Neue Perikopenreihe

Rund um Anglikanertum, Protestantismus und Freikirchenwesen.
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ad-fontes
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Re: Neue Perikopenreihe

Beitrag von ad-fontes »

Wenn man so will: mal wieder weder Fisch, noch Fleisch!?
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

conscientia
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Re: Neue Perikopenreihe

Beitrag von conscientia »

Gestatten, ich bin ein mit dem Dreijahreslektionar geistlich groß gewordener Katholik, ich habe mich immer wieder, auch inwendig auswendig lernend, mit Schriftlesungen und Psalmen beschäftigt.
Es bleibt so vieles hängen, dass die Zeit nicht reicht, um hier alles aufzulisten.
Mir bereitet die Beschäftigung mit den Lesungen des Dreijahreszyklus große Freude, ich möchte sie nicht missen (zum Vergleich: das Einjahreslektionar der EKD ist doch ein wenig öde, oder?).
Bernardo hat geschrieben:Ich möchte noch etwas gegen Deine Vorstellung von "Verkürzung" einwenden. Prinzipiell ist die lateinische Liturgie bestrebt, die gottesdienstlichen Texte - auch und gerade die kürzesten Zwischentexte wie z.B. die Antiphonen - nicht neu zu erfinden, sondern aus der hl. Schrift zu "schöpfen". Da wird also nichts verkürzt, sondern da tritt die Liturgie als Menschenwerk hinter der hl. Schrift zurück.
Dass die lateinische Liturgie die gottesdienstlichen Texte nicht neu erfindet, ist mir klar.
@Bernardo, es geht jedoch kein Weg an der Tatsache vorbei, dass Texte aus der Hl. Schrift gekürzt sind. Ich werte dies als Verkürzung, Du nennst es "aus der Hl. Schrift 'geschöpft'". Ja meinetwegen, die Kürzung, die dem literarischen Werk mit seiner kunstvollen Sprachgestalt nicht angemessen ist, ist da.
Warum kommst Du darauf, zu sagen, "da" trete die Liturgie als Menschenwerk hinter der Hl. Schrift zurück?
Sollte die Kürzung - oder "Schöpfung" - etwa nicht Menschenwerk sein?

@ Ad-Fontes, das Missale 1570 ist ebenso das Werk einer Kommission wie das von 1970, und zwischen 1570 und 1970 haben so viele Päpste so vieles am Missale herumgeprokelt oder herumprokeln lassen (von Kommissionen), dass mir einfach nicht erlaube, zu sagen:
AF hat geschrieben:Wir haben nur diese und keine anderen Texte für das Meßoffizium empfangen.
Das verklärt zu viel von einer nicht immer verklärten Wirklichkeit.

Ich meine, Bernardo und AF, wenn Ihr die Liturgiegeschichte mit Wörtern so werten wollt - warum nicht? Für meinen Teil halte ich das für ein Schönreden.

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ad-fontes
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Re: Neue Perikopenreihe

Beitrag von ad-fontes »

conscientia hat geschrieben: das Missale 1570 ist ebenso das Werk einer Kommission wie das von 1970, und zwischen 1570 und 1970 haben so viele Päpste so vieles am Missale herumgeprokelt oder herumprokeln lassen (von Kommissionen).
Das halte ich für eine Schutzbehauptung, Nebelkerze o. ä.

Vielleicht sollte man das "wir" präzisieren. Du hast das Dreijahreslektionar "empfangen" und daraus geistlichen Gewinn gezogen. Das will ich nicht in Abrede stellen.

Von meiner Seite will ich dazu vereinfachend antworten: Für meinen runden Kopf ist mir das zu eckig.
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conscientia
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Re: Neue Perikopenreihe

Beitrag von conscientia »

War das nicht so, dass Du Altkatholik bist?
Dann musst Du Dich ohnehin nicht, wenn ich mit meiner Vermutung richtig liege, mit dem infalliblen Papistenlektionar herumärgern.
Oder hat Eure Abgefallenenmafia es mittlerweile eingeführt?

