Alles zum neuen "Gotteslob"

Von Orgelpfeifen, Zimbelspielern und Kantoren.
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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Sursum Corda, bis auf wenige Punkte kann ich jeden deiner Sätze vorbehaltlos unterschreiben. Hoffen wir, dass die endgültige Ausgabe des neuen GL mit Vernunft und Augenmaß geschieht.

Es sind genug gute Leute in den Kommissionen. Allerdings haben sie den Auftrag, eine eierlegende Wollmilchsau zu kreieren.

Eines muss klar sein: ein Einheitsgesangbuch ist immer Kompromiss, niemals Ideallösung.

(Warum kommt eigentlich keiner auf die Idee, Diözesangesangbücher mit "Deutschland-Anhang" herauszugeben? In Österreich gibt's auch einen schönen "Österreichteil", und eine Diözesananhang (weniger schön, meistens mittlerweile eher Flickwerk.)
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Das ganze lässt sich m.E. eher vergleichen mit dem Versuch, die BIbel neu zu bearbeiten (in der heutigen Zeit).
Dann gäbe es neben dem "Neuen Testament" und dem "Alten Testament" auch das "Brandneue Testamten" und das "Irre coole Testament für Kids" und das "TestamentIn in gerechter Sprache/in" etc... :/
Bin schon sehr gespannt, wie das, was da irgendwann mal rauskommt, in den Gemeinden angenommen wird...
(und das, was mich am meisten nervt - jetzt kann ich das GL schon auswendig (was den Orgeldienst in Gemeinden unendlich erleichtert! :ja: ) - und muss es dann wieder neu lernen... :/ )
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Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

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Leguan
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Beitrag von Leguan »

Woher stammt eigentlich die Idee, alles vereinheitlichen zu müssen (Einheitsübersetzung, Einheitsgesangbuch, Einheitsmesse)?
Und warum taucht dies gerade zu einer Zeit auf, als in der Kirche überall die Rede von "legitimer Vielfalt" und Inkulturation ist? Offenbar sind nur Kulturen in Afrika erhaltenswert während lokale Bräuche in Deutschland ausgemerzt werden müssen.

Ich habe in Gesangbuch von 1908, das nur für eine einzige Pfarrei herausgegeben wurde. Aber das hat damals auch der katholische Gesellenverein gemacht und nicht ein Expertengremium.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

„… Einheitsgewerkschaft, Einheitspartei, vereintes Europa, gemeinsamer Markt, gemeinsame Außen- und Kriegs-, äh, Verteidigungspolitik, Globalisierung, …“

Das ist kein Themawechsel. Dieselbe Sache. Es geht um Herrschaft und Kontrolle. Herrschaft ausgesuchter weniger über die dumme oder zu verdummende Masse.

Die »Rede von "legitimer Vielfalt" und Inkulturation« ist natürlich nur Lug und Trug. Die Teilhaber des Machtgefüges wissen das auch, die blöde Masse natürlich nicht. In Wahrheit ist das Ziel überall nur die Einebnung der kulturellen Besonderheiten, die Vernichtung des Individuellen und Lokalen.

Lies einmal den Schürzensatanisten Graf Coudenhove-Kalergi und seine perversen Vorstellungen von der globalen Einheits-Mischrasse. Dann weißt du auch, was du von seinem Anbeter Otto von Habsblausteblut zu halten hast. – Dazu wäre noch viel zu sagen, was ihr jetzt noch nicht fassen könnt … – äh Quatsch, wollte sagen: was uns aber doch gewaltig vom Strangthema abführte.
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ar26
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Beitrag von ar26 »

Stimme Dir ja grundsätzlich zu Robert, allerdings kann man nicht jedes Ding, was Du da genannt hast, in einen Topf werfen.

Das Gegenstück zu einem gemeinsamen Markt ist wirtschaftliche Abschottung. Dies ist im wesentlichen ein Wirtschaftsinstrument des klassischen Nationalstaats, der im Zeitalter des Absolutismus bzw. der Aufklärung aufkam. Traditionell, also vor 1789 war Vielfalt eben etwas natürliches, nichts abschottendes.

Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Leguan hat geschrieben:Woher stammt eigentlich die Idee, alles vereinheitlichen zu müssen (Einheitsübersetzung, Einheitsgesangbuch, Einheitsmesse)?
Trient? Rom? ;)

Aber im Ernst: Ein einheitliches Gesangbuch hat auch eine identitätsstiftende Wirkung. Das hat durchaus positive Seiten.

