Stephen Dedalus hat geschrieben:
Gegen die Mundkommunion ist eigentlich an sich gar nichts zu sagen. Leider stützen sich deren Befürworter m. E. auf die falschen Argumente. Die logische Folge dieses Denkens ist - und war lange Zeit - daß überhaupt niemand mehr kommuniziert hat, oder doch nur sehr sehr selten. Die Hostie mit der allergrößten Ehrfurcht zu behandeln, versteht sich m. E. von selbst, denn sie ist der wahre Leib Christi. Aber die "Verdinglichung", mit der dann über Partikel und Luftabrieb und dergleichen diskutiert wird, geht m. E. an der Sache vorbei. Sie steht in der Gefahr, das Wunder der Einkehr des Herrn selbst in unsere greibare und schmeckbare Welt auf einen - wenn auch heiligen - Materialismus zu reduzieren. Da wird es dann am Schluß so heilig und unserem Leben entfremdet, daß es mit unserer Welt und unserem Leben dann doch gar nichts mehr zu tun hat.
In einer Predigt habe ich jüngst eine beeindruckende Geschichte gehört: Ein Priester wurde inhaftiert. Während der Haft bat er nur um eins: Ein wenig Brot und ein bißchen Wein jeden Tag, um die Heilige Messe zu feiern. Auch das wurde ihm verweigert. Also fiel der Priester schließlich auf seine Knie, raffte mit seinen Händen den Schmutz und Dreck vom Zellenboden auf, streckte seine Hand zum Himmel und betete: "Dies ist mein Leib ..."
Selbst der Schmutz in unseren unwürdigen und unreinen Händen - selbst das wird noch zum Leib Christi, wenn Gottes Geist die Gnade der Wandlung schenkt. Die Handkommunion nimmt der Kommunion nichts weg. Sie macht das Wunder nur noch greifbarer und verständlicher.
Liebe Grüße
Stephen
1. Die letztere Geschichte ist wirklich Unsinn. Solche eine Konsekration ist ganz und gar ungültig. Wohl habe ich gleichartige Geschichten gehört von einem seligen Bischof (russischen Ritus) aus einem Lager in Sibirien, der dort selber Weizenkörne sparte (auspresste und mit Wasser zu "brot" machte), dazu eine Traube oder ein Stück Traube reingeschmuggelt bekam, und dann mit diesen zwei Zutaten in seiner Hand aus dem Gedächtnis heraus den Römischen Kanon etwa zitierte und so den Herrn empfangen únd spenden konnte. Das ist sehr schön. Aber Dreck vom Boden wird niemals die Realpräsenz (defectus materiae), vielleicht in der anglikanischen Theologie, aber nicht in der katholischen. Da gibt es bei uns ja die geistliche Kommunion.
Übrigens ist heute im Haus, und der Untergrundkirche dieses Märtyrerbischofs (Name fehlt mir heute) bei Kiev, eine Gruppe von mit der Piusbruderschaft verbundenen Basilianerinnen des slawischen Ritus wohnhaft.
2. Die Mundkommunion ist - so das Konzil von Trient - die apostolische Praxis und man findet sie schon unter Papst Sixtus I. in Rom, also im 2. Jahrhundert. Handkommunion hat es zwar gegeben, aber vor allem in den arianischen Gebieten. Natürlich ist und war es erlaubt, dass Laien in einem Notzustand und unter Verfolgung auch die Hl. Kommunion zu den anderen bringen. Aber das III. Konzil von Konstantinopel (680-681) bedrohte im Canon LVIII den Gläubigen die es wagten die hl. Kommunion, wie in Verfolgung oder Heremitischer Isolation, in die Hand zu nehmen oder empfangen, mit einer dreissig bis achtzig Tage dauernden Exkommunikation. Übrigens ist es Tatsache, dass in Rom und auch im Osten schon im frühen 4. Jahrhundert die hl. Kommunion in den Mund empfangen wurde, in soweit die Situation (wie in Armenien und Georgien) "normalisiert" war und das Christentum frei. Unter den Verfolgungen aber wurde die hl. Kommunion Akolythen (Hl. Tarcisius) und Familienväter (das liest man bei Origen zur Praxis der ägyptischen Kirche unter Verfolgungen) anvertraut, diese spendeten sie dann auch. Es gibt noch eine ganze Reihe weitere Argumente die die Handkommunion im Normalfall ausschliessen, ja sogar als sakrilegisch und "suspectus de haeresia" bezeichnen. Factum ist aber, dass die Handkommunion durch massiver Lobby 1964 widerrechtlich in Holland und Belgien eingeführt wurde um "die Ökumene mit unseren protestantischen Brüdern" (so Kardinal Suenens, später auch Alfrink von Utrecht) zu erleichtern. Bis 1968 erfolgten Drohungen an Rom (gegen Paul VI.) und schliesslich wurde in eine Enzyklika (Memoriale Domini, 1968) die ganz und völlig die Mundkommunion fördert, fordert und anpreist, eine Zeile eingeschlichen, die den endlichen Beschluss in dieser Sache den Bischofskonferenzen zuvertraut und Handkommunion dort wo sie bereits ist somit toleriert. Diese Zeile passt aber gar nicht in Mysterium Fidei (1965) und Memoriale Domini selbst und ist also keine persönliche Aussage von Paul VI.