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Bernado
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Re: Neue Perikopenreihe

Beitrag von Bernado »

ad-fontes hat geschrieben: Für seine Außenseiterpositionen ist er ja bekannt, z.B. bzgl. der Datierung der Gelasiana s. VIII. Aber man liest ihn trotzdem mit Gewinn, oder wie denkst du über ihn?
Er ist zeitlich gesehen nach Jungmann der letzte, der mich interessiert. Bei den anderen komme ich nur mit Anstrengung über Inhaltsverzeichnis oder Vorwort hinaus - akademische Selbstbespiegelung der traurigsten Sorte, gemischt mit Opportunismus gegenüber der Zunft und Unverständnis gegenüber dem, worum es in der Liturgie geht. Deshalb lasse ich es meistens.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

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ad-fontes
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Re: Neue Perikopenreihe

Beitrag von ad-fontes »

conscientia hat geschrieben:War das nicht so, dass Du Altkatholik bist?
Dann musst Du Dich ohnehin nicht, wenn ich mit meiner Vermutung richtig liege, mit dem infalliblen Papistenlektionar herumärgern.
Oder hat Eure Abgefallenenmafia es mittlerweile eingeführt?
Ja.
Doch.
Ja, die haben's eingeschleppt, erst war sie nur geduldet; bis nach einer zweijährigen zweigleisigen Übergangszeit die neurömische Leseordnung verpflichtend wurde (1984) und den Vierjahreszyklus ersetze*.


*Der immerhin im Jahr 1. die unveränderte altrömische Leseordnung beinhaltete (seit 1960).
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Re: Neue Perikopenreihe

Beitrag von Bernado »

conscientia hat geschrieben:Ich meine, Bernardo und AF, wenn Ihr die Liturgiegeschichte mit Wörtern so werten wollt - warum nicht? Für meinen Teil halte ich das für ein Schönreden.
Das mag sein. Wir unterhalten uns hier eben von sehr verschiedenen Positionen aus. Ich halte die Liturgiereform insgesamt für eine Katastrophe und die Dreijahreslesordnung für eine doppelte: Erstens, weil sie unphysiologisch ist - kein Mensch erinnert sich in Dreijahreszyklen, und der Ausweg, an manchen Sonntagen zwar den nämlichen Bericht, aber jeweils von einem anderen Evangelisten zu nehmen, macht die Sache nicht besser. Und zweitens, und da sind wir bei Deinem Thema "kürzen", weil die Neue Leseordnung manche Texte bis zur Verfälschung kürzt: Da fallen Wunderberichte zwischen die Perikopen oder werden Stellen, die man dem zartbeseiteten Menschen des 20. Jh nicht zumuten will, schamhaft verschwiegen - selbst mitten in der Perikope. Das nenne ich "kürzen".

Dagegen hat das "Schöpfungsprinzip", von dem ich gesprochen hatte, mit "kürzen", so wie Du das verstehst, nicht das Geringste zu tun. Am leichtesten einsichtig wird das bei den Antiphonen der Psalmen im Brevier (im alten zumindest, aber das neue macht es wohl ähnlich). Viele Psalmen sind wegen ihres Gedankenreichtums, ihrer Vielschichtigkeit, aber auch wegen der Problematik ihrer Textentstehung nicht leicht verständlich, die meisten kann man auch in sehr verschiedener Hinsicht lesen. Deshalb gibt man ihnen seit Alters her Antiphonen bei, die in etwa die Funktion einer Einstimmung oder einer Zusammenfassung hinsichtlich eines Leitgedankens haben.

Wir Modernen würden vielleicht einen Vorspruch bauen: "Dieser Psalm drückt jenen Gedanken aus". Oder: "Wir lesen heute diesen Psalm unter jenem Aspekt". Und am Ende entsprechend: "Daraus halten wir diese eine Aussage für heute fest". Etwa so, wie man das mit Powerpoint machen würde.

Die lateinische Liturgie macht das anders. Manchmal nimmt sie aus der hl. Schrift irgendeinen Satz, der ein Thema, einen Gedanken des Psalms anklingen läßt, und stellt ihn als Antiphon dazu. Damit werden die Gedanken des Lesers dahin gelenkt, den Psalm in einer bestimmten Perspektive zu sehen. Oder z.B. heute nimmt die Liturgie den Bericht des Lukas über die Darstellung im Tempel, teilt ihn leicht redigiert in 5 Abschnitte und schiebt diese Abschnitte zwischen die von den Marienfesten genommenen Psalmen. Damit werden diese Psalmen ohne Herstellung eines unmittelbaren Sinnzusammenhanges auf der Wortebene dennoch eingewoben in den Festgedanken - der Leser/Beter kann selbst frei assoziierend Verbindungen herstellen.

Da kann man nun wirklich nicht sagen, es handle sich um "gekürzte" Abschnitte aus Lukas. Wenn man so will, ist das sogar noch ein viel moderneres Verfahren als Powerpoint mit einer Folie hinter der anderen - das Brevier betreibt Multitasking oder stellt Hyperlinks her, indem es die beiden Stränge des Evangelienberichtes und der Psalmodie nebeneinander und parallel herlaufen läßt.
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Re: Neue Perikopenreihe

Beitrag von conscientia »

Vierjahreszyklus?
War der für Dich nicht noch grausiger?