Es geht aber auch ohne. Bei uns gibt es auch kein einheitliches Gesangbuch. Es gibt vier oder fünf relativ weit verbreitete, aus denen sich jede Gemeinde dann auswählt, was ihr am besten zusagt. Und das im zentralistischen England!
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Linus
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Beitrag von Linus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:„… Einheitsgewerkschaft, Einheitspartei, vereintes Europa, gemeinsamer Markt, gemeinsame Außen- und Kriegs-, äh, Verteidigungspolitik, Globalisierung, …“

Das ist kein Themawechsel. Dieselbe Sache. Es geht um Herrschaft und Kontrolle. Herrschaft ausgesuchter weniger über die dumme oder zu verdummende Masse..
Hiezu auch den Lesetipp "Die einsame Massse" von David Riesman (hat 1953 publiziert, beschreibt die damaligen zustände in den VAS, wenn mans liest glaubt man er schreibt über Europa um 2000)
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Stephen Dedalus hat geschrieben:Trient? Rom? ;)
Da ist was dran. Ich wollte das vorhin beinahe selbst erwähnen.
Aber damit würden wir das Thema vollends sprengen …
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Jacinta
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Beitrag von Jacinta »

Ich habe kürzlich jemanden getroffen, in dessen Gemeinde das neue GL getestet wird. Diese Person empfand es als Katastrophe und selbst ein Bischof soll nicht gerade begeistert sein (ums mal diplomatisch auszudrücken ;) )

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Kann ich gut verstehen. Ich bete immer noch, dass der Kelch, es in mehreren Gemeinden einführen zu müssen, irgendwie an mir vorübergehe...
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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Ist doch besser, es gründlich auszutesten, damit klar wird, was verändert werden muß. Deshalb denke ich: Besser jetzt prüfen als sich beklagen, wenn es zu spät ist.
???

conscientia
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Re: Diözesananhänge stärken

Beitrag von conscientia »

