Wann wird die Kirche wieder blühen?

Von Orgelpfeifen, Zimbelspielern und Kantoren.
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Udalricus
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Wann wird die Kirche wieder blühen?

Beitrag von Udalricus »

Neulich haben wir bei uns in der Kirche folgendes Lied gesungen.
Und zwar nach der Melodie von Rudi Carells "Wann wird´s mal wieder richtig Sommer?"
Daraufhin hat sich eine angeregte Diskussion über das Lied ergeben.
Was haltet ihr davon?

Wann Wird die Kirche wieder blühen?

Refrain 1: [Wann wird die Kirche wieder blühen, so blühen wie sie´s früher einmal tat?
Ja! Die Gläubigen der Kirche Jesu Christi, die zeigen allen, dass der Glaube bei uns Zukunft hat!]

1.) Wir brauchten früher keine große Action - Wir beteten in Kirchen und daheim.
heut´ lechzen viele nur nach Satisfaction - und gehen dem Verführer auf den Leim.
Einst war die Kirche vollgesteckt. Vorm Pfarrer hatte man Respekt.
Wir knieten stundenlang vor der Monstranz.
Beim Läuten war mit Arbeit Schluss: wir beteten den Angelus.
Und jeder hatte - in der Tasche seinen Rosenkranz!

[Refrain 1]

2.) Was gab es da für schöne fromme Sitten: Der Herrgottswinkel war stets gut geschmückt.
Beim Kreuzweg wir mit unserm Heiland litten – Die Maiandachten haben uns verzückt.
Zur Kirche gingen wir zu Fuß. Es fuhr noch gar kein Autobus.
Im Winter klagte niemand, dass er fror.
Rorate war ein Pflichttermin, da hatschten wir um Fünf schon hin.
Doch mittler-weile - klagen alle Frommen laut im Chor:

[Refrain 1]

3.) Den Christen von der Taufe bis zur Rente, ganz gleich wo er nun wohnte, wie er hieß,
begleiteten die sieben Sakramente - als Stärkung auf dem Weg ins Paradies.
Im Mittelpunkt stand die Moral, die 10 Gebote allzumal:
Wer sündigte, der beichtete sofort!
Und plagte uns das Zipperlein, dann packten wir die Sachen ein
und pilgerten - an den allernächsten Gnadenort!

[Refrain 1]

4.) Die alten Zeiten sind nun mal vorüber, sie kommen bis zum jüngsten Tag nicht mehr.
Natürlich war’n sie vielen von uns lieber, doch hört, was uns zu sagen hat der Herr:
„Ich will nicht, dass ihr traurig seid: Brecht auf in eine neue Zeit:
Denn ohne Glaube kann der Mensch nicht sein!
Müsst ihr auch manches sterben sehn, das Gottesreich wird weiter gehn!
Drum stimmt - voller Freude miteinander ein:“


Refrain 2: [Jetzt wird die Kirche wieder blühen, so blühen wie sie´s früher niemals tat!
Ja! Wir Gläubigen der Kirche Jesu Christi, wir zeigen allen, wie der Glaube bei uns Zukunft hat!]

Hier auch die Version mit den Noten:

Wann wird die Kirche wieder blühen?

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

:D :D :D Da kommt man kurz vor Mitternacht von der Chorprobe heim, und dann sowas... Habe schon lange nicht mehr so gelacht!

Schade, dass der beschriebene "gepflegte Katholizismus" so selten geworden ist.
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.

‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Ebenso zweiseitige Reaktion:
erst Lachen, aber dann wirklich die Frage... wie auch Cantus das schon festgestellt hat...

Wobei... ich frage mich, ob die Leute, die das gesungen haben, gemerkt haben, WAS sie singen - und was es in ihnen wieder hinterlassen hat...

(Eine klitzekleine Bitte, Vieles ahnend: Die Diskussion bei dem Lied halten, sich aber nicht in Tausend Einzelfragen zu gewissen hier schon sehr oft breitgetretenen Punkten versteigen... ;) )
User inaktiv seit dem 05.06.2018.
Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

Raimund J.
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Beitrag von Raimund J. »

Darf ich noch eine Strophe mit beitragen?

(Bitte nicht zu ernst nehmen!)

Die Andacht war der Reinfall des Jahrhunderts,
nur sieben alte Leute gingen hin,
Mein Opa sagt, der Glauben hier, wen wunderts,
denn Schuld daran ist nur die Kanzlerin (he he :D )
Ich find das geht ein bisschen weit,
wir nehmen uns halt keine Zeit
ans Beten denken wir nur ab und an.
Trotz allem glaub ich unbeirrt, dass es mal wieder besser wird,
nur wann? Und diese Frage geht uns alle an.
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Nec laudibus, nec timore

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Udalricus
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Registriert: Montag 27. November 2006, 17:48

Beitrag von Udalricus »

Raimund Josef H. hat geschrieben:Darf ich noch eine Strophe mit beitragen?

