Ich möchte gerne auf deine Frage zu den Konsequenzen unterschiedlicher Vorstellungen was die Schrift mit "rechtfertigen" meint, eingehen. Ich habe unsere Beiträge hierher kopiert, da zum einen die Frage vom Thema des anderen Threads abweicht, und zum anderen ich deine Frage offen beantworten möchte ohne gleich wieder Anstoß zu geben.
TillSchilling hat geschrieben: Der Apostel Paulus sagt in Römer 3, 26
- entweder, daß Gott den, der des Glaubens an Jesum ist, gerecht erklärt, so wie ein Angeklagter vor einem Gericht als unschuldig erklärt wird,
- oder der Apostel sagt, daß " Gott uns der Gerechtigkeit Gottes gleichförmig werden läßt, der uns durch die Macht seiner Barmherzigkeit innerlich gerecht macht." http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_P74.HTM
Das sind die Aussagen der beiden Bekenntnisse.
Lutheraner hat geschrieben:
Ich frage mich auch, ob man sich hier 100%ig einig sein muss, sofern beide Ansichten zu keinen unterschiedlichen Konsequenzen beim Gläubigen führen.)
TillSchilling hat geschrieben: Hier, bei der Frage schon. An diesem Glaubensartikel hängt alles. Wie es gehen könnte, daß die unterschiedlichen Konsequenzen nicht zwangsläufig da wären, ist mir nicht verständlich.
Lutheraner hat geschrieben: Was sind denn Deiner Meinung nach konkret die unterschiedlichen Konsequenzen, die sich aus den verschiedenen Auffassungen ergeben?
Zwei. Eine ist seelsorgerlich, die andere hat mit der Ehre Christi zu tun:
1. Glauben wir, daß unsere Rechtfertigung vor Gott geschehen ist, daß sie eine außerhalb von uns stehende, historische Tatsache ist, an der wir nichts ändern können, die wir nicht ungeschehen machen können, zu der wir nichts hinzufügen und von der wir nichts wegnehmen können, die wir nicht in uns erfahren oder beobachten müssen bzw. können, die wir einfach nur im Glauben annehmen oder im Unglauben ablehnen können, glauben wir das, dann haben wir Ruhe für unsere Seelen. Und nur dann. Ich bin fest davon überzeugt, daß jeder Christ in seinem Herzen an die forensiche Rechtfertigung glaubt. Selbst wenn er sie mit seinem Munde verleugnet. Christlicher Glaube, die fides directa des Herzens, ist Glaube an die forensiche Rechtfertigung, an die außerhalb von uns geschehene Versöhnung der ganzen Welt mit Gott durch Christus.
2. Das führt direkt zum zweiten Punkt: der Ehre des geschlachteten Lammes. Das für uns Mensch wurde, für uns das Gesetz erfüllte, unsere Schuld trug und für uns, d.h. an unserer Stelle, stellvertretend für uns starb. Die Lehre von der sogenannten effektiven Rechtfertigung - Gott wirkt eine Rechtmachung im Menschen, damit wir gerecht sind und gerechte Werke tun - führt in Konsequenz immer zu einer Werkefrömmigkeit. Sie führt logisch immer zu einer Verkleinerung des Verdienstes Christi. Sie nimmt Christus die Ehre.
So sehe ich das zumindest.
Viele Grüsse,
Till