.6.) Hll. Apostel Bartholomäus und Barnabas
Mittwoch, 7.7. (=24.6.) Geburt des Hl. Johannes des Täufers

Wein und Öl als Erleichterung an den meisten Montagen, Dienstagen und Donnerstagen.
Die meisten Mittwoche und Freitage sind Fasttage.

Ist es jetzt klarer?
Lg Maria
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Nassos
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Re: Petersfasten

Beitrag von Nassos »

Mary hat geschrieben:Regeln ziemlich locker, d.h. strenger Verzicht auf Fleisch, Fisch und Milchprodukte und Eier und Öl nur am Mittwoch und Freitag, an den andern Tagen meist Wein und Öl erlaubt, am Wochenende auch Fisch.
Hallo Mary,

der Satz ist etwas zweideutig.
Was du meintest wäre:

strenger Verzicht auf Fleisch, Fisch und Milchprodukte und Eier. Strenger Verzicht auf Öl am Mittwoch und Freitag, ...
Man könnte in Deinem Satz die Eier auch nur am Mittwoch und Freitag verstehen (also, ich zähle auch während der Fastenzeit Erbsen :panisch: ).

Mit Deinen Angaben zum Fisch bin ich nicht ganz einverstanden, meines Verständnisses nach sind die (bis auf Mi + Fr) auch an allen Tagen erlaubt. :glubsch:
Was die Feiertage angeht, an denen ist Fisch erlaubt, wenn diese auf einen Mifr fallen.

@Galilei: der 28. Juni ist der letzte Fastentag. Hier gilt auf jeden Fall strenges Fasten (außer es ist ein Saso). Fällt der 29.6., also der Gedenktag selber auf einen Mifr, dann ist Fisch erlaubt, aber kein Fleisch (die Mifrhoheit greift auch hier - handelt es sich doch dabei um die älteste aller Fastenregeln).

@Robert: wie bist Du denn eigentlich auf den Namen "Petrusfasten" gekommen?

Gruß,
Nassos
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Re: Petersfasten

Beitrag von Mary »

Nassos hat geschrieben: Man könnte in Deinem Satz die Eier auch nur am Mittwoch und Freitag verstehen (also, ich zähle auch während der Fastenzeit Erbsen :panisch: ).

Mit Deinen Angaben zum Fisch bin ich nicht ganz einverstanden, meines Verständnisses nach sind die (bis auf Mi + Fr) auch an allen Tagen erlaubt. :glubsch:
Was die Feiertage angeht, an denen ist Fisch erlaubt, wenn diese auf einen Mifr fallen.
Ich halte mich an meinen Kirchenkalender..
aber Du hast Recht, im Griechischen Kalender hier http://www.goarch.org/chapel/chapel/calendar ist Fisch öfter erlaubt.... guten Appetit, dann! Ich denke an Dich, während ich meinen Tofu mümmele :D
Maria
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songul
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Re: Petersfasten

Beitrag von songul »

V. Nothaas hat geschrieben:Es versteht sich von selbst, dass das Einhalten der Fastenregeln nicht vom Individuum bestimmt wird, sondern stets in Absprache mit dem geistlichen Vater geschieht, wenn besondere Umstände gegeben sind. Auch soll das Fasten kein Selbstzweck sein und mit der Intensivierung des Gebetes einhergehen.
....Eben. Und deswegen ist es mit dem blossen Aufzählen der Fastenregeln nicht nur getan und macht auf Aussenstehende eher den Eindruck von einem gewissem Hang zum Pharisäertum.
Was es ja beileibe nicht ist.
Und wenn auch in der Orthodoxie das Fasten einen vergleichsweise grösseren Stellenwert hat, ist es ohne die richtige Einstellung und Praxis nicht viel wert.
Wir fasten nicht um Gott zu gefallen.
Jedoch sollte jedem Bewusst sein, dass zum spirituellen Leben des Christen - nach der Überlieferung der Kirche - das Fasten unbedingt zur Nachfolge Christi dazu gehört.

LG Songul

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anneke6
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Re: Petersfasten

Beitrag von anneke6 »

Dennoch ziehe ich den Hut vor Gläubigen, die den Fastenkalender auswendig kennen. Ich kenne so jemanden, der hat mich wirklich verblüfft. Das zeigt, daß ihm die Fastenregeln der orthodoxen Kirche in Fleisch und Blut übergegangen sind…im wahresten Sinne des Wortes.
Natürlich, man kann als Faster die Regeln akribisch befolgen und trotzdem sündigen, man denke nur an den Fall von dem Mann, der dem Baby mittwochs und freitags nicht das Fläschchen gab. (Die Geschichte hatte ich hier mal eingestellt.) In den Viten von Sergius von Radonesch und Matrona von Moskau steht zwar drin, daß sie als Babies auch (aus eigenem Willen) gefastet haben, aber solche Viten werden oft ausgeschmückt.
???