Schlaft gut!
c.
Zuletzt geändert von conscientia am Mittwoch 3. Februar 2010, 00:29, insgesamt 1-mal geändert.

conscientia
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Re: Neue Perikopenreihe

Beitrag von conscientia »

@Bernardo,

eben noch die Meldung meinerseits: Man müsste darüber sprechen, welche Texte man meint.
Das von Dir geschilderte Verfahren ist klar.
Mir geht es einzig um die als Schriftlesungen deklarierten Perikopen in der Sonn- und Festtagsmessfeier, die Antwortpsalmen und die fortlaufende Rezitation des Psalteriums im Stundengebet. Diese Texte sollten meines Erachtens unverkürzt vorgetragen werden, das gilt meines Erachtens auch für eine Bahnlesung in Sonntagsmessfeiern, wenn man sie denn ansetzt (wie es das Dreijahreslektionar getan hat).

Für irgendwelche Prozessionsgesänge in der Messfeier liegen die Verhältnisse anders.

Im Übrigen denkt man schnell in 3-Jahres-Zyklen: 3 Jahre Unter-, Mittel- und Oberstufe usw.
Drei Jahre des öffentlichen Wirkens Jesu...
Mein Heimatpfarrer sagte alle drei Jahre: Wie schnell drei Jahre vergehen!

Jetzt ab ins Bett!

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Re: Neue Perikopenreihe

Beitrag von ad-fontes »

Hier ließ man etwas intakt und fügte etwas neues - für die drei folgenden Jahre - hinzu.

Bei der neurömischen Leseordnung (wie deren Liturgie insgesamt) rollte erst das Sprengkommando an, um anschließend aus den Trümmern einen 70er Jahre Flachdachneubau zu machen.


Für mich ist das museal, nicht das, was seit 1500 Jahren Bestand hat.
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Re: Neue Perikopenreihe

Beitrag von Bernado »

conscientia hat geschrieben:@Bernardo,
Mir geht es einzig um die als Schriftlesungen deklarierten Perikopen in der Sonn- und Festtagsmessfeier, die Antwortpsalmen und die fortlaufende Rezitation des Psalteriums im Stundengebet. Diese Texte sollten meines Erachtens unverkürzt vorgetragen werden, das gilt meines Erachtens auch für eine Bahnlesung in Sonntagsmessfeiern, wenn man sie denn ansetzt (wie es das Dreijahreslektionar getan hat).
Ja - aber genau da stehst Du auf einem bereits gesunkenen Schiff. Im neuen Brevier sind erstmals die Psalmen gekürzt worden - einige (sog. Fluchpsalmen) sind ganz ausgelassen worden, andere um anstößige Zeilen gekürzt worden.

Im neuen Lektionar geht es ähnlich zu: Es zensiert die hl. Schrift in geradezu skandalöser Weise. Ein paar frappierende Beispiele hat dieser Artikel in Summorum-pontificum.de zusammengestellt - zweite Hälfte des recht langen Textes.
Zuletzt geändert von Bernado am Mittwoch 3. Februar 2010, 10:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Neue Perikopenreihe

Beitrag von conscientia »

Dessen bin ich mir bewusst.

Nur, Bernardo, die Auftraggeber der Kommissionäre von 1970 werden Dir sagen: Da ist nichts gekürzt (und schon gar nicht verkürzt), sondern alles ist unter Leitung des Hl. Geistes, der uns kraft der Autorität des hl. apostolischen Stuhls gegeben ist, aus dem Schatz der Hl. Schrift geschöpft, um diesen Schatz für die Gläubigen weiter zu öffnen.
Etc. etc.

In Bezug auf die Liturgiereform von 1970 würdest Du sagen: kirchenamtliches Gelaber,

wenn ich das gleiche Argument ("kirchenamtliches Gelaber") (oder ein ähnliches) für die Missale-Reformen (oder Liturgiereformen) zwischen 1570 und 1970 anbringe, handelt es sich um eine "Nebelkerze". Ja was denn?
ad-fontes hat geschrieben:Neue Perikopenreihe
conscientia hat geschrieben:
das Missale 1570 ist ebenso das Werk einer Kommission wie das von 1970, und zwischen 1570 und 1970 haben so viele Päpste so vieles am Missale herumgeprokelt oder herumprokeln lassen (von Kommissionen).

Das halte ich für eine Schutzbehauptung, Nebelkerze o. ä.

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Re: Neue Perikopenreihe

Beitrag von Bernado »

conscientia hat geschrieben:Dessen bin ich mir bewusst.

