Ich selber habe meinen Einstieg in ein bewußtes Glaubensleben über die Katholische Charismatische Gemeindeerneuerung gefunden.Bernd hat geschrieben:Es würde mich interessieren, ob es Erfahrungen von Mitgliedern neuer geistlicher Gemeinschaften gibt, die sich in normalen Gemeinden engagieren.
In der Gemeinde, wo ich sie kennengelernt habe, war die Gemeinschaft (nicht ganz zu unrecht) als elitär, spinnert und abgehoben verpönt.
Getrennt habe ich mich von der Gemeinschaft, als ich eingesehen habe, daß sich die Theodizee nicht (immer) mit "Halleluja" beantworten läßt.
Das ist aber ein spezielles Problem der Charismatiker.
Ab einem bestimmten Punkt fehlt der Charismatischen Bewegung der Tiefgang.
Natürlich gibt es Überschneidungen mit den Gremien der Gemeinde. (z.B. Pfarrgemeinderat)Bernd hat geschrieben:Teilt man hier sein Christsein auf: In der Gemeinde normaler Ehrenamtlicher, in Festausschüssen oder so, und die geistliche Gemeinschaft ist für die Spiritualität zuständig? Oder möchte man das Gemeindeleben auch in spiritueller Hinsicht fördern? Wie geht das genau? Initiiert man Gesprächskreise, geht in den Pastoral- oder den Liturgieausschuß des Kirchengemeinderats, wird Firmgruppenleiter (in Diözesen mit Jugendfirmung, in solchen mit Kinderfirmung wird das ja nicht so angefragt)?
Der Pfarrer in der o.g. Gemeinde stand dem ganzen sehr skeptisch gegenüber und war der Ansicht "normal katholisch" reicht doch aus.
Später hat er jedoch genau dort, in diesem Kreis seine geistliche Tankstelle gefunden und die Kraft bekommen seine Berufung weiterhin überzeugend zu leben.
Manchmal wirken die NGGs in die Gemeinden hinein, manchmal gar nicht.
Das läßt sich eben nicht verallgemeinern. In der Gemeinde, in der ich jetzt lebe würde jemand der sie von außen betrachtet auch die Diagnose: spirituell tot stellen. Wer sich die Gemeinde näher anschaut, wird festestellen, daß überall kleine Quellen sprudeln. Aufgabe des Pfarrers wäre es diese Quellen freizulegen und so gut es geht die Menschen auf ihren Wegen zu begleiten. Das geschieht nicht. Also passiert zweierlei, einige Quellen versiegen wieder, andere gehen andere Wege. Sie suchen sich außerhalb der Gemeinde ihre geistliche Nahrung (z.B. in Klöstern).Bernd hat geschrieben:Mir fällt immer wieder mal auf, wie sich Mitchristen mit mehr sprituellen Ambitionen über die normalen Gemeinden aufregen, wie sie spirituell doch so tot seien, ein reiner Clubcharakter sei zu beobachten, allenfalls noch ein paar caritativ Engangierte.
NGG's haben wir hier nicht.
Kommunikation über geistliche Dinge ist kein Problem, sondern eine sehr intime Angelegenheit. Damit ist klar, was die Geistlichen Gemeinschaften prägt, wenn sie blühen und Frucht bringen: Ein Klima des Vertrauens.Bernd hat geschrieben:Hier möchte ich die Gemeinden mal etwas in Schutz nehmen. Klar ist die Kommunikation über Sprituelles ein Problem. Eine geistliche Gemeinschaft bildet sich aus Personen, die in dieser Hinsicht eine Nähe zueinander verspüren und diese weiterentwickeln.
Eben.Bernd hat geschrieben:Das ist ja in Ordnung, läßt sich so aber nicht auf die Gemeinde übertragen, wo es diese Nähe in dieser Weise wohl nicht geben kann.
Jetzt aber die Gegenfrage:
Ist das nicht ein Armutszeugnis für unsere Gemeinden?
Ist es wirklich zu viel verlangt, neben dem Festausschuß im PGR auch noch einen Ausschuß für Spirituelle Fragen in der Gemeinde zu haben?
Warum traut sich denn keiner, mal im PGR übers Gebet zu reden?
OK, man wird blöd angeschaut, aber...
Dazu gehören immer zwei, einer der okkupiert und einer der sich okkupieren läßt. Wenn eine (starke) NGG auf ein Vakuum trifft, ist es doch völlig klar, daß sie alles an sich zieht.Bernd hat geschrieben:Manchmal hört man Klagen, eine spirituelle Gemeinschaft sei dabei, eine Gemeinde zu okkupieren, jeder, der keine Verbindung zu dieser Gemeinschaft habe und wolle, werde ausgegrenzt. Wohl auch nicht gerade ein kluger Weg.
Es ist nicht zwingend Notwendig NGGs in den Gemeinden zu haben, wenn die da sind, ist es die Aufgabe des Pfarrers sie zu integrieren und die Pflicht der Mitglieder der Gemeinschaft sich nicht gegen die Integration zu sperren. Dann kann eine NGG für die Gemeinde fruchtbar werden.Bernd hat geschrieben:Welche Alternativen zur spirituellen Weiterentwicklung unserer Gemeinden seht Ihr?
Aber ich denke, daß es auch ohne gelingen kann ein gesundes spirituelles Klima in einer Gemeinde zu etablieren.
Nicht in einer besonderen Reihenfolge, nur eine Sammlung von Gedanken:
- Die Gemeinde als Gemeinschaft von Gemeinschaften.
- Priester, die sich als Seelsorger und Seelenführer verstehen.
- Menschen, die bereit sind einzeln oder gemeinsam zu beten.
- Menschen, die Zeit für andere haben und zuhören können.
- Eine Liturgie, die die Seele zu Gott erhebt.
- Laiengremien, die sich ihrer Verantwortung bewußt sind.
- Ein offenes Klima, in dem Menschen über ihren Glauben sprechen können.
- ...
Und da wäre jetzt eigentlich die Frage an Jürgen, wie ist das in der Ausbildung? Wird darüber gesprochen? Und wenn ja, wie?
Ich meine, daß die Ausbildung, spirituelle Prozesse zu begleiten, zu den wichtigsten Aspekten der Priesterausbildung gehören sollte.