Addai & Mari: Richtigstellung einer Behauptung von Martin Lumayr FSSP
Verfasst: Mittwoch 24. Januar 2018, 17:32
Hallo Foristen,
über lange Jahre beschäftigte Euch dieses Thema und der Trakt ist immer noch erreichbar. Ich nehme deswegen zu dem Thema Stellung, weil ich in der Anfangsphase der Arbeiten von Dr. Heinz-Lothar Barth und der Artikelserie in der KU (Jens Mersch) viele Recherchen im Internet für die beiden betrieben habe. Aber auch ein Zitat aus einem Buch von mir, hatte es direkt in Barths Artikel geschafft. Es geht darum, daß den Nestorianern das Sakrament der Letzten Ölung abhanden gekommen war:
https://archive.org/stream/CodexIurisCa ... 5/mode/2up
Das neue Kirchenrecht erweckt dagegen den Anschein, als sei allgemeine Übereinstimmung erst dann gegeben, wenn der Weltepiskopat der Konzilskirche eine gemeinsame Erklärung auf Twitter herausgäbe:
Er behauptete folgendes zum Schluß seines Beitrages:
über lange Jahre beschäftigte Euch dieses Thema und der Trakt ist immer noch erreichbar. Ich nehme deswegen zu dem Thema Stellung, weil ich in der Anfangsphase der Arbeiten von Dr. Heinz-Lothar Barth und der Artikelserie in der KU (Jens Mersch) viele Recherchen im Internet für die beiden betrieben habe. Aber auch ein Zitat aus einem Buch von mir, hatte es direkt in Barths Artikel geschafft. Es geht darum, daß den Nestorianern das Sakrament der Letzten Ölung abhanden gekommen war:
von Juergen » Donnerstag 2. Oktober 2003, 16:38
Ketelhohn, 27.09.2003 11:40
viewtopic.php?t=7914
Kirchliche Umschau (Nr. 11/2001):
Ferner ist die Lehre von den sieben Sakramenten defizitär: Ein echtes Bußsakrament existiert überhaupt nicht mehr, und statt der Letzten Ölung wird den Kranken ein aus Öl, Wasser und dem Staub von Gräbern der Heiligen gemischtes Getränk als sog. „Gnade“ gespendet (K. Algermissen, Konfessionskunde, 8. Aufl., Paderborn 1969, 90-100).
Was mir an der langjährigen Diskussion auffällt, die hier stattgefunden hat: Nur wenige gossen etwas Wasser in den Wein. Gar viele waren es, die sich dem Thema in ästhetisierend geschäcklerischer Weise annäherten. Liturgischer Archäologismus beherrschte die Runde. Bevor ich mich einer der typisch mißverständlichen Darstellungen Lugmayr zuwende, der hier als Martinus auftrat, noch etwas zur Sicherheit kirchlicher Lehren.
Es wurde gesagt, daß es nur "sententia certa" sei, daß die Wandlungsworte die Transsubstantiation bewirken, so als wäre das ein sehr niedriger Sicherheitsgrad. Aber wenn etwas bereits "sententia communis" ist, dann sollte der Sterbliche keinen Zweifel mehr daran haben. Lediglich bei einer "sententia probabilis" könnte man ja ein wenig diskutieren. Warum bestehe ich darauf?
Das I. Vatikanische Konzil äußert sich sehr deutlich zur Unfehlbarkeit des ordentlichen Lehramtes (Dz. 1792):Das schärfte Pius IX. bereits auch dem Erzbischof von München-Freising in zwei Briefen ein und der Satz aus dem vatikanischen Konzil gelangte auch in das kanonische Recht: CIC1917, can. 1323 §1. Ich verlinke hier eine Ausgabe mit den Fontes, die oft als Extraband zu haben sind, hier stehen sie in den Fußnoten:Konsitution "Dei Filius, cap. 3, "de Fide":
http://catho.org/9.php?d=byi#dd3
Porro fide divina et catholica ea omnia credenda sunt, quae in verbo Dei scripto vel tradito continentur et ab Ecclesia sive solemni judicio sive ordinario et universali magisterio tamquam divinitus revelata credenda proponuntur.