Nur, Bernardo, die Auftraggeber der Kommissionäre von 1970 werden Dir sagen: Da ist nichts gekürzt (und schon gar nicht verkürzt), sondern alles ist unter Leitung des Hl. Geistes, der uns kraft der Autorität des hl. apostolischen Stuhls gegeben ist, aus dem Schatz der Hl. Schrift geschöpft, um diesen Schatz für die Gläubigen weiter zu öffnen.
Etc. etc.
Tschulligung, aber das ist unter Niveau. Das Lektionar (und das Konzil) sagen: Den Tisch des Wortes reicher bereiten. Und dann wird sinnverkehrend gekürzt.

Die Antiphonen sagen nicht: Wir sind Gottes Wort. Sie sind ganz klar ergänzende Zutaten zu den inspirierten Psalmen. Aber selbst diese "schöpft" (nicht "schafft") die Tradition aus der Fülle der hl. Schrift. Ohne dafür irgendeine Inspiration in Anspruch zu nehmen.

conscientia hat geschrieben:das Missale 1570 ist ebenso das Werk einer Kommission wie das von 1970, und zwischen 1570 und 1970 haben so viele Päpste so vieles am Missale herumgeprokelt oder herumprokeln lassen (von Kommissionen).
Wenn du den Unterschied nicht siehst zwischen der im Auftrag von Pius V. festgestellten authentischen Fassung des Missale romanum (sie sieht fast genauso aus wie das 100 Jahre ältere der "consuetudinis romanae) und der grundstürzenden Überarbeitung unter Paul VI. lohnt sich die Diskussion nicht.

Wenn Du den Unetrschied nicht siehst zwischen der auch von den Wissenschaftlern Pius' V. unangetasteten Übernahme des überlieferten Canon Romanus (er wurde seit Menschengedenken überhaupt nur einmal verändert, und zwar 1961 durch die Einfügung des hl. Joseph unter Johannes XXIII.) und dessen rechtlicher Fakultativstellung und faktischer Abschaffung durch Paul VI., ist die Diskussion sinnlos.

Wenn Du den Unterschied nicht siehst zwischen einer Ergänzung des Missale durch Formulare für "neue Heilige" (streng nach dem alten Muster und Vorbild) und seinem Grundstürzenden Umbau - unter anderem durch Aufnahme neuer Opferungsgebete aus einer nachchristlichen jüdischen Gebetstradition - dann ist mit Deinen Augen etwas nicht in Ordnung.

Ich erwarte ja nicht, daß Du meine Ansicht übernimmst; aber die Fakten zu Kenntnis nehmen solltest Du halt schon.
Zuletzt geändert von Bernado am Mittwoch 3. Februar 2010, 10:14, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Neue Perikopenreihe

Beitrag von Bernado »

Mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber auf Summorum-Pontificum.de zitiere ich hier die passenden Ausführungen aus dem dortigen Artikel über das lektionar:
Das Thema kann hier nicht erschöpfend dargestellt werden, zumal die Situation dadurch kompliziert wird, daß die Streichungen gelegentlich nur in den Kurzfassungen auftreten, die einigen Texten beigegeben sind – doch in der Praxis werden natürlich diese Kurzfassungen bevorzugt. In anderen Fällen werden Streichungen dadurch verschleiert, daß die gestrichenen Stellen zwischen die Perikopen fallen. Einige wenige Beispiele für echte Streichungen im deutschsprachigen Lektionar müssen genügen.

A-B-C, Fest der hl. Familie, Evangelium Mt 2, 13-15, 19-23
Die gestrichenen Verse 16-18 enthalten den Bericht über den Kindermord von Bethlehem

A-B-C, Fest d. Taufe des Herrn Evangelium Lk 3, 15-16, 21-22
Die gestrichenen Verse enthalten den Hinweis auf die Spreu, die im ewigen Feuer verbrannt wird, (17) und die Mitteilung, daß Herodes den Johannes verhaften ließ (19,20)

A-B-C, Pfingstmontag 1. Lesung Apg 10, 34a.42-48
Die gestrichenen Verse enthalten die wichtige Einleitung, daß Jesus das Evangelium den Juden gepredigt und sie ihn dafür gekreuzigt haben

A, 20. Sonntag im JK, Röm 11, 13-15.29-32
Gestrichen wurde wichtiges zum Verhältnis Judentum-Christentum, darunter auch die Passagen, auf denen die neue Karfreitagsfürbitte für den alten Ritus beruht.

B, 22. Sonntag im JK, Mk 7, 1-8.14-15.21-23
Die gestrichenen Stellen enthalten u.a. einen Bericht über eine Dämonenaustreibung sowie darüber, daß Herodes Johannes den Täufer festsetzen und töten ließ

Am härtesten aber ist zweifellos diese Kürzung aus C, 7. Sonntag in der Osterzeit, Offb. 22,12-14.16-17.20. Die Stelle soll daher hier ganz wiedergegeben werden, die Kürzungen sind fett gekennzeichnet.