(Bitte nicht zu ernst nehmen!)

Die Andacht war der Reinfall des Jahrhunderts,
nur sieben alte Leute gingen hin,
Mein Opa sagt, der Glauben hier, wen wunderts,
denn Schuld daran ist nur die Kanzlerin (he he :D )
Ich find das geht ein bisschen weit,
wir nehmen uns halt keine Zeit
ans Beten denken wir nur ab und an.
Trotz allem glaub ich unbeirrt, dass es mal wieder besser wird,
nur wann? Und diese Frage geht uns alle an.
Wunderbar! :jump:

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taddeo
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Re: Wann wird die Kirche wieder blühen?

Beitrag von taddeo »

Udalricus hat geschrieben:Neulich haben wir bei uns in der Kirche folgendes Lied gesungen.
Und zwar nach der Melodie von Rudi Carells "Wann wird´s mal wieder richtig Sommer?"
Daraufhin hat sich eine angeregte Diskussion über das Lied ergeben.
Was haltet ihr davon?

Wann Wird die Kirche wieder blühen?
Klimawandel - mehr sog i ned...

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Linus
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Wohnort: 4121 Hühnergeschrei

Re: Wann wird die Kirche wieder blühen?

Beitrag von Linus »

taddeo hat geschrieben:
Udalricus hat geschrieben:Neulich haben wir bei uns in der Kirche folgendes Lied gesungen.
Und zwar nach der Melodie von Rudi Carells "Wann wird´s mal wieder richtig Sommer?"
Daraufhin hat sich eine angeregte Diskussion über das Lied ergeben.
Was haltet ihr davon?

Wann Wird die Kirche wieder blühen?
Klimawandel - mehr sog i ned...
Und ich dachte, der Heilige Geist ist dafür verantwortlich. Am Ende steckt gar der Heilige Geist selbst hinter dem ominösen Klimawandel.

Linus, aus Lauter freud' an Schaß lassen habend :D
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

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Irenaeus
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Beitrag von Irenaeus »

Wunderbarer Schmonzes.... tschuldigung!

Das Thema ist ja wirklich ernst, aber die Umsetzung..... :roll:

Da sag ich nur: Hossa, Hossa! Hossa!
Fiesta, Fiesta Clericala!
Per Deum omnia fieri possunt.
Benedicamus Domino!
PAX

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Udalricus
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Neues Kirchenlied

Beitrag von Udalricus »

Unser Kirchendichter hat wieder zugeschlagen:
Wir sangen gestern bei der Sonntagsmesse folgendes Lied:
Mir nach, spricht Christus, unser Star

1.) „Mir nach!“, spricht Christus, unser Star, "mir nach, ihr müden Christen!
Ihr klammert euch an das, was war, sehnt euch nach dem Vermissten!
Doch wer zu folgen mir bereit, tritt ein in eine neue Zeit!“

2.) Die Menschen der modernen Zeit, sie wollen gern relaxen.
So boomt die Wellness weit und breit: Doch kann sie auch nicht hexen!
Wer wirklich Ruhe finden will, der kann bei Jesus werden still.

3.) Mohammed, Buddha, Lao Tse – Wer soll die Seelen weiden?
Und welcher Glaube ist okay? Wir müssen uns entscheiden!
Gib deinem Herzen einen Stoß – Wer Jesus wählt, der zieht das Los!

4.) Der Meister offen zu uns spricht: „Den Menschen, die mich lieben,
den mangelt´s zwar am Kreuze nicht, sie werden aufgerieben!
Doch wer mich aufnimmt in sein Herz, wird überstehen jeden Schmerz!“

5) In vielen Ländern dieser Welt kann man sich nicht erlauben
zu leben – wie es Gott gefällt – den ganzen Christenglauben:
Verfolgten woll´n wir nahe sein: Wer Jesus liebt, ist nie allein!

6) Bei uns da ist der Glaube frei – man wird zu nichts gezwungen!
Und doch ist er oft einerlei den Alten wie den Jungen!
So betet, dass der Wind sich dreht! Zur Umkehr ist es nie zu spät!
Melodie: „Mir nach, spricht Christus, unser Held!“ (GL 616)

Goffine
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Wohnort: Oberdorf

...