https://archive.org/stream/CodexIurisCa ... 5/mode/2up
Das neue Kirchenrecht erweckt dagegen den Anschein, als sei allgemeine Übereinstimmung erst dann gegeben, wenn der Weltepiskopat der Konzilskirche eine gemeinsame Erklärung auf Twitter herausgäbe:
can. 749 § 2. Unfehlbarkeit im Lehramt besitzt auch das Bischofskollegium, wann immer die Bischöfe, auf einem Ökumenischen Konzil versammelt, ihr Lehramt ausüben, indem sie als Lehrer und Richter über Glaube und Sitte für die ganze Kirche eine Glaubens- oder Sittenlehre definitiv als verpflichtend erklären; oder wann immer sie, über die Welt verstreut, unter Wahrung der Gemeinschaft untereinander und mit dem Nachfolger Petri, zusammen mit eben dem Papst in authentischer Lehre über Sachen des Glaubens oder der Sitte zu ein und demselben, als definitiv verpflichtenden Urteil gelangen.
Das ist etwas völlig anderes als der CIC von 1917. Dann nach Dogmatikern wie Diekamp und Ott, aber auch nach dem alten LThK war es klar, daß man das, was das ordentliche Lehramt unfehlbar zu lehren beliebt, den den von den Ortsordinarien herausgebenen liturgischen Büchern, Gebetbüchern und Katchismen entnimmt. (Diekamp Dogmatik Band 1, Seite 66. Bei Ott steht es ähnlich!) Und das, worin alle Katechismen der Welt übereinstimmen, ist unfehlbare Lehre. Nach Diekamp ist die Unfehlbarkeit der Ecclesia docens dispersa eine im Glauben verpflichtende Lehre (de fide). Dabei muß die Übereinstimmung auch nicht 100% sein, denn das wäre unmöglich. Es ist also nicht der freien Diskussion anheimgegeben, ob der Einsetzungsbericht für die Wandlung in der Messe notwendig ist, oder nicht.
Nun zu Martin Lugmayr:Er behauptete folgendes zum Schluß seines Beitrages:
von Martinus » Sonnabend 8. November 2003, 11:09
... daß es auch bei den Maroniten eine wichtige Handschrift der Anaphora Petrus III (Sharar), nämlich B. N. Paris, Fonds [244] Syr. 71 (1454) fol. 70b-71a gibt, die nur einen indirekten Einsetzungsbericht aufweist, ist Jens Mersch mit keinem Wort eingegangen.
Das kann nur eine bewußte Verdrehung sein! Was bedeutet hier indirekt? Gut, aus der Geschichte der Diskussion wissen wir, es gibt eine jakobitische Anaphora des Xystus von Rom mit einem Einsetzungsbericht in direkter Rede. Indirekte Rede bedeutet, daß der Priester nicht spricht, "das ist mein Leib", sondern, "er (der Herr) nannte es seinen Leib". Wir würden also im Falle der Anaphora Petrus III (Sharar) dasselbe erwarten. Das ist aber nicht der Fall. Der Priester spricht den HERRN bei der Wandlung direkt an: "Du nahmst Brot in DEINE reinen und heiligen Hände usw. und sagtest: Das ist mein Leib etc." Bryan D. Spinks, "Do this in rememberance of me", Seite 169:
https://books.google.fr/books?id=-309Ag ... ra&f=falseNatürlich ist das indirekt, aber nicht so, als würde man alles erzählen wie über ein weit zurückliegendes Ereignis, das weit entfernt wäre, hier und jetzt wieder Wirklichkeit werden zu können. Es ist alle irreführend und willentlich irreführend.
Entlarvend ist auch folgende Darstellung P. Lugmayers. es ging um die Anzahl von Anaphoren, welche sich im syro-malankarischen Messbuch befinden und ob auch solche darunter wären, welche Wandlungsworte in indirekter Rede enthielten. Jens Mersch von der KU bstand aus seinen Quellen auf einer einzigen Anaphora. Lugmayr wies zwar nach, daß das nicht sein könne, listete aber von 1934 bis 1972 ganz sieben verschiedene Messbücher auf mit einer höchst unterschiedlichen Anzahl an Anaphoren, wobei etliche Bücher zeitgleich aufgelegt wurden, von einer einzigen bis einundzwanzig. Ein Eigentor, denn Lugmayr dokumentierte das ganze Chaos. Er legte auch keinen Beweis vor, welche Messbücher vom Hl. Stuhl approbiert worden waren und welche der Katholikos als Haupt einer Kirche sui Iuris erst einmal herausgab und dann nachträglich einreichte, um die Ostkirchenkongregation zu beschäftigen. Die Lage war nämlich die: Mar Ivanios trat um 1934 zur katholischen Kirche mit mehreren Zehntausend über, aber man machte ihm schnell klar, daß es nicht so weiterginge, wie bei den Monophysiten. Was macht man da, wenn man sowieso schon jahrzehntelange Prozesse gewohnt war, wie er, der als Haupt seiner Kirche einen solchen Prozess um Liegenschaften geerbt hatte, den er gegen eine konkurrierende monophysitische Kirche in Indien zuende geführt hatte? Antwort: man hat Erfahrung darin und beschäftigt durch Anträge seine Gegner. Oder glaubt jemand, der Hl. Stuhl hätte vor dem Konzil alle vier Jahre ein neues Messbuch herausgegeben?
