Herz-Jesu-Verehrung/-Fest

Allgemein Katholisches.

Sollte diese Andacht gefördert oder abgeschafft werden?

Diese Andacht ist sehr segensreich und sollte gefördert werden.
11
61%
Höchste Zeit, daß das abgeschafft wird.
0
Keine Stimmen
Weder noch, der Gläubige soll selbst entscheiden, ob er so beten will oder nicht.
7
39%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 18

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Juergen
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Herz-Jesu-Verehrung/-Fest

Beitrag von Juergen »

Herz Jesu, Gottes Opferbrand, der unsre Lieb entfachte!
O Herz in Nacht zu uns gesandt, als Schuld den Tod uns brachte!
Wir stachen dich mit Spott und Wut,
du tauftest uns mit deinem Blut.
Nun müssen wir dich lieben.

Wer liebt, der kehrt zu dir nach Haus und ist der Nacht entrissen.
Er sendet neu mit dir sich aus, als Licht zu Finsternissen.
Du bist die Sonne, wir der Schein,
wir können ohne dich nicht sein
und ohne dich nicht lieben.

Herz Jesu, Trost der ganzen Welt, mach unser Herz zu deinem!
Nimm unsre Herzen ungezählt und mache sie zu einem!
Laß uns den Haß, das bittre Leid
fortlieben aus der dunklen Zeit:
Laß uns dein Reich erscheinen!

(GL, PB-Anhang, Nr. 870)

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Linus
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Beitrag von Linus »

Muss gestehen, also ich hab noch immer Probleme, kann man die Seele als im Herzen wohnend lokalisieren?? (Glaubten die Juden nicht, das Herz sei im Kopf????)

Dieser Allegorisierung kann ich einfach nichts abgewinnen, war doch die Person Jesu (und nicht nur irgendein Körperteil) wichtig für die Erlösung.

Ich verstehs nicht. (vor allem wo ist der Unterschied zwischen Herz Jesu und Herz Mariae und Herz Hansi Huber....)

Gut das mit dem Profanisieren stimmt vielleicht (Soziologie geschädigt :mrgreen: ) aber ich hab auch kein Problem, nach meinem dahinkratzen, :mrgreen: meinen Körper dem Anatomieinstitut zu vermachen und im anschluss verbrannt zu werden. (bin kein(sozialistischer) Ketzer!)
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lancelot
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Beitrag von lancelot »

Linus hat geschrieben:Muss gestehen, also ich hab noch immer Probleme, kann man die Seele als im Herzen wohnend lokalisieren?? (Glaubten die Juden nicht, das Herz sei im Kopf????)
Dann würden Judenchristen eben den "Kopf Christi" verehren (wobei ich immer dachte, das AT würde die Seele im Bauchbereich verorten - aber egal, darauf kommt es nicht an.)
Linus hat geschrieben:Dieser Allegorisierung kann ich einfach nichts abgewinnen, war doch die Person Jesu (und nicht nur irgendein Körperteil) wichtig für die Erlösung.
Mit dem ersten Teil Deines Satzes bist Du nicht allein, in dieser Zeit und in diesem Land. Es fällt uns wahrscheinlich leichter, von Ego, Über-Ich, Unbewußtem oder schlimmer noch ;D : von Archetypen zu reden, statt frühere Zeiten konkrete Körperteile oder den ganzen Körper als Ausdruck und Bild der ganzen Person zu sehen. Sieht so praktische, ganz alltägliche Leibfeindlichkeit aus?

Zur Frage, was an Jesus uns erlöst hat: Ganz klar, der ganze Jesus: Geist, Wille, Verstand, Gefühl, Herz, Hände, Leib, Blut, Kopf, durchbohrte Haut, verstummende Stimme, geschlossene, fragende Augen.
Linus hat geschrieben:Ich verstehs nicht. (vor allem wo ist der Unterschied zwischen Herz Jesu und Herz Mariae und Herz Hansi Huber....)
Ich kann nur für mein Herz sprechen: Meins ist launisch, unwillig, zerstreut, feige, unverwundet - und gehört mir, und das will es auch bleiben. Und all das macht für mich einen großen Unterschied zu den beiden anderen.

So werde ich weiter "Seele Christi" beten müssen. Das dürfte Dir wahrscheinlich auch zu sinnlich sein, oder?