Zitat: (12) Siehe, ich komme bald, und mit mir bringe ich den Lohn, und ich werde jedem geben, was seinem Werk entspricht. (13) Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende. (14) Selig, wer sein Gewand wäscht: Er hat Anteil am Baum des Lebens, und er wird durch die Tore in die Stadt eintreten können. (15) Draußen bleiben die Hunde und die Zauberer, die Unzüchtigen und die Mörder, die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut. (16) Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt als Zeugen für das, was die Gemeinden betrifft. Ich bin die Wurzel und der Stamm Davids, der strahlende Morgenstern. (17) Der Geist und die Braut aber sagen: Komm! Wer hört, der rufe: Komm! Wer durstig ist, der komme. Wer will, empfange das Wasser des Lebens als Geschenk. (18) Ich bezeuge jedem, der die prophetischen Worte dieses Buches hört: Wer etwas hinzufügt, dem wird Gott die Plagen zufügen, von denen in diesem Buch geschrieben steht. (19) Und wer etwas wegnimmt von den prophetischen Worten dieses Buches, dem wird Gott seinen Anteil am Baum des Lebens und an der heiligen Stadt wegnehmen, von denen in diesem Buch geschrieben steht. (20) Er, der dies bezeugt, spricht: Ja, ich komme bald. - Amen. Komm, Herr Jesus!

Man sieht - es erfordert schon einigen Wagemut, um das Evangelium ganz unbelastet von jeder „Drohbotschaft“ zur „Frohbotschaft“ werden zu lassen.

Nur als über das Lektionar hinausweisende Randbemerkung sei hier darauf hingewiesen, daß daß die politisch korrekte Zensur bei der Neukompilatiom der „Liturgia horarum“ sogar den Psalter nicht verschont hat. Seit weit über 2000 Jahren beteten Juden und dann auch die Christen den Psalter mit 150 Psalmen – das reformierte Brevier (hier ausgewertet die lateinische Editio Typica von 1972) hat nur noch 147 Gesänge. Die in der Wortwahl zarten Gemütern möglicherweise tatsächlich etwas „unsensibel“ erscheinenden Psalmen 57, 82 und 108 fehlen ganz, 77, 104 und 105 dürfen nur noch je einmal im Jahr in der Fastenzeit vorkommen. Gottes Wort – zu hart für unsere Zeit?

Inwieweit die Neuordnung der Liturgie also den einleitend zitierten Auftrag des 2. Vatikanischen Konzils erfüllt hat, muß als höchst zweifelhaft erscheinen. Alles spricht dafür, daß wir auch in diesem Punkt noch davor stehen, den tatsächlichen Auftrag der Väter – unter Anwendung der seither gewonnenen Einsichten – zu erfüllen. Jeder Versuch zur einfachen Übertragung des neuen Lektionars in den alten Ritus erscheint von daher sehr problematisch.
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Re: Neue Perikopenreihe

Beitrag von conscientia »

Bernado hat geschrieben:
[...]
conscientia hat geschrieben:das Missale 1570 ist ebenso das Werk einer Kommission wie das von 1970, und zwischen 1570 und 1970 haben so viele Päpste so vieles am Missale herumgeprokelt oder herumprokeln lassen (von Kommissionen).
Wenn du den Unterschied nicht siehst zwischen der im Auftrag von Pius V. festgestellten authentischen Fassung des Missale romanum (sie sieht fast genauso aus wie das 100 Jahre ältere der "consuetudinis romanae) und der grundstürzenden Überarbeitung unter Paul VI. lohnt sich die Diskussion nicht.

Wenn Du den Unterschied nicht siehst zwischen der auch von den Wissenschaftlern Pius' V. unangetasteten Übernahme des überlieferten Canon Romanus (er wurde seit Menschengedenken überhaupt nur einmal verändert, und zwar 1961 durch die Einfügung des hl. Joseph unter Johannes XXIII.) und dessen rechtlicher Fakultativstellung und faktischer Abschaffung durch Paul VI., ist die Diskussion sinnlos.

Wenn Du den Unterschied nicht siehst zwischen einer Ergänzung des Missale durch Formulare für "neue Heilige" (streng nach dem alten Muster und Vorbild) und seinem Grundstürzenden Umbau - unter anderem durch Aufnahme neuer Opferungsgebete aus einer nachchristlichen jüdischen Gebetstradition - dann ist mit Deinen Augen etwas nicht in Ordnung.

