Schuld und Sühne - Glauben Protestanten anders?

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overkott
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Schuld und Sühne - Glauben Protestanten anders?

Beitrag von overkott »

Die Frage nach Schuld und Sühne durchzieht nicht nur die Opfertheologie des Alten Bundes, sondern bestimmt auch den Anfang des Evangeliums. Reue geht der Taufe voraus ( wobei die Kindestaufe eine Sonderolle einnimmt ). Auch in der Theologie Jesu sowie seinen Zeichen und Wundern nimmt die Frage nach Schuld und Sühne eine zentrale Rolle ein. Das gilt etwa bei seinen Heilungen, die er mit der Vergebung von Sünden verbindet. Krankheit ist für ihn nicht länger Sündenstrafe. Gottes Wirken zeigt sich im Denken Jesu in der Heilung. Vergebung als persönliche Vorleistung vor der Vergebung durch den Vater im Himmel ist für ihn wesentlich. Und schließlich interpretiert er selbst seinen Tod als Opfer zur Vergebung der Sünden.

Das bestimmt natürlich auch das liturgische Geschehen im Gottesdienst. Wer die katholische Liturgie verstehen will, muss mit Jesus die ganze Bibel in den Blick nehmen. Darin entfalten sich nicht nur die Handlungen zeichenhaft. Der Glaube selbst ist weniger wörtlich, als vielmehr bildlich zu verstehen. Das gilt für Gottes Herrschaft im Bild des Staates bzw. des Reiches mitsamt seiner Lenkung durch den Herrn und seiner Gerichtsbarkeit am Jüngsten Tag, die gerechten Ausgleich herstellen soll und nicht einfach nur eine gnadenhafte Bestätigung der Sünder. Dem Bild der Gerichtsbarkeit entsprechen auch Orte der Belohnung und Bestrafung ( Himmel, himmlisches Jerusalem, Paradies, Feuersee ). Auch das Fegefeuer als Ort der Läuterung ist ein biblisches Motiv. Die allgemeine Auferstehung aller Toten ( nicht nur der Guten, sondern auch der Bösen ) ist die conditio sine qua non für die Gerichtsbarkeit. Auch hier glaubt die Kirche nicht an eine Auferstehung im materialistischen, sondern - wie Paulus ausführlich darstellt - im spirituellen Sinn. Auch beim Jüngsten Gericht geht es um Schuld und Sühne.

Probleme mit dieser eschatologischen Vision von der Auferstehung, dem Gericht, Himmel, Hölle und Fegefeuer haben diejenigen, die den Glauben 1. wörtlich nehmen, 2. egozentrisch nur um sich selbst Angst vor dem Tod haben und 3. auch nicht am gerechten Ausgleich, sondern nur an Gnade für sich selbst interessiert sind.

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Sarandanon
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Re: Schuld und Sühne - Glauben Protestanten anders?

Beitrag von Sarandanon »

overkott hat geschrieben:Probleme mit dieser eschatologischen Vision von der Auferstehung, dem Gericht, Himmel, Hölle und Fegefeuer haben diejenigen, die den Glauben 1. wörtlich nehmen, 2. egozentrisch nur um sich selbst Angst vor dem Tod haben und 3. auch nicht am gerechten Ausgleich, sondern nur an Gnade für sich selbst interessiert sind.
1. Das sind übrigens alles Punkte, die genauso auf jemanden zutreffen könnten, der Schuld und Sühne römisch auslegt. Das legt doch das unsinnige Ablasswesen offen an den Tag.

2. Was meinst Du mit den Glauben wörtlich nehmen? Alles pauschal, nur partiell? Nimmst Du Deinen Glauben nicht wörtlich?
Dich, o Herr, kann nur verlieren, wer dich verlässt.
(Augustinus Aurelius)

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Sarandanon
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Re: Schuld und Sühne - Glauben Protestanten anders?

Beitrag von Sarandanon »

Na, overkott, kein Interesse an diesem Deinen zu den unzählig eröffneten Fäden gehörenden Thema?

Nothing heard - out!
Zuletzt geändert von Sarandanon am Donnerstag 11. September 2014, 22:27, insgesamt 1-mal geändert.
Dich, o Herr, kann nur verlieren, wer dich verlässt.
(Augustinus Aurelius)

Tinius
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Re: Schuld und Sühne - Glauben Protestanten anders?

Beitrag von Tinius »

Sarandanon hat geschrieben:Na, overkott, kein Interesse an diesem Deinen zu den unzählig eröffneten Fäden gehörenden Thema?

Nothin heard - out!

Hängt wahrscheinlich davon ab, ob er Zugang zum Internet hat.

Pollux
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Re: Schuld und Sühne - Glauben Protestanten anders?

Beitrag von Pollux »

Auferstehung der Toten, also auch der Bösen zum jüngsten Gericht meint nach der ursprünglichen älteren Version die Auferstehung des Fleisches, also Auferstehung im materiellen Sinn. Die Auferstehung ist demnach nicht nur spirituell zu verstehen.Aber wir wissen es nicht wirklich.Wohl aber ist Bestandteil des Glaubens das Wissen um das Jüngste Gericht wie es im NT bezeugt ist.

Pollux
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Re: Schuld und Sühne - Glauben Protestanten anders?

Beitrag von Pollux »

Natürlich glauben Protestanten im Hinblick auf Schuld und Sühne anders als Katholiken.Worin aber die Unterschiede im Einzelnen bestehen, das könnte in diesem thread herausgearbeitet werden.Es trifft zumindest wohl das Jesus Wort zu: "NIemand ist vollkommen denn unser Vater im Himmel" bzw. das Pauluswort: "Wir sind allzumal Sünder und ermangeln des Ruhms vor dem Herrn.".

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overkott
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Re: Schuld und Sühne - Glauben Protestanten anders?

Beitrag von overkott »

Die Gleichheit in der Anfälligkeit für Sünde zu denken, entspricht sicher der Demutshaltung, wie sie in Phil 2,5-6 zum Ausdruck kommt. Aus dieser Demut kann dann auch die gnädige Nachsicht bei reumütiger Umkehr erfolgen. Wer selbst umkehrt und Gnade gewährt, wird auch bei Gott unserm Vater im Himmel nicht in Ungnade fallen.

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