Hier die Darstellung Lugmayrs, Motto, wir sind ja in der katholischen Kirche, hier werden die Messbücher so oft erneuert, wie Fahrzeugmodelle bei VW:3) Jens Mersch versucht, das Zitat von 1968 (von Podipara, siehe oben) als für 1930 zutreffend zu deuten, indem er auf seine Fußnote 12 verweist: "The liturgical and ritual books to be followed in Malabar are those of the Jacobites of Malabar with corrections ...", um den Eindruck zu erwecken, unter diese "corrections" falle auch die Veränderung der von mir besprochenen Anaphoren. Nun, abgesehen, daß Podipara andere Anaphoren im Auge gehabt haben könnte (siehe oben), bezieht sich die Fußnote von Jens Mersch nicht direkt auf 1930 und auch nicht auf die Zeit Pius XI. Sie bezieht sich auf ein Gespräch des Apostolischen Delegaten mit Mar Ivanios und Mar James Kalachery und Fr.Placid (Sekretär) aus dem Jahre 1941 (am 3. und 4.Februar), also nach dem Pontifikat Pius XI. (Vgl. Cyril Mar Baselios, The Syro-Malankara Church, Trivandrum 2 1997, 209, Anm.5). Und Cyril Mar Baselios führt nicht an, welche 'corrections' hier gemeint sind und warum sie vorgenommen worden sind. Somit ist der Schluß von Jens Mersch nicht zwingend..
4) Jens Mersch erweckt in seinem Artikel (Seite 8f.) den Eindruck, es habe seit 1949 bei den Malankaren nur eine Anaphora gegeben, und zwar die des Mar Xystos mit "korrekten Wandlungsworten", wie er sich ausdrückt (Seite 9). Nun, das ist sicher falsch. Die katholischen Editionen der Syro-Malankaren (Ausgaben von Tiruvalla) umfassen (neben der Ausgabe von 1934) u.a.:
1948: eine syrische Ausgabe, die folgende 7 Anaphoren enthält (Jakobus, Mar Dionysios, Mar Ivanios, Mar Mathai Royo, Mar Xystos, St.Petrus, Zwölf Apostel);
1949: eine syrische Ausgabe mit Übersetzung in Malyalam, die nur die Anaphora von Mar Xystos enthielt (diese Ausgabe wurde mehrmals neu aufgelegt, so 1957, 1961 etc.). Und darauf bezieht sich Jens Mersch!
1956: eine syrische Ausgabe mit 21 Anaphoren (kleine Anaphora von Jakobus, Anaphora vom hl.Apostel Johannes, die kleine Anaphora des hl.Petrus, die Anaphora der Zwölf Apostel, des hl.Markus, des Mar Xystos, des Mar Dionysios Bar Salibi, des Mar Yahanan Bar Susan, des Mar Ivanios, des Mar Abraham Nahsirtono, des Mar Isaac, der Lehrer, des Mar Thoma Harkoyo, des Mar Mathai Royo, des Mar Eustathios, des Mar Lazar Sabato, des Mar Kurilos, des Mar Ignatios Nurono);
1968: eine syrische Ausgabe, die nur die Anaphora des hl. Xystos enthält,
1968: eine Ausgabe in Mayalam, die sechs Anaphoren enthält;
1972: eine Ausgabe in Mayalam mit neun Anaphoren (kleine Anaphora von Jakobus, Anaphora vom hl.Apostel Johannes, die Anaphora der Zwölf Apostel, des Mar Dionysios, des Mar Ivanios, des Apostelfürsten Petrus, des Mar Xystos, des Mar Eutstathios, der Lehrer).
Vgl. P.T. Givergis Paniker, The Holy Qurbono in the Syro-Malankara Church, in: John Madey, The Eucharistic Liturgy in the Christian East, Kottayam und Paderborn 1982, 133-171, hier 167-170