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Linus
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Beitrag von Linus »

lancelot hat geschrieben:Mit dem ersten Teil Deines Satzes bist Du nicht allein, in dieser Zeit und in diesem Land. Es fällt uns wahrscheinlich leichter, von Ego, Über-Ich, Unbewußtem oder schlimmer noch ;D : von Archetypen zu reden, statt frühere Zeiten konkrete Körperteile oder den ganzen Körper als Ausdruck und Bild der ganzen Person zu sehen. Sieht so praktische, ganz alltägliche Leibfeindlichkeit aus?

Zur Frage, was an Jesus uns erlöst hat: Ganz klar, der ganze Jesus: Geist, Wille, Verstand, Gefühl, Herz, Hände, Leib, Blut, Kopf, durchbohrte Haut, verstummende Stimme, geschlossene, fragende Augen.
Also von dem ganzen (Freudschen) Psychoquatsch (Frage: Warum kann ich bewusst über das unbewußte nachdenken?) halt ich herzlich wenig.

So weit ich weiss war zumindest das antik-jüdische verständnis des Menschen, dass man den menschen nicht aufdröseln kann, das kam erst durch die Hellenismus-welle

Eben wie du schreibst: der ganze Jesus hat uns erlöst, nicht die linke Zehe ,oder so, deswegen komm ich ja mit der :hust: Innereineverehrung :hustenanfall ende: nicht zurecht.
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Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Linus
wenn du das als Aufspalterei verstehst (oder Reduzierung) oder was auch immer, wird auch eine Diskussion darüber nichts daran ändern, oder?
Für mich und viel andere ist das eben nicht so - die Ganzheit Jesus ist nach wie vor gegeben, auch in der Herz-Jesu-Verehrung.
Vielleicht solltest du das einfach so akzeptieren. Macht es Sinn, alle Argumente noch mal zu wiederholen?
Du hattest gefragt, was das Katholiiken bedeutet,. wir haben geantwortet, du hast deine gegenteilige Meinung kundgetan. Eigentlich sind die Argumente ausgetauscht.
Versteh mich richtig - ich will hier nichts abwürgen. Nur im Kreise drehen bringt gesprächsmässig nichts.
Was willst du für erreichen in der Diskusssion?
Für meinen Begriff bügelst du alle Argumente ziemlich schnell weg.

Geronimo

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lancelot
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Beitrag von lancelot »

Als Neuling' kenn ich die Kreuzgang-Etikette noch nicht richtig, aber ich halte die Frage nach den subjektiven Voraussetzungen der Herz-Jesu-Verehrung für ziemlich wichtig und zu schade für dieses Forum hier...

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Hallo Jürgen und linius,

das mit der Milka-Pumpe ist schön! Hab herzlich gelacht, als ich das las.

Linius, Du schreibst:
"Dicksein ist keine physiologische Eigenschaft, es ist eine Weltanschauung."
Und das ist Dein Untertext, der immer erscheint.

Irgendwie scheint es Dich sehr zu beschäftigen, was jetzt eine physiologische Tatsache ist und was nicht. Nur verstehe ich nicht, dass Dicksein nicht physiologisch ist, das Herz aber rein physiologisch.

Ich finde, beides kann man unter physiologischen und anderen Aspekten betrachten.

Zufällig bekomme ich grad im Moment vom Postboten ein Werbeprospekt eingeworfen, da steht: "Investieren Sie in Münchens Bestlage: Im Herzen von Schwabing". Also sogar im materialistischen Bereich wird das Herz als etwas Zentrales, Wichtiges, Besonderes angesehen, etwas, wo man gerne hingelangt, etwas Positives, etwas Bejahendes, etwas Erstrebenswertes.

Und wenn man das Herz als Symbol der Liebe empfindet, wie viel mehr muss es dann im Glauben ein aussagekräftiges Symbol sein.
Hast Du übrigens Liebe noch nie tatsächlich in Deinem Herzen gefühlt? Ich meine jetzt tatsächlich an dem Ort, an dem dieses Organ im Körper sitzt? Ich jedenfalls schon.

Herzliche Grüße
Julia
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
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T. Boesche-Zacharow

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Hallo lancelot,

ich verstehe nicht was Du meinst. Und wieso zu schade? Wo soll man dann darüber reden, oder gar nicht darüber reden (wäre eine Position, die ich nicht teile, aber verstehen kann)?