Ich erwarte ja nicht, daß Du meine Ansicht übernimmst; aber die Fakten zu Kenntnis nehmen solltest Du halt schon.
Hervorhebung von mir (c.): ansonsten gilt dieses auch für Dich!
Zuletzt geändert von conscientia am Mittwoch 3. Februar 2010, 14:47, insgesamt 1-mal geändert.

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Lioba
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Re: Neue Perikopenreihe

Beitrag von Lioba »

Achtet bitte beim zitieren darauf, dass es übersichtlich bleibt und die Länge des Zitats in einigermassen sinnvollem Verhältnis zur Länge des eigenen Beitrags steht.
Im Übrigen sind wir jetzt vom Vergleich lutherisch/katholisch wieder in römische Interna gerutscht.
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
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Re: Neue Perikopenreihe

Beitrag von Bernado »

Lioba hat geschrieben:Im Übrigen sind wir jetzt vom Vergleich lutherisch/katholisch wieder in römische Interna gerutscht.
sind wir? Ich stand unter dem Eindruck (einige) Protestanten übernehmen das neue römische Lektionar - und verteidigen es mit Bezug auf die Autorität des lehramtes gegen die katholischen Tradition.
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Re: Neue Perikopenreihe

Beitrag von Lioba »

Die Wege der EKD sind unergründlich :roll:- aber stets um political correctness (gegenüber der Welt)
bemüht. So richtig versteh ich nicht, warum da überhaupt was Neues hermusste- allerdings wenn die Predigt nix taugt ist es auch schon egal worüber gepredigt wird.
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
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Re: Neue Perikopenreihe

Beitrag von conscientia »

So besser?

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Re: Neue Perikopenreihe

Beitrag von ad-fontes »

Bernado hat geschrieben: "schöpft"
Wie ein Goldwäscher. Das ist etwas anderes als "konstruieren."

Auch das Hinzufügen weiterer Lesereihen im traditionellen Schema Epistel-Evangelium ist etwas anderes als einen Lesezyklus komplett neu aus dem Boden zu stampfen.

Um zu den Evangelischen zurückzukommen: Ich finde es auch keine elegante Lösung, die Bibelstelle, über die gepredigt wird, von den anderen Lesungen zu isolieren und von der Kanzel aus zu verkündigen*, während die zuvor vorgetragenen Perikopen quasi in der Luft hängen bleiben.

*Und wenn diese aus den Evangelien ist, wird dabei gesehen und die Akklmationen entfallen, richtig?
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Re: Neue Perikopenreihe

Beitrag von Lutheraner »

ad-fontes hat geschrieben:Um zu den Evangelischen zurückzukommen: Ich finde es auch keine elegante Lösung, die Bibelstelle, über die gepredigt wird, von den anderen Lesungen zu isolieren und von der Kanzel aus zu verkündigen*, während die zuvor vorgetragenen Perikopen quasi in der Luft hängen bleiben.
Wo gibt es denn so etwas?
ad-fontes hat geschrieben:*Und wenn diese aus den Evangelien ist, wird dabei gesehen und die Akklmationen entfallen, richtig?
Akklamationen nach Lesungen sind in den Landeskirchen sowieso seltene Ausnahmen.
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"

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Re: Neue Perikopenreihe

Beitrag von Lioba »

@Conscientia- war nicht bös gemeint, aber dein letztes posting in der ursprgl Form war einfach unübersichtlich geworden. :)
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
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Re: Neue Perikopenreihe

Beitrag von Lioba »

Habe nochmal gründlich in Allons Link gestöbert und meine, dass die ganze Sache nicht die reale Situation in den Gemeinden im Auge hat. :nein: Die stärkere Berücksichtigung des AT bei einem Kirchenvolk, dass kaum noch mit dem NT vertraut ist halte ich für verfehlt. Die, die noch regelmässig zu den Gottesdiensten erscheinen gehören vorwiegend zum evangelikalen Flügel und haben bis zum Ende ihres Erdenlebens sowieso die ganze Heilige Schrift mehrmals ganz gelesen- auch ohne die Bemühungen des Herrn Pastors.
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Re: Neue Perikopenreihe

Beitrag von Galilei »

conscientia hat geschrieben:Mir bereitet die Beschäftigung mit den Lesungen des Dreijahreszyklus große Freude
Mir auch! :ja:
Benedikt XVI. [i](Sacramentum Caritatis)[/i] hat geschrieben:Dort, wo die Priester und die für die liturgische Pastoral Verantwortlichen sich bemühen, die gültigen liturgischen Bücher und die entsprechenden Vorschriften bekannt zu machen und den großen Reichtum der Allgemeinen Einführung in das Römische Meßbuch und der Leseordnung für die Feier der heiligen Messe hervorheben, gereicht das der Eucharistiefeier sehr zum Vorteil. In den kirchlichen Gemeinschaften setzt man deren Kenntnis und rechte Wertschätzung wahrscheinlich voraus, doch oft zu Unrecht. In Wirklichkeit sind es Texte, welche Schätze enthalten, die den Glauben und den Weg des Gottesvolkes in den zweitausend Jahren seiner Geschichte bewahren und darstellen.

