Lutheraner hat geschrieben:Luisa hat geschrieben:Bischof hat geschrieben:Was fasziniert denn am römisch-katholischen Eucharistieverständnis, wenn ich Fragen darf?
Wie gesagt, ich bin noch ganz am Anfang ... Ich kannte das Abendmahl bisher nur aus evangelisch-lutherischen Kirchen (im Kreis, mit Segen, das übriggebliebene Brot steht anschließend in der Küche rum) und Freikirchen (am Platz, meist stummes Weiterreichen). Ich fand das schon immer irgendwie unbefriedigend, ohne dass ich formulieren konnte warum. Als ich zum ersten Mal mit offenem Herzen (!) an einer Messe teilnahm, war mir klar, was fehlte ... Hier geschah ja etwas ganz anderes! Hier war Christus wirklich da. Und jedesmal wieder treibt es mich förmlich auf die Knie.
Interessant, meine Erfahrungen sind hier genau gegenteilig. In der evang.-luth. Kirche geschieht die Sakramentsausteilung mit viel mehr Erfurcht und Würde als in der Kath. Kirche. In der Kath. Kirche erlebe ich in den unterschiedlichsten Gemeinden fast nur das "Schlange stehen - Hostie in die Hand kriegen - in den Mund schieben und kauend (und manchmals auch sich unterhaltend) zum Platz laufen".
Ich der evang.-luth. Kirche wird das Sakrament in beiderlei Gestalt ausgeteilt, so wie der HErr es befohlen hat. In konservativeren Gemeinden empfängt man es kniend am Altar, in den meisten landeskirchlichen Gemeinden stehend im Kreis um den Altar. Auch letzteres habe ich meist sehr viel würdiger empfunden als die Kath. "Schlangenkommunion".
Zu welcher Landeskirche gehörst Du denn? Da gibt es leider einige, die nur noch dem Namen nach lutherisch sind. Bevor Du den Fehler machst, zur Kath. Kirche zu konvertieren - besuche mal bei einem Gottesdienst der
Selbständigen Evang.-Luth. Kirche. Schau mal
hier, vielleicht gibt es bei Dir in der Nähe eine Gemeinde? Gib Dir selbst diese Chance, bevor Du einen Weg einschlägst, der - aus meiner Sicht - falsch ist und Dich vom Glauben wegführen kann.
Dass die heutige praktizierte Form des Kommunionsempfanges infolge der Verwirrungen in der Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil auch ein Grund ist, weshalb die Ehrfurcht vor dem Leib Christi auch in der RKK stetig am abnehmen ist, wird so auch durchaus von katholischen Traditionalisten und Konservativen gesehen. Wo die gründliche Katechese über das Wesen und die Bedeutung des Sakramentes ausbleibt, die Hürden zur Teilnahme an der Kommunion faktisch abgeschafft worden sind (zumindest in der deutschen Alltagspraxis), dafür aber die Gemeinde nicht nur zur Teilnahme eingeladen wird, sondern sogar noch ein gewisser Teilnahmedruck herrscht, wird es zwangsläufig zu Missbräuchen kommen bzw. die Feier der Eucharistie wird zu einem schlichten immer wiederkehrenden Ritual.
In protestantischen Landeskirchen mag die Feier des Hl. Abendmahls vielleicht etwas ernsthafter wirken. Das wird aber auch damit zusammenhängen, dass dort das hl. Abendmahl zumeist nicht jeden Sonntag gefeiert wird, so dass Abendmahlsgottesdienste als etwas Besonderes wahrgenommen werden. Man darf aber auch nicht verkennen, dass wo das Hl. Abendmahl z. B. mit Traubensaft statt Wein gefeiert wird, aus (konservativer) ev.-luth. Sicht überhaupt kein gültiges Abendmahl zustande kommen kann. Das Gleiche gilt auch für Fälle, wo die Einsetzungsworte falsch oder unvollständig wiedergegeben werden. Denn wie heißt es in den BSLK bezugnehmend auf den Hl. Augustinus doch in etwa: Kommt das Wort zum Element, wird’s zum Sakrament.
Die SELK ist aus meiner Sicht für einen Landeskirchler dann eine gute Alternative, wenn er weiterhin überzeugter Lutheraner ist, ein konservatives Schrift- und Bekenntnisverständnis hat, er Wert auf Liturgie legt und Teil einer überschaubaren Gemeinde sein möchte, in der vor allem christliche und weniger weltliche, politische Themen im Vordergrund stehen. Für jemanden, der gänzlich vom Katholizismus überzeugt ist, kann die SELK natürlich nicht die passende Gemeinschaft sein. In diesem Fall sollte eher darüber nachgedacht werden, sich – sofern es die örtlichen oder zeitlichen Verhältnisse zulassen – eine der FSSP nahestehenden Gemeinde anzuschließen. So gibt es Pfarrgemeinden, in denen z. B. jeden Sonntag immer abends die Tridentinische Messe von einem FSSP-Paten gelesen wird. Auch wenn man mit dieser Messe weniger anfangen kann, so kann die Tatsache, dass mit FSSP-Paten zusammengearbeitet wird, zumindest ein Indiz für die konservativere Ausrichtung und Romtreue der Pfarrgemeinde sein.
Dass Problem, eine gute Gemeinde zu finden, dürfte heute nahezu jeder konservative Christ haben. So kann die FSSP eine Alternative für einen romtreuen Katholiken sein und die SELK für einen bekenntnistreuen Lutheraner. Man wird aber auch außerhalb der traditionell-orientierten Gemeinschaften, ob nun katholisch, lutherisch usw…, entsprechend der eigenen Glaubensüberzeugung geeignete Gemeinden finden können. Über das Internet sollte das heute zumindest möglich sei.
Jesus spricht: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Joh. 14,6)