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incarnata
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Re: Petersfasten

Beitrag von incarnata »

Also ich bin zwar der Meinung,dass bei uns Katholiken heutzutage viel zu wenig gefastet wird angesichts der Tatsache,dass selbst Aschermittwoch und Karfreitag aus Fast-zu Fischfresstagen mutiert sind und
das Mittwochs-oder Freitagsfasten,Quatemberfasten etc. mittlerweile total in Vergessenheit geraten sind,da immer gepredigt wurde,man könne ja auch stattdessen aufs Fernsehen verzichten,was spenden
etc. etc. ganz nach gusto des Einzelnen.
Diese orthodoxen Fasten-und Kalenderregeln(wann Fisch,wann Milch,wann Ei,wann gar nichts)sind aber arg kompliziert; mir geht´s mit dem Kalender wie Anneke0;brauch auch immer wieder mal den Fingerknöcheltrick ,um zu wissen,wieviel Tage ein Monat hat.Ausserdem:
wo gibt es denn Kochbücher,wo man Speisen ohne Ei,Milch,Öl findet,die man.z.B. auch körperlich arbeitenden Familienmitgliedern vorsetzen kann .Ich kenne jede Menge Frauen,die ihren Männern nicht mal Fisch vorsetzen dürfen.Ohne Butter Milch oder /und Öl kann man doch weder Sossen noch Salatsossen machen.Was darf man an den strengen Fasttagen dann überhaupt essen, Nur aus dem Wasser gezogenes Gemüse mit Reis?Dann ist reines Gemüsebrühe oder Saftfasten wie bei Diäten
oder Wasser-und Brot-Fasten aber einfacher !Scheinbar gibt´s da Tricks-denn ich kenne etliche recht
rundliche Orthodoxe.Ich nehme allein schon dann ab,wenn ich nur ein paar Wochen auf Süssigkeiten verzichte.
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)

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songul
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Re: Petersfasten

Beitrag von songul »

incarnata hat geschrieben: .....
Diese orthodoxen Fasten-und Kalenderregeln(wann Fisch,wann Milch,wann Ei,wann gar nichts)sind aber arg kompliziert; mir geht´s mit dem Kalender wie Anneke0;brauch auch immer wieder mal den Fingerknöcheltrick ,um zu wissen,wieviel Tage ein Monat hat.Ausserdem:
wo gibt es denn Kochbücher,wo man Speisen ohne Ei,Milch,Öl findet,die man.z.B. auch körperlich arbeitenden Familienmitgliedern vorsetzen kann .Ich kenne jede Menge Frauen,die ihren Männern nicht mal Fisch vorsetzen dürfen.Ohne Butter Milch oder /und Öl kann man doch weder Sossen noch Salatsossen machen.Was darf man an den strengen Fasttagen dann überhaupt essen, Nur aus dem Wasser gezogenes Gemüse mit Reis?Dann ist reines Gemüsebrühe oder Saftfasten wie bei Diäten
oder Wasser-und Brot-Fasten aber einfacher !Scheinbar gibt´s da Tricks-denn ich kenne etliche recht
rundliche Orthodoxe.Ich nehme allein schon dann ab,wenn ich nur ein paar Wochen auf Süssigkeiten verzichte.
Man "darf", wenn man das so in diesem strengen Kontext sehen möchte, alles essen was man kochen kann ohne Öl. Gewürze sind ja nicht verboten auch andere Zutaten die kein Fett enthalten sind erlaubt; z. B. Sojasauce, Tofu, etc.. Es sind ja immer nur vereinzelte Tage und nicht viele Wochen so.
Prinzipiell kann man sagen, wer an normalen Fasttagen orth.fastet, der kann das einfach auf veganische Art tun. Da kann nichts schief gehen und dafür gibt es auch Kochbücher.
Wer es gerne exotische Küche mag - und in Asien ernähren sich Orthodoxe ohnehin so - der kann auch auf buddhistische Fastenspeisen zurück greifen. Dafür gibt es auch Kochbücher.
Ansonsten hat jede orthodoxe Nation ihre spezifischen Fastenspeisen und gerade in den Klöstern gibt es immer wieder die köstlichsten Speisen ganz ohne tierische Produkte; allerdings müsse die sich wirklich akribisch an die Fastenregeln halten - aber auch nicht ohne den Rat und den Segen des Spirituals.
Wer nach den Massgaben der Orthodoxie fasten möchte der sollte sich auch in den geistigen Hintergrund vertiefen; das gilt vor allem auch für die kleinen Fastenzeiten.
Das Fasten wird in den Familien auch unterschiedlich eingehalten; die einen mehr die anderen weniger. Oft sind es auch nur Vereinzelte die fasten und der Rest nicht.
Etwas was typisch orthodox ist - im Gegensatz zu anderen Weisen des Fastens ist, dass man eher mal einen Fisch, oder Mehresfrüchte sowieso, an Festtagen oder Wochenenden essen kann, aber in jeder Fastenzeit sind jegliche Art von Milcherzeugnissen verboten. Eier ebenso.
Sojamilchprodukte sind nicht verpönt und in vielen Klöstern auch Gang und Gäbe.
Prinzipiell kann man sagen, dass diese Art der Ernährung in wiederkehrenden Interwallen Mensch und Tier Ruhepausen gönnt und der im Ganzen reduzierte Fleischkonsum fördert das Geistige.