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Re: Neue Perikopenreihe

Beitrag von Allons »

Lioba hat geschrieben:Die, die noch regelmässig zu den Gottesdiensten erscheinen gehören vorwiegend zum evangelikalen Flügel und haben bis zum Ende ihres Erdenlebens sowieso die ganze Heilige Schrift mehrmals ganz gelesen- auch ohne die Bemühungen des Herrn Pastors.
Also ersteres stimmt in dieser Pauschalierung schon mal überhaupt nicht - letzteres steht einer stärkeren Berücksichtigung des AT nicht entgegen, im Gegenteil. Es macht keinen Sinn, das AT zu vernachlässigen, weil die Besucher angeblich schon das NT kaum kennen. Wolle Gott dass eine stärkere Berücksichtigung des AT in der Predigt dazu führt, dass es besser verstanden und umso lieber gelesen wird.

HG, Allons!

Allons
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Re: Neue Perikopenreihe

Beitrag von Allons »

ad-fontes hat geschrieben:Um zu den Evangelischen zurückzukommen: Ich finde es auch keine elegante Lösung, die Bibelstelle, über die gepredigt wird, von den anderen Lesungen zu isolieren und von der Kanzel aus zu verkündigen*, während die zuvor vorgetragenen Perikopen quasi in der Luft hängen bleiben.
Als Lesungen sind vorgesehen: Evangelium, Epistel, AT und zu jeder dieser gibt es mindestens ein Kirchenjahr, in dem dieser Text zugleich Predigttext ist. Zumindestens im Predigtjahr 1 (2009) und 2 (2010) sind die Predigttexte also eh Teil der Lesungen und werden je nach Vertrauen in den Geisteszustand der Gemeinden vom Prediger nochmals vorgelesen oder nicht. Ab 2011 wirds mühsam weil man sich da entscheiden muss ob vom Lektionar oder von der Kanzel gelesen wird. Eine grand unified solution gibts da nicht, man kann zwar über alles predigen aber nicht über 20 Min.
Lutheraner hat geschrieben:Akklamationen nach Lesungen sind in den Landeskirchen sowieso seltene Ausnahmen.
Was meinst Du mit Akklamationen? Etwa so?
oTTo hat geschrieben: Paulus schrieb an die Apatschen, ihr sollt nicht nach der Predigt klatschen.
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Lioba
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Re: Neue Perikopenreihe

Beitrag von Lioba »

@ Allons
Ich überlege einfach, was das Ziel dieser Änderung ist.
Interessant die Überlegung, bei der Aufteilung und der Begrifflichkeit bzgl des AT stärker die jüdischen Wurzeln zu berücksichtigen. Das ist nicht an sich schlecht, aber wir kommen nicht darum herum dass Juden und Christen eine verschiedene redaktionelle Tradtion haben. Es ist bestimmt gut darüber miteinander zu reden und voneinander zu lernen. Im Grunde ist das für mich der interessanteste Aspekt der Sache.
Die Aufstellung der Perikopenreihe sollte aber durch mehr begründet werden als den Wunsch dem AT mehr Gewicht zu verleihen.
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
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Galilei
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Re: Neue Perikopenreihe

Beitrag von Galilei »

Allons hat geschrieben:
ad-fontes hat geschrieben:Um zu den Evangelischen zurückzukommen: Ich finde es auch keine elegante Lösung, die Bibelstelle, über die gepredigt wird, von den anderen Lesungen zu isolieren und von der Kanzel aus zu verkündigen*, während die zuvor vorgetragenen Perikopen quasi in der Luft hängen bleiben.
Als Lesungen sind vorgesehen: Evangelium, Epistel, AT und zu jeder dieser gibt es mindestens ein Kirchenjahr, in dem dieser Text zugleich Predigttext ist. Zumindestens im Predigtjahr 1 (2009) und 2 (2010) sind die Predigttexte also eh Teil der Lesungen und werden je nach Vertrauen in den Geisteszustand der Gemeinden vom Prediger nochmals vorgelesen oder nicht. Ab 2011 wirds mühsam weil man sich da entscheiden muss ob vom Lektionar oder von der Kanzel gelesen wird. Eine grand unified solution gibts da nicht, man kann zwar über alles predigen aber nicht über 20 Min.
Ich nehme mal an, diese Aussage bezieht sich auch die derzeitige Praxis und nicht auf den neuen Vorschlag. (Warum muss denn 2011 evtl. von der Kanzel gelesen werden?)
Bei dem verlinkten Dokument zweifle ich immer noch daran, dass an der Abfolge AT - Epistel - Evangelium festgehalten wird. Leider hat KatholischAB noch nicht auf meinen Einwand dazu geantwortet.