Sursum Corda hat geschrieben:die Diskussion hier zeigt immer wieder folgendes: Man will bestimmte Dinge unbedingt um neuen Gesangbuch haben, andere nicht. Über eines muß man sich da einmal klar werden: Ein Einheitsgesangbuch für alle Bistümer kann nicht einmal die dringlichsten Wünsche aus den Diözesen befriedigen, das gelang 1975 nicht und wird nie gelingen.
1) Das ist wahr. Trotzdem ist es sinnvoll, dass es im ganzen deutschsprachigen Raum so etwas wie Einheitslieder gibt, die jeder mitsingen kann. Der Wunsch nach einheitlicherer Handhabung des Liedgutes ist bekanntermaßen schon vor dem II. Weltkrieg aufgekommen, und ihm hat nicht die Motivation einer Gleichschaltung zugrundegelegen, sondern die blanke Erfahrung, dass wegen der industriellen Revolution die Binnenwanderung so sehr zugenommen hat, dass man diözesanübergreifend einheitlich Gesänge braucht.
Ist die Idee eines gemeinsamen Gesangbuchs für den ganzen deutschen Sprachraum in Zentraleuropa so abstoßend?
Sursum Corda hat geschrieben:Warum? Jede Diözese hat eine eigene Liedtradition, wandern solche Lieder in den Stammteil des Gesangbuches, werden automatisch Text und Melodie verändert, da ja schließlich nur die in den meisten Bistümern gebräuchlichste Fassung übernommen werden kann. Ich plädiere daher für einen Stammteil, der gegenüber dem heutigen um gut die Hälfte reduziert sein kann. Die übrigen Lieder gehören in ihrer regionaltypischen Textfassung und Notation in die Diözesananhänge. Auf diese Weise wird zugleich altes Kulturgut erhalten, das bei der Gleichschaltung durch das 1975er Gotteslob verloren gegangen ist.
2) Wie wäre es konkret mit Einheitsliedern, die zwar in allen Diözesen den gleichen Text haben (was meist der Fall ist), aber es werden die je diözesanspezifischen Melodien ausgedruckt - oder vielleicht gar keine Melodie. Dann hat der Organist die Aufgabe, die je diözesantypische Melodie zu spielen. Dann sänge eben der Süddeutsche bei "Wunderschön prächtige" mehr Schleifen und vielleicht eine andere Tonart, der Nordwestdeutsche weniger....
Sursum Corda hat geschrieben:Nebenbei bemerkt: Auch die Qualität der meisten Diözesananhänge zum jetzigen Gotteslob läßt mehr als zu wünschen übrig, wenn man sie einmal mit dem Inhalt der jeweiligen alten Diözesangesangbücher vergleicht.
3) Ich wage einmal eine steile Behauptung: Die Qualität des jetzigen Gotteslobes (Stammteil) ist - aufs Ganze gesehen - allerdings besser, wenn man sie mit den alten Diözesangesangbüchern vergleicht (ich kenne das Speyerer, Freiburger, Würzburger, Hildesheimer, Münsteraner).
Sursum Corda hat geschrieben:Noch eines: NGL gehört grundsätzlich nicht in Diözesananhänge, der Kram ist bundesweit gleich und kann, wenn überhaupt nötig, im Stammteil verschwinden. Diözesananhänge sollten dazu da sein, regionaltypische, alte Liedguttraditionen zu bewahren. Aber auch beim neuen GL werden wir uns wohl mit der von oben gesteuerten Gleichschaltung abfinden müssen und werden noch mehr altes, katholisches Liedgut einbüßen, als wir jetzt auch nur zu träumen wagen... :ikb_serenade: :shock:
4) NgL gehört aus dem genannten Grund in der Tat in den Stammteil. Dass es in die Diözesananhänge gekommen ist, ist auch eine Folge eines nicht ganz so pfiffigen Umgang mit dem Gotteslob: Anders als viele Progressive und An-der-normalen-Gotteslob-Messe-Nörgler vermuten, findet sich auch im Stammteil des GL etliches an ngL, zumindest nach 1945 komponiertem Liedgut. Es gibt auch etliche halbwegs verjazzte Rhythmen. Warum war es in den 70ern u. 80ern überhaupt nötig, so sehr ngL zu rezipieren und einzuüben? Was meint Ihr Organisten?
In den Stammteil hinein könnten auch sämtliche Psalmen, Psalmodien und Kehrverse gesetzt werden, denn eine volkssprachliche Psalmodiertradition samt Kehrversen hat es vor der Liturgischen Erneuerung bis auf wenige Ausnahmen (Wessenberg im Alt-Konstanz) kaum gegeben. Das wären vielleicht auch sinnvolle diözesanübergreifende Einheitsgesänge.
Sursum Corda hat geschrieben:Und zum Schluß: Auch das muß einmal gesagt sein: Es ist eine absolute Horrorvision, wenn bei einer Messe im außerordentlichen Ritus Lieder aus dem Stammteil des Gotteslobes gesungen werden, die nicht der diözesanen Tradition entsprechen - da dreht sich selbst den meisten Tradis der Magen um! :sauer:
5) Hilf mir bitte auf die Sprünge. Irgendetwas scheine ich nicht kapiert zu haben (ich war allerdings noch nie in einer Messfeier nach dem Usus antiquior). Wenn ich recht sehe, werden die Gesänge für die Messfeier nach ordentlichen Ritus bundesweit nach dem Betsingmessschema ausgesucht (wenn einer eine Choralmesse mag, nein, wenn er dafür ist, eines der auskomponierten Ordinarien im GL zu singen, gilt er ja schon als konservativ). Ich bin immer schon froh, wenn die Texte der Lieder halbwegs dem Ordinarium Missae entsprechen (Usus recentior). Es wird doch seitens der Usus antiquior-Befürworter immer so viel Wert auf die Tatsache gelegt, dass sich in ihm die Eucharistie auch feiern lässt ohne die participatio actuosa der Gemeinde, sondern das der Vollzug des Ritus und das Rezitieren der Gesänge durch den Priester entscheidend ist. Zum gültigen Vollzug des Usus gehört nicht dazu, dass die Gemeinde das Gloria mitsingt oder das Glaubensbekenntnis. Von daher könnte sie, während der Priester das Gloria aufsagt, ja auch "Singt dem Herrn, alle Völker und Rassen" singen und beim Credo "Fest soll mein Taufbund immer stehen" (wird im NOM gern so gemacht). Wäre das nicht auch eine fesche Messe im außerordentlichen Ritus?
Oder ist jede Messe im außerordentlichen Ritus ein Choralamt?
Das ließe ich mir gern gefallen, obwohl für mich Ungeübten die Kehrverse des Graduale Romanum kaum singbar sind.