Beitrag von Goffine »

Also am Anfang dacht' ich ja, das sei so ein NGL...aber beim Lesen fand ichd en Text zumindest sehr passend; ich würds jetzt zwar nicht als Kirchenlied singen, aber ok...
Wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob es nicht vielleicht auch kritisch oder hämisch mit der "Frömmigkeit von "früher"" umgeht...

Petrus
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Re: Wann wird die Kirche wieder blühen?

Beitrag von Petrus »

und - hier noch ein "Mut-mach-Lied",

aus - wie ich meine - gegebenem Anlaß.
das <"Original" stammt wohl von Herrn Heinrich Schütz.

https://www.bing.com/videos/search?q=wi ... M%3DHDRSC3

kukHofnarr
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Re: Wann wird die Kirche wieder blühen?

Beitrag von kukHofnarr »

Zornig und zwieträchtig waren die Kurfürsten untereinander, so dass nicht ein römischer Kaiser noch König gewählt werden konnte. 

Endlich wurde der Graf von Supplinburg* von allen Kurfürsten im Jahr des Herrn 1125 zum römischen König gekoren. Es waren aber auch andere da, die meinthen, sie müssten mit Gewalt ins irdische Reich des Höchsten eindringen. Daher musste sich der neu gekorene König sechs Monate lang vor Frankfurt legen auf militärischen Zulauf wartend, und dann ob ihn jemand von dort hinwegschlüge um sodann, allenthalben durch die Abwehr höllischer Trutz gefestigt, als Kaiser zu der Kirche und des Volks irdischem Schutz durch den Vikar Christi bestätiget zu werden. 

Als nun der König endlich soviel Volks zu Ross und Fuße beieinander hatte, überlegte auch Dil Ulenspiegel, was es für ihn dort zu thun gäbe: "Dahin kommen viel fremde Herren, die lassen mich nicht unbeschenket; da ich also in den Kreis ihres Gefolges aufgenommen, so stünd' ich gut." Und so machte er sich auf den Weg dorthin. Auch Herren aus allen Landen zogen heran, und so begab es sich in der Wetterau bei Friedberg, dass auch der Bischof von Trier mit seinem Gefolge auf dem Weg nach Frankfurt Ulenspiegel begegnete. Weil dieser aber höchst seltsam gekleidet, frug ihn der Bischof, was für ein Geselle er sei.

Dil Ulenspiegel antwortete: »Gnädiger Herr, ich bin ein Brillenmacher und komme aus Brabant. Aber da ist nichts für mich zu tun; d'rum wand're ich nach Arbeit. Aber auch allgemein steht es mit unserm Handwerk schlecht.«

Der Bischof sprach: »Ich glaubte, mit deinem Handwerk müsst's Tags zu Tag besser werden. Die Leute werden doch Tags zu Tag kränker und sehen immer schlechter, weshalb man doch vieler Brillen bedarf.«

Dil antwortete dem Bischof und sagte: »Ja, gnädiger Herr, Euer Gnaden sprechen wahr, aber es gibt da eine Sache, die unserm Handwerk gar verderblich ist.«

Der Bischof fragte: »Was sollte das denn sein?«

Ulenspiegel sprach: »Darf ich's wagen zu sagen, ohne auf dass Euer Gnaden mir darob zürnen?«

»Ja«, sagte der Bischof, sich des Schelms erinnernd, »wir sind solches wohl gewohnt von dir und deinesgleichen. Sag's nur frei heraus und scheue nichts!«

»Gnädiger Herr, dieses ist's, was das Brillenmacher-Handwerk verdirbt, und es ist zu befürchten, dass es noch völlig ausstirbt: dass Ihr und andere große Herren, Papst, Kardinal, Bischof, Kaiser, König, Fürst, Rat, Regierer und Richter der Städte und Länder - Gott erbarm's - zu dieser Zeit "durch die Finger sehen", was recht ist, und dieses nur um des Geldes und der Gaben willen. Aber suchet man, so findet man geschrieben, dass vor längst vergess'nen Zeiten die Herren und Fürsten, soviel es ihrer gab, in den alten Rechtsbüchern zu lesen und zu studieren pflegten, auf dass gar niemandem ein Unrecht geschehe. Dazu aber brauchten sie gar viele Brillen, und dazumal ging es unserm Handwerke gut. Auch studierten die Pfaffen damals mehr als jetzt, weil sie alles abschreiben mussten, was sie lernen sollten; so gingen die Brillen weg wie warmes Brod. Jetzt aber sind sie so gelehrt geworden von den Büchern, die sie für Geld kaufen, dass sie meinen schon durch den Besitz des Buches auswendig zu können alles, was sie für ihre eigenen Verhältnisse brauchen. Diese ihre Bücher aber schlagen sie in vier Wochen nicht mehr als einmal auf. Darin liegt der Grund, warum unser Handwerk verdorben ist, und ich laufe aus einem Land in das andere und kann nirgendwo Arbeit finden. Zu allem Verhängnis ist der Niedergang allsoweit verbreitet, dass solches die Bauern auf dem Lande auch schon zu thun pflegen und "durch die Finger sehen".«

