Lioba hat geschrieben:Das Thema Filioque hat allerdings schon einen eigenen Strang.Ich würde es daher erst mal aussen vor lassen.
Auch einige andere Punkte sind schon mal diskutiert worden, es wäre sinnvoll, die betreffenden Stränge zu verlinken und zu schauen, was schon da ist.
Die Bereiche Heiligenverehrung und Klöster finde ich interessant, weil es da durchaus Unterschiede im ev. Raum gibt und auch Entwicklungen.
Sehe ich auch so. Ich würde zwar darauf tippen, daß man bei der Behandlung der anderen Themen wieder auf einen Zusammenhang mit dem Filioque stößt, aber hier in abstrakter Form darauf rumzuklopfen macht bestimmt keinen Sinn.
Ich pick mir mal die Sache mit der
Willensfreiheit heraus.
In dem
von ad-fontes verlinkten Text, den mein Priester vor zwei Tagen als Gebet für mich gesprochen hat, finde ich dazu:
mache ihn zum kostbaren Gefäß und zur Wohnstätte deines Heiligen Geistes, auf daß er, durch denselben immerdar belehrt, deine heilsamen Gebote bewahre, und deinen guten, wohlgefälligen und vollkommenen Willen tuend, würdig befunden werde des Empfanges deiner himmlischen Güter mit allen, die dir Wohlgefallen haben, denn du bist der Gott der Gnade, Barmherzigkeit und Menschenliebe, und willst, daß alle Menschen errettet werden und dir senden wir den Lobpreis empor, dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste, jetzt und immerdar und in alle Ewigkeit.
Hier wird ausgedrückt, daß der Empfang der himmlischen Güter die Bewahrung der heilsamen Gebote Gottes voraussetzt, wodurch der Wille Gottes erfüllt wird. Gott will ja, daß wir ins Himmelreich kommen, weswegen Er uns auch die Gebote gegeben hat. Der Bewahrung der Gebote steht aber der menschliche Wille entgegen, solange er nicht "zum kostbaren Gefäß und Wohnstätte" des Heiligen Geistes geworden ist.
Im 1. Korintherbrief 3, 16 drückt der Hl. Paulus das so aus:
"Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?"
Und im darauf folgenden Vers schreibt er dann:
"Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben, denn der Tempel Gottes ist heilig; der seid ihr."
Das bedeutet, daß von der von Gott gewollten menschlichen Freiheit ja erst dann rechter Gebrauch gemacht wird, wenn Seine heilsamen Gebote bewahrt werden, was dem Menschen aber erst durch die Gnade des Heiligen Geistes möglich ist.
Was wäre die Entsprechung hierzu in der lutherischen Theologie?
(1) Der Grundsatz "Sola fide" kann es nicht sein, weil das ja nur als Gegenargument zu der geringschätzig als "Werksgerechtigkeit" bezeichneten Befolgung der Gebote Gottes dienen sollte.
(2) Die selbe Absicht verfolgt "Sola gratia", indem es ausdrückt, daß die Gnade Gottes dem Menschen nicht durch sein Handeln zuteil werden kann. Dem würde ich aber mit Lk. 11, 5-13 widersprechen, wo Christus dazu aufruft, den "Vater im Himmel" um die Gnade des Heiligen Geistes zu bitten und darauf zu vertrauen, daß Er uns nicht einen Skorpion oder eine Schlange anstelle des Geistes gibt.
(3) "Solus Christus" besagt, daß allein Christus mit Seiner Erlösertat das Heil des sündigen Menschen bewirke. Es ist zwar gut, daß hier auf Christus als Erlöser hingewiesen wird, aber der Mensch wird durch den Glauben an die Erlösertat ja nicht gleich zur Wohnstätte des Heiligen Geistes. Zeitlich gesehen steht Lk. 11,5-13 außerdem ja schon vor der Kreuzigung Christi und Seinem daran anschließenden Sieg über den Tod. Auch in Seinem Gespräch mit Nikodemus sagte Christus, daß der Mensch nur aus "Wasser und Geist" wiedergeboren werden kann, wobei "Wasser" auf die Buße und Taufe hinweist und der "Geist" auf die Gnade des Heiligen Geistes.
(4) Das vierte Prinzip ist "Sola Scriptura". Das hat gar nichts damit zu tun, wie der Mensch ins Himmelreich kommen kann. Es diente nur dazu, der RKK die Autorität beim Auslegen der Heiligen Schrift abzusprechen.
Es scheint, als hätte Luther bei (1), (2) und (3) den Heiligen Geist völlig vergessen. Grund dürfte gewesen sein, daß er sich allein auf Christus versteifte, weil er gemeint hatte, der Heilige Geist ließe sich auch aus dem Sohn irgendwie "ableiten".
Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. (Mt. 5, 37)
Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. (2. Kor. 10,4)