Vielleicht kann mir da einer auf die Sprünge helfen.

Gruß
c.

Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

Ecce Homo hat geschrieben:Das ganze lässt sich m.E. eher vergleichen mit dem Versuch, die BIbel neu zu bearbeiten (in der heutigen Zeit).
Dann gäbe es neben dem "Neuen Testament" und dem "Alten Testament" auch das "Brandneue Testamten" und das "Irre coole Testament für Kids" und das "TestamentIn in gerechter Sprache/in" etc... :/

OT: So etwas ähnliches gibt es schon, dass AT trägt bei der ultramodernen Version den Titel: "Der grosse Boss" und das NT "Der Junior-Chef." Soll angeblich witzig sein, finde ich aber gar nicht.
Habe ich mal vor etlichen Jahren von meinem Bruder geschenkt bekommen, besitze ich aber nicht mehr.

Petra
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Re: Diözesananhänge stärken

Beitrag von Petra »

conscientia hat geschrieben: s.o.
:jump:

Herzlich Willkommen

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Kantorin
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Beitrag von Kantorin »

Raphaela hat geschrieben:
Ecce Homo hat geschrieben:...
Dann gäbe es neben dem "Neuen Testament" und dem "Alten Testament" auch das "Brandneue Testamten" und das "Irre coole Testament für Kids" und das "TestamentIn in gerechter Sprache/in" etc... :/

OT: So etwas ähnliches gibt es schon, dass AT trägt bei der ultramodernen Version den Titel: "Der grosse Boss" und das NT "Der Junior-Chef." Soll angeblich witzig sein, finde ich aber gar nicht.
Habe ich mal vor etlichen Jahren von meinem Bruder geschenkt bekommen, besitze ich aber nicht mehr.
Und außerdem gibt es diverse Kinderbibeln und die Volxbibel, Hoffnung für alle, die gute Nachricht, Neues Leben... für jeden Geschmack etwas dabei, nicht nur von der Übersetzung her, sondern auch vom Outfit - habe gerade einen entsprechenden Katalog begutachtet. Und es gibt ein Liederbuch "Jesus to go" :roll:
Mein huldreicher Gott kommt mir entgegen. (Psalm 59)

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Sursum Corda
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Re: Diözesananhänge stärken

Beitrag von Sursum Corda »

5) Hilf mir bitte auf die Sprünge. Irgendetwas scheine ich nicht kapiert zu haben (ich war allerdings noch nie in einer Messfeier nach dem Usus antiquior). Wenn ich recht sehe, werden die Gesänge für die Messfeier nach ordentlichen Ritus bundesweit nach dem Betsingmessschema ausgesucht (wenn einer eine Choralmesse mag, nein, wenn er dafür ist, eines der auskomponierten Ordinarien im GL zu singen, gilt er ja schon als konservativ). Ich bin immer schon froh, wenn die Texte der Lieder halbwegs dem Ordinarium Missae entsprechen (Usus recentior). Es wird doch seitens der Usus antiquior-Befürworter immer so viel Wert auf die Tatsache gelegt, dass sich in ihm die Eucharistie auch feiern lässt ohne die participatio actuosa der Gemeinde, sondern das der Vollzug des Ritus und das Rezitieren der Gesänge durch den Priester entscheidend ist. Zum gültigen Vollzug des Usus gehört nicht dazu, dass die Gemeinde das Gloria mitsingt oder das Glaubensbekenntnis. Von daher könnte sie, während der Priester das Gloria aufsagt, ja auch "Singt dem Herrn, alle Völker und Rassen" singen und beim Credo "Fest soll mein Taufbund immer stehen" (wird im NOM gern so gemacht). Wäre das nicht auch eine fesche Messe im außerordentlichen Ritus?
Oder ist jede Messe im außerordentlichen Ritus ein Choralamt?
Das ließe ich mir gern gefallen, obwohl für mich Ungeübten die Kehrverse des Graduale Romanum kaum singbar sind.

Vielleicht kann mir da einer auf die Sprünge helfen.