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Nassos
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Re: Petersfasten

Beitrag von Nassos »

songul hat geschrieben:
V. Nothaas hat geschrieben:Es versteht sich von selbst, dass das Einhalten der Fastenregeln nicht vom Individuum bestimmt wird, sondern stets in Absprache mit dem geistlichen Vater geschieht, wenn besondere Umstände gegeben sind. Auch soll das Fasten kein Selbstzweck sein und mit der Intensivierung des Gebetes einhergehen.
....Eben. Und deswegen ist es mit dem blossen Aufzählen der Fastenregeln nicht nur getan und macht auf Aussenstehende eher den Eindruck von einem gewissem Hang zum Pharisäertum.
Was es ja beileibe nicht ist.
Und wenn auch in der Orthodoxie das Fasten einen vergleichsweise grösseren Stellenwert hat, ist es ohne die richtige Einstellung und Praxis nicht viel wert.
Wir fasten nicht um Gott zu gefallen.
Jedoch sollte jedem Bewusst sein, dass zum spirituellen Leben des Christen - nach der Überlieferung der Kirche - das Fasten unbedingt zur Nachfolge Christi dazu gehört.

LG Songul
Es gibt in der Pforte einen ehrenhaft gesperrten Thread zum Fasten. In diesem wird hervorgehoben, dass das Fasten ohne die richtige Einstellung ein totes Fasten ist. Es geht nicht (nur) um das akribische Fasten. Gebet, ein stärkeres Besinnen auf die eigenen Schwächen, Reue, Sehnsucht etc. (ich darf hier nochmal das mir von einem sehr, sehr lieben und von mir hochgeschätzten Menschen geschenkte Buch von Alexander Schmeeman zum Osterfasten hervorheben!) hier das richtige Bild des Fastens gibt.

Die gastronomische Enthaltung ist - meiner bescheidenen Meinung nach - der Rahmen. Den muss man hegen und pflegen und ohne ihn hat das "Gemälde" keine Stabilität und wird nicht hervorgehoben. Aber vor lauter Rahmenguckerei darf man das Gemälde nicht aus den Augen verlieren.

Generell kann man über die Orthodoxie sagen: es gibt an sich keine pharisäischen Vorgaben, denn alles hat - in den 2000 Jahren ihrer Existenz - durchaus seine Tiefe.
Es ist manchmal nicht einfach, aber auch die sich überschneidenden Regeln haben jeweils ihren Grund und Herkunft.