Der Bischof verstand den Text ohne Glosse und sprach zu ihm: »Folge Uns nach Frankfurt.« Dies tat Dil Ulenspiegel, und er blieb bei seinem Herrn solange, bis der Graf von Supplinburg im Jahr des Herrn 1133 als Kaiser bestätiget war, danach zog es Dil wieder zurück nach Sachsen.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Lothar_III._(HRR)
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

kukHofnarr
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Re: Wann wird die Kirche wieder blühen?

Beitrag von kukHofnarr »

Petrus hat geschrieben:
Montag 15. November 2021, 14:56
und - hier noch ein "Mut-mach-Lied",

aus - wie ich meine - gegebenem Anlaß.
das <"Original" stammt wohl von Herrn Heinrich Schütz.

https://www.bing.com/videos/search?q=wi ... M%3DHDRSC3
1.
Wie nun, ihr Herren, seid ihr stumm,
dass ihr kein Recht könnt sprechen?
Was gleich und g'rad, das macht ihr krumm,
helft niemand' zu sei'm Rechten.
Mutwillig übt ihr G'walt im Land.
Nur Frevel geht durch eure Hand.
Was will zuletzt d'raus werden?

2.
Von Mutterleib die böse Art,
gottlos und ganz verkehret,
treibt Büberei zu jeder Fahrt,
mit Lügen sie sich nähret.
Unrichtig geh'n sie ihren Gang
und stechen um sich wie ein' Schlang,
giftig mit großem Wüten.

3.
Gleichwie die Otter stopfet zu
das Ohr für dem Beschwerer,
damit er ihr kein Schaden tu',
wenn sie sein Stimm' sollt' hören.
So tun die gift'gen bösen Würm'.
Wenn GOTT sagt: "Nehmt das Recht in Schirm!",
so hab'n sie keine Ohren.

4.
Schlag sie aufs Maul, zerbrich ihr' Zähn,
Ihr' Backenzähn zerstoße!
Lass ihre Macht schmählich zergeh'n,
wie Wasser ausgegossen!
Greif drein, HERR, ihre Pfeil' zerbrich,
die sie gerichtet hab'n auf mich,
mein Seele zu verderben!

5.
Für Angst ihr' Seel verschmachtet furt,
gleichwie die Schneck' im Sommer,
gleichwie ein' unzeitig' Geburt,
die ans Taglicht nicht kommet.
Ihr' Dornen werden reifen nicht,
weil in der Blüt' Dein Zorn und G'richt
sie frisch hinweg wird reißen.

6.
Der G'rechte solch's wird schauen an
mit fröhlichem Gemüte,
wenn durch GOTT's Rache baden kann,
sein Fuß in ihrem Blute.
Denn' wird es rühmen jedermann:
"Wer GOTT vertraut, hat wohlgetan!"
GOTT ist noch Richter auf Erden.


Heinrich Schütz
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

kukHofnarr
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Re: Wann wird die Kirche wieder blühen?

Beitrag von kukHofnarr »

Petrus hat geschrieben:
Montag 15. November 2021, 14:56
und - hier noch ein "Mut-mach-Lied",

aus - wie ich meine - gegebenem Anlaß.
das <"Original" stammt wohl von Herrn Heinrich Schütz.

https://www.bing.com/videos/search?q=wi ... M%3DHDRSC3
Heinrich Schütz textete das "Original" aus "gegebenem Anlass" schon vor 500 Jahren, ...
...man bedenke dabei aber, dass originäre deutschsprachige Kritik nicht erst seit Reformationszeiten, sondern noch einmal 400 Jahre früher geäussert wurde. Kritik darf aber nicht destruktiv sein, will meinen, sich wider das Naturrecht /1 richten. Das Wesentliche an einer Kritik besteht in ihrer Konstruktivität, ...

...welche allenthalben von hörenden Ohren berücksichtigt wurde und (zu allen Zeiten) wird:
kukHofnarr hat geschrieben:
Dienstag 16. November 2021, 00:13
Zornig und zwieträchtig waren die Kurfürsten untereinander, so dass nicht ein römischer Kaiser noch König gewählt werden konnte.