Gruß
c.
Das ist ja gerade das Problem: eine Messe im alten Ritus ist nicht zwingend ein Choralamt, man kann genausogut deutsche Lieder singen, wie im neuen Ritus, oder aber Choral und deutschen Gesang mischen. Das reine Choralamt war schon vor dem Konzil in den meisten Gemeinden tot, allerdings mit diözesanen Unterschieden. Hier in der Diöz. Paderborn waren in den letzten 200 Jahren selbst Levitenämter mit deutschen Liedern nicht nur üblich, sondern vom Volk akzeptiert und geliebt. Wenn man nun in solchen Gegenden den Leuten Choralgesang oder Polyphonie mit Kirchenchor aufzwingt (gleichgültig, ob im alten oder im neuen Ritus), sind diese automatisch enttäuscht. Ohne das deutsche Kirchenlied wird man nicht sehr viele Leute "zurückholen". Zudem der Choralgesang in den meisten Messen (egal ob alt oder neu) seitens des Volkes eher jämmerlich ausfällt. Das Problem stellt sich bei deutschen Liedern nicht, vorausgesetzt, man nimmt die wirklich guten aus den jeweiligen alten Diözesangesangbüchern. Musikalische Zumutungen wie die Gesängelchen von Murmelter / Thurmayr / Quack o. ä. eignen sich kaum für die Messfeier, erst recht nicht im alten Ritus. Das solche unmelodiösen Quälgesänge auch schon in den alten Gesangbüchern vorhanden waren, beweist nur eines: Viele der Nachkriegs-Diözesangesangbücher waren inhaltlich schon seeehr angekränkelt. Vergleiche ich das Paderborner Buch von 1874 mit seinem Nachfolger von 1948 bleibt nur ein Fazit: Gebetsteil 1948 gut überarbeitet, Liedteil eine einzige Katastrophe.
Man könnte Romane dazu schreiben, ist aber nicht angebracht, da jede Diözese eigene Traditionen hat, die es zu beachten gilt.

conscientia
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Beitrag von conscientia »

Ach so. Danke für die Information.

Mittlerweile bin ich allerdings froh, wenn Mitfeiernde der Sonntagsmessfeier überhaupt Kirchengesänge (ob GL oder ngL oder seriöses ngL aus dem GL) mitsingen können (was nicht heißt, dass es immer "Fest soll mein Taufbund immer stehen" zum Glaubensbekenntnis und das "Heilig"-Lied aus der "Deutschen Messe" F. Schuberts sein muss). Es ist ein Trauerspiel.

Choral hört sich in der Tat meist etwas jämmerlich an, ich habe aber auch den Eindruck, auf Grund einer merkwürdigen Theorie, dass jede Note im Choral ewig lang und immer gleich lang gesungen werden muss (die Theorie ist, wenn ich's recht verstanden habe, bei den Choralwissenschaftlern seit mindestens fünfzig Jahren passé), versagen sich nicht wenige Organisten und Scholen, den Choral an sich so zügig und fix zu singen, dass die Töne wirklich als Träger des Wortes dienen - und dass man ihn mitsingen kann, ohne minutenlang auf einen Vokal Schleifen singen zu müssen.

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

conscientia hat geschrieben:Choral hört sich in der Tat meist etwas jämmerlich an, ich habe aber auch den Eindruck, auf Grund einer merkwürdigen Theorie, dass jede Note im Choral ewig lang und immer gleich lang gesungen werden muss (die Theorie ist, wenn ich's recht verstanden habe, bei den Choralwissenschaftlern seit mindestens fünfzig Jahren passé), versagen sich nicht wenige Organisten und Scholen, den Choral an sich so zügig und fix zu singen, dass die Töne wirklich als Träger des Wortes dienen - und dass man ihn mitsingen kann, ohne minutenlang auf einen Vokal Schleifen singen zu müssen.
Jaaa! :ja:

In der Tat ist die praktische Choralpflege immer noch mit einer gewissen heiligen Patina bedeckt. In gut katholischen Kreisen gilt leider immer noch (beim Beten, Singen etc.): je langsamer, desto frommer.