Fragende Grüße
Julia
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lancelot
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Beitrag von lancelot »

Julia Wolf hat geschrieben:Hallo lancelot,

ich verstehe nicht was Du meinst. Und wieso zu schade? Wo soll man dann darüber reden, oder gar nicht darüber reden (wäre eine Position, die ich nicht teile, aber verstehen kann)?

Fragende Grüße
Julia
Man soll unbedingt darüber reden, aber vielleicht nicht unter "Stil, Spaß und Störenfriede"?

Ich meine folgendes:
Daß das Herz nicht nur eine Pumpe ist, ist klar. Was ist es dann? Eine romantisierende Bezeichnung für eine dogmatische oder philosophische Wirklichkeit? Lyrik? Oder gibt es nicht Dimensionen von Wahrheit, die sich nur dem erschließen, der liebt, liebend hinschaut, der symbolisch hinsieht?

Ich glaube, daß wir auf die Rede vom Herz Jesu/Mariä/Juliae/Lanceloti gar nicht verzichten können. In anderen Kulturen entsprechend auch nicht auf die Rede von den Eingeweiden Jesu, vom Schoß des Vaters etc. Und wenn wir es tun, entwischt uns die Wirklichkeit.

Ein Vergleich: Ein gutes, großes Gedicht kann ich nicht inhaltlich zusammenfassen, Inhalt und Form gehören zusammen, Medium und Message sind eins. Der Dichter sieht etwas, was mit anderen Mitteln nicht zu sehen oder zu sagen ist.

Entsprechend sieht der Glaubende/Betende/Liebende im Herzen Jesu etwas, was mit theologisierender Rede von Personmitte etc. gar nicht vollständig zu sagen ist.

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Kunzler ([i]Liturgie der Kirche,[/i] S. 617) hat geschrieben:Die Anfänge der Verehrung des mit der Lanze durchstoßenen Herzens Jesu liegen in der Passionsfrömmigkeit des Hochmittelalters, die auch um das dornengekrönte Haupt und die fünf Wunden Jesu eigene Frömmigkeitsformen entwickelte. Im 16. Jahrhundert wurde die Herz-Jesu-Verehrung besonders in Frankreich von den Jesuiten gepflegt und bildete ein Gegengeweicht zum rigoristischen, die Prädestinationslehre aufgreifenden Augustinismus der Jansenisten. Im 17. Jahrhundert waren die französichen Oratorianer Kardinal Perre Bérulle und Jean Eudes (+ 1680) die großen Förderer der Herz-Jesu-Verehrung. Ab 1672 feierte Eudes mit seiner Gemeinschaft kraft bischöflicher Erlaubnis ein Herz-Jesu-Fest. Die Verbreitung des Festes bestärkte "eine Vision der Mystikerin Margaretha Maria Alacoque (+ 1690), bei der Jesus, sein Herz zeigend und auf seine veschmähte Liebe hinweisend, für den Freitag nach dem Oktavtag von Fronleichnam ein besonderes Fest verlangt (1675)". Doch erst 1856 führte es Pius IX. für die gesamte Kirche ein, nachdem Klemens XIII. es als Partikularfest den polnischen Bischöfen und der römischen Erzbruderschaft vom Herzen Jesu 1765 gestattet hatte.
Leo XIII. erhöhte 1899 seinen Rang, nochmals Pius XI. im Jahre 1928, so daß es im Rang Weihnachten entsprach! 1956 veröffentlichte Pius XII. die Enzyklika "Haurietis aquas" zur Hundertjahrfeier der allgemeinen Einführung des Festes durch Pius IX.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Da bin ich ja im Jahr der Hundertjahrfeier der allgemeinen Einführung des Festes des Herzens Jesu geboren (1956)!

Ich wollte noch sagen, dass ich manchmal finde, dass ein Witz mehr erläutern kann, als viele Worte. Ich finde die Milka-Pumpe nämlich schon ein gutes Beispiel, das zeigt, ohne viel zu erklären, dass das Herz für sehr viel mehr steht, als nur für ein mechanisches Organ. Und der Mond für mehr als nur für Steine.

Wenn die Beiträge dann natürlich nur noch aus Blödeleien bestehen, dann ist das nicht mehr so gut. Aber ab und zu eine witzige Bemerkung finde ich schon ok., entspannt auch manchmal.