Endlich wurde der Graf von Supplinburg* von allen Kurfürsten im Jahr des Herrn 1125 zum römischen König gekoren. Es waren aber auch andere da, die meinthen, sie müssten mit Gewalt ins irdische Reich des Höchsten eindringen. Daher musste sich der neu gekorene König sechs Monate lang vor Frankfurt legen auf militärischen Zulauf wartend, und dann ob ihn jemand von dort hinwegschlüge um sodann, allenthalben durch die Abwehr höllischer Trutz gefestigt, als Kaiser zu der Kirche und des Volks irdischem Schutz durch den Vikar Christi bestätiget zu werden.

Als nun der König endlich soviel Volks zu Ross und Fuße beieinander hatte, überlegte auch Dil Ulenspiegel, was es für ihn dort zu thun gäbe: "Dahin kommen viel fremde Herren, die lassen mich nicht unbeschenket; da ich also in den Kreis ihres Gefolges aufgenommen, so stünd' ich gut." Und so machte er sich auf den Weg dorthin. Auch Herren aus allen Landen zogen heran, und so begab es sich in der Wetterau bei Friedberg, dass auch der Bischof von Trier mit seinem Gefolge auf dem Weg nach Frankfurt Ulenspiegel begegnete. Weil dieser aber höchst seltsam gekleidet, frug ihn der Bischof, was für ein Geselle er sei.

Dil Ulenspiegel antwortete: »Gnädiger Herr, ich bin ein Brillenmacher und komme aus Brabant. Aber da ist nichts für mich zu tun; d'rum wand're ich nach Arbeit. Aber auch allgemein steht es mit unserm Handwerk schlecht.«

Der Bischof sprach: »Ich glaubte, mit deinem Handwerk müsst's Tags zu Tag besser werden. Die Leute werden doch Tags zu Tag kränker und sehen immer schlechter, weshalb man doch vieler Brillen bedarf.«

Dil antwortete dem Bischof und sagte: »Ja, gnädiger Herr, Euer Gnaden sprechen wahr, aber es gibt da eine Sache, die unserm Handwerk gar verderblich ist.«

Der Bischof fragte: »Was sollte das denn sein?«

Ulenspiegel sprach: »Darf ich's wagen zu sagen, ohne auf dass Euer Gnaden mir darob zürnen?«

»Ja«, sagte der Bischof, sich des Schelms erinnernd, »wir sind solches wohl gewohnt von dir und deinesgleichen. Sag's nur frei heraus und scheue nichts!«

»Gnädiger Herr, dieses ist's, was das Brillenmacher-Handwerk verdirbt, und es ist zu befürchten, dass es noch völlig ausstirbt: dass Ihr und andere große Herren, Papst, Kardinal, Bischof, Kaiser, König, Fürst, Rat, Regierer und Richter der Städte und Länder - Gott erbarm's - zu dieser Zeit "durch die Finger sehen", was recht ist, und dieses nur um des Geldes und der Gaben willen. Aber suchet man, so findet man geschrieben, dass vor längst vergess'nen Zeiten die Herren und Fürsten, soviel es ihrer gab, in den alten Rechtsbüchern zu lesen und zu studieren pflegten, auf dass gar niemandem ein Unrecht geschehe. Dazu aber brauchten sie gar viele Brillen, und dazumal ging es unserm Handwerke gut. Auch studierten die Pfaffen damals mehr als jetzt, weil sie alles abschreiben mussten, was sie lernen sollten; so gingen die Brillen weg wie warmes Brod. Jetzt aber sind sie so gelehrt geworden von den Büchern, die sie für Geld kaufen, dass sie meinen schon durch den Besitz des Buches auswendig zu können alles, was sie für ihre eigenen Verhältnisse brauchen. Diese ihre Bücher aber schlagen sie in vier Wochen nicht mehr als einmal auf. Darin liegt der Grund, warum unser Handwerk verdorben ist, und ich laufe aus einem Land in das andere und kann nirgendwo Arbeit finden. Zu allem Verhängnis ist der Niedergang allsoweit verbreitet, dass solches die Bauern auf dem Lande auch schon zu thun pflegen und "durch die Finger sehen".«

Der Bischof verstand den Text ohne Glosse und sprach zu ihm: »Folge Uns nach Frankfurt.« Dies tat Dil Ulenspiegel, und er blieb bei seinem Herrn solange, bis der Graf von Supplinburg im Jahr des Herrn 1133 als Kaiser bestätiget war, danach zog es Dil wieder zurück nach Sachsen.

* https://de.m.wikipedia.org/wiki/Lothar_III._(HRR)
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"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

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