Der "cantus planus" im eigentlichen Sinne ist übrigens schon seit weit über 100 Jahren überholt. Es lebe der "cantus vivus". (Dass mir hier jetzt keine eine spitzfindige Bemerkung anfügt. :mrgreen: )

1904 beschließt Pius X. die Gründung einer päpstlichen Kommission zur Wiederherstellung des Chorals („...gemäß den ältesten Handschriften in Vollständigkeit und Reinheit.“) Seit den 60er Jahren des letzten Jahrhundert wird das wissenschaftlich betrieben (Dom Eugène Cardine OSB wird Dozent am Päpstlichen Institut für Kirchenmusik in Rom). Seit Mitte der 70er Jahre gibt es den Arbeitskreis "Melodierestitution" in der AISCGre.
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Linus
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Beitrag von Linus »

Sag kannst du nicht eine liedprobe reinbauen, ich erinner mich an Wien, wo du mal in ziemlichem Tempo und Rhythmus ein Choralstück angesunge hast, das war echt schräg... :ja: :mrgreen:
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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Linus hat geschrieben:Sag kannst du nicht eine liedprobe reinbauen, ich erinner mich an Wien, wo du mal in ziemlichem Tempo und Rhythmus ein Choralstück angesunge hast, das war echt schräg... :ja: :mrgreen:
Mein Lieber, du könntest einfach nach Köln übersiedeln - und wir machen hier eine neue Schola auf. :mrgreen:
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Linus
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Beitrag von Linus »

Naja, mit übersiedeln wirds wohl nix. (das Haus ist jetzt bald endlich fertig - Traufenpflaster, Gras Zaun und Abgang in den Garten fehlen noch) aber mein holdes Eheweib hat angedeutet, wir könnten heuer auf Deutschlandtour in den Urlaub.... (Nachdem ich bisher immer um meine Reise in den Norden umgefallen bin (Zwettl war das höchste der Gefühle:D ) aber vielleicht gibts dennoch einen Segeltörn ... der ginge aber eher ins Adriatische Meer...

die hoffnung stirbt zuletzt. :ja:
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Beitrag von Raphaela »

Linus hat geschrieben:Naja, mit übersiedeln wirds wohl nix. (das Haus ist jetzt bald endlich fertig - Traufenpflaster, Gras Zaun und Abgang in den Garten fehlen noch) aber mein holdes Eheweib hat angedeutet, wir könnten heuer auf Deutschlandtour in den Urlaub.... (Nachdem ich bisher immer um meine Reise in den Norden umgefallen bin (Zwettl war das höchste der Gefühle:D ) aber vielleicht gibts dennoch einen Segeltörn ... der ginge aber eher ins Adriatische Meer...

die hoffnung stirbt zuletzt. :ja:
Wie wäre es dann noch mit Rügen? Ein bekanntes Ehepaar von mir wohnt dort! Ich finde allein wegen den beiden muss ein neuer Film gemacht werden, dann heißt es nicht mehr "Zwei Bayern auf Rügen", sondern "Zwei Wiener auf Rügen"
Also: wenn du in Deutschland wienerisch hören willst, musst du nach Rügen fahren.

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Linus
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Beitrag von Linus »

Wen ich in Deutschland wienerisch hören will, brauch ich nicht nach Rügen, da reicht München, zwei Watschen im Hofbräuhaus und ein Halber Kasten Bier auf Ex. :D
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Beitrag von Asperges1976 »

http://www.kath.net/detail.php?id=20021

Wie nicht anders zu erwarten: "Alles toll - Alles Prima".

Mir kommt es so vor, das auch durch das Gotteslob in den Gemeinden "Hirnwäsche" betrieben werden soll.

Statt geistliche Erneuerung - eher "Neues geistliches Kinderlied".

Ich schlage mal vor, ab sofort in der Messe nur noch "Neue Deutsche Welle" :ikb_crybaby:

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Asperges1976 hat geschrieben:Mir kommt es so vor, das auch durch das Gotteslob in den Gemeinden "Hirnwäsche" betrieben werden soll.

Statt geistliche Erneuerung - eher "Neues geistliches Kinderlied".
Ich kenne viele Kollegen, die über die Vorabpublikation eher befremdet waren - aus teils sehr unterschiedlichen Gründen. Ich selber finde manches gut, anderes nicht.

Der kath.net-Artikel ist zwar seriös recherchiert, aber die Antwort der "Kirchenoffiziellen" ist die typische Vernebelungstaktik, wenn Unliebsames durchgesetzt werden soll.

Vor jeder großen Veränderung wird "von oben" erstmal künstlich eine positive Stimmung erzeugt, so dass hinterher jeder von der Notwendigkeit der Veränderung überzeugt ist. Diejenigen, die hinterher immer noch skeptisch sind, sind dann eben "Ewiggestrig".