Ich habe in meinem Leben nie so gelacht wie einmal bei Schweigeexerzitien. Wir sassen stumm beim Essen am Tisch. Auf einmal mußte irgend jemand von uns etwas in sich hineinlachen, bemühte sich aber nicht zu lachen. Wir merkten dies und wurden angesteckt. Nach einer Weile, in der wir alle kämpften, ernst zu bleiben, gab es schließlich kein Halten mehr, wir haben alle miteinander Tränen gelacht. Und das waren fast alles ruhige, ältere Damen (damals war ich dort die jüngste). Aber ich glaube, es hat uns gut getan.

Herzliche Grüße
Julia
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T. Boesche-Zacharow

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lancelot
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Beitrag von lancelot »

Interessanterweise beschreibt Pierre Teilhard de Chardin in seinem frühen Werk "Christus in der Materie"(1916), das im "Lobgesang des Alls" enthalten ist, eine Herz-Jesu-Vision.

"Sie wollen wissen, wie für mich das machtvolle und vielfältige Universum die Gestalt Christi angenommen hat?" fragt ein priesterlicher Freund und erzählt dann drei Erfahrungen, deren erste in einer Vision besteht, in der von einem Herz-Jesu-Bild ausgehend die "trennende Oberfläche zwischen Christus und derumgebenden Welt" vibriert und schließlich schmelzt, Jesus in das "Herz der Materie" eingeht.

Egal, wie man zu Teilhards Spiritualität steht: Dieser Bericht zeigt, daß es nicht um in isolierte oder gar sterile Frömmigkeitsübung geht, sondern daß wir damit zentrale "Dinge" des Glaubens berühren.

Lucia

Beitrag von Lucia »

Lieber Linus,
früher war man sich über die Funktion der Organe nicht so im Klaren, wie das heute der Fall ist. Wozu Arme und Beine, Augen und Ohren dienen, ist ja relativ offensichtlich (spätestens, wenn man sie verliert oder zuhält) - bei Herz, Gehirn oder Niere ist es das nicht. Und daher wurde früher als der Sitz der Gefühle die Niere angesehen, und der Verstand wurde im Herzen angesiedelt (is ja auch ständig am Arbeiten, gell?); der Sitz des Lebens/der Seele war das Blut. Daher auch das jüdische Blut-Verbot, weil die Seele eben dem Herrn gehört. Keine Ahnung, wo ich das her habe (lang' ist's her), aber für einen Teil dessen gibt's auch in den unendlichen Weiten des Internet und in den unergründlichen Tiefen der Bibel Belege:

http://www.wispor.de/wp-red-n.htm
Die Nieren wurden (u.a.) im Mittelalter als Sitz der Gefühle und auch des Geschlechtstriebes angesehen. Ehebrechern wurde aus diesem Grund (zu besonders rabiaten Zeiten) mitunter eine Niere als Strafe herausgeschnitten.

In der Bibel finden sich auch Stellen, die darauf hinweisen, daß die Nieren als Sitz der Gefühle, des Gemütes galten. So z.B.:

AT, Psalm 7,10: "...mache stark den Gerechten, gerechter Gott, der du erforschest Herz und Nieren."
AT, Psalm 26,2: "Prüfe mich, HERR, und erprobe mich, erforsche meine Nieren und mein Herz!"
AT, Jeremia 20,12: "Und nun, HERR Zebaoth, der du die Gerechten prüfst, Nieren und Herz durchschaust..."


Wer also das Herz Jesu verehrt, verehrt daher besonders seinen "Verstand" (welch unbiblisches Wort) - also die Schöpferkraft (1. Joh: im Anfang war das Wort, ... durch das Wort ist alles geworden ... hat unter uns gewohnt) und auch den Menschensohn als gerechten Richter. Jesus als der Anfang und das Ende der Welt, das A und das Omega (siehe Osterkerze). Das meint die Herz-Jesu-Verehrung; und weniger den "physiologischen" Muskel.

Lieben Gruß,
Lucia

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Niels
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Beitrag von Niels »

Vielleicht hilft die Präfation vom heiligsten Herzen Jesu, das Ganze besser zu verstehen:

"In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, allmächtiger Vater, zu danken und dich mit der ganzen Schöpfung zu loben durch unseren Herrn Jesus Christus. Am Kreuz erhöht, hat er sich für uns dahingegeben aus unendlicher Liebe und alle an sich gezogen. Aus seiner geöffneten Seite strömen Blut und Wasser, aus seinem durchbohrten Herzen entspringen die Sakramente der Kirche. Das Herz des Erlösers steht offen für alle, damit sie freu­dig schöpfen aus den Quellen des Heiles. Durch ihn rühmen dich deine Erlösten und singen mit den Chören der Engel das Lob deiner Herrlichkeit: Heilig ..."
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

Petrus
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Beitrag von Petrus »

Lucia Hünermann hat geschrieben:früher war man sich über die Funktion der Organe nicht so im Klaren, wie das heute der Fall ist.
vielleicht hat man weniger gewußt, und mehr verstanden. Reste davon könnten in unserem Sprachgebrauch noch vorhanden sein.

