Katido hat geschrieben:Der Hauptunterschied in der Interpretation, der die konfessionelle Aufsplitterung und Trennung der christlichen Gemeinden von der katholischen Einheit der Kirche befördert, liegt in den unterschiedlichen Auffassungen des Fundaments, eben dieses unverbrüchlichen „Felsens“, auf dem die Kirche errichtet werden sollte, sowie auch der Rolle des Apostels Simon, dem Fels (Petrus) unter den Aposteln und für die Kirche insgesamt. Wenn wir die Umstände betrachten, unter denen Jesus sich mit den erwähnten Worten an den Apostel wandte und ihn Petrus nannte (gr. Petroz, maskulin), sehen wir, dass der Anlass das feste Bekenntnis der Göttlichkeit Jesu durch den Apostel (Mt. 16:13-16)[3] war. Sie, die Göttlichkeit Christi, ist eben der Fels (gr. petra „Fels“, feminin) des Glaubens, auf dem Christus seine Kirche baut (auf diese deutliche Unterscheidung zwischen Apostel Simon-Petroz in den Evangelien und Fels-petra in der Paronomasie Mt. 16:18, wies bereits der Hl. Augustinus hin).
Der Text krankt an einer Illusion, auf welcher er aufgebaut ist!
Diese Illusion ist die Schaffung eines künstlichen Gegensatzes zwischen dem Menschen Petrus einerseits und dem Glauben dieses Menschen, nämlich des Petrus, andererseits. Die Illusion, man könnte auch sagen "das Konstrukt", wird geschaffen, um den Sinngehalt des Textes von Mt 16,18 zu verunstalten.
Begründet wird dies mit einem Hinweis auf den Hl. Augustinus, der ähnliches behauptet haben soll. In welcher Passage seines umfangreichen Werkes und mit welchen Worten der Hl. Augustinus dies getan haben soll, wird (absichtsvoll?
) verschwiegen. Dies ist etwas verwunderlich, weil in dem weiteren Fortgang des Textes die Theologen der frühen Kirche ausführlich und detailliert zitiert werden.
In der Vulgata werden die Worte Jesu in Mt 16,18 mit "tu es petrus et super hanc petram aedificabo ecclesiam meam" überliefert. Auf deutsch: Du bist Petrus (=der Fels) und auf diesem Felsen werde ich meine Kirche bauen!
Damit wird dem Simon Barjona direkt eine Eigenschaft zugesprochen (= Du bist), die unmittelbar mit seiner Person zusammen hängt. Es wird nicht seinem Glauben diese Eigenschaft, nämlich ein Felsen zu sein, zugesprochen, sondern ihm direkt und persönlich.
Wäre nur seinem Glauben diese felsige Eigenschaft zugesprochen worden, dann hätte sich Jesus anders ausgedrückt.
Diese felsige Eigenschaft hat nun einen bestimmten Zweck. Der Zweck besteht darin, daß sie ein guter Untergrund für den Aufbau der Kirche sein soll. (Man vergleiche auch Mt 7, 26.) Der Aufbau der Kirche geht jedoch unstreitig über den Tod des Petrus hinaus, daher kann und wurde diese Eigenschaft an den Nachfolger des Petrus weitergereicht, nachdem Petrus als Bischof von Rom den Märtyrertod starb.
Mithin ist die hier vom Anton Odaysky vorgelegte Interpretation irrig.