Ich kann mir eindenken, dass Du als Anglikaner kein Problem mit der Handkommunion hast. Das ist logisch. Thomas Cranmer war, in einer Zeit als sogar die Mehrheit der deutschen Lutheraner noch völlig "katholisch" empfing, der erste der die Handkommunion tatsächlich anpries (Luther nicht wirklich).
3. Zu Luftabtrieb usw. Es ist só, dass der Mensch moralische Verantwortung hat jene Partikel als göttlich anzubeten und zu behandeln, die mit nacktem Auge sichtbar sind. Darüber hinaus gibt es keine Verantwortung mehr. Auch kann dort somit kein objektives Sakrileg mehr vorliegen. Bei der Massenhandkommunion wie heute in Deutschland auch verübt, liegt das ganz anders, und fallen häufig grosse, ja, sichtbare Partikel zu Boden. Der Boden wird einfach wieder betreten und die göttliche Präsenz zertreten. Früher fiel auch manchmal eine Hostie, aber wer weiss, was z.B. CIC 1917 dann vorschreibt, sieht die Ehrfurcht garantiert: ein weisses Tuch muss darüber geworfen werden und dann erfolgt eine vollständige Reinigung mit Weihwasser, das mit dem Tuch aufgefegt und dann durchs 'sacrarium' in den Boden geführt wird.
4. Tut mir Leid, aber die Behauptung, dass die Handkommunion das Wunder begreiflicher und greifbarer macht ist glatter Unsinn. Man braucht nur zuzuschauen. Es ist so, dass die Menschen heute nur noch einen Symbolismus vertreten (toleriert in dem "evangelical" Flügel der Anglicana) und danach auch handeln. Ich habe noch nie gehört von Vertiefung. Im öffentlichen Kult ist die Anbetung der hl. Hostie minimalisiert. Das hat mit der "Entmythologisierung" wie es die Progressisten sagen der Hl. Eucharistie durch die Handkommunion zu tun. In Polen glaubt 97 % an der Realpräsenz, in den Niederlanden glaubt nur 1/3 der Pastoralreferentinnen und nur 52 % der Priester noch daran. In Polen wurde bis 2005 nur die Mundkommunion erlaubt, in den Niederlanden fing man schon 1964 an. Das lässt auf einiges schliessen.
Ich habe die Altväter und Bestimmungen der westlichen Synoden (Rouen, 692, z.B., inspiriert durch Konstantinopel) usw. deutlich studiert, sowie alle Konzile, und daraus lässt sich schlussfolgern, dass für Katholiken die Handkommunion ausser Verfolgung und Krieg keine moralische Möglichkeit ist. Ich habe dazu vor Jahren ein kurzes Essay geschrieben, das publiziert wurde in einer Zeitschrift eines "konziliaren" katholischen Priesters. Er gab zu, insistierte aber, da man es seit 1987 auch mehr und mehr auf dem Petersplatz toleriert, sei es gut (auch so ein schlechtes Beispiel von Zentralismusdenken). Gegenargumente gab es nie. Der Cyrillus-Text der zur Rechtfertigung der Handkommunion vorangetrieben wird, ist umstrittener Orthodoxie (stammt aus arianischer Zeit) und ist abergläubig (empfiehlt neben Handkommunion auch das Einschmieren der Augen mit dem kostbaren Blut sowie die Nase und Ohren mit der Hostie), und der Autor war nicht Cyrillus von Jerusalem, so die Experten. Das Konzil in Trullo sprach auch etwas aus, aber es ist deutlich, dass derjenige der daraus Laienhandkommunion schlussfolgert, lügt, dennoch die Kanones (von Rom nie anerkannt) werden etwa von russischen Theologen und von Griechen als "nur für Kleriker bestimmt" erklärt, d.h. Kleriker durfte die gewandelte Brotsgestalt mit der Hand empfangen und sollten das in der angegebenen Weise machen.
Es ist Schade, dass auch Traditionalisten (sogenannte) sich oft auf Polemik und Einzelquellen stützen und noch nie eine Schrift mit allen Argumenten publiziert haben. Die Sache ist zwar historisch komplex, aber in Zusammenhang mit Trient und den Bestimmungen der Päpste auch ganz klar.
Handkommunion? "Nein, Danke, ich bin nicht protestantisch."