"Es bricht mir das Herz"
"Das geht mir an die Nieren"

und, danke an Niels, für die Präfation. Das ist immer das erste, was mir zum Thema "Herz Jesu" einfällt.

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overkott
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Herz-Jesu-Fest

Beitrag von overkott »

Was ist eigentlich der Sinn des Herz-Jesu-Festes?

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Edi
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Beitrag von Edi »


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Mariamante
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Re: Herz-Jesu-Fest

Beitrag von Mariamante »

overkott hat geschrieben:Was ist eigentlich der Sinn des Herz-Jesu-Festes?
Der Sinn der Herz Jesu Verehrung allgemein liegt m.E. darin, dass die Menschen Gott aus der Kraft des Herzens und Gemütes lieben und ist ein Angebot des Himmels, um dem Rationalismus und der Herzenkälte entgegen zu wirken.
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Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Offen gestanden ist das ein Fest, bei dem ich froh bin, daß wir es nicht haben... Ich kann mit dieser "Körperteilfrömmigkeit" gar nichts anfangen. :ratlos:

Gruß
SD

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Mariamante
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Beitrag von Mariamante »

Stephen Dedalus hat geschrieben:Offen gestanden ist das ein Fest, bei dem ich froh bin, daß wir es nicht haben... Ich kann mit dieser "Körperteilfrömmigkeit" gar nichts anfangen. :ratlos:

Gruß
SD
Wobei es hier nicht um einen Körperteil geht- sondern das Herz steht als Symbol für das"innere Wesen des Menschen". Wenn jemand sagt: "Das ist ein herzlicher Mensch - oder " herzliche Grüße" dann denken die meisten wohl auch nicht an einen Körperteil sondern an eine innere Haltung.
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Edi
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Beitrag von Edi »

In der Schrift steht, dass böse (und ich füge hinzu auch gute Gedanken) aus dem Herzen kommen. Übrigens ist für manche nichtchristliche Religionen auch das Herz der Sitz der Liebe oder des Bösen.
Somit ist die Herz-Jesu-Verehrung verständlich.

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Linus
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Beitrag von Linus »

Mariamante hat geschrieben:
Stephen Dedalus hat geschrieben:Offen gestanden ist das ein Fest, bei dem ich froh bin, daß wir es nicht haben... Ich kann mit dieser "Körperteilfrömmigkeit" gar nichts anfangen. :ratlos:

Gruß
SD
Wobei es hier nicht um einen Körperteil geht- sondern das Herz steht als Symbol für das"innere Wesen des Menschen". Wenn jemand sagt: "Das ist ein herzlicher Mensch - oder " herzliche Grüße" dann denken die meisten wohl auch nicht an einen Körperteil sondern an eine innere Haltung.
Kann mich da ganz dir anschließen, ich pflege sowas als Innereienverehrung zu betiteln (was ist mit Leber Milz Gehirn,...)?

Irgendwie entspricht das nicht dem klassisch christlichjüdischen Verständnis wonach der Leib ja aus Körper und Seele besteht und der Leib auferstehen wird.... (haben da "Griechen" (iSv Philosophen) mitgemischt?)
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overkott
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Beitrag von overkott »

Danke für den Tipp.

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overkott
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Beitrag von overkott »

"Der Herz-Jesu-Kult führte zunächst in Frankreich zu einer religiösen Massenbewegung unter Laien. In den kommenden hundert Jahren entstanden an die 1000 Herz-Jesu-Vereinigungen. Indes zeigte sich die römische Kirchenleitung wenig an dieser Frömmigkeitsform interessiert; zu barock, zu irrational, zu laikal," schreibt Theologe Rainer Kampling im Elfenbeinturm der FU Berlin. Heute scheint es der Vatikan zu sein, der der Laienbewegung wieder neues Leben einhauchen will. So bat jüngst Papst Benedikt Jesuitengeneral Kolvenbach die Herz-Jesu-Spiritualität wieder neu zu beleben.

