FranzSales hat geschrieben:In der SELK (Selbst. Ev. Luth. Kirche) -die vieles aus dem alten Luthertum wiederbelebt haben- wird zur Konsekration gekniet. Das ist klare Anbetung. Sie Ebenso wird der Leib/Blut Christi kniend und mit dem Mund empfangen. Aber das ganze dürfte im Protestantismus eher eine Ausnahme sein ...
So ist es, ich bin ab und an bei den selbstständigen Lutheranern hier in der Nachbarschaft zum Gottesdienst („Deutsche Messe“, Pfarrer in weißem Talar mit Stola, beim Einsetzungsbericht mit Rücken zur Gemeinde, die währenddessen kniet, Kommunionbänke, Mundkommunion ... „katholischer“ als manche „katholischen“ Gemeinden). Wobei: die meisten evangelischen Gemeinden hier im Rheinland sind „unierte“ Gemeinden der „unierten“ rheinischen Landeskirche (im 19. Jahrhunderts wurden auf Königs Geheiß in Preußen lutherische und reformierte Gemeinden „zwangsvereinigt“; die Lutheraner, die da nicht mitmachen wollten, leben seitdem in verschiedener Struktur als „freie“/selbsttändige“ Lutheraner. Sie haben sich auch nicht an den von den offiziellen (lutherischen, reformierten, unierten) Landeskirchen betriebenen Annäherungsversuchen zwischen reformiertem und lutherischem Bekenntnis (etwa „Leuenberger Konkordie“) beteiligt. Die größte frei-lutherische Vereinigung bei uns, die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche“ (SELK) gehört zur Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland und macht bei der Ökumene mit.
Zum Abendmahl nur in Andeutung:
Gemeinsames katholisches, lutherisches und reformiertes Verständnis (sozusagen auf niedrigstem Level) ist die Abendmahlsfeier als „
Gedächtnis des Todes des Herrn, bis er wiederkommt“.
Gemeinsam ist auch noch die Auffassung von der
Gegenwart Christi im Abendmahl, aber: Hier fangen bereits die Unterschiede an.
Für
Reformierte ist es bloß eine geistlich-geistige Gegenwart im Rahmen der Gedächtnisfeier.
Lutheraner dagegen betonen die wirkliche Gegenwart („Realpräsenz“) Christi in, mit und unter Brot und Wein. Wobei diese Gegenwart aber auf den gottesdienstlichen Vollzug beschränkt ist. Allerdings gibt es bzgl. Krankenkommunion von (zumindest „offizieller) lutherischer Seite her mittlerweile Annäherungen, wie sich in dem von Ralf zitierten gemeinsamen Dokument des Vatikanischen Einheitsrates und des Lutherischen Weltbundes „Das Herrenmahl“ zeigt. Klar ist aber auch: Dieses Dokument betont das Gemeinsame, nennt aber auch die weiterhin bestehenden Unterschiede, etwa eben bezüglich der Weise und der Dauer von Christi Gegenwart im Altarssakrament. Zitat aus dem Dokument: „Eine bleibende Divergenz besteht allerdings in der Frage der Aufbewahrung und Verehrung der nicht ausgeteilten geweihten Hostien nach der eucharistischen Feier... Der hier noch verbleibende Unterschied braucht jedoch das gemeinsame Bekenntnis zur Realpräsenz Christi nicht rückwirkend in Frage zu stellen... Von lutherischer Seite gesehen ist es jedoch wichtig, daß die katholische ... Prozessionspraxis das Wesen der Eucharistie , insbesondere ihre Ausrichtung auf die Kommunion nicht verdunkelt."
Katholiken gehen bezüglich der Gegenwart Christi im Altarssakrament noch weiter: Sie beschreiben auch noch, „wie“ diese Realpräsenz aussieht/zustande kommt: Brot und Wein werden „verwandelt“, sind gar nicht mehr Brot und Wein, haben nur noch deren „Schein“, in Wirklichkeit ist es voll und ganz Christus („Transsubstantiatrionslehre“), für die Lutheraner hingegen bleiben Brot und Wein, ungeachtet der als wahr geglaubten tatsächlichen Gegenwart Christi, Brot und Wein. Die Gegenwart Christi bleibt für Katholiken auch über die Messe hinaus erhalten (Tabernakel, Monstranz, Krankenkommunion)
Und: Für Katholiken ist dieses Geschehen der Eucharistie – im Unterschied zu Lutheranern und Reformierten - zugleich ein
Opfer, eine „Vergegenwärtigung des einmal vollbrachten Kreuzesopfers Christi“. Allerdings gibt es da gerade von (zumindest „offizieller) lutherischer Seite her mittlerweile Annäherungen, wie sich im „Evangelischen Erwachsenenkatechismus“ und in dem von Ralf zitierten gemeinsamen Dokument des Vatikanischen Einheitsrates und des Lutherischen Weltbundes „Das Herrenmahl“ zeigt, wo es heißt (Nr. 56): „Gemeinsam bekennen katholische und lutherische Christen, dass Jesus Christus im Herrenmahl ,als der Gekreuzigte gegenwärtig ist, ... als das Opfer, das ein für allemal für die Sünden der Welt dargebracht wurde‘. Dieses Opfer kann weder fortgesetzt noch wiederholt, noch ersetzt, noch ergänzt werden; wohl aber kann und soll es je neu in der Mitte der Gemeinde wirksam werden.“ (Wobei man vor Augen haben muss: Martin Luther hatte das Mess-Opfer noch heftig verworfen in der Auffassung, es werde als „Ergänzung“ des Kreuzesopfers Christi verstanden.) Aber auch hier bestehen, trotz Annäherung, natürlich noch (nicht verschwiegene) Unterschiede, etwa hinsichtlich des „Sühne-Charakters“ des Messopfers.
Schließlich: Für Katholiken kommt dieses Opfer, diese Ver-Wandlung, diese Gegenwart Christi nur durch das Wort eines gültig
geweihten Priesters zustande, Reformierte und Lutheraner hingegen kennen kein besonderes Weihepriestertum.
Zwei interessante Artikel gibt´s auch unter:
http://people.freenet.de/meyer-blanck/Vortrag_14.doc
http://www.nzz.ch/2003/05/26/fe/page-article8TSKW.html
Uli
www.textdienst.de/woran_christen_glauben.htm