Ich hoffe nur, dass das Gotteslob nicht nur das enthält, was nach der Probepublikation zu erwarten ist.
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Cordoba
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Beitrag von Cordoba »

Ich war letzten Monat zufällig bei einer Sonntagsabendsmesse einer "Probegemeinde". Die Probeversion fand ich in ihrem grau/rot recht schick.

Jedoch kann ich nicht besonder (kaum, garnicht! :freude:) singen, sondern murmele eben gerne nur etwas mit. Nun wurde vor der Messe 3 stimmiges Lied "geübt", in der Form, dass die verschiedenen Bankreihen zu verschiedenen Zeiten einsetzen sollten. Es klang zwar nicht allzu schlecht, jedoch überfordert es eine Gemeinde sehr schnell. Auch über das englische Liedgut könnte man jetzt streiten.

Ich hoffe nur, dass der Gebetsteil nicht vernachlässig wird und auch der Beichtspiegel übernommen wird. Aus der Seite der Projektgruppe wurde nicht direkt schlau.

Naja, schau mer ma :)

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Beichtspiegel aus dem alten GL? Mit der "Schülerbeichte" wo man das Gefühl bekommen kann, Zachäus handle so, weil er Minderwertigkeitskomplexe aufgrund seiner (mangelnden) Größe hat?
Ich (158 cm) fand das immer albern. Wenn so jemand wie Saul, der jeden anderen um Haupteslänge überrage, mit seinem Speer nach David warf…
Zudem ist der Ansatz komplett falsch: Es wird eine Rechtfertigung für die Sünde gesucht. Aber ich habe gelernt, daß man so nicht beichten soll, z.B. "Ich habe meinen Mann verlassen, weil er Alkoholiker ist" oder "Ich habe meine Kinder geschlagen, weil sie frech sind"
Deshalb kann ich auch nicht bekennen: "Ich betrüge andere Leute um ihr Geld, weil ich klein bin und finde, ich müßte einen besseren Beruf haben."
Ich hoffe mal, daß dies nicht die Intention dessen war, der den Artikel "Schülerbeichte" verfaßt hat, aber es kann so aufgefaßt werden.
???

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Leguan
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Beitrag von Leguan »

Cordoba hat geschrieben:Ich hoffe nur, dass der Gebetsteil nicht vernachlässig wird und auch der Beichtspiegel übernommen wird.
Laut diesem Beichtspiegel ist es eine Sünde, sich nicht als Kommunionhelfer engagieren zu lassen.

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Leguan
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Beitrag von Leguan »

cantus planus hat geschrieben: Ich kenne viele Kollegen, die über die Vorabpublikation eher befremdet waren - aus teils sehr unterschiedlichen Gründen. Ich selber finde manches gut, anderes nicht.
Wenn Du es schon kennst: Wie sieht es mit dem "klassischen" Kirchenliedgut im Vergleich zum jetzigen Gotteslob aus, sowohl was Auswahl als auch was Textveränderung betrifft?
Beim jetzigen Gotteslob wird alles andere doch sowieso ignoriert, ich nehme nicht an, daß sich das ändern wird.

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Linus
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Beitrag von Linus »

Cordoba hat geschrieben:Ich hoffe nur, dass der Gebetsteil nicht vernachlässig wird und auch der Beichtspiegel übernommen wird. Aus der Seite der Projektgruppe wurde nicht direkt schlau.
Zumn Bieichspiegel: weg damit, es gibt bessere. Zum Gebetsteil: Ausbauen bis zu m umfallen. Es soll ein gebetbuch werden.
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iustus
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Beitrag von iustus »

Ich habe früher jahrelang nicht gebeichtet. Nach der Lektüre des GL-Beichtspiegels dachte ich, dass ich das gar nicht brauche (weil ich ja kein ganz Böser war).

Irgendwann fand ich die Alternative:

„Beichtspiegel - Praktische Beichthilfe für Erwachsene“

hier kostenlos zu bestellen:

http://www.introibo.net/publikationen.htm

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Linus
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Beitrag von Linus »

ich mag die FranciscoLuna Variante: "Wie beichte ich richtig. Adamasverlag. ca 30 Seiten Hinführung zur Beichte, und der eigentliche Beichtspiegel weitere 25 Seiten.
Ausführlicher gehts fast nicht...
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