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Samuel
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Beitrag von Samuel »

Die Jesuiten hatten schon immer den Auftrag, die Herz-Jesu-Verehrung zu fördern.
Karl Rahner, Zur Theologie des Symbols (Schriften IV) hat geschrieben:Die Theologie der Herz-Jesu-Verehrung spricht von Anfang an bis auf den heutigen Tag bei den einfachen Gläubigen, bei den reflektierenden Theologen und in den kirchlichen Lehräußerungen davon, daß das Herz des Herrn ein Symbol der Liebe Christi sei.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Samuel hat geschrieben:Die Jesuiten hatten schon immer den Auftrag, die Herz-Jesu-Verehrung zu fördern.
Karl Rahner, Zur Theologie des Symbols (Schriften IV) hat geschrieben:Die Theologie der Herz-Jesu-Verehrung spricht von Anfang an bis auf den heutigen Tag bei den einfachen Gläubigen, bei den reflektierenden Theologen und in den kirchlichen Lehräußerungen davon, daß das Herz des Herrn ein Symbol der Liebe Christi sei.
Der Papst hat diesen Auftrag aktualisiert.
Das Herz-Jesu-Fest feiert die Kirche am morgigen Freitag.

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Mariamante
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Herz Jesu Fest

Beitrag von Mariamante »

Durch Aufklärung und Rationalismus haben sich die Herzen der Menschen verhärtet. Dieser Verhärtung der Herzen wirkte Gott auch dadurch entgegen, dass er durch die hl. Maria Margarethe Alacoque die Herz- Jesu- Verehrung ausbreitete.

Das Herz wird als die "Mitte der Seele" verstanden. Die Herz- Jesu-Verehrung soll uns helfen, dass Jesus die Mitte unserer Seele und unseres Lebens wird. Wir hängen unser Herz an vieles und sind zuersplittert. Aber was nützt es uns, wenn wir die ganze Welt gewinnen, aber wir erleiden Schaden an unserer Seele?

Paulus schreibt an einer Stelle, dass ihm um Christi willen alles andere wie "Kehricht" wurde. Das soll keine Abwertung der Schöpfung sein - sondern es soll zeigen, dass im göttlichen Herzen Jesu alle "Schätze der Weisheit und Erkenntnis" verborgen sind, dass Jesus die Quelle des Lebens und der Heiligkeit ist.

"Gib mir dein Herz" spricht Gott zu uns. Und das geöffnete Herz Jesu zeigt uns, dass Jesus uns sein Herz in einer unvorstellbaren Liebe gegeben hat. Aus dem geöffneten Herzen Jesu entspringen die Sakramente der Liebe. Gott schenkt sich uns. Gott hat ein "Herz" für uns. Möge dieses Hochfest uns in besonderer Weise anregen, dass auch wir Gott unser ganzes Herz schenken, und IHM nicht nur die Rumpelkammer überlassen.

"O göttliches Herz Jesu gib, dass ich immer mehr und mehr dich lieb".
Gelobt sei Jesus Christus

MonaLisa
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Beitrag von MonaLisa »

Ich rede mal dazwischen:

Ich kenne das Kloster Arnstein in Obernhof an der Lahn, in dem das Herz Jesu besonders verehrt wird. Dieser
Wallfahrtsort ist einer der ganz wenigen Jesus-Wallfahrtsorte..

Gruß MonaLisa

Raphaela
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Herz-Jesu-Verehrung

Beitrag von Raphaela »

[Hiermit mit den bestehenden beiden Threads vereinigt... Grüße, Ecce]