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Galilei
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Re: Neue Perikopenreihe

Beitrag von Galilei »

Allons hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:Akklamationen nach Lesungen sind in den Landeskirchen sowieso seltene Ausnahmen.
Was meinst Du mit Akklamationen? Etwa so?
oTTo hat geschrieben: Paulus schrieb an die Apatschen, ihr sollt nicht nach der Predigt klatschen.
HG, Allons!
Akklamationen im katholischen Wortgottesdienst:
  • nach der ersten und der zweiten Lesung: Lektor: »Verbum Domini.« – Volk: »Deo gratias.« (dt. »Wort des lebendigen Gottes.« – »Dank sei Gott.«)
  • vor dem Evangelium: Diakon: »Dominus vobiscum.« – Volk: »Et cum spiritu tuo.« – Diakon: »Lectio sancti Evangelii secundum N.« – Volk: »Gloria tibi, Domine.« (dt. »Der Herr sei mit euch.« – »Und mit deinem Geiste.« – »Aus dem heiligen Evangelium nach N.« – »Ehre sei dir, o Herr.«)
  • nach dem Evangelium: Diakon: »Verbum Domini.« – Volk: »Laus tibi, Christe.« (dt. »Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.« – »Lob sei dir, Christus.«)

Allons
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Re: Neue Perikopenreihe

Beitrag von Allons »

Lioba hat geschrieben:Die Aufstellung der Perikopenreihe sollte aber durch mehr begründet werden als den Wunsch dem AT mehr Gewicht zu verleihen.
Das würde mich ja auch interessieren, plöderweise kommt man vor lauter Kreuzgang lesen nicht mehr zu den Originalen :breitgrins:

HG, Allons!

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Re: Neue Perikopenreihe

Beitrag von Allons »

Galilei hat geschrieben:.Ich nehme mal an, diese Aussage bezieht sich auch die derzeitige Praxis und nicht auf den neuen Vorschlag. (Warum muss denn 2011 evtl. von der Kanzel gelesen werden?)
Muss es nicht, die Lesungen werden ja grundsätzlich am Pult durchgeführt, nur 2009 + dieses Jahr braucht man den Predigttext nicht nochmal extra innerhalb der Predigt zu erwähnen weil er eh Teil der Lesung ist. Unsere Pfarrerin brachte es letztes Jahr regelmäßig fertig, den Predigttext gefühlt drei Minuten nach der Evangeliumslesung nochmals komplett vorzulesen. Nach fünfmaliger Aufforderung dieses zu unterlassen sprang beim sechsten Mal unserem GKR- Vorsitzenden ein kleines Drähtchen ausm Schädel :motz: :motz:
:kugel:

Herzlichen Dank für Deine Erklärung der Akklamation.

HG, Allons!

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Lioba
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Re: Neue Perikopenreihe

Beitrag von Lioba »

Och, der grösste Teil des Textes besteht ja aus Modellen für die Ordnung, das erklärende Drumherum findest du hauptsächlich auf den ersten und letzten beiden Seiten .
Allerdings habe ich auch den Eindruck, dass nicht mehr gesichert ist, dass immer Evangelium und Epistel gelesen werden. Es soll im Prinzip immer eine ( oder mindestens eine ?) Lesung aus AT und NT erfolgen, die dritte dann aus AT oder NT. Da kann es genauso gut passieren, dass du eine Lesung aus dem Buch der Könige hast,einen Psalm und dann entweder Evangelium oder Epistel.

Es wird also die verbindliche Ordnung- AT, Epistel, Evangelium aufgegeben.
Zur Predigt: alle vorgeschlagenen Texte sollen innerhalb eines Fünf-Jahres-Zyklus drankommen können.
Besonders stringent- je ein Jahr für die Fünf Bereiche
1 Jahr Thora, 1 Jahr Evangelium, 1 Jahr Propheten, 1 Jahr Epistel, 1 Jahr Schriften
Als dagegen besonders abwechslungsreich gepriesen- das Gleiche im wöchentlichen Wechsel, ein
Fünf-Wochen Turnus, 1. Woche Thora, 2. Woche Evangelium usw.

Die Verschiebung in der Gewichtung AT-NT kann also schon gewaltig werden.
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
M. v. Ebner- Eschenbach

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