Gruß,
Nassos
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Nietenolaf
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Re: Petersfasten

Beitrag von Nietenolaf »

Maja Kučerskaja hat geschrieben:"Der Faster"
Ein Väterchen war ein Menschenfresser. Kommt ein Mensch zu ihm beichten - so kehrt er nicht mehr nach Hause zurück. Kommt ein junges Paar zur Trauung - es verschwindet für immer. Bringt man ihm einen Säugling zur Taufe - und es verschwindet sowohl der Säugling, als auch die Taufpaten und die Eltern. Das Väterchen hat sie einfach alle aufgegessen. Nur zu den Fastenzeiten ging alles gut - die Menschen beichteten bei ihm, wurden getauft, gesalbt, alles ohne, daß irgend jemand verschwand. Der Bischof wußte natürlich von dieser Eigenart des Väterchens, sagte aber immer, daß er niemand anderen habe, um ihn an dessen Stelle einzusetzen; wie streng sich aber das Väterchen doch an die Fastenvorschriften halte!
(Maja Kučerskaja, "Lektüre für von Mutlosigkeit erfüllte" [Чтение для впавших в уныние])
ἐὰν γὰρ ἀποϑάνῃ ἄνϑρωπος, ζήσεται συντελέσας ἡμέρας τοῦ βίου αὐτοῦ· ὑπομενῶ, ἕως ἂν πάλιν γένωμαι.

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Nassos
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Re: Petersfasten

Beitrag von Nassos »

:breitgrins: :daumen-rauf:
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Re: Petersfasten

Beitrag von anneke6 »

Aber auch in der römisch-katholischen Kirche, in der die Fastenregeln ziemlich permissiv sind, gibt es Menschenfresser unter den Geistlichen. Man fragt sich, was die da kompensieren müssen.
???

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Re: Petersfasten

Beitrag von ad-fontes »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Wer kann mal etwas über das Petersfasten erzählen? (Grund, Dauer, Regeln?)
Ein vergleichbarer Brauch, das vierzigtägige Pfingstfasten, existierte einst auch in den Westkirchen.

Vgl. Concilium Gerundense a. 517, c. 2; Johannes Cassian, conl. 21, 20 (CSEL 13/2, 594f.); Isidor von Sevilla, eccl. off. 1, 40(39)-43(42) (CCL 113, 46-48), Rhabanus Maurus, De inst. cler. 2, 21 (FC 61,2, 288f.).


Könnte es sein, daß das Apostel- und das Marienfasten ursprünglich keine separaten Fasten waren, sondern auf ein vierzigtägiges Fasten nach Pfingsten (bzw. Allerheiligen) zurückgehen, d.h. die nachzuholenden Fastentage vor Mariae Entschlafen eingeschoben und erst später exakt auf zwei Wochen fixiert wurden?
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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anneke6
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Re: Petersfasten

Beitrag von anneke6 »

Eine Antwort auf Deine Frage habe ich nicht…aber eine Anmerkung: Der Priester hat heute selbst den Ausdruck Petersfasten (post petrowski) verwendet…den gibt es offenbar wirklich.
???

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Nassos
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Re: Petersfasten

Beitrag von Nassos »

ad-fontes hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Wer kann mal etwas über das Petersfasten erzählen? (Grund, Dauer, Regeln?)
Ein vergleichbarer Brauch, das vierzigtägige Pfingstfasten, existierte einst auch in den Westkirchen.

Vgl. Concilium Gerundense a. 517, c. 2; Johannes Cassian, conl. 21, 20 (CSEL 13/2, 594f.); Isidor von Sevilla, eccl. off. 1, 40(39)-43(42) (CCL 113, 46-48), Rhabanus Maurus, De inst. cler. 2, 21 (FC 61,2, 288f.).


Könnte es sein, daß das Apostel- und das Marienfasten ursprünglich keine separaten Fasten waren, sondern auf ein vierzigtägiges Fasten nach Pfingsten (bzw. Allerheiligen) zurückgehen, d.h. die nachzuholenden Fastentage vor Mariae Entschlafen eingeschoben und erst später exakt auf zwei Wochen fixiert wurden?
Nein. Ich werde in Kürze im orthodoxen Forum einen entsprechenden Beitrag schreiben.
Zum Apostelfasten findet man dort eine entsprechende Beschreibung. Gäbe es einen Zusammenhang, wäre dies erwähnt worden.

Gruß,
Nassos
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Nassos
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Re: Petersfasten

Beitrag von Nassos »

Lieber ad-fontes,

vielen Dank. Schöner neuer Avatar, übrigens.

Für die Brüder nach dem julianischen Kalender dauert es ja noch ein bißchen...

Liebe Grüße,
Nassos
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Re: Petersfasten

Beitrag von Nassos »

Galilei bemerkte in einem anderen Strang (Heilige des Tages), dass der Feiertag ja schon am Vorabend anfängt.

Richtet sich der genaue Beginn des Fastens und sein Ende nach dem selben Schema (und nein, es geht mir nicht darum jetzt gleich ne halbe Sau zu verschlingen).

Vielne Dank!
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