Hatte gerade zu diesem Thema einen geschlossenen Tread im Gemüsegarten gesehen. - Da es damals Linus sein Anliegen war, Herz-Jesu-Verehrung zu verstehen, möchte ich es hier wieder eröffnen.
Zu mir: jahrelang hatte ich keine Zugang zur Herz-Jesu-Verehrung, fand die Darstellungen in den Kirchen nur kitschig. - Bis mich jemand darauf aufmerksam gemacht hat, dass ein relativ neues Lied im GL sich damit auseinandersetzt. - So kann ich auch diese Verehrung unterstützen.
ich zitiere hier diese Lied einmal:
Gott liebt diese Welt und wir sind sein Eigen, Wohin er uns stellt, sollen wir es zeigen:Gott liebt diese Welt
Gott liebt diese Welt. Er rief sie ins Leben. Gott ist's der erhält, was er selbst gegeben, Gott gehört die Welt
Gott liebt diese Welt. Feuerschein und Wolke und das heilge Zelt sgen seinem Volke:Gott ist in der Welt
Gott liebt diese Welt. Ihre Dunkelheiten hat er selbst erhellt. Im Zenit der Zeiten kam sein Sohn zur Welt.
Gott liebt diese Welt. Durch des Sohnes Sterben hat er uns bestellt zu des Reiches Erben. Gott erneut die Welt.
Gott liebt diese Welt. In den Todesbanden keine Macht ihn hält. Christus ist erstanden: Leben für die Welt.
Gott liebt diese Welt. Er wird wiederkommen, wann es ihm gefällt, nicht nur für die Frommen, nein für alle Welt.
Gott liebt diese Welt, und wir sind sein Eigen. Wohin er uns stellt, sollen wir es zeigen: Gott liebt diese Welt
Das Wort Verehrung ist vielleicht etwas missverständlich. -Aber für mich bedeutet dies einfach Dankbarkeit Gott gegenüber für seine Liebe. -

Diese Liebe drückt auch der Hymnus zur ersten Vesper des Festes des Heiligsten Herz Jeus aus :
O sel'ger Urgrund allen Seins
Heiland der Welt, Herr Jesus Christ,
du Licht von deines Vaters Licht
und wahrer Gott von wahrem Gott.

Wie hat die Liebe dich gedrängt,
dass du für uns den Tod erwählt.
Du gibst das Leben uns zurück,
das Adams Sünde uns geraubt.

Der Stoß der Lanze trifft dein Herz,
und Blut und Wasser bricht hervor,
ein Quell des Heils, der nie versiegt
und aller Schöpfung Freude bringt.

Dir Herr sei Preis und Herrlichkeit,
der uns sein Herz geöffnet hat,
mit dir dem Vater und dem Geist
durch alle Zeit und Ewigkeit. Amen

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anneke6
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Herz Jesu

Beitrag von anneke6 »

Wenige Andachten im Westen polarisieren so sehr wie die Andacht zum Herzen Jesu und die damit verbundenen Darstellungen. Ein polnischer Priester mit etwas zweifelhaftem Ruf beklagt sich: Wenn meine Mutter mir nicht [diese Andacht] eingeflößt hätte, wäre es schlimm mit mir gekommen, denn im Priesterseminar wurde sie kein einziges Mal erwähnt.
Ich dagegen kenne diese Andacht schon lange — wahrscheinlich, weil ich nicht im Priesterseminar gewesen bin. :ja:
So sehr x Piotr Natanek große Hoffnungen auf diese Andacht setzt und Freimaurern u.ä. die Schuld dafür gibt, daß sie vernachlässigt wird, so sehr wird sie auch von anderer Seite kritisiert. Die Bilder seien kitschig, die Lieder sentimental, und die ganze Andacht antiökumenisch, da sie Protestanten und Orthodoxen ein Greuel ist.
Was meint ihr?
???

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Jacinta
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Re: Herz Jesu

Beitrag von Jacinta »

anneke6 hat geschrieben:Wenige Andachten im Westen polarisieren so sehr wie die Andacht zum Herzen Jesu und die damit verbundenen Darstellungen. Ein polnischer Priester mit etwas zweifelhaftem Ruf beklagt sich: Wenn meine Mutter mir nicht [diese Andacht] eingeflößt hätte, wäre es schlimm mit mir gekommen, denn im Priesterseminar wurde sie kein einziges Mal erwähnt.
Ich war zwar nicht im Priesterseminar (wie auch :breitgrins: ), aber mir ist die Herz-Jesu-Andacht bisher auch noch nie irgendwo begegnet.
"In necessariis unitas, in non-necessariis libertas, in utrisque caritas."
"Man muss sich aber klarmachen, dass Krisenzeiten des Zölibats auch immer Krisenzeiten der Ehe sind." BXVI.

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anneke6
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Re: Herz Jesu

Beitrag von anneke6 »

Ich habe anfangs übrigens überlegt, in welches Unterforum ich das einstellen soll — ich habe mich schließlich fürs Scriptorium entschieden, daß Herz Jesu Pro/Kontra eine theologisch heikle Debatte ist, mit Vorwürfen von Kryptonestorianismus usw.
???

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